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Definierbarkeit und Definition des Ausdrucks „Gott“ - Christoph Zimmer

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11. Zusammenfassung<br />

11.1. Die Behauptung, daß der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> nicht definierbar sei, hauptsächlich<br />

unter Berufung auf Thomas von Aquin mit der nicht dem Stand der Entwicklung<br />

entsprechenden <strong>Definition</strong>slehre nach genus proximum <strong>und</strong> differentia specifica begründet,<br />

ist ausnahmslos unrichtig <strong>und</strong> <strong>des</strong>halb inakzeptabel.<br />

Erstens hat die Begründung „deus non habet genus“ die Form einer atheistischen Annahme,<br />

dergestalt daß das Prädikat <strong>„Gott“</strong> kraft dieser Begründung die Nullextension<br />

zugeordnet erhält <strong>und</strong> damit auf nichts zutrifft. Doch auch unter Absehung von dem<br />

atheistischen Testimonium wird durch jene <strong>Definition</strong>slehre keineswegs eine Begründung<br />

für Nichtdefinierbarkeit ermöglicht. Es läßt sich im Gegenteil zeigen, daß<br />

der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> auch dann definierbar ist, wenn nur das Verfahren nach genus<br />

proximum <strong>und</strong> differentia specifica zur Verfügung stünde<br />

Zweitens besagt Nichtdefinierbarkeit eines <strong>Ausdrucks</strong> bezüglich eines Systems oder<br />

Vokabulars, daß der Ausdruck von diesem System unabhängig ist bzw. nicht dazugehört.<br />

Nichtdefinierbarkeit <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> im Begriffssystem der Theologie<br />

kommt somit dem Ausscheiden dieses <strong>Ausdrucks</strong> aus der Theologie gleich, was darauf<br />

hinausläuft, daß <strong>„Gott“</strong> ein nichttheologaler Begriff ist. Im Gegensatz dazu zeigen<br />

die bereits vorliegenden <strong>Definition</strong>en, daß der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> auf jeden Fall<br />

definierbar ist, ebenso wie deren dem theologischen Vokabular entstammende Definientia<br />

<strong>„Gott“</strong> als theologalen Begriff sicherstellen.<br />

Drittens finden sich über die thomasischen Bezüge hinaus noch untauglichere Vorschläge,<br />

nach denen die Nichtdefinierbarkeit mit dem angeblichen Fehlen einer selbständigen<br />

Bedeutung <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> zu verbinden versucht wird, so daß zusätzlich<br />

zur Extensionslosigkeit auch Intensionslosigkeit als Begründung für <strong>des</strong>sen<br />

Nichtdefinierbarkeit herhalten muß. Damit hat die Nichtdefinierbarkeitstheologie das<br />

Wort <strong>„Gott“</strong> zu einer sinnlosen Artikulation degradiert <strong>und</strong> nebenbei die Arbeit an<br />

Wörterbüchern <strong>und</strong> Lexika negiert, in denen bekanntlich die Bedeutungen verzeichnet<br />

sind.<br />

Andererseits drückt sich gleichzeitig eine hermeneutische Freude an intensionaler<br />

Vagheit aus, deren damit einhergehen<strong>des</strong> Sichbegnügen mit terminologischer Unklarheit<br />

für die nichtdefinierbarkeitstheologischen Ansichten charakteristisch ist,<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> Irrtums, daß mit <strong>Definition</strong>en der Majestät Gottes zu nahe getreten<br />

werden würde. Eine <strong>Definition</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> sagt aber nichts über <strong>„Gott“</strong><br />

aus, sondern betrifft nur die Art <strong>und</strong> Weise, wie über Gott gesprochen werden soll.<br />

11.2. Die Bedeutsamkeit der <strong>Definierbarkeit</strong>sfrage in der Behandlung durch Thomas<br />

von Aquin liegt in der klaren Erkenntnis, um was für eine Frage es sich hier<br />

handelt, nämlich um eine logische, <strong>und</strong> in der ernsthaften Inanspruchnahme <strong>des</strong> zu<br />

Gebote stehenden logischen Instrumentariums zu ihrer Beantwortung. Später ist man<br />

weit dahinter zurückgefallen infolge der antilogischen Einstellung in der Theologie,<br />

die zudem den bequemen Effekt hat, die Details nicht so genau nehmen zu müssen.

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