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Definierbarkeit und Definition des Ausdrucks „Gott“ - Christoph Zimmer

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werden, finden sich logische <strong>und</strong> außerlogische.<br />

Zu den außerlogischen Gründen zählt z.B. die Behauptung, daß „wir Gott nie völlig<br />

begreifen, nie im strengen Sinne wissen, was Gott ist“ 74 . Diese Behauptung hat, unabhängig<br />

davon, ob sie sachlich zu bejahen ist oder nicht, mit der <strong>Definierbarkeit</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> nichts zu tun, da sie auf einer Verwechslung von <strong>Definition</strong> <strong>und</strong><br />

empirischer Beschreibung beruht (siehe 1.1.5.). Sie ist <strong>des</strong>halb als Begründung für<br />

die Nichtdefinierbarkeit wegen Sachfremdheit zurückzuweisen.<br />

Die fehlerhafte Verbindung von Nichtdefinierbarkeit <strong>und</strong> Nichterkennbarkeit kommt<br />

auch noch in einer um einige Punkte vermehrten Fassung vor. Sie lautet als Erklärung<br />

für „deus definiri nequit“: „Was sich aber nicht definieren, d.h. in der logischen<br />

Form <strong>des</strong> Urteils nicht darstellen läßt, das kann nicht in der Weise vorliegen, daß es<br />

als ein eindeutig bestimmter Sachverhalt aufweisbar ist. Es kann nicht eigentlich erkannt<br />

werden. Mehr noch: es kann im Sinne der Tradition nicht einmal wahr sein.“ 75<br />

Zu der Abwegigkeit, daß Nichtdefinierbarkeit logisch nicht darstellbar sei (siehe<br />

3.3.), tritt die empirische Vermutung, daß Nichtdefinierbares als Sachverhalt nicht<br />

aufweisbar wäre. Letzteres mag vielleicht möglich sein, ergibt sich aber nicht im geringsten<br />

aus Nichtdefinierbarkeit, ebensowenig wie sich aus Nichtdefinierbarkeit<br />

Nichterkennbarkeit ergibt. Und daß Nichtdefinierbares nicht wahr sein könne, ist<br />

falsch, wenn Aussagen mit nichtdefinierbaren Ausdrücken gemeint sein sollten, <strong>und</strong><br />

ungereimt, wenn an nichtdefinierbare Ausdrücke als Bestandteile von Aussagen gedacht<br />

ist.<br />

6.2. Ein dem Anschein nach sprachlogisch anmutender Versuch, die „Nichtdefinierbarkeit<br />

Gottes“ mit einer Begründung zu versehen, ist die folgende Annahme:<br />

„Der Logiker würde heute die Nichtdefinierbarkeit Gottes damit begründen, daß<br />

<strong>„Gott“</strong> kein Autosemantikon sei, sondern ein Synsemantikon: ein Wort, das seine<br />

Bedeutung erst durch die Redewendung, in der es gebraucht wird, erhält.“ 76<br />

Auch das ist jedoch vollkommen falsch, 77 <strong>und</strong> es ist offenk<strong>und</strong>ig, daß der Logiker so<br />

etwas tatsächlich nicht behaupten würde.<br />

Als erstes kann nicht von der „Nichtdefinierbarkeit Gottes“ gesprochen werden, sondern<br />

nur von der Nichtdefinierbarkeit <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong>, doch auch dies gibt es<br />

ja nicht im prinzipiellen Sinn (siehe 1.1.3. <strong>und</strong> 3.3.). Es ist daher schon ganz verkehrt,<br />

dem Logiker zu unterstellen, daß er die sogenannte „Nichtdefinierbarkeit Got-<br />

Sparn, Walter: Wiederkehr der Metaphysik. Stuttgart 1976 (CThM 4), 141; Jüngel, Eberhard: Gott als Geheimnis<br />

der Welt. Tübingen 4 1982, 7; Link, Christian: In welchem Sinn sind theologische Aussagen wahr? EvTh 42, 1982,<br />

523; Härle, aaO, 230, Anm. 38.<br />

74 Ebeling, Gerhard: Existenz zwischen Gott <strong>und</strong> Wort. In: Wort <strong>und</strong> Glaube. II. Beiträge zur F<strong>und</strong>amentaltheologie<br />

<strong>und</strong> zur Lehre von Gott. Tübingen 1969, 269.<br />

75 Link, aaO, 523.<br />

76 Ebeling, Gerhard: Gott <strong>und</strong> Wort. In: Wort <strong>und</strong> Glaube. II, 416, Anm. 12; vgl. Dogmatik, I, 182f.<br />

77 Vgl. <strong>Zimmer</strong>, „Deus“, 52, 78f.

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