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NEON GOLD #2 - ALT

DAS FETTE BEUTE MAGAZIN

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<strong>#2</strong><br />

DAS FETTE BEUTE MAGAZIN<br />

INDUSTRIE 4.0<br />

NEUE ROLLENVERTEILUNG<br />

INNOGRAFIE<br />

INNOVATIONSFÄHIGKEIT IM<br />

DEMOGRAFISCHEN WANDEL<br />

MACHT MARKE<br />

INNOVATION<br />

VERTRAUEN IN<br />

VERÄNDERUNG


EDITORIAL<br />

LIEBE NACHDENKER,<br />

NEUDENKER UND QUERDENKER.<br />

WILLKOMMEN ZU <strong>NEON</strong><strong>GOLD</strong> <strong>#2</strong>.<br />

Angetrieben von Lob und Kritik zu unserer Erstausgabe<br />

wagen wir es erneut, Sie zu behelligen, zu inspirieren und aufzufordern.<br />

Diesmal mit den Schwerpunkten Innovation und Veränderung.<br />

2015, das Jahr der Umbrüche.<br />

Was bedeutet Veränderung für Sie? Unvorhersehbare<br />

Risiken oder große Chancen,<br />

im Wandel alles positiv für sich zu gestalten?<br />

Schlussendlich entscheidet oftmals<br />

die Haltung – zurückhaltende Angst,<br />

aktiver und dauerhafter Anpassungswille<br />

oder gar ambitionierter Wagemut<br />

– über den Ausgang aller Veränderungen<br />

für jeden Einzelnen und die Innovationsfähigkeit<br />

eines Unternehmens im<br />

Ganzen.<br />

Lesen Sie also, ob Marke Vertrauen für<br />

Veränderung schafft, welche Innovationen<br />

aus ganz unterschiedlichen Branchen<br />

uns ermutigen, was Innografie mit<br />

Sinus-Mileus zu tun hat, von alten und<br />

neuen Buzzwords und echten Trends. Und<br />

natürlich wieder viel über Menschen, Produkte<br />

und Projekte, die uns begeistern<br />

und Sie inspirieren können. Feedback<br />

und Themenvorschläge zur Neongold #3<br />

nimmt unsere Redaktion jederzeit gern<br />

entgegen: neongold@fette-beute.com<br />

Wir freuen uns auf Ihr Feedback!<br />

Maria Sibylla Kalverkämper<br />

Geschäftsführerin<br />

Jörg Hesse<br />

Geschäftsführer<br />

Samuel Brangenberg<br />

Geschäftsleitung, Kundenentwicklung


12<br />

STRATEGISCHES QUERDENKEN<br />

Workshops als neues Maß der Dinge<br />

MACHT MARKE INNOVATION<br />

Vertrauen in Veränderung<br />

22<br />

INH<strong>ALT</strong><br />

ALLES KANN, NIX MUSS!<br />

Ehrliche Akustikmukke zwischen<br />

Fink und Hot Water Music<br />

03<br />

06<br />

12<br />

16<br />

17<br />

18<br />

EDITORIAL<br />

MACHT MARKE INNOVATION<br />

Vertrauen in Veränderung<br />

STRATEGISCHES QUERDENKEN<br />

Workshops als neues Maß der Dinge<br />

FEINER SAFTLADEN<br />

Einhornkotze im Upcycling Prozess<br />

DAS KNUSPERT<br />

Das moderne Müsli entsteht online<br />

MULTISENSORISCH DINIEREN<br />

Shanghai, 1 Tisch, 10 Plätze, 20 emotionale Gänge


VIEL DAMPF UM JAMES<br />

Aus dem Sauerländer<br />

Traditionshaus Severin<br />

20<br />

52<br />

28<br />

demografischen<br />

VON MILIEUS UND<br />

REGIONEN ZU INNOVATIONEN?<br />

Innovationsfähigkeit im<br />

Wandel<br />

19<br />

20<br />

22<br />

26<br />

28<br />

ZURÜCK ZUM SCHRAUBGLAS<br />

Oder auch: Einkaufen neu gedacht<br />

NEUE ROLLEN-<br />

VERTEILUNG IN<br />

DER INDUSTRIE<br />

Hightech-Strategie 4.0<br />

VIEL DAMPF UM JAMES<br />

Aus dem Sauerländer Traditionhaus SEVERIN<br />

ALLES KANN, NIX MUSS!<br />

Ehrliche Akustikmukke<br />

DIGITALISIERUNG:<br />

ZWISCHEN MEGATREND UND BUZZWORD<br />

Wie profitiert der Mittelstand von<br />

digitaler Transformation<br />

VON MILIEUS UND<br />

REGIONEN ZU INNOVATIONEN?<br />

Innovationsfähigkeit im demografischen Wandel<br />

38<br />

42<br />

48<br />

52<br />

56<br />

60<br />

62<br />

66<br />

MUST HAVES UND TIPPS<br />

Ausgefallenes und Empfehlungen<br />

VON IDEEN UND DUALITÄTEN<br />

Gestaltung vs. Ökonomie, Industrie vs. Handarbeit<br />

SECHS PERSÖNLICHE UNTIEFEN<br />

Kreative Handtaschen<br />

NEUE ROLLENVERTEILUNG IN DER INDUSTRIE<br />

Hightech-Strategie 4.0<br />

COMFORT IN MOTION<br />

Flexibel und reaktiv sein<br />

SCHOKOBOMBE<br />

Nicht für Diäten geeignet<br />

SICH DIE HANDYSUCHT ZU NUTZE MACHEN<br />

Die Strategie des Mobile Marketings<br />

ES EINFACH MAL PASSIEREN LASSEN<br />

„Innovation“ neu gedacht


I<br />

nnovationen<br />

Geschrieben von:<br />

Jörg Hesse<br />

MACHT<br />

MARKE<br />

INNOVATION<br />

sind die höchste olympische<br />

Disziplin, zu der Unternehmen in der globalisierten<br />

Welt antreten. Geht es nach Politik,<br />

Wissenschaft und Verbänden sollen die Investitionen<br />

in Forschung und Entwicklung stetig<br />

erhöht werden, der Takt von Erneuerungen<br />

immer kürzer werden. Realistisch gesehen setzt<br />

sich maximal jede zweite Produkt-„Innovation“<br />

am Markt durch. Verfahrensinnovationen<br />

haben es noch schwerer.<br />

Vertrauen<br />

in Veränderung<br />

6 _ 7 INNOVATION _ Vertrauen in Veränderung


eines koordinierten Dialoges zwischen<br />

den Ressorts bedarf. Klassische, lineare<br />

Methoden versagen hier zusehends, da sie<br />

nicht den Raum für Andersdenken geben.<br />

Sind Null-Fehler-Streben und hierarchisch<br />

geordnete Prozesse Erfolgsgarant<br />

für deutsche Fertigungsqualität, lassen<br />

diese deutsche Tugenden doch wenig<br />

Raum für unbequeme Querdenker. Für<br />

Veränderung und Erneuerung bedarf es<br />

vielmehr einer Try-and-Error-Mentalität,<br />

die Raum und Zeit zum Experimentieren<br />

lässt.<br />

Schon ein wenig besser<br />

oder anders verlangt<br />

Unternehmern viel ab.<br />

Aber gerade in den wissensintensiven<br />

Märkten<br />

der Zukunft ist Innovationsfähigkeit<br />

der<br />

Erfolgsfaktor für überdurchschnittliche<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

in dieser<br />

globalisierten Welt. Nicht<br />

mehr einzelne Prozessabläufe<br />

oder gelegentliche Produktentwicklungen<br />

gilt es zu optimieren, innovatives<br />

Denken in allen Bereichen einer Organisation<br />

ist gefragt.<br />

Dafür bedarf es vor allem einer gut ausgeprägten<br />

Veränderungskultur in Unternehmen<br />

und viel Vertrauen in die<br />

Organisation im Ganzen sowie in die<br />

Führung und die unmittelbaren Kollegen<br />

im Einzelnen. Denn Innovation ist<br />

heute selten die Leistung eines einzelnen<br />

hellen Kopfes, vielmehr ist eine Kollektivleistung<br />

mehrerer Disziplinen, die<br />

I<br />

nnovation<br />

HERBERT SPENCER<br />

„Für Veränderung und Erneuerung bedarf<br />

es einer Try-and-Error-Mentalität, die<br />

Raum und Zeit zum Experimentieren lässt.“<br />

heißt wörtlich „Neuerung“<br />

oder „Erneuerung“. Das Wort ist vom<br />

lateinischen Verb innovare (erneuern)<br />

abgeleitet. In der Umgangssprache wird<br />

der Begriff im Sinne von neuen Ideen und<br />

Erfindungen und für deren wirtschaftliche<br />

Umsetzung verwendet. Im engeren<br />

Sinne resultieren Innovationen erst dann<br />

aus Ideen, wenn diese in neue Produkte,<br />

Dienstleistungen oder Verfahren umgesetzt<br />

werden, die tatsächlich erfolgreiche<br />

Anwendung finden und den Markt durchdringen<br />

– soweit Wikipedia.<br />

Aber ist Innovation nicht viel mehr?!<br />

Gleich ob neue Gedanken zu einer Evolution<br />

oder gar Revolution führen, sie dienen<br />

schlussendlich dem Überleben einer Gattung.<br />

Survival of the Fittest nach Herbert<br />

Spencer bzw. später und bekannter Charles<br />

Darwin, der besagt, dass die am besten angepassten<br />

Individuen überleben werden.<br />

Übertragen auf die Wirtschaft, werden<br />

dauerhaft also nur die Unternehmen überleben,<br />

die sich immer wieder anpassen.<br />

Wie weit das Maß an Anpassung und Erneuerung<br />

gehen muss, ist sicherlich dem<br />

jeweiligen Markt und der Zeit geschuldet.


M<br />

enschen<br />

und Organisationen, die<br />

Freude an Neuem haben, die stets<br />

aufgeschlossen sind gegenüber Veränderung<br />

und die Innovation als Motor für<br />

ihr Unternehmen sehen, sind statistisch<br />

gemessen erfolgreicher, wachsen schneller<br />

und setzen sich oft an die Spitze eines<br />

Marktes oder einer speziellen Nische.<br />

Dabei ist oft festzustellen, dass diese<br />

Unternehmen über ein klares Leitbild<br />

eindeutige und herausfordernde Ziele<br />

kommunizieren, ein auf Vertrauen, Kooperation<br />

und wechselseitigen Verantwortungen<br />

basierenden Führungsstil<br />

pflegen und das eigene Selbstverständnis<br />

über definierte Werte erlebbar machen.<br />

Eine offene Informations- und Kommunikationspolitik<br />

als auch ein professionelles<br />

Wissensmanagement gehen damit einher.<br />

Zudem ist eine deutliche Kundenorientierung<br />

Grundlage, um die Notwendigkeiten<br />

von Anpassungen jeweils frühzeitig<br />

zu spüren und daraufhin aus eigenem<br />

Antrieb Veränderungen herbeizuführen.<br />

Denn über die Identifikation und Offenlegung<br />

von derzeitigen und zukünftigen<br />

Kundenwünschen kommt es zu den Denkanstößen,<br />

die aus eigenem Know-how in<br />

Verfahren, Prozessen und Anwendungen<br />

Neues entstehen lassen.<br />

„Über die Identifikation und Offenlegung von<br />

derzeitigen und zukünftigen Kundenwünschen<br />

kommt es zu den Denkanstößen, die aus eigenem<br />

Know-how in Verfahren, Prozessen und<br />

Anwendungen Neues entstehen lassen.“<br />

Gehoben über regelmäßige Kundenzufriedenheitsanalysen,<br />

Interviews, Fokusgruppen,<br />

Expertenrunden oder sogar Crowdsourcing<br />

kommt man den „geheimen“<br />

Kundenwünschen und künftigen Kaufmotiven<br />

nahe.<br />

S<br />

ind<br />

All diese Aspekte erinnern stark<br />

an unser Verständnis holistischer Markenführung.<br />

Marke macht Unternehmens-<br />

und Innovationskultur erlebbar.<br />

Marke aus der Identität heraus macht<br />

die Organisation sich selbst bewusster<br />

und damit selbstbewusster.<br />

entscheidende Teile des Unternehmens<br />

von Anpassungswillen und<br />

Veränderungsbereitschaft durchdrungen,<br />

rückt Marke dies in das Bewusstsein des<br />

gesamten Kollektivs. Über interne Markenarbeit<br />

kann der Belegschaft im starken<br />

Maße das Vertrauen gegeben werden, dass<br />

Querdenken und damit Fehler im Prozess<br />

zu Neuem erlaubt sind. Marke kann somit<br />

Erneuerung in allen Teilen einer Unternehmung<br />

absolut beflügeln.<br />

Im Innovationsprozess selbst gilt es dann,<br />

vor allem die sich potenzierende Komplexität<br />

zu managen. Mögliche negative<br />

Wahrnehmung von Veränderung werden<br />

auf der Ebene einzelner Ressorts oft beiseite<br />

geschoben oder zu spät erkannt.<br />

Zweifel und Ängste bei einzelnen Mit-<br />

8 _ 9 INNOVATION _ Vertrauen in Veränderung


arbeitern müssen identifiziert werden,<br />

Konflikte aufgedeckt und die Vorteile der<br />

Neuerungen für jeden heruntergebrochen<br />

werden. Auch wenn die Führung nicht zu<br />

jedem Zeitpunkt im Prozess alle Folgen<br />

der Veränderung absehen kann – Führung<br />

ist keine allwissende Müllhalde –<br />

müssen alle Unternehmensteile über die<br />

erkennbaren Auswirkungen informiert<br />

sein und bleiben, um Oppositionen, Wegducken<br />

oder gar Abwehrhaltungen zu<br />

vermeiden. Dazu bedarf es hierarchieund<br />

abteilungsübergreifender Koordinations-,<br />

Kommunikations- und Wissensmechanismen,<br />

die am Besten in einer<br />

Stabsstelle – bspw. der eines Innovationspromotors<br />

– gebündelt sind, in deren<br />

Verantwortung idealerweise auch das<br />

Internal Branding liegt.<br />

I<br />

nnovationsgetriebene<br />

Unternehmen<br />

empfinden „Change“ nicht als einmalige,<br />

schlagartige oder sogar unvermeidbar<br />

„Marke hat Macht pro Innovation.“<br />

notwendige Reaktion auf zurückliegende<br />

Marktveränderungen. Anpassungsfähige<br />

Organisationen verstehen Veränderungen<br />

als kontinuierlichen, fortwährenden<br />

und aus sich heraus aktiv gestaltbaren<br />

Prozess. Diese Haltung kann Marke unaufhaltsam<br />

in das Bewusstsein aller Beteiligten<br />

rücken, so dass alle Teile einer<br />

Unternehmung erfasst und davon beschwingt<br />

werden.<br />

Sie hat die Kraft, Innovationswillen zu<br />

kultivieren und dies in der gesamten<br />

Organisation zu verankern. Marke hat<br />

Macht pro Innovation.<br />

Und wie begegnet DES WAHNSINNS FETTE BEUTE Veränderungen? Wie steht es<br />

nun um die eigene Anpassungsfähigkeit? Manchem Beobachter scheint sie fast<br />

zu stark ausgeprägt. Doch was will man erwarten, von einer Unternehmung, die<br />

von zwei vielseitig neugierigen Zwillingen geführt wird, von denen der eine antreibend<br />

entschlossen und der andere enthusiastisch ungeduldig ist. Neues begeistert den Zwilling.<br />

Wir handeln aus der Überzeugung, Unternehmer, Kunden und Mitarbeiter wirklich<br />

nachhaltig glücklich machen zu können. Mit immer besseren und umfänglicheren<br />

Lösungen – holistischem Marketing.<br />

Als klassische Werbeagentur für Print und Digital 1999 aus der Taufe gehoben, entwickelte<br />

sich das Unternehmen in den 2000er Jahren zur führenden Kreativagentur ihres Wirtschaftsraumes.<br />

Mit stetigem Zuwachs an Strategischen Planern, Geisteswissenschaftlern<br />

und BWLern als auch dauerhaften Qualifikationsschüben eigener Strategen und Konzeptioner<br />

entstand im heutigen Jahrzehnt ein Hybrid aus Beratung und Agentur.


DES WAHNSINNS<br />

FETTE BEUTE<br />

ist eine Strategieberatung für<br />

Markenkommunikation.<br />

Als Hybrid aus Beratung und Agentur<br />

generiert DWFB für international<br />

erfolgreiche Familienunternehmen<br />

mehr Erfolg durch strategische<br />

Kreativität. Neben klassischen<br />

Kommunikationsaufgaben (Online,<br />

Offline, Live und Film) wächst die<br />

Beratung vor allem in den Bereichen<br />

Geschäftsfeldanalyse, Positionierung,<br />

Vertriebs- und Mitarbeiteraktivierung<br />

sowie Markenleitideen, Innovationsimpulse<br />

und Markenbetrieb.<br />

Von Beginn an dem eigenen Kern der<br />

Strategischen Kreativität treu, unterstützen<br />

wir heute Unternehmen zu wachsen (1), Positionen<br />

zu sichern und auszubauen (2), Mitarbeiter<br />

zu finden und zu binden (3), Innovationen zu<br />

denken (4) und Wettbewerbsvorteile zu<br />

kommunizieren (5).<br />

Viele unserer langjährigen Kunden<br />

haben sich seit Beginn unserer Zusammenarbeit<br />

in Umsatz und Mitarbeiterzahl<br />

nahezu verdoppelt.<br />

Beispielhaft hierfür stehen die Gebr.<br />

Kemper GmbH & Co. Olpe. Eine ihrer bedeutendsten<br />

Brancheninnovationen – das<br />

KEMPER Hygienesystem KHS – verhindert<br />

mittels innovativer Armaturentechnik<br />

und intelligenter Rohrführung Stagnation<br />

in Leitungsnetzen und sorgt so für<br />

die Aufrechterhaltung stetiger Trinkwasserhygiene.<br />

Das Team der Buntmetallprofis<br />

entwickelt, produziert und vertreibt<br />

neben Sanitärarmaturen für die Trinkwasserinstallation<br />

zudem anspruchsvolle<br />

Gussteile aus Rotguss sowie gewalzte<br />

Bänder für die Automobil-, Kommunikations-<br />

und Elektrotechnik.<br />

Ähnliches gilt für die FAUN Umwelttechnik<br />

GmbH Osterholz-Scharmbeck. FAUN<br />

ist Europas größter Hersteller für Abfallsammelfahrzeuge<br />

und Kehrmaschinen.<br />

Die heute 1.000 Mitarbeiter sorgen<br />

zuverlässig fortschrittlich für Innovationen<br />

– wie beispielsweise den neuen,<br />

leichten und universell einsetzbaren<br />

10 _ 11 INNOVATION _ Vertrauen in Veränderung


VARIOPRESS oder das erste hybride Müllfahrzeug<br />

ROTOPRESS Dualpower. Der Dualpower nutzt speziell bei<br />

der Abfallentsorgung in Wohngebieten die bei den häufigen<br />

Stop and Gos entstehende Bremsenergie für den Elektroantrieb,<br />

um so geräuschminimierte Entsorgung zu<br />

gewährleisten.<br />

Severins Anspruch, das tägliche Leben mit<br />

qualitativ hochwertigen Elektrokleingeräten<br />

einfacher zu machen, äußert sich in intuitiver<br />

Bedienbarkeit, einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

und überzeugendem Design.<br />

Diese Position sollte gerade bei gesundheitsbewussten<br />

Frauen zwischen 25 und 50 Jahren mit mittlerem Familieneinkommen<br />

über die Einführung einer neuen Multifunktionsküchenmaschine<br />

ausgebaut werden. Es galt<br />

dem Platzhirschen im „Guided-Cooking“ Segment die<br />

Butter vom Brot zu nehmen. Mit einer Kampagne, die das<br />

Herz der Zielgruppe für das neue Multifunktionstalent<br />

erwärmt und ihr die Benefits klar demonstriert. Mit dem<br />

Ziel, den Abverkauf ordentlich anzukurbeln und gleichzeitig<br />

die Marke insgesamt zu verjüngen und sympathisch<br />

aufzuladen. Dürfen wir vorstellen: James, the Wondermachine.<br />

Ein liebenswerter Charakter, der als Kochgeist die<br />

zahlreichen Features der Multifunktions-Küchenmaschine<br />

verkörpert. Und somit hohes Identifikationspotential<br />

– besonders bei der weiblichen Anhängerschaft generiert.<br />

James ist wie ein echter kleiner Koch, der einem stets<br />

zur Seite steht.<br />

Lust auf James? Mehr auf Seite 20.<br />

Die Entwicklung einer globalen Unternehmenskultur<br />

als Unterstützungsinstrument<br />

für Wachstum und Veränderung – klingt<br />

spannend? Ist es auch.<br />

Mubea wächst global und stetig. Die Seele des Unternehmens<br />

muss in allen Werken lebendig spürbar werden. Zu<br />

Beginn des Projektes DRIVEN BY THE BEST im Jahre 2013<br />

waren es rund 9.000 Mitarbeiter weltweit, heute sind es<br />

bereits über 11.000. Weitere 4.000 sind jetzt schon im<br />

Plan. Authentische und identifikationsstiftende Stories<br />

transportieren den Mubea Way. DRIVEN BY THE BEST<br />

Botschafter in jedem Land und jedem Werk kommunizieren<br />

das fokussierte Selbstverständnis und stärken so Zusammenhalt,<br />

Zielorientierung und Aufgeschlossenheit.<br />

Viele Unternehmen nutzen<br />

unsere Strategische Kreativität<br />

zudem bei Produkt- oder Geschäftsfeldinnovationen.<br />

Der Bereich F+E des Automotive Joint Venture<br />

BHTC bezieht uns als Querdenker immer häufiger<br />

in Entwicklungsprojekte ein. Produktinnovationen,<br />

die zur Weltleitmesse IAA das<br />

Licht der Branche erblicken, wurden schon<br />

mehrfach von DWFB begleitet. Wie etwa das<br />

Klimabedienelement für das Automobil der<br />

Zukunft (2009), dessen Grundlagen bei DWFB<br />

entstanden – oder auch das User-Interface für<br />

eine Gestensteuerung (2013).<br />

Interessiert? Mehr zu BHTC<br />

finden Sie auf Seite 56.<br />

Bei einem unserer Maschinenbaukunden,<br />

der Volkmann GmbH, ist es sogar<br />

die Innovationskultur selbst, die wir mit der<br />

Marke intern und extern ganz nach vorne<br />

stellen und als den entscheidenden Wettbewerbsvorteil<br />

im Markt der Vakuumförderungssysteme<br />

kommunizieren.<br />

„Volkmann – Ideen voraus“ heißt es seit 2013<br />

aus Soest. Dipl.-Ing. Thilo Volkmann räumt<br />

seinen Ingenieuren und Entwicklern wöchentlich<br />

Zeit zum Experimentieren ein. Er<br />

will ihnen das Lego Gefühl zurückgeben, um<br />

immer wieder Neues entstehen zu lassen. Bei<br />

Volkmann können sich die Kunden darauf<br />

verlassen, dass sie Lösungen außerhalb des<br />

Standards erhalten, die funktionieren –<br />

gerade auch dann, wenn die jeweilige Fördersituation<br />

anspruchsvoll und herausfordernd<br />

ist. Was es noch nicht gibt, wird erfunden.


12 _ 13 VERÄNDERUNG _ Arbeitermarke


In der Marketingszene kursiert ein neues Zauberwort:<br />

Initiativ-Workshops.<br />

Mehr und mehr Unternehmen hinterfragen zunehmend<br />

den Sinn traditioneller Pitch-Prozesse zur Auswahl eines<br />

geeigneten Agenturpartners, insbesondere wenn es um<br />

Aufgabenstellungen im Zuge von Innovationsprojekten<br />

geht. Eine Agentur wird im Durchschnitt zu ca. 14 Pitches<br />

pro Jahr eingeladen. Davon werden aber nur 25 Prozent<br />

tatsächlich angenommen. (Quelle: Cherrypicker-Befragung 2014)<br />

Die Gründe liegen auf der Hand: Zu viele Wettbewerber,<br />

unpräzise Briefings, unklare Entscheidungsstrukturen<br />

und keine oder zu geringe Aufwandsentschädigung.<br />

Pitch-Präsentationen gleichen immer mehr reinen<br />

Show-Veranstaltungen. Die gesamte Performance der<br />

Agentur kulminiert in einer ein bis zwei stündigen Frontalbeschallung.<br />

Eigens für Pitch-Präsentationen werden<br />

Teams zusammengestellt, die darauf trainiert sind, auf<br />

Kundenseite den gewünschten Eindruck zu erzielen.<br />

Alltagstauglichkeit sieht anders aus.<br />

Gerade bei komplexen Aufgabenstellungen, wie beispielsweise<br />

der strategischen Neuausrichtung einer Marke, der<br />

Suche nach neuen innovativen Geschäftsmodellen oder<br />

digitalen Transformationsprozessen erweist sich diese<br />

Vorgehensweise als wenig sinnvoll.<br />

STRATEGISCHES<br />

Geschrieben von:<br />

Frank Kaulen<br />

QUERDENKEN<br />

Workshops als neues Maß der Dinge


Chemistry-Workshops dienen der ersten Annäherung<br />

in der potenziellen Agentur-Kunde-Beziehung. Danach<br />

wird schnell deutlich, ob die beteiligten Parteien zueinander<br />

passen. Oft wird hier schon die Grundlage für die<br />

weitere Zusammenarbeit gelegt.<br />

Kunden erhalten keinen ausreichenden<br />

Eindruck darüber, wie die<br />

Agentur denkt<br />

und arbeitet. Wie sie an die<br />

Aufgabenstel-<br />

lung herangeht und welche Prozesse und<br />

Tools zur Lösung der Aufgabe herangezo-<br />

gen werden.<br />

In dieser Situation stellen Workshops eine<br />

geeignete Alternative dar. Die gemeinsa-<br />

me intensive Arbeitsatmosphäre fördert<br />

den Kennenlern- und Beurteilungspro-<br />

zess auf beiden Seiten. Neben der mensch-<br />

lichen Komponente ist zumeist die Ergeb-<br />

nisqualität erheblich höher als in einer<br />

klassischen Pitch-Präsentation.<br />

Aus der Agenturerfahrung machen vor<br />

allem Workshops Sinn, die sich mit<br />

dem Wertschöpfungsbeitrag von Innovationsprozessen<br />

für gesamte Unternehmen<br />

beschäftigen. Diese Innovationsprozesse<br />

können sich auf die strategische Geschäftsentwicklung<br />

des Unternehmens<br />

selbst oder auf die potentialorientierte<br />

Markenführung beziehen. Markenführung<br />

gewinnt gerade auch in mittelständischen<br />

Unternehmen immer mehr an<br />

Bedeutung.<br />

Dabei lassen sich aus unserer Sicht grundsätzlich<br />

drei verschiedene Kategorien von<br />

Workshops unterscheiden:<br />

Markenführungs-Workshops können genau wie Innovations-Workshops<br />

nicht nur im Rahmen von Pitch-<br />

Prozessen eingesetzt werden, sondern auch in einer bestehenden<br />

Kundenbeziehung.<br />

Markenführungs-Workshops vertiefen Fragestellungen<br />

zur Markenpositionierung bzw. Markenidentität.<br />

Sie thematisieren die klassischen Herausforderungen<br />

der modernen Markenführung: Marke, Vision, Markenleitbild,<br />

Markenversprechen, Markenarchitektur und<br />

Verwendertypologien.<br />

In diese Kategorie von Workshops fällt ebenfalls das<br />

Thema Employer Branding. Im Rahmen solcher Formate<br />

werden alle Bereiche unter die Lupe genommen, die einen<br />

nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der Arbeitgebermarke<br />

haben. Zielsetzung ist hier die Steigerung<br />

der Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber. In<br />

Zeiten des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels<br />

ein aktuelles Thema.<br />

Im Gegensatz dazu fokussieren Innovations-Workshops<br />

auf die Planung, Entwicklung und Gestaltung zukünftiger,<br />

strategischer „Markt-Kunde“-Beziehungen. Diese<br />

Workshopformate nehmen sich der Herausforderungen<br />

an, denen sich Marken bzw. Unternehmen in Zukunft<br />

verstärkt zu stellen haben.<br />

Für viele Unternehmen<br />

gewinnen Workshops beim<br />

Agenturauswahlprozess<br />

an Bedeutung<br />

1. Chemistry-Workshop<br />

2. Markenführungs-Workshop<br />

3. Innovations-Workshop<br />

14 _ 15 INNOVATION _ Workshops


Dazu zählen u.a. die Evaluation neuer strategischer<br />

Geschäftsfelder, die Schaffung<br />

von alternativen Wertschöpfungskurven<br />

(Stichwort: „Blue Ocean“-Strategie), die Reaktion<br />

auf digitale Transformationsprozesse.<br />

Alles brennende Themen, die die<br />

Überlebenschancen vieler Marken bzw. Unternehmen<br />

in den Märkten von morgen<br />

fundamental beeinflussen.<br />

Zuletzt fällt ein weiteres Workshopformat in<br />

die Kategorie der Innovations-Workshops.<br />

Der Vertriebsaktivierungs-Workshop. Ein<br />

neuartiger Ansatz der Vertriebsankurbelung<br />

mit Hilfe der Limbic Sales-Methode ermöglicht<br />

es dem Unternehmen noch gezielter in<br />

die Kundenansprache zu investieren. Der<br />

Workshop legt die Basis für ein nachfolgendes<br />

Vertriebsprogramm, das die Effizienz der<br />

vertrieblichen Maßnahmen im Tagesgeschäft<br />

weiter steigern soll.<br />

Fazit also: Pitch-Prozess oder innovativer<br />

Workshop-Ansatz?<br />

Auf der Suche nach Innovationsimpulsen für<br />

Unternehmen und/oder deren Marken muss<br />

jeder Auftraggeber seine eigenen Erfahrungen<br />

sammeln. Ohne eine gehörige Portion<br />

Zeit- und Finanzinvestment geht es in beiden<br />

Fällen nicht. Allerdings sprechen<br />

vor allem qualitative Aspekte<br />

für die Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema<br />

Workshop als alternative<br />

Methode für den Agenturauswahlprozess.<br />

Auf<br />

jeden Fall ist es einen<br />

Versuch wert!<br />

Matthias Horx<br />

ist ein deutscher Publizist und Unternehmensberater,<br />

der als einflussreichster Trend- und Zukunftsforscher im<br />

deutschsprachigen Raum gilt.<br />

FRAGE-<br />

ANTWORT-SPIEL<br />

1. Was ist eine bedeutende Innovation<br />

für Sie persönlich?<br />

• Elektroautos, die jeden Porsche abhängen<br />

(fahre selbst einen BMW i3).<br />

• Braunfäuleresistente Tomaten für<br />

meinen Garten.<br />

• Eine Trollabschaltmaschine fürs Internet<br />

(muss noch erfunden werden).<br />

• Eine Maschine für kluge Fragen an die Zukunft.<br />

2. Nennen Sie einen aktuellen Trend oder Hype!<br />

1. “Aktuelle Trends oder Hypes” interessieren<br />

mich nicht. Ich bin kein Trend-Heinz!<br />

2. Beides zugleich dürfte die Apple Watch sein.<br />

Ein Trend-Hype, der erst sehr stark losgeht,<br />

dann aber eher Ernüchterung bringt.<br />

3. Auf welche Innovation könnten Sie gut<br />

und gerne verzichten?<br />

Auf ein vollautomatisches Haussteuerungssystem<br />

für 25.000 Euro, wie wir es in unserem<br />

Future Evolution House NICHT haben. Schöne<br />

Lichtschalter und ein Bus-System reichen<br />

völlig aus.<br />

4. Was wird für Sie in Zukunft wichtig?<br />

Ich halte die Zukunft offen.<br />

Und werde auch in Zukunft STAUNEN.


Top Beispiele<br />

FEINER<br />

SAFTLADEN<br />

Einhornkotze im<br />

Upcycling Prozess<br />

Wie alles begann? 2006 schwappte<br />

die Idee der Obstdrinks aus England<br />

zu uns. Drei Freunde mit kleinem<br />

Taschengeld, aber großem Herzen für<br />

gesunde Ernährung gründeten das Unternehmen<br />

„true fruits“. Seit 2006 wird<br />

Obst püriert und ganz streng ohne Zusatzstoffe<br />

in die Glasflasche gefüllt. Schön<br />

mit Skala zum Nachpürieren!<br />

Die mittlerweile 21 Fruchtbesessenen<br />

möchten gesunde Ernährung und Lifestyle<br />

verbinden. Daher sind die Zutaten<br />

und das Produktdesign auch die wesentlichen<br />

Verkaufsargumente. Das Obst ist<br />

exotisch und cool kombiniert. Es kommt<br />

auch nicht einfach irgendeine Mango<br />

in den Mixer, sondern aus den 1.000<br />

verschiedenen Mango-Sorten wurde die<br />

Kesar-Mango aus Indien zur Top-Zutat<br />

erkoren. Und das Produktdesign ist Programm<br />

– der Smoothie wird zum Sammelobjekt<br />

und erscheint zum Teil in Limited<br />

Edition. In den meisten Fällen wird es<br />

in glasklarer Flasche mit Keramikdruck<br />

verkauft. Passiert es jedoch, dass der<br />

Gourmetfruchtschlamm zwar lecker aber<br />

irgendwie unansehnlich ist, dann greift<br />

man zur Methode: Augen zu und durch!<br />

„Blindverkostung!“ Die schwarze Flasche<br />

verdeckt den optischen Reiz und verlagert<br />

den Fokus auf den Geschmackssinn.<br />

Ehrlichkeit ist Programm – wie der Name<br />

schon sagt: Ehrliches Obst, ohne Zusätze,<br />

ohne Tricks! Man schreibt alles ungeschönt<br />

auf die Flasche. Nach dem Motto:<br />

War zu hässlich, muss in schwarz!<br />

Oder: Sieht aus wie Einhornkotze... Das<br />

Marketing ist frech und die Sache sehr erfolgreich<br />

und zahlreich prämiert.<br />

Was nun aber wirklich neu ist: true fruits<br />

Upcycling. Aus der alten Pulle wird ein<br />

neuer Streuer oder Gießer. Den entsprechenden<br />

Aufsatz aus Edelstahl kann man<br />

im Onlineshop bestellen. Mit dem neuen<br />

Köpfchen wird die Flasche nicht weggeschmissen,<br />

sondern erfährt ihr Revival<br />

als Essigspender oder Salzstreuer. Das<br />

ist doch mal wirklich konsequent zu<br />

„Endlosschleife“ gedacht.<br />

via http://www.true-fruits.com<br />

16 _ 17 INNOVATION _ Top Beispiele


Top Beispiele<br />

DAS<br />

KNUSPERT<br />

Das moderne Müsli<br />

entsteht online<br />

Die Idee, sich sein Müsli nach seinen Vorlieben<br />

zu mischen, ist vermutlich so alt<br />

wie das Müsli selbst. Die Möglichkeit, sich<br />

sein Knusperfrühstück online aus einer Vielfalt<br />

aus etwa 80 Bio-Zutaten zusammen zu<br />

stellen und es vom Warenkorb am Abend auf<br />

den Frühstückstisch am Morgen befördern<br />

zu lassen, hat den Müsli-Liebhabern hierzulande<br />

und auch über die deutschen Grenzen<br />

hinaus jedoch neue Welten eröffnet.<br />

Fotos:<br />

mymuesli/<br />

© Viktor Strasse<br />

Mehr als 566 Billiarden Variationsmöglichkeiten<br />

bietet mymuesli.com seinen Kunden<br />

mit dem Online-Mixer. Wofür soll man sich<br />

da nur entscheiden? Und vor allem: Wie kann<br />

das logistisch überhaupt funktionieren? Der<br />

Umbau der Manufaktur im Jahre 2011 und<br />

die Installation einer Weltneuheit machten<br />

es möglich. Es entstand die erste Produktionsstraße<br />

weltweit, die die unzähligen<br />

Müsli-Variationen kundenindividuell produzieren<br />

kann. Über einen Barcode wird jede<br />

Dose zweifelsfrei identifiziert, dann perfekt<br />

verschlossen und durchgeschüttelt, um anschließend<br />

in der auffallenden mymuesli-<br />

Verpackung versendet zu werden.<br />

Ein Vertriebskonzept, das wahnsinnigen<br />

Erfolg geerntet hat und Appetit auf<br />

mehr macht! Für die, die dann doch eher<br />

den Einkauf im Supermarkt vorziehen,<br />

heißt es: Augen auf – denn die mymuesli-<br />

Produkte gibt es mittlerweile auch in der Offline-Welt,<br />

z. B. in den mymuesli-Läden, zu<br />

kaufen.<br />

via http://www.mymuesli.com


Top Beispiele<br />

MULTISENSORISCH<br />

DINIEREN<br />

Shanghai, 1 Tisch, 10 Plätze,<br />

20 emotionale Gänge<br />

Fotos:<br />

Ultraviolet/<br />

© Scott Wright<br />

Es ist 19:30 Uhr, ein schwarzer Van mit getönten<br />

Scheiben fährt vor, die Gäste steigen ein, fahren<br />

ins Unbekannte – es soll köstlich und futuristisch<br />

werden, so viel wissen sie. Nicht aber, wohin es geht<br />

und noch viel weniger: auf welches Abenteuer sie<br />

sich einlassen. Das klingt bisweilen befremdlich, ist<br />

jedoch der Beginn eines Abends im vielleicht bekanntesten<br />

Restaurant Shanghais und im ersten und einzigen<br />

multisensorischen Restaurant der Welt.<br />

Nachdem der Wagen vor einem unscheinbaren Lagerhaus<br />

hält, werden die Gäste in den spektakulären Dining<br />

Room geleitet. Spektakulär? Noch nicht: Denn alles, was<br />

sie zu diesem Zeitpunkt sehen, ist ein Raum mit kahlen,<br />

weißen Wänden, in dessen Mitte ein majestätischer Tisch<br />

mit zehn Plätzen auf sie wartet. Auf Dekoration oder<br />

andere Ablenkungen wird bewusst verzichtet. Eine einzige<br />

weiße Leinwand ist das, was dieser Raum sein möchte.<br />

Let the show begin! Mit etlichen Projektoren,<br />

Lichtanlagen und Windmaschinen<br />

ausgestattet, verwandelt sich der Raum<br />

zur Kulisse für das kulinarische Theater.<br />

Der erste Gang wird mit einer Eröffnungssequenz<br />

aus Kubricks Film „2001: A Space<br />

Odyssey“ eingeleitet und gibt den Gästen<br />

dank des leichten Windes sowie der unbeschreiblichen<br />

Ton- und Bildgewalt um<br />

sie herum das Gefühl, live bei der Apollo<br />

Mission 1969 dabei zu sein.<br />

Es folgt der zweite von zwanzig Gängen.<br />

Der Name „Ostie Apple-Wasabi Gothic<br />

Church Hell’s Bells“ beschreibt nicht nur,<br />

welches ausgefallene Gericht es aus der<br />

Molekular-Küche zu kosten gibt, sondern<br />

auch durch welche visuellen und musikalischen<br />

Effekte das Essen begleitet wird.<br />

Es ist ein emotionales Geschmacksempfinden,<br />

das der Mitbegründer und Chefkoch<br />

Paul Pairet mit dieser Inszenierung<br />

in seinem experimentellen Restaurant<br />

schaffen möchte. Nur zehn Personen<br />

kommen je Abend in den Genuss seiner<br />

hochgelobten Kochkünste und dürfen<br />

das perfekte Zusammenspiel aus Projektionen,<br />

Musik und Menü erleben. Wer also<br />

eine Reise nach Shanghai plant, sollte das<br />

Ultraviolet unbedingt besuchen!<br />

via http://www.uvbypp.cc<br />

18 _ 19 INNOVATION _ Top Beispiele


Top Beispiele<br />

ZURÜCK ZUM<br />

SCHRAUBGLAS<br />

Oder auch: Einkaufen neu gedacht<br />

Rund 250 kg Haushaltsabfall produziert<br />

der Durchschnittsdeutsche im<br />

Jahr – dank unnötiger, doppelt und dreifacher<br />

Verpackungen, dank der jahrelang<br />

angewöhnten Bequemlichkeit und natürlich<br />

auch dank der Lebensmittelindustrie.<br />

Doch wenn Oma das Essen im Schraubglas<br />

lagern konnte, wieso können wir das<br />

nicht auch?<br />

Frei nach diesem Motto und mit der Zero-<br />

Waste-Idee im Kopf gründeten Milena<br />

Glimbovski und Sara Wolf das Startup<br />

„Original Unverpackt“ und damit den<br />

ersten Supermarkt Deutschlands, der ganz<br />

ohne Einwegverpackungen auskommt.<br />

In ihrem Kreuzberger Laden mit authentischem<br />

Tante-Emma-Charme bieten sie<br />

umweltbewussten Kunden ein Sortiment<br />

von etwa 400 Produkten, das aus alltäglichen<br />

Lebensmitteln wie Nudeln, Gewürzen<br />

und Ölen, aber auch aus Non-Food-Ar-<br />

tikeln wie Zahnpasta oder Shampoo<br />

besteht. Abfüllen kann man sich die Produkte<br />

allesamt aus großen Spenderbehältern<br />

in mitgebrachte oder gekaufte Dosen,<br />

Gläser, Flaschen und Stoffbeutel.<br />

Doch nicht nur der Precycling-Gedanke,<br />

sondern auch die Einkaufsatmosphäre<br />

des ersten Ladens heben „Original Unverpackt“<br />

aus der Masse heraus: Von NAU<br />

Architects entworfen und in einem Laden<br />

umgesetzt, dessen Geschichte vor 120<br />

Jahren als alte Metzgerei begann, orientiert<br />

sich der Einrichtungsstil an Laboren<br />

der Jahrhundertwende und besticht durch<br />

ein cooles Zusammenspiel aus großen<br />

Stahlregalen, massivem Holz und weißen<br />

Kacheln. Mit gutem Gewissen einkaufen<br />

wird hier, wo vom Kunden mehr Zeit und<br />

Aufmerksamkeit gefordert werden, wo<br />

man das Essen wieder sehen, riechen und<br />

hören kann, zur unvergleichlichen Entdeckungstour.<br />

via http://www.original-unverpackt.de


Geschrieben von:<br />

Daniela Burkhardt<br />

VIEL DAMPF<br />

UM JAMES<br />

Aus dem Sauerländer<br />

Traditionhaus SEVERIN<br />

James, der Helfer in der Not, der<br />

aus dem Dampfgarer in die Küchen emporsteigt.<br />

Der Retter jeder Hausfrau, die<br />

gut, schnell und einfach kochen möchte.<br />

Auf der „Ambiente“ im Februar 2015 ist<br />

James eingeführt worden. James the<br />

Wondermachine ist ein Multifunktionsküchengerät,<br />

das im mittleren Preissegment<br />

besonders die Herzen der weiblichen<br />

Zielgruppe von 25-45 Jahren erwärmt.<br />

kann und das schnell zubereitet ist. Unsere Antwort<br />

darauf lautete: „Gestatten: James, the Wondermachine!<br />

Ein sympathischer Charakter, der als Kochgeist die zahlreichen<br />

Features der Multifunktions-Küchenmaschine<br />

verkörpert.“<br />

James ist wie ein echter kleiner Koch, der einem stets<br />

zur Seite steht – der einem wie Aladin aus der Wunderlampe<br />

unmittelbar jeden Wunsch erfüllt. Mit ihm<br />

zaubert man aus frischen Zutaten gesunde Gerichte,<br />

die garantiert gelingen. Er hat Tipps für jede Kochlage<br />

und vermittelt diese mit einem Funken Charme. Er<br />

zwinkert sich ins Herz – einmal gesehen, nie mehr vergessen.<br />

Seine Performance im Regal ist überwältigend.<br />

Er zieht die Blicke auf sich, weil er es versteht, das formschöne<br />

und im Produktdesign ausgezeichnete Gerät ideal<br />

in Szene zu setzen.<br />

Das Produkt an sich ist ein Me-Too-Produkt<br />

– vielen wird der Thermomix von<br />

Vorwerk ein Begriff sein. Was ist also zu<br />

tun, um ein Me-Too nach vorne zu bringen?<br />

Das kreative Strategieteam von<br />

DWFB setzt auf eine emotionale Produktmarke,<br />

die laut einschlägt und Spaß und<br />

Leichtigkeit rüberbringt.<br />

Konzeptionell gab es eine wichtige Erkenntnis,<br />

die wir vorab herausarbeiten<br />

konnten: Viele Menschen fürchten sich<br />

davor, dass ihnen das Essen nicht gelingt.<br />

Sie wünschen sich ein leckeres<br />

und gesundes Gericht,<br />

bei dem nichts<br />

schief gehen<br />

Das Kommunikationskonzept ist auf B2B und B2C ausgerichtet<br />

und ist international adaptierbar. Wir haben es<br />

interdiziplinär umsetzen dürfen: Digital, als Kochbuch<br />

mit Printunterlagen, am POS, in Verpackung oder beim<br />

Messeauftritt.<br />

Die Strategie geht auf: Aus der Wondermachine machen<br />

wir eine Cashmachine!<br />

via http://www.james-and-me.com<br />

20 _ 21 INNOVATION _ Severin


Interviewt von:<br />

Daniela Burkhardt<br />

ALLES KANN,<br />

NIX MUSS!<br />

Ehrliche Akustikmukke zwischen Fink und Hot Water Music<br />

Foto: © Tim Friesenhagen<br />

22 _ 23 VERÄNDERUNG _ Arbeitermarke


Ich ahnte, dass das dünnes Eis sein könnte.<br />

Ausgerechnet ich – in Musik genauso<br />

bewandert wie in Molekularbiologie –<br />

sollte die Jungs interviewen. Top Idee,<br />

dachte ich! Vier gegen eins? Tim, Marc,<br />

Micha, Roman – heute ohne Tim.<br />

Aber dann war alles ganz einfach: Keine Fachsimpelei<br />

über Stile, kein Namedropping, kein männliches<br />

Markieren der Machtgebiete, sondern total entspannte<br />

Leute bei Bier und Maracuja-Schorle in der Sonne. Zuhause<br />

bei Freunden, die Musik machen. Come as you are.<br />

Foto: © Denis Treu<br />

Und ich verstand, dass hier Musik wirklich das ist, was<br />

Spaß macht, was Entspannung und Bereicherung ist. Kein<br />

Kommerz, kein Mainstream, kein Verbiegen fürs Management.<br />

Sondern Musik, die vier Musiker mit unterschiedlichsten<br />

Hintergründen gut finden. So sollte Musik<br />

doch sein. Marc und Roman haben vorher Punk gespielt,<br />

Marc noch ein bisschen Szene bis Chaos-Musik und Tims<br />

Wurzeln liegen im Big Band Swing/Jazz mit Ausflügen in<br />

den Elektro. Und Michas Leidenschaft ist schmutziger<br />

Rock im Rock 'n' Roller-Coaster. Keiner hat seine musikalische<br />

Herkunft aufgegeben.<br />

NEPOMUK ist genau das, was passiert. Kein Stil, sondern<br />

Mix. Das Gefühl entscheidet, wohin die Reise geht – glatt<br />

weg von der Seele und vom Herzen.<br />

Subrosa, Dortmund<br />

Roman ist der lockere Familienpapa aus Dortmund, der<br />

gemütlich und gutgelaunt erzählt, wie es im Wohnzimmer<br />

zu laut wurde. Im echten Leben ist er Disponent fü r<br />

Veranstaltungstechnik. Micha ist Sozialarbeiter in Dortmund.<br />

Lässig, leicht ironisch, etwas ruhiger, überzeugt<br />

von der Sache. Marc aus Attendorn arbeitet als Rettungs-<br />

24 _ 25 INNOVATION _ Köpfe und Personen


assistent. Er ist immer auf der Suche nach<br />

Noch-Nie-Da-Gewesenem und mit Herz<br />

und Verstand dabei. Der Vierte im Bunde<br />

ist Tim, selbständiger Fotograf. Tim, der<br />

Ruhelose, Quirlige, der perfektionistisch<br />

einen 28 Stunden Tag bräuchte, um Dinge<br />

zu tun.<br />

Was sie verbindet? Eine fette Freundschaft<br />

und die Liebe zur Musik! Hört sich nach Poesiealbum<br />

an, aber so ist es eben!<br />

Das Bandkonzept ist individuell, weil<br />

jeder seinen Teil beisteuert – ohne Hierarchie.<br />

Der rote Faden ist der Mix der Charaktere.<br />

Es geht um die Vier, die machen,<br />

was ihnen wirklich Spaß macht. Nicht<br />

viel quatschen, sondern einfach machen<br />

und laufen lassen! Micha erzählt: „Wenn<br />

einer fragt: Was macht ihr für Mukke?<br />

Sagen wir: Ja, mehr so Akustik! Ah – wie<br />

Jack Johnson! Neee! Ja, wie denn dann? Wir<br />

klingen wie... Das ist schwierig zu sagen<br />

und wollen wir auch eigentlich gar nicht.“<br />

„Eine musikalische Einordnung ist<br />

wirklich schwierig. Am Anfang haben<br />

wir uns total kaputtgelacht. Country –<br />

wie skurril!“ erklärt Marc weiter. „Und<br />

jetzt steht Country neben Schnulze und<br />

Ballade neben Rock 'n' Roll. Die Bandbreite<br />

ist groß.“<br />

Nach kurzer Raucherpause kommen<br />

wir auf den DIY-Gedanken zu sprechen.<br />

Roman ergreift das Wort und berichtet:<br />

„Die DIY Geschichte ist uns total wichtig.<br />

Das kommt vielleicht noch aus der Punk-<br />

Zeit. Aber selbst zu machen, selbst zu<br />

lernen und sich Dinge anzulesen – das hat<br />

was. Aber dann leider auch: Learning by<br />

burning!“<br />

Kurze Pause, Roman blickt in die Runde<br />

und alle fangen an, laut los zu lachen. Da<br />

scheint es einige Geschichten zu geben,<br />

wie zum Beispiel die Versuche, selbst das<br />

Cover des neuen Vinyls im Siebdruckverfahren<br />

herzustellen. Das hatte noch keiner<br />

vorher gemacht, das Resultat war aber sehr<br />

gut und umso größer die Leistung.<br />

„Wir lassen uns nicht unterkriegen!“ – Erste Probe, nachdem das<br />

komplette Equipment aus dem Band-Bully geklaut wurde.<br />

NEPOMUK hat viele Freunde und Künstler,<br />

die unterstützen zum Beispiel mit Grafik, Film, Design<br />

und Artwork. Der Rückhalt ist groß, aber das scheint für<br />

die Szene normal zu sein und für die Vier auch selbstverständlich<br />

andersrum zu funktionieren. Alle investieren<br />

unheimlich viel Zeit und Energie in Musik und die gemeinsame<br />

Sache. Roman verrät, dass er mit seiner kleinen<br />

einjährigen Tochter in der Trage auf dem Rücken durch die<br />

Wohnung schreitet und diese Einschlafzeremonie oftmals<br />

gute Songideen hervorbringt. Dann wird die Idee der Band<br />

vorgestellt und alle nehmen den Faden auf, um ihren Beitrag<br />

dazu einzubringen.<br />

„Vielleicht machen wir es besser, vielleicht verwerfen<br />

wir es auch wieder. Aber der Moment, in dem man spürt,<br />

das wird was, das ist großartig. Dann geht die Sonne auf!“<br />

verrät Marc und lehnt sich grinsend zurück.<br />

Das tue ich dann auch. Danke NEPOMUK, dass ich mit<br />

von der „Party“ sein durfte. Ich kann die Scheibe nur<br />

wärmstens empfehlen. Sie macht Spaß und klingt wie<br />

Urlaub-Abendsonne-mit-Rotwein.<br />

Oder – um ganz fachmännisch zu enden: Wie die deutschen<br />

Mumford & Sons mit einem Touch Incubus. Wie<br />

eine ordentliche Portion Red Hot Chilli Peppers oder wie<br />

Radiohead auf Akustik.<br />

CHECK<br />

THIS OUT<br />

26.06. HAGEN<br />

Rock in die Ferien<br />

19.09. DORTMUND<br />

Forum der DEW21<br />

https://www.facebook.com/nepomukke


DIGITALISIERUNG:<br />

ZWISCHEN MEGATREND<br />

UND BUZZWORD<br />

Wie profitiert der Mittelstand<br />

von digitaler Transformation<br />

Dass man in keinem Unternehmen,<br />

in keiner Branche mehr an Digitalisierung<br />

vorbei kommt, dürfte<br />

jeder schon oft gehört haben. Betriebswirtschaftliche<br />

und innerbetriebliche<br />

Prozesse sind vernetzt, Produktionsabläufe<br />

werden von Software organisiert und<br />

die komplette Lieferketten-Logistik wird<br />

digital gesteuert.<br />

Industrie 4.0 zeigt uns, wie der Mensch im<br />

Produktionsprozess zurücktritt, die Technik<br />

das Ruder übernimmt und sogar ganz<br />

individuelle und variationsreiche Produkte<br />

in kleinsten Losgrößen realisieren<br />

kann. Smart Factory als zukunftsfähiges<br />

Geschäftsmodell und Smart-Service-Welt<br />

als Zukunftsprojekt. Wir sind permanent<br />

online, zahlen digital, interagieren und<br />

kommunizieren virtuell. Wir hinterlassen<br />

Big Data, anhand derer neue „Smart<br />

Services“ entstehen werden.<br />

Die Entwicklung dieser Neuerungen ist<br />

rasant und wird noch weiter an Fahrt<br />

aufnehmen. Das bedeutet, dass sich Verhalten,<br />

Geschäftsmodelle, Kunden-Lieferanten-Beziehungen,<br />

Zielgruppenansprachen<br />

revolutionieren.<br />

Deutschland behandelt dieses Thema aber stiefmütterlich:<br />

Man ist skeptisch und fragt sich, wie der Mittelstand<br />

davon profitieren kann. Obwohl Studien klar belegen,<br />

dass eine signifikante Wertschöpfung zu erreichen ist,<br />

verharrt besonders der Mittelstand in Wartestellung.<br />

Erstaunlich:<br />

Nur 20 bis 25 % der kleinen mittelständischen<br />

Betriebe des Wirtschaftsgiganten China<br />

sind bisher online. Vorausgesetzt bis 2015 würde<br />

China stärker digitalisiert, könnte sein Wirtschaftswachstum<br />

um 22 % gesteigert werden. Für Deutschland<br />

werden immense Gewinne prognostiziert, das<br />

Bruttosozialprodukt würde wachsen und es gäbe nennenswert<br />

mehr Arbeitsplätze. Digitalisierung steht in<br />

komplexer Kausalität mit Wachstum. Leider prägen<br />

zur Zeit eher die Begriffe „Technologiemitläufer“ oder<br />

gar „Nachzügler“ unser Verhalten.<br />

Sebastian Reucker ist Digital-Experte im Hause<br />

DWFB und stellt einige Gedanken zur Digitalisierung vor.<br />

Die Redaktion fragte:<br />

Wie weit hat Digitalisierung bisher<br />

im Mittelstand Einzug halten können?<br />

„Studien großer Beratungsgesellschaften<br />

belegen, dass dem deutschen Mittelstand<br />

die große Herausforderung bewusst ist.<br />

Nur ist sie leider noch nicht auf der<br />

strategischen Agenda gelandet und<br />

somit von einer tatsächlichen Im-<br />

26 _ 27 INNOVATION _ Digitalisierung


plementierung noch weit entfernt. Das liegt<br />

meines Erachtens daran, dass vielen Unternehmen<br />

die Veränderung noch nicht greifbar<br />

ist. Viele Mittelständler stellen sich die Frage<br />

nach den Möglichkeiten, die mit der digitalen<br />

Transformation einhergehen.<br />

Der eben angesprochene Handwerksbetrieb zum Beispiel<br />

hat sich die Digitalisierung von Stammdaten nutzbar gemacht,<br />

um Prozesse wie Bestellungen effizienter abzubilden.<br />

Alle seine Mitarbeiter sind mit Mobilgeräten ausgestattet<br />

und können so Behinderungen, Zusatzleistungen<br />

und Verbesserungsvorschläge per Foto oder Sprachnotiz<br />

dokumentieren und direkt weitergeben. Vor allem die<br />

mobile Zeiterfassung trägt dazu bei, dass die Mitarbeiter<br />

schneller arbeiten können. Im Prinzip sind die technischen<br />

Voraussetzungen alle vorhanden, jetzt muss man<br />

sie nur noch einsetzen und bedienen. Digitale Transformation<br />

fängt eben im Kleinen an. “<br />

Wie sollten die Betriebe also verfahren?<br />

Schaut man sich dann in den Medien nach Best<br />

Practices um, so bekommt man viele Beispiele<br />

der Global Player aus dem Konsumgüterbereich<br />

vorgeführt. Aber was heißt das konkret<br />

für den B2Bler im Mittelstand? Diese Antworten<br />

bleiben die meisten schuldig und so wird<br />

das Ganze schnell als Buzzword abgetan. Aber<br />

es gibt tatsächlich Beispiele wie den Landmaschinenhersteller<br />

Claas, der mittlerweile im<br />

Bereich der Hard- und Softwareherstellung<br />

etwa 25 % seiner Mitarbeiter beschäftigt. Aber<br />

auch Handwerksbetriebe, die ihren Mitarbeitern<br />

Baustellenhandys zur mobilen Zeiterfassung<br />

stellen, sind erste, kleine Belege für eine<br />

erfolgreiche Digitalisierung im Mittelstand.“<br />

Wie funktioniert denn Digitalisierung<br />

im mittelständischen Betrieb?<br />

„Es gibt kein einfaches digitales Starter-Paket.<br />

Digitalisierung ist absolut individuell an<br />

einzelne Bedürfnisse und Prozesse angepasst.<br />

Diese gilt es zunächst zu identifizieren, um<br />

daraufhin gezielte Lösungen zu entwickeln.<br />

Digitalisierung muss nicht heißen, sein Geschäftsmodell<br />

neu zu erfinden. Oft hilft es,<br />

gezielt nach Lösungen oder Prozessen aus der<br />

digitalen Welt zu suchen.<br />

„Es gibt nicht den goldenen Weg zur digitalen Transformation.<br />

Man kann sicherlich immer Felder innerhalb der<br />

eigenen Geschäftsprozesse identifizieren, die prädestiniert<br />

für digitale Lösungen sind und somit einen Einstieg<br />

in die Thematik bieten. Wichtig ist es, Strategien und Ziele<br />

zu formulieren, um am Ende der Transformation auch Erfolge<br />

messen zu können. Zum Blick über den Tellerrand<br />

empfiehlt sich oft die Beobachtung des Wettbewerbs oder<br />

Best Practices aus anderen Branchen – oder auf externe<br />

Hilfe zurückzugreifen. Die unternehmensinterne IT wird<br />

aber zukünftig bei allen Fragen rund um die Transformation<br />

eine zentrale Rolle spielen.“<br />

Wie schwierig haben es kleinere Unternehmen,<br />

mit diesem Prozess Schritt zu halten?<br />

„Für kleinere Unternehmen ist es nicht schwieriger als<br />

für große. Im Gegenteil: Sie können schneller reagieren,<br />

sind flexibler, weil die Geschäftsmodelle nicht so komplex<br />

sind. Es geht oft um Schnelligkeit und Wendigkeit. Außerdem<br />

spielt die Bereitschaft zur Veränderung – auch zum<br />

Risiko der Veränderung – eine große Rolle und das ist unabhängig<br />

von der Unternehmensgröße.“<br />

Können Unternehmen ohne digitale<br />

Transformation überleben?<br />

„Klares NEIN! Schon das Heute ist digital, das Morgen<br />

noch viel mehr. Die Frage ist dann nur noch, bis wann<br />

diese Unternehmen durchhalten können. Digitalisierung<br />

muss ganz dringend zur Chefsache erklärt werden und<br />

sollte in die Unternehmensstrategie mit einfließen.“


Peter Martin Thomas ist Leiter der SINUS:akademie,<br />

Jugendforscher und Coach. Aktuell befasst er sich vor<br />

allem mit der Frage, wie kleine und mittlere Betriebe<br />

zu den passenden Nachwuchskräften kommen.<br />

Doreen Richter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

an der Universität Flensburg. Sie hat an einem soeben<br />

abgeschlossenen Forschungsprojekt zur Innovationsfähigkeit<br />

im demografischen Wandel gearbeitet.<br />

28 _ 29 VERÄNDERUNG _ Arbeitermarke


Daniela Burkhardt im Interview mit<br />

Peter Martin Thomas und Doreen Richter<br />

VON MILIEUS<br />

UND REGIONEN<br />

ZU INNOVATIONEN?<br />

Innovationsfähigkeit im<br />

demografischen Wandel<br />

Frau Richter, kann man die Innovationsaktivität<br />

in einer Region messen?<br />

Doreen Richter: Die tatsächliche Innovationsaktivität<br />

einer Region zu messen ist schwierig. Der Begriff<br />

Innovationsaktivität ist sehr abstrakt und kann vielseitig<br />

interpretiert werden. Daher gibt es verschiedene<br />

Ansätze, die Innovationsaktivität oder auch Innovationsfähigkeit<br />

zu erfassen.<br />

In den Wirtschaftswissenschaften ist die Messung der<br />

Innovationsaktivität über Patentanmeldungen am gängigsten.<br />

Aber auch Unternehmensgründungen im Technologiesektor,<br />

insbesondere sogenannte Spin-Offs und<br />

technologiebasierte Start-Ups sind ein guter Indikator für<br />

eine rege Innovationstätigkeit. Darüber hinaus werden<br />

auch die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

in Forschung und Entwicklung sowie die Ausgaben<br />

für Forschung und Entwicklung als Anzeiger für<br />

Innovationstätigkeit eingesetzt.<br />

Jeder dieser Indikatoren hat seine Vor- und Nachteile,<br />

daher muss im Sinne des Erkenntnisinteresses geprüft<br />

werden, mit welchem man zu den treffendsten Aussagen<br />

gelangt. Patentanmeldungen beispielsweise<br />

können aus unterschiedlichen<br />

Gründen das Bild der regionalen Innovationstätigkeit<br />

auch stark verzerren.<br />

Zum einen werden Patente nicht immer<br />

dort angemeldet, wo sie auch entwickelt<br />

wurden. Das heißt, dass die Forschung<br />

in einer Zweigniederlassung umgesetzt<br />

wird, die Anmeldung aber immer über den<br />

Hauptsitz des Unternehmens, des Instituts<br />

oder der Forschungseinrichtung erfolgt.<br />

Zum anderen werden Patente nicht<br />

nur zu dem Zweck angemeldet, Innovationen<br />

zu schützen. Hinter einer Patentanmeldung<br />

können sich auch ganz andere<br />

Motivationen verbergen, zum Beispiel als<br />

Blockade, Druckmittel in Verhandlungen<br />

oder zur Verhinderung von Klagen. Das<br />

bedeutet, dass nicht jedes angemeldete<br />

Patent in ein kommerzialisiertes Produkt<br />

überführt wird, was aber Teil der Definition<br />

einer Innovation wäre.<br />

Weiterhin werden durch Patente nicht<br />

alle Arten von Innovationen erfasst, da<br />

beispielsweise Dienstleistungen oder<br />

bestimmte Softwarelösungen nicht geschützt<br />

werden können. Nicht nur daher<br />

kommen auch oft einfach andere Schutzrechte<br />

zum Einsatz. Trotzdem und trotz<br />

einiger weiterer Nachteile sind Patentanmeldungen<br />

ein relativ objektiver, zuverlässiger<br />

und rein pragmatisch eben auch<br />

auf regionaler Ebene verfügbarer Indikator.<br />

Denn die Messung der Innovationsfähigkeit<br />

einer Region ist theoretisch<br />

vielfältig möglich und scheitert in der<br />

Praxis meist an der Verfügbarkeit entsprechender<br />

Daten.


Sie haben mitgewirkt am Forschungsvorhaben<br />

„Innografie – Innovationsfähigkeit im Demografischen<br />

Wandel“. Um was ging es dabei?<br />

Doreen Richter: Das Verbundvorhaben „Innografie – Innovationsfähigkeit<br />

im Demografischen Wandel“ war ein<br />

Forschungsprojekt, welches von Mai 2012 bis April 2015<br />

durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) für Deutschland,<br />

der Europäischen Union (EU) sowie das Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert<br />

wurde. Es war eingebettet in das Forschungsprogramm<br />

„Arbeiten – Lernen – Kompetenzen entwickeln. Innovationsfähigkeit<br />

in einer modernen Arbeitswelt“ des BMBF.<br />

Es arbeiteten drei Universitäten mit jeweils eigenem<br />

Schwerpunkt in einem Verbund zusammen, um einen<br />

interdisziplinäreren Untersuchungsrahmen zu schaffen.<br />

Wir haben gemeinsam darauf hin gearbeitet, ein<br />

Analyseinstrument zu entwickeln und zu testen, das<br />

systematisch Bedingungen betrieblicher Innovationstätigkeit<br />

in Organisationen erfasst. Unser Ziel war es,<br />

ein Online-Tool zur Verfügung zu stellen, das einerseits<br />

branchenübergreifend und andererseits in Organisationen<br />

unterschiedlicher Größe einsetzbar ist. Die unterschiedlichen<br />

Betrachtungsebenen der Projektpartner<br />

dienten dazu, den künftigen Anwendern ein umfassendes<br />

Bild über die innovationsrelevanten Faktoren regionaler<br />

und organisationaler Innovativität sowie möglicher Interventionen<br />

auf Mitarbeiterebene zu vermitteln.<br />

Herr Thomas, Sie arbeiten mit den<br />

Sinus-Milieus, um Zielgruppen für das<br />

Personalmarketing zu beschreiben.<br />

Was sind Sinus-Milieus?<br />

Peter Martin Thomas: Vereinfacht könnte<br />

man sagen, die Sinus-Milieus sind Gruppen<br />

Gleichgesinnter mit ähnlichen<br />

Werten, Lebensstilen, Alltagsästhetik. Die<br />

Sinus-Milieus gruppieren also Menschen,<br />

die sich in ihrer Lebensauffassung und<br />

Lebensweise ähneln. Grundlegende Wertorientierungen<br />

werden bei der Analyse<br />

ebenso berücksichtigt wie Alltagseinstellungen<br />

zur Arbeit, zur Familie, zur Freizeit,<br />

zu Geld oder Konsum.<br />

Die Grenzen zwischen den Milieus sind<br />

natürlich fließend. Zwischen Lebenswelten<br />

kann man nicht so klare Grenzen<br />

ziehen wie bei soziale Schichten. Die Wirklichkeit<br />

hat sozusagen eine „Unschärfe“<br />

30 _ 31 VERÄNDERUNG _ Arbeitermarke


gegenüber dem Modell. Zum Verständnis der Milieus ist<br />

es wichtig, sich klar zu machen, dass es Berührungspunkte<br />

und Übergänge zwischen den einzelnen Milieus gibt.<br />

Die Sinus-Milieus gibt es nun seit den 80er-Jahren.<br />

Sie wurden immer wieder weiterentwickelt. Der letzte<br />

Update hat 2010 stattgefunden. Aktuell werden 10 Milieus<br />

beschrieben, die die Bevölkerung in Deutschland ab 14<br />

Jahren beschreiben.<br />

Doreen Richter<br />

„Innografie – Innovationsfähigkeit<br />

im Demografischen Wandel“<br />

In der Vergangenheit wurden die Sinus-Milieus vielfach<br />

für die Produktentwicklung, die Kommunikation und<br />

das strategische Marketing eingesetzt. Vor dem Hintergrund<br />

des drohenden Fachkräftemangels und des demografischen<br />

Wandels entdecken in letzter Zeit immer mehr<br />

Unternehmen das Potenzial der Milieus für das Personalmarketing<br />

und Employer Branding.<br />

Gibt es Milieus, die sich besonders gerne auf<br />

Innovationen einlassen?<br />

Peter Martin Thomas: Es gibt zumindest Milieus, die besonders<br />

aufgeschlossen sind gegenüber neuen Entwicklungen,<br />

die interessiert sind an technischen und Konsum-Innovationen<br />

und eine Unternehmer-Mentalität<br />

zeigen.<br />

Die Aufgeschlossenheit für neue Entwicklungen ist beispielsweise<br />

bei dem jüngsten Milieu, den Expeditiven,<br />

besonders hoch. Danach kommen mit einigem Abstand<br />

die Performer. Beides sind Milieus, die ihren Schwerpunkt<br />

in höherer sozialer Lage haben. Am geringsten ist die Aufgeschlossenheit<br />

für neue Entwicklungen beim ältesten<br />

Milieu, den Traditionellen und im Prekären Milieu. Auch<br />

beim Interesse an neuen Produkten zeigt sich das gleiche<br />

Bild. Das größte Interesse zeigen Expeditive und Performer.<br />

Das geringste Interesse haben die Traditionellen.<br />

Bei beiden Themen sind es die Jüngeren im Alter von 14-24<br />

Jahren, die deutlich mehr Aufgeschlossenheit und Interesse<br />

zeigen als die Älteren über 50 Jahren.<br />

ist ein Verbundvorhaben zwischen der Universität<br />

Hamburg (Leitung Prof. Dr. Eva Bamberg), der Helmut-Schmidt-Universität/Universität<br />

der Bundeswehr<br />

Hamburg (Leitung Prof. Dr. Wenzel Matiaske)<br />

und der Europa-Universität Flensburg (Leitung<br />

Prof. Dr. Gerd Grözinger).<br />

Es war eingebettet in das Forschungsprogramm<br />

„Arbeiten – Lernen – Kompetenzen entwickeln.<br />

Innovationsfähigkeit in einer modernen Arbeitswelt“<br />

des BMBF. Das Ziel des Verbundprojekts<br />

bestand in der Förderung der Innovationsfähigkeit<br />

von Organisationen im demografischen Wandel und<br />

der Entwicklung und Validierung eines Analyseinstruments<br />

zur Messung von Innovationspotenzialen.<br />

Im Wesentlichen werden drei Ebenen berücksichtigt,<br />

die sich in den drei Teilvorhaben des Projekts widerspiegeln:<br />

die individuelle und arbeitsplatzbezogene<br />

Ebene (Universität Hamburg), die betriebliche<br />

Ebene (Helmut-Schmidt-Universität/Universität<br />

der Bundeswehr Hamburg) und die regionale Ebene<br />

(Europa-Universität Flensburg). Unter Einbezug der<br />

Erkenntnisse aus den beteiligten Wissenschaftsdisziplinen<br />

(Psychologie, Betriebswirtschaft, Soziologie,<br />

Volkswirtschaft) entwickelt und validiert<br />

der Verbund ein Online-Analyseinstrument zur<br />

Messung von Innovationspotenzialen.<br />

Zudem werden die Praktikabilität des Instruments<br />

und das Kosten-Nutzen-Verhältnis hinsichtlich<br />

einer demografie- sowie innovationsorientierten<br />

Unternehmensstrategie überprüft. Ein Praxisleitfaden<br />

unterstützt die Anwendung des Analyseinstruments<br />

und die Ableitung von Maßnahmen in<br />

Organisationen.


Oberschicht/<br />

Obere Mittelschicht<br />

Mittlere<br />

Mittelschicht<br />

Untere Mittelschicht/<br />

Unterschicht<br />

Soziale Lage<br />

Traditionelle<br />

14%<br />

Konservativ-<br />

Etablierte<br />

10%<br />

Prekäre<br />

9%<br />

Liberal-<br />

Intellektuelle<br />

7%<br />

Sozialökologische<br />

7%<br />

Bürgerliche<br />

Mitte<br />

14%<br />

Performer<br />

7%<br />

Adaptiv-<br />

Pragmatische<br />

9%<br />

Hedonisten<br />

15%<br />

Expeditive<br />

7%<br />

Grundorientierung<br />

Festhalten Bewahren<br />

TRADITION<br />

Haben & Genießen Sein & Verändern Machen & Erleben Grenzen überwinden<br />

MODERNISIERUNG/INDIVIDUALISIERUNG<br />

NEUORIENTIERUNG<br />

Der Forschungsansatz<br />

Die Sinus-Milieus sind das Ergebnis von<br />

drei Jahrzehnten sozialwissenschaftlicher<br />

Forschung. Die Zielgruppen-Segmentation<br />

orientiert sich an der Lebensweltanalyse<br />

unserer Gesellschaft. Die Sinus-Milieus<br />

gruppieren Menschen, die sich in ihrer Lebensauffassung<br />

und Lebensweise ähneln.<br />

Grundlegende Wertorientierungen gehen<br />

dabei ebenso in die Analyse ein wie Alltagseinstellungen<br />

– zur Arbeit, zur Familie,<br />

zur Freizeit, zu Geld und Konsum.<br />

Die Sinus-Milieus werden seit Beginn<br />

der 80er Jahre von führenden Markenartikel-Herstellern<br />

und Dienstleistungsunternehmen<br />

für das strategische Marketing,<br />

für Produktentwicklung und<br />

Kommunikation ebenso genutzt wie von<br />

politischen Parteien, Ministerien, Gewerkschaften,<br />

Kirchen und Verbänden.<br />

Große Medienunternehmen arbeiten<br />

damit seit Jahren genauso wie Werbe- und<br />

Mediaagenturen.<br />

Das Sinus-Milieumodell wird, parallel<br />

zum Wertewandel, ständig aktualisiert.<br />

Basis dafür ist die Sinus-Trendforschung<br />

sowie kontinuierliche Studien zu den<br />

Lebenswelten der Menschen.<br />

Nach dem 2010 vorgenommenen Update<br />

besteht das Sinus-Modell aus zehn neu<br />

strukturierten Milieus – wobei die zahlenmäßig<br />

großen Milieus bei Bedarf noch<br />

differenziert werden können.<br />

Das Positionierungsmodell<br />

Die Grenzen zwischen den Milieus sind<br />

fließend; Lebenswelten sind nicht so<br />

(scheinbar) exakt eingrenzbar wie soziale<br />

Schichten. Wir nennen das die<br />

Unschärferelation der Alltagswirklichkeit.<br />

Ein grundlegender Bestandteil des<br />

Milieu-Konzepts ist, dass es zwischen den<br />

Milieus Berührungspunkte und Übergänge<br />

gibt. Diese Überlappungspotentiale<br />

sowie die Position der Milieus in der Gesellschaft<br />

nach sozialer Lage und Grundorientierung<br />

veranschaulicht die Grafik:


Je höher ein Milieu in dieser Grafik angesiedelt<br />

ist, desto gehobener sind Bildung,<br />

Einkommen und Berufsgruppe; je weiter<br />

es sich nach rechts erstreckt, desto moderner<br />

im soziokuturellen Sinne ist die<br />

Grundorientierung. In dieser „strategischen<br />

Landkarte“ können Produkte,<br />

Marken, Medien etc. positioniert werden.<br />

Mit der Integration der Sinus-Milieus in<br />

die wichtigsten Markt-Media-Studien<br />

sowie in das AGF/GfK-Fernsehpanel sind –<br />

über Produktentwicklung und Marketing<br />

hinaus – interessante Optimierungen für<br />

die Media-Auswertung und Planung möglich.<br />

Als Ansprechpartner im Sinus-Institut<br />

stehen Ihnen Berthold Bodo Flaig und<br />

Dr. Marc Calmbach zur Verfügung.<br />

Tel. 06221-80890, info@sinus-institut.de<br />

Sozial gehobene Milieus<br />

Konservativ-etabliertes Milieu 10%<br />

Das klassische Establishment: Verantwortungs- und<br />

Erfolgsethik; Exklusivitäts- und Führungsansprüche;<br />

Standesbewusstsein, Entre-nous-Abgrenzung<br />

Liberal-intellektuelles Milieu 7%<br />

Die aufgeklärte Bildungselite: liberale Grundhaltung und<br />

postmaterielle Wurzeln; Wunsch nach selbstbestimmtem<br />

Leben, vielfältige intellektuelle Interessen<br />

Milieu der Performer 7%<br />

Die multi-optionale, effizienzorientierte Leistungselite:<br />

global-ökonomisches Denken; Konsum- und Stil- Avantgarde;<br />

hohe IT- und Multimedia-Kompetenz<br />

Expeditives Milieu 6%<br />

Die ambitionierte kreative Avantgarde: mental und<br />

geografisch mobil, online und offline vernetzt und auf der<br />

Suche nach neuen Grenzen und neuen Lösungen<br />

Milieus der Mitte<br />

Bürgerliche Mitte 14%<br />

Der leistungs- und anpassungsbereite bürgerliche Mainstream:<br />

generelle Bejahung der gesellschaftlichen Ordnung;<br />

Wunsch nach beruflicher und sozialer Etablierung, nach<br />

gesicherten und harmonischen Verhältnissen<br />

Adaptiv-pragmatisches Milieu 9%<br />

Die moderne junge Mitte unserer Gesellschaft mit ausgeprägtem<br />

Lebenspragmatismus und Nutzenkalkül: zielstrebig<br />

und kompromissbereit, hedonistisch und konventionell,<br />

flexibel und sicherheitsorientiert; starkes Bedürfnis nach<br />

Verankerung und Zugehörigkeit<br />

Sozialökologisches Milieu 7%<br />

Konsumkritisches/-bewusstes Milieu mit normativen Vorstellungen<br />

vom „richtigen“ Leben: ausgeprägtes ökologisches<br />

und soziales Gewissen; Globalisierungs-Skeptiker, Bannerträger<br />

von Political Correctness und Diversity<br />

Milieus der unteren Mitte/Unterschicht<br />

Traditionelles Milieu 15%<br />

Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegs-/Nachkriegsgeneration:<br />

verhaftet in der alten kleinbürgerlichen Welt<br />

bzw. in der traditionellen Arbeiterkultur; Sparsamkeit,<br />

Konformismus und Anpassung an die Notwendigkeiten<br />

Prekäres Milieu 9%<br />

Die um Orientierung und Teilhabe bemühte Unterschicht<br />

mit starken Zukunftsängsten und Ressentiments: Häufung<br />

sozialer Benachteiligungen, geringe Aufstiegsperspektiven,<br />

reaktive Grundhaltung; bemüht, Anschluss zu halten an die<br />

Konsumstandards der breiten Mitte<br />

Hedonistisches Milieu 15%<br />

Die spaß- und erlebnisorientierte moderne Unterschicht/<br />

untere Mittelschicht: Leben im Hier und Jetzt, Verweigerung<br />

von Konventionen und Verhaltenserwartungen<br />

der Leistungsgesellschaft


Frau Richter, wenn es diese Milieus<br />

gibt, dann muss man doch nur die entsprechenden<br />

Menschen in die Unternehmen<br />

bzw. in die Region holen und<br />

steigert damit die Innovationsfähigkeit?<br />

Doreen Richter: Zumindest haben diese<br />

Milieus einen sehr positiven Einfluss auf<br />

die Innovationsaktivität in der Region.<br />

Darüber hinaus können aber auch andere<br />

Faktoren auf die regionale Innovationsfähigkeit<br />

einwirken. Wir haben im Rahmen<br />

von Innografie drei Dimensionen getestet.<br />

Welchen Einfluss hat die Anzahl der<br />

hochqualifizierten sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten in einer Region;<br />

wie wirkt die zunehmende Diversität der<br />

regionalen Bevölkerung im Sinne von<br />

Personen mit Migrationshintergrund aus;<br />

und können bestimmte soziale Milieus die<br />

regionale Innovationsaktivität fördern!?<br />

Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich alle<br />

drei Aspekte deutlich positiv auswirken.<br />

Es konnte aber noch nicht abschließend<br />

geklärt werden, ob die, im Verhältnis zu<br />

anderen Regionen gesteigerte, Innovationsleistung<br />

bestimmte Regionen durch<br />

eine höhere Anzahl von Menschen einer<br />

bestimmten Bevölkerungsgruppe erklärt<br />

werden kann oder ob diese Bevölkerungsgruppe<br />

beziehungsweise dieses Milieu<br />

dazu neigt, dorthin abzuwandern, wo vermehrt<br />

Innovationstätigkeit verzeichnet<br />

wird. Zu diesem Zweck müssten noch weitere<br />

Forschungen vorgenommen werden,<br />

die eine zeitliche Entwicklung in den Untersuchungsrahmen<br />

einbeziehen. Jenes<br />

war uns bisher nicht möglich.<br />

Herr Thomas, über welche Milieus<br />

reden wir, wenn wir von den innovationsbereiten<br />

Milieus sprechen?<br />

Peter Martin Thomas: Wenn wir über die gleichzeitige<br />

Offenheit für Neues und die Risikobereitschaft sprechen,<br />

sind es vor allem die Expeditiven und Performer. Aus der<br />

Untersuchung von Frau Richter wissen wir aber, dass auch<br />

die Liberal-Intellektuellen und die Konservativ-Etablierten<br />

viel zur Innovationsaktivität in der Region beitragen.<br />

Im Gegensatz zu den von mir zuerst erwähnten Zahlen,<br />

scheint die Innovationsbereitschaft also nicht unbedingt<br />

eine Frage des Alters zu sein. Die Konservativ-Etablierten<br />

sind im Durchschnitt 51 Jahre alt, die Liberal-Intellektuellen<br />

sind durchschnittlich 46 Jahre. Das ist ein großer<br />

Altersunterschied zu den Expeditiven, die ein Durchschnittsalter<br />

von 29 Jahren haben.<br />

Hat Innovation dann doch gar nichts mit<br />

dem demografischen Wandel und einer älter<br />

werdenden Gesellschaft zu tun?<br />

Doreen Richter: Die Untersuchungsergebnisse des Verbundprojektes<br />

haben auf allen drei Eben gezeigt, dass das<br />

Alter an sich keine Rolle für die Innovationsfähigkeit der<br />

Regionen spielt. Damit wollen wir aber nicht zum Ausdruck<br />

bringen, dass Innovation nichts mit dem demografischen<br />

Wandel und einer älter werdenden Gesellschaft zu<br />

tun hat. Wir gehen davon aus, dass ein indirekter Zusammenhang<br />

zwischen Alter und Innovativität besteht.<br />

Bei der Personalauswahl beispielsweise sind die Organisationen<br />

stark auf jüngere Beschäftigte ausgerichtet.<br />

34 _ 35 INNOVATION _ Innovationsfähigkeit im demografischen Wandel


für ihren Alltag erlebt. Wenn es dann um die<br />

Frage geht, welche Produkte und Dienstleistungen<br />

für die jungen Zielgruppen eine interessante<br />

Neuerung wären, sind wiederum eher die Mitarbeiter<br />

aus den jungen Milieus vorne.<br />

Jenes trifft auch auf Maßnahmen der Personalentwicklung<br />

zu. Außerdem unterscheidet sich, wie sich gezeigt<br />

hat, Führung gegenüber Älteren teilweise von Führung<br />

gegenüber Jüngeren. Daraus kann die Gefahr erwachsen,<br />

dass ältere Beschäftigte hinsichtlich innovationsförderlicher<br />

Arbeits- und Führungsbedingungen systematisch<br />

benachteiligt werden. Das bedeutet, dass die Beteiligung<br />

von Älteren an Personalentwicklung und an innovationsförderlichen<br />

Maßnahmen gezielt zu fördern sind.<br />

Zusätzlich möchte ich anfügen, dass das Altern der<br />

Gesellschaft ja nur einen Aspekt des demografischen<br />

Wandels darstellt. Zu den Auswirkungen dessen gehört<br />

auch, dass der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund<br />

in den Organisationsbelegschaften zunimmt,<br />

da Wanderungsbewegungen an Bedeutung<br />

gelangen und auch das Verhältnis weiblicher Arbeitskräfte<br />

steigt. Damit meine ich, dass die Unternehmensbelegschaften<br />

allgemein heterogener, also diverser in<br />

ihrer Zusammensetzung werden und sich hieraus ganz<br />

neue Herausforderungen für die Förderung der Innovationsaktivität<br />

ergeben.<br />

Peter Martin Thomas: Ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

können viel mit ihrer Arbeits- und Lebenserfahrung<br />

arbeiten. Die Jüngeren entwickeln eventuell<br />

ungewöhnlichere Ideen. Die Ideen der Älteren sind hingegen<br />

mit gewisser Wahrscheinlichkeit leichter in die<br />

Praxis umzusetzen, da die Machbarkeit gleich mitgedacht<br />

wurde.<br />

Je nach Alter und Milieu haben Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter darüber hinaus sicher andere Felder für innovative<br />

Produkte und Dienstleistungen im Blick. Vor dem<br />

Hintergrund des demografischen Wandels gibt es ständig<br />

einen hohen Bedarf an Innovationen, die sich im Alltag<br />

der älteren Menschen positiv bemerkbar machen. Menschen<br />

mit mehr Lebenserfahrung können die relevanten<br />

Fragen und Herausforderungen eher im Blick haben als<br />

jüngere Menschen. Sicher wird auch nicht jede technische<br />

Innovation, die Expeditive und Performer begeistert, von<br />

Menschen aus anderen Lebenswelten als Bereicherung<br />

Wäre es dann das Beste, aus allen vier<br />

Milieus Mitarbeiter zu haben?<br />

Peter Martin Thomas: Es spricht viel dafür, in<br />

einem Unternehmen die Stärken und Kompetenzen<br />

von Menschen aus unterschiedlichen<br />

Lebenswelten zu nutzen. Vor dem Hintergrund<br />

unserer Milieuforschung wäre es bei einer Mischung<br />

der Milieus in jedem Fall notwendig, sich<br />

gut zu überlegen, wie man Menschen mit unterschiedlichen<br />

Lebensstilen, Werten, Lebenszielen<br />

und ästhetischen Präferenzen gut in den Dialog<br />

bringt. Wenn man sie ohne Vorbereitung und Moderation<br />

einfach in einen Raum setzt, wird das<br />

sicher nicht so kreativ und innovativ. Wie bereits<br />

angesprochen ist es dann eine Frage der Führung<br />

bzw. der Moderation, eine Arbeitsatmosphäre zu<br />

schaffen, in der gemeinsame Innovationsprozesse<br />

möglich werden.<br />

Aus meiner Erfahrung muss man manchmal<br />

regelrecht „Übersetzungsarbeit“ zwischen den<br />

Menschen aus verschiedenen Lebenswelten leisten.<br />

Für einen an Veränderung interessierten<br />

Expeditiven sind die Bewertungskriterien für<br />

neue Ideen eines Konservativen nicht auf Anhieb<br />

nachvollziehbar – weder sprachlich noch inhaltlich.<br />

Umgekehrt neigen jüngere Menschen vielleicht<br />

zu einem technologischen oder stark von<br />

englischen Begriffen durchsetzen Sprachstil, der<br />

die älteren Kollegen aus anderen Lebenswelten<br />

irrititiert. Frau Richter weiß sicher noch mehr<br />

zum Thema Vielfalt und Innovation.<br />

Doreen Richter: Vielfalt bzw. Diversität setzt<br />

genau die von Ihnen erwähnten Regeln und regulativen<br />

Rahmen voraus, wenn daraus positive<br />

Effekte entstehen sollen.<br />

Forschungen haben gezeigt, dass auch gesellschaftliche<br />

Integration und geteilte Normen eine


wichtige Voraussetzung sind. Außerdem geht man davon<br />

aus, dass bei dem Verhältnis von Vielfalt und Innovation<br />

von einem umgedrehten „U“ zu sprechen ist. Damit<br />

möchte ich sagen, dass Diversität bis zu einem gewissen<br />

Punkt Vorteile bringen kann. Wenn die Heterogenität<br />

dann ein bestimmtes Level überschreitet und die negativen<br />

Folgen und auch Kosten für die Organisationen, die<br />

zum Beispiel aus einer erhöhten Kündigungsneigung entstehen,<br />

weil sich die Mitarbeiter nicht mehr wohl fühlen,<br />

größer werden als die Vorteile, dann sinken die positiven<br />

Erträge der Vielfalt entsprechend.<br />

In diesem Zusammenhang gibt es aber nicht den einen<br />

Diversitätsgrad oder den einen Wendepunkt, der für<br />

alle Organisationen gilt, so viel sei gleich vorweg gesagt.<br />

Dieser hängt immer auch von der Organisationskultur,<br />

der Personalentwicklung, dem Führungsverhalten, den<br />

Arbeitsbedingungen und weiteren Aspekten in den einzelnen<br />

Organisationen ab.<br />

Was würden Sie vor diesem Hintergrund tun, Herr<br />

Thomas, um die verschiedenen innovationsbereiten<br />

Milieus für ein Unternehmen zu gewinnen?<br />

Peter Martin Thomas: In jedem Fall würde ich sehr zielgruppenspezifisch<br />

vorgehen. Für welche Werte steht<br />

unser Unternehmen? Welche sind die gemeinsamen<br />

Normen, die Frau Richter gerade erwähnt hat, auf deren<br />

Basis wir zusammenarbeiten? Welche Menschen suchen<br />

wir für dieses Unternehmen? Was erwarten diese von der<br />

Arbeit, dem Arbeitgeber und dem regionalen Umfeld? Auf<br />

welchen Kanälen kann ich sie ansprechen?<br />

Gerade die Expeditiven wissen sehr genau, was sie wollen<br />

und was sie nicht wollen. Aber auch in den anderen innovationsbereiten<br />

Milieus können es sich die hochqualifizierten<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten, bei<br />

der Entscheidung für einen Arbeitgeber wählerisch zu<br />

sein. Deswegen wird man sie mit breit angelegten Allerwelts-Kampagnen<br />

nicht erreichen. Man muss sie sehr<br />

konkret ansprechen. Auch das Personalmarketing darf<br />

innovativ sein. Die Führungskultur, die Formen der Zusammenarbeit<br />

und die sonstigen Rahmenbedingungen<br />

im Betrieb müssen sogar innovativ sein, wenn das Unternehmen<br />

nicht gerade am attraktivsten Standort angesiedelt<br />

ist, sehr populäre Produkte und eine hohe Bekanntheit<br />

hat.<br />

Haben Sie in Ihrem Forschungsbericht auch<br />

Empfehlungen formuliert, Frau Richter?<br />

Doreen Richter: Ja, das haben wir. Zur positiven<br />

Beeinflussung von Innovationsprozessen<br />

sind vor allem hochqualifizierte MitarbeiterInnen;<br />

die Nutzung der vorhandenen<br />

kulturellen Vielfalt; sowie eine Gesellschaft<br />

wichtig, die aufstiegsoffen ist zur Teilhabe<br />

an ‚innovationsaffinen Milieus‘ und eine Beschäftigtenauswahl,<br />

die Wert auf die Einbindung<br />

solcher Milieus legt.<br />

Den dritten Aspekt hatte Herr Thomas ja bereits<br />

beschrieben. Daher sollte die Bildungsförderung<br />

im hochschulischen Bereich ein<br />

Schwerpunkt sein. Hochschulen sind unter<br />

anderem für die Expeditiven wichtig, um<br />

ihnen ein interessantes Lebensumfeld zu<br />

bieten. Insgesamt sollte in Firmen aber bei<br />

Weiterbildungsangeboten und anderen Maßnahmen<br />

auf milieuspezifische Bedingungen<br />

geachtet werden. Um wiederum kulturelle<br />

Vielfalt nutzen zu können, ist die offensive<br />

Förderung von Offenheit für kulturelle Vielfalt<br />

zwingend notwendig.<br />

Peter Martin Thomas: Nun muss man grundsätzlich<br />

zur Kenntnis nehmen, dass junge,<br />

leistungsorientierte Milieus eher urbane<br />

Standorte bevorzugen. Man kann sie aber<br />

sicher gewinnen, wenn man sich auch auf<br />

eine projektorientierte Zusammenarbeit mit<br />

ihnen einlässt. Sie möchten vielleicht gar<br />

nicht unbedingt einen unbefristeten Vertrag<br />

mit allen Regularien, sondern suchen eher<br />

die Herausforderung in einem interessanten,<br />

zeitlich überschaubaren Projekt.<br />

Außerdem dürften die Attraktivität und Anziehungskraft<br />

einer Region auch mit der Innovationsfähigkeit<br />

der Unternehmen wachsen.<br />

Deswegen gehören Regionalmarketing<br />

und das Personalmarketing der einzelnen<br />

Betriebe gut miteinander koordiniert. Wie<br />

36 _ 37 INNOVATION _ Innovationsfähigkeit im demografischen Wandel


soll es gelingen, junge, innovationsfreudige Mitarbeiter<br />

für ein Unternehmen zu gewinnen, wenn gleichzeitig die<br />

Region nur mit ihrer schönen Landschaft, der Heimatverbundenheit<br />

und traditionellen Werten wirbt?<br />

Kann man also zusammenfassend sagen, dass die<br />

Innovationsfähigkeit eines Unternehmens sowohl von<br />

der gelungenen Regionalentwicklung als auch von einem<br />

modernen HR Management abhängig ist?<br />

Doreen Richter: Ja, das kann man so sagen. Innovative<br />

Unternehmen brauchen die räumliche Nähe anderer innovativer<br />

Unternehmen, denn Innovationen sind in der<br />

Regel keine organisationale Einzelleistung.<br />

Sie entstehen auch aus dem Vorhandensein von implizitem<br />

Wissen, dass sich über so genannte Wissens-Spillover,<br />

also die informelle Übertragung von Wissen unter<br />

anderem durch persönliche Kontakte zwischen den<br />

Unternehmen, Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen,<br />

staatlichen Instituten wie den<br />

Arbeitsagenturen und Industrie- und Handelskammern<br />

sowie weiteren regionalen Akteuren ausbreitet. Wenn es<br />

gelingt, auf diese Weise ein innovatives Milieu zu schaffen,<br />

können Regionen zum Anziehungspunkt für weitere<br />

Unternehmen werden.<br />

Peter Martin Thomas: Das sehe ich genauso. Heute bewerben<br />

sich die Unternehmen um die besten Köpfe und<br />

nicht mehr umgekehrt. Das Wissen über die Grundeinstellungen<br />

zu Arbeit, Familie, Zukunft<br />

u. ä. in verschiedenen Milieus und Lebenswelten<br />

kann viel dazu beitragen, die<br />

richtige Zielgruppe für das eigene Unternehmen<br />

anzusprechen. Nach meiner<br />

Einschätzung sind innovative Unternehmen<br />

auch bei der genauen Ansprache der<br />

gewünschten Mitarbeiter innovativ und<br />

verlassen ausgetretene Pfade.<br />

Dabei geht es nicht darum, sich an die<br />

gewünschten Zielgruppen anzubiedern<br />

oder gar Dinge zu versprechen, die sich<br />

nicht realisieren lassen. Ganz im Gegenteil:<br />

Ausgangspunkt eines innovativen,<br />

punktgenauen Personalmarketings ist die<br />

Auseinandersetzung mit der eigenen Unternehmenskultur,<br />

den Werten im Unternehmen,<br />

der Tradition und der Vision für<br />

die Zukunft.


MUST<br />

HAVES<br />

Kreativität hört bei uns nicht mit der Arbeit auf.<br />

Auch in unserer Freizeit umgeben wir uns gerne<br />

mit ausgefallenen Dingen.<br />

MACH DIESES<br />

BUCH FERTIG<br />

Bücher wollen gelesen werden – oder eben auch<br />

bekritzelt, vollgeschmiert und in Streifen gerissen.<br />

Ein Buch, das mit einer Warnung beginnt und<br />

zum Benutzen eine Anleitung braucht, klingt kompliziert.<br />

Ist es aber nicht. „Mach dieses Buch fertig“ von Keri<br />

Smith möchte nämlich kein Schinken für kuschelige<br />

Stunden vor dem Kamin und auch kein Block für langweilige<br />

Notizen sein. Dieses Buch ruft zur Zerstörung auf, zur<br />

kreativen Entfaltung, ja, zu allem, was man mit Büchern<br />

sonst nicht anstellen darf. Sei es das Zerkratzen und Bekleben<br />

von Seiten, das Malen von abscheulichen Bildern<br />

oder gar das Brechen des Buchrückens – das alles ist nicht<br />

nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht! Und für<br />

uns steht fest: Aggressivität und Kaffeeflecken haben<br />

noch nie ein schöneres Kunstwerk hinterlassen.<br />

via http://www.machdiesesbuchfertig.de<br />

erschienen im Antje Kunstmann Verlag | ISBN-13: 978-3888979149<br />

38 _ 39 INNOVATION _ Must Haves


SIEHT AUS WIE PAPIER<br />

Fast zum Geldschein avanciert<br />

Welcome Tokyo – seit Dezember 2014 gibt<br />

es die Produkte auch in Japan! Erstaunlich für ein<br />

kleines, wildes Team, das sich erst 2012 in Berlin zur<br />

Marke Paprcuts gefunden hat.<br />

ALL AROUND<br />

THE CLOCK<br />

Wer zählt schon die Sekunden,<br />

wenn er 24 Stunden haben kann?<br />

Ihre Idee: Schlanke Accessoires aus reißfestem und<br />

wasserfestem Papier. Federleicht, super dünn und<br />

recyclebar. Sie nennen sich selbst „junge Verrückte“.<br />

Jung: Vielleicht weil alles unkompliziert klingt und<br />

ein bisschen frech im Design ist.<br />

Verrückt: Könnte man am Geschäftsmodell ablesen.<br />

Crowdfunding ermöglichte nämlich die<br />

ersten Produktionen. 816 Unterstützer aus aller<br />

Welt glaubten dran und konnten über 21.000 Euro<br />

aufbringen.<br />

Das dachten sich auch die Erfinder der<br />

slow watch und entwickelten eine Uhr, die unser<br />

Lebensgefühl verändern soll. Statt Minuten und<br />

Sekunden im Eiltempo verstreichen zu lassen,<br />

gibt das 24-Stunden-Ziffernblatt der Ein-Zeiger--<br />

Uhr einen Überblick über den gesamten Tag.<br />

Der Stundenzeiger bewegt sich somit nur halb so<br />

schnell. Und was im ersten Moment verrückt erscheinen<br />

mag, hat eine tolle Wirkung: Ob es nun n<br />

16:13 oder 16:14 Uhr ist, verrät uns die Uhr nicht.<br />

Stattdessen schafft sie ein besseres Bewusstsein<br />

für die Zeit, die wir tatsächlich haben – und<br />

die wir mit den schönen Dingen des<br />

Lebens füllen sollten. Unter 30<br />

Modellen in verschiedenen<br />

Ausführungen ist für jeden<br />

eine passende Uhr dabei.<br />

In schlichtem Design<br />

und bester Schweizer<br />

Qualität.<br />

via http://www.slowwatches.com<br />

Paprcuts verarbeitet ein extravagantes Material:<br />

Tyvek®. Es ist mega dünn, dennoch so strapazierfähig,<br />

dass es im Baugewerbe verwendet wird. Jetzt<br />

hält es Einzug in die Handtaschen der Tussis und<br />

die Hosentaschen der harten Jungs und wäre fast<br />

das Trägermaterial unserer Euroscheine geworden.<br />

Portemonnaies, Smartphone- und iPad Hüllen,<br />

Notizbücher und Kalender, Tabakbeutel, Kosmetiktaschen<br />

– alles in coolem Design und flotten Farben.<br />

Wichtig ist der Truppe auch, dass die Herstellung der<br />

Accessoires regional abgewickelt wird als Statement<br />

gegen schlechte Arbeitsbedingungen in Billiglohnländern.<br />

Respekt!<br />

via http://www.paprcuts.de


UNSERE<br />

TIPPS<br />

Einfach zu<br />

empfehlen!<br />

BIO AUF<br />

DER ALM<br />

Zurück zum Ich<br />

Kräftetanken und Entschleunigung<br />

klingen wie eine Plattitüde und<br />

alpine Wellness oder Natur pur sind Versprechen,<br />

die in die Jahre gekommen sind.<br />

Aber nicht am Lüsnerhof! Am Eingang<br />

der Dolomiten findet man das einsam<br />

gelegene Naturhotel mit traumhafter<br />

Panoramalage!<br />

Schnell erkennt man, dass die Gastgeber<br />

ehrlich beseelt sind vom Naturgedanken<br />

und ihr Hotel bis ins kleinste Detail<br />

durchdacht ist. Es wird kreativ und innovativ<br />

mit Naturmaterialien umgegangen,<br />

sei es bei der Einrichtung der Zimmer, bei<br />

den Zutaten in der Küche oder den vielen<br />

Rekreationsmöglichkeiten. Der Naturgedanke zieht<br />

sich als roter Faden durch alle Angebote. Nachhaltige<br />

Architektur mit Biomaterialien war demnach natürlich<br />

Ehrensache.<br />

In der Küche steht die Rückbesinnung auf die eigenen<br />

Produkte hoch im Kurs. Der Küchenchef verwendet regional-biologische<br />

Produkte aus Südtirol nach dem<br />

Null-Kilometer-Prinzip. Obst von der Wiese, Kräuter aus<br />

dem hauseigenen Kräutergarten, Gemüse von den umliegenden<br />

Bauern, Wild aus heimischem Wald, Käse von den<br />

Almen und Eier von den Nachbarshühnern. Jegliche Art<br />

von vorgefertigten oder industriell verarbeiteten Lebensmitteln<br />

wird gemieden. Alles frisch und regional.<br />

In der Ruhe liegt die Kraft – wir haben‘s selbst getestet<br />

und eine tiefenentspannte, energetische und schnurrende<br />

Artdirektorin zurückbekommen. Grazie, Familie<br />

Hinteregger!<br />

via http://www.luesnerhof.it<br />

40 _ 41 INNOVATION _ Tipps


NUR FÜR ECHTE KERLE<br />

Rettung aus dem Mode-Dschungel<br />

Rein in das nervenaufreibende Getümmel,<br />

direkt auf die gesuchte Hose zusteuern, ab an die<br />

Kasse und dann raus hier.<br />

So oder so ähnlich stellen sich die meisten Männer die<br />

ideale Shoppingtour vor. Auf den wirren Mode-Dschungel,<br />

aufdringliche Verkäufer und die Verschwendung<br />

kostbarer Zeit haben sie nämlich weniger Lust.<br />

Genau das haben Julia Bösch und Anna Alex, die Gründerinnen<br />

von outfittery.de, erkannt und sind mit ihrem<br />

Online-Shop zu Pionierinnen des Curated Shoppings,<br />

also betreuten Einkaufens, geworden.<br />

In ihrem Onlineshop outfittery.de geht der Klamottenkauf<br />

für die Herren der Schöpfung wesentlich<br />

stressfreier von statten: Nur Kleidungsstil und Größe<br />

wählen – und dann entspannt zurücklehnen. Den Rest<br />

übernehmen persönliche Styleberaterinnen, die ganze<br />

Outfits zusammenstellen und sie den Shopping-Faulen<br />

zuschicken. Und das mit Überraschungseffekt! Denn<br />

was drin ist, sieht der Empfänger erst, wenn er das<br />

Paket in den Händen hält. Für uns steht fest: Es war für<br />

echte Kerle noch nie leichter, sich als Modemuffel oder<br />

vielbeschäftigter Stil-Experte in Schale zu werfen und<br />

neue Styles auszuprobieren.<br />

via http://www.outfittery.de<br />

EISK<strong>ALT</strong> VERZÜCKT<br />

Wenn ein Physiker und ein Betriebswirt Eismann spielen<br />

Natürliche, frische Zutaten, -196 °C<br />

kalter Flüssig-Stickstoff und 30 Sekunden<br />

Zeit sind alles, was die Jungs von Woop Woop<br />

Icecream brauchen, um direkt vor den Augen<br />

neugieriger Leckermäuler das Wort „Frische“<br />

neu zu definieren. Heraus kommen dabei wilde<br />

Eiscreme-Kreationen und zartschmelzende<br />

Geschmackserlebnisse wie „Salziges Karamell<br />

mit Brownie Chunks“, das „Zitronen-Basilikum-Sorbet“<br />

oder „Haselnuss-Himbeere“ und<br />

„Strawberry-Cheesecake“.<br />

Zu kriegen ist der Gaumenschmaus aus dem<br />

Gefriernebel in Deutschlands coolstem Food<br />

Truck. Und wo sich der gerade befindet, erfährt<br />

man tagesaktuell auf der firmeneigenen<br />

Facebook- oder Internetseite.<br />

via http://www.woopwoopicecream.de


„ Manchmal hat der Kopf<br />

eine Idee, doch die Hände<br />

formen ein anderes Bild. “<br />

ALEXANDER ESSLINGER<br />

42 _ 43


Interviewt von:<br />

Monika Ride<br />

VON IDEEN<br />

UND DUALITÄTEN<br />

Gestaltung vs. Ökonomie, Industrie vs. Handarbeit,<br />

Möbelfirma vs. Labor, Kunst vs. Industrie, Hand vs. Kopf<br />

In einer Branche, die meist eine Entscheidung für die eine oder<br />

andere Seite verlangt, hat sich Alexander Esslinger, Mitbegründer<br />

und Geschäftsführer von dua, seiner ganz eigenen<br />

Interpretation von Gegensätzen und der Umsetzung außergewöhnlicher<br />

Produktideen verschrieben.<br />

„Wenn Kreativität und Wirtschaftlichkeit<br />

aufeinander treffen, steht<br />

man immer wieder im Zwiespalt zwischen<br />

den Dualitäten der einzelnen<br />

Disziplinen. Meine Aufgabe ist es, gemeinsam<br />

mit dem dua Kollektiv, Produkte<br />

zu entwickeln, die den Spagat zwischen<br />

den Gegenpolen schaffen.<br />

Sicher – manchmal gewinnt eine der<br />

beiden Seiten und manchmal rufen unterschiedliche<br />

Produktionsprozesse auch<br />

neue Dualitäten hervor – doch oft entsteht<br />

im Dialog auch etwas Drittes. Eine Lösung,<br />

von der man vorher nichts weiß.“<br />

Bevor ich mit Alexander Esslinger spreche,<br />

setze ich mich selbstverständlich mit<br />

der Möbelmanufaktur dua auseinander –<br />

und stoße auf verrückte Produktnamen,<br />

außergewöhnliche Formen und bestechend<br />

clevere Funktionen. Woran ich<br />

jedoch weitaus länger hängen bleibe, sind<br />

festgehaltene Geschichten und Handschriften<br />

– die, der Macher und Ideengeber,<br />

der kreativen Köpfe und Designer,<br />

die der Menschen, die hinter den Produkten<br />

stehen und in doppeldeutigem Sinn<br />

in jedem Gegenstand ihre Handschrift<br />

hinterlassen.<br />

„Für uns steht die kreative Entwurfsleistung<br />

im Vordergrund. Das heißt, dass<br />

alle Ideen aus dem persönlichen Freiraum<br />

eines Autorendesigners entstehen. Jedes<br />

Produkt ist eine neue Herausforderung<br />

und um Neues und Innovatives zu entwickeln,<br />

müssen wir oft lange Wege<br />

gehen. Diese fangen mit der Grundlagenforschung<br />

an.“<br />

Foto: © Tanja Evers


Wieso hat bei euch jeder Gegenstand<br />

eine eigene Geschichte?<br />

„Wenn man ein Produkt in den Händen hält,<br />

weiß man oft nicht, was es damit auf sich<br />

hat. Wir legen den Fokus deshalb nicht nur<br />

auf das äußere Produkt, sondern erzählen<br />

auch die Geschichte seines Entstehungsprozesses.<br />

Dieser ist für jeden Entwurf ein anderer<br />

– denn wir geben nichts in Auftrag,<br />

sondern wollen von ausgefallenen Ideen<br />

überzeugt werden. Letzten Endes löst sich<br />

der reine Gegenstand auf und man bekommt<br />

dann einen Bezug dazu.“<br />

Und wenn eine Idee gut ist, beginnt<br />

die Grundlagenforschung?<br />

„Richtig – der Designer hat natürlich eine<br />

Vorstellung davon, wie das Möbelstück, die<br />

Leuchte oder das Wohnaccessoire aussehen<br />

soll. Diese Idee und die wirtschaftliche Gestaltung<br />

können am Anfang aber weit auseinander<br />

klaffen. Wir widmen uns deshalb<br />

der Erforschung unterschiedlicher Konzepte,<br />

Produktarten und Produktionsverfahren,<br />

verändern Materialien und schauen, was<br />

damit möglich ist. Manches wird im Nachhinein<br />

manufakturell, also von Hand und<br />

traditionell gefertigt, für Manches macht<br />

eine industrielle und CNC-gesteuerte Herstellung<br />

mehr Sinn. Doch auch vermeintliche<br />

Gegensätze können sich ergänzen: Die<br />

seismographische Vase wird zum Beispiel in<br />

einer Porzellanmanufaktur in Bayern produziert,<br />

die Basis dafür stammt jedoch aus dem<br />

3D-Drucker.“<br />

Bislang klingt die Arbeit mit den Autorendesignern<br />

nach einem langwierigen Prozess, der viele<br />

Testläufe und Entscheidungen erfordert. Und<br />

dann ist da immer wieder die Hin- und Hergerissenheit<br />

zwischen den Dualitäten. Was ist der<br />

größte Reiz daran?<br />

„Das Autorendesign ist die einzige Chance<br />

oder, anders gesagt, der schönste Ansatz,<br />

etwas aus der Leidenschaft von jemandem<br />

entstehen zu lassen. Und selbst wenn man mit<br />

einer bestimmten Vorstellung und Meinung<br />

in den Dialog geht, kann man in dieser noch<br />

korrigiert werden. Das ist eine Vielseitigkeit,<br />

die wir uns bewahren wollen.<br />

Unser Team besteht aus unabhängigen Designern,<br />

die unter anderem freiberuflich tätig<br />

sind. Abgesehen davon haben wir ein partnerschaftliches<br />

Netzwerk von verschiedenen<br />

Produktionsunternehmen aufgebaut.<br />

Auf diese Weise stehen einem zig Möglichkeiten<br />

offen und man wird durch die Zusammenarbeit<br />

trotzdem eng zusammengeschweißt“.<br />

Und bei dieser gemeinsamen Arbeit kommen<br />

dann Produkte wie die Leuchte „like paper“ oder<br />

die „Seismographische Vase“ heraus. Was hat es<br />

damit eigentlich auf sich?<br />

„Die Leuchte, die zwar anmutet, als bestünde<br />

sie aus Papier, wird in Wahrheit aus Beton und<br />

einem dafür einzigartigen Rotationsformverfahren<br />

gefertigt. Dem Material wurde von<br />

den Designern Miriam Aust und Sebastian<br />

Amelung also ein neues, unverwechselbares<br />

Gesicht gegeben.<br />

Zur Seismographischen Vase wurde ihr Designer<br />

Jonathan Radetz – wie ihr Name schon<br />

verrät – von den Aufzeichnungen eines Seismographen<br />

inspiriert. Dieser notiert Erdbewegungen<br />

als zweidimensionale Kurven. Bei<br />

einem Aufenthalt in Neuseeland hat Jonathan<br />

selbst ein Erdbeben miterlebt und aus dieser<br />

zerstörerischen Naturgewalt ein Konzept für<br />

etwas so filigranes wie eine Vase geschaffen.<br />

Das ist das Besondere: Genau solche Ideen<br />

sind es, aus denen eine so ausgefallene Sammlung<br />

wie unsere Kollektion entstehen kann.“<br />

via http://www.dua-collection.com


Fotos: © Minu Lee, Frank Lösing


LIKE PAPER<br />

Ausgezeichnet mit dem<br />

„German Design Award<br />

2015, spezial mention“<br />

und dem „Designpreis<br />

der Bundesrepublik<br />

Deutschland, gold 2013.“<br />

Ein ultrahochfester<br />

Beton wird in eine<br />

Schalung aus Papier<br />

gegossen und durch eine<br />

Rotationsformmaschine<br />

geschwenkt. Durch die<br />

Bewegung verteilt sich<br />

die Masse gleichmäßig<br />

und es kommt zu einer<br />

absolut glatten Oberfläche,<br />

frei von Luftblasen,<br />

die sonst für Beton<br />

charakteristisch sind.<br />

Die Struktur des Papiers<br />

überträgt auf die Oberfläche<br />

der Betonform.<br />

Jede Leuchte ein Unikat.<br />

Fotos: © Tanja Evers, Minu Lee<br />

46 _ 47 INNOVATION _ Köpfe und Personen


SEISMOGRAPHISCHE<br />

VASE<br />

Alle Produkte sind erhältlich unter:<br />

www.dua-shop.de<br />

Form folgt Bewegung.<br />

Aus zweidimensionalen<br />

Kurven entstehen außergewöhnliche<br />

asymetrische<br />

Vasen mit lokalem<br />

Bezug. Die Innenseite der<br />

Vasen wird lasiert. Die<br />

Aussenseite der Vasen<br />

bleibt unlasiert – Sie<br />

erhält eine sogenannte<br />

„Biquit-Oberfläche“. Eine<br />

klassische Gipsform dient<br />

als Grundlage für die<br />

Reproduktion.


PERSÖNLICHE<br />

UNTIEFEN!<br />

Es gibt große Taschen und kleine Taschen, bunte<br />

Taschen und schwarze Taschen, Damentaschen und<br />

Herrentaschen. Doch eines ist ihnen allen gemein: Ihr<br />

Inhalt ist der Spiegel einer Persönlichkeit.<br />

Ausgepackt und tief blicken<br />

lassen haben übrigens<br />

Kommunikationsdesigner und<br />

Eventplaner, Mediengestalter<br />

und Konzeptioner, Projektmanager<br />

und Texter.<br />

Welche Untiefen zu welchem<br />

Chaoskünstler oder Ordnungsfreak<br />

gehören, lassen<br />

wir bewusst offen. Denn viel<br />

interessanter ist doch:<br />

In einem der Muster findet<br />

sich jeder wieder.<br />

48 _ 49 INNOVATION _ Persönliche Untiefen


50 _ 51 INNOVATION _ Persönliche Untiefen


Das Schlagwort von der „Industrie 4.0“ geistert seit Jahren durch<br />

die Öffentlichkeit. Nach der Dampfmaschine, dem Fließband<br />

und der Elektronik soll nun die Vernetzung die nächste industrielle<br />

Revolution einleiten. Was sich ändern wird und wohin die Reise geht,<br />

das weiß niemand sicher. Denn wie es mit derartigen Umstürzen so ist,<br />

lässt sich meist erst viel später sagen, was sie tatsächlich hervorgebracht<br />

haben. Manche macht das unsicher, andere zuversichtlich. Für alle gilt,<br />

dass sie einen epochalen Wandel miterleben, vielleicht sogar mitgestalten<br />

können. Und das ist eine große Chance.<br />

Geschrieben von:<br />

Tobias Neuhaus<br />

NEUE ROLLENVERTEILUNG<br />

IN DER INDUSTRIE<br />

Hightech-Strategie 4.0<br />

Vorbilder aus der Bionik<br />

Kleine Krabbeltiere waren auf der diesjährigen<br />

Hannover Messe die großen Stars.<br />

Das schwäbische Unternehmen Festo<br />

stellte auf Deutschlands wichtigster Industriemesse<br />

seine Roboter-Ameisen vor,<br />

die „BionicANTs“.<br />

Ihre filigrane Anatomie ist überzogen mit<br />

goldenen Leiterbahnen und Mikroprozessoren.<br />

Mit einem Kamera-System im<br />

Kopf und Sensoren am Körper scannen sie<br />

ihre Umgebung und tauschen Informationen<br />

per Funk untereinander aus. Wenn es<br />

darum geht, ein Hindernis aus dem Weg<br />

zu räumen, arrangieren sie sich zu einem<br />

Team und lösen diese Aufgabe im Kollektiv.<br />

Auf beeindruckende Weise zeigen die<br />

handgroßen Hightech-Geschöpfe, wie autonome<br />

Einzelkomponenten als vernetztes<br />

Gesamtsystem eine komplexe Aufgabe<br />

intelligent lösen können.<br />

Schlaue Maschinen<br />

und Roboterkollegen<br />

Gleicher Ort, vier Jahre zuvor. Im April<br />

2011 stellte die Bundesregierung zur Eröffnung<br />

der Hannover Messe erstmals ihre<br />

Hightech-Strategie „Industrie 4.0“ einer<br />

breiten Öffentlichkeit vor. Ihr Ziel war und<br />

52 _ 53 VERÄNDERUNG _ Arbeitermarke


ist bis heute, die Wissenschaft und Wirtschaft<br />

auszurichten auf eine Zukunft, die<br />

eine starke Individualisierung der Produkte<br />

und eine enorm flexible Produktion<br />

erwarten lässt. Neue Konzepte sollten<br />

ermöglichen, Kunden und Geschäftspartner<br />

unmittelbar in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse<br />

einzubinden. Hochvernetzte<br />

Strukturen sollen sämtliche<br />

Daten auswerten und für neue Dienstleistungen,<br />

optimierte Abläufe sowie zur<br />

Kostenersparnis nutzen. Aus der vertrauten<br />

Fabrik, so die Kernbotschaft des<br />

angestrebten Paradigmenwechsels, soll<br />

die „Smart Factory“ werden: eine Umgebung,<br />

in der Maschinen, Werkstoffe und<br />

Produkte miteinander kommunizieren,<br />

Daten sammeln, sie interpretieren und<br />

ständig dazulernen – von Menschen nur<br />

noch beaufsichtigt.<br />

Bei der Umsetzung der „Industrie 4.0“<br />

erhält die Bundesregierung die Unterstützung<br />

von den Branchenorganisationen<br />

Bitkom (IT), ZVEI (Elektrontechnik)<br />

und VDMA (Maschinenbau). Eine<br />

aktuelle Studie des Branchenverbands<br />

BITKOM prognostiziert für Deutschland<br />

bis 2025 eine Wertschöpfungssteigerung<br />

um knapp 80 Milliarden Euro<br />

auf dem Weg zur Industrie 4.0.<br />

Schneller als gedacht<br />

Was damals als Revolution angekündigt<br />

ist, beruht auf einer Evolution verschiedener<br />

Entwicklungsstränge. Die Vorstellung,<br />

Gegenstände mit intelligenter Software<br />

zu kombinieren, hatte der deutsche<br />

Kybernetiker Karl Steinbuch bereits 1966<br />

beschrieben. Er sagte voraus, dass es in<br />

wenigen Jahrzehnten kaum Industrieprodukte<br />

geben werde, in die kein Computer<br />

eingewoben sei. In den 1970er-Jahren<br />

wurde die computerintegrierte Fertigung<br />

(CIM) entwickelt – ein Konzept, das auf<br />

eine durchgängige digitale Verknüpfung<br />

von Informationen innerhalb der Produktion<br />

abzielt.<br />

Der kalifornische Hightech-Konzern Google tüftelt an einer<br />

Kontaktlinse für Diabetiker, die in den Tränen den Blutzuckerspiegel<br />

misst und die Daten zum Smartphone funkt.<br />

Autos werden Teil des Internets. Sie liefern Fahrern relevante<br />

Informationen, melden sich, wenn sie gewartet werden müssen,<br />

und füttern die „smart factory“ mit technischen Daten.<br />

Anfang der 1990er-Jahre formulierte ein<br />

US-Informatiker erstmals die Vorstellung<br />

einer umfassenden virtuellen Vernetzung<br />

der Welt und ihrer Gegenstände. Darin<br />

war das „Internet der Dinge“ (Internet of<br />

things, IOT) bereits angedacht, erstmals<br />

als solches benannt wurde es im Jahr 1999.<br />

Ein weiterer Wegbereiter der „Industrie<br />

4.0“ ist das Cyber-physische System (CPS),<br />

das erstmals 2006 in Fachkreisen diskutiert<br />

wurde. Der Begriff steht für Hardware-<br />

und Softwarekomponenten, die in<br />

ein Produkt integriert sind und sich untereinander,<br />

mit anderen Systemen sowie mit<br />

einer zunehmend vernetzten Umwelt austauschen.<br />

Aus vielen Ideen und Konzepten<br />

entwickelte sich eine vage Vision.<br />

Science Fiction wird real<br />

Was schwäbische Spielzeugameisen in<br />

Hannover vorführen, ist keine Science<br />

Fiction mehr. In der metallverarbeitenden<br />

Industrie hat zum Beispiel ein Hersteller<br />

von Gehäusen und technischen Geräten<br />

bereits flexible Fertigungsanlagen im Einsatz,<br />

die diverse Metall- und Blechsorten<br />

auf unterschiedliche Weise verarbeiten,<br />

umformen, fräsen, bohren, schleifen oder<br />

lackieren können. Auf einer Fertigungsstrecke<br />

können Rohlinge in unmittelbarer<br />

Abfolge zu völlig unterschiedlichen<br />

Gehäusen geformt werden. Jedes Bauteil<br />

verfügt über einen extrem hitzebeständi-


gen Funkchip, der einzelnen Werkzeugen<br />

auch unter rauen Produktionsbedingungen<br />

zuverlässig mitteilt, wie es verarbeitet<br />

werden möchte. Die Anlage ermöglicht so<br />

eine klassische Serienproduktion, doch<br />

ohne Aufwand lässt sich jederzeit eine<br />

Einzelfertigung dazwischen schieben.<br />

Bis 2020 sollen weltweit rund 50 Milliarden<br />

Geräte wie Sensoren, Sicherheitskameras,<br />

Fahrzeuge und Produktionsmaschinen<br />

miteinander vernetzt sein.<br />

Programmiert zum Mitdenken<br />

Sogar das Tempo ihrer Verarbeitung<br />

können einzelne Bauteile selbst bestimmen.<br />

Bei Bedarf durchläuft ein später in<br />

die Produktion gestarteter Rohling die<br />

Fertigungsstrecke schneller und überholt<br />

andere Werkstücke. Das vermeidet unnötige<br />

Warteschleifen, und die Produktion<br />

lässt sich flexibler an den Arbeitsrhythmus<br />

der Monteure anpassen. Kommt etwa<br />

ein Mitarbeiter in Verzug, erkennt die<br />

Anlage die Abweichung vom ursprünglichen<br />

Plan und passt die Abläufe neu an.<br />

Gleichzeitig dokumentieren eingebettete<br />

Systeme in den Werkzeugen deren Abnutzung.<br />

Die Produktionsleitung weiß zu<br />

jedem Zeitpunkt, wie viele Gehäuse sie in<br />

einer bestimmten Qualität noch mit demselben<br />

Bohrkopf verarbeiten kann. Die<br />

Abläufe sind geschmeidig und effizient –<br />

intelligent eben.<br />

Die Fabrik der Zukunft organisiert sich selbst. Sie produziert<br />

hochflexibel und auf Kundenwunsch auch Maßanfertigungen<br />

zum Preis einer Massenproduktion.<br />

Das Fraunhofer-Institut schätzt, dass Unternehmen Bestandskosten<br />

um 40 % senken können. Bei Fertigungs-, Logistik- und<br />

Lagerkosten sollen sich 20 % einsparen lassen.<br />

Wer nimmt wem den Job weg?<br />

Constanze Kurz, Vorstandsmitglied der IG Metall, und Leiterin<br />

des Gewerkschafts-Thinktanks „Zukunft der Arbeit“: „Wir müssen<br />

die Arbeitswirklichkeit der digitalen Welt anerkennen. Roboter<br />

werden vom Werkzeug zum Kollegen.“<br />

In den nächsten zehn Jahren soll die „Industrie 4.0“ rund 390.000<br />

Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe schaffen – vor allem<br />

für Ingenieure, Informatiker und Softwareentwickler.<br />

Ist das die schöne neue Welt der Arbeitsteilung?<br />

Wo Maschinen selbstständig arbeiten,<br />

ändert sich unweigerlich die Rolle<br />

der Humanoiden. Überflüssig werden sie<br />

nicht, sagt Stefan Gerlach, Arbeitswissenschaftler<br />

am Fraunhofer Institut. „Wir<br />

werden die Menschen als Entscheider,<br />

aber auch als Akteure brauchen, denn wir<br />

können nicht alles automatisieren.“ Dennoch<br />

stehe ein Wandel bevor, auf den sich<br />

Arbeitswelt und Gesellschaft weiter vorbereiten<br />

müssen. Deutschland kämpfe<br />

schon jetzt mit einem Fachkräftemangel,<br />

der sich noch einmal verschärfen werde.<br />

Deshalb gelte es, neben zukunftsweisender<br />

Technik auch Konzepte zur Fortbildung<br />

und zur optimalen Ausbildung<br />

künftiger Generationen entwickeln.<br />

Gute Prognose für<br />

Wirtschaftsstandort Deutschland<br />

Für die Umsetzung der „Industrie 4.0“<br />

ist Deutschland ein günstiger Standort.<br />

Er verfügt im internationalen Vergleich<br />

über einen großen produzierenden Mittelstand,<br />

der einem starkem Wettbewerb<br />

ausgesetzt ist und sich daher selbst rationalisieren<br />

musste. Andere große Industriestaaten<br />

wie etwa Großbritannien und<br />

die USA verfügen zwar über technisches<br />

Know-how, hatten ihre Produktion in der<br />

Vergangenheit aber weitgehend ausgelagert.<br />

Produktions-Platzhirsche wie China<br />

haben dagegen lange Zeit auf günstige<br />

Arbeitskräfte gesetzt und weniger in<br />

54 _ 55 INNOVATION _ Industrie 4.0


EU-Kommissar Günther Oettinger: „Es ist klar geregelt, wem ein<br />

Haus gehört und wem ein Auto. Das muss es auch für die digitale<br />

Welt geben.“<br />

Reinhold Festge, der Präsident des Verbands Deutscher Maschinen-<br />

und Anlagenbau (VDMA): „Wenn diese Daten abgegriffen<br />

werden, kann ein mittelständisches Unternehmen seinen Wettbewerbsvorteil<br />

und damit seine Existenzberechtigung verlieren.“<br />

Mittelständische Unternehmen fürchten eine Abhängigkeit von<br />

der technischen Infrastruktur, zu viel Transparenz im Wettbewerb<br />

und den Verlust der Datensicherheit.<br />

Fachwissen investiert. Vor diesem Hintergrund<br />

sehen Experten Deutschland<br />

als leistungsfähige Industrienationen in<br />

einer Vorreiterrolle für die vierte industrielle<br />

Revolution.<br />

Jeder zweite Entscheidungsträger in<br />

der Industrie in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz hat noch nichts von<br />

dem Begriff „Industrie 4.0“ gehört.<br />

42 % der Unternehmen mit einem<br />

Umsatz zwischen 50 und 125 Millionen<br />

Euro geben an, dass die Digitalisierung<br />

in ihrer Geschäftsstrategie keine Rolle<br />

spielt. Im europaweiten „Index für digitale<br />

Wirtschaft und Gesellschaft“ landet<br />

Deutschland unter 29 Ländern lediglich<br />

auf Rang 10.<br />

Viele offene Fragen<br />

Der Erfolg der „Industrie 4.0“ wird nicht<br />

allein auf dem Feld der Technik entschieden.<br />

Verbindlich geklärt werden muss<br />

zum Beispiel auch die Frage der Datensicherheit.<br />

Offensichtlich ist bereits, dass Informationen<br />

über Verbraucher der Rohstoff der<br />

Zukunft sind. Aber wem gehören sie? Dem<br />

Produkthersteller, dem Dienstanbieter<br />

oder dem Verbraucher? Ein ökonomischer<br />

und juristischer Knackpunkt. Die<br />

Politik muss die Eigentumsrechte in der<br />

wuchernden Datenwolke regeln, Sozialpartner<br />

müssen neue Arbeitsplätze beschreiben<br />

und Berufswege definieren und<br />

Schulen die Jugend an die neue Arbeitswelt<br />

der digitalen Vernetzung heranführen.<br />

Zählen werden letztlich auch der Mut und<br />

die Bereitschaft, einen tiefgreifenden<br />

Strukturwandel anzugehen. Die Chancen<br />

stehen gut, nun wollen sie genutzt werden.


Interviewt von:<br />

Roland Fechter<br />

COMFORT<br />

IN MOTION<br />

Flexibel und reaktiv sein<br />

Es ist ein sonniger Freitag im<br />

April 2015. Wir fahren durch Lippstadt,<br />

das Fenster geöffnet, warmer Wind weht<br />

durch das Cockpit unseres Wagens. Der<br />

66.000-Personen-Ort im Kreis Soest präsentiert<br />

sich, angesichts des frühen Zeitpunktes<br />

im Jahr, bei bestem Klima.<br />

In der Tat passend – ist unser Ziel doch der<br />

Ort, an dem sich im Grunde alles ums gute<br />

Klima dreht. Allerdings nicht global, im<br />

Freien oder im Rahmen von Weltklimaabkommen,<br />

sondern räumlich stark begrenzt,<br />

auf die Passagiere im PKW.<br />

Die Sonne blendet ein wenig, als wir auf<br />

den Parkplatz unseres Zielortes einbiegen.<br />

Wir sind bei Behr Hella Thermocontrol,<br />

kurz BHTC, einem der weltweit führenden<br />

Unternehmen im Bereich der Klimabedienung<br />

und des Thermomanagements für<br />

die Automobilindustrie. „COMFORT IN<br />

MOTION“ ist der Firmenslogan, der uns<br />

bereits am Eingang begrüßt.<br />

Wir treffen heute Alexander Waldeyer, um ein wenig<br />

mehr darüber zu erfahren, wie ein Unternehmen mit<br />

Sitz im ländlichen Lippstadt es schafft, Innovation und<br />

Qualität für die weltweiten Märkte zu liefern. Alexander<br />

Waldeyer ist Leiter für technisches Marketing & Patente<br />

und offensichtlich gut gelaunt, als er uns im modernen<br />

Empfangsbereich begrüßt. Wir nehmen kurz darauf in<br />

einem kleinen, hellen Besprechungsraum Platz. „Und?<br />

Wie beginnen wir jetzt?“.<br />

Gute Frage, Herr Waldeyer.<br />

Was beschäftigt BHTC denn gerade?<br />

„Wir sind einer der größten Klima-Lieferanten weltweit.<br />

Das bedeutet, wir sind darauf angewiesen, ständig Innovationen<br />

zu liefern und weiter zu wachsen.“<br />

Wie sich herausstellt, ist Innovation das Dauerthema und<br />

beschäftigt BHTC nicht erst seit gestern. Es ist vielmehr<br />

ein genereller Antrieb, keine spezielle Phase in der Unternehmensentwicklung.<br />

Was bedeutet Innovation bei der Fahrzeug-Klimatisierung?<br />

„Es ist nicht mehr wie früher, dass ein Klimabediengerät<br />

zwei Temperaturen und ein bisschen Luftverteilung<br />

hat. Es dreht sich längst nicht mehr nur um reine Temperatur-Regelung.<br />

Infotainement und HMI sind aktuelle<br />

Themen, die uns sehr beschäftigen“, so Waldeyer.<br />

56 _ 57 INNOVATION _ BHTC


Es dreht sich also alles darum, die Bedienung<br />

von immer mehr Funktionalitäten einfacher<br />

und intuitiver zu gestalten. Da sind nicht nur<br />

Ansätze aus dem klassischen Automobilbau<br />

zu finden, richtig?<br />

„Man ist variabler, weil man viel mehr<br />

Funkionalität ins Fahrzeug bringt. Die<br />

Menüstrukturen sind komplexer und die<br />

Anwendungen breiter. (...) Wir waren im<br />

Januar auf der CES in Las Vegas und haben<br />

uns Concept Cars angeschaut. Sie heißt<br />

zwar Consumer Electronics Show, ist aber<br />

mittlerweile auch sehr automotivelastig<br />

geworden. Die ganzen Großen (Automobilhersteller)<br />

sind halt auch da. Hier sieht<br />

man, dass die Innenräume sehr aufgeräumt<br />

sind und man fast keine Tasten<br />

mehr hat – also sehr reduziert. (...) Die<br />

Erkennungssysteme werden auch immer<br />

besser, speziell die Spracheingabe funktioniert<br />

mittlerweile wirklich gut.<br />

Gestensteuerung ist ebenfalls so ein<br />

Thema – das können wir bereits. Ebenso<br />

Force Sense und Force Feedback für<br />

ein besseres Bedienerlebnis bei Touchscreen-Anwendungen.“<br />

Der Trend ginge letztlich dahin, dem Anwender<br />

möglichst viele Varianten zur Auswahl<br />

zu stellen, um immer mehr einzelne<br />

Funktionen so zu bedienen, wie man es am<br />

liebsten möchte. „Man möchte nunmal<br />

alles haben und alle Funktionen zusammenbringen. Das<br />

ist die Herausforderung.“<br />

Stichwort Herausforderung: Wie nimmt die entsprechende<br />

Zielgruppe, sprich die Käufer von hochpreisigen Automobilen,<br />

solche Trends auf? In solchen Fahrzeugen tauchen Innovationen<br />

ja immer als Erstes auf.<br />

„Bei meinem Vater – der ist jetzt 71 – ist es so, dass er schon<br />

noch in der Technik drin steckt. Er hatte auch einen technischen<br />

Job und benutzt ein Smartphone und so weiter.<br />

Aber da ist die Hürde, sich auf solche massiven Umstellungen<br />

einzustellen, natürlich trotzdem höher als bei mir.<br />

An bestimmten Punkten denke ich allerdings auch schon<br />

‚mhm, da muss ich mich erst noch dran gewöhnen‘. Bei<br />

meinem Sohn hingegen, der jetzt sechs ist und schon mit<br />

dem iPad und Handys zu tun hat, wird es nochmal ganz<br />

anders sein. Und die Generation, die dann kommt... da<br />

kann ich mir nochmal ganz andere Sachen vorstellen, was<br />

solche Konzepte angeht.“<br />

Kreativ sein, mit einem gewissen<br />

Freiheitsgrad, sodass<br />

man sich immer auch ein Stück<br />

selbst verwirklichen kann.


Bilder unten:<br />

Skizzen zum Bau eines<br />

Prototypen für ein<br />

Klimabediengerät.<br />

Seit fast 8 Jahren arbeitet<br />

DWFB strategisch und<br />

gestalterisch für das Unternehmen.<br />

Besonders bei<br />

Designfindungsprozessen<br />

und Video- und Animationleistung<br />

konnte das<br />

Projektteam oftmals<br />

unterstützen.<br />

Es ist demnach immer ein Balance-Akt zwischen<br />

dem „Was ist technisch möglich?“ und<br />

einem „Wie weit kann ich jetzt gehen?“.<br />

Woher kommen dann also Ideen für solche<br />

Innovationen?<br />

„Der Markt ist so schnell, dass wir sehr<br />

stark durch den Kunden getrieben sind.<br />

Dass dort entsprechende Anforderungen<br />

entstehen und wir eigentlich sehr reaktiv<br />

sein müssen. Trotzdem auch innovativ,<br />

aber eben mit dem entsprechenden<br />

Druck von Außen – positiv gesehen. Dass<br />

man wirklich ganz frei an Dinge drangeht.<br />

Das sind sogenannte Vorentwicklungsaufträge,<br />

die man mit dem Kunden direkt<br />

abwickelt. Dort entstehen erste Ideen,<br />

die man von uns sehen möchte. Oft sagt<br />

man in diesen Momenten: ‚Puh, wie soll<br />

das gehen?‘ und findet dann doch immer<br />

Lösungsansätze mit dem Kunden zusammen.<br />

Unsere Proaktivität kommt unter anderem<br />

natürlich auch dadurch, dass wir viel<br />

recherchieren – in Fachzeitschriften, im<br />

Internet u.s.w. Und wir haben mittlerweile<br />

auch Kontakte zu Start-Up-Unternehmen,<br />

die wir uns anschauen. Dafür haben wir<br />

interne Konzepte entwickelt, sodass wir inzwischen über<br />

gute Netzwerke verfügen, um in der frühen Phase wirklich<br />

reine Technologien zu sehen. Oder eben auch kleine<br />

Firmen, die auf den Markt kommen und die wir uns recht<br />

früh anschauen und überlegen: ‚Kann das was für Automotive<br />

sein?‘ Das ist natürlich sehr stark Consumer-geprägt.<br />

Man hat ja auch gesehen, dass die meisten aktuellen<br />

Sachen für die Fahrzeuge aus dem Consumer-Markt<br />

stammen. Gerade solche Geräte wie ein iPhone, die den<br />

Weg frei gemacht haben.<br />

YouTube ist mittlerweile ebenfalls eine super Quelle.<br />

Viele dieser kleinen Firmen nutzen das Videoportal als<br />

Plattform, um für Interessenten ein kurzes Video ihrer<br />

Technologien einzustellen. Abgesehen davon ist so ein<br />

Gaming-Sektor natürlich genauso interessant. Wir beobachten,<br />

was da bezüglich Virtual-Reality und 3D passiert.“<br />

Wie wird dann etwas dem Kunden vorgestellt?<br />

„Wir bauen Demonstratoren mit bestimmten neuen Technologien<br />

auf und gehen natürlich auch massiv auf Kunden<br />

zu. Jetzt nicht nur primär auf der IAA, sondern auch auf<br />

Tech-Days/Tech-Shows, die wir sehr forcieren. Mit all unseren<br />

Kunden veranstalten wir Inhouse-Messen, die uns<br />

eine andere Plattform bieten. Wenn man dann ein schönes<br />

Feature hat (z. B. 3D-Gestik), muss das wirklich super<br />

robust sein. Denn wenn ich es vorführe und der Kunde<br />

sagt ‚Darf ich auch mal?‘, muss es sofort funktionieren –<br />

also wirklich perfekt sein. Wenn er zwei bis drei Versuche<br />

braucht, hat es den Effekt wie bei der Sprachsteuerung<br />

früher. Dann lässt du es irgendwann sein, weil du denkst,<br />

dass es sowieso nicht funktioniert.“<br />

58 _ 59 INNOVATION _ BHTC


„Der Markt ist so schnell,<br />

dass wir sehr stark durch<br />

den Kunden getrieben sind –<br />

positiv gesehen!“<br />

Und wie muss ein Team beschaffen sein, um solche Herausforderungen<br />

zu stemmen? Wie muss man sich aufstellen?<br />

„BHTC ist sehr flexibel und reaktiv unterwegs, weil der<br />

Kunde auch oft sehr kurzfristig bzw. spontan mit Dingen<br />

zu uns kommt. Unter Umständen auch mit Anforderungen,<br />

die wir so noch nicht realisiert haben… wo wir<br />

jedoch in der Lage sind, uns intern sehr schnell neu aufzustellen,<br />

umzustrukturieren und auf diese Weise kurze<br />

Reaktionszeiten einzuhalten. Durch unsere mittlerweile<br />

globale Ausrichtung mit den einzelnen Werken, die<br />

wir haben, sind wir jetzt noch ein bisschen breiter geworden<br />

– China, Indien, USA, Japan, Bulgarien, Mexiko.<br />

Wenn unsere Kunden in diese Länder gehen, erwarten sie,<br />

dass wir direkt vor Ort bereitstehen, d.h. nicht nur logistisch,<br />

sondern dass wir auch in der Lage sind, direkt dort<br />

zu entwickeln und zu produzieren. Sie möchten zum einen<br />

den Kosteneffekt mitnehmen und zum anderen auch nah<br />

an deren Werk sein, d.h. (...) wirklich just-in-time. Am<br />

besten direkt ans Werk ran, reinliefern und dann wirklich<br />

ohne große Lagerhaltung und Zeitverluste agieren.“<br />

„BHTC ist sehr stark gewachsen, auch im Bereich der Vorentwicklung.<br />

Wir haben einen mittlerweile sehr hohen<br />

promovierten Anteil. Das Ganze hat einen starken Forschungsanteil<br />

bekommen. Es sind auch viele junge Leute<br />

dazugekommen, die selbstverständlich nochmal anders<br />

denken, mit anderen Dingen in Kontakt gekommen sind,<br />

als jemand der schon seit zehn Jahren mit an Bord ist.<br />

Die sind dann relativ frisch von der Uni, haben vielleicht<br />

zum Teil noch nicht die tiefe Berufserfahrung, aber dafür<br />

einen recht aktuellen Stand der Technik, also sei es dann<br />

als Materialexperten, Displayexperten etc.“ So etwas<br />

wäre „im Umgang mit progressiv eingestellten Kunden<br />

wichtig“, ergänzt er.<br />

Gibt es bei all den rosigen Aussichten in der<br />

Zukunft auch Innovationen, auf die Sie persönlich<br />

gern verzichten könnten?<br />

„In letzter Zeit habe ich nicht gerade etwas<br />

in der Hand gehabt, bei dem ich dachte:<br />

‚Was für ein Quatsch‘. Zumindest nicht<br />

im Automotive-Bereich“, lacht er. Umso<br />

besser. Abseits vom Automotive-Bereich<br />

sei er jedoch unlängst über „Ultraschall-Bieraufschäumer<br />

und japanische<br />

Kühlschranktierchen in Gestalt von<br />

Milchtüten“ gestolpert. Das stieß bei ihm<br />

weit weniger auf Verständnis. Da können<br />

wir uns auch nur anschließen. Innovation<br />

ist eben nicht in jeder Ausprägung konsequent<br />

sinnvoll.<br />

Was sind denn Ihre weiteren Visionen und<br />

Ziele?<br />

„Natürlich ist es unser Ziel, weiter eine<br />

ähnliche Entwicklung hinzulegen wie<br />

bisher. Wir sind schließlich sehr schnell<br />

gewachsen – in Sachen Standort, Mitarbeitern<br />

und Kompetenz. Wachstum hat für<br />

uns kein Ende, es geht definitiv weiter. (...)<br />

Als Entwickler sprudelt man ja immer!“<br />

Und dann ist unsere Zeit vorbei.<br />

Sehr schade. Wir bedanken uns für das<br />

gute Gespräch und gehen mit dem Gefühl,<br />

dass es unter der vermeintlich nüchternen<br />

Oberfläche eines mittelständischen<br />

Automobilzulieferers ständig brodelt und<br />

Fortschritt eben hauptsächlich durch Bewegung<br />

entsteht.<br />

Als wir wieder in unseren Wagen einsteigen<br />

und losfahren wollen, hat die Sonne<br />

ganze Arbeit geleistet. Das Fahrzeug erinnert<br />

an eine Art Sauna mit Lenkrad.<br />

Macht nix. Wir schalten ganz bewusst die<br />

tatsächlich nur wenige Meter von uns gebaute<br />

Klimaautomatik ein und fahren mit<br />

einem gewissen Lächeln vom Parkplatz.<br />

COMFORT IN MOTION, genau.


NICHT FÜR DIÄTEN GEEIGNET<br />

60 _ 61 VERÄNDERUNG _ Arbeitermarke


Ein zuverlässiger Stimmungsmacher aus<br />

Schokolade – wir haben die kleine Sünde<br />

in der Agentur getestet. Bei der Beschreibung<br />

waren sich die Agenturmädels nicht<br />

ganz einig, welche Worte passen: Fluffig,<br />

schlotzig, spongy, saftig bis cremig.<br />

Egal: Kopp zu und Mund auf!<br />

8 Schokoladentrüffel<br />

150 gr Zartbitterschokolade<br />

mit 70 % Kakaoanteil<br />

80 gr Butter<br />

3 Eier<br />

1 Eigelb<br />

160 gr Zucker<br />

90 gr Mehl<br />

Butter und Zucker für<br />

die Auflaufförmchen<br />

1<br />

Die Schokoladentrüffel für 2 Stunden ins<br />

Gefrierfach legen, damit sie später angefroren<br />

in den Teig gedrückt werden können<br />

und langsamer beim Backen zerschmelzen.<br />

2<br />

Schokolade langsam im Wasserbad<br />

schmelzen. Dann die Butter in die<br />

Schokolade einrühren.<br />

3<br />

Eier, Eigelb und Zucker auf höchster<br />

Stufe 5 Minuten lang schaumig schlagen.<br />

4<br />

Die Eiermischung in die Schokobutter<br />

einrühren.Das Mehl darüber sieben<br />

und locker unterheben.<br />

5<br />

Acht kleine Förmchen fetten und mit<br />

Zucker ausstreuen. Hier kann man auch<br />

braunen Rohrzucker verwenden.<br />

6<br />

Die Förmchen halb mit Teig füllen.<br />

VORSICHT: Die gehen gut hoch... Dann die<br />

Schokoladentrüffel in den Teig mittig eindrücken,<br />

bis sie im Teig versinken.<br />

TIPP: Je nach Geschmacksrichtung der Trüffel,<br />

wird dem Törtchen eine feine Note verpasst.<br />

7<br />

Im vorgeheizten Ofen (Ober- Unterhitze<br />

180°C) 20-25 Minuten backen und am<br />

besten noch warm servieren.<br />

TIPP: Die Törtchen im geöffneten Ofen abkühlen<br />

lassen, damit sie nicht ineinanderfallen<br />

wegen dem Temperaturschock!


ICH DIE<br />

Geschrieben von:<br />

Monika Ride<br />

ANDYSUCHT<br />

U NUTZE<br />

ACHEN<br />

Die Strategie des<br />

Mobile Marketings<br />

Immer und überall erreichbar<br />

sein – wer hätte vor zwanzig Jahren geglaubt,<br />

dass uns dieser Gedanke nicht<br />

wahnsinnig machen, sondern zu einem<br />

Grundbedürfnis der heutigen Zeit werden<br />

könnte? Dass ein Akku, der sich dem Ende<br />

zuneigt, oder ein vergessenes Smartphone<br />

Menschen Unwohlsein oder gar Panik<br />

bereiten könnten? Dass der Geburtstags-<br />

wunsch von Jung und Alt immer häufiger<br />

das neueste Handy oder Tablet ist – und in<br />

vielen Fällen auch erfüllt wird?<br />

Damals noch undenkbar und heute trotzdem<br />

Alltag: Morgens lassen wir uns von<br />

unseren Smartphones wecken und checken<br />

noch vor der ersten Tasse Kaffee<br />

unsere WhatsApp-Nachrichten.<br />

Wir scrollen durch diverse Newsfeeds<br />

und laden das Gruppen-Selfie vom letzten<br />

Abend, natürlich verziert mit Hashtags,<br />

bei Facebook und Instagram hoch.<br />

Wo der nächste Supermarkt ist und wie<br />

wir ihn am schnellsten erreichen, verrät<br />

uns Google laut Werbung auch kurz vor<br />

Ladenschluss noch schnell genug und das<br />

Gute-Laune-Lied, das im Radio auf und<br />

ab läuft, können wir ganz einfach „shazamen“<br />

– um in wenigen Sekunden den Interpreten<br />

und Titel des Songs zu erfahren.<br />

Dass die eigentliche Sensation, mit der in<br />

den Neunzigern alles begann, das Mobilfunknetz<br />

und die Möglichkeit des mobilen<br />

Telefonierens war, ist bei den Digital Natives<br />

in Anbetracht der unendlichen Menge<br />

an Funktionen, Neuerungen und Innovationen<br />

längst in Vergessenheit geraten.<br />

62 _ 63 INNOVATION _ Mobile Marketing


Smartphone-Explosion<br />

ÜBER<br />

40 MIO.<br />

MENSCHEN BESITZEN EIN<br />

SMARTPHONE IN DEUTSCHLAND!<br />

FAST<br />

35 MIO.<br />

MENSCHEN NUTZEN DEN ZUGANG ZUM<br />

MOBILEN WEB UND SIND DAUER-ONLINE!<br />

Und so befremdlich diese Beschreibung für den<br />

Ein oder Anderen auch klingen mag, so nah ist sie dennoch<br />

an der Realität: Die Zahl der Smartphone-User hat<br />

sich innerhalb der letzten fünf Jahre nicht, wie vielleicht<br />

zu vermuten wäre, verdoppelt oder verdreifacht.<br />

NEIN – heute besitzen über 40 Millionen Menschen<br />

in Deutschland ein Smartphone. Das sind fünf mal so<br />

viele wie im Jahr 2010. Fast 35 Millionen davon nutzen<br />

tagtäglich den Zugang zum mobilen Web und sind<br />

somit, sei es per Browser oder App, dauer-online. Mit<br />

anderen Worten: Mobile Endgeräte und ihre unzähli-<br />

gen Funktionen, die meist auf dem mobilen Internet<br />

basieren, sind regelrecht omnipräsent geworden. Egal, an<br />

welchem Ort und zu welcher Zeit – das Leben vollzieht<br />

sich heute immer auch auf virtueller Ebene.<br />

Doch was lässt sich daraus nun für das Marketing<br />

schließen? … Dass der Ort, an dem die gewünschte Zielgruppe<br />

zum gewünschten Zeitpunkt mit den gewünschten<br />

Informationen versorgt werden kann, existiert.<br />

Heute, im Hier und Jetzt. Sein Potenzial muss nur richtig<br />

ausgeschöpft werden.


Dem Zeitgeist<br />

entsprechen: Mobile<br />

Marketing auf dem<br />

Vormarsch<br />

Mit der Entwicklung und dem Siegeszug<br />

von Smartphones und Tablets sowie der intensiven<br />

Nutzung des mobilen Internets ist ein wichtiger<br />

und bisher oft unterschätzter Marketingkanal<br />

entstanden, der echte Chancen für einen erfolgreichen<br />

Marketingmix birgt.<br />

Hinter dem Zauberwort „Mobile Marketing“ verstecken<br />

sich jegliche Werbeformen, die auf dem<br />

Handy oder Tablet angezeigt werden. Seien es<br />

werbliche SMS- und MMS-Nachrichten, Anzeigen<br />

auf mobilen Webseiten und Apps oder auch der<br />

Einsatz von QR-Codes und damit die Verbindung<br />

von klassischen und digitalen Medien.<br />

Der einstige „Trend“ ist unaufhaltsam auf dem<br />

Vormarsch – und das im Eiltempo, denn Werbung<br />

muss sich technischen Gegebenheiten<br />

anpassen und im Idealfall noch schneller sein.<br />

Doch wenn der Großteil online passiert, wo liegt<br />

dann der Unterschied zum klassischen Online<br />

Marketing, das schon lange keine Neuheit mehr<br />

ist? Deutlich eingeschränktere Displaygrößen,<br />

die Bedienung per Touchscreen und ein dementsprechend<br />

anderes Nutzerverhalten sind Modalitäten<br />

und Schwierigkeiten, die beim Mobile<br />

Marketing im Blick behalten werden müssen,<br />

um passende Werbeformen bzw. -botschaften zu<br />

kreieren und sie an richtiger Stelle zu platzieren.<br />

So kann es z. B. durchaus sinnvoll sein, Handyspiele<br />

für Werbeeinblendungen zu nutzen und<br />

selbstverständlich nicht nur Webseiten für die<br />

mobile Nutzung zu optimieren, sondern sogar<br />

Landingpages zu errichten, die ausschließlich von<br />

mobilen Geräten aufgerufen werden können.<br />

Auch Banner-Ads und Buttons müssen angepasst<br />

werden und Botschaften mit entsprechend wenig<br />

Content schnell auf den Punkt bringen: Was interessiert,<br />

sind relevante (Verkaufs-) Informationen<br />

oder Inhalte, die neugierig machen und zum<br />

Weiterklicken verleiten. Kurz, einfach und klar.<br />

Was Mobile<br />

Marketing<br />

anderen<br />

Maßnahmen<br />

voraus hat<br />

Bisher scheint die Nutzung von Tablets und<br />

Smartphones als Marketingplattform angesichts ihrer<br />

intensiven Nutzung einleuchtend – das entscheidendste<br />

Argument für Mobile Marketing steckt jedoch in seinem<br />

Namen: MOBILITÄT!<br />

Wie kein anderer Gegenstand, der sich als Marketingmedium<br />

eignet, begleiten uns die kleinen technischen<br />

Wunder fast 24 Stunden am Tag durch unser Leben und<br />

an jeden Ort. Werbebotschaften, die wir per Handy wahrnehmen,<br />

erreichen uns somit überall.<br />

Draußen, zu Hause, morgens, tagsüber, nachts, auf der<br />

Arbeit wie im heimischen Bett. Und besonders diese Tatsache<br />

kann auch zur gezielteren und personalisierteren<br />

Zielgruppenansprache genutzt werden, da es möglich ist,<br />

Smartphones zu orten. Auf diese Weise können umliegende<br />

Unternehmen beispielsweise ortsbezogene Markenbotschaften<br />

versenden und es ist sowohl möglich,<br />

Konsumenten direkt am Point of Sale mit relevanten Informationen<br />

zu versorgen als auch ihre Kaufentscheidungen<br />

vor Ort positiv zu beeinflussen. Hinzu kommt, dass<br />

online direkte Reaktionen auf die Botschaften begünstigt<br />

werden können: nämlich per SMS, Rückruf oder Bestellung,<br />

ohne dass die Kaufabsicht schon nach kurzer Zeit in<br />

Vergessenheit gerät.<br />

Um es auf den Punkt zu bringen: Das Mobile Marketing<br />

wirkt zielgenau und nachhaltig – und ist aus einem ausgewogenen<br />

Marketingmix nicht mehr wegzudenken.<br />

64 _ 65 INNOVATION _ Mobile Marketing


THE NEXT<br />

BIG THINGS<br />

ODER NUR<br />

ZUKUNFTSMUSIK?<br />

1<br />

CHATVERTISING:<br />

SO ERREICHT<br />

MAN JUNGE ZIELGRUPPEN<br />

Welche Apps sind für uns auf dem Smartphone am unverzichtbarsten?<br />

Richtig, die Messaging-Dienste – denn<br />

WhatsApp, Snapchat, Kik und Co. haben die zwischenmenschliche<br />

Kommunikation nicht nur ungemein<br />

beschleunigt, sondern auch grundlegend verändert.<br />

Dies haben nun die ersten Brands als Chance für eine<br />

neue Werbeform erkannt und tüfteln an neuen Wegen,<br />

um besonders mit jüngeren Konsumenten in direkten<br />

Austausch treten zu können. So arbeiten die Macher der<br />

Messaging-App „Kik“, die vorzugsweise von Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen genutzt wird, zum Beispiel<br />

an einem Chat Bot, mit dem User Gespräche führen<br />

können, um Informationen und Problemlösungen von<br />

ihm zu erhalten. Dieser Chat-Roboter soll dabei nicht<br />

simple Push-Nachrichten abschicken, sondern sich an<br />

den Kommunikationsstil zwischen echten Freunden<br />

anlehnen und durch die „Konversationen“ mit den Usern<br />

ganz automatisch lernen, auf individuelle Nachrichten<br />

zu reagieren. Das ist eine Idee, die auch gut auf die<br />

Kundendienste verschiedenster Unternehmen anwendbar<br />

wäre, wenn diese ihren Service vermehrt in sozialen<br />

Netzwerken anbieten würden. So wird aus Advertising<br />

in Zukunft Chatvertising.<br />

2<br />

MOBILE PAYMENT ALS<br />

ALLTAGSERLEICHTERUNG<br />

Zum bargeldlosen Bezahlen führt man zig verschiedene<br />

Karten mit jeweils eigenem PIN mit sich und um Busfahrkarten<br />

oder Parktickets zu kaufen, kratzt man sein letztes<br />

Kleingeld zusammen. Ganz schön nervig!<br />

Abhilfe schaffen könnte auch in diesem Fall das Handy:<br />

Zwar steckt das mobile Bezahlen per Smartphone wegen<br />

mangelnder Akzeptanz besonders in Deutschland noch<br />

in den Kinderschuhen, doch Mobile-Payment-Dienste wie<br />

mpass von der Telekom, Vodafone und O 2 machen diese<br />

Zahlungsvariante bei unterstützenden Händlern auch<br />

heute schon möglich.<br />

Gearbeitet wird momentan mit sogenannten NFC-Stickern<br />

oder -Chips (Near Field Communication), die aufgeklebt<br />

oder in Handys integriert werden und passende<br />

Zahlungsterminals erkennen, sobald sie sich in Reichweite<br />

befinden. Das Problem: Viele Smartphone-Besitzer<br />

wissen gar nicht, dass ihr Mobiltelefon diese Funktion<br />

unterstützt und mobiles Bezahlen wird hierzulande eher<br />

mit Skepsis betrachtet. Fakt ist trotzdem, dass sich diese<br />

Zahlungsmethode besonders für den Erwerb von Parktickets<br />

oder Fahrscheinen im öffentlichen Nahverkehr<br />

eignet. Das heißt, es könnte nur noch eine Frage der Zeit<br />

sein, bis sich diese Zahlungsvariante durchsetzt und wir<br />

das Portemonnaie zu Hause lassen können.<br />

3<br />

NAILO<br />

– DAS FINGERNAGEL-<br />

TRACKPAD IN MINIATURFORM<br />

Wenn man sich in einem langweiligen Meeting befindet<br />

und unauffällig Nachrichten verschicken möchte oder<br />

beim Kochen gerade keine Hand frei hat, um das Rezept<br />

auf dem Handy- oder PC-Display nach oben zu scrollen,<br />

kommt die neueste Entwicklung des MIT Media Lab<br />

zum Einsatz. NailO, ein kleiner Fingernagelaufsatz,<br />

funktioniert nämlich wie ein winziges Touchpad, das<br />

das Smartphone steuert, ohne das Display anfassen zu<br />

müssen. Ermöglicht wird diese verrückte Technologie<br />

durch der Einsatz von kapazitiven Touch-Sensoren,<br />

einem eigenen Akku, einem Micro-Controller und<br />

einem Bluetooth-Chip, die alle in das fingernagelgroße<br />

Trackpad integriert sind. Dass der intelligente Fingernagel<br />

zurzeit noch nicht marktreif ist, ist klar – doch<br />

möglicherweise wird das kleine Technik-Wunder ja das<br />

neue Mode-Accessoire der nächsten Jahre. Wir halten<br />

Ohren und Augen offen!


66 _ 67 INNOVATION _ Synnovation


Recherchiert von:<br />

Monika Ride<br />

ES EINFACH MAL<br />

PASSIEREN<br />

LASSEN<br />

„Innovation“ neu gedacht<br />

„Innovation heißt wörtlich<br />

„Neuerung“ oder „Erneuerung“. Das Wort<br />

ist vom lateinischen Verb innovare (erneuern)<br />

abgeleitet. In der Umgangssprache<br />

wird der Begriff im Sinne von neuen Ideen<br />

und Erfindungen und für deren wirtschaftliche<br />

Umsetzung verwendet. Im engeren<br />

Sinne resultieren Innovationen erst<br />

dann aus Ideen, wenn diese in neue Produkte,<br />

Dienstleistungen oder Verfahren<br />

umgesetzt werden, die tatsächlich erfolgreiche<br />

Anwendung finden und den Markt<br />

durchdringen (Diffusion).“ (Wikipedia)<br />

So lautet die Definition von „Innovation“<br />

in unserer liebsten Online-Enzyklopädie<br />

– und somit auch die vermutlich erste<br />

Definition, die wir erhalten und anklicken,<br />

wenn wir das World Wide Web gezielt<br />

nach dem Wort „Innovation“ durchforsten.<br />

Innovation: Wie oben sehr treffend beschrieben,<br />

versteht der Mensch darunter<br />

den Inbegriff des Neuen – vor allem jedoch<br />

im materialistischen und wirtschaftlichen<br />

Sinne. Denn die Wirtschaft ist es, in der<br />

wir dem Schrei nach Innovationen, nach<br />

neuen Ideen und besseren, bahnbrechen-<br />

den Produkten tagtäglich begegnen. Unternehmen<br />

hören, dass sie innovativ sein müssen, um<br />

nicht von mutigeren, verrückteren und kreativeren<br />

Konkurrenten abgehängt zu werden – um den<br />

Motor am Laufen zu halten. Doch wie hält man<br />

diesen am Laufen? Woher nimmt man in einer<br />

Welt, die vor allem technisch so weit entwickelt zu<br />

sein scheint, dass die Meilensteine immer weiter<br />

auseinander liegen und neue Erfindungen sich<br />

in immer kleiner werdenden Rahmen abspielen,<br />

noch neue Ideen, die der Definition nach durch<br />

eine erfolgreiche Umsetzung und Anwendung zu<br />

„echten“ Innovationen werden?<br />

Der klassische Weg, nach neuen Ideen zu<br />

suchen, beginnt mit der Frage: „Was fehlt<br />

der Menschheit noch?“, „Was hat es noch nicht<br />

gegeben?“, „Was könnte gehen?“ und „Wo ist ein<br />

Markt?“. Experten einer bestimmten Branche<br />

stecken ihre Köpfe zusammen und fangen an,<br />

energisch tiefer zu graben. Durch wissenschaftliche<br />

Grundlagenforschung in Forschungs- und<br />

Entwicklungsabteilungen von Unternehmen entstehen<br />

auf diese Weise marktfähige Produkte, die<br />

besonders in Deutschland schon einige technologische<br />

Weltmarktführer und Hidden Champions<br />

im B2B- und Exportmarkt hervorgebracht haben.<br />

Sicher, dieses Modell der Ingenieurstugend hat<br />

funktioniert und kann durchaus weiter funktionieren.<br />

Doch immer häufiger fällt auf: Der<br />

Markt ist gesättigt, Innovationen vollziehen sich<br />

nur noch punktuell in kleinen Verbesserungen<br />

und Verfeinerungen von vorhandenen Produkten<br />

und DER Durchbruch – die Innovation in<br />

ihrer reinsten Form – bleibt aus. Das starre, experimentelle<br />

Setting, das das Prinzip der frühe-


en Entdeckung abgelöst hat, d.h. die Sammlung<br />

und Aneignung neuen Wissens durch den puren<br />

Zufall, Glück oder Schlauheit (wie bei der Entdeckung<br />

neuer Kontinente oder des Feuers), stößt<br />

heute also an seine Grenzen. Denn was bei dieser<br />

kontrollierten und gezielten Wissenssteuerung<br />

herauskommt, sind die immer gleichen Antworten<br />

auf die immer gleichen Fragen.<br />

Was treibt neue Ideen somit wirklich an?<br />

Wie können wir neue Fragen stellen? Dazu<br />

gilt es, die Innovation als solche neu zu interpretieren,<br />

sie aus dem geschlossenen Kontext der<br />

Techniker, Entwickler und Forscher im weißen<br />

Kittel herauszulösen und schon von Anfang an<br />

hinaus zu tragen. Wenn bekannte, aber bisher getrennte<br />

Wissenselemente beispielsweise in der sogenannten<br />

„Cross Innovation“ verknüpft werden,<br />

wenn man schon in der Anfangsphase der Entwicklung<br />

eines neuen Produkts in den Dialog mit<br />

verschiedenen Interessenten aus unterschiedlichen<br />

Branchen und Wissensgruppen tritt – ja,<br />

wenn man dem Zufall und dem freien Denken<br />

wieder mehr Raum gibt, wird aus der Innovation<br />

die Synnovation.<br />

Und in der Praxis?<br />

Als Kombination aus den Begriffen Synthese und<br />

Innovation meint die Synnovation die Verknüpfung<br />

von unterschiedlichen Wissensdisziplinen<br />

und die vielleicht unerwartete und nicht vorhersehbare<br />

Rekombination von Vorhandenem zu<br />

etwas Neuem.<br />

Kurz gesagt: Dem Zufall einfach mal freie Hand<br />

lassen. Sich weniger technozentrisch ausrichten.<br />

Kontrolle abgeben. Auf die Praxis bezogen ist das<br />

Crowdsourcing ein Paradebeispiel dafür, wie der<br />

Ansatz der Synnovation funktionieren kann: Management,<br />

Design, Technik und Konsumenten<br />

widmen sich von Anfang an Hand in Hand einem<br />

„Problem“, das sie mit den Einflüssen vieler verschiedener<br />

Ideen, einer Schwarmintelligenz, zu<br />

lösen versuchen. Man fragt seine Kunden<br />

und Zielgruppen also einfach<br />

direkt, wie sie eine Sache angehen<br />

würden, was sie brauchen<br />

und was sie mögen,<br />

statt ihnen ein fertiges<br />

Produkt aufzutischen<br />

und ihre Reaktion<br />

darauf abzuwarten.<br />

Dieser Prozess führt natürlich<br />

zu mehreren Innovationsschleifen<br />

und viele Ideen<br />

müssen verworfen werden,<br />

doch er macht auch etwas möglich,<br />

das in der kleinen Gruppe<br />

von Wissenschaftlern nicht so<br />

einfach zu Stande gekommen<br />

wäre. Ideen und Perspektiven<br />

kreuzen und ergänzen sich. Sie<br />

schaffen neue Blickwinkel und<br />

ungeahnte Möglichkeiten. Und ist man so weit<br />

gekommen, kann die Erfindung getestet und bei<br />

Bedarf angepasst werden.<br />

Zurück zu Wikipedia<br />

Um nun den Kreis zu schließen, lohnt sich wieder<br />

der Blick auf die Online-Enzyklopädie Wikipedia:<br />

Auch dieses einstig revolutionäre Projekt ist aus<br />

der Macht des gesammelten Wissens entstanden.<br />

Diese Wissensplattform hat sich die Schwarmintelligenz<br />

zu Nutze gemacht und durch das intensive<br />

Mitwirken seiner weltweiten Nutzer nicht<br />

nur das Internet entscheidend beeinflusst, sondern<br />

auch einen ganz neuen Zugang zu Wissen<br />

ermöglicht. Die stellenweise Abgabe der Kontrolle<br />

hat alles übertroffen, was im Rahmen der Kapazitäten<br />

einzelner, kluger Köpfe möglich gewesen<br />

wäre. Vielleicht sollten wir uns genau diesen<br />

Ansatz in unserem Streben „immer höher, immer<br />

weiter zu kommen“ zu Herzen nehmen und wieder<br />

ein bisschen mehr auf die glückliche Fügung<br />

und den Zufall vertrauen. Schaden kann eine<br />

weniger krampfhafte Einstellung in unserer<br />

schnelllebigen Zeit jedenfalls nicht.<br />

68 _ 69 INNOVATION _ Synnovation


TERMINE<br />

Dortmund<br />

> 10.-12. JUNI 2015<br />

THE COLOR RUN<br />

TERMINE, TERMINE<br />

Die fünf lustigsten Kilometer der Welt!<br />

Jeder kann mitlaufen – für den guten<br />

Zweck!<br />

Beim COLOR RUN geht es nicht um<br />

Schnelligkeit oder Platzierung, sondern<br />

einfach um jede Menge Spaß! Bei diesem<br />

Party-Sport-Event werden 4 „COLOR<br />

ZONES“ durchlaufen, in denen man mit<br />

100% natürlichem Farbpulver beworfen<br />

wird. Bei jedem Kilometer in einer anderen<br />

Farbe! Das wird bunt...<br />

Kostenpunkt ca. 26 € inkl. Starterpaket<br />

mit Ticket, T-Shirt, Startnummer, Stirnband.<br />

Color PackStartgelder werden anteilig<br />

für soziale Zwecke rund um Kinder<br />

und Gesundheit gespendet.<br />

Westfalenpark Dortmund / An der Buschmühle 3 /<br />

44139 Dortmund / www.thecolorrun.de<br />

Attendorn<br />

> 10. SEPTEMBER 2015<br />

MARKETINGFORUM<br />

Wie jedes Jahr wird es das hauseigene<br />

Format mit Fachvorträgen und relevanten<br />

Anwendungsbeispielen wieder<br />

geben. Dieses Jahr werden Referenten<br />

zum Thema Innovation sprechen.<br />

Komprimiertes Wissen und die Möglichkeit,<br />

mit anderen Marketingfachleuten<br />

ins Gespräch zu kommen, sorgen für<br />

gehaltvolle und nachhaltige Stunden,<br />

die man nicht verpassen sollte.<br />

Köln<br />

> 10.-12. JUNI 2015<br />

INTERACTIVE<br />

COLOGNE FESTIVAL<br />

Unter dem Stern „The Future of...“ spürt<br />

die Konferenz aktuelle Trends auf und<br />

zeigt Entwicklungen der digitalen Welt!<br />

Entscheider, Macher, Kreative, Start-<br />

Ups und Developer treffen sich zum<br />

gemeinsamen Austausch, Inspiration<br />

und Networking. Wie verändert sich<br />

unsere Gesellschaft – sei es positiv oder<br />

negativ – in Bereichen wie Handel,<br />

Sport, Medizin, Musik und Wissenschaft<br />

durch technische Errungenschaften. Wie<br />

werden wir in Zukunft leben und wie<br />

innovativ sind wir schon gewesen?<br />

Interactive Cologne GmbH / Heliosstraße 6a /<br />

50825 Köln / www.interactive-cologne.com<br />

Köln<br />

> 29. AUGUST 2015<br />

JECK IM SUNNESCHING<br />

Fiere ohne ze friere! Alaaf im Hochsommer.<br />

Am 29.08.15 um 11:11 Uhr, also zur<br />

jecksten aller Zeiten, fällt der offizielle<br />

Startschuss zu Jeck im Sunnesching.<br />

In über 80 Kneipen in der Kölner Innenstadtkönnen<br />

Karnevalsfans bei kühlem<br />

Bier und Kölscher Musik die 6. Jahreszeit<br />

einläuten.<br />

Frankfurt<br />

> 23. JUNI 2015<br />

FUTURE DAY / Zukunftskongress 2015<br />

Matthias Horx und Harry Gatterer, Trendforscher<br />

und Gründer des Zukunftinstituts, laden<br />

ein zum Future Day 2015. Für Macher und<br />

Weiterdenker, Vorsprungswissen für Entscheider!<br />

Welche Konzepte werden Big Ideas, welche<br />

Geschäftsmodelle haben Zukunft, wie meistert<br />

man die Krisen? Hierzu gibt es Antworten<br />

beim 15. Zukunftskongress.<br />

Ein bunter Mix aus abwechslungsreichen Vorträgen,<br />

Kurzpräsentationen und einem interaktiven<br />

Quiz machen den Wandel erlebbar.<br />

Die Referenten des Zukunftsinstituts sowie<br />

externe Top-Speaker aus der Wirtschaft<br />

liefern Inspiration für Innovation und zeigen<br />

neue Handlungs- und Sichtweisen auf.<br />

Zukunftsinstitut / Kaiserstraße 56 /<br />

60329 Frankfurt am Main<br />

www.zukunftskongress2015.com<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

> 26. OKTOBER 2015<br />

9. INNOVATION –<br />

UNTERNEHMERGIPFEL<br />

Eine der wichtigsten Veranstaltungen zum<br />

Thema Innovation geht im Oktober 2015 in<br />

die nächste Runde. Als Treffpunkt wichtiger<br />

Akteure im gesamten Innovationsprozess<br />

versteht sich der Unternehmergipfel als Plattform,<br />

die Einblicke in die Praxis von führenden<br />

Spitzenunternehmen gewährt und Erfahrungen<br />

von Experten mitteilt.<br />

Top-Entscheider aus den Leitbranchen referieren<br />

über aktuelle Trends und Entwicklungen<br />

rund um Innovationsprozesse, Strategien und<br />

zukunftsweisenden Technologien.<br />

FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH /<br />

Bismarckstraße 24 / 61169 Friedberg<br />

www.frankfurt-bm.com/veranstaltungen/<br />

unternehmergipfel-innovation<br />

Locations u.a. Gaffel am Dom / Haus Unkelbach /<br />

Wartesaal am Dom / Underground Köln /<br />

www.jeckimsunnesching.de


IMPRESSUM<br />

Wir freuen uns über Ihr Feedback zum Magazin:<br />

neongold@fette-beute.com<br />

<strong>NEON</strong><strong>GOLD</strong><br />

Auflage: 1.000 Stück | Auflagenjahr: 2015<br />

Herausgeber<br />

DES WAHNSINNS FETTE BEUTE GmbH<br />

Am Zollstock 3<br />

57439 Attendorn<br />

T +49 (0) 2722 6399-0<br />

F +49 (0) 2722 6399-200<br />

info@fette-beute.com<br />

www.fette-beute.com<br />

Geschäftsführung<br />

Jörg Hesse, Maria Sibylla Kalverkämper<br />

Redaktion/Autoren dieser Ausgabe<br />

Daniela Burkhardt, Monika Ride,<br />

Jörg Hesse, Tobias Neuhaus, Frank Kaulen,<br />

Roland Fechter, Nina Lüttel,<br />

DES WAHNSINNS FETTE BEUTE GmbH, Attendorn<br />

Konzept: Daniela Burkhardt<br />

Projektmanagement: Julia-Maria Hunold<br />

Art Direktion: Fabienne Weber<br />

Bildnachweise/Fotos<br />

Marvin Gebauer, Roland Fechter, Fabienne Weber,<br />

DES WAHNSINNS FETTE BEUTE GmbH, Attendorn<br />

© Viktor Strasse (Seite 17), © Scott Wright (Seite 18)<br />

© Tim Friesenhagen, Denis Treu (Seiten 22-25)<br />

© Tanja Evers, Minu Lee, Frank Lösing (Seiten 42-47)<br />

shutterstock.com<br />

Druck<br />

Seltmann Printart<br />

Wefelshohler Straße 31<br />

58511 Lüdenscheid<br />

Social Media<br />

facebook.com/fettebeutecom<br />

twitter.com/fettebeutecom<br />

youtube.com/user/fettebeutecom<br />

Alle in diesem Magazin veröffentlichten<br />

Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Kein<br />

Teil dieses Magazins darf ohne Zustimmung<br />

von DES WAHNSINNS FETTE BEUTE GmbH<br />

verwendet oder vervielfältigt werden.<br />

Quellen:<br />

Mobile Marketing (Seite 65)<br />

http://t3n.de/news/nailo-fingernaegel-touchpad-605633/<br />

http://crossretail.de/chatvertising-werbung/<br />

http://www.teltarif.de/i/mobile-payment.html


www. fette-beute.com

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