KOMpass – Ausgabe 12/2016
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WENIG MEHR IST NICHT GENUG!<br />
Warum es nicht reicht, gegen Kürzungen zu demonstrieren<br />
Derzeit wird <strong>–</strong> oft von der Öffentlichkeit unbemerkt <strong>–</strong> am Gerüst<br />
des Sozialstaats gehämmert, gesägt, gerüttelt. Doch nicht,<br />
um zu verbessern, sondern um zu kürzen, zu streichen, einzustampfen.<br />
Auch durch die Nichterhöhung von Förderungen<br />
für Einrichtungen im Sozial- und Gesundheitssystem wird real<br />
gekürzt, da durch Inflation und (auch magere) Lohnerhöhungen<br />
der Aufwand jährlich steigt <strong>–</strong> und somit bei Subventionsfortschreibungen<br />
die Angebote eingeschränkt werden müssen.<br />
Oberösterreich: Streikbereit<br />
Schon öfter waren in Oberösterreich die Menschen von Einsparungen<br />
betroffen, im letzten Jahr kam es ganz dick: 25 Millionen<br />
weniger will die Landesregierung für den Sozialbereich<br />
bereitstellen. Zwei mal wurde dagegen lautstarker Protest von<br />
Beschäftigten und Betroffenen organisiert, Tausende gingen<br />
auf die Straße. Angetrieben durch engagierte Betriebsräte und<br />
Belegschaften wurde von Seiten der Gewerkschaft ein Streik<br />
bis ins Detail vorbereitet. Was folgte, war eine „Einigung“ mit<br />
der SP-Landesrätin, die Sparvorgabe auf 17 Mio. Euro zu kürzen.<br />
Danach wurde von Arbeitgebervertretern und Gewerkschaft<br />
vereinbart, dass deshalb niemand gekündigt werde und<br />
die KV-Gehaltserhöhungen gezahlten werden sollen. Mit ein<br />
Grund, warum der Streik abgesagt wurde. Und nun? Die „Vereinbarung“<br />
mit den Arbeitgebern erwies sich schon kurz darauf<br />
das Papier nicht wert, auf dem es stand. Und nach den Wahlen,<br />
die eine schwarz-blaue Landesregierung ergab, ist die Zukunft<br />
des Sozialbereichs in OÖ mehr als nur schwarz und wird nicht<br />
nur mit einem blauen Auge davon kommen. Die Beschäftigten<br />
sind streikbereit. Doch ist es auch die Gewerkschaftsführung?<br />
Wien: Einsparungen auf Kosten der Armen<br />
Bei der „Wiener BerufsBörse“ (WBB), die seit über 20 Jahren<br />
erfolgreich Menschen mit einer Suchtproblematik betreut<br />
und beraten hat, soll ganz plötzlich massiv eingespart werden.<br />
Die KlientInnen und die Beschäftigten sind schwer geschockt.<br />
Die WBB ist eine gemeinnützige Beratungsstelle und begleitet<br />
Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen zu einem stabileren<br />
Leben, mit dem Ziel wieder am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.<br />
Die Angebote müssen zukünftig massiv reduziert werden:<br />
Nachbetreuungsgruppen und AMS-Beratungstage können z.B.<br />
nicht mehr stattfinden. Dadurch ist die einfach zugängliche,<br />
umfassende und langfristige Betreuung nicht mehr gegeben.<br />
Ein Wegfall der Betreuung hilfsbedürftiger Menschen am unteren<br />
Rande der Gesellschaft birgt das Risiko gravierender, negativer<br />
Auswirkungen. Die BetriebsrätInnen wehren sich u.a. mit<br />
einer Petition: www.openpetition.eu/at/petition/online/keineeinsparungen-im-sozialbereich-auf-kosten-der-armen<br />
JMG_pixelio.de<br />
Steiermark: Eine Liste der Grausamkeiten<br />
Mehr als 30 Punkte zählt die Liste der Kürzungen und Streichungen<br />
der steirischen Landesregierung, welche die „Plattform<br />
25“ zusammengestellt hat: Massive Kürzungen bei der Behinderten-Assistenz,<br />
ersatzlose Streichung der Entwicklungsförderung<br />
für Kinder und Jugendliche. Streichung der Sozial- und<br />
Lernbetreuung für 1.500 Kinder und damit Vernichtung von<br />
500 Arbeitsplätzen. Verschlechterungen bei der Wohnbeihilfe,<br />
Abschaffung des Gratiskindergartens. Kürzung der Förderung<br />
für Kultur und Schließung von Einrichtungen. Massive Kürzungen<br />
bei den Personalständen in den Krankenanstalten und<br />
Schließung von Abteilungen und Stationen. Überall regiert der<br />
Kahlschlag, obwohl sogar eine übergroße Mehrheit der SteirerInnen<br />
diese Kürzungen ablehnten. Doch SPÖVP waren nicht<br />
aufzuhalten, und die Auswirkungen sind fatal.<br />
Österreich: Kampf für Erhöhung statt nur Abwehr<br />
Und schon droht die nächste Keule auf uns niederzusausen:<br />
Vor kurzem veröffentlichte der Internationale Währungsfonds<br />
(IWF) seinen Bericht zu Österreich, und rät gleich einmal zu<br />
Kürzungen bei Pensionen, bei der Bildung, im Sozial- und im<br />
Gesundheitsbereich. Doch die Zahl der Menschen, die auf soziale<br />
Angebote angewiesen sind, steigt weitaus stärker als die<br />
Sozialbudgets, und auch Budgetsteigerungen, die hinter den<br />
Bedürfnissen zurückbleiben, bedeuten real einen Rückschritt<br />
in der sozialen Versorgung.<br />
Deshalb reicht es nicht, gegen Kürzungen zu demonstrieren.<br />
Vielmehr bedarf es des gemeinsamen Kampfes für mehr finanzielle<br />
und personelle Mittel und eine umfangreiche &<br />
grundlegende sozialpolitische Wende!<br />
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