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Definierbarkeit und Definition des Ausdrucks „Gott“ - Christoph Zimmer

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finition eine elementare Position inne, die darin besteht, daß sie die Eindeutigkeit der<br />

die Theorie durchlaufenden Ausdrücke gewährleistet (siehe 3.1., 3.2. <strong>und</strong> 3.3.).<br />

Der Theorienbezug betrifft aber nicht nur das Verhältnis der <strong>Definition</strong> zur Theorie,<br />

sondern auch umgekehrt das der Theorie zur <strong>Definition</strong>, weil ein definierter Ausdruck<br />

intensional abhängt von der Theorie, für die er definiert worden ist. Die Intensionen<br />

der Begriffe werden somit auch durch die ihnen zugr<strong>und</strong>eliegenden Theorien<br />

bestimmt. 36<br />

„Die abgeleiteten Begriffe einer Theorie erhalten ihre Intensionen durch die <strong>Definition</strong>en<br />

<strong>und</strong> <strong>Definition</strong>sketten aus den Gr<strong>und</strong>begriffen. Ändert man die Intensionen<br />

der Gr<strong>und</strong>begriffe, so ändern sich, wenn man die <strong>Definition</strong>en beibehält, damit automatisch<br />

auch die Intensionen der meisten abgeleiteten Begriffe. 37 Unter Beibehaltung<br />

der <strong>Definition</strong>en führt eine Änderung der Intensionen der Gr<strong>und</strong>begriffe zu einer<br />

Änderung <strong>des</strong> Axiomensystems. Dies zeigt auch, daß die <strong>Definition</strong> bezüglich der<br />

Theorie eine wahrheitsinvariante Funktion hat.<br />

Für die Wahl einer bestimmten <strong>Definition</strong> unter verschiedenen <strong>Definition</strong>smöglichkeiten<br />

sind die Bedürfnisse der Theorie ausschlaggebend. Von der Theorie her bestimmt<br />

sich die Zweckmäßigkeit einer <strong>Definition</strong>, während man unabhängig von der<br />

Theorie nichts über die Zweckmäßigkeit einer <strong>Definition</strong> sagen könnte, da dann die<br />

verschiedenen <strong>Definition</strong>smöglichkeiten alle gleichberechtigt wären.<br />

2.6. Die theologische Relevanz der <strong>Definition</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> wird hergeleitet<br />

aus der Tatsache, daß dieser Ausdruck für die Theologie zentral ist, nicht nur<br />

weil er zufällig namengebend war, sondern wegen seiner f<strong>und</strong>amentalen Rolle im<br />

Begriffsgefüge der Theologie. Einem Zentralbegriff aber kommt höhere Relevanz zu<br />

als peripheren Begriffen. Andererseits kann die intensionale Vagheit, die eine kommunikationsbeeinträchtigende<br />

Defizienz darstellt, nicht mit einer zentralen Rolle in<br />

Einklang gebracht werden, die der Ausdruck in bezug auf andere Ausdrücke einnehmen<br />

soll. Folglich wird der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> nur dann als Zentralbegriff gelten können,<br />

wenn seine intensionale Vagheit durch <strong>Definition</strong> überw<strong>und</strong>en wird. Demgegenüber<br />

muß ein Sichbegnügen mit intensionaler Vagheit so bewertet werden, daß<br />

der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> anscheinend so peripher ist, daß von einer <strong>Definition</strong> abgesehen<br />

werden könnte, da es offensichtlich nicht darauf ankommt, wie er zu verstehen<br />

ist.<br />

Es wäre auch verfehlt, wenn der Einwand vorgebracht würde, daß eine <strong>Definition</strong><br />

„die Fülle <strong>des</strong> Gottesbegriffs“ nicht auszuloten vermöchte. Denn „Fülle“ <strong>und</strong> „Tiefe“<br />

eines Begriffs sind bloß Unbestimmtheit <strong>und</strong> Verschwommenheit. Dahinter verbirgt<br />

sich ein Übermaß an intensionaler Vagheit. Und mit Ausdrücken wie „Fülle“ <strong>und</strong><br />

„Tiefe“, die auf einen Begriff hermeneutisch bezogen werden, wird lediglich ein<br />

conceptual slough of meaning bemäntelt.<br />

19<br />

36 Vgl. Essler, Wissenschaftstheorie, I, 98.<br />

37 Ebd. 119; Hervorhebungen getilgt. Vgl. ebd. 116-123.

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