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Definierbarkeit und Definition des Ausdrucks „Gott“ - Christoph Zimmer

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die Extensionsklasse <strong>des</strong> Prädikats <strong>„Gott“</strong> ist. Da jede Klasse Teilklasse der Allklasse<br />

U ist, gilt<br />

γ ε U,<br />

was äquivalent ist mit<br />

Λx (x ε γ → x ε U).<br />

Damit ist bewiesen, daß die Extension <strong>des</strong> Prädikats <strong>„Gott“</strong> Teilklasse einer „höheren“,<br />

mehr Elemente enthaltenden Klasse ist, daß es folglich auch ein genus proximum<br />

gibt, nämlich U (oder wahlweise Teilklassen von U mit mehr Elementen als γ),<br />

<strong>und</strong> daß aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong>sen die anders lautenden Annahmen nach (10) falsch sein müssen.<br />

Dieser Zusammenhang erlaubt übrigens eine interessante Berechnung der Extension<br />

von <strong>„Gott“</strong>. 92<br />

Des weiteren folgt, daß die Nichtdefinierbarkeitsbehauptung gemäß (9), (10) <strong>und</strong><br />

(12) falsch ist, da die dort verlangten Erfordernisse für die <strong>Definierbarkeit</strong> von G soeben<br />

erfüllt werden konnten. Die Bestreitung der Nichtdefinierbarkeitsbegründung<br />

ist dabei von den thomasischen Voraussetzungen her erfolgt, <strong>und</strong> nicht einfach durch<br />

die Ablehnung der in (9) bis (12) zugr<strong>und</strong>eliegenden <strong>Definition</strong>slehre bewerkstelligt<br />

worden.<br />

7.3. Die zweite Interpretationsmöglichkeit für „deus non habet genus“ ergibt sich<br />

daraus, daß <strong>„Gott“</strong> nicht wie in Kapitel 7.2. als Prädikat, sondern eventuell als Individuenkonstante<br />

aufgefaßt werden könnte. Obwohl sich für diese Variante in den<br />

Texten von Thomas kein Anhalt findet, wird sie wegen einer gewissen Vollständigkeit<br />

konstruiert, um zu zeigen, daß es in dieser Richtung keinen Ausweg gibt.<br />

Nach dieser Interpretationsmöglichkeit würde die Behauptung „deus non habet genus“<br />

besagen, daß das Objekt Gott nicht Element einer Klasse ist. Während vorhin<br />

eine Teilklassen-Klassen-Relation vorlag, handelt es sich hier um eine Element-<br />

Klassen-Relation, die nicht mehr mit dem Art-Gattung-Verhältnis zusammenfällt.<br />

Es sei g die Individuenkonstante, eine Abkürzung für den Namen <strong>„Gott“</strong>.<br />

Auf das so bezeichnete Objekt trifft auf jeden Fall irgendein Prädikat zu, andernfalls<br />

bestünde keine Möglichkeit, von Gott als von etwas zu sprechen. 93 Dieses sei F.<br />

Wenn F auf g zutrifft, dann muß – wie das Abstraktionsprinzip zeigt (siehe 7.2.) – g<br />

als Element in der Extensionsklasse <strong>des</strong> Prädikats F enthalten sein. Folglich ist g<br />

Element einer Klasse <strong>und</strong> somit die Ausgangsbehauptung falsch.<br />

35<br />

92 <strong>Zimmer</strong>, C.: Negation <strong>und</strong> via negationis. LingBibl 64, 1990, 79f.<br />

93 Ebd, 81-86.

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