Definierbarkeit und Definition des Ausdrucks „Gott“ - Christoph Zimmer
Definierbarkeit und Definition des Ausdrucks „Gott“ - Christoph Zimmer
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reits definiert ist (≻). Doch erfordert das eine eigene thematische Untersuchung. 23<br />
Aufgr<strong>und</strong> dieses Überblicks genügt es noch nicht einmal, betreffs <strong>„Gott“</strong> nur von intensionaler<br />
Vagheit zu sprechen, denn es wird sogar Absur<strong>des</strong> mit dem Ausdruck<br />
<strong>„Gott“</strong> in Verbindung gebracht. Das entwertet die Liste als ganze, wofür folgende<br />
zwei Gründe ausschlaggebend sind:<br />
Erstens enthält sie Widersprüche wie (1) <strong>und</strong> (6). Dabei tritt verschärfend hinzu, daß<br />
diese Widersprüche in ihrem gemeinsamen Kern schon von Thomas von Aquin erkannt<br />
<strong>und</strong> ausgeschlossen worden sind (in seiner sec<strong>und</strong>a via). 24 Bereits im Mittelalter<br />
korrigierte Fehler werden hier also wieder neu aufgetischt.<br />
Zweitens geht es nicht an, sowohl extensionsverschiedene wie intensionsverschiedene<br />
Prädikate als „Intentionen“ <strong>des</strong> Wortes <strong>„Gott“</strong> anzuführen. Das heißt einfach,<br />
Verschiedenes miteinander zu verwechseln.<br />
Wenn aber der Gebrauch <strong>des</strong> Wortes <strong>„Gott“</strong> so diffus ist, wie durch die Liste (1) bis<br />
(7) dokumentiert, <strong>und</strong> der Klarheit schon in einem ganz elementaren Sinn ermangelt,<br />
wie will man dann glaubhaft machen, was inhaltlich unter Verwendung dieses <strong>Ausdrucks</strong><br />
zu sagen ist? Dies zeigt auch, daß die Forderung nach Klarheit <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong><br />
<strong>„Gott“</strong> <strong>und</strong> seiner <strong>Definition</strong> durchaus nicht erst dem speziell theoretischen Bedürfnis<br />
entspringt, sondern ebenso der religiösen Motivation <strong>und</strong> deren kommunikativen<br />
Erfordernissen.<br />
2.1.1.2. Um jene Liste trotzdem nicht voreilig aufzugeben, wird noch probiert, ob<br />
sich einige Angaben nicht vielleicht als Bedeutungspostulate konstruieren lassen.<br />
Bedeutungspostulate 25 bieten nämlich die Möglichkeit, intendierte Bedeutungen, die<br />
ein Ausdruck haben soll, in der Form einer generalisierten Implikation so festzulegen,<br />
daß immer dann, wenn ein elementares Prädikat auf einen Gegenstand zutrifft,<br />
auch ein anderes Prädikat als postulierte Bedeutung <strong>des</strong> ersten zutrifft.<br />
Das Bedeutungspostulat<br />
(8) Λx (Gx → Hx)<br />
besagt somit, daß, wenn G (<strong>„Gott“</strong>) auf x zutrifft, auch H auf x zutrifft, wobei für H<br />
eins von (1) bis (7) oder die Konjunktion aller sieben substituierbar sein müßte.<br />
Für den Fall, daß die Konjunktion aller sieben eingesetzt wird, ergibt sich, daß (8)<br />
falsch wird, da die Konjunktion falsch ist aufgr<strong>und</strong> von (6), (1) <strong>und</strong> (3) (siehe<br />
23 <strong>Zimmer</strong>, C.: Logik der Ratio Anselmi.<br />
24 Vgl. Essler, Wilhelm K.: Einführung in die Logik. Stuttgart 2 1969 (KTA 381), 222f.<br />
25 Vgl. Carnap, Rudolf: Meaning Postulates. In: Philosophical Studies. 3. 1952, 65-73; deutsch in: Bedeutung <strong>und</strong> Notwendigkeit.<br />
Eine Studie zur Semantik <strong>und</strong> modalen Logik. Wien, New York 1972 (LEP 6), 278-288; Stegmüller,<br />
Wolfgang: Das Wahrheitsproblem <strong>und</strong> die Idee der Semantik. Eine Einführung in die Theorien von A. Tarski <strong>und</strong> R.<br />
Carnap. Wien, New York 2 1977, 304f; Kalish, Donald: Semantics. In: EncPh 7, 353.