Definierbarkeit und Definition des Ausdrucks „Gott“ - Christoph Zimmer
Definierbarkeit und Definition des Ausdrucks „Gott“ - Christoph Zimmer
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Für <strong>„Gott“</strong> steht hier „Gt“, sonst war bisher „G“ verwendet worden. Logisch gleichwertig<br />
ist auch diese <strong>Definition</strong>:<br />
(23) „„Ein göttliches Wesen ist der Inbegriff der Dinge, die sich nicht selbst bewirken,<br />
die alle anderen Dinge bewirken, aber von keinem anderen Ding bewirkt<br />
werden“, symbolisch:<br />
(23.1) „Gt = λx [¬ ( ε Wi) & Λy (y ≠ x → ε Wi &<br />
¬ ( ε Wi))]“.“ 118<br />
10.3. Läßt man die Formulierungsunterschiede zwischen (22) bis (23.1) außer acht,<br />
so stehen jetzt min<strong>des</strong>tens drei inhaltlich verschiedene <strong>Definition</strong>en <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong><br />
<strong>„Gott“</strong> zur Wahl, nämlich (13), (15) <strong>und</strong> (22). Für die damit gegebene Situation ist<br />
wesentlich, daß nicht alle drei <strong>Definition</strong>en gleichzeitig eingeführt werden können,<br />
sondern nur genau eine.<br />
Würde man dagegen mehrere verschiedene <strong>Definition</strong>en zugleich annehmen, so würde<br />
auch deren Konjunktion als <strong>Definition</strong> in Frage kommen. Doch diese Konjunktion<br />
ist immer kreativ, <strong>und</strong> damit keine <strong>Definition</strong> mehr, sondern eine Aussage, aus der<br />
andere folgen. Z.B. folgt aus der Konjunktion von (13) <strong>und</strong> (15) die Aussage<br />
„Etwas Notwendiges ist allmächtig, allgütig <strong>und</strong> allwissend“,<br />
die nicht logisch wahr ist. 119 Und aus der Konjunktion von (15) <strong>und</strong> (22) folgt<br />
„Etwas Allmächtiges, Allgütiges <strong>und</strong> Allwissen<strong>des</strong> ist erste Ursache“,<br />
was ebenfalls nicht logisch wahr ist.<br />
Es stehen zwar immer mehrere Möglichkeiten, einen Ausdruck zu definieren, zur<br />
Wahl, aber nur auf eine <strong>Definition</strong> kann die Wahl fallen. Die jeweils übrigbleibenden<br />
stellen dann empirische Postulate oder Hypothesen dar, falls sie nicht schon als<br />
Theoreme im theologischen System vorkommen. 120 Die Einführung einer <strong>Definition</strong><br />
hinsichtlich eines Systems (Vokabulars) zieht nach sich, daß alle ungenutzten <strong>Definition</strong>smöglichkeiten<br />
Theoreme oder empirische Hypothesen werden, die wahr oder<br />
falsch sein können, wenn diese überschüssigen <strong>Definition</strong>smöglichkeiten nicht schon<br />
aus andern Gründen fallengelassen worden sind.<br />
Dieser Zusammenhang leuchtet auch <strong>des</strong>wegen sofort ein, weil die gleichzeitige Annahme<br />
mehrerer verschiedener <strong>Definition</strong>en für einen <strong>und</strong> denselben Ausdruck mehrere<br />
verschiedene Bedeutungen für diesen Ausdruck festlegen würde, was dem Sinn<br />
<strong>und</strong> Zweck der <strong>Definition</strong> widerspricht.<br />
45<br />
120 Vgl. ebd. 85, 117.