NAGELFLUH Frühjahr/Sommer 2013 - Das Naturpark-Magazin
Themen der Frühjahr/Sommer-Ausgabe sind u. a.: Das jüngste Familienmitglied: Ein Ortspotrait über die Naturparkgemeinde Fischen / Der Alpensalamander: Tierischer Steckbrief über einen quirligen Regenliebhaber / Schutz für den Schutzwald: Die Bergwaldoffensive greift Bäumen unter die Äste / Alpsee bei Immenstadt - Wo Piraten sich tummeln: Die neun Naturparkjuwelen stellen sich vor - zweiter Teil / Weitere Informationen auch auf www.nagelfluh-magazin.de
Themen der Frühjahr/Sommer-Ausgabe sind u. a.: Das jüngste Familienmitglied: Ein Ortspotrait über die Naturparkgemeinde Fischen / Der Alpensalamander: Tierischer Steckbrief über einen quirligen Regenliebhaber / Schutz für den Schutzwald: Die Bergwaldoffensive greift Bäumen unter die Äste / Alpsee bei Immenstadt - Wo Piraten sich tummeln: Die neun Naturparkjuwelen stellen sich vor - zweiter Teil / Weitere Informationen auch auf www.nagelfluh-magazin.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>NAGELFLUH</strong><br />
Frühling/<strong>Sommer</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>Das</strong> <strong>Naturpark</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
STOLZ IN FALTIGER TRACHT<br />
Eine der ältesten Trachten im Alpenraum wird in der<br />
Juppenwerkstatt in Riefensberg noch hergestellt<br />
DER ALPENSALAMANDER<br />
Ein schwarzer Kobold am Wegesrand – Portrait über<br />
einen fast unsichtbaren <strong>Naturpark</strong>bewohner<br />
SCHUTZ FÜR DEN SCHUTZWALD<br />
Unseren Bergwäldern ging es schon besser – die<br />
Bergwaldoffensive greift den Bäumen unter die Äste<br />
EXPEDITION IM RAUMSCHIFF<br />
Auf den Spuren von Rothirsch und Apollofalter –<br />
zwölf kleine Forscherinnen erkunden das AlpSeeHaus
EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Seit Ende letzten Jahres sind wir offiziell<br />
»Qualitätsnaturpark«. Die nächsten fünf<br />
Jahre dürfen wir uns mit der begehrten Auszeichnung<br />
des Verbands Deutscher <strong>Naturpark</strong>e<br />
schmücken. Dann werden wir erneut geprüft<br />
und müssen offenlegen, was wir zur Entwicklung<br />
unserer Region alles getan haben. Gibt’s<br />
weniger Punkte als zuvor, müssen wir das<br />
Siegel wieder abgeben.<br />
<strong>Das</strong> hört sich nach einem strengen Verfahren<br />
an und das ist es auch. Dennoch bin ich<br />
zuversichtlich, dass es uns in fünf Jahren erneut<br />
gelingen wird, das Siegel zu erhalten. Denn es<br />
wird nicht nur bewertet, was die <strong>Naturpark</strong>-<br />
Geschäftsstelle selbst tut, sondern auch das, was<br />
alle im <strong>Naturpark</strong> tätigen Partner auf den Weg<br />
bringen, um Zukunftsvorsorge zu betreiben<br />
und ein gutes Miteinander von Mensch und<br />
Natur zu fördern.<br />
Mit großem persönlichem Engagement sind<br />
viele Menschen dabei, ihren Beitrag zu leisten.<br />
Beispiele gibt es viele. So wird bei den Mitgliedern<br />
des Allgäuer Alpgenuss, der Bregenzerwälder<br />
Käsestraße, der MundArt-Wirte oder<br />
der LandZunge streng darauf geachtet, dass<br />
regionale Lebensmittel auf den Tisch kommen.<br />
Einheimische und Gäste können deshalb<br />
bei der Einkehr sicher sein, dass sie Qualität<br />
bekommen, bei der die Warenströme nach -<br />
verfolgbar sind und bei der garantiert kein<br />
rumänisches Pferdefleisch von profitgierigen<br />
Großbetrieben eingeschmuggelt wurde.<br />
Noch ein Beispiel ist die Bergwaldoffensive.<br />
In den Projektgebieten wird der Umbau hin zu<br />
einem zukunftsfähigen Bergmischwald vorangetrieben,<br />
der seine Funktion als Schutzwald<br />
für den Menschen auch zu Zeiten des Klimawandels<br />
erfüllen kann. Wie viel Arbeit jeweils<br />
dahinter steckt, bis das erste Bäumchen<br />
gepflanzt werden kann und wie viele Beteiligte<br />
sich in Arbeitsgruppentreffen zusammen<br />
gefunden haben, damit die Maßnahmen auch<br />
dauerhaft Erfolg haben, das kann man nur<br />
schwer erahnen.<br />
Für mich mit am eindrucksvollsten kann<br />
man erfahren, was nachhaltige Entwicklung<br />
bedeutet, wenn man in einer der Vorderwälder<br />
<strong>Naturpark</strong>gemeinden halt macht. Die Orts -<br />
kerne werden immer mehr von traditionellen<br />
bis modernen Holzhäusern geprägt. Sie wurden<br />
mit heimischem Holz gebaut und sind<br />
extrem energieeffizient. Vor der Gemeinde -<br />
vertretung steht ein Elektroauto. Die Wälder<br />
werden schon lange nach den Regeln eines<br />
naturnahen Waldbaues genutzt, was zu aus -<br />
gedehnten und artenreichen Plenterwäldern<br />
geführt hat. Die Moore werden geachtet, angepasst<br />
genutzt wo es machbar ist, wo nicht, mit<br />
Leidenschaft geschützt. Dies alles ist nur möglich,<br />
weil sich viele Bürger aktiv beteiligen und<br />
alle an einem Strang ziehen, wenn es darum<br />
geht, die Zukunft selbst zu gestalten.<br />
Vor dem Hintergrund freue ich mich schon<br />
auf die kommenden fünf Jahre und auf die<br />
vielen Projekte, die den <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />
immer mehr zu einer Modelllandschaft<br />
für nachhaltige Entwicklung machen werden.<br />
Ihr<br />
Rolf Eberhardt<br />
Geschäftsführer <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette e.V.<br />
DER NATURPARK<br />
<strong>NAGELFLUH</strong>KETTE<br />
Mit einer Größe von<br />
405 km² ist die Nagelfluhkette<br />
im alpen weiten<br />
Vergleich ein Schutz -<br />
gebiet mittlerer Größe.<br />
Während im Bregenzerwald<br />
jeweils die gesamten<br />
Flächen der beteiligten<br />
acht Gemeinden im<br />
<strong>Naturpark</strong> liegen, gehören<br />
von den sieben Allgäuer<br />
Gemeinden in der<br />
Regel die dünn besiedelten<br />
Berggebiete dazu.<br />
Innerhalb der <strong>Naturpark</strong>grenzen<br />
leben etwa<br />
13.000 Menschen, was zu<br />
einer, im dicht besiedelten<br />
Europa, sehr geringen<br />
Siedlungsdichte von<br />
33 Einwohnern je km²<br />
führt. Ein besonderes<br />
Merkmal ist der sorgsame<br />
Umgang der Bewohner<br />
mit ihrer Heimat.<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 3
Themen<br />
dieser<br />
Ausgabe<br />
IN WESTEN VIEL NEUES<br />
Zwölf kleine Forscherinnen entdecken das AlpSeeHaus 5<br />
DAS JÜNGSTE FAMILIENMITGLIED<br />
Ein Ortsportrait über die <strong>Naturpark</strong>gemeinde Fischen 8<br />
DIE TRACHT DER FÜNFHUNDERT FALTEN<br />
Ein Blick in die Bregenzerwälder Trachtenmanufaktur 10<br />
DER ALPENSALAMANDER<br />
Tierischer Steckbrief über einen quirligen Regenliebhaber 13<br />
SCHUTZ FÜR DEN SCHUTZWALD<br />
Die Bergwaldoffensive greift Bäumen unter die Äste 14<br />
SCHÄTZE SUCHEN – NATUR FINDEN<br />
Was beim »Geocachen« unbedingt zu beachten ist 16<br />
NEUES AUS DEM ALPSEEHAUS<br />
Sonderaustellungen, Aktionstage – wann passiert was wo? 18<br />
SEITE 8<br />
ALPSEE BEI IMMENSTADT – WO PIRATEN SICH TUMMELN<br />
Die neun <strong>Naturpark</strong>juwelen stellen sich vor – zweiter Teil 30<br />
Fotos: Peter Elgaß; Jürgen Hüsmert; Titelfoto: Volker Wille<br />
SEITE 36<br />
EIN HALBES JAHRHUNDERT ENGAGEMENT FÜR NATURPARKE<br />
Der Verband Deutscher <strong>Naturpark</strong>e feiert seinen 50. Geburtstag 32<br />
EIN HAUS MIT LOCKEN ODER: 1740 ICHS<br />
Ein ungewöhnliches »Kunst am Bau«-Projekt in Sulzberg 34<br />
MEHR »OUTDOOR« AM OUTDOORTAG<br />
Interview mit Immenstadts Bürgermeister Armin Schaupp 35<br />
WANDERTAG – FUSSGÄNGER IM NATURPARK<br />
Wieso es in diesem <strong>Sommer</strong> von Wanderern nur so wimmeln wird 36<br />
WIE DIE VIRGINIA INS ALLGÄU KAM<br />
Die Geschichte einer Österreicher »Import«-Zigarre 38<br />
Kurzmeldungen 22<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette e.V.<br />
Seestraße 10, 87509 Immenstadt,<br />
Tel. +49 8323 9988750<br />
info@naturpark-nagelfluhkette.eu<br />
www.naturpark-nagelfluhkette.eu<br />
Verlag und Herstellung:<br />
Verlag HEPHAISTOS/<br />
EDITION ALLGÄU<br />
Lachener Weg 2,<br />
87509 Immenstadt-Werdenstein<br />
Tel. +49 8379 728616,<br />
Fax +49 8379 728018<br />
4 <strong>NAGELFLUH</strong><br />
nagelfluh@heimat-allgaeu.info<br />
www.nagelfluh-magazin.de<br />
Redaktion: Viola Elgaß (v.i.S.d.P.),<br />
Tel. +49 8379 728616,<br />
viola.elgass@heimat-allgaeu.info<br />
Gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung<br />
des Verfassers, nicht aber des Verlages dar.<br />
Layout:<br />
Bianca Elgaß,<br />
Ramona Klein,<br />
Dominik Ultes<br />
Anzeigen: Sven Abend,<br />
Tel. +49 8379 728616;<br />
gültige Anzeigenpreisliste: 1/2012<br />
Bankverbindung Verlag:<br />
Deutschland:<br />
Raiffeisenbank Oberallgäu<br />
Süd eG, Konto 7126999,<br />
BLZ 73369920<br />
Österreich:<br />
Raiffeisen-Landesbank Tirol AG<br />
Konto 643361<br />
BLZ 36000
In Westen viel Neues<br />
Spurensuche im AlpSeeHaus<br />
Welche Farbe hat der Hochmoorgelbling? Welche Spuren hinterlässt<br />
die Stockente? Diese und viele andere Fragen beantworten die neuen<br />
Führungen im AlpSeeHaus. Zwölf mutige junge Forscherinnen<br />
haben das Angebot getestet und sich aufgemacht, das Geheimnis der<br />
Artenvielfalt im <strong>Naturpark</strong> zu ergründen<br />
S<br />
onja Hölzler, Mitarbeiterin des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette ist ein<br />
wenig nervös. Die neuen Rundgänge werden erst seit kurzer Zeit<br />
angeboten. »Grenzenlose Vielfalt« lautet das Thema, das sie heute<br />
gemeinsam mit der Mädchengruppe des TSV Burgberg beleuchten will.<br />
Tiere, Pflanzen und Lebensräume des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette sollen<br />
spielerisch unter dem Motto »Natur mit anderen Augen sehen« untersucht<br />
werden. Es ist kurz vor Vier.<br />
»Jetzt sollten sie eigentlich gleich kommen.« Keine Minute später sind<br />
Schritte auf der Treppe zu hören. Die beiden TSV-Übungsleiterinnen,<br />
Gabi und Annette, tauchen auf. Mit dabei ist Daniela, die Mutter der<br />
jüngsten Teilnehmerin, der vierjährigen Jana. Fast gleichzeitig öffnen<br />
sich die Aufzugtüren und ein Dutzend kleiner Mädchen strömt erwartungsfroh<br />
schnatternd heraus, die AlpSeeHaus-Führerin ist in kürzester<br />
Zeit von ihnen umringt. Die Forschungsreise kann beginnen.<br />
Nach der Begrüßung klärt Sonja Hölzler die jungen Burgberger auf:<br />
»Dies wird keine gewöhnliche Führung.« Fragende Blicke. »Wir sind hier<br />
nämlich in einem echten Raumschiff – getarnt als AlpSeeHaus.« Jetzt<br />
beginnt das Getuschel. Ein Stimmchen aus der hinteren Reihe meldet<br />
sich zu Wort: »Aber Außerirdische gibt’s ja gar nicht!« »Oh doch«, nickt<br />
Hölzler. »Hier sind Forscher von einem anderen Planeten gelandet und<br />
wollen unseren <strong>Naturpark</strong> ganz genau kennenlernen. Und heute wollen<br />
wir ihnen dabei helfen.«<br />
Noch bleiben einige Gesichter skeptisch, aber als es ans Anziehen der<br />
olivgrünen Entdeckerwesten und Verteilen der dazugehörenden Lupen<br />
geht, ist man doch eifrig bei der Sache. Und weil die Außerirdischen eine<br />
andere Sprache sprechen als die Erdenbewohner, gibt es noch gleich eine<br />
Übersetzungstabelle dazu.<br />
Emily (11): »Ich hab eigentlich alles gewusst. <strong>Das</strong> meiste haben wir ja<br />
schon in Erdkunde gelernt.«<br />
Katharina (10): »Schwer fand ich die Fragen nicht. Meine Mama ist<br />
Allgäuerin und da weiß ich halt schon einiges.«<br />
Victoria (11): »Ich finde, das hätten wir an meinem Geburtstag auch<br />
machen können!«<br />
Fenja (7) und Valeria (6): »Für uns waren die Fragen manchmal<br />
schwierig. Aber die Großen, unsere Teamleiter, haben uns immer<br />
geholfen, wenn wir etwas nicht verstanden haben.«<br />
Annette (Übungsleiterin TSV Burgberg): »Gerade wenn das Wetter<br />
mal nicht so toll ist, dann sind solche Angebote im AlpSeeHaus eine<br />
gute Alternative.«<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 5
<strong>Naturpark</strong>-Mitarbeiterin Sonja Hölzler verteilt die Puzzleteile und erklärt die Regeln<br />
der Expedition<br />
Die Expedition kann beginnen<br />
Im Ausstellungsraum weiß man gar nicht, wo man hinschauen soll<br />
vor lauter Bildern, Untersuchungsstationen und Bildschirmen. Holz und<br />
Helligkeit bestimmen den Raum – Außerirdische wissen eben wie man<br />
umweltverträglich baut.<br />
Sonja Hölzler beginnt, Blätter an die Mädchen zu verteilen. Auf jedem<br />
Blatt ist vorne ein Puzzleteil abgebildet und hinten eine Frage gestellt.<br />
»Die Lösungen dürft ihr in Gruppen gemeinsam suchen.« Über jeder<br />
Frage steht die zugehörige Station. Dort sollen die Mädchen nach den<br />
Antworten suchen.<br />
Viel mehr muss die AlpSeeHaus-Führerin nicht erklären. In Dreiergruppen<br />
ziehen die Mädchen los – die jeweils Älteste darf die Expedition<br />
leiten. Innerhalb kürzester Zeit ist der Ausstellungsraum erfüllt von<br />
diskutierenden Kinderstimmen und eiligem Fußgetrappel von Station<br />
zu Station. Auch die beiden Trainerinnen und Janas Mutter ziehen los<br />
und schauen hier und da über die Schulter.<br />
»Es ist gewollt und gewünscht, dass die Kinder sich durch die Ausstellung<br />
selber ‚durchspielen’«, erklärt Hölzler und weicht gekonnt Valeria,<br />
Katharina und Laura aus, die sich mit einem entschlossen ausgerufenen<br />
»Da drüben!« zur Schneestation aufmachen.<br />
Und sollten doch Fragen aufkommen, sei sie ja gleich zur Stelle. Kaum<br />
ist es gesagt, erklingt auch schon ein »Sonjaaa?« aus einer Ecke des Raumes<br />
und die Angesprochene macht sich auf den Weg, um Informationshilfe<br />
zu leisten.<br />
»Der muss doch hier sein!« Klara, Pia und Emma sind auf der Suche nach<br />
dem seltenen Apollofalter<br />
Die Suche nach dem »A-po-lo-falter«<br />
Einige Meter weiter steckt eine besonders eifrige Gruppe, bestehend<br />
aus Emma, Klara und Pia, im vorderen Teil des Ausstellungsraumes die<br />
Köpfe zusammen. Auf ihrem Puzzlestück ist ein weißer Schmetterling<br />
mit schwarzen und roten Punkten zu sehen. »Wie heißt der Schmetterling<br />
auf deinem Puzzleteil?«, liest Klara die Rück -<br />
seite laut vor. Stirnrunzeln. »Da vorne waren<br />
doch Schmetterlinge!«, ruft Pia aus und ist<br />
auch schon in die gezeigte Richtung verschwunden.<br />
Keine fünf Sekunden später<br />
hängen die Mädchen gemeinsam über der<br />
Schmetterlingsstation. Doch der gesuchte<br />
Falter ist nicht dabei. Ratlosigkeit macht sich<br />
breit. Emma verschwindet unauffällig.<br />
»Der muss doch hier dabei sein!« Klara<br />
sieht sich suchend um. Schließlich fällt ihr ein<br />
Foto an der Wand auf. »Schau, das ist er doch!«<br />
»A-po-lo-falter«, liest Pia vor. <strong>Das</strong> »Polo«<br />
spricht sie dabei aus wie den Autotyp –<br />
eigentlich eine klangvolle Alternative für<br />
den »Apollofalter« mit Doppel-L.<br />
Beim Eintragen in die Lösungskästchen<br />
wechseln sich Pia und Klara pro<br />
Buchstabe ab. <strong>Das</strong> zunächst fehlende »L«<br />
Links: Stolz präsentieren<br />
die Expeditionsteilnehmerinnen<br />
ihr gelöstes<br />
Puzzle. Rechts: Vielleicht<br />
erzählt der Außerirdische<br />
ja etwas vom gesuchten<br />
Apollofalter? Reinhören<br />
schadet nicht, findet Klara
wird ergänzt. »Fertig.« Jetzt erst fällt auf, dass jemand fehlt: »Emma? Wo<br />
ist sie denn nun schon wieder hin?« Klara klingt verärgert. Doch die<br />
Gesuchte taucht nach wenigen Augenblicken wieder auf. »Ich wollte die<br />
Erwachsenen fragen«, erklärt sie. »Aber die haben nichts verraten.«<br />
»Vielleicht«, vermutet Pia, »wussten sie’s selber nicht.«<br />
Derweil befindet sich Expeditionsleiterin Victoria mit ihren jungen<br />
Assistentinnen Fenja und Jana auf der Suche nach der Station »Wald«.<br />
Dort sollen sie sich eine Forschungsaufnahme der Außerirdischen<br />
anhören und herausfinden, welches Tier von diesen als erstes im <strong>Naturpark</strong><br />
entdeckt wird.<br />
Die Neugierde hält sie an einer anderen Station auf. Schraubstöcke<br />
sind an deren Tischenden angebracht, ein paar Brocken Nagelfluhgestein<br />
liegen darauf. »<strong>Das</strong> ist die Nagelfluhschleifstation«, erklärt Sonja Hölzler<br />
bereitwillig auf die Frage der Mädchen. »Hier kann man sich ein eigenes<br />
Nagelfluhamulett herstellen. Aber das gehört zu einer anderen Führung.«<br />
»Oh«, klingt Fenja fast enttäuscht, doch ihr Gesicht hellt sich schnell wieder<br />
auf. »Dann machen wir das halt nächstes Mal.«<br />
<strong>Das</strong> Puzzle der Vielfalt<br />
Emma, Klara und Pia gehören zu den Ersten, die alle ihre Rätsel gelöst<br />
haben. Ihre Puzzleteile dürfen sie jetzt ausschneiden. Nach rund zehn<br />
Minuten und einem kleinen Drama (»Du hast ja die halbe Ecke abgeschnitten!«)<br />
sind alle Teile ausgeschnitten. Jetzt wird gepuzzelt.<br />
»Wer hat ein Eckteil?«, fragt Sonja Hölzler in die Runde. Vier Blätter<br />
werden ihr hingehalten. »Oh ja, das ist eine schöne Frage: Die Trittspur<br />
auf diesem Puzzlestück haben wir direkt am See gefunden. Von wem<br />
könnte sie stammen?«, liest sie die Rückseite eines Teils vor. »Wer hatte<br />
die Frage?« »Wir!«, meldet sich die zehnjährige Katharina. Und sie weiß<br />
auch noch die richtige Antwort: »Von der Stockente!«<br />
Alle Rätselstücke werden auf diese Weise noch einmal durchgegangen<br />
und anschließend zusammengepuzzelt. So können die Kinder ihre<br />
Ergebnisse vor den anderen präsentieren und auch bei den Fragen<br />
mit raten, die eine andere Gruppe hatte. »So wird das spielerisch<br />
Gelernte noch einmal verinnerlicht«, verrät Sonja Hölzler.<br />
Nach der Auflösung weiß fast jeder, dass der Rothirsch das<br />
größte freilebende Wildtier im <strong>Naturpark</strong> ist und der Weiß -<br />
rückenspecht am liebsten in lichten Wäldern lebt. <strong>Das</strong> Lösungswort<br />
ist auch gefunden: »Mein <strong>Naturpark</strong>«.<br />
Zur Belohnung und als Beweis für ihr <strong>Naturpark</strong>wissen verteilt<br />
Sonja Hölzer an alle Mädchen einen »Forscherpass«. Die<br />
Turner dürfen noch ein bisschen das AlpSeeHaus unsicher<br />
machen. TSV-Trainerin Gabi rollt das Puzzleplakat zusammen.<br />
»<strong>Das</strong> hängen wir bei uns in der Turnhalle auf. Vielleicht noch<br />
mit einem Foto dazu, das ist eine schöne Erinnerung«, erklärt sie.<br />
Die Führung hat sie begeistert. <strong>Das</strong> Ganze habe einen pädagogischen<br />
Wert: »Die Großen helfen den Kleinen, erklären ihnen die<br />
Fragen, geben Tipps und Hinweise.« Annette kann sich dem nur<br />
anschließen: »Eine tolle Gelegenheit, auch als Erwachsener noch<br />
etwas dazuzulernen.« Sie grinst verschmitzt. »Wenn man selber<br />
etwas nicht weiß, kann man unauffällig die Kinder vor schicken.«<br />
Auch Sonja Hölzlers Fazit ist positiv: »Es herrschte super Stimmung.<br />
Es hat richtig Spaß gemacht, den Kindern beim Forschen<br />
zuzuschauen. Allerdings sollten wir bei größeren Gruppen vielleicht<br />
zwei Puzzles verteilen.«<br />
Nach eineinhalb Stunden Rätselpower und einem<br />
Glas Limonade zum Abschluss steigen die<br />
Burgberger Turner wieder in ihren Bus.<br />
Möglicherweise waren sie nicht das letzte<br />
Mal hier. Schließlich haben sie noch<br />
keine Nagelfluhamulette geschliffen.<br />
Fotos: Viola Elgaß, Volker Wille<br />
Welche Wälder bevorzugt der Weißrückenspecht als Lebensraum? Emma ist<br />
der Lösung auf der Spur…<br />
Zum Abschluss dürfen die Mädchen ihr Lieblingstier in ihrem neuen Forscherpass<br />
verewigen. Victoria entscheidet sich für einen Fuchs<br />
Die neuen Führungen im AlpSeeHaus<br />
»Natur und Mensch – Ein geheimnisvolles Zusammenspiel«<br />
Was bedeutet eigentlich (Kultur-)Landschaft? Im Forschungslabor<br />
führen wir unsere Untersuchungen durch und versuchen das<br />
Geheimnis unserer Landschaft zu lüften!<br />
»Nagelfluh, der Schatz des <strong>Naturpark</strong>s!«<br />
Erfahren Sie mehr über das namensgebende Gestein des <strong>Naturpark</strong>s.<br />
Unter fachkundiger Anleitung erarbeiten wir echte Nagelfluhamulette!<br />
(Materialkosten: 6 Euro pro Person)<br />
»Grenzenlose Vielfalt: Tiere, Pflanzen und Lebensräume<br />
im <strong>Naturpark</strong>«<br />
Welche Tiere leben hier und wo genau? Mit Entdeckerweste, Lupe und<br />
Notizzettel machen wir uns auf Spurensuche…<br />
Regelmäßige offene Führungen<br />
Termine unter www.nagelfluhkette.info (siehe auch S. 18)<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 7
<strong>Das</strong> jüngste<br />
Familienmitglied<br />
Foto: Hörnerdörfer Tourismus<br />
Fischen mit seinen sieben schmucken Weilern ist<br />
ein Urlaubsort wie aus dem Bilderbuch: Malerisch<br />
im Illertal mit Blick auf die Allgäuer Bergriesen<br />
im Süden gelegen, zählt es erst seit 2010 zu den<br />
<strong>Naturpark</strong>gemeinden. Was hat sich seither in dem<br />
Kurort am Fuß der Nagelfluhkette getan und<br />
warum lohnt sich ein Besuch?<br />
Im November 2010 war es beschlossene Sache. Bei der Gemeinderatsitzung<br />
hoben sich fast alle Hände für den Beitritt, nur zwei blieben<br />
unten. Als 15. und damit jüngstes Mitglied sollte sich Fischen dem<br />
<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette angliedern. Für Fischens Tourismusdirektor<br />
Bertram Pobatschnig war es von Anfang an ein logischer Schritt, als<br />
»Naturdorf« dem <strong>Naturpark</strong> beizutreten. »Zudem barg der Beitritt natürlich<br />
touristische Chancen, von denen wir bereits viele umgesetzt haben.«<br />
Dazu zählt zum Beispiel das Angebot »<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />
Exclusive«. Seit der letzten <strong>Sommer</strong>saison bieten die Hörnerdörfer und<br />
der <strong>Naturpark</strong> Touren für Kleinstgruppen an. Mit speziell geschulten<br />
<strong>Naturpark</strong>führern und eigenem Kleinbus. Exklusiv, weil die Gruppen aus<br />
maximal sieben Gästen bestehen. »Die Frage, die wir uns bei der Entwicklung<br />
des Konzepts stellten, war: ‚Wie bekommen wir den <strong>Naturpark</strong> in die<br />
Köpfe unserer Gäste?’. Flyer und Prospekte gibt es ja viele. <strong>Das</strong> Angebot<br />
sollte hautnah und authentisch werden«, erinnert sich Pobatschnig.<br />
Diesen beiden Eigenschaften werden die Touren auf jeden Fall gerecht.<br />
An je sechs Wochentagen fahren die Führer mit den Gästen auf unterschiedlichen<br />
Thementouren durch den <strong>Naturpark</strong>, sei es auf der Käsetour<br />
durch den Bregenzerwald oder einem »Praktikum« als Senn und einer<br />
Einführung in die Landwirtschaft auf einer Alpe. Neben derartigen<br />
Angeboten gibt es aber auch in Fischen selbst viel zu entdecken.<br />
Vielen Schönheiten am Wegesrand begegnet man auf einer Wanderung über die<br />
Hörnergruppe, zum Beispiel der Rostblättrigen Alpenrose<br />
Natur- und Sonnendorf<br />
Fischen, mit amtlichem Anhängsel »i. Allgäu«, zählt zu einem der<br />
südlichsten Orte Deutschlands. Es liegt 761 Meter über dem Meer<br />
zwischen der Hörnergruppe und der Daumengruppe in einem weiten<br />
Tal, das von der Iller durchflossen wird.<br />
Es zählt damit zu den Gemeinden, die nicht »auf Nagelfluhgestein<br />
sitzen«, sondern schon zu den Kalkbergen der Allgäuer Hochalpen überleiten.<br />
Die herrliche Sonnenlage – Fischen zählt 1800 Sonnenstunden<br />
pro Jahr – in dem weiten Tal vor der imposanten Kulisse der Allgäuer<br />
Alpen ist im <strong>Sommer</strong> wie im Winter ein Garant für ausgeglichene<br />
Urlaubstage. Die Verwaltung setzt auf sanften Tourismus und eine intakte<br />
Umwelt – 2011 wurde der Ort deshalb von »Gemeinde Fischen«<br />
auf »Naturdorf Fischen« um benannt. Neben dem Engagement für ein<br />
gesundes Klima, den Erhalt der Natur und die Gesundheitsförderung<br />
werden höchste Ansprüche an Service und Gastlichkeit gestellt.<br />
Fischen ist ein Wanderparadies und Ausgangspunkt für viele Bergtouren<br />
– sei es auf die Gipfel der nahegelegenen Alpen oder auf die<br />
Höhen des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette. Den weniger sportlich Ambitionierten<br />
kommen die sanften Talwege entgegen, wie Wanderungen durch<br />
das Tiefenberger Moor, zum Hirschsprung oder der »Judenkirche«,<br />
einem Naturdenkmal mit einem einmaligen Ausblick. Kinder begeistert<br />
Keine zahmen, aber sehr zutrauliche Eichhörnchen sind im Fischener Weidachwald<br />
unterwegs. Gelegentlich werden Nüsse schon mal aus der Hand gefressen
Anzeigen<br />
Fotos: Thomas Gretler, Jürgen Hüsmert, Michaela Schneider<br />
<strong>Naturpark</strong> Nagelfuhkette Exclusive<br />
Montag (27.5, 10.6, 24.6, 8.7, 22.7,5.8, 19.8, 2.9, 16.9, 30.9):<br />
Ausflug zum Kräuterlandhof Wolf<br />
Dienstag (14.5 bis 24.9): Perlen der Natur – <strong>Naturpark</strong>rundfahrt<br />
Mittwoch (15.5 bis 25.9): Bregenzerwaldtour<br />
Donnerstag (4.7 bis 29.8): (M)ein Tag als Senn auf Zeit<br />
Freitag (3.5 bis 4.10): Mit dem »Ranger« auf Genießertour –<br />
Naturerlebniswanderung<br />
Samstag (4.5 bis 28.9): Sonnenaufgangstour aufs Riedberger Horn<br />
der Eichhörnchenwald. Ein wasserwirtschaftlicher Lehrwanderweg für<br />
Spaziergänger und Radler führt fünf Kilometer am östlichen Ufer der<br />
Iller Richtung Sonthofen entlang an Biotopen und 15 Schautafeln. Im<br />
Weiler Weidach lässt es sich gut auf dem Waldlehrpfad wandern.<br />
Und wenn’s regnet…?<br />
In mehreren tausend, ehrenamtlichen Arbeitsstunden renovierten die<br />
Fischinger ihr Heimathaus, das sogenannte »Gschwenderhaus«. <strong>Das</strong><br />
Originalbauernhaus aus dem 17. Jahrhundert beherbergt heute das<br />
Heimatmuseum. Ein im selben Haus untergebrachtes FIS-Skimuseum<br />
zeigt eine unglaubliche Vielfalt an Exponaten aus der Geschichte des<br />
alpinen und des nordischen Skilaufs und weiterer Wintersportarten. Die<br />
historische »Obermühlesäge« mit 500 Jahren auf dem Buckel ist ein<br />
inzwischen liebevoll restauriertes Baudenkmal, das besichtigt werden<br />
kann, wenn das Wetter mal nicht mitspielt. Thomas Niehörster/red<br />
Info: Anmeldung und weitere Informationen zu den Touren (Treffpunkte,<br />
Preise) bei der Gästeinformation Fischen im Kurhaus Fiskina, Am Anger<br />
15, D-87538 Fischen i. Allgäu, Tel. +49 8326 36460, Fax +49 8326 364656,<br />
E-Mail: info@hoernerdoerfer.de, www.hoernerdoerfer.de<br />
<strong>Das</strong> Kurhaus Fiskina in Fischen – Anlaufstelle für Gäste und Treffpunkt für die<br />
meisten Touren »<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette Exclusive«<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 9
Eine Bregenzerwälder Juppe kann in<br />
keinem Geschäft fertig erworben werden.<br />
Sie wird jeder Trägerin (und sei sie noch<br />
so klein) individuell angepasst<br />
Die Tracht<br />
der fünfhundert Falten<br />
10 1 <strong>NAGELFLUH</strong>
Um genug Licht für die Schauwerkstatt zu gewinnen, wurde die gesamte<br />
Giebelseite mit einer Front aus Glasschuppen eingekleidet<br />
Die Bregenzerwälder Juppe gehört zu den<br />
ältesten Trachten im Alpenraum. Von ihren<br />
Trägerinnen wird sie oft liebevoll »d’Juppa«<br />
genannt. Lange Zeit war der plissierte Rock mit<br />
bestickten Miedereinsatz und vielfältigen Ärmeln<br />
und Kopfbedeckungen fast ausgestorben.<br />
In der Juppenwerkstatt in Riefensberg wird<br />
die Glanztracht nun wieder hergestellt<br />
Die Juppenwerkstatt Riefensberg nimmt ein Handwerk wieder auf,<br />
das schon so gut wie ausgestorben schien. Als Luise und Manfred<br />
Fitz im Jahr 1993 in Egg aus Altersgründen das Ende ihrer Manufaktur<br />
an kündigen mussten, schienen die letzten Tage der Glanzjuppe ange -<br />
brochen zu sein. Ein bekanntes Stück Bregenzerwälder Identität war akut<br />
bedroht.<br />
Um dies zu verhindern, taten sich die Gemeinde Riefensberg, das<br />
Land Vorarlberg, der Landestrachtenverband, das Vorarlberger Heimatwerk<br />
und der Heimatpflegeverein zusammen und ließen den ehemaligen<br />
Gasthof »Krone« auf seine Verwendbarkeit als Museumswerkstatt hin<br />
prüfen. Die ehemalige Tenne des Gasthofs wurde zum neuen Zentrum<br />
der Bregenzerwälder Juppenherstellung. Mit viel Gespür für Altes und<br />
Neues adaptierte der Bregenzer Architekt Gerhard Gruber den Wirtschaftstrakt<br />
zur Trachtenmanufaktur. Im Untergeschoss des 350 Jahre<br />
alten Gebäudes entstand die Färberei. Der ursprünglichen Raumaufteilung<br />
Rinderstall, Pferdestall und Heustock folgend, sind hier die drei wesentlichen<br />
Arbeitsbereiche Appreturküche (Schwarz färben und stärken mit<br />
Leim), Glästraum (Glänzen) und Fältelraum (Plissieren) untergebracht.<br />
Als Raum im Raum wurde die Nähstube konzipiert. Im einzigen<br />
temperierten Bereich der Werkstatt werden die kunsthandwerklichen<br />
Arbeiten an der Juppe wie Nähen und Sticken vorgeführt. Er fungiert<br />
zudem als Kursraum. Da die Juppenwerkstatt bis auf die Nähstube nicht<br />
»An der Tracht hängt der Wälderin ganzes Herz,<br />
sie ist stolz auf dieselbe,<br />
findet sie schön<br />
und hat darin vollkommen Recht.«<br />
Andreas Oppermann, »Reisebericht aus dem Bregenzerwald, 1859«<br />
Fotos: Friedrich Böhringer, Juppenwerkstatt Riefensberg<br />
Die Raumkonturen der alten Scheune wurden für den Umbau nicht verändert.<br />
Die ehemalige Tenne wurde zum Präsentationsraum gestaltet. Die prachtvollen<br />
Trachtengewänder kommen in Schauvitrinen zur Geltung<br />
Merkmale der Juppe sind die silberne Schnalle, der »Bleatz« (Fürtuch)<br />
mit kunstvollen Stickereinen, der »Keadoro«, ein kunstvoll goldsilberner<br />
bestickter Zierstreifen am Rücken und die verschiedenen Kopfbedeckungen<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 11
Die einzelnen Stufen der Veredelung des Leinenstoffes, wie das Färben,<br />
können nur in der Juppenwerkstatt durchgeführt werden<br />
In der historischen Glästmaschine erhält der Stoff seinen charakteristischen Glanz.<br />
Die Farbe nimmt an Leuchtkraft zu, das schwarze Leinen wird kostbar<br />
beheizt ist, ist sie nur in den <strong>Sommer</strong>monaten geöffnet. Der Verein<br />
Juppenwerkstatt Riefensberg bietet Führungen zum Kennenlernen der<br />
gesamten Arbeitsprozesse an. Er unterstützt Interessentinnen auf dem<br />
Weg zu ihrer Juppe und vermittelt Kontakte zu den einzelnen Kunsthandwerkerinnen.<br />
Bis zu 500 Falten pro Gewand<br />
Als »Juppe« wird die gesamte Tracht bezeichnet. Der Juppenrock wird<br />
aus schwarzer Glanzleinwand hergestellt. Um dessen charakteristische,<br />
stark glänzende Oberfläche und die steife Elastizität zu erlangen, muss<br />
das gefärbte Gewebe appretiert (geleimt) und gefältelt werden. Ein<br />
Juppenstoff von 480 Zentimeter Umfang wird in rund 500 Falten gelegt.<br />
<strong>Das</strong> händische Fälteln eines Juppenrockes dauerte vor der Erfindung der<br />
Fältelmaschine einen ganzen Tag.<br />
Die einzelnen Teile des historischen Gewandes müssen von der<br />
Trägerin individuell bei den einzelnen Kunsthandwerkern in Auftrag<br />
gegeben werden. Die schmückenden »Bändel«, »Schnürle« und »Keadera«<br />
für das Mieder und der »Bleatz« (das Tuch) werden individuell geknüpft.<br />
Die Brämenkappe aus Zobel-, und später Otterfell gehören mit zu der<br />
Tracht wie das »Schappale«, das kunstvollen Krönchen aus Goldplättchen<br />
und Gold fäden für unverheiratete Mädchen. Bestickte Ärmel,<br />
Unterrock und Gürtel vervollständigen die Tracht. Früher trugen die<br />
Frauen dazu noch zwei Zöpfe mit eingeflochtenen Samtbändern.<br />
Wie die weiße Juppe schwarz wurde<br />
Die Geschichte der Bregenzerwälder Frauentracht reicht zurück bis<br />
ins 15. Jahrhundert. Sie war aus Rohleinen gefertigt und ursprünglich<br />
weiß. Folgende Sage erzählt, warum sie später dunkel eingefärbt wurde:<br />
Die »Schwedenjuppe« gilt der Überlieferung nach als die ursprüngliche<br />
Juppe. Wehrhafte Bregenzerwälderinnen sollen gegen Ende des Dreißigjährigen<br />
Krieges (1647) in der später so benannten Schlacht »an der<br />
Roten Egg« in weißen Juppen feindliche Schweden vertrieben haben.<br />
Offenbar hielten die Gegner die weiß gekleideten Frauen für himmlische<br />
Wesen. Den Frauen erschien die erfolgreiche Vertreibung im Nachhinein<br />
als göttliches Wunder und sie gelobten, zum Dank die weißen Kleider<br />
abzulegen und gegen dunklere umzutauschen. Es folgte eine Zeit von<br />
etwa 150 Jahren, in der die Juppe braun gefärbt war. Der Einfluss der<br />
spanischen Mode führte zu schwarzen Juppen. <strong>Das</strong> Erscheinungsbild der<br />
Juppe hat sich über die Jahrhunderte hinweg kaum verändert. Die<br />
Bregenzwäldler Frauen tragen sie zum Kirchgang an Sonn- und Feiertagen<br />
und bei Festen wie einer Hochzeit. Nach wie vor fasziniert sie<br />
durch ihre zeitlose Eleganz. Jede Juppe ist ein Einzelstück, da sie<br />
maßgefertigt wird. Und weil sie so kostbar ist, wird sie von Generation<br />
zu Generation weitervererbt.<br />
Thomas Niehörster<br />
Info: Juppenwerkstatt Riefensberg, Dorf 52, A-6943 Riefensberg, Tel +43<br />
5513 8356-15, E-Mail: info@juppenwerkstatt.at, www.juppenwerkstatt.at<br />
Die Juppenwerkstatt Riefensberg<br />
Öffnungszeiten Mai bis Oktober<br />
Dienstag 10 bis 12 Uhr, Freitag 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr<br />
Führungen<br />
Führungen sind von Montag bis Samstag möglich und können bei<br />
Frau Karoline Willi, Tourismusbüro Riefensberg, gebucht werden<br />
(Tel. +43 5513 8356-0)<br />
Eintrittspreise <strong>2013</strong><br />
Erwachsene (ohne Führung) 3 Euro, Kinder bis 15 Jahre frei<br />
Schüler, Studenten (16 bis 24 Jahre) 1 Euro, Schulklassen frei<br />
(oder 40 Euro mit Führung)<br />
Führungen (inkl. Eintritt und Kunsthandwerkervorführung)<br />
Gruppengröße ab 10 Personen: Pro Person 7 Euro<br />
Gruppengröße bis 9 Personen: je 3 Euro + 40 Euro Pauschale<br />
Im <strong>Sommer</strong> bietet der Verein Juppenwerkstatt Riefensberg Führungen<br />
durch das Museum und die Werkstatt an<br />
12 <strong>NAGELFLUH</strong>
TIERISCHES PORTRAIT<br />
Der Alpensalamander<br />
Der quirlige Gebirgsbewohner wird auch »Bergmännle« genannt. Normalerweise bekommt<br />
man die scheuen Amphibien (Salamandra atra) selten zu Gesicht, doch an manchen Regen -<br />
tagen, besonders nach langer Trockenheit, kann man sie in großer Zahl auf den Wegen<br />
beobachten – mancher Wanderer hat es schon erlebt<br />
Aussehen:<br />
Bis 15 Zentimeter lang, lackschwarz gefärbt. Männchen haben eine etwas<br />
stärker hervor gewölbte Kloake und sind meist etwas kleiner als die<br />
Weibchen<br />
Vorkommen im <strong>Naturpark</strong>:<br />
Im <strong>Naturpark</strong> (bis 1600 Meter) weit verbreitet, zum Beispiel in Zwergstrauchheiden,<br />
Steinhaufen und auf Alpweiden. Winterquartiere liegen<br />
unterirdisch<br />
Speiseplan:<br />
Insekten, Spinnentiere, Regenwürmer und Schnecken<br />
Besonderheiten<br />
Bei Gefahr sondern die Tiere ein giftiges Sekret ab, das nicht geschluckt<br />
oder auf die Schleimhäute gebracht werden sollte. Sie können 15, wahrscheinlich<br />
sogar 20 Jahre alt werden<br />
Fortpflanzung und Aufzucht:<br />
Im Gegensatz zu allen anderen heimischen Lurcharten die im Wasser<br />
laichen, sind Alpensalamander lebend gebärend. Die Paarung kann während<br />
der gesamten Aktivitätsphase von April bis September stattfinden.<br />
Die Tragzeit dauert je nach Höhenlage (je höher, desto länger) zwei bis<br />
vier Jahre. <strong>Das</strong> Weibchen bringt zwei voll entwickelte, etwa vier Zentimeter<br />
große Jungtiere zur Welt. Die für Lurche ungewöhnliche Art der<br />
Fortpflanzung wird als Anpassung an die kalten Hochgebirgsgewässer<br />
gedeutet<br />
Leben in den Alpen:<br />
Die Tiere sind an die extremen Umweltbedingungen in Gebirgslagen<br />
bestens angepasst. Während der langen Kälteperioden kommen sie bis<br />
zu sieben Monate im Jahr nicht an die Oberfläche. Auch während der<br />
<strong>Sommer</strong>monate leben die Tiere sehr zurück gezogen. Alpensalamander<br />
haben einen hohen Feuchtigkeitsbedarf und sind sehr windempfindlich.<br />
Aus diesem Grund verlassen sie meist nur zwischen drei und acht Uhr<br />
morgens ihre Unterschlüpfe<br />
Fotos: Friedrich Böhringer, Detlef Pohl, privat<br />
Oben: Bei der Paarung bugsiert das Männchen sein Weibchen auf ein Samenpaket,<br />
welches es vorher am Boden abgelegt hat<br />
Unten: Vorsicht – Erwärmung durch das Halten in der Hand oder erzwungenem<br />
Aufenthalt in der Sonne schadet den Tieren rasch<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 13 4
Projektgebiet Balderschwang<br />
Die Holzbringung erfolgt gelegentlich mittels Seilkran<br />
Schutz für den<br />
Schutzwald<br />
Nirgendwo anders sind die Menschen so zwingend auf den<br />
Wald angewiesen wie im Gebirge. Auch das Alpenvorland<br />
würde ohne den Bergwald in weiten Teilen unbewohnbar<br />
sein. Die Bergwaldoffensive soll dem entgegenwirken und<br />
greift auch den Bäumen im <strong>Naturpark</strong> »unter die Äste«<br />
Die Errichtung sogenannter<br />
»Rückewege« für den Holztransport<br />
zählt mit zu den<br />
wichtigsten Aufgaben der BWO<br />
Fotos: Bergwaldoffensive<br />
Um den Bergwald nachhaltig zu stabilisieren und auf die zukünftigen,<br />
durch den Klimawandel beeinflussten Wuchsbedingungen<br />
vorzubereiten, wurde im Jahr 2008 die Bergwaldoffensive ins Leben<br />
gerufen. Von den acht in Angriff genommenen Projektgebieten Hirschberg,<br />
Grünten, Hintersteiner Tal, Scheffau-Scheidegg, Sonnenköpfe,<br />
Balderschwang, Blaichach und Immenstädter Horn liegen letztere drei<br />
im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette. Ab diesem Jahr kommen weitere Bereiche<br />
bei Rettenberg (Rottachberg), Immenstadt (Steigbachtal), Oberstdorf<br />
(Anatswald-Leiterberg) und Weiler-Simmerberg (Salmersberg) hinzu.<br />
Die Maßnahmen der Bergwaldoffensive reichen von Pflanzaktionen und<br />
Jungbestandspflege bis zur Entwicklung von Jagdkonzepten.<br />
Schlepperwege als »Türöffner«<br />
Ein Problem bei der Bergwaldoffensive ist der im Allgäu weit verbreitete,<br />
stark zerstückelte Grundbesitz. Um waldbauliche Maßnahmen auf<br />
größerer Fläche umzusetzen, müssen Waldbesitzer mit ins Boot geholt<br />
werden. Die vorrangige Aufgabe der Bergwaldoffensive ist die Entwicklung<br />
der alten Waldbestände hin zu stabilen und klimatoleranten Bergmischwäldern.<br />
Dafür müssen beispielsweise die bisherigen, instabilen<br />
Fichtenreinbestände aufgelichtet werden. Keine leichte Aufgabe für die<br />
Förster, die die entsprechenden Bäume zu kennzeichnen haben. Um das<br />
geschlagene Holz schonend aus den Wäldern zu bringen, werden Schotterwege<br />
für Schlepper gebaut. Denn viele waldbauliche Maßnahmen wie<br />
Durchforstung und Pflanzungen sind ohne eine Erschließung durch die<br />
im forstwirtschaftlichen Jargon genannten »Rückewege« nicht durchführbar.<br />
Wo dies zum Beispiel aufgrund einer steilen Hanglage nicht<br />
möglich ist, wird das Holz mit Seilkränen, dem Hubschrauber und in<br />
besonderen Fällen, wie den Buckelwiesen in Hinterstein, sogar mit dem<br />
Pferd gerückt.<br />
»Mit dem Bau des Weges verpflichten sich die beteiligten Waldbesitzer<br />
gleichzeitig auch zur nachfolgenden Waldpflege, wie Durchforstungen<br />
oder Pflanzungen«, beschreibt Martin Wenzel vom Projektbüro der<br />
Bergwaldoffensive am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />
in Kempten.<br />
Die Bergwaldoffensive erfuhr im Allgäu bislang eine gute Resonanz.<br />
Bis Ende 2011 wurden 389 Maßnahmen mit einem Investitionsvolumen<br />
von 2,9 Millionen Euro umgesetzt. Zusätzlich wurden rund 500.000 Euro<br />
aus anderen Förderprogrammen in die Projektgebiete der Bergwald -<br />
offensive geleitet.<br />
14<br />
<strong>NAGELFLUH</strong>
Der Wald hat ein Gedächtnis<br />
Im 15. Jahrhundert war der »Bannwald« als Schutzwald gegen Lawinen<br />
und Steinschlag weit verbreitet, bis ihm die seinerzeitige Industrie<br />
durch Kahlschlag zur Holzkohlegewinnung für die Eisen- und Glasproduktion<br />
nach und nach den Garaus machte. Überschwemmungen,<br />
Murenabgänge und Lawinen waren die Folge. Als Reaktion darauf wurde<br />
in Bayern 1850 das erste Forstgesetz erlassen, das den Schutzwald selbst<br />
unter Schutz stellte. Auf den großen Kahlflächen kam der Wald allmählich<br />
wieder zurück.<br />
Durch die Ausrottung von Wolf, Luchs und Bär wuchs der Bestand<br />
von Rot- und Rehwild stark an. Verbissempfindliche Baumarten wie<br />
Weißtanne oder Rotbuche gerieten ins Hintertreffen. Vielfach blieb nur<br />
die robuste Fichte übrig. Sie bildet die noch immer weit verbreiteten<br />
Reinbestände. Der Wald hat eben ein gutes Gedächtnis.<br />
<strong>Das</strong> Fällen von Bäumen (Holzernte) dient der Naturverjüngung im Bergwald<br />
Wald vor Wild<br />
Der Mediendiskussion kann man entnehmen, dass sich der Wald-<br />
Wild-Konflikt heute wieder verschärft. »Die Jagd ist so zu betreiben, dass<br />
der Wildbestand die natürliche Entwicklung des Waldes nicht hemmt«,<br />
lautet das Leitbild der Stadt Immenstadt. Dazu merkte vor kurzem der<br />
Grünen-Landtagsabgeordnete Adi Sprinkart an, dass man nicht zusehen<br />
dürfe, »wie das Wild den Wald frisst«. <strong>Das</strong> jagdliche Konzept müsse<br />
sofort umgesetzt werden, um den Erfolg der Bergwaldoffensive nicht zu<br />
gefährden. »Wald vor Wild«, erklärt hierzu der stellvertretende Landrat<br />
und Vorsitzende des Beirates der Bergwald offensive, Anton Klotz.<br />
Hier sind vor allem die Jäger gefragt, die bei den Jagdkonzepten mit<br />
der Bergwaldoffensive an einem Strang ziehen müssen. <strong>Das</strong>s das gut<br />
funktioniert, ist bereits in einigen Projektgebieten erkennbar.<br />
Was Monokulturen bewirken können, steckt den Oberallgäuern noch<br />
tief in den Knochen, denen die Murenabgänge im Hintersteiner Tal und<br />
die Folgen der Orkane Vivian und Wiebke unvergessen sind.<br />
Schutzwälder hingegen sind Wälder, die hohen Belastungen wie Sturm<br />
oder Schnee widerstehen können. Dadurch erfüllen sie wichtige Schutzfunktionen,<br />
beispielsweise vor Steinschlag und Lawinen. Diese Anforderung<br />
erfüllt in erster Linie ein Mischwald, bei dem Bäume und Gehölze<br />
verschiedener Art, Alters und Größe wie in einem kleinflächigen Mosaik<br />
beieinander stehen. Die flachwurzelnde Fichte bekommt hier gute<br />
Gesellschaft von Tiefwurzlern wie der Weißtanne. Thomas Niehörster<br />
Bis heute regiert die Fichte unsere Bergwälder. Um einen gesunden Mischwald zu<br />
erreichen, führen zahlreiche Helfer regelmäßig Pflanzaktionen durch<br />
Für Bestandaufnahmen der Wälder<br />
informiert sich der BWO-Beirat vor Ort<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 15 2
Schätze suchen<br />
Natur finden<br />
<strong>Das</strong> »Geocaching«, die Schatzsuche mittels GPS, findet von<br />
Tag zu Tag mehr Anhänger. Allein in unserem <strong>Naturpark</strong> sind<br />
inzwischen rund 180 Verstecke verzeichnet. Doch es gibt immer<br />
mehr Beschwerden. Trollblume und Knabenkraut können den<br />
Suchern zum Opfer fallen, Birkhuhn und Gams verschreckt<br />
werden. Doch das muss nicht sein<br />
Auch naturverträgliches Geocaching ist spannend und bringt Menschen,<br />
insbesondere Heranwachsende in die Natur, die sonst nur<br />
schwer dafür zu begeistern sind. Der Deutsche Wanderverband (DWV)<br />
und die Firma Garmin, marktführender Hersteller von GPS-Outdoorgeräten,<br />
setzen sich deswegen schon seit längerer Zeit für ein umweltfreundliches<br />
Geocaching ein.<br />
Von DWV und Garmin wurden gemeinsam mit dem Bundesamt für<br />
Naturschutz (BfN) Informationen zusammengestellt, die sie in Broschüren,<br />
im Internet oder auf Veranstaltungen weitergeben. Konflikte zwischen<br />
Naturschützern und Geocachern sollen gar nicht erst entstehen.<br />
So erfahren angehende Schatzsucher, dass Lebensräume, insbesondere<br />
von bedrohten Pflanzen- und Tierarten, nicht durch das Geocaching<br />
gefährdet werden dürfen. Ausgehöhlte Bäume oder Höhlen sollte man<br />
nicht für Verstecke nutzen. Selbst wenn sie unbewohnt erscheinen,<br />
können sie doch ein lebenswichtiger Rückzugsraum für viele Tierarten<br />
sein. Auch sollten sich Geocacher gerade im <strong>Frühjahr</strong> und Frühsommer<br />
während der Brut- und Setzzeiten von Vögeln und Wildtieren mit Rücksicht<br />
durch Wald und Natur bewegen.<br />
Als praktisch erweist sich die Darstellung der Schutzgebiete bei der<br />
Kartenerstellung für die GPS-Geräte von Garmin, die in Abstimmung<br />
mit dem BfN erfolgt. So können die Schatzsuchenden gleich erkennen,<br />
ob sie sich auf ein Schutzgebiet zu bewegen oder bereits darin befinden.<br />
Denn Geocaching ist auch dort möglich, so lange man sich naturverträglich<br />
verhält und auf den Wegen bleibt.<br />
Tipp: Wer beim Geocachen im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette nicht sicher ist,<br />
ob er sich in einem Schongebiet aufhält, kann auch einfach bei der <strong>Naturpark</strong>-Geschäftsstelle<br />
im AlpSeeHaus nachfragen: Tel. +49 8323 9988-750<br />
Auch wenn's verlockend ist: Keine Caches in Höhlen<br />
oder hohlen Bäumen verstecken. Sie sind Rückzugsgebiete<br />
für zahlreiche – auch bedrohte – Tierarten<br />
Geocaching kann ein Abenteuer für<br />
die ganze Familie sein, aber nicht<br />
auf Kosten der Waldbewohner. Für<br />
vierbeinige Familienmitglieder gilt<br />
deshalb immer Leinenpflicht<br />
16 1 <strong>NAGELFLUH</strong>
Was ist Geocaching?<br />
Hierbei handelt es sich um eine »GPS-Schatzsuche«. Aus Datenbanken<br />
im Internet holt man sich die Koordinaten für einen versteckten<br />
Schatz, den »Cache«. Meist handelt es sich dabei um eine Plastikdose,<br />
gefüllt mit einem Logbuch und meist wertlosen Tauschgegenständen.<br />
Mittels GPS-Gerät macht man sich auf die Suche. Wer den Schatz<br />
findet, trägt sich in das Logbuch ein und tauscht eventuell die Gegenstände<br />
gegen andere Mitbringsel und trägt sich im Internet als<br />
Finder ein. Insgesamt gibt es in Deutschland schon mehr als 110.000<br />
Caches. Infos zum naturverträglichen Geocaching geben auch die<br />
Internetseiten www.geocaching.de und www.bfn.de/natursport/info<br />
»Get some Stuff, leave some Stuff« – »Nimm Zeug raus und hinterlasse Zeug«,<br />
so lautet die goldene Regel für Tauschgegenstände beim Geocachen<br />
Fotos: Sebastian Abel, Benedikt Braun/Garmin; Karel Schmiedberger; privat<br />
Anzeigen<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 17
NEUES AUS DEM ALPSEEHAUS<br />
Natur mit anderen Augen sehen<br />
Führungen durchs AlpSeeHaus<br />
• Entdecken Sie die Besonderheiten des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette<br />
• Lernen Sie die Menschen und ihre Traditionen kennen<br />
• Erfahren Sie mehr über die Tiere, Pflanzen und Lebensräume<br />
• Erschmecken Sie die regionalen Köstlichkeiten: Käseverkostung<br />
durch die Bergkäserei Diepolz im AlpSeeHaus<br />
Termine: Jeden Montag von 20. Mai bis 16. September <strong>2013</strong>,<br />
14 Uhr, Treffpunkt AlpSeeHaus (ohne Anmeldung möglich)<br />
Eintritt: 8 Euro (Führung inkl. Käseverkostung), Kinder frei<br />
<strong>Das</strong> AlpSeeHaus<br />
Öffnungszeiten:<br />
April bis Oktober: täglich von 10 – 17 Uhr<br />
November bis März: Mo – Fr, 11 – 17 Uhr<br />
Sa, So, Feiertage 13 – 17 Uhr<br />
Eintritt in die Erlebnisausstellung:<br />
3,50 Euro (3 Euro*), bis 16 Jahre frei<br />
*Ermäßigter Eintritt für Anwohner der <strong>Naturpark</strong>gemeinden,<br />
mit Bregenzerwald Gäste-<br />
Card, Allgäu-Walser Card, für Erwachsenen<br />
Gruppen ab zehn Personen, bei Anreise mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
Info: AlpSeeHaus, Seestraße 10, D-87509<br />
Immenstadt-Bühl, Tel. +49 8323 9988-750,<br />
E-Mail: info@naturpark-nagelfluhkette.eu,<br />
www.nagelfluhkette.info<br />
Zwischen Alpen und Hochmooren<br />
Viel zu entdecken gibt es in der Erlebnisausstellung im AlpSeeHaus<br />
<strong>Naturpark</strong>-Exkursion zum Tag der Parke:<br />
Der »Tag der Parke« ist ein europaweiter<br />
Aktionstag der <strong>Naturpark</strong>e, Nationalparke und<br />
Biosphärenreservate. Der Tag geht auf den<br />
24. Mai 1909 zurück, als in Schweden neun<br />
Nationalparke als erste Schutzgebiete dieser<br />
Art in Europa ausgewiesen wurden.<br />
Zu diesem Anlass laden der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />
und der Landschafts pflegeverband<br />
Oberallgäu-Kempten (LPV) am 24. Mai <strong>2013</strong><br />
mit einem ausgebildeten <strong>Naturpark</strong>führer und<br />
dem Moorfachmann und LPV-Geschäftsführer<br />
Stefan Pscherer zum Hädrichmoor, einem der<br />
besterhaltenen Hochmoore in dieser Höhen -<br />
lage und zugleich artenreicher Lebensraum<br />
und Heimat des Hochmoorgelblings. Die Wanderung<br />
zeigt hautnah, welche wertvolle Kulturlandschaft<br />
durch jahrhundertealte Alpwirtschaft<br />
entstanden ist. Als besonderer Abschluss<br />
steht noch ein Besuch der Kräuter-Alp an: In<br />
der höchstgelegenen Brennerei des Allgäus<br />
dürfen regionale Edelbrände verkostet werden.<br />
Nach dem offiziellen Ende der Exkursion bietet<br />
sich eine gemütliche Einkehr im Alpengasthof<br />
und LandZunge-Partner Hörmoos an.<br />
Info: Treffpunkt um 10 Uhr, Imbergbahn Talstation<br />
(Oberstaufen), Ende 14 Uhr, Kräuter-Alp<br />
Hörmoos (Rückfahrmöglichkeit durch den Hörmoosbus),<br />
Kosten 12 Euro (inkl. Bergfahrt und<br />
Edelbrandverkostung), gutes Schuhwerk, Regenschutz,<br />
Essen und Trinken empfohlen.<br />
Anmeldung beim <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />
(+49 8323 9988-750)<br />
Die Leitfiguren Tim und Lilly begleiten die<br />
Themenwege der »Expedition Nagelfluh«<br />
Saisonstart der Berg-Erlebnis-Tour<br />
In der vergangenen Ausgabe berichteten wir<br />
über die Eröffnung des Naturerlebnisangebotes<br />
»Expedition Nagelfluh«, einem Gemeinschaftsprojekt<br />
von sechs Oberallgäuer Bergbahnen<br />
und dem <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette. Nach dem<br />
langen Winter sind die Erlebnistouren nun<br />
wieder bestens begehbar.<br />
Kinder, aber auch Erwachsene können auf den<br />
sechs Themenwanderungen die Region und<br />
Artenvielfalt des <strong>Naturpark</strong>s (neu-)entdecken.<br />
Ab den Bergstationen der Hündle-, Imberg-,<br />
Hochgrat-, Hörner- und Mittagbahn sowie der<br />
Alpsee Bergwelt verraten »Kompass-Erlebnisstationen«<br />
spannende Details. So erfährt der<br />
Besucher zum Beispiel an der Hochgratbahn<br />
einiges über das typische Gestein Nagelfluh.<br />
An der Imbergbahn erzählt der Großvater<br />
seinen Enkeln, wie im <strong>Naturpark</strong> Energie<br />
entsteht. Die Themenwanderungen werden in<br />
Form eines »Entdeckerbuchs« verknüpft.<br />
Dieses Buch, das wie ein altes Forscher-Tagebuch<br />
aussieht, gibt weitere kleine Geheimnisse<br />
links und rechts vom Wegesrand preis. Wer alle<br />
Rätsel darin löst, erhält eine Belohnung.<br />
Info: <strong>Das</strong> Entdeckerbuch ist für 4,50 Euro bei<br />
den Bergbahnen und den <strong>Naturpark</strong>-Gästeinfos<br />
erhältlich. Weitere Informationen zur Expedition<br />
Nagelfluh gibt es unter www.nagelfluhkette.info<br />
und www.expedition-nagelfluh.eu<br />
Der Großvater<br />
be antwortet Tim<br />
und Lillys Fragen<br />
18 <strong>NAGELFLUH</strong>
IN SIEBEN TAGEN<br />
DURCH DEN NATURPARK<br />
Felsen aus »genageltem Stein« und bunte Bergblumenwiesen, reißende Wasserfälle und seltene Tiere,<br />
fließende Berge und uralte Baumveteranen – im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette gibt es unendlich viel zu<br />
entdecken. Die <strong>Naturpark</strong>-Tipps aus dem AlpSeeHaus verraten, welche Besonderheiten der <strong>Naturpark</strong><br />
zu bieten hat: Unter der fachkundigen Anleitung speziell ausgebildeter <strong>Naturpark</strong>führer geht es durch<br />
die schönsten Bereiche des internationalen Schutzgebietes. Dabei erfährt man allerhand Wissenswertes<br />
über den <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette und seine Menschen.<br />
Montag<br />
Sibratsgfäll: »A schräge Sach«<br />
Der Bergrutsch am Rindberg<br />
Termine: jeden Montag von Juni – Oktober<br />
Dauer/Schwierigkeit: 3 Stunden/leicht<br />
Info: Tourismusbüro Sibratsgfäll,<br />
Tel. +49 5513 2121-13, www.sibra.at<br />
Dienstag<br />
Oberstaufen:<br />
Tour 1: »Wildes Wasser«<br />
Die Buchenegger Wasserfälle<br />
Tour 2: »Luftiger Grat«<br />
Dreigipfeltour auf dem Nagelfluhgrat<br />
Termine: jeden Dienstag von Mai – Oktober<br />
(je nach Witterung findet Tour 1 oder 2 statt)<br />
Dauer/Schwierigkeit: 5 Stunden/mittel<br />
(Tour 1), anspruchsvoll (Tour 2)<br />
Info: Oberstaufen Tourismus Marketing,<br />
Tel. +49 8386 9300-0, www.oberstaufen.de<br />
Lingenau: »RotenbergWALD«<br />
Waldwanderung mit 20 Stationen<br />
Termine: 21.5/18.6/16.7/27.8/10.9<br />
Dauer/Schwierigkeit: 3 Stunden/leicht<br />
Info: Tourismusbüro Lingenau,<br />
Tel. +43 5513 6321, www.lingenau.at<br />
Mittwoch<br />
Immenstadt:<br />
»Mit der Lädine über den Alpsee«<br />
Termine:<br />
22.5/29.5/17.7/24.7/31.7/7.8/14.8/21.8/28.8/4.9<br />
Dauer/Schwierigkeit: ca. 3 Stunden/leicht<br />
Info: Gästeinformation Immenstadt,<br />
Tel. +49 8323 998877, www.immenstadt.de<br />
Doren und Sulzberg:<br />
Von Heilpflanzen und Wildgemüse<br />
Termine: 1.5/5.6/19.6/3.7/7.8/4.9<br />
Dauer/Schwierigkeit: ca. 1,5 Stunden/leicht<br />
Info: Tourismusbüro Doren,<br />
Tel. +43 5516 2018-0, www.doren.at<br />
Tourismusbüro Sulzberg,<br />
Tel. + 43 5516 2213-10, www.sulzberg.at<br />
Donnerstag<br />
Krumbach: »Geheimnisvolle Moorwelten«<br />
Termine: 6.6/13.6/20.6/27.6/4.7/11.7/18.7/<br />
25.7/1.8/8.8/15.8/22.8/29.8<br />
Dauer/Schwierigkeit: 2 Stunden/leicht<br />
Info: Gemeindeamt Krumbach,<br />
Tel. +43 5513 8157, www.krumbach.at<br />
Blaichach: »Entdecke das Schatzkästchen<br />
Gunzesrieder Kräutertal«<br />
Termine: Donnerstags von Juni – September<br />
(Zusatztermine zum Dt. Wandertag)<br />
Dauer/Schwierigkeit: tagesabhängig<br />
Info: Gästeamt Blaichach,<br />
Tel. +49 8321 6076950, www.blaichach.de<br />
Freitag<br />
Hittisau: »Über Holz und Stein«<br />
HolzKultur-Rundgang mit Käseverkostung<br />
Termine: 14.6/12.7/16.8/6.9<br />
Dauer/Schwierigkeit: 3,5 Stunden/leicht<br />
Info: Tourismusbüro Hittisau,<br />
Tel. +43 5513 6209-50, www.hittisau.at<br />
Obermaiselstein:<br />
Die sanften Berge der Hörnergruppe<br />
Termine: jeden Freitag (3. Mai bis 4. Oktober)<br />
Dauer/Schwierigkeit: ca. 8 Stunden/mittel<br />
Info: Obermaiselstein Tourismus,<br />
Tel. +49 8326 277, www.hoernerdoerfer.de<br />
Samstag<br />
Fischen: Die schönsten Stunden im Park<br />
Sonnenaufgangswanderung<br />
Termine: Samstag (11. Mai bis 28. September)<br />
Dauer/Schwierigkeit: ca. 4 Stunden inkl.<br />
Frühstück in Grasgehrenhütte/mittel<br />
Info: Gästeservice Fischen,<br />
Tel. +49 8326 3646-0, www.hoernerdoerfer.de<br />
Sonntag<br />
Auf eigene Faust mehr über den <strong>Naturpark</strong><br />
erfahren?<br />
<strong>Das</strong> geht im <strong>Naturpark</strong>zentrum AlpSeeHaus<br />
Info: AlpSeeHaus, Tel. +49 8323 998877,<br />
www.alpseehaus.de (siehe auch S. 18)<br />
Info: Mehr zu den <strong>Naturpark</strong>führern und<br />
den Wanderungen auf www.nagelfluhkette.info<br />
oder direkt über das zuständige Tourismusbüro<br />
(dort erfolgt auch die Anmeldung).<br />
Die Kosten betragen je nach Führung<br />
5 bis 15 Euro je Teilnehmer<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 19
NEUES AUS DEM ALPSEEHAUS<br />
WANN PASSIERT WAS IM ALPSEEHAUS?<br />
TERMINÜBERSICHT <strong>2013</strong><br />
Die Sonderausstellungen sind ein Teil der Erlebnisausstellung<br />
»Expedition Nagelfluh – Natur mit anderen Augen sehen«.<br />
Für diese wird kein zusätzlicher Eintritt erhoben. Weitere<br />
Termine und Veranstaltungen des Naturerlebniszentrums<br />
und des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette gibt es im Internet unter<br />
www.nez-allgaeu.de und www.nagelfluhkette.info<br />
April<br />
Bis 30.4.<strong>2013</strong><br />
Sonderausstellung »Von Kulturlandschaften<br />
und Kuhltur – Land – Schaffenden«<br />
Grüne Wiesen, glückliche Kühe: Was und wen<br />
braucht es, damit unsere Land(wirt)schaft<br />
funktioniert und erhalten bleibt?<br />
Sonntag, 7.4, 11 – 13 Uhr<br />
Frühschoppen »Von Kulturlandschaften und<br />
Kuhltur – Land – Schaffenden«<br />
Mit Vortrag über Milchverarbeitung von Edgar<br />
Weichard (Firma optiferm aus Oberzollhaus)<br />
Samstag, 13.4, 11 – 14 Uhr<br />
Vorführung »Die Milch macht’s«<br />
Kochvorführung mit Milchprodukten von<br />
Ernährungsfachfrau Elfriede Dorn<br />
Samstag, 20.4, 9.30 – 15.30 Uhr<br />
Haushaltstraining »Erwachsen – was nun?«<br />
Praktische Tipps für den regionalen und<br />
saisonalen Einkauf wertvoller Lebensmittel<br />
durch Hauswirtschaftsmeisterin Rosemarie<br />
Krumbacher-Göhl. (Achtung: max. 15 Teil -<br />
nehmer. Anmeldung bei der BBV Geschäftsstelle:<br />
Tel. +49 831 70491-0)<br />
Samstag, 27.4, 14 –16 Uhr<br />
Vortrag »Einsatz von Mikroorganismen«<br />
Erfolgreicher Einsatz effektiver Mikroorganismen<br />
in Landwirtschaft, Pflanzenkläranlagen<br />
und Gärten<br />
(Referent: Manfred Epp vom EM-Technologie<br />
Zentrum-SÜD aus Wildpoldsried)<br />
20 <strong>NAGELFLUH</strong><br />
Mai<br />
Donnerstag, 2.5, 19 – 21 Uhr<br />
Vogelstimmenexkursion am AlpSeeHaus<br />
Lernen Sie ausgewählte Vögel an ihrem Gesang<br />
kennen<br />
4.5.<strong>2013</strong> – 17.7.<strong>2013</strong><br />
Sonderausstellung »Baden in der Faszination<br />
der Moore«<br />
Eine spannende Wanderausstellung mit vielen<br />
Mitmach-Möglichkeiten, die Fragen rund um<br />
den Moorschutz beantwortet<br />
Freitag, 24.5, 10 – 14 Uhr<br />
<strong>Naturpark</strong>-Exkursion zum Hädrichmoor<br />
Kosten: 12 Euro, Anmeldung beim <strong>Naturpark</strong><br />
Nagelfluhkette +49 8323 9988-750<br />
Juni<br />
Sonntag, 23.6.<strong>2013</strong>, 12 – 17 Uhr<br />
Aktionstag »Outdoor Erlebnistag« (siehe S. 35)<br />
Ein Jahr AlpSeeHaus: Vielfältiges Programm<br />
des <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette, NEZ und vielen<br />
weiteren Vereinen. Eintritt frei<br />
Juli<br />
28.7 – 29.9.<strong>2013</strong><br />
Sonderausstellung »Landschaftswandel in<br />
Schwaben«<br />
Historische und aktuelle Aufnahmen machen<br />
die Veränderungen der schwäbischen Landschaft<br />
der letzten Jahrzehnte sichtbar<br />
Sonntag, 28.7.<strong>2013</strong>, 10 – 18 Uhr<br />
Aktionstag »100 Jahre Bund Naturschutz in<br />
Bayern«<br />
Der BN lädt zur schwabenweiten Festveranstaltung<br />
zum 100. Geburtstag des bayernweit<br />
größten Umweltverbandes. Eintritt frei<br />
August<br />
Samstag, 17.8.<strong>2013</strong>, 20.30 – 23 Uhr<br />
Aktionstag »NEZ – Naturerlebnisnacht im<br />
AlpSeeHaus: Fledermäuse, Lagerfeuer, Leuchtkunstwerke«,<br />
Eintritt: 3 Euro, Kinder frei<br />
Oktober<br />
11.10.<strong>2013</strong> – 4.1.2014<br />
Sonderausstellung: »Wald und Nachhaltigkeit«<br />
Von 1973 bis heute – 300 Jahre Nachhaltigkeit<br />
in der Forstwirtschaft<br />
Sonntag, 20.10.<strong>2013</strong>, 11 – 17 Uhr<br />
Aktionstag »Dem Wald auf der Spur«<br />
Spannendes über die Bergwälder im <strong>Naturpark</strong>,<br />
Kinderforscherrätsel und verschiedene<br />
Mitmach- und Bastelstationen. Eintritt: 3 Euro,<br />
für Kinder frei<br />
Alle Termine ohne Gewähr<br />
Fotos: Thomas Gretler, Viola Elgaß
Anzeigen<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 21
KURZMELDUNGEN<br />
Fotowettbewerb geht<br />
in die Verlängerung<br />
<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette: Der Fehlerteufel<br />
hat sich eingeschlichen beim Aufruf zum<br />
großen Fotowettbewerb in der vergangenen<br />
Ausgabe. Statt der angegebenen Mailadresse<br />
nagelfluh@heimat-allgaeu.de für digitale<br />
Einsendungen muss es stattdessen heißen:<br />
nagelfluh@heimat-allgaeu.info. Trotz dieses<br />
Missgeschicks, für das wir uns an dieser<br />
Stelle entschuldigen möchten, haben bereits<br />
zahlreiche schöne Fotos den Weg in die<br />
Redaktion des <strong>Naturpark</strong>magazins gefunden.<br />
Aufgrund dieser positiven Resonanz<br />
geht unser Fotowettbewerb in die Verlängerung:<br />
Der neue Einsendeschluss ist der<br />
1. August <strong>2013</strong>. Wir freuen uns auf viele<br />
weitere Schnappschüsse!<br />
red<br />
<strong>Das</strong> Allgäu<br />
präsentiert sich<br />
22 <strong>NAGELFLUH</strong><br />
Foto: Volker Wille<br />
Immenstadt/Sonthofen Vom 9. bis 12. Mai<br />
<strong>2013</strong> öffnet die Erlebnismesse AllgäuSchau auf<br />
dem Marktanger in Sonthofen wieder täglich<br />
von 10 bis 18 Uhr ihre Pforten. In diesem Jahr<br />
wird es erstmals Thementage geben. Die Eröffnungsveranstaltung<br />
steht ganz im Zeichen des<br />
Vatertags, am 10. Mai sind die Schüler und<br />
Senioren im Mittelpunkt, der darauffolgende<br />
Tag widmet sich den Familien und die Schau<br />
endet am Muttertag. Der Eintritt ist frei. red<br />
Info: Weitere Informationen im Internet auf<br />
www.allgäuschau.de<br />
Foto: Fuchs PR & Consulting<br />
Jazz und Käse auf der Alp<br />
Oberstaufen: Anlässlich des 29. Kemptener Jazz<br />
Frühlings werden Musik und Käse gleicher -<br />
maßen genossen auf der Sennalpe Sonnhalde<br />
bei Oberstaufen. Am 5. Mai um 11 Uhr beginnt<br />
das Musikerlebnis mit dem Frühschoppen.<br />
Ihre neuesten Stücke präsentieren die Kerberbrothers<br />
Alpenfusion mit einer Mischung aus<br />
Volksmusik und Jazz und die Jazzgruppe Filippa<br />
Gojo Quartett. Neben Klanggenüssen gibt es<br />
Gute (Land)Luft in Hittisau<br />
Hittisau: Für seine innovative Baukultur wurde<br />
die <strong>Naturpark</strong>gemeinde zu Jahresbeginn von<br />
der Jury des LandLuft Bau -<br />
kulturgemeinde-Preises ausgezeichnet.<br />
Die ursprünglich bäuerlich<br />
strukturierte Gemeinde<br />
im Bregenzerwald sprühe vor<br />
Vereins- und Kulturaktivitäten<br />
und berge eine unaufgeregte<br />
Architektur, die traditionelles<br />
Bauen in eine neue Form<br />
führe, lobt LandLuft. Der<br />
Verein LandLuft und der<br />
Österreichische Gemeindebund<br />
ermuntern Gemeinden,<br />
sich mit Baukultur auseinanderzusetzen.<br />
Im Mittelpunkt steht nicht das<br />
»schöne« Bauwerk als Ergebnis, sondern die<br />
Prozesse und die Menschen als treibende<br />
Kräfte dahinter. Aus der Verleihung gingen<br />
Gutes Geld für gesunde Moore<br />
Kempten: Mit der Übergabe eines Förder -<br />
bescheides über rund 8,4 Millionen Euro gaben<br />
der bayerische Umweltminister Marcel Huber<br />
und Alfred Herberg vom Bundesamt für Naturschutz<br />
den Startschuss für die Umsetzung des<br />
Naturschutzgroßprojekts Allgäuer Moorallianz.<br />
In den kommenden zehn Jahren sollen mit<br />
den Fördergeldern unter anderem entwässerte<br />
Umweltminister Dr. Huber<br />
(Mitte) übergab den<br />
Scheck über die Fördermittel<br />
bis 2016. Mit dabei<br />
(v.l.n.r.): Staatsminister<br />
Thomas Kreuzer, Alfred<br />
Herberg, Bundesamt für<br />
Naturschutz, Landrat<br />
Johann Fleschhut, Lkr.<br />
Ostallgäu, Landrat Gebhard<br />
Kaiser, Lkr. Oberallgäu<br />
Schreinermeister Martin<br />
demonstrierte das<br />
regionale Handwerk auf<br />
der AllgäuSchau 2012<br />
auf der Alpe auch Erzeugnisse einiger Käsekünstler<br />
zu genießen. Tickets sind beim Kemptener<br />
Kleinkunst-Verein Klecks unter der Webadresse<br />
www.klecks.de erhältlich. jj/red<br />
Info: Initiative Allgäuer Sennalpen e.V.,<br />
Jahnstraße 6, D-87509 Immenstadt/Allgäu, Tel.<br />
+49 8386 962418, E-Mail: info@sennalpen.de,<br />
www.alpe-sonnhalde.de<br />
insgesamt drei Preisträger, weitere vier Aus -<br />
gezeichnete und fünf Nominierte hervor. red<br />
Die Jury des LandLuft Baukulturgemeinde-Preises<br />
zeichnete Hittisau für seine Baukultur aus. Gebäude<br />
wie das charakteristische Frauenmuseum fanden<br />
dabei besondere Beachtung<br />
Hochmoore wiedervernässt, Streuwiesen gepflegt<br />
und Moorflächen angekauft werden. In<br />
Pfronten, Oy-Mittelberg und am Elbsee sollen<br />
Moorerlebnis-Angebote entwickelt werden, um<br />
die Lebensräume »in die Köpfe der Leute zu<br />
rücken«. Moore zählen zu den am stärksten<br />
gefährdeten Biotoptypen in Deutschland. Daher<br />
besteht dringender Handlungsbedarf. red<br />
Foto: Viola Elgaß<br />
Foto: Allgäuer Moorallianz
Anzeigen<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 23
KURZMELDUNGEN<br />
Treuer Begleiter<br />
in den Alpen<br />
<strong>Sommer</strong>urlaub im Insektenhotel<br />
Allgäuer Alpen: Die Reihe der<br />
Alpenvereinskarten Bayerische<br />
Alpen wächst weiter. Ab<br />
sofort ist das Kartenblatt BY 1<br />
»Allgäuer Voralpen West,<br />
Nagelfluhkette, Hörnergruppe«<br />
beim Deutschen Alpenverein<br />
und im Buchhandel<br />
erhältlich. Die Karte deckt eine beliebte Wander-<br />
und Skitourenregion ab, die zunehmend<br />
auch Schneeschuhgeher für sich entdecken.<br />
Enthalten sind naturverträgliche Routen am<br />
Riedberger Horn, alle Gipfel der Hörnergruppe<br />
sowie der Nagelfluhkamm vom Hohen Hädrich<br />
über den Hochgrat bis zum Mittag. red<br />
Von Baum zu Baum<br />
mit Helm und Seil<br />
Immenstadt/Oberstaufen: Der Kletterwald<br />
Bärenfalle, Bayerns größter Hochseilgarten und<br />
mitten im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette auf 1100<br />
Metern Höhe gelegen, startet in die neue Saison<br />
und hält wieder viele Angebote für Anfängerbis<br />
Profikletterer bereit. Mit 16 verschiedenen<br />
Parcours und 170 Kletterelementen zwischen<br />
einem und 15 Metern Höhe bietet er Abenteuer<br />
für Kinder ab sechs Jahren. Eine Voranmeldung<br />
ist erst ab einer Gruppengröße von zehn Personen<br />
notwendig. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich,<br />
die Ausrüstung ist im Eintrittspreis<br />
inbegriffen.<br />
jj/red<br />
Info: Hochseilgarten Kletterwald Bärenfalle im<br />
Allgäu, Ratholz 24, D-87509 Immenstadt, Tel.<br />
+49 8323 968050, E-Mail: info@kletterwald-baerenfalle.de,<br />
www.kletterwald-baerenfalle.de<br />
Etwa 170 Kletterelemente befinden sich in den Bäumen<br />
eines über 100 Jahre alten Allgäuer Bergwaldes<br />
Foto: Tiefblick GmbH<br />
Insekten auf der Suche nach einer Bleibe finden ab sofort eine luxuriöse Unterkunft in Immenstadt.<br />
Diese Aufnahme sandte Hotelerbauer Adalbert Henkel der Redaktion zu. Bienen und Marienkäfer werden<br />
gebeten, ihren Winterurlaub frühzeitig zu buchen – die Zimmer mit Ausblick dürften bereits in wenigen<br />
Monaten größtenteils belegt sein<br />
Haushaltsstrom selbst erzeugen?<br />
Vorarlberg: Um Bürgern, die zwar gerne mithilfe<br />
einer Photovoltaik-Anlage den eigenen<br />
Strom selbst erzeugen würden, denen das<br />
Verfahren von der Anbieterauswahl bis zum<br />
Förder- und Bauantrag aber zu kompliziert ist,<br />
haben die Vorarlberger <strong>Naturpark</strong>gemeinden<br />
gemeinsam mit fünf regionalen Partnerbetrieben<br />
und dem Energieinstitut Vorarlberg ein<br />
Rundum-sorglos-PV-Paket zusammengestellt.<br />
<strong>Das</strong> Paket wird bis zum 15. April <strong>2013</strong> angeboten:<br />
Eine 5 kWp-Photovoltaik-Anlage zur<br />
Abdeckung des Strombedarfs<br />
eines durchschnittlichen<br />
Vier-Personen-Haushalts<br />
fertig<br />
montiert zum Fixpreis.<br />
24 Qualitätskriterien<br />
hat das Energieinstitut<br />
hierfür mit den Anbietern<br />
festgesetzt, die<br />
online unter www.energieregion-vorderwald.at<br />
einsehbar sind. Auch in<br />
diesem Jahr gibt es vom<br />
Klima- und Energiefonds<br />
eine Förderaktion<br />
für Fotovoltaikanlagen bis 5 kWp. Details dazu<br />
gibt es auf www.klimafonds.gv.at red<br />
Info: Energieinstitut Vorarlberg, Stadtstraße<br />
33/CCD, A-6850 Dornbirn, Tel. +43 5572<br />
312020, Fax +43 5572 31202-4, E-Mail:<br />
info@energieinstitut.at, www.energieregionvorderwald.at<br />
<strong>Das</strong> »Rundum-sorglos- Photovoltaik-Paket« der<br />
energieregion vorderwald soll stromsparwilligen<br />
Bürgern unter die Arme greifen<br />
Foto: Hartmut910/pixelio.de<br />
24 <strong>NAGELFLUH</strong>
Anzeigen<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 25
KURZMELDUNGEN<br />
Zu Gast beim Deutschen Wandertag<br />
Oberstdorf: Zum Deutschen Wandertag (siehe<br />
auch S. 36) wird der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />
mit einem Infostand auf der Tourismusbörse<br />
in Oberstdorf vertreten sein. Vom 27. bis 30.<br />
Juni werden dort in Gemeinschaft mit den<br />
Landschaftspflegeverbänden Lindau, Ost- und<br />
Oberallgäu, der Allgäuer Streueverwertung<br />
und der Allgäuer Moorallianz die Besonderhei-<br />
ten unserer Region präsentiert. Gäste erfahren<br />
dort alles Wichtige über den <strong>Naturpark</strong> und<br />
seine schützenswerten Gebiete – und erhalten<br />
sicherlich auch den einen oder anderen<br />
Wandertipp. Kinder können die Nagelfluhschleifstation<br />
ausprobieren und ihre eigenen<br />
Steinamulette herstellen.<br />
red<br />
Zwei junge »Schleifermeister« bei der Arbeit<br />
Foto: Viola Elgaß<br />
Foto: Bergkristall – Natur und Spa Oberstaufen<br />
Wellnessträume im<br />
Nagelfluhbecken<br />
Oberstaufen: <strong>Das</strong> Allgäuer Viersterne-Hotel<br />
»Bergkristall – Natur und Spa« in Oberstaufen-<br />
Willis wurde von der Deutschen Hotelklassifizierung<br />
in die Klasse »Vierstern-Superior« aufgenommen.<br />
»Mitschuldig« an der Auszeichnung<br />
ist unter anderem das neu eingerichtete<br />
Nagelfluh-Kneippbecken im ausgeweiteten<br />
So schmeckt’s<br />
am Moor<br />
Krumbach: Bei einer geführten Wanderung am<br />
1. Juni lernen die Teilnehmer essbare Kräuter<br />
in den Krumbacher Mooren kennen. Pflanzen,<br />
die sich für einen knackigen Frühlingssalat<br />
oder eine schmackhafte Kräutersuppe eignen<br />
und solche, die einfach nur jedes Gericht verschönern,<br />
blühen dort am Wegesrand. Nach<br />
der Tour gibt es schmackhaften Frühlingssalat<br />
und Kräutersuppe beim Moorwirt. Dazu wird<br />
Krumbacher Moorlimonade ausgeschenkt, die<br />
ausschließlich aus Krumbacher Kräutern hergestellt<br />
wird. Für alle die wollen, gibt es zum<br />
Abschluss den Original Krumbacher Moor<br />
Kräuterbrand.<br />
red<br />
Info: Preis pro Person 17 Euro, Anmeldung bei<br />
der Gemeinde Krumbach, Dorf 2, A-6942 Krumbach,<br />
Tel. +43 5513 8157, Fax +43 5513 815719,<br />
E-Mail: gemeindeamt@krumbach.at,<br />
www.krumbach.at<br />
Wassertreten im neuen Kneippbecken mit<br />
Nagelfluh-Handlauf<br />
Spa-Bereich. Die Inhaber Sabine und<br />
Hans-Jörg Lingg haben in den vergangenen<br />
Jahren viel in die Verbesserung<br />
ihres Angebotes investiert. So entstanden<br />
eine Sauna mit Panorama-Blick auf<br />
die Nagelfluh-Bergkette, eine Biosauna,<br />
ein Bergkristall-Soledampfbad, Infrarotkabinen<br />
und eine Saunalounge mit<br />
interaktivem Sandbild, das immer wieder<br />
verschiedenfarbige Landschaften<br />
oder Fantasiekreaturen bildet.<br />
red<br />
Info: Bergkristall – Natur und Spa, Familie<br />
Hans-Jörg Lingg, Willis 8, D-87534 Oberstaufen,<br />
Tel. +49 8386 911-0, Fax +49 8386 911-150,<br />
E-Mail: wellness@bergkristall.de,<br />
www.bergkristall.de<br />
Mitmachen beim Naturschutzpreis<br />
Allgäu: Noch bis zum 5. Mai können sich Interessierte<br />
in der Kategorie Bürgerpreis für den<br />
Deutschen Naturschutzpreis <strong>2013</strong> bewerben.<br />
Unter dem diesjährigen Motto »Lebensraum<br />
Wasser – Vielfalt entdecken, erleben, erhalten«<br />
sucht das Bundesamt für Naturschutz kreative,<br />
öffentlichkeitswirksame und zukunftsweisende<br />
Projektideen, die die Bedeutung der Natur im,<br />
am und auf dem<br />
Wasser aufzeigen. Es<br />
werden 20 kleinere<br />
Projekte mit je 2000<br />
Euro gefördert. Der<br />
Bürgerpreis richtet<br />
sich an engagierte<br />
Bewohner, Schulen,<br />
Kindergärten, Einrichtungen<br />
für Jugendliche<br />
sowie Bürgerinitiativen<br />
sowie<br />
lokal tätige Naturschutzakteure.<br />
red<br />
Alles dreht sich<br />
um die Umwelt<br />
Vorarlberg: Vom 1. bis 9. Juni finden zahlreiche<br />
Aktionen rund um die Umwelt in ganz Vorarlberg<br />
statt. In Vorträgen, Exkursionen, Projekten<br />
und anderen Veranstaltungen wird für einige<br />
Tage die Umwelt gezielt ins Scheinwerferlicht<br />
gestellt. <strong>Das</strong> gemeinsame Ziel: Auf interessante<br />
und sympathische Art immer wieder aufs Neue<br />
Sensibilität zu schaffen für die unglaublichen<br />
Schätze in Natur und Landschaft, zu Land, in<br />
der Luft und im Wasser. Die ersten Programmpunkte<br />
wurden bereits in den Veranstaltungskalender<br />
unter www.umweltv.at aufgenommen.<br />
In den kommenden Wochen werden noch<br />
viele weitere dazu kommen.<br />
red<br />
Info: Die Bewerbung erfolgt mit einer kurzen<br />
Projektbeschreibung auf der Internetseite des<br />
Deutschen Naturschutzpreises www.deutschernaturschutzpreis.de<br />
<strong>Das</strong> Bundesamt für Naturschutz fördert originelle<br />
Projektideen unter dem Motto »Lebensraum Wasser«<br />
mit 2000 Euro<br />
Foto: Jens Steingässer<br />
26 <strong>NAGELFLUH</strong>
Die Kohlmeise hat den Schnabel vorn<br />
Deutschland: Zur Zahlenstudie »Stunde der<br />
Wintervögel« zählten in diesem Jahr so viele<br />
Menschen wie noch nie die Vögel in ihrem<br />
Garten. Mehr als 90.000 Teilnehmer griffen am<br />
Wochenende vom 4. bis 6. Januar zum Fernglas,<br />
um Vögel zu zählen und an den NABU<br />
und den Landesbund für Vogelschutz in<br />
Bayern (LBV) zu melden. Mit dieser Rekordbeteiligung<br />
ist die bundesweite Zählung erneut<br />
Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion.<br />
Insgesamt wurden am Aktions-<br />
Bundesweit wurden 427.247 Kohlmeisen gezählt.<br />
Damit ist sie der häufigste Wintervogel <strong>2013</strong><br />
wochenende mehr als 2,7 Millionen Vögel<br />
gemeldet, gut eine Million mehr als im Vorjahr.<br />
Ganz vorne fliegt die Kohlmeise, die sich den<br />
Spitzenrang vom Haussperling zurückeroberte.<br />
Auf den Plätzen drei bis fünf folgen Blaumeise,<br />
Feldsperling und Amsel. Die nächste Stunde<br />
der Wintervögel findet vom 3. bis 6. Januar<br />
2014 statt, wegen des Dreikönigstags in einigen<br />
Bundesländern also über vier Tage von Freitag<br />
bis Montag. Die Studie soll die Entwicklung der<br />
bekannten »Allerweltsvögel« verfolgen. red<br />
Die Junior Ranger<br />
forschen wieder<br />
Basteln aus Naturmaterialien, aber auch Sennalpenbesuche,<br />
Tierspuren bestimmen und Bergrallyes<br />
stehen auf dem Programm der Junior Ranger-<br />
Ausbildungen – Hauptsache »draußen«<br />
Foto: Volker Wille<br />
Allgäu: Während der bayerischen <strong>Sommer</strong> -<br />
ferien sollen die Junior Ranger wieder den<br />
<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette unsicher machen<br />
(wir berichteten in der vergangenen Ausgabe).<br />
Viert- und Fünftklässler aus der Region können<br />
in mehreren viertägigen Ausbildungen,<br />
wahlweise mit Übernachtung oder als Tagesangebot,<br />
wilde Tiere beobachten, Alpen und<br />
Moore im <strong>Naturpark</strong> erforschen, gemeinsam<br />
basteln und Abenteuer erleben. Die genauen<br />
Termine stehen zwar noch nicht fest, man kann<br />
sich aber vorab beim Naturerlebniszentrum<br />
Allgäu vormerken lassen.<br />
red<br />
Foto: Erika Gugler/pixelio<br />
Info: Naturerlebniszentrum Allgäu,<br />
AlpSeeHaus, Seestr. 10, D-87509 Immenstadt,<br />
Tel. +49 8323 9988-760,<br />
Fax +49 8323 9988-799,<br />
E-Mail: info@nez-allgaeu.de,<br />
www.nez-allgaeu.de<br />
Anzeige<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 27
KURZMELDUNGEN<br />
Tag der Artenvielfalt<br />
Immer was los in den Bergen<br />
Global: Am 22. Mai ist der Internationale Tag<br />
zur Erhaltung der Artenvielfalt. Der Aktionstag<br />
wurde im Jahr 2000 durch die UNO eingeführt<br />
und fand früher immer am 29. Dezember statt.<br />
Artenvielfalt, auch Biodiversität genannt, ist ein<br />
Maß für die Vielfalt der biologischen Arten<br />
innerhalb eines Lebensraumes oder Gebietes<br />
und somit für die Vielfalt von Flora und Fauna.<br />
Im »Global Biodiversity Assessment« von 1995<br />
wurden für die Erde insgesamt rund 1,75 Millionen<br />
beschriebene Arten angegeben. Diese<br />
Zahl ist jedoch nur ein Schätzwert. Eine exakte<br />
Aufstellung existiert nicht. Heute rechnet man<br />
mit über 2 Millionen Arten. Es gibt sogar Wissenschaftler,<br />
die von 5 bis 15 Millionen Arten<br />
ausgehen. Der »Living Planet Index« des WWF<br />
konstatierte im Mai 2008, dass die Artenvielfalt<br />
auf der Erde zwischen 1970 und 2005 um 27<br />
Prozent gesunken ist. Rund 34.000 Arten sind<br />
laut WWF vom Aussterben bedroht. Mit vielfältigen<br />
Aktionen weltweit soll jährlich am Tag<br />
der Artenvielfalt daran erinnert werden, wie<br />
wichtig deren Erhalt für unsere Erde ist und<br />
dem vermehrten, in den meisten Fällen durch<br />
den Menschen verursachten Artensterben entgegengewirkt<br />
werden.<br />
red<br />
Foto: Hündlebahn und Imbergbahn – Skiarena GmbH & Co. KG<br />
Der Alperlebnispfad beginnt an der Imbergbahn und<br />
ist nicht nur für Kinder spannend<br />
Oberstaufen/Steibis: Die Imberg- und die<br />
Hündlebahn, beide ausgezeichnete Startpunkte<br />
für zahlreiche Wanderungen durch die Nagelfluhkette<br />
und Partner-Bergbahnen der »Expedition<br />
Nagelfluh« (siehe S. 18), starten mit<br />
zahlreichen Veranstaltungen in die neue<br />
Saison: So dürfen zum Beispiel am Muttertag,<br />
den 12. Mai alle Mamas und Omas an der<br />
Imberg- und Hündlebahn eine kostenlose<br />
Berg- und Talfahrt machen.<br />
Am 25. Juli und 29.<br />
August findet bei gutem<br />
Wetter an der Imberg-<br />
Bergstation um 17 Uhr<br />
ein ökumenischer Berggottesdienst<br />
für Familien<br />
statt. Am Hündlekopf<br />
werden die Gottesdienste<br />
jeden Freitag vom 7. Juni<br />
bis 27. September um<br />
11.30 Uhr gehalten. Am<br />
21. Juli findet an der Talstation<br />
der Hündlebahn<br />
ein großer Kindertag<br />
statt. Beginn ist um 11 Uhr. Der traditionelle<br />
Berggottestdienst an der Bergstation am 15.<br />
August beginnt um 10.30 Uhr und wird begleitet<br />
von den Oberstaufener Jodlern und Alphornbläsern.<br />
Beide Termine am Hündle finden<br />
nur bei guter Witterung statt.<br />
red<br />
Info: Hündlebahn: Tel. +49 8386 2720, E-Mail:<br />
info@huendle.de, www.huendle.de<br />
Imbergbahn: Tel. +49 8386 8112, E-Mail:<br />
info@imbergbahn.de, www.imbergbahn.de<br />
TIPP<br />
Echter Alpgenuss auf der Oberen Kalle<br />
Ab Mai öffnet die Alpe Obere Kalle für Wanderer,<br />
Tagesausflügler und Übernachtungsgäste<br />
ihre Pforten. Die Alphütte liegt auf 1201<br />
Metern, hoch über dem Großen Alpsee bei<br />
Immenstadt. Im <strong>Sommer</strong> weiden 70 Stück<br />
Jungvieh auf der Alpfläche, ebenso Pferde, Esel,<br />
Schweine, Hasen, Hennen und Ziegen.<br />
Die Obere Kalle ist zu Fuß auf einem geschotterten<br />
Alpwirtschaftsweg oder mit der Sesselbahn<br />
erreichbar. Für viele Wanderungen und<br />
Bergtouren, ob zum Gipfel der »Eckhalde«<br />
oder zur Nagelfluhkette, ist die Alpe Ausgangspunkt<br />
oder Zwischenstation.<br />
Die »Obere Kalle« mit Sonnenterrasse und bewirteter<br />
Gaststube ist für ihre »Käsepfanne« berühmt<br />
Die Obere Kalle ist Partneralpe von »Allgäuer<br />
Alpgenuss«. <strong>Das</strong> bedeutet, hier hat der Gast das<br />
selbstverständliche Recht zu erfahren, wo der<br />
Käse produziert wird, wer das Brot oder die<br />
Wurst liefert. Die Obere Kalle zum Beispiel bezieht<br />
für ihre Gerichte Zutaten aus größtenteils<br />
eigener Landwirtschaft oder von heimischen<br />
Bauern. Der Kuchen wird selbst gebacken,<br />
Semmelknödel, Flädle und Spätzle frisch zubereitet.<br />
<strong>Das</strong>s dies so ist und bleibt, dafür setzt<br />
sich der Verein Allgäuer Alpgenuss, dem<br />
inzwischen 36 Alpen angehören, seit 2007 ein.<br />
Allgäuer Alpgenuss ist nicht die einzige Kooperation,<br />
die sich im <strong>Naturpark</strong> für eine regionale<br />
Küche mit kurzen und damit umweltfreundlichen<br />
Lieferketten einsetzt: In einer kommenden<br />
Ausgabe des Nagelfluhmagazins stellen<br />
sich Allgäuer Alpgenuss, LandZunge, die<br />
Bregenzerwälder MundArt und weitere Vereine<br />
rund um die gute Küche im <strong>Naturpark</strong><br />
Nagelfluhkette vor.<br />
red<br />
Info: Auskunft bei Bernhard und Monika<br />
Gomm, Moosweg 13, D-87534 Oberstaufen,<br />
Tel. Hütte +49 8325 487, www.obere-kalle.de<br />
Zahlreiche vierbeinige Gäste beherbergt die Alpe im<br />
Bergsommer – und die fühlen sich dort »sauwohl«<br />
Fotos: Alpe Obere Kalle<br />
28 <strong>NAGELFLUH</strong>
Ku(h)ler Aktionstag im AlpSeeHaus<br />
Immenstadt: Gut besucht und rundum gelungen<br />
war der Aktionstag zur Sonderausstellung<br />
»Von Kulturlandschaften und Kuhltur – Land<br />
– Schaffenden« am 23. März im AlpSeeHaus.<br />
An der Plastik-Kuh »Frieda« (so wurde sie<br />
kurzerhand von einer jungen Teilnehmerin<br />
getauft) wurde um die Wette gemolken, viele<br />
Gläser an der Milchbar getrunken und fleißig<br />
Bauernbrot gebacken, welches man gleich mit<br />
der selbst geschüttelten Kräuterbutter bestrei-<br />
chen durfte. Währenddessen gewährte die<br />
Sonderausstellung dreidimensionale Einblicke<br />
ins landwirtschaftliche Leben. Die Schau kann<br />
noch bis 30. April im AlpSeeHaus besichtigt<br />
werden (siehe auch S. 20).<br />
red<br />
Fotos: Viola Elgaß<br />
Foto: Alpsee Bergwelt GmbH<br />
Von Backen bis Buttern: <strong>Das</strong> Oberallgäuer Team vom Bayerischen Bauernverband<br />
zeigte, wie bäuerliche Leckereien aus heimischen Produkten gemacht werden<br />
Gemütlich wandern – rasant rodeln<br />
Und jetzt links herum –<br />
Teigzöpfe flechten will gelernt sein<br />
Immenstadt: Der »Expedition Nagelfluh«-Partner<br />
Alpsee Bergwelt startet in<br />
die neue Saison. Für Jugendliche ist eine<br />
Abfahrt mit dem »Alpsee Coaster« ein<br />
Abenteuer: Auf knapp drei Kilometern<br />
Länge führt die Ganzjahres-Rodelbahn<br />
durch 68 Kurven und über 23 Wellen<br />
von der Bergstation der Sesselbahn zum<br />
»Rodelwirt« neben der Talstation. Beim<br />
Zahlreiche Wanderwege mit Ausblick wie hier<br />
auf den Alpsee starten an der Bergstation<br />
Nachtrodeln vom 26. Mai bis 9. Juni und vom<br />
4. Juli bis 8. September wird der Betrieb dank<br />
Flutlichtanlage jeden Mittwoch und Samstag<br />
bis 22 Uhr verlängert. Möchte man es lieber<br />
etwas ruhiger angehen, findet man auf gut<br />
ausgebauten Wanderwegen (nicht nur) in die<br />
Nagelfluhberge Erholung vom Alltag. red<br />
Info: Alpsee Bergwelt, Ratholz 24, D-87509<br />
Immenstadt, Tel. +49 8325 252, Fax +49 8325<br />
927693, E-Mail: info@alpsee-bergwelt.de,<br />
www.alpsee-bergwelt.de<br />
Anzeige<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 29
JUWELEN DES NATURPARKS<br />
Alpsee bei Immenstadt<br />
Wo Piraten sich tummeln<br />
Der Große Alpsee ist der größte natürliche See<br />
des Allgäus und für seinen Fischreichtum<br />
bekannt. Seine Größe macht den über drei<br />
Kilometer langen und knapp 23 Meter tiefen See<br />
zu etwas Besonderem. Er ist ein beliebtes Ziel für<br />
Schwimmer, Spaziergänger und Jungpiraten<br />
Viele in Bayern und der Bundesrepublik mittlerweile sehr seltene<br />
Pflanzen und Tiere haben am Alpsee bei Immenstadt noch ihre<br />
Heimat. Besonders artenreich ist das geschützte Westufer. Einige Orchideenarten,<br />
Trollblume, Seerosen, Fieberklee, Mehlprimel, gelbe Schwertlilie,<br />
Wollgras und viele andere Pflanzen kommen hier vor. Tiere wie die<br />
Wasserralle, Haubentaucher, Zwergtaucher, Flussuferläufer, Sumpfrohrsänger,<br />
Teichrohrsänger, Eisvogel und viele mehr brüten um den Großen<br />
Alpsee. Neben Flussbarsch und Seeforelle ist der Hecht ein typischer<br />
Alpseebewohner. Als Lauerjäger wartet der Raubfisch oft lange Zeit<br />
unbeweglich in einem Einstand auf Beute. Schwimmt ein ahnungsloser<br />
Beutefisch vorbei, schlägt er blitzschnell zu.<br />
Die Freizeitangebote um und auf dem Alpsee sind vielfältig: Schon<br />
fast ein Wahrzeichen des Alpsees ist die Lädine »Santa Maria Loretto«.<br />
Auf dem historischen Segler finden im <strong>Sommer</strong> Rundfahrten statt.<br />
Regelmäßig werden darauf Piraten ausgebildet (siehe Kasten).<br />
Lädinen waren bis über 30 Meter lange Lastsegelschiffe, die seit dem<br />
Mittelalter Waren und Menschen von und zu den Handelszentren am<br />
Bodensee beförderten. Beim Projekt »Alpsee 2000« kam die Idee auf, so<br />
ein »Seetaxi« auch auf dem Großen Alpsee einzusetzen. Der zwölf Meter<br />
lange Alpsee-Segler ist ein wunderschöner Nachbau.<br />
Ein weiteres Erlebnisangebot steht quasi an den Ufern des Alpsees:<br />
<strong>Das</strong> AlpSeeHaus dient als Eingagsportal in den <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette.<br />
Regelmäßig finden dort Führungen statt (siehe S. 5 und 18). red<br />
Die »Königin des Alpsees«: Auf der Lädine »Santa Maria Loretto« finden regel -<br />
mäßig (Piraten-)fahrten statt<br />
Fotos: joakant/pixelio.de; Volker Wille, Peter Elgaß<br />
Tipp: Zu den Naturjuwelen des <strong>Naturpark</strong>s gibt es eine Wanderausstellung.<br />
Bis 21. April ist sie im Haus des Gastes in Obermaiselstein zu sehen,<br />
danach wandert sie nach Hittisau und die anderen <strong>Naturpark</strong>gemeinden<br />
Gleichgewicht ist gefragt beim Stehpaddeln. Viele weitere Geräte wie Tret- und<br />
Ruderboote kann man bei der Wassersportschule mieten<br />
30 <strong>NAGELFLUH</strong>
Auch wenn Gestalt und die nickenden Kopfbewegungen an ein echtes Huhn<br />
erinnern: das Blässhuhn ist ein Wasservogel aus der Familie der Rallen. Bis zu<br />
zwei Meter tief tauchen sie nach Wasserpflanzen und –getier<br />
»Schiff ahoi« auf dem Alpsee<br />
Auf dem Alpsee-Segler »Santa Maria Loretto« finden regelmäßig<br />
Piratenfahrten für Kinder statt. Anheuern können Kinder im Alter<br />
zwischen 6 und 12 Jahren. Piratenverkleidung ist erwünscht, Trinkfestigkeit<br />
und Schiffstauglichkeit wird vorausgesetzt. Für Säbelhiebe<br />
oder Bauchschmerzen nach Verzehr von madigem Schiffsvorrat wird<br />
keine Haftung übernommen.<br />
Termine und Anmeldung bei der Gästeinformation im AlpSeeHaus<br />
unter Tel. +49 8323 998877.<br />
Wohnt auch im Alpsee: Der Hecht ist ein Raubfisch der Uferregion, der das<br />
tiefere Gewässer als Rückzugsgebiet nutzt. Aber keine Sorge: Er hat noch<br />
niemanden in den Zeh gebissen<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 31
Ein halbes Jahrhundert<br />
Engagement für <strong>Naturpark</strong>e<br />
Der Verband Deutscher <strong>Naturpark</strong>e e.V. (VDN)<br />
feiert <strong>2013</strong> sein 50-jähriges Bestehen. Seit seiner<br />
Gründung unterstützt er als Dachverband der<br />
<strong>Naturpark</strong>e in Deutschland diese in ihrer Entwicklung.<br />
Heute ist der VDN Netzwerk und Drehscheibe<br />
für <strong>Naturpark</strong>aktivitäten deutschlandweit<br />
Jedes Jahr veranstaltet der VDN einen Fotowettbewerb. 2012 machte Thomas Kaiser<br />
mit seinem Motiv »Fischotter« aus dem <strong>Naturpark</strong> Südschwarzwald den ersten Platz<br />
Am 10. Oktober 1963 wurde der Verband Deutscher <strong>Naturpark</strong>e in<br />
Irrel in der Südeifel gegründet. Die damals existierenden 17 <strong>Naturpark</strong>e<br />
wollten mit der Gründung des VDN ein Dach schaffen, um Bund<br />
und Ländern einen Gesprächspartner für die <strong>Naturpark</strong>e anzubieten.<br />
Seitdem wurde viel erreicht.<br />
Der VDN erbringt zahlreiche Leistungen für die einzelnen <strong>Naturpark</strong>e<br />
und die Entwicklung der deutschen <strong>Naturpark</strong>e insgesamt. Er ist Berater,<br />
fachliches Forum und Impulsgeber für die <strong>Naturpark</strong>e, macht die Aufgaben<br />
und Leistungen der <strong>Naturpark</strong>e in der Öffentlichkeit bekannt,<br />
vertritt die Interessen der <strong>Naturpark</strong>e auf politischer Ebene und fördert<br />
den Erfahrungsaustausch und die Zusammenarbeit zwischen den<br />
<strong>Naturpark</strong>en in Deutschland und Europa.<br />
<strong>Naturpark</strong>e bedecken ein Viertel Deutschlands<br />
Es gibt mittlerweile 104 <strong>Naturpark</strong>e auf über 27 Prozent der Fläche<br />
Deutschlands. Sie sind heute als Schutzgebiete mit ihren Aufgaben nicht<br />
mehr wegzudenken. Dazu zählt die Schaffung von Naturerlebnis-,<br />
Umweltbildungs- und Erholungsangeboten, eine nachhaltige Tourismusund<br />
Regionalentwicklung sowie die Erhaltung und<br />
Entwicklung der sie prägenden Kulturlandschaften<br />
mit ihrer Arten- und Biotopvielfalt. Die Großschutzgebiete<br />
begeistern mit einer Vielfalt unterschiedlichster<br />
Landschaften – von der Küste bis<br />
zu den Alpen lässt sich hier Ruhe und Erholung<br />
finden, aber auch aktiv die Natur entdecken.<br />
Natur hautnah genießen und mit Wanderschuhen,<br />
Fahrrad oder hoch zu Ross<br />
erkunden: <strong>Naturpark</strong>e sind »Großes<br />
Kino« ganz ohne Eintritt und so weitflächig<br />
über das gesamte Bundesgebiet<br />
verteilt, dass sie für jeden gut zu<br />
104 <strong>Naturpark</strong>e liegen in Deutschland,<br />
96 davon sind VDN-Mitglied,<br />
wie zum Beispiel unser <strong>Naturpark</strong><br />
Nagelfluhkette ganz unten<br />
Die Idee der »Entdeckerwesten«, wie sie bei<br />
mancher Führung durchs AlpSeeHaus getragen<br />
werden (siehe S. 5), stammt vom VDN. Kinder<br />
soll sie zum »selber forschen« anregen
erreichen sind. Dabei ist besonders das Thema Barrierefreiheit dem<br />
VDN ein großes Anliegen und er hat in dieser Richtung viel voran -<br />
getrieben – viele <strong>Naturpark</strong>e bieten Freizeitgestaltung für Menschen mit<br />
unterschiedlichen Handicaps an, wie barrierefreie Wanderwege, Tastgärten<br />
für Sehbehinderte oder Führungen mit Gebärdendolmetschern.<br />
Gut gefülltes Programm zum Geburtstag<br />
Im Jubiläumsjahr <strong>2013</strong> gibt der VDN zahlreiche Anlässe, das Engagement<br />
der <strong>Naturpark</strong>e intensiver kennenzulernen: Auf der Outdoor-<br />
Messe »Tour Natur« vom 6. bis 8. September <strong>2013</strong> in Düsseldorf kann<br />
man bei der der »<strong>Naturpark</strong>e-Olympiade« knifflige Rätsel lösen oder an<br />
Spielen teilnehmen und Preise gewinnen. Der deutschlandweite Fotowettbewerb<br />
»Augenblick Natur« im Fotoportal www.naturparkfotos.de<br />
lädt vom 1. April bis 31. Oktober <strong>2013</strong> Fotografinnen und Fotografen<br />
dazu ein, sich mit ihren Bildern aus »ihrem <strong>Naturpark</strong>« am Wettbewerb<br />
zu beteiligen. <strong>Das</strong> sind nur einige Beispiele der Veranstaltungen im<br />
Jubiläumsjahr. Auf der Website des VDN sollen über das Jahr hinweg<br />
noch viele weitere Termine angekündigt werden.<br />
Info: Verband Deutscher <strong>Naturpark</strong>e, Platz der Vereinten Nationen 9,<br />
D-53113 Bonn, Tel. +49 228 921286-0, Fax +49 228 921286-9, E-Mail:<br />
info@naturparke.de, www.naturparke.de<br />
Rechts oben: Einer der größten <strong>Naturpark</strong>e Deutschlands ist der Südschwarzwald.<br />
Er ist zu zwei Dritteln mit Wald bedeckt. Eine besonders schöne Aussicht auf den<br />
Präger Gletscherkessel im oberen Wiesental<br />
Rechts: Der <strong>Naturpark</strong> Obere Donau umfasst die höchsten Bereiche der<br />
Schwäbischen Alb nördlich des Bodensees. Die Region wird von der tief in die<br />
Kalksteinschichten eingesenkten Donau durchschnitten<br />
Fotos: Viola Elgaß, Christoph Wasmer, Haus der Natur Obere Donau, VDN<br />
Anzeige<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 33
Hier »hört man Stimmen«:<br />
eine Toninstallation, aufgenommen<br />
im Sulzberger Wahllokal,<br />
bringt unsichtbares Leben in den<br />
künstlerischen Eingangsbereich<br />
»Gemeindehaus« statt »Gemeindeamt« ist nicht<br />
zufällig gewählt Es soll damit die Verbundenheit zum Dorf ausgedrückt werden.<br />
Rechts: 75 Prozent der Bürger spendeten eine Haarlocke für das Gemeindezentrum<br />
Ein Haus mit Locken<br />
oder: 1740 Ichs<br />
<strong>Das</strong> Gemeindehaus in Sulzberg ist etwas ganz Besonderes: Betritt ein Besucher den<br />
Eingangsbereich, begrüßen ihn sogleich über eintausend Sulzberger Bürger. Für eine aufwendige<br />
»Kunst am Bau«-Installation stiftete ein Großteil der Einwohner eine Haarlocke.<br />
Die Idee war, auf diese Weise alle Bürger des Ortes symbolisch ins Gemeindehaus zu holen<br />
Fotos: Viola Elgaß<br />
Mal schnell« einen Reisepass beantragen oder nach dem Weg fragen<br />
wäre im Sulzberger Gemeindehaus geradezu eine Verschwendung.<br />
Es gibt wohl kaum jemanden, den bei seinem ersten Besuch die<br />
ungewöhnliche künstlerische Idee im Eingangsbereich des Gebäudes<br />
nicht zumindest kurzzeitig gebannt hat.<br />
Äußerlich prägen heimisches Holz und Sichtbeton das eher nüchterne<br />
Gebäude. Im Innenraum wurden 2000 Quadratmeter in Weißtannenverkleidung<br />
ausgeführt, die Fassade kleiden rund 400 Quadratmeter<br />
Weißtannenschindeln.<br />
Gleich hinter der gläsernen Eingangstür werden die Besucher des<br />
Gemeindezentrums von der einzigartigen Raum- und Toninstallation<br />
mit dem Titel »1740 Ichs« empfangen. Dafür wurden im Foyer zwei<br />
Wandteile mit insgesamt acht Metern Länge und zweieinhalb Metern<br />
Höhe montiert, die 1740 transparente Würfel aus Gießharz enthalten.<br />
In diese Würfel wurden Haarsträhnen und -locken von 1340 Sulzbergern<br />
und Sulzbergerinnen eingegossen. Etwa 400 Würfel blieben leer. Sie<br />
stehen für die Einwohner, die entweder keine Haare (mehr) hatten oder<br />
sich nicht am Projekt beteiligen wollten.<br />
Bereits Monate vor der Fertigstellung des Gebäudes im Jahr 2006 wurden<br />
die Haare für das Projekt gesammelt. Bürgermeister Helmut Blank<br />
persönlich bat die Dorfbewohner in einem Schreiben darum. Jeder sollte<br />
ein paar Haare lassen. Die meisten wurden direkt vom örtlichen Friseur<br />
geschnitten und in beschrifteten Kuverts an den Vorarlberger Künstler<br />
Roland Stecher weitergeleitet, der sie in einem aufwändigen Verfahren<br />
in Kunstharzwürfel eingoss. Für jede Person ein Würfel. Die Würfel sind<br />
in eine großflächige, wabenartige Rahmenkonstruktion eingelassen und<br />
fügen sich so zu einem einzigartigen Wandbild. <strong>Das</strong> Mosaik aus 1740<br />
transparenten Würfeln verweist nun auf die Einwohner von Sulzberg.<br />
Unterstrichen wird das Ganze durch eine Toninstallation, die im<br />
selbem Raum zu hören ist: Ein undefinierbares Gewirr aus Stimmen,<br />
aufgenommen im Sulzberger Wahllokal anlässlich der Nationalratswahl<br />
im Oktober 2006 – die Sulzberger haben dabei wortwörtlich für das<br />
Projekt ihre Stimme abgegeben.<br />
INFO: Gemeinde Sulzberg, Dorf 1, A-6934 Sulzberg,<br />
Tel. +43 5516 2213-0, Fax +43 5516 2213-2,<br />
E-Mail: gemeinde@sulzberg.at, www.sulzberg.at<br />
Fakten über Sulzberg<br />
▶ Sulzberg liegt auf dem Gipfel des gleichnamigen,<br />
rund 1000 Meter hohen Berges<br />
▶ Derzeit zählt die Vorarlberger <strong>Naturpark</strong>gemeinde 1860 Einwohner<br />
▶ Sulzberg ist mit 80 Landwirtschaftsbetrieben, rund 600 Rindern,<br />
1500 Milchkühen und einer Jahres-Milchproduktion von über sechs<br />
Millionen Litern die größte Bauerngemeinde Vorarlbergs<br />
▶ Im Keller der »Käserebellen« – wie sich die Sulzberger Bauern<br />
nennen – lagerte 1998 der mit 247 Kilogramm Gewicht und 285<br />
Zentimeter Umfang größte Emmentaler der Welt<br />
34 <strong>NAGELFLUH</strong>
Mehr »outdoor«<br />
Fotos: Viola Elgaß<br />
am Outdoortag<br />
Kletterturm, Naturforscherwerkstatt und Erlebnisrallye: Der Outdoortag<br />
zur feierlichen Eröffnung des AlpSeeHauses vergangenen<br />
<strong>Sommer</strong> begeisterte zahlreiche Besucher. Für den kommenden<br />
Outdoortag am 23. Juni wird das Programm ordentlich auf poliert.<br />
Armin Schaupp, Bürgermeister der Stadt Immenstadt und selbst<br />
sportbegeisterter »Outdoorler«, verrät einige Einzelheiten<br />
Der<br />
Outdoortag<br />
<strong>2013</strong> soll sich von<br />
dem im vergangenen<br />
Jahr wesentlich unterscheiden.<br />
Was soll anders<br />
werden?<br />
Armin Schaupp:<br />
Beim ersten Outdoortag<br />
war es hauptsächlich die Einweihung des<br />
AlpSeeHauses, die im Mittelpunkt stand.<br />
Dieses Jahr wollen wir ein Programm anbieten,<br />
das einen »Outdoor«-Tag auch als solchen<br />
kennzeichnet. Deshalb steht er in diesem Jahr<br />
unter dem Fokus »Berge für Einsteiger«.<br />
Was genau müssen wir uns darunter<br />
vorstellen?<br />
Armin Schaupp: Nun, es werden zum<br />
Beispiel Wanderungen und Mountainbiketouren<br />
in verschiedenen Schwierigkeitskategorien<br />
angeboten. <strong>Das</strong> Prinzip ist so geplant, dass die<br />
Touren und Aktivitäten außerhalb starten und<br />
dann am AlpSeeHaus enden.<br />
Also doch ein Zusammentreffen am<br />
Schluss. Und am AlpSeeHaus gibt es dann<br />
ein Rahmenprogramm?<br />
Armin Schaupp: Genau, dort wird es<br />
wieder Stände von verschiedenen Anbietern<br />
geben, das Naturerlebniszentrum wird ein<br />
umfangreiches Kinderprogramm anbieten, die<br />
große Slackline-Anlage am Alpsee wird wieder<br />
aufgebaut – das alles findet rund ums AlpSee-<br />
Haus statt. Aber: Im Mittelpunkt stehen die<br />
Aktivitäten außerhalb.<br />
Und wie weit reicht der Radius dieser<br />
Aktivitäten innerhalb des <strong>Naturpark</strong>s?<br />
Armin Schaupp: Eine Gesamtabdeckung<br />
ist natürlich nicht möglich – an einem Tag<br />
kann ich nicht von der Hörnergruppe bis nach<br />
Immenstadt wandern. Angedacht sind eher<br />
Touren wie von der Salmaser Höhe zum Alpsee.<br />
Als etwas schwierigere Tour planen wir<br />
eine Überschreitung der gesamten Nagelfluhkette<br />
von Oberstaufen-Steibis aus. Bei einer<br />
anderen Tour fährt man mit der Bergbahn auf<br />
den Mittag, von dort geht es bis zum Stuiben,<br />
und über die Alpe Gund und die Bärenfalle<br />
zum Alpsee, wo die Lädine die Wanderer abholt.<br />
Zu den Startpunkten bringt uns übrigens<br />
der Bus. <strong>Das</strong> heißt, Beginn am AlpSeeHaus<br />
und Ende am AlpSeeHaus.<br />
Und bei Schlechtwetter?<br />
Armin Schaupp (grinst): Ziehen wir’s<br />
genauso durch. Es gibt kein Schlechtwetter.<br />
Trotz des Außenprogramms sind wir eigentlich<br />
witterungsunabhängig. Höchstens das Klettern<br />
am Nagelfluhfelsen bei Freidorf-Untermaiselstein<br />
müssten wir absagen – aber dann fahren<br />
wir eben stattdessen in die Kletterhalle bei<br />
Sonthofen.<br />
Es gibt sogar Pläne, den Outdoortag<br />
jetzt zweimal im Jahr zu veranstalten.<br />
Armin Schaupp: Richtig. Es soll künftig<br />
einen <strong>Sommer</strong>- und einen Winter-Outdoortag<br />
geben. Angedacht ist zum Beispiel ein Termin<br />
im Februar. Dort werden dann Aktivitäten wie<br />
Skitouren und Schneeschuhwanderungen<br />
angeboten – ebenfalls in verschiedenen<br />
Schwierigkeitsgraden.<br />
Info: Der Outdoortag <strong>2013</strong> findet am 23. Juni<br />
von 12 bis 17 Uhr statt. Für die Touren und<br />
Aktionen kann man sich ab Mitte April beim<br />
Gästeamt Immenstadt und im AlpSeeHaus anmelden.<br />
Da die Teilnehmerzahlen begrenzt sind,<br />
sollte man sich möglichst zeitig vormerken lassen<br />
Anzeige<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 35
Wandertag<br />
Fußgänger<br />
im <strong>Naturpark</strong><br />
Erstmals in der 130-jährigen Geschichte des<br />
Deutschen Wandertages wird diese größte<br />
Wanderveranstaltung Europas in der Region<br />
stattfinden. Vom 26. Juni bis 1. Juli werden im<br />
Oberallgäu und in den angrenzenden Regionen<br />
etwa 30.000 zünftige »Fußgänger« erwartet<br />
Der Deutsche Wanderverband mit rund 600.000 Mitgliedern in<br />
58 regionalen Gruppierungen veranstaltet jedes Jahr ein Treffen in<br />
der Region eines Mitgliedsverbandes. Seit 2008 ist der Heimatbund<br />
Allgäu das südlichste Mitglied im Wanderverband. Der Heimatbund hat<br />
bereits im Beitrittsjahr 2008 den Zuschlag für die Ausrichtung der Großveranstaltung<br />
bekommen. Oberstdorf wurde als veranstaltungserprobte<br />
Marktgemeinde zur »Wandertagshauptstadt« gewählt.<br />
Viele der rund 3000 Ortsgruppen organisieren Ausflüge zum großen<br />
Wandertag. Da sich 30.000 »Fußgänger« nicht an einem Ort treffen können,<br />
strahlt der Deutsche Wandertag immer auf die ganze Region aus.<br />
Bis zu 80 Kilometer entfernt von der Wandertagshauptstadt quartieren<br />
sich die Wanderer ein. Sie kommen oft schon Tage vor dem eigentlichen<br />
Ereignis und bleiben manchmal auch länger. Aus diesem Grund<br />
werden auch Nachbar-Regionen, vor allem die <strong>Naturpark</strong>-Gemeinden<br />
im Vorarlberg, im Kleinen Walsertal und im Tannheimer Tal Gäste<br />
erwarten können. Im Oberallgäu sind neben Oberstdorf und den deutschen<br />
<strong>Naturpark</strong>-Gemeinden auch Sonthofen, Bad Hindelang, Rettenberg<br />
und Burgberg als aktive Ausrichter beteiligt. Der 113. Deutsche<br />
Wandertag hat ein passendes Motto bekommen: »Wandern<br />
hoch drei«. Im Programmheft sind »flache« Touren entlang<br />
der Iller und der Täler angeboten. Einen zweiten Schwerpunkt<br />
bilden die Wanderungen auf den mittleren Höhen<br />
der Hörnerkette und der Nagelfluhkette. Den dritten Teil<br />
von »hoch drei« bilden die Allgäuer Hochalpen.<br />
»Wandern hoch drei« ist das Thema <strong>2013</strong>. Im Flachen und<br />
in den Bergen wollen die Besucher sich bewegen<br />
36<br />
<strong>NAGELFLUH</strong>
Bei den vorhergehenden Wandertagen in Fulda, Melle und Fläming<br />
hat der Heimatbund, der zusammen mit der Allgäu GmbH für die<br />
Durchführung des Wandertages zuständig ist, überwältigenden Zuspruch<br />
bekommen. »Wir kommen <strong>2013</strong> ins Allgäu!« freuten sich Wandergruppen<br />
aus ganz Deutschland. Der Wandertag in unserer Region<br />
hat einen ganz besonderen Reiz für die Teilnehmer: Noch nie in der<br />
130-jährigen Geschichte fand ein Jahrestreffen in hochalpiner Umgebung<br />
statt. Von den bisher 112 Deutschen Wandertagen fanden 18 in<br />
Bayern statt, aber alle in nördlichen Mittelgebirgs-Regionen oder im Bayerwald.<br />
Den letzten Deutschen Wandertag in bayerischen Gefilden gab<br />
es 1997 in Aschaffenburg. Der Heimatbund und Oberstdorf bieten also<br />
für viele Mitglieder des Wanderverbandes absolutes »Neuland« an.<br />
Ein weiterer Ansatz ist neu für die Teilnehmer. »Wandern mit Kultur«<br />
hat sich der Veranstalter auf die Fahnen geschrieben. Naturdenkmäler,<br />
Museen, Allgäuer Burgen, Freilicht-Museen und Sehenswürdigkeiten<br />
abseits der Hauptrouten werden angeboten. Dabei spielt beispielsweise<br />
das AlpSeeHaus in Bühl als Portal zum <strong>Naturpark</strong> eine besondere Rolle.<br />
Dort wird den Besuchern ein fachkundiger Einstieg in die Landschaftsformen<br />
und die Natur der Hörner und der Nagelfluhkette geboten.<br />
Erfahrungen aus vorhergehenden Wandertagen zeigen, dass viele<br />
Gruppen sich beim Deutschen Wandertag »Laune machen lassen«,<br />
wiederzukommen. Immer wieder stößt man Jahre später noch auf Ortsgruppen<br />
des Wanderverbandes, die selbständig Touren in den Orten vergangener<br />
Wandertage buchen. Denn allzu viel Zeit haben die Teilnehmer<br />
ja nicht während der sechs Tage vom 26. Juni bis 1. Juli. Insbesondere,<br />
weil am Sonntag ja alle in die Wandertagshauptstadt zum großen Umzug<br />
kommen. Bei diesem Umzug, der sich meist über vier bis fünf Kilometer<br />
hinzieht, präsentieren sich die Gruppen aus ganz Deutschland – meist<br />
mit besonderen Sehenswürdigkeiten aus ihren Regionen.<br />
Da im südlichsten Zipfel Deutschands noch nie ein Wandertag<br />
organisiert wurde, wäre es gar nicht verwunderlich wenn ein neuer Teilnehmerrekord<br />
zu verbuchen wäre. Viele Verbandsmitglieder haben nur<br />
darauf gewartet, dass unsere Region einmal dran kommt. Am Infostand<br />
beim letzten Wandertag war der meist gsprochene Satz: »Wandertag im<br />
Allgäu – wir kommen!«<br />
Oberstdorf als Wandertagshauptstadt und die Orte drum herum – vor<br />
allem aber auch für die <strong>Naturpark</strong>-Gemeinden diesseits und jenseits der<br />
Landesgrenzen – haben die große Chance, ihre Form des schonenden<br />
Naturgenusses einer breiten Zielgruppe zu präsentieren. red<br />
Fotos: Volker Wille, Peter Elgaß<br />
Beim Festzug der Wanderer in Fulda marschierte diese junge Bergsteiger-Truppe mit<br />
(oben). So ausgerüstet und gut betreut, fänden die fünf ideales Übungsgelände in<br />
der Nagelfluhkette (Foto ganz oben)<br />
<strong>NAGELFLUH</strong> 37
Wie die Virginia<br />
ins Allgäu kam<br />
Es ist noch gar nicht so lange her,<br />
da war die damalige Wegverbindung<br />
Lecknertal - Aubachtal eine rege<br />
Schmugglertrasse. Von Hittisau in<br />
Vorarlberg nach Gunzesried im Allgäu<br />
führte die sogenannte Tabak route –<br />
und das noch in den 1950er Jahren<br />
Die »schlanke Virginia« gehörte früher genauso zum Stammtisch wie der Bierkrug in der Hand<br />
Besonders beliebt waren die seinerzeit berühmten, heutzutage eher<br />
vergessenen »Virginias« der österreichischen Tabak-Regie, eine<br />
ungefähr 25 Zentimeter lange, dünne Zigarre mit Strohhalm, die am<br />
Biertisch, sonntags und am Abend gequalmt wurde. Die Schafkopf -<br />
runden am Stammtisch und damit auch die Virginias sind in der damaligen<br />
Form, dank Fernsehen und Motorisierung, fast ausgestorben.<br />
Auch über Balderschwang und das Wälderloch zwischen den Alpen<br />
Ober- und Unterwillhelmine, also dem uralten Viehtrieb bewegte sich<br />
ein schwungvoller Handel. Während über letzteren Weg bei Nacht und<br />
Nebel das im Allgäu beliebte Vorarlberger Vieh eingeschleust wurde,<br />
ging die Tabakroute von Hittisau über das Lecknertal bis zur öster -<br />
reichisch-deutschen Grenze. Von dort im Rucksack über die Alpe Lache<br />
oder je nach Streifengang der »Grenzer«, wie die Zollbeamten seinerzeit<br />
genannt wurden, über die Alpen Helmingen und Sura zur Alpe Scheidwang.<br />
Im Winter wurde die heiße Ware von den Holzschlittlern übernommen<br />
und bis zum Sägewerk Gunzesried gebracht, das als Umschlagplatz<br />
diente. So war die Gefahr auf viele Schultern verteilt.<br />
<strong>Das</strong> Originelle an der ganzen Sache war, dass sich das Zollbüro genau<br />
auf dem Flur befand, auf dem die Ware verteilt wurde. So wusste man<br />
natürlich, wann die Beamten auf Streife waren. Ein bisschen Nervenkitzel<br />
durfte obendrein nicht fehlen. Böse Zungen behaupteten, so manchen<br />
Zöllner virginiarauchend auf Streife beobachtet zu haben. Meist haben<br />
Hausierer die Zigarren gleich ins Unterland gebracht und verkauft. Eine<br />
der vielen Anekdoten sagt, dass vor allem Pfarrköchinnen die Zigarren<br />
erwarben. Damit sie selbst und nicht der Herr Pfarrer, der sie später<br />
geraucht hat, beichten musste.<br />
Im Dritten Reich verstanden die Beamten allerdings keinen Spaß<br />
mehr. Die neuuniformierten Grenzer zeigten sich durchweg als üble<br />
»Spielverderber«. Dies allerdings konnte bei den Gunzesriedern nicht<br />
ohne Folgen bleiben. Eines Nachts flog das Kontrollhäuschen hinter der<br />
Hohen Bruck in die Luft. Natürlich ohne Besatzung. Trotz strenger<br />
Verhöre kam nie heraus, wer’s war.<br />
Die einst »schlanke und biegsame« Virginia ist heute alt geworden.<br />
Mit ihr stirbt ein Stück gute alte Zeit. Die Virginiaraucher gehören heute<br />
zu den »Exoten«.<br />
Mit freundlicher Genehmigung von Claudius Janner<br />
Info: Noch mehr »G’schichten« aus der alten Zeit gibt es auf der<br />
Internetseite www.sennalpen.de<br />
Fotos: Familie Jamin, Thomas Heger/pixelio.de<br />
Rund das Vierfache ihres normalen Verdienstes<br />
konnte der Tabakschmuggel einigen<br />
waghalsigen Burschen einbringen. Dafür<br />
nahmen viele die gefährliche Wanderung<br />
zwischen Vorarlberg und Oberallgäu auf sich<br />
38<br />
<strong>NAGELFLUH</strong>