VDI Ingenieur forum 1_2016
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Arbeitssicherheit<br />
Lichtgitter an handbedienten<br />
Maschinen erkennt Körperteile<br />
Schutz durch Technik:<br />
Der Maschinenbediener<br />
kann mit den Griffen der<br />
Schmiedezange ungefährdet<br />
im Schutzfeld<br />
verbleiben. Ein Lichtgitter<br />
verhindert das<br />
unkontrollierte Anlaufen<br />
der Presse<br />
Foto: Hirschvogel<br />
Im November 2014 ereignete sich bei der Hirschvogel Umformtechnik in Denklingen ein<br />
Arbeitsunfall an einer handbedienten Warmpresse. Ein Mitarbeiter verlor das Gleichgewicht<br />
und stützte sich mit der rechten Hand im Arbeitsraum der Presse ab. Der linke Fuß war noch<br />
auf dem Fußschalter, sodass der Pressenhub ausgelöst wurde und er sich die Hand verletzte.<br />
Ein neues Sicherheitskonzept an handbedienten Warmpressen soll solche Unfälle künftig<br />
vermeiden.<br />
Schließlich waren es zwei Firmen, die eine<br />
sicherheitstechnische Lösung ausgearbeitet<br />
haben. Links und rechts am Pressenständer<br />
wurde je ein Lichtgitter eingebaut. Diese neue<br />
Generation von Lichtgittern kann in der Empfindlichkeit<br />
des Lichtgitterabstands eingestellt<br />
werden, um das Anlaufen der Presse zu verhindern,<br />
sobald sich eine Hand oder ein Gegenstand<br />
> 30 mm im Schutzfeld des Lichtgitters<br />
befindet. Der Maschinenbediener kann mit<br />
den Griffen der Schmiedezange im Schutzfeld<br />
verbleiben, sie horizontal, vertikal oder<br />
schräg bewegen, ohne dass es zu einer Störung<br />
kommt, da der Durchmesser der Schmiedezangengriffe<br />
28 mm beträgt. Sollte sich beim<br />
Hubauslösen der Presse ein Körperteil wie<br />
zum Beispiel eine Hand im Gefahrenbereich<br />
befinden, wird die Hubauslösung gesperrt. Somit<br />
ist eine Verletzungsgefahr ausgeschlossen.<br />
So konnte eine Lösung zur Erhöhung der<br />
Arbeitssicherheit für die Hirschvogel-Mitarbeiter<br />
gefunden werden. Gemeinsam mit der<br />
Firma Sick wurde ein Sicherheitskonzept ausgearbeitet,<br />
das an einer Presse bei Hirschvogel<br />
montiert und getestet wurde. Das Sicherheitskonzept<br />
besteht im Wesentlichen aus einem<br />
Lichtgitter, das in ähnlicher Form bereits an<br />
handbedienten Kaltpressen verwendet wird.<br />
Diese neuen Lichtgitter verfügen über eine<br />
zusätzliche Funktion, das sogenannte „Variable<br />
Muting“, die es ermöglicht, den Schaft<br />
der Schmiedezange von Körperteilen zu unterscheiden.<br />
Die Montage der Lichtgitter und Einbindung<br />
in die Pressensteuerung führten<br />
die Hirschvogel-Mitarbeiter selbst durch.<br />
Als besonderes Feature wurde eine Maske<br />
in die Diagnosesoftware einprogrammiert,<br />
die den Verschmutzungsgrad des Lichtgitters<br />
anzeigt, sodass die Mitarbeiter präventiv<br />
eine Reinigung durchführen können. Ergänzend<br />
wurde an der Presse ein Fußschalter<br />
mit einer zusätzlichen Sperrklinke im Zehenbereich<br />
integriert, die ein ungewolltes<br />
Niederdrücken und somit eine Hubauslösung<br />
verhindert.<br />
In der Planungsphase stimmte man die<br />
Einbindung dieser Funktion in das Sicherheitsprogramm<br />
der Presse mit dem Pressenhersteller<br />
ab. Vor dem Probebetrieb wurde<br />
eine sicherheitstechnische Überprüfung des<br />
nachgerüsteten Systems mit Nachlaufwegmessung<br />
und eine erneute Pressenprüfung<br />
durchgeführt. Eine Vorabpräsentation wurde<br />
bei Inbetriebnahme mit dem Gewerbeaufsichtsamt,<br />
den Aufsichtspersonen der zuständigen<br />
Berufsgenossenschaft und dem Fachausschuss<br />
für Pressen durchgeführt. Nach positiver Bewertung<br />
ist Hirschvogel zu der Entscheidung<br />
gekommen, dass alle handbedienten Warmpressen<br />
mit diesem Lichtgitter und Fußschalter<br />
umgerüstet werden, um den Mitarbeitern<br />
mehr Sicherheit zu garantieren.<br />
hv<br />
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<strong>Ingenieur</strong> <strong>forum</strong> 1/<strong>2016</strong>