Blasmusik-in-Tirol-1-2016

PANORAMA
und verfasste eine vorbildhafte Broschüre
über das Tragen und Pflegen
der Tracht (inklusive Grundlagen
der Instrumentenpflege). Nauders
ist ungewöhnlich: Die Musikanten
tragen die Südtiroler Burggräfliche
Tracht in langer und kurzer Version,
die Musikantinnen das Meraner
Dirndl und die Marketenderinnen
bäurische Tracht.
Für die jungen Neuzugänge wird
im Archiv nach der passenden Bekleidungsgröße
geschaut, mitunter
muss neu angefertigt werden. Durch
das Wachstum der Jugend ist der
Wechsel naturgemäß rege. Kaputte
Teile werden generell repariert, ausgetauscht
oder ergänzt, zerschlissene
entsorgt. Socken, Strümpfe, Blusen,
Hemden und Schuhe werden von
den Kapellenmitgliedern selbst besorgt
und gepflegt. Die Reinigung
der Trachten, auf deren gute Belüftung
zu achten ist, darf nicht von
Hand oder in der Waschmaschine
geschehen, die Teile kommen alle
zwei Jahre zur professionellen Spezialreinigung.
Die teils ausgefallenen
Knöpfe und Hüte, die mancherorts
Kopfzerbrechen machen, hält Stecher
für kein Problem: Er verwahrt
Ergänzungsteile im Archiv und gibt
den Rat, sich nur an Spezialfirmen
und spezialisierte Schneider/-innen
zu wenden. Beide gibt es in Tirol.
Was muss ein Bekleidungswart –
es gibt ja auch Uniformen – für seine
Aufgabe mitbringen? Stecher: „Organisationstalent
und Kommunikationsfähigkeit.
Es ist hilfreich, sich
generell bei Trachten auszukennen,
aber nicht notwendig. Zum Einlesen
gibt es Bücher. Der Zeitaufwand im
Jahreslauf ist nicht groß. Zu Beginn
und am Ende des Vereinsjahres gibt
es zu tun, ein Austausch dazwischen
geht schnell.“Trachten sind kostbar.
Eine vollausgestattete Männertracht
kostet die Musikkapelle Nauders
5000 Euro. Stecher: „Die Kapellenmitglieder
müssen wissen, dass sie
große Werte am Leib tragen.“ n
Archivar-Bericht einer Musikkapelle
Kurz, aber wichtig und als Gedicht
folgt jetzt mein Archivar-Bericht.
Um das Geschehen zu beleuchten,
mueß i mir z'erscht das Maul anfeuchten,
das, was i sag', ist wirklig wahr,
ein Archivar hat's größte G'fahr'!
Das Jahr fangt an, das Jahr geht um,
die Musig und ihr Drumherum
ist anvertraut so wie es sein muss,
a fünf, sechs Herr'n, dem Musig-Ausschuss.
Die meiste Arbeit, döis isch g'wiß wahr,
die bleibt aber immer nur dem Archivar.
Wenn´s gilt, a Standl vorzubereiten,
was soll i lang umeinander streiten,
a jeder macht ums Liecht an Bogen,
da heahrt man schlecht, döis isch it g'log'n.
Die Jungen sag'n: „sonnenklar,
döis isch dem Archivar sei G'fahr“!
Fahrt man nach auswärts – holdria,
„isch woll das Not'nzeig alls da,
hat jeder auf sein'm Huet sei Feder?“
Da brauchst nit schaug'n, kimmt oaner später,
dem fehlt dann g'wiß s'Instrumentar,
der Archivar hat dann das G'fahr!
Im Sommer beim Tirolerabend
weard hergerichtet, aufg'stellt, nicht verzagend,
„Oh, verfluecht,“ schreit g'wiß der Peter,
mier fehlt a Trumm, i weard a Neger!
Und wer hat d'Schuld,- i woaß wer's war,
die Schuld liegt lei beim Archivar.
Die Notenbüchl'n einzuricht'n,
das Notenmaterial zu sichten,
a andere Hose auszusuech'n,
wenn fehlt a Knopf, dann nit glei' fluech'n,
koa' Mensch ist fehlerfrei, g'wiß wahr,
a jeder Archivar hat's G'fahr!
Um so an Posten tuet sich koaner reiß'n,
da kriegt a jeder g'wiß die Frais'n,
doch will bestehen ein Verein,
dann mueß halt oaner der Dumme sein.
A Arbeit gibt’s das ganze Jahr,
a Archivar hat alm a G'fahr !
So wie a jeder mi' da kennt,
bin i umsonst für die Musig g'rennt.
Wie war´s, wenn jeder Musikant
auf Ordnung schaut mit eigner Hand,
dann hätt' a End das ganze G'fahr,
und weniger Arbeit ein Archivar.
Sonnweber Pepi
März | BiT
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