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Definierbarkeit und Definition des Ausdrucks „Gott“ - Christoph Zimmer

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der Konvention läßt sich in vielen Fällen als <strong>Definition</strong> formulieren.<br />

In der Sprache kommen <strong>Definition</strong>en weitaus häufiger vor als vielleicht vermutet<br />

wird, obgleich dies nur <strong>des</strong>wegen nicht immer wahrgenommen wird, weil viele <strong>Definition</strong>en<br />

aus Abkürzungsgründen nicht vollständig ausgeschrieben bzw. artikuliert<br />

werden, ohne daß dies jedoch den Konventionscharakter oder den <strong>Definition</strong>sgesichtspunkt<br />

beeinträchtigen müßte.<br />

So stellt z.B. das Vokabular der deutschen Sprache, wie es im Duden steht, unter<br />

syntaktischem Aspekt die Menge der definierten Buchstabenkombinationen dar.<br />

Denn das Vokabular umfaßt nicht jede beliebige Buchstabenkombination, sondern<br />

nur diejenigen, die als „Wörter“ definiert sind. Die Dudeneintragungen sind <strong>des</strong>halb<br />

als <strong>Definition</strong>en zu verstehen. Sie legen aufgr<strong>und</strong> der Konvention <strong>des</strong> Deutschen<br />

fest, welche Reihenfolgen von Buchstaben als Wörter gelten. Dabei ist aber nur die<br />

Hälfte der <strong>Definition</strong> jeweils ausgedruckt, das Definiens, während das Definiendum<br />

aus Gründen der Kürze <strong>und</strong> Übersichtlichkeit weggelassen ist. Vollständig sähe der<br />

Eintrag „laufen“ beispielsweise so aus:<br />

„L“, „a“, „u“, „f“, „e“, „n“ = Df „laufen“<br />

Dieses syntaktische Beispiel, das die elementare Rolle der <strong>Definition</strong> für die Sprache<br />

augenscheinlich macht, indem es darauf verweist, daß aus einem Alphabet erst durch<br />

konventionelle Kodifizierung von Art <strong>und</strong> Reihenfolge der Zeichen ein Vokabular<br />

entsteht, besagt bezüglich der <strong>Definition</strong> nichts anderes als die öfter beigezogenen<br />

semantischen Beispiele, wie etwa das häufig benutzte folgende verdeutlicht:<br />

„Unverheirateter Mann“ = Df „Junggeselle“<br />

Die Form der <strong>Definition</strong> ... = Df --- (siehe 4.1.) ist in beiden Fällen dieselbe, unabhängig<br />

davon, ob der Sachverhalt syntaktischer oder semantischer Natur ist. Die <strong>Definition</strong><br />

ist daher nicht auf ein ausschließlich semantisches Verhältnis einzuschränken, 31<br />

wenn auch die semantischen Beziehungen den Hauptbereich ihrer Anwendungen bilden.<br />

2.2.2. Vom semiotischen Gesichtspunkt aus fungiert die <strong>Definition</strong> als Kommunikationskonstituens.<br />

Zwar muß diese Funktion hinsichtlich der Alltagssprache meist<br />

erst durch linguistische <strong>und</strong> logische Analyse expliziert werden, doch ändert dies<br />

nichts daran, daß diese Funktion vorliegt. Die <strong>Definition</strong> ist demnach eine allgemeinsprachliche<br />

Elementarrelation, auch der nonverbalen Kommunikation, weil sie syntaktisch<br />

Zeichen konstituiert 32 <strong>und</strong> semantisch Bedeutung.<br />

Vom kommunikativen Gesichtspunkt aus gewährleistet die <strong>Definition</strong> methodisch<br />

Klarheit <strong>und</strong> Präzision, indem sie Eindeutigkeit <strong>des</strong> sprachlichen Materials herstellt.<br />

31 Vgl. ebd, 183.<br />

32 Vgl. Härle, aaO, 24.

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