08.12.2012 Aufrufe

Das bietet Ihnen die Zusammenarbeit mit einer der grössten ...

Das bietet Ihnen die Zusammenarbeit mit einer der grössten ...

Das bietet Ihnen die Zusammenarbeit mit einer der grössten ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

2 <strong>die</strong> zweite säule ist baufällig<br />

Schweizer Monat Son<strong>der</strong>theMa 5 Juni 2012<br />

Renditefalle, überalterte Pensionskassen, Zeitbombe Demographie: <strong>die</strong> Probleme <strong>der</strong> beruflichen Vorsorge<br />

sind bekannt. Wird weiter zugewartet, entwickelt sich <strong>die</strong> zweite Säule zur Volkspension.<br />

Weist <strong>die</strong> dritte Säule den Weg?<br />

von André P. Jaeggi<br />

<strong>Das</strong> Dreisäulenmodell <strong>der</strong> Schweiz gilt<br />

als Vorzeigebeispiel <strong>einer</strong> effizienten<br />

Altersvorsorge. Ist es das wirklich? Es gibt<br />

berechtigte Zweifel, ob Herr und Frau<br />

Schweizer wirklich gelassen ihrer Altersvorsorge<br />

entgegenblicken dürfen. Mindestens<br />

<strong>die</strong> erste und <strong>die</strong> zweite Säule scheinen<br />

<strong>die</strong> Komfortzone bereits verlassen zu<br />

haben. Die AHV ist als Sanierungsfall er-<br />

Nachhaltige Sanierungen<br />

sind oft schwer durchsetzbar,<br />

weil <strong>die</strong> Kosten den Betroffenen<br />

direkt wehtun.<br />

kannt. Schönfärberisch ist von «Revisionen»<br />

<strong>die</strong> Rede. Doch mehr als Flickwerk ist<br />

bis jetzt nicht in Sicht. Die Folgen sind<br />

<strong>mit</strong>tlerweile selbst für den Mittelstand<br />

spürbar: Der AHV-Beitrag verkommt zur<br />

Umverteilungssteuer.<br />

Die zweite Säule hingegen wird weiterhin<br />

hochgelobt. Dabei bläst ihr seit Jahren<br />

ein rauher Wind entgegen, <strong>der</strong> sie regelrecht<br />

zu unterhöhlen droht: Die auf den Finanzmärkten<br />

erzielten Renditen sind ungenügend;<br />

<strong>die</strong> demographische Entwicklung ist<br />

ungünstig. Zahlreiche Pensionskassen sind<br />

bereits in Unterdeckung geraten und gleiten<br />

immer tiefer in <strong>die</strong> Bredouille. Nachhaltige<br />

Sanierungen sind oft schwer durchsetzbar,<br />

weil <strong>die</strong> Kosten den Betroffenen direkt wehtun,<br />

zum Beispiel in Form höherer Lohnbeiträge<br />

für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Daraus<br />

erwächst den betroffenen Unternehmen<br />

meistens auch noch ein Nachteil auf dem<br />

Arbeitsmarkt. Auch ist nicht jedes Unternehmen<br />

wirtschaftlich in <strong>der</strong> Lage, bei Bedarf<br />

beliebig freie Mittel einzuschiessen, um<br />

den Deckungsgrad ins Lot zu bringen. Und<br />

wenn eine öffentlich-rechtliche Kasse in<br />

Schieflage ist, muss <strong>die</strong> Deckungslücke beim<br />

Steuerzahler geholt werden. Diese Konstellation<br />

birgt sozialen Sprengstoff, den es<br />

rechtzeitig – heute, nicht morgen – zu entschärfen<br />

gilt.<br />

Realitätsfremde Zinsvorgaben<br />

Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen<br />

brav Jahr für Jahr ihre Beiträge in <strong>die</strong> zweite<br />

Säule; doch <strong>der</strong> dritte Beitragszahler streikt.<br />

Auf den Finanzmärkten eine ansprechende<br />

Rendite zu erzielen, ohne ein beträchtliches<br />

Risiko einzugehen, ist kaum mehr möglich.<br />

Mit Obligationen lässt sich im Niedrigzinsumfeld<br />

kaum mehr etwas ver<strong>die</strong>nen. Aktien<br />

dümpeln vor sich hin o<strong>der</strong> zeigen eine Volatilität,<br />

welcher das Risikomanagement kaum<br />

gewachsen ist. Ausserdem spielt den Schweizer<br />

Pensionskassen <strong>der</strong> starke Franken übel<br />

<strong>mit</strong>. Eine Diversifikation ins Ausland hat den<br />

Kassen ausser zusätzlichem Risiko auch<br />

andré P. Jaeggi<br />

ist promovierter Politikwissenschafter. er berät<br />

institutionelle anleger und ist Stiftungsratspräsident<br />

<strong>der</strong> Pensionskasse alvoso LLB. er vertritt<br />

im artikel seine persönliche Meinung.<br />

kaum etwas gebracht. Die Senkung des Mindestzinssatzes<br />

auf 1,5 Prozent im letzten<br />

Herbst spiegelt <strong>die</strong> trübe Lage. Zur Erinnerung:<br />

<strong>der</strong> Mindestzinssatz wird vom Bundesrat<br />

politisch festgelegt und gilt als Richtschnur,<br />

wie <strong>die</strong> obligatorischen Beiträge<br />

an <strong>die</strong> zweite Säule – <strong>der</strong> grösste Teil <strong>der</strong><br />

Zwangsersparnisse <strong>der</strong> meisten Schweizerinnen<br />

und Schweizer – verzinst werden.<br />

<strong>Das</strong> Problem ist, dass <strong>die</strong>ser optisch<br />

tief anmutende Zinssatz immer noch viel<br />

zu hoch, <strong>mit</strong>hin realitätsfremd ist. 1 Die<br />

letzten zehn, strenggenommen sogar zwölf<br />

Jahre waren für <strong>die</strong> Pensionskassen verlorene<br />

Jahre – das Kapital <strong>der</strong> Beitragszahler<br />

ist seit 2000 de facto geschrumpft. 2 Doch:<br />

darf überhaupt <strong>mit</strong> steigenden Aktienrenditen<br />

gerechnet werden?<br />

Die Hinweise mehren sich, dass sich<br />

<strong>die</strong> Konstellation für Aktien grundlegend<br />

verän<strong>der</strong>t. <strong>Das</strong> St. Galler World Demogra-<br />

1 Der Schweizerische Pensionskassenverband ASIP lässt jeweils halbjährlich durch <strong>die</strong> Beratungsfirma Towers<br />

Perrin einen Performancevergleich <strong>der</strong> Schweizer Pensionskassenfonds errechnen. Demnach hat <strong>der</strong> Median<br />

aller Schweizer Vorsorgeeinrichtungen 2011 eine Rendite von -0,2 Prozent erwirtschaftet, also Geld verloren.<br />

Ein statistischer Ausreisser? Lei<strong>der</strong> nicht. Über <strong>die</strong> letzten fünf Jahre liegt <strong>die</strong> Medianrendite nur knapp<br />

über null. Genaugenommen sind es 0,2 Prozent, und das trotz dem Superjahr 2009. Über zehn Jahre liegt <strong>die</strong><br />

Medianrendite immerhin auf 2,4 Prozent. Diese deckt in <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Fälle gerade mal <strong>die</strong> Kosten für<br />

Administration und Rückversicherung.<br />

2 Sowohl <strong>der</strong> Fünf- wie <strong>der</strong> Zehnjahresvergleich stellen vermeintlich grundlegende Erkenntnisse <strong>der</strong> Portfoliotheorie<br />

auf den Kopf. Konkret haben <strong>die</strong> Anlagekategorien Aktien Schweiz und Aktien Ausland schwächer<br />

performt als Obligationen Schweiz und Obligationen Fremdwährung. Statt <strong>die</strong> laufenden Verbindlichkeiten aus<br />

den Obligationencoupons zu zahlen, mussten <strong>die</strong> Pensionskassen in <strong>die</strong>ser Dekade auf Dividenden zurückgreifen<br />

o<strong>der</strong> eben Vermögen verzehren. Natürlich werden <strong>die</strong> Finanzwissenschafter nicht müde zu betonen, man<br />

müsse eben lange Perioden anschauen, da<strong>mit</strong> sich Diversifikation und Übergewichte von Aktienbeständen auszahlten;<br />

selbstverständlich zahlt <strong>die</strong> Durchschnittsschweizerin während rund 40 Jahren Beiträge an <strong>die</strong> zweite<br />

Säule. Doch dass <strong>die</strong> letzten 12 von 40 Jahren verloren gingen, hat keine Statistik vorgesehen!<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!