Blasmusik-in-Tirol-3-2014
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SCHWERPUNKT FAGOTT<br />
Chrstian Rauch bei der Arbeit <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Innsbrucker Werkstatt.<br />
Foto: privat<br />
Modernisierung unerwünscht<br />
Christian „Felix“ Rauch war als Saxophonist und Saxophonlehrer tätig, bevor er<br />
Holz<strong>in</strong>strumentenerzeuger mit Schwerpunkt Fagott wurde. Se<strong>in</strong>e Meisterwerkstatt<br />
liegt an der Innsbrucker Hallerstraße und ist die erste Adresse für Fagottisten aus<br />
Nah und Fern, vor allem für Fagottisten großer Orchester (www.fagott.at).<br />
Bit: Das Fagott ist e<strong>in</strong> besonders komplexes Instrument.<br />
Was s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Eigenheiten, Vorzüge<br />
und Probleme?<br />
Christian Rauch: Das Fagott hat e<strong>in</strong>en für<br />
Holzblas<strong>in</strong>strumente sehr großen Tonumfang<br />
von dreie<strong>in</strong>halb Oktaven. In der Tiefe reicht es<br />
noch sieben Halbtöne über die Grundskala h<strong>in</strong>ab,<br />
was alle<strong>in</strong> schon e<strong>in</strong>e zusätzliche Rohrlänge von 1<br />
Meter ausmacht. Die dar<strong>in</strong> auftretenden starken<br />
Resonanzschw<strong>in</strong>gungen beie<strong>in</strong>flussen wiederum<br />
das ganze akustische System. Die ganze oberste<br />
Oktave wird als 3. und 4. Teiltöne gespielt, was<br />
grifftechnisch wie akustisch nicht unkompliziert<br />
ist. Um das zu bewältigen, hat das Fagott vier<br />
Überblaslöcher und zum Beispiel neun Tasten<br />
alle<strong>in</strong> für den l<strong>in</strong>ken Daumen. Die Tonlöcher<br />
s<strong>in</strong>d, historisch bed<strong>in</strong>gt, oft recht eng und extrem<br />
lang. Diese komplexe Akustik erlaubt zwar<br />
viele Gestaltungsmöglichkeiten, entwickelt aber<br />
fallweise mehr Eigenleben, als dem Musiker lieb<br />
ist. Die Wendung „e<strong>in</strong> Instrument beherrschen“<br />
trifft hier wörtlich zu.<br />
Bit: Warum gibt es nur wenige Fagottbauer?<br />
Rauch: Anders als Oboen oder Klar<strong>in</strong>etten<br />
lassen sich Fagotte aus technischen und ökonomischen<br />
Gründen nicht als E<strong>in</strong>zelstücke oder<br />
<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>serie <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Werkstätten herstellen,<br />
sodass Fagotte ausschließlich <strong>in</strong> Manufakturen<br />
gebaut werden. Diese bauen Serien von 50 bis<br />
e<strong>in</strong> paar hundert Stück pro Jahr. Somit decken<br />
nur cirka zehn Betriebe weltweit den relativ ger<strong>in</strong>gen<br />
Bedarf ab. Die Hälfte dieser Betriebe s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> Deutschland. Richtige Massenproduktion, wie<br />
bei Klar<strong>in</strong>etten oder Flöten, gibt es ke<strong>in</strong>e.<br />
Bit: Sie haben, als Sie selbst noch Fagotte bauten,<br />
Neuerungen erfunden und auch umgesetzt.<br />
Welche waren das und gibt es noch<br />
s<strong>in</strong>nvolle Entwicklungsmöglichkeiten?<br />
Rauch: Ich habe e<strong>in</strong>ige Jahre mit<br />
e<strong>in</strong>em deutschen Hersteller im<br />
Bereich Produktentwicklung zusammengearbeitet<br />
und viele Verbesserungen<br />
umsetzen können,<br />
zum Beispiel an der Mechanik<br />
bezüglich leichterer Bedienbarkeit,<br />
bessere Ergonomie, Gewichte<strong>in</strong>sparung<br />
und Zuverlässigkeit.<br />
Dabei entwickelte ich<br />
auch e<strong>in</strong>e patentierte Verbesserung<br />
der Luftströmung im<br />
Bereich des Knicks der Röhre<br />
unten im sogenannten Stiefel,<br />
oder auch e<strong>in</strong> englischhornartiges kugelförmiges<br />
Schallstück für e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derfagott.<br />
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