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stoppen kann, indem man dem Kirchenrat<br />

zusätzliche Aufgaben auferlegt. Aber<br />

ich bin überzeugt, dass eine Mehrheit<br />

weitermachen will. Ich sehe auch nicht,<br />

inwiefern durch Abwarten etwas besser<br />

wird. Im Gegenteil: die Handlungsspielräume<br />

werden enger. Dass die Kirchensynode<br />

zusätzliche Fragen geklärt haben<br />

will, verstehe ich auch als Willen zur<br />

Fortsetzung.<br />

Was heisst das für die Gemeinden? Abwarten<br />

oder weitermachen?<br />

Wer im Hinblick auf die Amtszeit der<br />

Kirchenpflegen 2018 bis 2022 eine neue<br />

«Als Bremsmanöver ist<br />

der Entscheid der<br />

Kirchensynode nicht zu<br />

verstehen.»<br />

Gemeinde haben will, der muss weitermachen,<br />

sonst reicht die Zeit nicht. Man<br />

muss dies tun, wie wenn man auf dem<br />

Computer im Hintergrund ein neues Betriebssystem<br />

herunterlädt – und dabei<br />

gleichzeitig auf der Oberfläche im Alltag<br />

weiterarbeitet. Dann entscheidet die<br />

Kirchensynode, ob wir es tatsächlich installieren<br />

können. Mit der Zustimmung<br />

zum Rahmenkredit für die externe Beratung<br />

für den Prozess in den Kirchgemeinden<br />

gibt die Kirchensynode bereits<br />

jetzt das Signal und die Unterstützung,<br />

den Prozess weiter voranzutreiben.<br />

Damit sind die Gemeinden autonom in<br />

ihrer Prozessgestaltung. Dem steht die<br />

Forderung der Kirchensynode gegenüber,<br />

dass der Kirchenrat Vorgaben<br />

entwickeln soll, damit der Prozess einheitlich<br />

verläuft...<br />

Dadurch, dass die Gemeinden bereits<br />

am Arbeiten sind, hat der Kirchenrat einen<br />

gebundenen Auftrag, diese zu unterstützen.<br />

Die Gemeinden müssen Aussicht<br />

auf Erfolg haben. Sie brauchen<br />

Rechts- und Prozesssicherheit. Deshalb<br />

ist es richtig, dass die Kirchensynode,<br />

die ja letztlich entscheidet, bereits jetzt<br />

die nötigen Fragen stellt, ob alle Kirchgemeinden<br />

mitziehen, ob nicht Gemeinden<br />

vergessen gehen, im Stich gelassen<br />

werden oder sich verweigern. Es geht<br />

um die Solidarität in der gesamten Landeskirche,<br />

darum, dass die Kirchgemeinden<br />

nicht nur ihre Gemeinde im<br />

Blick haben, sondern auch ihre Region<br />

und den ganzen Kanton. Wie sich die<br />

Kirchgemeinden bei der Gestaltung organisieren,<br />

ist ihnen im Rahmen der<br />

Kirchenordnung selbst überlassen.<br />

Die Stadt Zürich nimmt die Autonomie<br />

wahr und schlägt ein hohes Tempo an.<br />

Was heisst das für die Landeskirche?<br />

In erster Linie ist es ein Ansporn und ein<br />

Auftrag für uns, das so zu begleiten,<br />

dass die Kirchensynode es am<br />

Schluss genehmigen kann. Der<br />

Kirchenrat muss auf eine Lösung<br />

hinarbeiten, die nicht nur<br />

in der Stadt funktioniert. Insofern<br />

haben wir auch gewisse Bedenken,<br />

dass Vorentscheide getroffen<br />

werden, die die Zukunft<br />

in enge Bahnen leiten, statt Freiraum<br />

schaffen.<br />

Wo konkret?<br />

Dort, wo es um den Einbau von mittleren<br />

Strukturen geht – also das Modell<br />

der Kirchenkreise wie es jetzt in Planung<br />

ist.<br />

Braucht es denn bei einer solch<br />

grossen Stadtgemeinde nicht eine<br />

Substruktur?<br />

Das Problem ist, dass man mit Kirchenkreisen<br />

nicht eine Sub-, sondern eine<br />

Mittelstruktur konstruiert. Wir stellen<br />

uns eine Stadtkirchgemeinde mit fünfzig<br />

oder mehr Kirchenorten vor. Der grosse<br />

Rahmen einer Kirchgemeinde<br />

soll mehr Nähe<br />

und Freiraum vor Ort ermöglichen.<br />

Deshalb gilt<br />

es, das Modell der Kreise<br />

genau zu prüfen, was es<br />

bringt, und wo es verkompliziert.<br />

Das gilt übrigens<br />

auch für Landgemeinden.<br />

Muss man die Zusammenschlüsse auf<br />

dem Land nicht generell anders angehen,<br />

weil die Voraussetzungen schon<br />

geografisch andere sind?<br />

Natürlich spielt die Geografie auf dem<br />

Land eine grössere Rolle. In der Stadt<br />

und auch in den Agglomerationen sind<br />

die Grenzen aus Sicht der Mitglieder<br />

viel fluider. Da kann man sich leichter<br />

thematisch und persönlich profilieren.<br />

Auch die Grössenordnungen sind andere.<br />

Der weitläufige Bezirk Andelfingen<br />

zählt insgesamt <strong>16</strong> 000 Mitglieder –<br />

gegenüber 88 000 in der Stadt Zürich.<br />

Dafür sind es die Leute auch gewohnt,<br />

dass es nicht alles in Fussdistanz gibt.<br />

Man muss also die Zusammenschlüsse<br />

auf dem Land anders denken. Deshalb<br />

hat der Kirchenrat auch Abschied genommen<br />

von den einst formulierten<br />

Richtzahlen der künftigen Gemeinden.<br />

Der Kreis des Zusammenschlusses muss<br />

einfach gross genug sein, damit er Freiraum<br />

für die Zukunft eröffnet.<br />

Eine der treibenden Kräfte hinter der<br />

Reform ist der Spardruck. Auch deshalb<br />

will die Kirchensynode wissen,<br />

wie viel man damit spart. Kann man<br />

diesen Spareffekt beziffern?<br />

Nein. Aber Achtung, da besteht ein<br />

Missverständnis. Der Kirchenrat hat<br />

immer betont, dass das Sparen nicht das<br />

Ziel der Reform ist. Sparen müssen wir<br />

sowieso. Durch den Mitgliederverlust<br />

gehen die Mittel zurück – das ist Fakt.<br />

Die Frage ist: Wie gehen wir damit um?<br />

KirchGemeindePlus ist eine Möglichkeit,<br />

mit dem Sparzwang konstruktiv<br />

umzugehen, nämlich nicht nur an jedem<br />

einzelnen Ort, sondern in einem grösseren<br />

Zusammenhang.<br />

Und das funktioniert?<br />

Ja. Davon sind wir überzeugt, und das<br />

wurde auch letzthin bei der Zuteilung<br />

der Pfarrstellen wieder deutlich: Bei<br />

«Sparen ist nicht das Ziel<br />

der Reform. Sparen<br />

müssen wir sowieso.»<br />

Kürzungen in einzelnen Gemeinden<br />

stösst man schnell an harte Grenzen,<br />

weil die Gemeinden ja alle ihren Grundauftrag<br />

erfüllen müssen. Nur wenn man<br />

die Gemeinden grösser fasst, nimmt der<br />

Aufwand für die Erfüllung des Grundauftrags<br />

ab und sparen wird kreativer.<br />

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