EKM intern - Evangelische Kirche in Mitteldeutschland
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Vertrauen oder Berechnung<br />
Um es vorweg zu sagen: Markus me<strong>in</strong>t<br />
nicht: Jedes unserer Gebete geht <strong>in</strong> Erfüllung.<br />
Das wird deutlich an dem Zusammenhang,<br />
<strong>in</strong> dem dieser Spruch steht und<br />
der als Leitspruch für Februar ausgewählt<br />
wurde. Aber was me<strong>in</strong>t er dann?<br />
Jesus ist mit se<strong>in</strong>en Jüngern unterwegs. Er<br />
will sich von e<strong>in</strong>em am Wege stehenden<br />
Feigenbaum Früchte holen, um zu essen.<br />
Aber der Baum trägt ke<strong>in</strong>e Früchte. Da<br />
verflucht er ihn. So e<strong>in</strong> unnützer Baum. Wer<br />
soll noch davon etwas essen können?<br />
Am nächsten Tag ist der Baum von der<br />
Wurzel her verdorrt. Als die Jünger das<br />
bemerken, machen sie Jesus darauf aufmerksam:<br />
Schaut mal, der Baum ist verdorrt.<br />
Jesus br<strong>in</strong>gt den verdorrten Baum mit<br />
Gott <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung und antwortet: Vertraut<br />
Gott. Er kann für uns Unmögliches tun.<br />
Ihr dürft nur nicht zweifeln. Gott könnte<br />
den Feigenbaum zum Leben erwecken<br />
oder auch Berge <strong>in</strong>s Meer wandern lassen.<br />
Vertrauen, das ist der Schlüssel fürs Gebet.<br />
Vertrauen – worauf ?<br />
Es muss sich rechnen<br />
Das Gegenteil von Vertrauen ist Berechnung.<br />
In der Mathematik ist Berechnung<br />
Voraussetzung, um zu klaren Ergebnissen<br />
und damit zu Zielen zu gelangen. Das ist<br />
im Grunde auch <strong>in</strong> der Wirtschaft so. Investitionen<br />
werden geplant, also berechnet,<br />
werden getätigt und realisiert. Und wenn<br />
sie sich nicht rechnen, waren sie nicht<br />
richtig und werden korrigiert oder solange<br />
verändert, bis „es sich rechnet“.<br />
In der Beziehung zwischen Menschen ist<br />
Berechnung ke<strong>in</strong>e Grundlage. Wer berechnend<br />
e<strong>in</strong>em anderen entgegentritt und <strong>in</strong><br />
Wirklichkeit nur se<strong>in</strong> eigenes Ziel verfolgt,<br />
trickst oder manipuliert. Solchen Menschen<br />
möchte ke<strong>in</strong>er begegnen.<br />
Markus erzählt deshalb im Zusammenhang<br />
dieser Bibelstelle e<strong>in</strong>e Begegnung von Jesus,<br />
wie dieser im Tempel die Tische der<br />
Händler und Wechsler umstößt.<br />
Ihn ärgert, dass die Leute mit Geld, mit<br />
Waren, ihre Beziehung zu Gott regeln<br />
wollen. Das geht doch nicht. Und er stößt<br />
die Tische um, sodass die Geschäfte nicht<br />
mehr möglich s<strong>in</strong>d.<br />
Vertrauen wagen<br />
Berechnung und Vertrauen schließen sich<br />
– wenigsten <strong>in</strong> der lebendigen Begegnung<br />
– aus. Also kommt es auf das Vertrauen an.<br />
Jesus vertraut darauf, dass Gott dem Menschen<br />
ganz nahe ist. Und er macht dem E<strong>in</strong>zelnen<br />
Mut, mehr noch, er fordert ihn auf:<br />
Wende dich an Gott. Vertrau auf ihn. Bete.<br />
Und Gott wird dir zukommen lassen, was<br />
du brauchst. Nicht mehr, aber auch nicht<br />
weniger. Gott und se<strong>in</strong>e Zuwendung können<br />
nicht erkauft werden. Auch nicht durch<br />
viel beten. Das vertrauensvolle Gebet ist es,<br />
das <strong>in</strong> Erfüllung geht. „Alles, was ihr bittet<br />
<strong>in</strong> eurem Gebet“, wenn ihr nur <strong>in</strong> vollem<br />
Vertrauen an die unbed<strong>in</strong>gte Zuwendung<br />
Gottes glaubt, „werdet ihr empfangen und<br />
es wird euch zuteilt werden“.<br />
Was kann ich beten,<br />
was können wir beten?<br />
Was können wir Gott sagen? Vor allem<br />
unsern Dank, unser Lob und unsere Freude,<br />
die dar<strong>in</strong> ihren Grund haben, dass er da ist,<br />
für uns und für alle Welt.<br />
Die ersten Sätze des Vaterunsers führen<br />
uns zu Anbetung, Lob und Dank: Wir<br />
dürfen Gott unsern Vater nennen, unser<br />
Leben durch se<strong>in</strong> Wort bestimmen lassen,<br />
das Kommen se<strong>in</strong>es Reiches mit Freuden<br />
erwarten und uns se<strong>in</strong>em Willen anvertrauen.<br />
Das ist der Grundton des Gebets<br />
der <strong>Kirche</strong>.<br />
Und wir dürfen klagen: Das Ungerechte<br />
nennen, das Schlimme erzählen, das Unverständnis<br />
ausdrücken. Warum, Herr?<br />
Anlässe für den Dank und die Klage erleben<br />
wir selbst <strong>in</strong> unserem Leben und<br />
manchmal am eigenen Leib. Dabei aber<br />
kann das Gebet nicht stehen bleiben. Jesus<br />
hat uns nicht gelehrt zu sprechen „Me<strong>in</strong><br />
Vater im Himmel ...“, sondern „Unser<br />
Vater im Himmel ...“ Deshalb ist auch der<br />
andere, ob weit entfernt oder ganz nah, immer<br />
mit im Blick. Aus Zeitung, Rundfunk<br />
oder Fernsehen erfahren wir vieles, was<br />
wir <strong>in</strong>s Gebet nehmen können. Und wir<br />
bekommen, erkennen oder sehen, was der<br />
andere braucht und wie wir konkret dazu<br />
beitragen können.<br />
<strong>EKM</strong> <strong><strong>in</strong>tern</strong> 02 | 2008<br />
HANDWERKSZEUG<br />
Zur Vorbereitung<br />
e<strong>in</strong>er Andacht<br />
Monatsspruch Februar<br />
Jesus Christus spricht:<br />
Alles, was ihr bittet<br />
<strong>in</strong> eurem Gebet,<br />
glaubt nur, dass ihr‘s<br />
empfangt, so wird‘s<br />
euch zuteil werden.<br />
Markus 11,24<br />
Kurzexegese<br />
von Pfarrer<br />
Dr. Christoph<br />
Victor aus Weimar<br />
Gebetsanregungen:<br />
Wofür können wir <strong>in</strong><br />
den zurückliegenden<br />
vier Wochen danken?<br />
Worum dürfen wir<br />
Gott für die nächsten<br />
vier Wochen bitten?<br />
Wie könnte Gott unsere<br />
Gebete erhören?<br />
Vgl. auch<br />
<strong>Evangelische</strong>s<br />
Gesangbuch<br />
ab Seite 1577<br />
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