20.11.2013 Aufrufe

Definierbarkeit und Definition des Ausdrucks „Gott“ - Christoph Zimmer

Definierbarkeit und Definition des Ausdrucks „Gott“ - Christoph Zimmer

Definierbarkeit und Definition des Ausdrucks „Gott“ - Christoph Zimmer

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

31<br />

tes“ überhaupt irgendwie begründen würde.<br />

Zweitens muß von einem Bedeutungsbegriff ausgegangen werden, der semantisch<br />

f<strong>und</strong>iert ist, <strong>und</strong> nach dem die Bedeutung eines sprachlichen <strong>Ausdrucks</strong> stets ein anderer<br />

sprachlicher Ausdruck ist (siehe 1.1.4. <strong>und</strong> 2.2.).<br />

Der Unterschied zwischen Autosemantika <strong>und</strong> Synsemantika bezieht sich somit weder<br />

darauf, ob ein Ausdruck selbst Bedeutung hat, noch darauf, ob er vom Kontext<br />

Bedeutung erhält oder nicht.<br />

Ein Autosemantikon zu verstehen als einen Ausdruck, der selbst Bedeutung hat, ist<br />

offensichtlich nichtssagend, da jeder Ausdruck Bedeutung hat, wie z.B. die Wörterbücher<br />

zeigen, abgesehen von speziellen Illustrationskonstruktionen, wie etwa dem<br />

stoischen „βλίτυρι“, die genau zu dem Zweck erf<strong>und</strong>en wurden, um zu zeigen, was<br />

Bedeutungslossein heißt. Ein Ausdruck, der keine Bedeutung hat, ist eine sinnlose<br />

Artikulation.<br />

So muß ein synsemantischer Ausdruck ebenfalls selbst Bedeutung haben, wenn er<br />

keine sinnlose Artikulation sein soll. Das „syn“ in „synsemantisch“ schließt nicht etwa<br />

aus, daß ein Synsemantikon Bedeutung hat, sondern bezieht sich auf die kontextuelle<br />

Einschränkung <strong>des</strong> Bedeutungsbereichs, der für diesen Ausdruck vorliegt, keineswegs<br />

jedoch darauf, daß der Kontext eine zunächst nicht vorhandene Bedeutung<br />

erst herstellen oder verleihen würde.<br />

Z.B. die Präposition „μετά“. Ihr Bedeutungsbereich enthält min<strong>des</strong>tens die Elemente<br />

„mit“ <strong>und</strong> „nach“ (temporal). Der Kontext beschränkt diesen Bedeutungsbereich auf<br />

nur ein Element, je nachdem, ob ein Genitiv oder Akkusativ folgt. Auch ohne Kontext<br />

hat die Präposition sehr wohl Bedeutung, sogar mehrere, unter denen der Kontext<br />

eine Auswahl trifft. Mit (syn) dem Kontext wird eine passende Bedeutung aus<br />

dem Bedeutungsspektrum gewählt, aber nicht eine Bedeutung verliehen.<br />

In semantischer Hinsicht kann zu den Synsemantika im eben erwähnten Sinn im<br />

Prinzip je<strong>des</strong> Wort gehören, wenn auch unter syntaktischem Aspekt kasusabhängige<br />

Ausdrücke wie die Präpositionen, ferner Konjunktionen, Artikel <strong>und</strong> Hilfsverben besonders<br />

deutliche Teilklassen darstellen. 78 Aber die Auffassung, daß ein Synsemantikon<br />

ein Wort sei, „das seine Bedeutung erst durch die Redewendung, in der es gebraucht<br />

wird, erhält“, ist auf jeden Fall unrichtig. Der Unterschied zwischen Synsemantika<br />

<strong>und</strong> Autosemantika ist kein Unterschied <strong>des</strong> Bedeutunghabens, sondern <strong>des</strong><br />

Gra<strong>des</strong> der kontextuellen Bedeutungsbeschränkung.<br />

Drittens ist unzutreffend, daß die Nichtdefinierbarkeit eines sprachlichen <strong>Ausdrucks</strong><br />

mit <strong>des</strong>sen grammatischer Klassifizierung als autosemantisch oder synsemantisch in<br />

Zusammenhang gebracht wird. Dem Zitat nach sieht es so aus, als ob die Autose-<br />

78 Vgl. Gr<strong>und</strong>züge einer deutschen Grammatik. Von einem Autorenkollektiv unter der Leitung v. Karl Erich Heidolph,<br />

Walter Flämig u. Wolfgang Motsch. Berlin 1981, 462, 698f.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!