Carl_Steegmüller_Zwischenbericht
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Praxissemester am Fraunhofer Institut<br />
für Biomedizinische Technik<br />
<strong>Zwischenbericht</strong><br />
im Studiengang<br />
Medizintechnik<br />
vorgelegt von<br />
<strong>Carl</strong> Ruben <strong>Steegmüller</strong><br />
Matr.-Nr.: 309782<br />
Am 30.11.2015<br />
an der Hochschule Pforzheim
Kurzfassung<br />
Dieser Bericht befasst sich mit meinem Praktikum am Fraunhofer Institut für Biomedizinische<br />
Technik. Dieses Praktikum ist ein fester Teil des Studiengangs Medizintechnik<br />
und soll einen Einblick in das spätere Berufsleben geben. Bis jetzt wurden 3 Aufgaben<br />
bearbeitet. Erstens, die Recherche über implantierbare Stimulatoren, zweitens, Inbetriebnahme<br />
eines Evaluationboards für medizinische Applikationen und drittens, die<br />
Programmierung eines eigenen Implantats das zur Klimamessungen in Kapseln gedacht<br />
ist. Ich gehe auf diese Aufgabenstellungen ein, schreibe wie diese gelöst wurden und wo<br />
Probleme aufgetreten sind. Bei der ersten Aufgabe, der Recherche, gab es keine Probleme<br />
da ich kein spezifisches Ziel hatte, es ging darum sich einen Überblick über das<br />
Thema zu verschaffen.<br />
Schlagwörter: Fraunhofer IBMT, Praktikum, Medizinische Applikationen, Implantate,<br />
Programmierung, Evaluationboards
Inhaltsverzeichnis<br />
Kurzfassung ..................................................................................................................... 2<br />
Inhaltsverzeichnis ........................................................................................................... 3<br />
1 Überblick .............................................................................................................. 5<br />
2 Ziele ....................................................................................................................... 6<br />
3 Methodik und Durchführung ............................................................................. 7<br />
4 Bisherige Ergebnisse ........................................................................................... 9<br />
Quellen ........................................................................................................................... 10
1 Überblick<br />
Da das Praxissemester einen Einblick in das spätere Berufsleben geben soll, habe ich<br />
mich bei meiner Praktikumsplatzsuche auf Unternehmen beschränkt, die unter anderem<br />
Prothesen entwickeln und an Prothetik oder medizinischen Implantaten forschen. Die<br />
Fraunhofer-Gesellschaft ist eine renommierte Adresse für Forschung und Entwicklung,<br />
und für einen angehenden Medizintechniker habe ich mich auf der Internetseite des<br />
Fraunhofer Instituts für Biomedizinische Technik (IBMT) umgesehen. Nach einem längeren<br />
Telefongespräch mit dem Gruppenleiter des Bereichs Neuromonitoring, stand für<br />
mich fest, dass ich mein Praktikum dort machen möchte. Das Fraunhofer IBMT wurde<br />
im Jahre 1992 gegründet und beschäftigt ca. 250 Mitarbeiter. Sein Hauptsitz ist in Sulzbach/Saar,<br />
St. Ingbert und ist eine Einrichtung für angewandte Forschung in den Bereichen<br />
Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Medizin. Mein Praktikum am<br />
Fraunhofer IBMT begann am ersten September und endet voraussichtlich am 27. Februar.<br />
Mein Betreuer ist Herr R. Ruff, der für die ganze Abteilung Neuromonitoring zuständig<br />
ist. Das Arbeitsklima am Fraunhofer IBMT ist sehr angenehm, man arbeitet<br />
selbstständig und frei. Man hat gleitende Arbeitszeiten, eignet sich das notwendige Wissen<br />
selbst an und löst auftretende Probleme eigenständig.<br />
Mein erstes größeres Projekt war die Inbetriebnahme eines Evaluationboards von der<br />
Firma Cactus Semiconductor. Auf diesem sind 2 Impulsgeneratoren verbaut, die auch in<br />
medizinischen Anwendungen benutzt werden, zum Beispiel in implantierbaren Stimulatoren.<br />
Um die Anwendungsmöglichkeiten und Funktionsweisen von diesen Stimulatoren<br />
besser verstehen zu können habe ich in den ersten zwei Wochen darüber recherchiert<br />
und über die Einsatzmöglichkeiten, und deren Funktionsweißen einen Bericht<br />
verfasst.<br />
Anschließend sollte ich ein eigenes Implantat implementieren, das die Temperatur und<br />
die Feuchtigkeit über einen längeren Zeitraum misst. Hierfür nutzte ich den<br />
MSP430F6638 Microkontroller von Texas Instruments (TI), da das Programm am Ende<br />
auf einem anderen Microkontroller der gleichen Familie laufen sollte. Über eine I²C-<br />
Verbindung wird der Temperatur-/Feuchtigkeitssensor angesteuert und die Werte ausgelesen.<br />
Das Ganze dient dazu das Klimaverhalten in einer Kapsel zu beobachten. Es ist<br />
sehr wichtig dieses Verhalten zu kennen da Implantate die eingekapselt sind auf sich<br />
verändernde Feuchtigkeitswerte reagieren. Bei Testläufen der Kapsel im Klimaschrank<br />
wird dokumentiert, wie sich das Klima innerhalb der Kapsel, im Verhältnis zum Klima<br />
außerhalb, verändert und ob die Elektronik noch einwandfrei funktioniert. Andere Abteilungen<br />
werden dieses Implantat nutzen um ihre Silicon-, Titan- oder Keramikkapseln<br />
zu testen. Denn auch die Kapselung von Implantaten wird am Institut weiterentwickelt.
2 Ziele<br />
Bei jedem wissenschaftlichen Projekt muss zu allererst Informationsbeschaffung betrieben<br />
werden. Meine erste Aufgabe war daher, möglichst viel über Implantierbare Stimulatoren<br />
heraus zu finden. Um mein Ziel genauer zu definieren, stellte ich mir folgende<br />
Leitfragen. Was sind implantierbare Stimulatoren? Wo werden sie eingesetzt? Wie<br />
funktionieren sie? Was können sie bewirken?<br />
Im Anschluss sollte ich ein Evaluation Board in Betrieb nehmen. Auf diesem waren<br />
zwei Impulsgeneratoren angebracht, die für implantierbare Stimulatoren genutzt werden<br />
können. Meine Aufgabe war es diese zu programmieren und zu testen. In welchem Maße<br />
lassen sich die Parameter der Impulse einstellen? Wo liegen die Maxima? Wie stabil<br />
sind die Impulse bei größeren Impedanzen? Zum Abschluss sollte ich noch eine graphische<br />
Benutzeroberfläche zur Parametereinstellung, am bester während der Laufzeit,<br />
programmieren.<br />
Meine nächste Aufgabe war es einen Microkontroller von Texas Instruments zu programmieren.<br />
Zuerst musste ich natürlich die richtigen Datenblätter finden. Anschließend<br />
die Pins für den AD- und den DA-Wandler heraussuchen und anhand von Beispielprogrammen<br />
die richtige Implementierung lernen. Die passende Compilersoftware<br />
für diesen Kontroller war schon vorinstalliert.
3 Methodik und Durchführung<br />
In den ersten Tagen habe ich sehr viel recherchiert um möglichst viel über Implantierbare<br />
Stimulatoren, deren Anwendungsmöglichkeiten und Funktionsweißen zu erfahren.<br />
Das war anfangs eine Herausforderung, da ich das Wissen größten Teils aus Artikeln<br />
von der Internetseite IEEE Xplore® hatte und diese alle in Fachenglisch geschrieben<br />
sind. Trotzdem waren diese sehr interessant und ich habe eine Menge gelernt.<br />
Bei der Inbetriebnahme des Evaluationboards musste ich zuerst einmal die notwendigen<br />
Datenblätter von der TI-Webseite herunterladen und den Schaltplan verstehen. Anschließend<br />
habe ich die mitgelieferte Firmware auf den Microkontroller geladen. Hier<br />
war das Problem, dass das c-Programm nicht mit der im Datenblatt angegebenen Compilersoftware<br />
kompatibel war. Also musste ich eine geeignete Software finden, installieren<br />
und mich in diese einarbeiten, doch letztendlich konnte ich das Programm auf den<br />
Microkontroller laden und debuggen. Die Parameter des Impulsgenerators wie die<br />
Pulsweite oder die Impulsfrequenz konnte ich jetzt im c-Code ändern und einstellen. Da<br />
man hier die Werte aber umrechnen und Hexadezimal eingeben muss habe ich als erstes<br />
den c-Code so umgeschrieben, dass man die Werte über „defines“ einstellen kann. Damit<br />
konnte man die Werte etwas schneller einstellen und ich konnte mit den Messungen<br />
anfangen. Ich habe einige Impedanz Messungen und einen Belastungstest gemacht, bei<br />
denen ich die maximale Stromstärke und Impulsdauer im Zusammenhang mit der Signalstabilität<br />
getestet habe. Der nächste Schritt wäre der gewesen eine geeignete Benutzeroberfläche<br />
zu erstellen. Diese wird dazu gebraucht, dass man nicht jedes Mal den c-<br />
Cade umschreiben muss um die Parameter zu ändern, sondern diese einfach eingeben<br />
kann und falls möglich während der Laufzeit ändern kann. Leider war das nicht möglich<br />
da das Evaluationboard weder JTAG- noch U(S)ART-fähig war.<br />
Für das nächste Projekt bin ich samt Computer in das Technik Labor umgezogen, da ich<br />
dort mehr Platz hatte und zusätzlich die notwendigen Gerätschaften wie ein Oszilloskop,<br />
ein Funktionsgenerator und Netzteile vorhanden waren. Diese benötigte ich um<br />
festzustellen ob der AD- bzw. der DA-Wandler richtig funktionieren und ob ich diese<br />
richtig implementiert habe. Bevor ich anfing zu programmieren, musste ich erstmal das<br />
Board verstehen auf dem der Microkontroller saß. Dazu habe ich mir die passenden<br />
Datenblätter, die ich zuvor von der TI-Seite runtergeladen habe, durchgelesen und mir<br />
den Schaltplan angeschaut. Anschließend habe ich Pfostenstecker an die richtigen Ports<br />
gelötet. Zwei für den AD-Wandler um Eingangssignale abzutasten, zwei für den DA-<br />
Wandler um das rekonstruierte Signal mithilfe des Oszilloskops anzuzeigen. Das Oszilloskop<br />
hatte zwei Eingänge. Den einen habe ich genutzt um das Signal des DA-<br />
Wandlers anzuzeigen, der Andere wurde mit dem Funktionsgenerator, der das Ein-
gangssignal generierte verbunden. So wurden die beiden Signale übereinander abgebildet.<br />
Ich konnte sie vergleichen und sehen ob ich die AD-Wandlung richtig implementiert<br />
hatte. Ob die Abtastrate hoch genug war oder ob Aliasing auftritt. Um die Abtastrate<br />
einstellen zu können begann die Umwandlung in einem Timer-Interrupt. Dieser wird<br />
nach einer bestimmten Zeit ausgelöst, die Abtastergebnisse werden zwischengespeichert<br />
und an den DA-Wandler weitergegeben. Dieses Programm hat soweit funktioniert. Der<br />
nächste Schritt war jetzt den Temperatur-/Feuchtigkeitssensor anzuschließen. Die Verbindung<br />
wurde über das Universal Serial Communication Interface (USCI) im I²C<br />
Kommunikationsmodus hergestellt. Der Vorteil des I²C-Modus ist der, dass man nur<br />
zwei Kabel zur Kommunikation benötigt. Um zu verstehen wie ich den Sensor richtig<br />
verband und ihn in mein C-Programm implementieren konnte, habe ich ein Programm<br />
und Notizen von einem anderen Studenten genutzt. Leider war das Programm unvollständig<br />
und enthielt einige Fehler was es mir sehr schwer gemacht hat das Programm<br />
vollständig zu verstehen. Doch mit Hilfe einiger Datenblätter, Beispielprogrammen und<br />
Online- Recherchen konnte ich alle Fehler beheben. Dabei habe ich das Programm soweit<br />
verstanden, dass ich die für mich nicht relevanten Zeilen aus dem ursprünglichen<br />
Code löschen konnte. Anschließend habe ich einen weiteren Timer-Interrupt geschrieben,<br />
in diesem wird die Messfunktion aufgerufen die die Temperatur- und Feuchtigkeitswerte<br />
ausgelesen. Diese werden, sofern sie sich von denen davor unterscheiden,<br />
ausgegeben. Ursprünglich sollten so auch die Werte des AD-Wandlers ausgeben werden,<br />
aber da dies zu viele waren, berechnete ich alle 100 Zyklen das Quadratische Mittel<br />
und gab dieses zusammen mit dem maximalen und minimalen Wert aus. Soweit ist das<br />
Programm fertig, leider tritt bei den Langzeittests immer noch ein Fehler auf. Die Ursache<br />
ist mir und auch den anderen Mitarbeitern im Institut nicht klar. Es wird vermutet,<br />
dass die Compiler Software nicht dafür ausgelegt ist so lange im Debug-Modus zu laufen<br />
und darum nach einigen Stunden eine Fehlermeldung ausspuckt. Darum werde ich<br />
in den nächsten Tagen versuchen die Messwerte nicht über den Debug-Modus anzeigen<br />
zu lassen, sondern sie über eine UART-Verbindung an den Computer zu senden. Diese<br />
Werte können dann entweder direkt in eine Datei abspeichern oder über einen Terminal-<br />
Emulator angezeigt werden lassen. Wenn ich diesen letzten Fehler gefunden und behoben<br />
habe dann ist dieses Projekt abgeschlossen.
4 Bisherige Ergebnisse<br />
Mein Lernprozess begann gleich in den ersten Wochen bei der Recherche über implantierbare<br />
Stimulatoren. Ich habe gelernt, dass diese immer stromgesteuert sind. Das heißt<br />
dass der Stromfluss konstant ist und sich die Spannung bei verändertem Widerstand<br />
anpasst. Das ist sehr wichtig da die Elektroden mit menschlichem Gewebe, zum Beispiel<br />
dem Rückenmark, verbunden sind und dessen Impedanz nicht immer konstant ist.<br />
Bei einem Konstantspannungssytem würde sich bei abnehmender Impedanz der Stromfluss<br />
erhöhen, was nicht mehr positiv stimulierend wirken würde, sondern bis zu Verbrennung<br />
führen könnte. Bei einem Konstantstromsystem kann das nicht passieren,<br />
sinkt die Impedanz dann bleibt der Stromfluss konstant und die Spannung sinkt ab,<br />
steigt die Impedanz wird der Stromfluss konstant gehalten indem die Batterie stärker<br />
belastet wird. Sofern die Batteriekapazität groß genug ist beleibt die Stromstärke bei<br />
beliebigen Impedanzen immer konstant und es besteht keine Verletzungsgefahr für den<br />
Patienten. [1] Abgesehen davon habe ich noch einiges über die Anwendungsbereiche<br />
der Tiefenhirnstimulation, der Rückenmarksstimulation, Herzschrittmacher, Retina-<br />
Implantate und Cochlea-Implantate herausgefunden. Außerdem entdeckte ich eine sehr<br />
interessante Forschungsarbeit namens „NeuWalk“ die sich damit beschäftigt Menschen<br />
die wegen Rückenmarkverletzungen querschnittsgelähmt sind, das Laufen wieder zu<br />
ermöglichen. [2]<br />
Um den Microkontroller von Cactus Semiconductor in Betrieb nehmen zu können<br />
musste ich zuerst mein Wissen über Microkontroller aus den Vorlesungen auffrischen<br />
und erweitern. Es mich war eine große Hilfe, dass ich bereits mit der Programmiersprache<br />
C vertraut war und den Kontroller gleich debuggen konnte. Bei dem Microkontroller<br />
von TI war das komplizierter, da wir an der Hochschule nie eigene Anschlüsse an<br />
ein Board anlöten oder komplexere Schaltpläne nachvollziehen mussten. Aber die Mitarbeiter<br />
am Institut waren alle sehr hilfsbereit und haben mir gezeigt wie ich einfach,<br />
sicher und schnell Anschlüsse und Kabel mit der Platine verlöten kann. Auch beim Programmieren<br />
des Microkontrollers war es sehr hilfreich die Programmiersprache zu beherrschen,<br />
vor allem als ich das Programm des ehemaligen Studenten bekam und mit<br />
diesem weiter arbeiten sollte. Auch mein Wissen aus den Vorlesungen Signalverarbeitung<br />
und Biosignalverarbeitung konnte ich hier umsetzten und wird mir in Zukunft sicher<br />
helfen ein besseres Verständnis der noch folgenden Aufgaben zu erlangen.<br />
Alles in Allem gefällt mir mein Praktikum am Fraunhofer IBMT sehr gut. Man lernt<br />
sehr viel, es kommen immer neue Herausforderungen und Aufgaben auf einen zu und<br />
die Mitarbeiter sind alle sehr freundlich und kompetent.
Quellen<br />
[1] http://www.neurochirurgie-heilbronn.de/epidural.htm<br />
[2] http://www.neuwalk.eu/