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Definierbarkeit und Definition des Ausdrucks „Gott“ - Christoph Zimmer

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13<br />

I 1<br />

I 2<br />

G I 3<br />

.<br />

.<br />

.<br />

I k<br />

Die G bedeutungsmäßig zugeordneten Ausdrücke, die sich im betrachteten Spektrum<br />

finden (unter denen dann auch (1) bis (7) an gewissen Stellen wieder auftauchen<br />

müssen), sind unter Weglassung von Mehrfachvorkommen durchnumeriert. Welche<br />

Beträge k annehmen kann, je nach Abgrenzung <strong>des</strong> zugr<strong>und</strong>eliegenden Materials, ist<br />

nicht so wichtig. Wegen der Progressivität der Semiose 26 nimmt k aber weiter zu.<br />

Da I 1 , I 2 , I 3 ... I k die Intension von G betreffen, könnte man sie in gewissem Sinne zur<br />

Intensionsklasse <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> zusammenfassen, wenn klar ist, daß diese<br />

Klasse als Elemente Ausdrücke enthält, von denen es heißt, es seien Bedeutungen<br />

von <strong>„Gott“</strong>. Mit dieser Klasse gewinnt man ein Abbild intensionaler Vagheit.<br />

Die Lage spitzt sich jetzt noch einmal zu, da es sich bei dieser Intensionsklasse um<br />

eine Fuzzy-Menge handelt, d.h. um eine Klasse, deren Elemente der Anzahl nach unbestimmt<br />

bzw. unscharf sind, also nicht vollständig <strong>und</strong> abschließend angeführt werden<br />

können. Die Unschärfe läßt sich zum einen daran erkennen, daß über die Zugehörigkeit<br />

nicht weniger intensionaler Ausdrücke zu dieser Klasse keine Einhelligkeit<br />

besteht. Z.B. ist offenk<strong>und</strong>ig, daß die Zugehörigkeit von „das Woher meines Umgetriebenseins“<br />

teils bejaht, teils verneint wird, oder daß über die Elementschaft von<br />

„die Tiefe <strong>des</strong> Seins“ <strong>und</strong> weiterer Phrasen kontrovers geurteilt wird. Selbst über die<br />

sieben Angaben der oben erwähnten Liste besteht diesbezüglich durchaus keine<br />

Übereinstimmung.<br />

Einerseits kann die Unschärfe durch den Konsensmangel hinsichtlich der Elementschaft<br />

gewisser Ausdrücke interpretiert werden, andererseits aber kommt sie in viel<br />

gr<strong>und</strong>legenderer Weise durch die prinzipielle Unabgeschlossenheit <strong>des</strong> intensionalen<br />

Zuordnungsprozesses zustande. Indem immer neue Ausdrücke als Bedeutungen etabliert<br />

werden, vollzieht sich ein Prozeß fortlaufender bedeutungsmäßiger Zuordnungen,<br />

der ein Teilprozeß der unbegrenzten Semiose 27 ist. Diesem semiotischen Tatbestand<br />

entspricht die Relativität jeder Bedeutung, eine Relativität, die der historischen<br />

Relativität zugr<strong>und</strong>eliegt <strong>und</strong> diese erst ermöglicht.<br />

26 Vgl. Eco, aaO, 168, 173.<br />

27 Vgl. ebd, 73.

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