18.02.2016 Aufrufe

KOMpass – Ausgabe 12/2016

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

WENIG MEHR IST NICHT GENUG!<br />

Warum es nicht reicht, gegen Kürzungen zu demonstrieren<br />

Derzeit wird <strong>–</strong> oft von der Öffentlichkeit unbemerkt <strong>–</strong> am Gerüst<br />

des Sozialstaats gehämmert, gesägt, gerüttelt. Doch nicht,<br />

um zu verbessern, sondern um zu kürzen, zu streichen, einzustampfen.<br />

Auch durch die Nichterhöhung von Förderungen<br />

für Einrichtungen im Sozial- und Gesundheitssystem wird real<br />

gekürzt, da durch Inflation und (auch magere) Lohnerhöhungen<br />

der Aufwand jährlich steigt <strong>–</strong> und somit bei Subventionsfortschreibungen<br />

die Angebote eingeschränkt werden müssen.<br />

Oberösterreich: Streikbereit<br />

Schon öfter waren in Oberösterreich die Menschen von Einsparungen<br />

betroffen, im letzten Jahr kam es ganz dick: 25 Millionen<br />

weniger will die Landesregierung für den Sozialbereich<br />

bereitstellen. Zwei mal wurde dagegen lautstarker Protest von<br />

Beschäftigten und Betroffenen organisiert, Tausende gingen<br />

auf die Straße. Angetrieben durch engagierte Betriebsräte und<br />

Belegschaften wurde von Seiten der Gewerkschaft ein Streik<br />

bis ins Detail vorbereitet. Was folgte, war eine „Einigung“ mit<br />

der SP-Landesrätin, die Sparvorgabe auf 17 Mio. Euro zu kürzen.<br />

Danach wurde von Arbeitgebervertretern und Gewerkschaft<br />

vereinbart, dass deshalb niemand gekündigt werde und<br />

die KV-Gehaltserhöhungen gezahlten werden sollen. Mit ein<br />

Grund, warum der Streik abgesagt wurde. Und nun? Die „Vereinbarung“<br />

mit den Arbeitgebern erwies sich schon kurz darauf<br />

das Papier nicht wert, auf dem es stand. Und nach den Wahlen,<br />

die eine schwarz-blaue Landesregierung ergab, ist die Zukunft<br />

des Sozialbereichs in OÖ mehr als nur schwarz und wird nicht<br />

nur mit einem blauen Auge davon kommen. Die Beschäftigten<br />

sind streikbereit. Doch ist es auch die Gewerkschaftsführung?<br />

Wien: Einsparungen auf Kosten der Armen<br />

Bei der „Wiener BerufsBörse“ (WBB), die seit über 20 Jahren<br />

erfolgreich Menschen mit einer Suchtproblematik betreut<br />

und beraten hat, soll ganz plötzlich massiv eingespart werden.<br />

Die KlientInnen und die Beschäftigten sind schwer geschockt.<br />

Die WBB ist eine gemeinnützige Beratungsstelle und begleitet<br />

Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen zu einem stabileren<br />

Leben, mit dem Ziel wieder am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.<br />

Die Angebote müssen zukünftig massiv reduziert werden:<br />

Nachbetreuungsgruppen und AMS-Beratungstage können z.B.<br />

nicht mehr stattfinden. Dadurch ist die einfach zugängliche,<br />

umfassende und langfristige Betreuung nicht mehr gegeben.<br />

Ein Wegfall der Betreuung hilfsbedürftiger Menschen am unteren<br />

Rande der Gesellschaft birgt das Risiko gravierender, negativer<br />

Auswirkungen. Die BetriebsrätInnen wehren sich u.a. mit<br />

einer Petition: www.openpetition.eu/at/petition/online/keineeinsparungen-im-sozialbereich-auf-kosten-der-armen<br />

JMG_pixelio.de<br />

Steiermark: Eine Liste der Grausamkeiten<br />

Mehr als 30 Punkte zählt die Liste der Kürzungen und Streichungen<br />

der steirischen Landesregierung, welche die „Plattform<br />

25“ zusammengestellt hat: Massive Kürzungen bei der Behinderten-Assistenz,<br />

ersatzlose Streichung der Entwicklungsförderung<br />

für Kinder und Jugendliche. Streichung der Sozial- und<br />

Lernbetreuung für 1.500 Kinder und damit Vernichtung von<br />

500 Arbeitsplätzen. Verschlechterungen bei der Wohnbeihilfe,<br />

Abschaffung des Gratiskindergartens. Kürzung der Förderung<br />

für Kultur und Schließung von Einrichtungen. Massive Kürzungen<br />

bei den Personalständen in den Krankenanstalten und<br />

Schließung von Abteilungen und Stationen. Überall regiert der<br />

Kahlschlag, obwohl sogar eine übergroße Mehrheit der SteirerInnen<br />

diese Kürzungen ablehnten. Doch SPÖVP waren nicht<br />

aufzuhalten, und die Auswirkungen sind fatal.<br />

Österreich: Kampf für Erhöhung statt nur Abwehr<br />

Und schon droht die nächste Keule auf uns niederzusausen:<br />

Vor kurzem veröffentlichte der Internationale Währungsfonds<br />

(IWF) seinen Bericht zu Österreich, und rät gleich einmal zu<br />

Kürzungen bei Pensionen, bei der Bildung, im Sozial- und im<br />

Gesundheitsbereich. Doch die Zahl der Menschen, die auf soziale<br />

Angebote angewiesen sind, steigt weitaus stärker als die<br />

Sozialbudgets, und auch Budgetsteigerungen, die hinter den<br />

Bedürfnissen zurückbleiben, bedeuten real einen Rückschritt<br />

in der sozialen Versorgung.<br />

Deshalb reicht es nicht, gegen Kürzungen zu demonstrieren.<br />

Vielmehr bedarf es des gemeinsamen Kampfes für mehr finanzielle<br />

und personelle Mittel und eine umfangreiche &<br />

grundlegende sozialpolitische Wende!<br />

4 <strong>KOMpass</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!