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notabene_1-16

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<strong>notabene</strong><br />

Nr 1 / Februar 20<strong>16</strong><br />

Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche<br />

Reformprozess in Kanton und Stadt Zürich / Wie<br />

weiter mit KirchGemeindePlus?<br />

Seite 10<br />

Wie Zwingli<br />

auf die Leinwand kommt<br />

Zu Besuch bei den Machern des Zwinglifilms<br />

Seite 15<br />

Kindersingen<br />

und Städtebummel<br />

Unterwegs mit Kinder-Singleiterin und<br />

Stadtführerin Heidi Metzner<br />

1


Editorial / Inhaltsverzeichnis<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

«Kalt geduscht und gut<br />

informiert ins neue<br />

Arbeitsjahr.»<br />

Wir seien «gefangen» in Strukturdebatten.<br />

Und, er verspüre wenig Lust, die<br />

Diskussion über Gemeindegrössen oder<br />

Liegenschaftsverwaltung journalistisch<br />

zu begleiten, schreibt «Tagi-Journalist»<br />

Michael Meier in der Gastkolumne in<br />

diesem «<strong>notabene</strong>» (Seite 5). Eingeladen,<br />

in der neuen Rubrik einen Blick<br />

von aussen auf uns Reformierte zu werfen,<br />

liefert der Kirchenkenner und -kritiker<br />

in seinem Kommentar wenig Streicheleinheiten.<br />

Solche möchte ich mir und Ihnen zu<br />

einem motivierten Start in eine neues<br />

Arbeitsjahr zwar gönnen – auch weil die<br />

besagte Strukturreform uns ja tatsächlich<br />

in nächster Zeit noch einiges an Einsatz<br />

abverlangt, ob wir Lust haben oder<br />

nicht. Von einem kritischen Beobachter<br />

der Kirchen (und nicht nur der unsrigen)<br />

dürfen wir sie aber nicht erwarten.<br />

Kalte Dusche statt warmer Applaus –<br />

darauf muss man gefasst sein, wenn<br />

man sich dem Aussenblick stellt. Und<br />

weil solches eben nicht nur schaudern<br />

macht, sondern erfrischt – stellen wir<br />

uns dem auch in den nächsten Nummern.<br />

Dann werden uns auch die katholische<br />

Seelsorgerin Monika Schmid und<br />

der Kulturprofi Martin Heller den Spiegel<br />

vorhalten.<br />

Daneben beliefern wir Sie in dieser<br />

und in den folgenden Ausgaben des<br />

«<strong>notabene</strong>» wie üblich mit den Informationen,<br />

die Sie für Ihre Arbeit<br />

in der Kirche brauchen. Wir halten<br />

Sie auf dem Laufenden mit dem,<br />

was die Zürcher Landeskirche als<br />

Ganzes beschäftigt (z. B. mit dem<br />

Reformationsjubiläum – ab Seite<br />

10) und was in Ihrer Gemeinde vor<br />

Ort und in der Region ansteht. Wir<br />

möchten zeigen, was gut und beispielhaft<br />

gelingt oder wo es harzt und<br />

klemmt. Wir stellen zur Diskussion, was<br />

in Kirchenrat und Kirchensynode zu reden<br />

gibt (eben auch die Reform Kirch-<br />

GemeindePlus – ab Seite 7) und laden<br />

Sie ein, das «<strong>notabene</strong>» als Plattform zu<br />

nutzen, auf der verhandelt, argumentiert,<br />

nachgedacht, ermuntert, geschmunzelt,<br />

erzählt – und manchmal<br />

auch kalt geduscht wird.<br />

Christian Schenk<br />

Redaktor «<strong>notabene</strong>»<br />

Aktuell<br />

Nachrichten<br />

3 – 6<br />

Kolumne «Liebe Reformierte»<br />

Aussenblick von<br />

Michael Meier<br />

5<br />

«Aus dem Abc der Reformation»<br />

A wie Alltag<br />

6<br />

Schwerpunkte<br />

Wie weiter mit<br />

KirchGemeindePlus?<br />

Im Gespräch mit<br />

Kirchenratspräsident<br />

Michel Müller<br />

7 – 9<br />

Reformationsjubiläum:<br />

Wie Zwingli auf die<br />

Leinwand kommt<br />

10 – 11<br />

Rubriken<br />

Themen und Termine<br />

12 – 14<br />

Stellenmarkt<br />

14<br />

Porträt:<br />

Alles über Zürich<br />

15<br />

Impressum /<br />

Bischof zeichnet<br />

<strong>16</strong><br />

2<br />

<strong>notabene</strong> 1 / 20<strong>16</strong>


Kirchensynode / Wie gut zeigt die Kirche ihr Profil<br />

in der Öffentlichkeit?<br />

sch. Wie gut tritt die Landeskirche in<br />

der Öffentlichkeit in Erscheinung? Diese<br />

Frage stellte die Kirchensynode dem<br />

Kirchenrat in einem Postulat im März<br />

2014. Der Vorstoss wurde im Hinblick<br />

auf die Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum<br />

formuliert. Die Postulanten<br />

fragten nach den Werten, für welche<br />

die Landeskirche eintritt, wie sie diese in<br />

der Gesellschaft vertritt und mit welchen<br />

Massnahmen eine bessere Medienpräsenz<br />

erreicht werden kann.<br />

Eine Antwort in Form eines ausführlichen<br />

Berichts legt der Kirchenrat dem<br />

Kirchenparlament an seiner nächsten,<br />

ordentlichen Sitzung am 5. April vor.<br />

Darin weist der Kirchenrat auf die verschiedenen<br />

Faktoren hin, die das Fremdbild<br />

und die Reputation der Kirche in<br />

der medialen Öffentlichkeit prägen. Eine<br />

wichtige Rolle spielt dabei die Authentizität.<br />

«In der Öffentlichkeit wird bei Institutionen<br />

mit hohen ethischen Ansprüchen<br />

sehr genau beobachtet, ob diese<br />

Selbstverpflichtungen in der konkreten<br />

Arbeit und insbesondere im persönlichen<br />

Verhalten ihrer Vertreterinnen und<br />

Vertreter eingelöst werden.» Als entscheidende<br />

Faktoren nennt der Bericht<br />

auch die Qualität des Angebots, die Betriebskultur<br />

und das Erscheinungsbild.<br />

Überdies gelte es, die Gesetzmässigkeiten<br />

der Medien zu beachten.<br />

Auch wenn der Bericht festhält, dass<br />

die Reputation und Präsenz der Landeskirche<br />

in den Medien als gut zu werten<br />

ist, stimmt er mit den Postulanten darin<br />

überein, dass mit verschiedenen Mass-<br />

nahmen eine Stärkung der öffentlichen<br />

Wahrnehmung möglich wäre, beispielsweise<br />

mit Kampagnen im Rahmen des<br />

Reformationsjubiläums, mit stärkerer<br />

Präsenz bei öffentlichen Anlässen in<br />

Gemeinden, mit intensiverer Bewirtschaftung<br />

der Neuen Medien, mit entsprechenden<br />

Weiterbildungen der Mitarbeitenden<br />

oder mit einer stärkeren<br />

Gewichtung des Ressorts Öffentlichkeitsarbeit<br />

in den Kirchenpflegen.<br />

Den vollständigen Bericht finden Sie im<br />

Internet: www.zh.ref.ch/kirchensynode<br />

unter «Geschäfte der Kirchensynode».<br />

Umwelt / Ist Ihre Kirche auch ein Leuchtturm?<br />

sch. Kirchen machen nicht nur mit Glocken,<br />

sondern oft auch mit Beleuchtung<br />

auf sich aufmerksam. Anders als beim<br />

Geläut gibt die Nachtbeleuchtung von<br />

Turm oder Kirchenschiff nur in seltenen<br />

Fällen Anlass zu Beschwerden. Gleichwohl<br />

lohnt es sich für Kirchgemeinden,<br />

ihr Lichtkonzept zu überprüfen. Die<br />

Umweltfachstelle «oeku – Kirche und<br />

Umwelt» macht darauf aufmerksam,<br />

dass sich Kirchgemeinden grundsätzlich<br />

die Frage stellen sollen, ob und wie<br />

lange ihre Kirche in der Nacht überhaupt<br />

angestrahlt werden soll – und<br />

wenn ja, wie das möglichst umweltverträglich<br />

geschehen kann. Problematisch<br />

sind Aussenbeleuchtungen, weil sie den<br />

Lebensraum von nachtaktiven Tieren<br />

wie Fledermäusen beeinträchtigen können.<br />

Je nach Lichtmittel sind Kirchenbeleuchtungen<br />

auch Energiefresser und<br />

tragen zur Lichtverschmutzung bei. Für<br />

die Anstrahlung von Kirchen können effiziente<br />

Halogen-Metalldampflampen<br />

oder Natriumdampflampen eingesetzt<br />

werden, heisst es im Umwelthandbuch<br />

«Es werde grün» von oeku. Effizient<br />

und sparsam sind auch LED-Beleuchtungen.<br />

Unnötige Lichtemissionen lassen<br />

sich auch dadurch verringern, indem<br />

man die Helligkeit zurückfährt.<br />

Das für Fragen zu Lichtemissionen<br />

zuständige kantonale Amt für Abfall,<br />

Wasser, Energie und Luft (AWEL) bemüht<br />

sich ebenfalls darum, die Lichtverschmutzung<br />

zu vermindern und stellt<br />

Gemeinden Richtlinien und Merkblätter<br />

zur Verfügung. Diese sind generell<br />

auch für Kirchen nutzbar. Als leuchtendes<br />

Beispiel gelungen illuminierter<br />

Kirchtürme gilt in Zürich beispielsweise<br />

der Turm von St. Peter. Als Teil des<br />

«Plan Lumière» der Stadt Zürich wird<br />

dieser Turm mittels einer Schablone optimal<br />

ausgeleuchtet.<br />

Buchtipp: Kurt Aufdereggen et al:<br />

Es werde grün. Umwelthandbuch für<br />

Kirchgemeinden. Bern, 2015. Bezug:<br />

Tel. 031 398 23 45. www.oeku.ch<br />

Weitere Infos: www.awel.zh.ch<br />

(Suchstichwort «Lichtemissionen»)<br />

Foto: sch<br />

Leuchtendes Beispiel: St. Peter in Zürich.<br />

<strong>notabene</strong> 1 / 20<strong>16</strong> 3


Capni / So hilft<br />

unser Hilfswerk<br />

im Nordirak<br />

Videostill: Christoph Klein<br />

Kom. Seit Jahren unterstützt die Zürcher<br />

Landeskirche christliche und andere<br />

religiöse Minderheiten im Nahen<br />

Osten. Hauptpartner vor Ort ist die<br />

Hilfsorganisation Capni (Christian Aid<br />

Program Northern Iraq). Wie Capni arbeitet,<br />

welche Projekte es – auch mit der<br />

Spendenhilfe aus Zürich – zu Wege<br />

bringt, das zeigen eine Reihe von Kurzreportagen,<br />

die seit Anfang Jahr im Web<br />

aufgeschaltet sind.<br />

Der Filmemacher Christoph Klein<br />

war im November 2015 im Nordirak<br />

und hat im Auftrag der Zürcher Landeskirche<br />

verschiedene Hilfsprojekte besucht.<br />

Das mittlerweile grösste christliche<br />

Hilfswerk im Irak half bis vor einiger<br />

Zeit insbesondere den vielen christlichen<br />

Auch einmal unbeschwert: Kinderhort im Flüchtlingslager<br />

Sheikhan (Nordirak).<br />

Binnenflüchtlingen, die aus Bagdad und<br />

dem Süden des Irak in die relativ sicheren<br />

Gebiete im Norden flüchteten. Das<br />

Hilfswerk hat dazu beigetragen, dass die<br />

Flüchtlinge eine neue Existenz aufbauen<br />

und ihre christliche Identität bewahren<br />

konnten. Seit dem Vormarsch der Terrormiliz<br />

IS im Sommer 2014 konzentriert<br />

sich die Arbeit von Capni auf die<br />

Nothilfe. Diese kommt insbesondere<br />

Nothilfe: Capni richtet Notunterkünfte<br />

ein.<br />

den vertriebenen Christen, aber auch<br />

anderen religiösen Minderheiten, darunter<br />

vor allem den Jesiden, zugute.<br />

• Filmreportagen auf:<br />

www.zh.ref.ch/hilfe/videos<br />

• Sammelkonto: PC 80-2020-8,<br />

Evang.-ref. Landeskirche des<br />

Kantons Zürich. Konto 200 51/<br />

Bedrängte Christen<br />

Reformierte Medien / Aus<br />

«RP» wird «bref»<br />

sch. Im Januar ist erstmals das Magazin<br />

«bref» der «Reformierten Medien» erschienen.<br />

Die Zeitschrift vereint Journalismus<br />

aus den reformierten Landeskirchen<br />

mit längeren Berichten, Meinungen<br />

und Unterhaltung. Das farbige Magazin<br />

erscheint alle zwei Wochen und löst die<br />

Zeitschrift «Reformierte Presse» ab. Die<br />

inhaltlichen Schwerpunkte bilden weiterhin<br />

Themen aus Religion, Theologie,<br />

Kultur und Gesellschaft. «bref» legt<br />

sichtlich mehr Wert auf Gestaltung und<br />

Bildsprache und will «frisch, frech, aber<br />

auch tiefgründig» daherkommen.<br />

«bref» wird einem der nächsten «<strong>notabene</strong>»<br />

zum Kennenlernen beigelegt. Infos<br />

und Schnupperabos: www.ref.ch<br />

Abstimmung / SEK und<br />

HEKS empfehlen<br />

ein Nein<br />

kom. Der Schweizerische Evangelische<br />

Kirchenbund und das Hilfswerk der<br />

Evangelischen Kirchen der Schweiz sagen<br />

Nein zur «Durchsetzungsinitiative».<br />

Die Volksinitiative, die am 28. Februar<br />

an die Urne kommt, sei mit den rechtsstaatlichen<br />

Grundlagen der Schweiz unvereinbar,<br />

schreibt der SEK in einer Medienmitteilung.<br />

Weder die Einzel -<br />

fallsituation noch die Schwere der Straftat<br />

werden berücksichtigt. Der Ausschaffungsautomatismus<br />

reisse Familien<br />

ohne Rücksicht auf Fürsorgeverhältnisse<br />

auseinander. Das HEKS wertet die<br />

Initiative als Angriff auf das humanitäre<br />

Völkerrecht. Der Vorstoss stehe in<br />

einem eklatanten Widerspruch zu den<br />

Werten und humanitären Grundsätzen<br />

von HEKS.<br />

www.sek.ch; www.heks.ch<br />

Kirchenmusik / Dachverband<br />

wird<br />

breiter<br />

kom. Nachdem die Delegiertenversammlung<br />

des «Reformierten Kirchenmusikverbands<br />

Schweiz» (RKV) bereits<br />

2014 eine Öffnung des Dachverbandes<br />

beschlossen hat, wird diese jetzt konkret.<br />

An der nächsten Delegiertenversammlung<br />

(am 28. Mai in Schaffhausen)<br />

sollen die revidierten Statuten beschlossen<br />

werden. Stimmen die Delegierten zu,<br />

wird die Beschränkung auf reine Personalverbände<br />

aufgehoben und die<br />

Sprachgrenzen fallen weg. Im Dachverband<br />

werden dann neben den bisherigen<br />

kirchenmusikalischen Berufsverbänden<br />

(kantonale Organisten- und Kirchenmusiker-Verbände)<br />

auch alle kirchenmusikalisch<br />

tätigen Gruppierungen und<br />

Einzelpersonen in der ganzen Schweiz<br />

Aktivmitglieder werden können.<br />

Weitere Infos: www.rkv.ch<br />

4<br />

<strong>notabene</strong> 1 / 20<strong>16</strong>


Leserbrief / Qualität fördern statt Kirche<br />

verstecken<br />

Foto: «Tages-Anzeiger»<br />

«<strong>notabene</strong>» 10/15: Leserbrief «Ab in den<br />

Papierkorb?»<br />

Jost Ohler fragt in seinem Leserbrief, ob<br />

wir uns auch schon überlegt hätten, dass<br />

das Corporate Design auch «negativen<br />

Wiedererkennungswert» haben könne.<br />

Natürlich kann es das. Aber ist es das<br />

Problem des CD, wenn die Qualität der<br />

Angebote nicht stimmt? Sollen wir aus<br />

Angst, die Angebote würden nicht zu<br />

überzeugen vermögen, tunlichst vermeiden,<br />

Kirchliches mit Kirche zu etikettieren?<br />

Geht die Forderung nicht seit Jahren<br />

grad in die umgekehrte Richtung,<br />

nämlich möglichst überall Kirche drauf<br />

zu schreiben, wo auch Kirche drin ist?<br />

Wie wichtig das ist, hat gerade die Abstimmung<br />

2014 eindrücklich belegt. Der<br />

Weg wäre also wohl eher, an der Qualität<br />

der «minderen Angebote» zu arbeiten,<br />

als deren kirchliche Urheberschaft zu<br />

verstecken.<br />

Weiter bedauert Herr Ohler, dass das<br />

CD nicht kommuniziere, «dass unsere<br />

Kirchgemeinden sich ständig neu in die<br />

Aktualität unserer Gesellschaft hinein erfinden».<br />

Ja, das kann ein CD tatsächlich<br />

nicht, und das ist auch nicht seine Aufgabe.<br />

Dafür gibt es zahlreiche andere<br />

Möglichkeiten und Instrumente, die eine<br />

Kirchgemeinde nutzen kann, wenn sie<br />

denn nur will. Und schliesslich: Die Einheitlichkeit<br />

des CD bedeutet nicht eine<br />

Vereinheitlichung der Gemeinden. Es<br />

steht darum auch nicht im Widerspruch<br />

zur Vielfalt von deren Aktivitäten, wie<br />

Herr Ohler glaubt, sondern ist gerade<br />

jene Plattform, welche die Vielfalt erst<br />

sichtbar macht – denn ohne Bezugspunkt<br />

wäre sie nicht Vielfalt, sondern Chaos.<br />

Und es sind ihrerseits dann die verschiedenen<br />

Identitäten der Kirchgemeinden –<br />

Jost Ohler fordert sie zu Recht ein –, die<br />

in ihrer Summe die Vielfalt der Landeskirche<br />

bilden.<br />

Nicolas Mori, Leiter Kommunikation<br />

Liebe Reformierte<br />

«Selber denken. Die Reformierten.»<br />

Der Slogan der umstrittenen Imagekampagne<br />

aus dem Jahr 2000 hat<br />

mir immer gefallen. Weil er auf der<br />

Suche nach dem viel bemühten reformierten<br />

Profil hilfreich ist. Reformation<br />

hat mit Reflexivität zu tun,<br />

mit dem Wort und dem mündigen<br />

Individuum. Mir scheint, die Zürcher<br />

Kirche ist dabei, das aus dem Blick<br />

zu verlieren.<br />

Wohl auch, weil sie in den Strukturdebatten<br />

von KirchGemeindePlus<br />

und einer einzigen städtischen<br />

Kirchgemeinde gefangen ist. Diese<br />

werden in den nächsten Jahren viele<br />

Kräfte binden, auf Kosten der Inhalte.<br />

Als Journalist spüre ich wenig<br />

Lust, die Diskussion über Gemeindegrössen<br />

oder die optimale Verwaltung<br />

von Liegenschaften zu begleiten.<br />

Wenn schon, interessiert mich an<br />

diesem Prozess, wie sich die Reformierten<br />

als Minderheit zurechtfin-<br />

Campus Kappel / «Ist Gott tot?» Grosse<br />

Fragen für künftige Theologen<br />

Lässt sich auf theologische Diskussionen ein:<br />

Zürcher Popmusiker Dabu Bucher.<br />

sch. Zum vierten Mal laden die reformierten<br />

Kirchen und theologischen<br />

Fakultäten der Deutschschweiz zur<br />

Theologiewoche vom 18. bis 22. Juli im<br />

Kloster Kappel. Die Veranstalter werfen<br />

dabei grosse und provokativen Fragen<br />

auf, denen sie zusammen mit theologisch<br />

interessierten Jugendlichen auf den<br />

Grund gehen wollen. Ist Gott tot? Wie<br />

viel Fremdes vertragen wir? Wie perfekt<br />

muss ich sein? Als Zugpferde und intellektuelle<br />

Sparringpartner dienen auch<br />

diesmal namhafte Persönlichkeiten aus<br />

Kultur, Gesellschaft, Theologie und Naturwissenschaft.<br />

Mit dabei sind die<br />

Theologin Ella de Groot, der Islamwissenschaftler<br />

Serdar Kurnaz, der Schweizer<br />

Popmusiker Dabu Bucher (Dabu<br />

Fantastic) oder der Plastische Chirurg<br />

Urs Hug. Mit dem Campus sollen Jugendliche<br />

zwischen <strong>16</strong> und 22 Jahren aus<br />

der ganzen Schweiz für ein Theologie-<br />

Studium motiviert werden. Interessierte<br />

müssen sich für die Teilnahme an der<br />

Theologiewoche bewerben.<br />

Teilnahmebedingungen und Anmeldung:<br />

www.campuskappel.ch<br />

dabufantastic.ch<br />

«Die Kirche wird nicht<br />

an Strukturreformen<br />

gesunden.»<br />

den, wie sie ihre Rolle und Botschaft<br />

im säkular-pluralen Umfeld<br />

definieren. Die Einwanderungsgesellschaft<br />

und ihre kulturell-religiösen<br />

Spannungen werden uns zusehends<br />

beschäftigen. Der ideale Ort<br />

der Auseinandersetzung wäre eine<br />

Stadtakademie. Es ist leider symptomatisch,<br />

wie leicht man sich von<br />

diesem Projekt verabschiedet hat.<br />

Die Erinnerung an den zugkräftigen<br />

Brand «Boldern» ist offensichtlich<br />

verblasst.<br />

Ein Think-Tank, der an gesellschaftlichen<br />

Brennpunkten in die Tiefe<br />

denkt, entspräche doch dem reformierten<br />

Proprium. Die reformierte<br />

Kirche wird nicht an Strukturreformen<br />

gesunden, schon weil für sie<br />

die Institution nicht heilswirksam<br />

ist. Auch nicht an «Fresh expressions»,<br />

die sie der evangelikalen<br />

Event-Ästhetik entlehnt. Reformierte<br />

werden ihrer Berufung gerecht,<br />

wenn sie «selber denken».<br />

Michael Meier ist Theologe und beim<br />

«Tages-Anzeiger» für kirchliche und<br />

religiöse Themen zuständig.<br />

<strong>notabene</strong> 1 / 20<strong>16</strong> 5


Interreligiöser Dialog / Zehn Sätze zum<br />

Zusammenleben<br />

Aus dem Abc der<br />

Reformation<br />

A wie Alltag<br />

Reformierte haben immer Gottesdienst.<br />

Ihr Glaube nimmt nie Ferien.<br />

Schlimm?<br />

Nein. Religion ist für sie kein Konsumartikel<br />

und kein Accessoire,<br />

sondern ein Lebensentwurf. Er betrifft<br />

alle Lebensbereiche. Wie?<br />

Am Sonntag dient ihnen Gott mit<br />

seinem Wort. Im Alltag dienen sie<br />

Gott mit ihrer Arbeit. Am Sonntag<br />

ist die Pfarrperson dran: Sie interpretiert<br />

das Wort gegenüber dem<br />

Leben und das Leben gegenüber<br />

dem Wort. Das eine nicht ohne das<br />

andere, immer hin und her. Im Alltag<br />

ist der Einzelne dran: Er entfaltet<br />

die Begabungen, die ihm sein<br />

Schöpfer geschenkt hat, und zwar<br />

an dem Ort, wo dieser ihn hinstellt.<br />

So heiligt sich der Einzelne im Gottesdienst<br />

seines Alltags. Er tut seine<br />

Arbeit nicht zuerst für die Bank<br />

oder fürs Prestige, sondern soli Deo<br />

gloria: dankbar seinem Schöpfer<br />

zur Ehre.<br />

So ist der Sonntag zwar heilig, weil<br />

Gott Lebenswichtiges zu sagen hat.<br />

Der ganz normale Alltag aber ist die<br />

Zeit der Heiligung. Jede Frau und<br />

jeder Mann kann heilig sein. Wie<br />

sehr, kann ohnehin nur Gott entscheiden.<br />

Weil jeder begabt ist,<br />

zählen für den Heiligenschein der<br />

Reformierten nicht die Grösse der<br />

Leistung oder der Glanz des Wunders.<br />

Nein, es zählt schlicht, dass<br />

einer aus seiner Begabung etwas<br />

macht und dabei vor Glück seinen<br />

Schöpfer lobt.<br />

Woher die Reformierten das alles<br />

wissen? Am Sonntag erfahren sie<br />

es aus der Predigt. Der Sonntag<br />

motiviert für den Alltag. Das Lebensgut<br />

des Alltags kommt am<br />

Sonntag zur Sprache. Das Glaubensgut<br />

des Sonntags bewährt sich<br />

im Alltag. Christsein ist ein Lebensentwurf.<br />

Auch in den Ferien.<br />

Matthias Krieg, Stabsstelle Theologie,<br />

klärt wichtige, vergessene oder selten<br />

gehörten Begriffe der Reformation. Von<br />

A wie Alltag über B wie Bekenntnis bis<br />

zu Z wie Zbredig ga.<br />

Foto: Oliver Thaler / pixelio.de<br />

kom. Wie leben wir zusammen in einer<br />

multireligiösen Umwelt? Wie suchen wir<br />

das Gespräch und wie gestalten wir die<br />

Begegnung mit Mitgliedern anderer Religionsgemeinschaften?<br />

Auf diese Fragen<br />

geben die Berner Landeskirchen in<br />

einer Ende 2015 veröffentlichten Stellungnahme<br />

Antwort. In «10 Sätze zum<br />

Zusammenleben in der multireligiösen<br />

Gesellschaft» nehmen die reformierte,<br />

die katholische und die christkatholische<br />

Kirche Stellung für die Religionsfreiheit<br />

und für friedliche, lebensdienliche<br />

Religionen und gegen Menschenrechtsverletzungen,<br />

Extremismus und<br />

Gewalt im Namen von Religionen. Die<br />

Publikation soll zu einem friedlichen<br />

Zusammenleben zwischen den Angehörigen<br />

verschiedener Religionen und Kulturen<br />

bei tragen. Sie wird auch vom Zürcher<br />

Forum der Religionen unterstützt<br />

und vertrieben.<br />

Download: www.forum-der-religionen.ch<br />

PaarImpuls-Tag 20<strong>16</strong> / Vernunft statt<br />

Leidenschaft in der Beziehung?<br />

Obwohl jede zweite Ehe geschieden<br />

wird, ist der Wunsch vieler Menschen<br />

nach einer lebenslangen Verbindung ungebrochen.<br />

Dabei führen die hohen Erwartungen<br />

an Glück, Aufgehobensein<br />

und Leidenschaft in der Beziehung<br />

zwangsläufig zum Scheitern. Was ist<br />

nun das Geheimnis einer gelingenden<br />

langjährigen Partnerschaft?<br />

Der PaarImpuls-Tag vom 12. März<br />

20<strong>16</strong> lädt Paare dazu ein, dieser Frage<br />

gemeinsam nachzugehen. Arnold Retzer,<br />

Paartherapeut und Autor, setzt als<br />

leidenschaftlicher Redner den Hauptimpuls<br />

der Veranstaltung und plädiert für<br />

mehr Realismus in der Liebe.<br />

Zum vierten Mal veranstalten die Paarberatungsstellen<br />

des Kantons Zürich einen<br />

PaarImpuls-Tag. Nach dem Referat<br />

haben die Teilnehmenden die Gelegenheit,<br />

sich in einem Workshop ihrer Wahl<br />

mit einem Beziehungsthema auseinanderzusetzen:<br />

Was bedeutet uns unsere<br />

Liebesbeziehung? Wie wollen wir diese<br />

gestalten? Welche Werte sind uns wichtig?<br />

Welche Ressourcen haben wir? Und<br />

welche Stolpersteine?<br />

Auch für das leibliche Wohl und die<br />

Betreuung der Kinder wird am PaarImpulstag<br />

gesorgt.<br />

12. März, 9.30 bis 13.30 Uhr.<br />

Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung:<br />

www.paarimpuls.ch<br />

Nicht immer nur Händchen halten: Manchmal ist in Paarbeziehungen mehr Realismus gefragt.<br />

6<br />

<strong>notabene</strong> 1 / 20<strong>16</strong>


KirchGemeindePlus /<br />

«Engagement für die<br />

Zukunft der Kirche»<br />

Wie ist der Entscheid der Kirchensynode zu KirchGemeindePlus<br />

zu werten? Braucht es Kurskorrekturen?<br />

Und welche Schritte stehen im Prozess an? Kirchenratspräsident<br />

Michel Müller nimmt Stellung. Von Christian Schenk<br />

Foto: Reto Schlatter<br />

Wie weiter mit<br />

KirchGemeindePlus?<br />

Am 24. November hat die Kirchensynode<br />

Stellung bezogen zur<br />

Marschroute von «KirchGemeinde-<br />

Plus», wie sie ihr der Kirchenrat in<br />

Form einer Postulatsantwort vorgelegt<br />

hatte. Das Kirchenparlament<br />

hat die Vorlage zurückgewiesen<br />

und mittels einer Motion vom<br />

Kirchenrat mehr Klarheit und mehr<br />

Mitsprache bei konkreten Teilzielen<br />

des grossen Reformprozesses<br />

der Landeskirche verlangt.<br />

Die Rückweisung wollten die Synodalen<br />

mehrheitlich nicht als Absage<br />

an die in zahlreichen Regionen<br />

bereits weit fortgeschrittenen<br />

Verhandlungen zu Zusammenschlüssen<br />

von Kirchgemeinden<br />

verstanden wissen (vergleiche<br />

dazu auch «<strong>notabene</strong>» 10/2015).<br />

Das bestätigten sie an der nächsten<br />

Sitzung am 1. Dezember auch<br />

mit der Zustimmung zu einem Kredit<br />

in der Höhe von 500 000 Franken,<br />

der dazu dient, Kirchgemeinden<br />

im Fusionsprozess zu<br />

unterstützen. Gleichwohl stellt<br />

sich die Frage, wie der Kirchenrat<br />

den Entscheid des Kirchenparlaments<br />

deutet – ob er Kurskorrekturen<br />

vornehmen will und welche<br />

Schritte für die Landeskirche und<br />

für die Kirchgemeinden in ihrem<br />

Neufindungsprozess geplant sind.<br />

Michel Müller, seit der Debatte der<br />

Kirchensynode sind zwei Monate vergangen.<br />

Wie deuten Sie aus dieser<br />

zeitlichen Distanz die Rückweisung<br />

des kirchenrätlichen Berichts?<br />

Dank der vermittelnden Rolle der vorberatenden<br />

Kommission wurde die Debatte<br />

nicht allzu emotional. Es entstand<br />

kein Scherbenhaufen, sondern eine gemeinsame<br />

Haltung zum Weitermachen<br />

am Prozess. Was ich bedaure ist, dass<br />

man den kirchenrätlichen Bericht inhaltlich<br />

gar nie richtig diskutiert hat.<br />

Meinen Sie damit die Auseinandersetzung<br />

über die Form der Kirchgemeinden<br />

als Rahmenorganisation?<br />

Ja, darüber wurde nicht diskutiert. Indem<br />

die Kirchensynode vom Kirchenrat<br />

einen Zusatzbericht verlangt hat, wird<br />

sie sich dann dazu äussern müssen. Wir<br />

sind daran, das noch deutlicher auszuformulieren.<br />

Im Wesentlichen bleiben<br />

wir aber beim vorgezeigten Weg.<br />

Die Kirchensynode hat mehr Mitsprache<br />

gefordert und dem Kirchenrat Aufgaben<br />

zur Klärung auferlegt. Wie<br />

schnell können Sie diese liefern?<br />

Wir haben die Hoffnung, dass wir bereits<br />

für die Sommersynode Ergebnisse<br />

vorlegen können. Aber der Zeitplan ist<br />

ambitioniert, und es kann zu Verzögerungen<br />

kommen.<br />

War es nicht sowieso der Wunsch der<br />

Kirchensynode, mit der Rückweisung<br />

des Geschäfts das Tempo zu drosseln?<br />

Das sehe ich nicht so. In den Voten kam<br />

überall zum Ausdruck, dass man den<br />

Prozess weiter vorantreiben will. Als<br />

Bremsmanöver ist der Entscheid der<br />

Kirchensynode nicht zu verstehen. Natürlich<br />

kann es sein, dass es Leute gibt,<br />

die darauf hoffen, dass man den Prozess<br />

<strong>notabene</strong> 1 / 20<strong>16</strong> 7


stoppen kann, indem man dem Kirchenrat<br />

zusätzliche Aufgaben auferlegt. Aber<br />

ich bin überzeugt, dass eine Mehrheit<br />

weitermachen will. Ich sehe auch nicht,<br />

inwiefern durch Abwarten etwas besser<br />

wird. Im Gegenteil: die Handlungsspielräume<br />

werden enger. Dass die Kirchensynode<br />

zusätzliche Fragen geklärt haben<br />

will, verstehe ich auch als Willen zur<br />

Fortsetzung.<br />

Was heisst das für die Gemeinden? Abwarten<br />

oder weitermachen?<br />

Wer im Hinblick auf die Amtszeit der<br />

Kirchenpflegen 2018 bis 2022 eine neue<br />

«Als Bremsmanöver ist<br />

der Entscheid der<br />

Kirchensynode nicht zu<br />

verstehen.»<br />

Gemeinde haben will, der muss weitermachen,<br />

sonst reicht die Zeit nicht. Man<br />

muss dies tun, wie wenn man auf dem<br />

Computer im Hintergrund ein neues Betriebssystem<br />

herunterlädt – und dabei<br />

gleichzeitig auf der Oberfläche im Alltag<br />

weiterarbeitet. Dann entscheidet die<br />

Kirchensynode, ob wir es tatsächlich installieren<br />

können. Mit der Zustimmung<br />

zum Rahmenkredit für die externe Beratung<br />

für den Prozess in den Kirchgemeinden<br />

gibt die Kirchensynode bereits<br />

jetzt das Signal und die Unterstützung,<br />

den Prozess weiter voranzutreiben.<br />

Damit sind die Gemeinden autonom in<br />

ihrer Prozessgestaltung. Dem steht die<br />

Forderung der Kirchensynode gegenüber,<br />

dass der Kirchenrat Vorgaben<br />

entwickeln soll, damit der Prozess einheitlich<br />

verläuft...<br />

Dadurch, dass die Gemeinden bereits<br />

am Arbeiten sind, hat der Kirchenrat einen<br />

gebundenen Auftrag, diese zu unterstützen.<br />

Die Gemeinden müssen Aussicht<br />

auf Erfolg haben. Sie brauchen<br />

Rechts- und Prozesssicherheit. Deshalb<br />

ist es richtig, dass die Kirchensynode,<br />

die ja letztlich entscheidet, bereits jetzt<br />

die nötigen Fragen stellt, ob alle Kirchgemeinden<br />

mitziehen, ob nicht Gemeinden<br />

vergessen gehen, im Stich gelassen<br />

werden oder sich verweigern. Es geht<br />

um die Solidarität in der gesamten Landeskirche,<br />

darum, dass die Kirchgemeinden<br />

nicht nur ihre Gemeinde im<br />

Blick haben, sondern auch ihre Region<br />

und den ganzen Kanton. Wie sich die<br />

Kirchgemeinden bei der Gestaltung organisieren,<br />

ist ihnen im Rahmen der<br />

Kirchenordnung selbst überlassen.<br />

Die Stadt Zürich nimmt die Autonomie<br />

wahr und schlägt ein hohes Tempo an.<br />

Was heisst das für die Landeskirche?<br />

In erster Linie ist es ein Ansporn und ein<br />

Auftrag für uns, das so zu begleiten,<br />

dass die Kirchensynode es am<br />

Schluss genehmigen kann. Der<br />

Kirchenrat muss auf eine Lösung<br />

hinarbeiten, die nicht nur<br />

in der Stadt funktioniert. Insofern<br />

haben wir auch gewisse Bedenken,<br />

dass Vorentscheide getroffen<br />

werden, die die Zukunft<br />

in enge Bahnen leiten, statt Freiraum<br />

schaffen.<br />

Wo konkret?<br />

Dort, wo es um den Einbau von mittleren<br />

Strukturen geht – also das Modell<br />

der Kirchenkreise wie es jetzt in Planung<br />

ist.<br />

Braucht es denn bei einer solch<br />

grossen Stadtgemeinde nicht eine<br />

Substruktur?<br />

Das Problem ist, dass man mit Kirchenkreisen<br />

nicht eine Sub-, sondern eine<br />

Mittelstruktur konstruiert. Wir stellen<br />

uns eine Stadtkirchgemeinde mit fünfzig<br />

oder mehr Kirchenorten vor. Der grosse<br />

Rahmen einer Kirchgemeinde<br />

soll mehr Nähe<br />

und Freiraum vor Ort ermöglichen.<br />

Deshalb gilt<br />

es, das Modell der Kreise<br />

genau zu prüfen, was es<br />

bringt, und wo es verkompliziert.<br />

Das gilt übrigens<br />

auch für Landgemeinden.<br />

Muss man die Zusammenschlüsse auf<br />

dem Land nicht generell anders angehen,<br />

weil die Voraussetzungen schon<br />

geografisch andere sind?<br />

Natürlich spielt die Geografie auf dem<br />

Land eine grössere Rolle. In der Stadt<br />

und auch in den Agglomerationen sind<br />

die Grenzen aus Sicht der Mitglieder<br />

viel fluider. Da kann man sich leichter<br />

thematisch und persönlich profilieren.<br />

Auch die Grössenordnungen sind andere.<br />

Der weitläufige Bezirk Andelfingen<br />

zählt insgesamt <strong>16</strong> 000 Mitglieder –<br />

gegenüber 88 000 in der Stadt Zürich.<br />

Dafür sind es die Leute auch gewohnt,<br />

dass es nicht alles in Fussdistanz gibt.<br />

Man muss also die Zusammenschlüsse<br />

auf dem Land anders denken. Deshalb<br />

hat der Kirchenrat auch Abschied genommen<br />

von den einst formulierten<br />

Richtzahlen der künftigen Gemeinden.<br />

Der Kreis des Zusammenschlusses muss<br />

einfach gross genug sein, damit er Freiraum<br />

für die Zukunft eröffnet.<br />

Eine der treibenden Kräfte hinter der<br />

Reform ist der Spardruck. Auch deshalb<br />

will die Kirchensynode wissen,<br />

wie viel man damit spart. Kann man<br />

diesen Spareffekt beziffern?<br />

Nein. Aber Achtung, da besteht ein<br />

Missverständnis. Der Kirchenrat hat<br />

immer betont, dass das Sparen nicht das<br />

Ziel der Reform ist. Sparen müssen wir<br />

sowieso. Durch den Mitgliederverlust<br />

gehen die Mittel zurück – das ist Fakt.<br />

Die Frage ist: Wie gehen wir damit um?<br />

KirchGemeindePlus ist eine Möglichkeit,<br />

mit dem Sparzwang konstruktiv<br />

umzugehen, nämlich nicht nur an jedem<br />

einzelnen Ort, sondern in einem grösseren<br />

Zusammenhang.<br />

Und das funktioniert?<br />

Ja. Davon sind wir überzeugt, und das<br />

wurde auch letzthin bei der Zuteilung<br />

der Pfarrstellen wieder deutlich: Bei<br />

«Sparen ist nicht das Ziel<br />

der Reform. Sparen<br />

müssen wir sowieso.»<br />

Kürzungen in einzelnen Gemeinden<br />

stösst man schnell an harte Grenzen,<br />

weil die Gemeinden ja alle ihren Grundauftrag<br />

erfüllen müssen. Nur wenn man<br />

die Gemeinden grösser fasst, nimmt der<br />

Aufwand für die Erfüllung des Grundauftrags<br />

ab und sparen wird kreativer.<br />

8<br />

<strong>notabene</strong> 1 / 20<strong>16</strong>


KirchGemeindePlus fordert den Mitarbeitenden<br />

und Behörden einiges ab.<br />

Wie nehmen Sie deren Motivation<br />

wahr?<br />

Ich bin beeindruckt davon, wie praktisch<br />

in allen Gemeinden die Menschen<br />

auf dem Weg sind, verhandeln und sich<br />

engagieren. Und das ist nicht einfach<br />

nur eine Zusatzleistung für eine Strukturreform,<br />

sondern eine Aktivierung des<br />

Gemeindelebens, ein Engagement für<br />

die Zukunft der Kirche. Das weckt viele<br />

auf, bringt die Kirche ins Gespräch –<br />

untereinander und in der Öffentlichkeit.<br />

Das weiss ich sehr zu schätzen.<br />

Ein Zweites: Die Leute sollten sich nicht<br />

allzu lange mit der Reformarbeit beschäftigen<br />

müssen, damit die Motivation<br />

nicht verloren geht. Deshalb ermutige<br />

ich zu Entscheidungen. Das bringt<br />

Entlastung und macht frei für den<br />

Dienst an den Menschen.<br />

Fotos: Reformierter Stadtverband<br />

Schritt für Schritt zusammenwachsen: Grossgruppenkonferenzen in der Stadt Zürich.<br />

Reform Stadt Zürich / Die Stadtgemeinde<br />

in der Testphase<br />

Unterstützung der GKD<br />

Seit 1. Februar ist der Theologe<br />

Matthias Bachmann Projektbeauftragter<br />

KirchGemeindePlus. Er<br />

übernimmt diese Aufgabe von Frieder<br />

Furler, der dem Projekt bis Ende<br />

Juni 20<strong>16</strong> zur Verfügung stehen<br />

wird. Projektleiter bleibt Thomas<br />

Schaufelberger. Bachmann hat bei<br />

den Reformierten Medien den Bereich<br />

Internet aufgebaut. Zuletzt<br />

verantwortete er die theologische<br />

Nachwuchsförderung der Deutschschweizer<br />

Kirchen. In der neuen<br />

Funktion leitet er ein Team von<br />

sechs Mitarbeitenden, die den Prozess<br />

KirchGemeindePlus unterstützen.<br />

Zurzeit läuft die Wiederbesetzung<br />

von Stellen, die zusätzliches<br />

Knowhow in Projektmanagement<br />

und Organisations entwicklung ins<br />

Team bringen. In einer Folgenummer<br />

zeigen wir, wie dieses Team<br />

Ihre Kirchgemeinde unterstützen<br />

kann.<br />

matthias.bachmann@zh.ref.ch,<br />

Tel. 044 258 92 35<br />

www.kirchgemeindeplus.ch<br />

kom. Der Zusammenschluss der 34<br />

Kirchgemeinden zu einer Kirchgemeinde<br />

Stadt Zürich nimmt weiter<br />

Form an. Die Mitglieder der Zentralkirchenpflege<br />

(ZKP) haben am 4.<br />

Dezember einen richtungsweisenden<br />

Entscheid in der Umsetzung der neuen<br />

Strukturen gefällt. Die Grundstruktur<br />

sieht auf der legislativen Ebene neben<br />

den Stimmberechtigten ein städtisches<br />

Kirchenparlament vor. Die geplante<br />

Kirchenpflege ist für den Vollzug der<br />

ihr übertragenen Geschäfte der Kirchgemeinde<br />

verantwortlich und übt somit<br />

die exekutive Funktion aus.<br />

In Anbetracht der Grösse sei es sinnvoll,<br />

weitere Gremien und Organe wie<br />

eine Konferenz der Kirchenkreispräsidien,<br />

eine zentrale Dienstleistungsstelle<br />

und Fachkommissionen einzusetzen,<br />

schreibt der Stadtverband in der Medienmitteilung.<br />

Für den weiteren Aufbau<br />

der Führungsorganisation werden<br />

im Sinne einer Planungsvorgabe zehn<br />

Kirchenkreise vorgegeben. Aufgabe<br />

der Kirchenkreise sei es, basierend auf<br />

den lokalen Kirchen am Ort und am<br />

Weg das kirchliche Leben vor Ort umzusetzen.<br />

Weil dieser Weg ein Novum<br />

sei, bedürfe es einer Testphase. Um<br />

rasch Erfahrungen mit dem Innenleben<br />

eines Kirchenkreises zu sammeln, sollen<br />

deshalb bis im Sommer in drei Kirchenkreisen<br />

die Eckwerte und Knackpunkte<br />

herausgeschält werden.<br />

Provisorische Kirchenkreise<br />

• Fraumünster, Grossmünster, Predigern,<br />

St. Peter<br />

• Enge, Leimbach, Wollishofen<br />

• Friesenberg, Im Gut, Sihlfeld, Wiedikon<br />

• Aussersihl, Hard, Industriequartier<br />

• Oberstrass, Paulus, Unterstrass,<br />

• Wipkingen «Ost»<br />

• Balgrist, Fluntern, Hottingen,<br />

Neumünster, Witikon<br />

• Albisrieden, Altstetten<br />

• Höngg, Oberengstringen,<br />

Wipkingen «West»<br />

• Affoltern, Oerlikon, Matthäus, Seebach<br />

• Hirzenbach, Saatlen, Schwamen dingen<br />

Aktuelle Infos zur Reform in der Stadt<br />

Zürich und zu den Ergebnissen der<br />

4. Grossgruppenkonferenz auf:<br />

www.kirchenreform-zh.ch<br />

<strong>notabene</strong> 1 / 20<strong>16</strong> 9


Reformationsjubiläum / Wie Zwingli auf die Leinwand<br />

Soll Zwingli auf der Leinwand sterben? Welche Rolle spielt seine Frau? Und wie nah<br />

bleibt man bei den Fakten? Besuch bei den Machern des Zwingli-Films. Von Christian Schenk<br />

Zwingli kommt ins Kino. Nicht als Dokumentation,<br />

nicht als religionspädagogisches<br />

Lehrstück, sondern als Spielfilm<br />

für ein breites Publikum. So viel ist seit<br />

letzten Sommer bekannt, ebenso, dass<br />

die renommierte Produktionsfirma C-<br />

Films den Streifen fristgerecht zum<br />

500-Jahr-Jubiläum des Zürcher Reformators<br />

Ende 2018 auf die Leinwand<br />

bringen will.<br />

Es ist Mitte Dezember 2015. In einem<br />

schmuck renovierten Altbau im Zürcher<br />

Seefeld lädt Produzentin Anne Walser<br />

zur Arbeitssitzung. An den Wänden<br />

hängen die Filmplakate, die daran erinnern,<br />

dass es das Unternehmen versteht,<br />

viel beachtete Produktionen in die<br />

Schweizer Kinos zu bringen: «Akte<br />

Grüninger», «Nachtzug nach Lissabon»,<br />

«Dr Golie bin ig». Am Tisch sitzen<br />

die Drehbuchautorin Simone<br />

Schmid, der designierte Regisseur Stefan<br />

Haupt (letzthin ausgezeichnet für<br />

«Der Kreis») und Anne Walser.<br />

Todes-Szene<br />

«Wir diskutieren gerade, ob Zwingli im<br />

Film sterben soll», sagt die Produzentin<br />

mit einem Lächeln, lässt die Frage dann<br />

aber – wie fast alle zu Inhalt und Schauplätzen<br />

– offen. Alles ist noch im Entstehen,<br />

kann heute an diesem Tisch noch<br />

geändert werden und ist schlicht zu früh,<br />

um kommuniziert zu werden. Ob der<br />

grauslige Tod des Reformators im<br />

Schlachtgetümmel von Kappel dereinst<br />

ins Bild kommt, gar die Vierteilung seiner<br />

Leiche? Man kann und darf es also<br />

noch nicht wissen.<br />

Nur so viel: Die Fachkompetenz für<br />

die filmische Umsetzung von solch<br />

schauderhaften Szenen liesse sich in dieser<br />

Runde abrufen. Simone Schmid gehört<br />

bei der Schweizer Krimiserie «Der<br />

Bestatter» zum Team der Drehbuchschreiber.<br />

Auf ihrem Laptop flimmert<br />

an diesem Nachmittag aber nicht Stoff<br />

für einen Prime-Time-Krimi, sondern<br />

der Skript-Entwurf über das Leben und<br />

Wirken einer historischen Figur, die vor<br />

einem halben Jahrtausend von Zürich<br />

aus der Reformation zum Durchbruch<br />

verholfen und Kirche und Gesellschaft<br />

weltweit verändert hat.<br />

Zwingli gegen Abzocker<br />

Mit den Ideen und dem Leben dieses<br />

Mannes, seiner Frau Anna, seinen Liebschaften,<br />

seinen Weggefährten und<br />

Kontrahenten hat sich die 36-jährige<br />

Journalistin in den letzten Monaten intensiv<br />

beschäftigt. Sie hat sich durch Geschichtsbücher<br />

und Biografien gewühlt,<br />

Schriften des Reformators gelesen und<br />

immer wieder gestaunt über den Mann<br />

aus dem <strong>16</strong>. Jahrhundert. So ganz anders,<br />

als ihn die Klischees beschreiben,<br />

habe sie diesen Zwingli kennen gelernt:<br />

Da gelten beispielsweise die Reformatoren<br />

gemeinhin als Wegbereiter des Kapitalismus<br />

– und da lese sie in den Quellen,<br />

wie heftig Zwingli den «Abzockern» seiner<br />

Zeit entgegentritt. Zwingli als Revolutionär<br />

und Kapitalistenschreck? Man<br />

wird sehen, wie viel von dieser Facette<br />

auf die Leinwand kommt.<br />

Mann mit Leidenschaft<br />

Und wie ist es mit dem anderen und berüchtigtsten<br />

aller Zwingli-Klischees: der<br />

Sittenstrenge und Spassphobie, die man<br />

dem Reformator bis heute übel nachredet?<br />

Hier darf man von der Filmcrew<br />

einen Kurswechsel erwarten – und nicht<br />

nur, weil ein emotionalerer Zwingli sich<br />

besser vermarkten lässt und dichterische<br />

Freiheiten natürlich auch im Kinometier<br />

erlaubt sind, wie Anne Walser betont.<br />

Das auch. Aber ebenso, weil die<br />

Quellen alles andere als eine spröde Persönlichkeit<br />

vom berühmtesten aller Zürcher<br />

Pfarrer zeichnen. «Zwingli ist leidenschaftlich,<br />

sinnlich, musikalisch. Er<br />

hat die Frauen gern. Sexualität spielt<br />

eine grosse Rolle, und der Mann ist hyper-intelligent,<br />

eigensinnig und oft auch<br />

widersprüchlich», so charakterisiert Simone<br />

Schmid die historische Figur.<br />

Stoff für grosses Kino und eine grosse<br />

Rolle. Wer sie besetzen wird? Kein Kommentar<br />

natürlich auch hier.<br />

Das Projekt Zwingli-Film bleibt zu<br />

diesem Zeitpunkt also ein Geheimnis.<br />

Dass es die Produktion aber tatsächlich<br />

in drei Jahren auf die Leinwand schafft<br />

10<br />

<strong>notabene</strong> 1 / 20<strong>16</strong>


kommt<br />

und nicht an den Hürden der Finanzierung<br />

strauchelt, daran lässt Produzentin<br />

Anne Walser keine Zweifel aufkommen.<br />

«Das Interesse ist sehr hoch», versichert<br />

sie, Zwingli sei eine national bedeutsame<br />

Persönlichkeit und die Story auch nach<br />

500 Jahren noch topaktuell. Das alles<br />

Die Zwingli-Macher und die Rolle der Kirche<br />

Zwingli kommt 2019 ins Kino:<br />

Die Macher sind jetzt schon überzeugt, dass der<br />

Reformator das Zeug zum Leinwandhelden hat.<br />

stimme sie optimistisch. Und wenn ihre<br />

Arbeit und diejenige der Drehbuchautorin<br />

und des Regisseurs gelängen, dann<br />

dürfe man für einen breiten Erfolg – gerade<br />

bei diesem Projekt – ja auch noch<br />

ein wenig beten.<br />

Der Regisseur<br />

Stefan Haupt ist Filmemacher und Regisseur und wohnt in Zürich. Bekannt wurde er<br />

einem breiten Publikum durch seinen Dokumentarfilm «Elisabeth Kübler-Ross –<br />

dem Tod ins Gesicht sehen» von 2002. 2015 gewann er mit «Der Kreis» den Schweizer<br />

Filmpreis und zahlreiche Preise an internationalen Festivals.<br />

Die Autorin<br />

Simone Schmid ist Reporterin beim Tages-Anzeiger und arbeitet seit zwei Jahren<br />

als Drehbuchautorin, unter anderem auch für die Schweizer TV-Produktion «Der<br />

Bestatter». Nach ihrem Studienabschluss in Geografie, Ökologie und Geologie stieg<br />

Schmid in den Journalismus ein und arbeitete unter anderem auch längere Zeit für<br />

die «NZZ am Sonntag».<br />

Die Produzentin<br />

Anne Walser ist Geschäftsleitungsmitglied und Mitinhaberin der C-Films AG. Die<br />

Zürcher Firma produziert Kino-, Fernseh- und Dokumentarfilme. Seit «Lüthi &<br />

Blanc», «Grounding» oder «Mein Name ist Eugen» zählt sie in der Schweiz zu den<br />

wichtigsten der Branche. Zu den jüngsten Erfolgen zählen «Dr Goalie bin ig» (2014)<br />

und «Schellen-Ursli» (2015).<br />

Die Rolle der Kirche<br />

Der Anstoss und die Idee für einen Zwinglifilm kam vom damaligen Beauftragten der<br />

Landeskirche für das Reformationsjubiläum, Martin Breitenfeldt. Er fand mit seinem<br />

Aufruf an die Filmschaffenden Gehör bei der Filmproduktionsfirma Eikon in<br />

Deutschland (bekannt für ihre Koproduktion des Luther-Films) und bei den Zürcher<br />

Filmemachern von C-Films. Aus dem Jubiläumsfonds der Landeskirche ist dann<br />

auch ein Zustupf an die Finanzierung des Drehbuchs geflossen. Mitsprache an der<br />

Story hat sich die Kirche damit nicht erkauft, sagt Martin Breitenfeldt. Das sei auch<br />

nie das Ziel gewesen. Die Verantwortung liegt ganz in den Händen der Produktionsfirma,<br />

die dafür sorgen will, dass der Film ein breites Publikum anspricht.<br />

Foto: Miriam Trescher/pixelio.de<br />

Kappeler<br />

Kirchentagung 20<strong>16</strong><br />

Bis Mitte März finden im Kloster<br />

Kappel die Kappeler Kirchentagungen<br />

zum Thema Reformationsjubiläum<br />

statt. An fünf Wochenenden<br />

treffen sich<br />

insgesamt rund 700 Mitglieder<br />

von Kirchenpflegen und Mitarbeitende<br />

aus allen Zürcher<br />

Kirchgemeinden und beschäftigen<br />

sich in Workshops und Diskussionsforen<br />

mit der Frage, wie<br />

das 500-Jahr-Jubiläum der Reformation<br />

gefeiert werden kann<br />

und welche Impulse davon ausgehen.<br />

Infos:<br />

www.zh.ref.ch/kirchentagung<br />

Wegweiser für das<br />

Reformationsjubiläum<br />

Wie feiern wir das Reformationsjubiläum?<br />

Antworten auf diese<br />

Frage gibt auch das Konzept,<br />

das der Beauftragte für das landeskirchliche<br />

Reformationsjubiläum,<br />

Michael Mente, verfasst<br />

hat. Eine Kurzfassung in Broschürenform<br />

hält fest, was es zu<br />

feiern gibt, wozu man es tut und<br />

mit wem zusammen die Zürcher<br />

Reformierten die Jubiläumsjahre<br />

begehen wollen. Download:<br />

www.zh.ref.ch/refjubilaeum<br />

Biografie: Prophet,<br />

Ketzer, Pionier?<br />

Die Macher des Zwinglifilms<br />

werden sich ihre dichterischen<br />

Freiheiten nehmen. Wer genau<br />

wissen will, welche Erkenntnisse<br />

die Wissenschaft über den Reformator<br />

gewonnen hat, der<br />

greift zur neusten Biografie, die<br />

der Zürcher Professor für Kirchen-<br />

und Reformationsgeschichte,<br />

Peter Opitz, 2015 vorgelegt<br />

hat. Dem Zwingliforscher<br />

gelingt es, das Denken und Wirken<br />

des Reformators verständlich<br />

und auf hundert illustrierten<br />

Seiten nachzuzeichnen.<br />

Peter Opitz: Ulrich Zwingli. Prophet,<br />

Ketzer, Pionier des Protestantismus.<br />

TVZ, 2015. 119 Seiten,<br />

Fr. 22.80.<br />

Alles Zwingli oder was?<br />

Referat und Diskussion. Mit<br />

Peter Opitz, Michael Mente und<br />

einem Grusswort von Kirchenratspräsident<br />

Michel Müller.<br />

<strong>16</strong>. März, 18 bis 20 Uhr. Grosser<br />

Saal, Hirschengraben 50, Zürich<br />

<strong>notabene</strong> 1 / 20<strong>16</strong> 11


Themen und Termine<br />

Verkündigung &<br />

Gottesdienst<br />

Grooviges Begleiten am<br />

Klavier<br />

Frühjahrskurs. Popularmusik in<br />

der Kirche. Im Einzelunterricht<br />

werden Liedbegleitungen eingeübt.<br />

Berücksichtigt werden<br />

vor allem die Jugendliederbücher<br />

«rise up» und «rise up<br />

plus». Eigene Lieder können<br />

eingebracht werden.<br />

Leitung: Eugenio Giovine<br />

Start: 29. Februar. Neun Lektionen<br />

montags. Ref. Kirche Zürich<br />

Affoltern. Anmeldung: esther.<br />

lingg@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 34<br />

Diakonie &<br />

Seelsorge<br />

«care@home»<br />

Fachtagung Pro Senectute.<br />

Wenn wir älter werden, sind wir<br />

in den meisten Fällen auf die Hilfe<br />

anderer Menschen angewiesen<br />

– seien dies Angehörige oder<br />

professionelle Betreuungskräfte.<br />

Die Sorge um andere gewinnt mit<br />

zunehmender Alterung der<br />

Gesellschaft an Bedeutung.<br />

24. Mai. Kongresshaus Biel.<br />

Infos und Anmeldung: www.<br />

prosenectute.ch/careathome<br />

«Tschüss, ich geh in den<br />

Krieg»<br />

Fachtagung «Interreligiöse Friedensarbeit»<br />

von Mission 21<br />

zum Thema: Fundamentalismus<br />

vorbeugen – was hilft gegen<br />

religiöse Radikalisierung? Wie<br />

kann verhindert werden, dass<br />

Menschen auf die schiefe Bahn<br />

religiöser Radikalisierung kommen?<br />

Die Fachtagung verbindet<br />

die Perspektive eines<br />

Schweizer Muslims mit der<br />

eines christlichen Missionswerks.<br />

Gelingt Prävention,<br />

wenn sie bei den Müttern<br />

ansetzt? Welche Orientierung<br />

gibt die Forschung zu Interventionsmodellen<br />

in der Schweiz?<br />

29. Februar, 9 bis17 Uhr.<br />

Missions strasse 21, Basel.<br />

Anmeldung:<br />

www.mission-21.org/fachtagung<br />

Werktag für Basare<br />

In verschiedenen Ateliers können<br />

neue Werkideen ausprobiert<br />

und umgesetzt werden.<br />

Aktive aus den Kirchgemeinden<br />

tauschen Erfahrungen und<br />

Ideen miteinander aus. Leitung:<br />

Judith Gysi.<br />

6. März, 8.45 bis <strong>16</strong>.30 Uhr.<br />

Hirschengraben 50, Zürich.<br />

Anmeldung:<br />

www.zh.ref.ch/werktag<br />

Unabhängig im Alter<br />

Besuchsdiensttagungen 20<strong>16</strong>.<br />

Die Teilnehmenden vertiefen ihr<br />

Wissen über die Gründe von<br />

problematischem Konsum und<br />

erkennen die Signale zur Frühintervention.<br />

Referat: «Unabhängig<br />

im Alter – massvoller<br />

Umgang mit Alkohol & Medikamenten».<br />

Domenic Schnoz, Leiter<br />

Zürcher Fachstelle zur Prävention<br />

des Alkohol- und<br />

Medikamenten-Missbrauchs.<br />

Workshops und Interaktives<br />

Theater «Grüner Veltliner».<br />

Leitung: Silvia Nigg Morger.<br />

6. April, 9 bis <strong>16</strong>.15 Uhr. Helferei,<br />

Kirchgasse 13, Zürich. Anmeldung:<br />

dorathea.morf@zh.ref.ch,<br />

Tel. 044 258 92 66.<br />

Diese Besuchsdiensttagung wird<br />

wiederholt am 23. Juni, am 4.<br />

Oktober sowie am 1. Dezember.<br />

Bildung &<br />

Spiritualität<br />

Geschenkte Worte: Passt die<br />

Bibel an den Kühlschrank?<br />

Der Kurs vermittelt durch<br />

gemeinsames Ausprobieren<br />

und gemeinsame Reflexion eine<br />

neue Methode für Gruppen,<br />

Worte der Bibel zu teilen und<br />

mit ihnen Erfahrungen im Alltag<br />

zu machen. Leitung: Brigitte<br />

Becker.<br />

8. Februar und 29. Februar,<br />

jeweils 18.30 bis 20.30 Uhr. Hirschengraben<br />

50, Zürich. Anmeldung:<br />

petra.huettner@zh.ref.ch,<br />

Tel. 044 258 92 80<br />

Zukunftsfähig werden:<br />

Energiestrategie 2050 und<br />

die Rolle der Kirche<br />

Die im Dezember 2014<br />

beschlossene Strategie formuliert<br />

ehrgeizige Ziele für die<br />

Schweiz, die durch die Ergebnisse<br />

der Klimakonferenz in<br />

Paris unterstrichen werden. Wie<br />

kann die Kirche zu einem Pionier<br />

in der Umsetzung werden<br />

und welche besonderen Chancen<br />

ergeben sich durch Kooperationen<br />

mit weiteren gesellschaftlichen<br />

Akteuren auf<br />

lokaler Ebene?<br />

18. März, Zentrum Karl der<br />

Grosse, Zürich. 13.30 bis 17 Uhr.<br />

Anmeldung:<br />

brigitte.langhart@zh.ref.ch<br />

Evangelischer Theologiekurs<br />

Grundwissen Theologie<br />

Der Evangelische Theologiekurs<br />

vermittelt Wissen und bietet<br />

Raum für persönliche Reflexion:<br />

Er verschafft<br />

Überblickswissen und unternimmt<br />

Tiefenbohrungen. Der<br />

Kurs umfasst fünf Hauptbereiche:<br />

Bibel kritisch lesen; Theologie<br />

hinterfragen; Kirchengeschichte<br />

reflektieren; Ethik<br />

diskutieren; sich über Religionen<br />

orientieren: Der Evangelische<br />

Theologiekurs ist ein<br />

Projekt der wtb Deutschschweizer<br />

Projektstelle für<br />

Erwachsenenbildung der Evangelisch-reformierten<br />

Landeskirchen.<br />

Er wird in verschiedenen<br />

Regionen der Deutschschweiz<br />

angeboten.<br />

August 20<strong>16</strong> bis Juli 2019 in<br />

Zürich. Informationsabend:<br />

31. März, 19 bis 20.30 Uhr,<br />

Hirschengraben 50, Zürich.<br />

www.zh.ref.ch<br />

«Andersworte» –<br />

die Bibel verstehen<br />

Wie waren die Texte der Bibel<br />

zu ihrer Zeit gemeint und wie<br />

begegnen sie uns heute? Willkommen<br />

sind alle interessierten<br />

Menschen, die neugierig darauf<br />

sind, die Hürden zum Textverständnis<br />

zu nehmen, die Tiefen<br />

eines Bibeltextes auszuloten,<br />

von einander zu lernen und<br />

überraschende Perspektiven<br />

kennen zu lernen. Leitung:<br />

Angela Wäffler-Boveland.<br />

10. März, 18 bis 21 Uhr.<br />

Weitere Termine bis Dezember.<br />

Anmeldung: info@lindentor.ch,<br />

Tel. 044 258 92 17.<br />

www.wtb.ref.ch<br />

Gemeindeaufbau &<br />

Leitung<br />

Werben für die Kirche<br />

Wie können Kirchgemeinden<br />

oder Pfarreien Erkenntnisse<br />

und Erfahrungen aus der «welt-<br />

12<br />

<strong>notabene</strong> 1 / 20<strong>16</strong>


lichen» Öffentlichkeitsarbeit<br />

zeitgemäss und effizient nutzen?<br />

Der Kurs vermittelt Basiswissen<br />

der Kommunikation und<br />

ermöglicht den Einstieg in die<br />

gezielte Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Die Teilnehmenden lernen, wie<br />

man Kommunikationsaktivitäten<br />

plant, und erhalten Hinweise<br />

von Fachleuten aus der<br />

Praxis. Leitung: Nicole Zeiter,<br />

dipl. PR-Beraterin SPRV.<br />

7. / 8. März und 10. / 11. April 20<strong>16</strong>.<br />

Hirschengraben 66, Zürich.<br />

Anmeldung und Infos:<br />

www.paulus-akademie.ch<br />

www.zh.ref.ch/kommunikation<br />

Lebensweltorientierte<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Unterschiedliche Lebenswelten<br />

nutzen verschiedene Kommunikationsinstrumente<br />

in ihrem Alltag.<br />

Um sie zu erreichen gilt es,<br />

sie dort wahrzunehmen, wo sie<br />

sind, und ihnen in ihren<br />

Gewohnheiten entgegenzukommen.<br />

Die einen erreichen<br />

Sie mit einem lebendigen Facebook-Auftritt<br />

und die anderen<br />

mit einer attraktiv gestalteten<br />

Postkarte an einem Marktstand.<br />

Praxisnahe Übungen zeigen,<br />

wie milieugerechtes Marketing<br />

gelingen kann. Leitung: Erik<br />

Senz, Matthias Krieg.<br />

8. April, 9 bis 17 Uhr. Hirschengraben<br />

7, Zürich. Anmeldung:<br />

annemarie.huber@zh.ref.ch,<br />

Tel. 044 258 91 40<br />

Neue Formulare für den<br />

Kirchenein- und -austritt<br />

Für Kircheneintritt und Kirchenaustritt<br />

sowie Nichzugehörigkeiterklärungen<br />

sind neue Formulare<br />

als Download verfügbar:<br />

1. Kircheneintritt<br />

2. Kircheneintritt (gleichzeitiger<br />

Eintritt in eine fremdsprachigen<br />

Kirchgemeinschaft)<br />

3. Kirchenaustritt<br />

4. Nichtzugehörigkeit<br />

Die Formulare 1 und 2 sind für<br />

eintrittswillige Personen<br />

bestimmt, die diese selber herunterladen<br />

oder von einer Pfarrperson<br />

oder der Kirchenpflege<br />

zum Ausfüllen erhalten. Die<br />

Formulare 3 und 4 sind ausschliesslich<br />

für die Kirchenpflegen<br />

bestimmt, die mit diesen<br />

Formularen einen Kirchenaustritt<br />

oder eine Nichtzugehörigkeit<br />

zur Landeskirche bestätigen<br />

und weitermelden.<br />

In den Formularen mussten die<br />

Zustelladressen an den Kirchenrat<br />

angepasst werden.<br />

Ausserdem werden in den Eintrittsformularen<br />

neu zusätzlich<br />

Telefonnummer und E-Mail-<br />

Adresse erfragt. Bei den Formularen<br />

Austritt und Nichtzugehörigkeit<br />

wird präzisiert, dass<br />

religionsunmündige Kinder nur<br />

dann mit den Eltern austreten,<br />

wenn dies ausdrücklich so<br />

bestimmt wird. Damit soll verhindert<br />

werden, dass Kinder,<br />

die gemäss Art. 24 Abs. 1 lit. b<br />

KO auch selbstständig Kirchenmitglieder<br />

sein können, beim<br />

Austritt ihrer Eltern automatisch<br />

der Landeskirche verloren<br />

gehen.<br />

www.zh.ref.ch/kircheneintritt<br />

www.zh.ref.ch/handlungsfelder/<br />

gl/kirchenaustritt<br />

Von & für<br />

Gemeinden<br />

ative von Hannes Studer,<br />

damals Pfarrer in Schwamendingen<br />

gekauft und diente<br />

lange Zeit als Ferienort für<br />

Kirchgemeinden und Konfirmandenlager.<br />

Später war das<br />

Ferienzentrum im Besitz des<br />

Vereins für evangelische Heimstätten<br />

Zürich.<br />

Berghotel Randolins. Via Curtins<br />

2, St. Moritz. Tel. 081 830 83 83,<br />

www.randolins.ch<br />

Kloster Kappel<br />

Durchkreuztes Leben<br />

Ein Kreuzweg von Sieger Köder<br />

– überraschend aktuell und<br />

Foto: Paul Senn, FFV, Kunstmuseum Bern, Dep GKS.©GKS<br />

Verdingkinder – Welche Rolle spielten die<br />

reformierten Kirchen?<br />

Bis in die 1980er Jahre haben die fürsorgerischen<br />

Zwangsmassnahmen in der Schweiz viel Leid verursacht.<br />

Erst seit einigen Jahren haben die Behörden angefangen,<br />

dieses dunkle Kapitel der Schweizer Geschichte aufzuarbeiten.<br />

Welche Rolle die reformierten Kirchen in der damaligen<br />

Heim- und Verdingkinderpraxis gespielt haben,<br />

wurde bislang nie grundlegend untersucht. Die Tagung<br />

des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes will<br />

diese nötige Arbeit im Rahmen einer Tagung lancieren.<br />

Sie steht allen Interessierten offen.<br />

21. März, 9 bis 17 Uhr. Kirchgemeindehaus Paulus,<br />

Freiestrasse 20, 3012 Bern.<br />

Weitere Informationen und Anmeldung unter:<br />

www.kirchenbund.ch/de/verdingkinder<br />

Ferien in Randolins<br />

Der Verband der Stadtzürcher<br />

Kirchgemeinden ist – im Rahmen<br />

einer Stiftung – Eigentümer<br />

des Dreisternehotels «Randolins»<br />

in St. Moritz. Die<br />

familienfreundliche Anlage am<br />

Suvretta-Hang wartet mit frisch<br />

renovierten Gästehäusern und<br />

Familienstudios auf. Mitarbeitende<br />

der Landeskirche erhalten<br />

10 Prozent Rabatt auf<br />

Direktbuchungen der neuen<br />

Familienstudios oder der Familiensuite<br />

während der Wintersaison<br />

2015/<strong>16</strong>. Davon ausgeschlossen<br />

ist die Periode vom<br />

13.02. bis 28.02.20<strong>16</strong>.<br />

Randolins wurde 1954 auf Initineu,<br />

auch für Glaubende reformierter<br />

Konfession.<br />

7. Februar bis 28. März, täglich<br />

geöffnet von 8 bis 22 Uhr<br />

Die Seele wiederentdecken<br />

Der Weg zu faszinierenden<br />

Erfahrungen vom Menschsein.<br />

Annie Berner-Hürbin.<br />

12. bis 14. Februar<br />

Kalligrafie –<br />

Norm und Eigen-Art<br />

Klassische Schriften individuell<br />

akzentuieren. Hansulrich Beer.<br />

12. bis 14. Februar<br />

Kreistänze zum<br />

Sonnenuntergang<br />

Lob der Schöpfung.<br />

Rita Kaelin-Rota.<br />

20. bis 21. Februar<br />

Vernissage «Flüchtlinge…<br />

wohin…»<br />

Eine Installation von Peter<br />

Heusi, Rifferswil.<br />

28. Februar, 15.30 Uhr.<br />

Ausstellung täglich geöffnet bis<br />

28. März, von 8 bis 22 Uhr<br />

<strong>notabene</strong> 1 / 20<strong>16</strong> 13


Musik und Wort<br />

mit «tacchi alti»<br />

Volksmusik aus aller Herren<br />

Länder mit Musik von Berio,<br />

Bartók, Dvořák u. a. Lesungen:<br />

Pfr. Markus Sahli.<br />

28. Februar, 17.15 Uhr<br />

Meditative Kreistänze<br />

Frühlingserwachen.<br />

Annekäthi Aerni.<br />

6. März<br />

Das Zwei mal Eins der Liebe<br />

Das perfekte Paargewitter.<br />

Hans-Peter Dür.<br />

19. bis 20. März<br />

KlosterTage zu Ostern:<br />

Durchkreuztes Leben<br />

«... ihr sucht Jesus, den<br />

Gekreuzigten». Für alle, die die<br />

Festtage individuell gestalten<br />

und gleichzeitig in Gemeinschaft<br />

verbringen möchten.<br />

Leitung: Pfr. Markus Sahli und<br />

Pfrn. Elisabeth Wyss-Jenny.<br />

24. bis 27. März<br />

Systematische Theologie im<br />

20. Jahrhundert<br />

Verschiedene theologische<br />

Ansätze der neueren Theologie.<br />

Thomas Maurer.<br />

2. bis 3. April<br />

Anmeldung: Tel. 044 764 88 30<br />

www.klosterkappel.ch<br />

Buchtipp: Alles hat<br />

seine Zeit<br />

sch. Als man Kurt Marti für das<br />

Patronat der Kampagne «Alles<br />

hat seine Zeit» anfragte, lehnte<br />

der damals schon über 92-jährige<br />

Theologe postwendend ab.<br />

«Hier in meinem Pflegeheim tut<br />

man vieles, um uns zu aktivieren.<br />

Doch wenn man mich<br />

fragt, kann ich nur antworten:<br />

Ich möchte nicht aktiviert, ich<br />

möchte in Ruhe gelassen werden.»<br />

Und das bezog Kurt Marti<br />

eben auch auf jene Anfrage.<br />

Eine bezeichnende Episode für<br />

das hohe Alter, festgehalten in<br />

der Sammelschrift, die im<br />

Nachgang zu dieser Kampagne<br />

erschienen ist. Zum Glück für<br />

die Leserschaft liess sich Marti<br />

immerhin zu einem längeren<br />

Interview bewegen, in dem er<br />

schonungslos über sein hohes<br />

Alter erzählt: vom Gefühl des<br />

Verlassenseins, vom sehsüchtigen<br />

Warten auf den Tod, aber<br />

auch von den Fragen zur Theologie,<br />

zu den Bildern von Gott,<br />

die in ihm die Argumentationslust<br />

immer noch wecken. Im<br />

kleinen Büchlein kommen<br />

neben Kurt Marti noch einige<br />

Persönlichkeiten zu Wort, die<br />

Gewichtiges, Tröstendes,<br />

Ernüchterndes und Bewegendes<br />

zum Thema Hochaltrigkeit<br />

beizusteuern haben. Judith<br />

Giovanelli-Blocher, Adolf<br />

Muschg oder Leni Altwegg<br />

gehören dazu. Sie alle erzählen<br />

ungeschminkt, was es für sie<br />

heisst, im hohen Alter zu leben,<br />

Rückschau zu halten auf ein<br />

langes Leben und vorwärts zu<br />

schauen auf eine kurze<br />

Zukunkft. Ergänzt und um eine<br />

andere Perspektive erweitert<br />

werden diese Texte von Bildern<br />

und Skizzen der Malerin Vroni<br />

Grütter-Büchel. Sie hat ihre<br />

Mutter im Alter gemalt.<br />

Monika Stocker, Kurt Seifert<br />

(Hg.): Alles hat seine Zeit. Ein<br />

Lesebuch zur Hochaltrigkeit.<br />

TVZ, 2015. 128 Seiten, 24.80 Fr.<br />

ten, hochintelligenten Männer<br />

mit eiskaltem Herz, wie man sie<br />

von James Bond kennt. Auch<br />

der Ort des Satzes erinnert an<br />

007: das hochmodern ausgestattete<br />

und abgeschottete<br />

Zentrum eines Unternehmens<br />

in Zürich Binz, politisch<br />

begrüsst, da es der Stadt verspricht,<br />

auf einem Wirtschaftsfeld<br />

der Zukunft die Nase ganz<br />

vorn zu haben. Nichts fehlt,<br />

was ein Krimi dieser Tage so<br />

hat. Noch ein Krimi also von<br />

schon so vielen? Achim Kuhn<br />

ist ein deutscher Pfarrer in der<br />

Zürcher Kirche. Das macht diesen<br />

Krimi zum Sonderfall und<br />

Spezialvergnügen. Dem liebenswürdigen<br />

Hang zur allzu<br />

helvetischen Recherche verdankt<br />

das Buch viel vergnügliches<br />

Lokalkolorit. Wer Zürich<br />

kennt wird von Seite zu Seite<br />

Vertrautes entdecken, sich zu<br />

Hause fühlen, bis in Gesichter<br />

hinein ahnen, wer da Vorbild<br />

war. Plötzlich spielt man als<br />

Leser mit, weil die eigene<br />

Umgebung, auch Theologie<br />

und Kirche ihren Part haben.<br />

Der Krimi geht den brisanten<br />

Themen des Altwerdens und<br />

der Demenz nach, der Hochaltrigkeit<br />

und des Sterbetourismus,<br />

der Käuflichkeit des<br />

Lebens und der Angst vor Vergänglichkeit<br />

und Tod. Er wirft<br />

Fragen nicht moralisch und<br />

belehrend auf, sondern betroffen<br />

und nachdenklich, nachdem<br />

sich das Kriminalistische<br />

des Krimis längst ausgetobt<br />

hat.<br />

Matthias Krieg<br />

Achim Kuhn: Ewig sollst du<br />

leben. Kriminalroman. Jordan-<br />

Verlag, Zürich 2015. 205 Seiten,<br />

Fr. 19.80.<br />

Vakante Pfarrstellen<br />

Altikon-Thalheim-Ellikon 1.08.13<br />

Bachs, 60% 1.03.15<br />

Bäretswil, 50% 1.04.15<br />

Bülach 1.11.14<br />

Dübendorf 1.09.15<br />

Herrliberg, 80% 1.07.<strong>16</strong><br />

Hinwil 1.04.15<br />

Hinwil, 30%, Projektergänzungspfarrstelle<br />

1.07.<strong>16</strong><br />

Neftenbach, 50%, EPS* 1.08.15<br />

Rümlang 1.03.12<br />

Rümlang, 30%, EPS 1.07.12<br />

Sitzberg, 60% 1.07.<strong>16</strong><br />

Schlatt, 60% 1.04.15<br />

Wetzikon 1.05.15<br />

Winterthur Seen 1.01.15<br />

Winterthur Stadt 1.07.<strong>16</strong><br />

Zell Kollbrunn,<br />

50%, EPS 1.04.15<br />

Zürich Affoltern,<br />

50%, EPS 1.10.15<br />

Zürich Albisrieden 1.12.<strong>16</strong><br />

Zürich Industriequartier 1.09.11<br />

Zürich Industriequartier,<br />

50%, EPS 1.09.11<br />

Zürich Oberstrass,<br />

50 % EPS 1.05.<strong>16</strong><br />

Zürich Wollishofen,<br />

20%, EPS 1.08.13<br />

*Ergänzungspfarrstelle<br />

Weitere Stellen für<br />

kirchliche Berufe im<br />

Web<br />

Offene Stellen in den Gesamtkirchlichen<br />

Diensten und den<br />

Kirchgemeinden finden Sie auf:<br />

www.zh.ref.ch/stelle<br />

Buchtipp: Ewig<br />

sollst du leben<br />

Was ist schon dieses bisschen<br />

Geld gegen so viel mehr Leben.<br />

Wir besiegen die Vergänglichkeit,<br />

den Verfall des Körpers.<br />

Wir schenken Leben. Was wie<br />

ein Werbespot klingt, ist das<br />

ethische Thema, eingewoben in<br />

die klassische Struktur eines<br />

Kriminalromans. Der diese<br />

Sätze sagt, ist das Superhirn<br />

des Bösen, einer dieser aalglat-<br />

14<br />

<strong>notabene</strong> 1 / 20<strong>16</strong>


Porträt / Alles<br />

über Zürich<br />

Stadtführerin Heidi Metzner weiss<br />

so ziemlich alles über Zürich –<br />

seit neuestem auch, wie man die<br />

Kleinsten in der Kirche zum<br />

Singen bringt. Von Christian Schenk<br />

Ob Dutti, Sprüngli oder<br />

Zwingli: Heidi Metzner<br />

weiss Bescheid und<br />

führt liebend gern<br />

durch ihre Stadt.<br />

Es gibt wahrlich angenehmere Ausgangslagen<br />

für eine Stadtführung als die<br />

heutige: Das Wetter ist eisig, die Strassen<br />

sind mit Einkaufstouristen überfüllt<br />

und das Publikum ist eine Gymi-<br />

Klasse aus dem Welschen, deren<br />

Lehrerin die Tour – pädagogisch wertvoll<br />

– auf Deutsch gebucht hat.<br />

Heidi Metzner schart die Klasse unter<br />

dem grossen Engel im Zürcher Hauptbahnhof<br />

ein erstes Mal um sich und erzählt<br />

von den ersten Dampfeisenbahnen,<br />

die hier Ende des 19. Jahrhunderts<br />

ein- und ausgefahren sind. Die Stadtführerin<br />

spricht langsam und begleitet ihre<br />

Sätze mit grossen Gesten und bühnenreifer<br />

Mimik. Das zappelige Publikum<br />

spitzt tatsächlich die Ohren und lässt<br />

sich von Heidi Metzner mit charmanten<br />

und pikanten Episoden in die Gründerzeit<br />

von Zürich zurück versetzen: Hier<br />

seien damals brave protestantische Zürcher<br />

in den Zug nach Baden gestiegen,<br />

um im katholischen Bade- und Kurort<br />

einmal tüchtig «die Sau rauszulassen».<br />

Die Teenager schmunzeln und folgen<br />

nach dem ersten Exkurs bereitwillig<br />

zum nächsten Posten, der weitere verführerische<br />

Geschichten verspricht: das<br />

Schaufenster der Confiserie Sprüngli.<br />

Für Shopper und Jogger<br />

Dass Heidi Metzner die Tonart trifft<br />

und ihre Stadt auch unter erschwerten<br />

Bedingungen zu vermarkten weiss, hat<br />

mit viel Erfahrung in diesem Metier zu<br />

tun. Die Mutter zweier Söhne im Kin-<br />

dergartenalter hat ein Diplom der Tourismusfachschule<br />

im Sack, arbeitete bei<br />

Swissair und Swiss, führte internationale<br />

Ferien-Touren und machte sich vor<br />

einigen Jahren zusammen mit einer Kollegin<br />

selbständig als Stadtführerin in<br />

Zürich. Das Zwei-Frau-Unternehmen<br />

bietet neben den klassischen Stadttouren<br />

auch Shopping- oder Joggingrundgänge<br />

an, zeigt Neuzuzügern die Vorzüge<br />

ihres neuen Reviers oder<br />

Nachtschwärmern die Ausgehmeilen<br />

der Stadt. Beim Präsentieren und Inszenieren<br />

ihrer Touren profitiert die Zürcher<br />

Unterländerin mit brasilianischen<br />

Wurzeln auch von ihrer langjährigen<br />

Bühnenerfahrung bei der erfolgreichen<br />

Theatergruppe Take Five.<br />

Singen mit Müttern und Kindern<br />

Kommt Heidi Metzner mit einer Gruppe<br />

an einer der Stadtkirchen vorbei, kann<br />

sie nicht nur deren kunstgeschichtlichen<br />

Merkmale erklären, sondern weiss auch<br />

News und eigene Erfahrungen vom Innenleben<br />

der Zürcher Kirche zu berichten.<br />

Nach der Geburt ihrer Söhne kam<br />

sie nämlich vor vier Jahren wieder näher<br />

in den Kontakt mit ihrer Kirchgemeinde.<br />

In Zürich-Balgrist besuchte sie das Eltern-Kind-Singen<br />

und entschloss sich<br />

bald dazu, solche Anlässe selbst mitzuleiten.<br />

Nach dem Abschluss des dafür<br />

angebotenen Leiterkurses bringt sie nun<br />

Mütter mit ihren Kleinen in Zürich-Balgrist<br />

und Zürich-Matthäus regelmässig<br />

zum Singen und knüpft mit am Beziehungsnetz,<br />

das junge Eltern in den<br />

Stadtquartieren miteinander verbindet<br />

und im Alltag trägt.<br />

Tipps für Teenies<br />

Heute gilt es allerdings, die Teenager weiter<br />

bei Laune zu halten. Die Gruppe<br />

macht Halt in der Schlüsselgasse vor<br />

dem St. Peter. Migros-Gründer Gottlieb<br />

Duttweiler ist hier geboren und Anhaltspunkt<br />

für ein Kapitel Wirtschaftsgeschichte,<br />

das auch für Kids aus der Romandie<br />

von Interesse ist. Kurz und träf<br />

muss es allerdings sein, Heidi Metzner<br />

weiss es. Es ist bitterkalt, und mit der<br />

Dämmerung schieben sich bei den jungen<br />

Gästen die Pläne für die Nacht in<br />

der fremden Stadt vor das Interesse an<br />

der Vita von Dutti. Heidi Metzner hat<br />

dafür Verständnis – mehr noch: Sie entlässt<br />

die Schar kurze Zeit später am<br />

Weihnachtsmarkt im Niederdorf mit guten<br />

Wünschen und mit einer ganzen<br />

Reihe von heissen Tipps für einen gelungenen<br />

Ausgang in der Zwingli-Stadt.<br />

Eltern-Kind-Singen<br />

Die Landeskirche bietet regelmässig<br />

Eltern-Kind-Leiterausbildungen<br />

an. Leitung: Marianne Barth,<br />

Musikpädagogin. Der nächste<br />

Kurs startet am 2. September. Infos<br />

und Anmeldung: annemarie.huber@zh.ref.ch,<br />

Tel. 044 258 92 76.<br />

Zürich erkunden<br />

Unterwegs mit Heidi Metzner:<br />

www.visitzurich.ch<br />

<strong>notabene</strong> 1 / 20<strong>16</strong> 15


AZB<br />

CH-8001 Zürich<br />

P. P. / Journal<br />

Post CH AG<br />

Mehr zum Drehbuch des geplanten Zwingli-Spielfilms lesen Sie ab Seite 10.<br />

Adressberichtigung melden an:<br />

Evang.-ref. Landeskirche, Kommunikation<br />

Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich<br />

Absender:<br />

<strong>notabene</strong><br />

Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich<br />

Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich<br />

Impressum<br />

«<strong>notabene</strong>» ist die Zeitschrift aller, die beruflich,<br />

ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mitglieder<br />

in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten.<br />

Herausgeberin<br />

Evangelisch-reformierte Landeskirche des<br />

Kantons Zürich. Abteilung Kommunikation<br />

(kom), Hirschengraben 7, 8001 Zürich<br />

Redaktion und Gestaltung<br />

Christian Schenk (sch), Tel. 044 258 92 97,<br />

<strong>notabene</strong>@zh.ref.ch<br />

Redaktionssekretariat<br />

franziska.schellenberg@zh.ref.ch<br />

Tel. 044 258 92 13<br />

Autorinnen und Autoren<br />

Nicolas Mori (mo).<br />

Druck Robert Hürlimann AG, Zürich<br />

Auflage 7000 Exemplare<br />

Erscheint monatlich mit Doppelnummern im<br />

Juli / August und Dezember / Januar.<br />

Nächste Ausgaben<br />

Nr. 2/20<strong>16</strong> (März, Woche 10)<br />

Nr. 3/20<strong>16</strong> (April, Woche 14)<br />

Redaktionsschluss: am 15. des Vormonats<br />

«<strong>notabene</strong>» im Web<br />

www.zh.ref.ch / <strong>notabene</strong><br />

Titelbild: Grossgruppenkonferenz<br />

zur neuen<br />

Struktur der Kirchgemeinde<br />

der Stadt Zürich.<br />

Foto: © Reformierter<br />

Stadtverband

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