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Definierbarkeit und Definition des Ausdrucks „Gott“ - Christoph Zimmer

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hält das Kriterium der Nichtkreativität, 58 das zuerst von Stanisław Leśniewski (1886-<br />

1939) formuliert wurde 59 <strong>und</strong> welches besagt, daß aus einer <strong>Definition</strong> keine neuen<br />

Aussagen deduktiv abgeleitet werden können, die nicht bereits ohne die <strong>Definition</strong><br />

ableitbar sind (siehe 3.2. <strong>und</strong> 3.4.).<br />

Wenn unter Zuhilfenahme einer <strong>Definition</strong> mehr gefolgert werden könnte als ohne<br />

die <strong>Definition</strong>, dann wäre die vermeintliche <strong>Definition</strong> für der deduktiven Zusammenhang<br />

notwendig <strong>und</strong> könnte demzufolge keine Eliminierbarkeit gewährleisten,<br />

so daß es keine <strong>Definition</strong> wäre. Der Zusammenhang zwischen Eliminierbarkeit <strong>und</strong><br />

Nichtkreativität ist daher so, daß alle <strong>Definition</strong>en, die Eliminierbarkeit gewährleisten,<br />

stets auch nichtkreativ sind. 60<br />

27<br />

5. Ungerechtfertigte Forderungen an <strong>Definition</strong>en<br />

5.1. Da unter <strong>Definition</strong>en manchmal andere Typen sprachlicher Ausdrücke verstanden<br />

werden als hier gezeigt, 61 treten Fälle auf, wo aufgr<strong>und</strong> außerlogischer Voraussetzungen<br />

philosophischer oder metaphysischer Art Forderungen erhoben werden,<br />

die von <strong>Definition</strong>en angeblich zu erfüllen seien. Derartige ungerechtfertigte<br />

Forderungen sind meistens auf die Verwechslung von <strong>Definition</strong>en mit Gegenstandsbeschreibungen<br />

zurückzuführen (siehe 1.1.4. <strong>und</strong> 1.1.5.) oder haben ihre Ursache in<br />

unrichtigen Auffassungen über die sprachliche Funktion von <strong>Definition</strong>en (siehe<br />

1.1.6. <strong>und</strong> 2.3.).<br />

Eine solche ungerechtfertigte Forderung ist z.B. das folgende Objektivitätspostulat:<br />

„Eine korrekte <strong>Definition</strong> muß vor allem objektiv sein, d.h. sie muß die Merkmale<br />

<strong>des</strong> außerhalb von uns existierenden Gegenstan<strong>des</strong> widerspiegeln.“ 62<br />

Hieran ist falsch, daß <strong>Definition</strong>en für Beziehungen zwischen sprachlichen Zeichen<br />

<strong>und</strong> außersprachlichen Gegenständen gehalten werden, <strong>und</strong> außerdem, daß sie etwas<br />

„widerspiegeln“ würden. Bei<strong>des</strong> ist <strong>des</strong>wegen nicht der Fall, weil es sich bei <strong>Definition</strong>en<br />

um innersprachliche Relationen handelt.<br />

<strong>Definition</strong>en sind daher auch keineswegs demonstrativen oder <strong>des</strong>kriptiven Charakters,<br />

wie z.T. angenommen wird, 63 weil <strong>Definition</strong>en weder auf Gegenstände „zeigen“<br />

noch Gegenstände beschreiben oder deren Eigenschaften aufzählen.<br />

Diese Verwechslung von <strong>Definition</strong>en mit empirischen Beschreibungen von Objek-<br />

58 Vgl. Kleinknecht, aaO, 206f; Essler, aaO, 82-86; Marciszewski, Witold: <strong>Definition</strong>. In: W. Marciszewski (Ed.): Dictionary<br />

of Logic. Concepts, Methods, Theories. The Hague, Boston, London 1981 (Nijhoff International Philosophy<br />

Series; 9) 87.<br />

59 Vgl. Leśniewski, Stanisław: Über <strong>Definition</strong>en in der sogenannten Theorie der Deduktion. In: Comptes Rendus <strong>des</strong><br />

Sèances de la Sociètè <strong>des</strong> Sciences et <strong>des</strong> Lettres de Varsovie. CP III, 24, 1931, 289-309.<br />

60 Vgl. Kleinknecht, aaO, 206f.<br />

61 Vgl. Robinson, Richard: <strong>Definition</strong>. 1950, 1-11 (Disagreements about definitions), 189; Abelson, Raziel: <strong>Definition</strong>.<br />

In: EncPh 2, 314-324.<br />

62 Kondakow, N. I.: Wörterbuch der Logik (Hg. der deutschen Ausgabe Erhardt Albrecht u. Günther Asser). Leipzig<br />

2<br />

1983, 79a.<br />

63 Vgl. Pupier, Paul: Lexikon. In: Martinet, Andrè (Hg.): Linguistik. Ein Handbuch. 1973, 140.

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