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Teaser von Alpsommer & Viehscheid 2015

Wir laden Sie herzlich ein, das Allgäuer Brauchtum in seiner ganzen Vielfalt zu entdecken, einen tieferen Einblick in die Alpwirtschaft zu gewinnen oder sich einfach nur von unserer Region, den Menschen und den Tieren faszinieren zu lassen. Besonders während des Alpsommers, den unsere Rinder auf den Alpen in Mittel- und Hochlagen verbringen, und in der darauffolgenden Viehscheid-Saison zeigt sich das Allgäu von seiner buntesten Seite. Die Viehscheide, bei denen die Tiere wieder ihren Besitzern übergeben werden, sind für die Region eine Zeit der Feste. Nur noch im Allgäu und in einigen Orten in Vorarlberg und Tirol hat sich der alte Brauch erhalten.

Wir laden Sie herzlich ein, das Allgäuer Brauchtum in seiner ganzen Vielfalt zu entdecken, einen tieferen Einblick in die Alpwirtschaft zu gewinnen oder sich einfach nur von unserer Region, den Menschen und den Tieren faszinieren zu lassen. Besonders während des Alpsommers, den unsere Rinder auf den Alpen in Mittel- und Hochlagen verbringen, und in der darauffolgenden Viehscheid-Saison zeigt sich das Allgäu von seiner buntesten Seite. Die Viehscheide, bei denen die Tiere wieder ihren Besitzern übergeben werden, sind für die Region eine Zeit der Feste. Nur noch im Allgäu und in einigen Orten in Vorarlberg und Tirol hat sich der alte Brauch erhalten.

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www.alpsommer-viehscheid.de<br />

<strong>Alpsommer</strong><br />

Magazin für Allgäuer Lebensart,<br />

Tradition und Freizeit<br />

& <strong>Viehscheid</strong> <strong>2015</strong><br />

Hundert Tage Höhenluft<br />

Urlaub auf der Bergweide<br />

4,– Euro


Impressum<br />

Inhalt<br />

Verlag und Herstellung:<br />

Verlag HEPHAISTOS<br />

EDITION ALLGÄU<br />

Lachener Weg 2<br />

87509 Immenstadt-<br />

Werdenstein<br />

Tel. 08379/728616<br />

Fax 08379/728018<br />

info@heimat-allgaeu.info<br />

www.heimat-allgaeu.info<br />

Redaktion:<br />

Marius Lechler (v.i.S.d.P.),<br />

Viola Elgaß,<br />

Thomas Niehörster<br />

Tel. 08379/728616, E-Mail:<br />

info@heimat-allgaeu.info<br />

Gekennzeichnete Beiträge<br />

stellen die Meinung des<br />

Ver fassers, nicht aber des<br />

Verlages dar.<br />

Layout:<br />

Bianca Elgaß, Ramona Klein,<br />

Dominik Ultes<br />

Anzeigen:<br />

Sven Abend (Ltg.),<br />

Tel. 08379/728616; gültige<br />

Anzeigenpreisliste: 1/<strong>2015</strong><br />

Bankverbindung Verlag:<br />

Raiffeisenbank Oberallgäu-<br />

Süd eG, IBAN:<br />

DE97733699200007126999,<br />

BIC: GENODEF1SFO<br />

Druckerei:<br />

Druckhaus Weppert<br />

Schweinfurt GmbH<br />

Silbersteinstraße 7<br />

97424 Schweinfurt<br />

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auf Facebook:<br />

www.facebook.com/<br />

allgaeu.braunvieh<br />

Fotos: Wolfgang B. Kleiner; Marius Lechler; Dominik Ultes, Schuh-Keller/Marco Keller; Tourismus Hörnerdörfer GmbH; Titelfotos: Archiv EDITION ALLGÄU; Dominik Ultes; Volker Wille<br />

44 34<br />

Vorwort Seite 3<br />

Buntes Allgäu<br />

Moostouren und Weiherwege Seite 6<br />

Sommerliches Schlemmen Seite 6<br />

Wenn der Bergsommer zu Ende geht Seite 7<br />

Auf dem »Allgäuer Eisenbähnle« Seite 7<br />

Nützliche Adressen rund um den <strong>Alpsommer</strong> Seite 7<br />

Großer TV-Auftritt für Hirten und Hornvieh<br />

Der <strong>Viehscheid</strong> Oberstaufen live im Internet Seite 8<br />

Im Schönheitssalon für vierbeinige Diven<br />

Zu Besuch bei »Kuh-Fitterin« Nicole Nägele Seite 12<br />

Vierbeiner-Treffen im Tal mit Tradition<br />

Die Historie des <strong>Viehscheid</strong>s Seite 16<br />

Tourismusvisionär mit Sinn für Allgäuer Werte<br />

Interview: Tourismusdirektor Jan Schubert Seite 20<br />

Konferenz der Tiere mit weit über 1000 Rindern<br />

<strong>Viehscheid</strong> in Obermaiselstein Seite 24<br />

Der Herr der Riemen für klingenden Schmuck<br />

»Kuhgürtel«-Macher Herbert Vogler Seite 26<br />

Der längste Marsch<br />

Ein weiter Weg zum <strong>Viehscheid</strong> Maierhöfen Seite 30<br />

Scharfer Blick auf das wahre Allgäu<br />

Interview: Fotograf Wolfgang B. Kleiner Seite 34<br />

Das goldene Handwerk<br />

Alpsennereimuseum Hittisau Seite 38<br />

Als Volkshelden verehrt, als Verbrecher bestraft<br />

Als Wilderer das Allgäu unsicher machten Seite 40<br />

Pantoffelhelden – Handarbeit für warme Füße<br />

Familie Keller schustert Fell-Holzschuhe Seite 44<br />

Mit himmlischem Segen hinauf zu den Alpen<br />

Bei der »Alp-Benediktion« im Ostrachtal Seite 48<br />

Panoramakarte<br />

<strong>Viehscheid</strong>orte und Termine im Überblick Seite 50<br />

<strong>Viehscheid</strong>termine im Allgäu und Umgebung<br />

Große Übersicht der Alpabtriebe Seite 52<br />

Das grüne Klassenzimmer<br />

Pauken mit Lupe, Molch und Blümchen Seite 56<br />

Titelmotiv: <strong>Viehscheid</strong> in Bad<br />

Hindelang, fotografiert <strong>von</strong><br />

Wolfgang B. Kleiner<br />

12<br />

4 <strong>Alpsommer</strong><br />

&<strong>Viehscheid</strong> <strong>2015</strong>


8<br />

Mit feinem Strich zum bunt verzierten Möbel<br />

Bauernmaler Georg Larsch Seite 60<br />

Haarspielereien für die Traditions-Tracht<br />

Anleitung: Flechtfrisur zum Nachmachen Seite 62<br />

Die Preziosen-Schöpfer aus der Silberwerkstatt<br />

Miederhaken aus dem Hause Schwarz Seite 66<br />

Vielstimmige Klänge ohne Klischees<br />

Loni Kuisles Jodelkurse auf der Alpe Seite 68<br />

Freizeit<br />

Hohe Töne Seite 70<br />

Zeitreise durch die Wunderkammer Seite 70<br />

Mit Tuba und Flügelhorn ins Bettchen Seite 71<br />

Lagerfeuermärchen mit Fledermauskonzert Seite 71<br />

Käse-Kräuter-Sommer im Gunzesrieder Tal Seite 72<br />

Der Heugäuer ist ein echter Allgäuer Seite 72<br />

Rasant rodeln, hoch klettern Seite 74<br />

Immer wieder samstags Seite 74<br />

Meisterkurse und Konzerte Seite 74<br />

Der Tanz der wilden Männer Seite 75<br />

Auflösung zum Kinderrätsel Seite 75<br />

Vergessenes ins Licht gerückt Seite 76<br />

Von Hänsel und Gretel gegründet Seite 76<br />

Mit langen Löffeln und lautem »I-aah« Seite 77<br />

Des Ritters neue Kleider Seite 78<br />

Die Polizei machts vor Seite 78<br />

Maja spielt die Hauptrolle Seite 79<br />

So viele Gäste wie noch nie Seite 79<br />

Scharf nôchdenkt über Urlaub im Allgäu<br />

Kolumne <strong>von</strong> Buchautor Max Adolf Seite 73<br />

Ein Ort himmlischer Schönheit<br />

Mundartgedicht »Himlsbuind« Seite 80<br />

Für Sie vorausgelesen – Allgäu-Bücher Seite 82<br />

Kinderspiele aus Großmutters Zeit<br />

Zeitvertreib ohne iPhone und Computer Seite 84<br />

Kinderseiten<br />

Ausflugstipps für den Nachwuchs und Rätsel Seite 88<br />

Das <strong>Viehscheid</strong>-Preisrätsel<br />

Genuss-Gutscheine zu gewinnen Seite 90<br />

24 62<br />

<strong>Alpsommer</strong><br />

&<strong>Viehscheid</strong> <strong>2015</strong><br />

5


Portrait<br />

Im Schönheitssalon<br />

für vierbeinige Diven<br />

Um »Pirelli«, ihre heutige »Kundin«, wettbewerbstauglich zu machen, braucht<br />

Nicole Nägele eine Menge Zubehör. Schermaschine, Bürsten, Spezial-Haarspray,<br />

Shampoo, Föhn und Puder hat sie bereitgelegt, um den Paarhufer aufzuhübschen.<br />

Sie ist eine sogenannte Kuh-Fitterin, die die schönsten Kühe des<br />

elterlichen Hofes für Tierschauen herausputzt<br />

Ganz oben: »Kuh-Fitterin« Nicole<br />

Nägele mit »Pirelli«. Unten. Auch<br />

das Fell in und um die Ohren der<br />

Kuh wird bei der ausführlichen<br />

Behandlung sorgfältig entfernt.<br />

Besonders vorsichtig ist sie beim<br />

Rasieren des Euters. Die Milch -<br />

adern werden so hervorgehoben<br />

Nicole Nägeles Model mit der Nummer 918 aus<br />

dem heimischen Stall hat bereits die Vorbehandlung<br />

im »Friseursalon« hinter sich – wie<br />

es beim Haarkünstler um die Ecke auch passiert. Die<br />

»Eine schön hergerichtete<br />

Kuh hebt das<br />

Image für den Hof«<br />

21-Jährige hat den Wiederkäuer mit<br />

einem Spezialshampoo für Tiere aus<br />

dem Fachhandel <strong>von</strong> oben bis unten<br />

gewaschen. Doch nun geht es an die<br />

eigentliche Schönheitsbehandlung:<br />

Stück für Stück wird das dichte Fell der Kuh dank Nägeles<br />

gekonnten Bewegungen mit der Schermaschine<br />

weniger, bis nur noch ein rund 10 Zentimeter breiter<br />

Streifen am Rücken an der sogenannten Oberlinie stehen<br />

bleibt – »dieses Stück wird Topline genannt«, erklärt<br />

sie. Bei der Behandlung, die das Tier zwischenzeitlich<br />

richtiggehend zu genießen scheint, geht bei<br />

»Pirelli« rundum ziemlich viel Haarwuchs drauf, die<br />

»Frisur« am Kopf, die Büschel an ihren Ohren sowie<br />

die feineren Haare an Bauch und<br />

Euter müssen dran glauben.<br />

Wie die 21-Jährige aus Hollen bei<br />

Seeg im Ostallgäu erzählt, habe sie<br />

bereits als kleines Mädchen an zahlreichen<br />

Tierschauen, bei denen die schönsten Kühe eines<br />

Hofes präsentiert werden, teilgenommen und<br />

schon damals zunächst Kälber, später dann Jungrinder<br />

aus dem Familienbetrieb der Nägeles vorgeführt. Einen<br />

»Kuh-Fitter« oder auch »Kuh-Stylisten« benöti-<br />

12<br />

<strong>Alpsommer</strong><br />

&<strong>Viehscheid</strong> <strong>2015</strong>


Fotos: Dominik Ultes<br />

Links: das Arbeitszeug einer »Kuh-Fitterin« – inklusive Spezial-<br />

Haarspray und Schermaschine. Oben: An einer Kuh ist ganz<br />

schön viel Fell dran, rund zwei Stunden benötigt das Rasieren<br />

Unten und rechts: Nicole Nägele beim Föhnen und<br />

Bürsten des »Irokesenschnitts«<br />

gen die Landwirte im Vorfeld, um ihre Tiere, die dort<br />

teilnehmen, besonders schön »stylen« zu lassen. Damit<br />

sie bei den Preisrichtern den besten Eindruck hinterlassen,<br />

wird vor einer solchen Schau das Fell rasiert.<br />

Durch dieses professionelle Zurechtmachen<br />

der Kuh werden die<br />

Körperlinien hervorgeho ben, markante<br />

Milchadern am Euter akzentuiert<br />

und Unebenheiten des Knochenbaus kaschiert.<br />

»Irgendwann habe ich dann gesagt, jetzt will ich das<br />

auch selber machen«, meint Nicole Nägele, die hauptberuflich<br />

in einem Elektrogeschäft arbeitet und sich<br />

für das Aufbrezeln der Kuhstall-Bewohner immer mal<br />

wieder freinehmen muss. »Danach habe ich fleißig da-<br />

»Ich spreche mit dem<br />

Tier, um es zu beruhigen«<br />

heim geübt, und irgendwann habe ich es selber auch<br />

gekonnt.«<br />

Die Ostallgäuerin ist eine der wenigen Frauen, die sich<br />

als »Kuh-Fitterin« betätigen, wie sie auch selbst bestätigt.<br />

Wie viele weitere weibliche<br />

Vertreter es gibt, weiß sie aber<br />

auch nicht. Ihr geht es beim »Stylen«<br />

der hofeigenen Vierbeiner vor<br />

allem um den Spaß, sie für die Tierschauen so gut wie<br />

möglich aussehen zu lassen und dann die Befriedigung<br />

erleben zu können, »wenn die eigene Kuh, die man<br />

selbst vorbereitet hat, möglichst weit kommt. Eine<br />

schön hergerichtete Kuh hebt schließlich auf einer Tierschau<br />

das Image für den eigenen Hof«.<br />

<br />

Unten links: »Pirelli« nach Ende<br />

der Verschönerungsaktion. Unten:<br />

Bevor der Föhn auf dem Haar -<br />

streifen am Rücken zum Einsatz<br />

kommt, wird dieser erst mal<br />

kräftig gepudert<br />

<strong>Alpsommer</strong><br />

&<strong>Viehscheid</strong> <strong>2015</strong><br />

13


Oben: Gutes Augenmaß ist<br />

wichtig für den Schnitt<br />

einer ästhetischen und vor<br />

allem wettbewerbs tauglichen<br />

Linie, der Topline<br />

Unten: Wenn die Kuh nicht<br />

zum Fitter kommt... – aber<br />

man weiß sich ja zu helfen<br />

Für die richtige Schönheitspflege benötigt »Kuh-Fitterin«<br />

Nicole Nägele natürlich ihr »Friseur-Werkzeug«,<br />

die Schermaschine mit unterschiedlichen Messeraufsätzen,<br />

das Spezialshampoo, das sie im Internet bestellt,<br />

Bürsten für die dicken Tierhaare und vor allem einen<br />

starken Haarföhn mit enger Stylingdüse.<br />

Nachdem »Pirelli« mittlerweile schon geschoren auf<br />

dem Hof der Nägeles steht und sich die »Kuh-Fitterin«<br />

mit einem sehr kurzen Messer das<br />

Euter vorgenommen hat, um es<br />

beim Rasieren nicht zu verletzen,<br />

steht jetzt noch der rund zehn Zentimeter<br />

lange Haarbüschel entlang<br />

der Rückenlinie an.<br />

Vor allem sei nicht jedes Tier auf dem familieneigenen<br />

Hof geeignet, um »frisiert« zu werden: »Bei den 70 bis<br />

80 Kühen, die wir im Stall haben, muss man eben<br />

schauen, wie schreckhaft das Exemplar ist, das man gerade<br />

vor sich hat.« So gebe es zum Beispiel auch eher<br />

nervöse Kühe. Man müsse beachten, dass sich die Kuh<br />

nicht erschreckt, erläutert Nägele.<br />

Das persönliche Rezept der »Kuh-Fitterin«: »Ich spreche<br />

mit dem Tier, um es zu beruhigen.« Es sei wichtig,<br />

auf die Nutztiere einzugehen: »Ich habe die linke Hand<br />

immer an der Kuh und in der rechten die Schermaschine,<br />

damit ich sofort merke, wenn sie sich bewegt«, er-<br />

gänzt sie – »sonst hebt sie halt schnell den Fuß und es<br />

kann sein, dass man den abbekommt.«<br />

Für die wichtigsten Schritte, um den Grasfresser richtig<br />

schön zu machen, holt Nicole Nägele den Föhn zu Hilfe:<br />

Der Haarstreifen am Rücken wird zum Irokesenschnitt<br />

geföhnt. Dann wird geschert, bis nur noch ein schmaler,<br />

ganz gerader Streifen, die »Topline«, steht. Jetzt geht es<br />

noch ans Fixieren mit speziellem Kuh-Haarspray. Die<br />

besonderen Details kommen noch,<br />

»Dank Glanzspray<br />

weiß Nicole Nägele: »Ganz am Ende<br />

bekommt das Tier noch wird der Kuh noch Glanzspray auf<br />

das Euter und das komplette Fell gesprüht,<br />

damit sie richtig schön aus-<br />

schwarze Lackschuhe«<br />

sieht. Außerdem bekommt das Tier dank Glanzspray<br />

auf den Klauen noch schwarze Lackschuhe.«<br />

Auch, wenn es beim Herrichten der heimischen Vierbeiner<br />

aus dem Stall Herausforderungen gibt, wie bei<br />

ihrer Arbeit keine Stellen zu übersehen (»Wenn die<br />

Kuh erst mal bei der Tierschau im Ring steht und ich<br />

entdecke Fehler, ist es zu spät«), Nicole Nägele macht<br />

die Tätigkeit als »Kuh-Fitterin« immer wieder Spaß –<br />

zum Beispiel besonders, wenn sie die »Topline« mit<br />

Haarspray bearbeiten dürfe, bis alles perfekt sitzt, und<br />

dann hinterher ihr selbst gestaltetes Ergebnis an ihrem<br />

muhenden »Laufsteg-Model« auf einer Tierschau bewundern<br />

könne. • Marius Lechler<br />

Das schwarze Glanzspray für die<br />

Klauen ist das Tüpfelchen auf<br />

dem »i« und zieht der Kuh<br />

sozusagen hübsche Schuhe an


Musik<br />

Juchzger unter freiem Himmel<br />

Zum Kurs »Jodeln & Wandern in den Allgäuer<br />

Bergen« unter Leitung <strong>von</strong> Loni Kuisle gibt es weitere<br />

Informationen bei Loni Kuisle, Hintersteinerstraße 18,<br />

87541 Bad Oberdorf, Mobil: 0160/7997120, E-Mail:<br />

loni.kuisle@gmx.de. Termine auf Anfrage.<br />

Vielstimmige Klänge<br />

ohne Klischees<br />

Mit Loriots Sketch vom »Jodeldiplom« ist Loni Kuisle zwar auch schon<br />

öfter konfrontiert worden, doch mit Klischees hat das, was die<br />

musik- und heimatverbundene Oberallgäuerin lehrt, nichts zu tun.<br />

Sie bietet für Menschen, die den mehrstimmigen Gesang lernen wollen,<br />

Jodelkurse an ausgesuchten Orten in der Idylle der Allgäuer Berge an<br />

Auch, wenn der eine oder andere dies vielleicht<br />

anzweifeln möchte, Loni Kuisle ist da<strong>von</strong> überzeugt,<br />

dass ihr Motto »Jeder kann jodeln«<br />

funktioniert. Die in Niedersonthofen im Oberallgäu<br />

geborene Musikerin, die seit 1978 im Bad Hindelanger<br />

Ortsteil Bad Oberdorf lebt, stammt bereits aus einer<br />

musikalischen Familie. Von der Mutter habe sie –<br />

ebenso wie ihre Geschwister – den mehrstimmigen<br />

Gesang gelernt.<br />

»Auch gejodelt habe ich schon immer«, fügt sie hinzu.<br />

In den Singstunden, die sie für interessierte Teilnehmer<br />

abgehalten habe, sei auch immer ein kleiner Jodler Teil<br />

des Programms gewesen. Dies habe den Menschen<br />

sehr gut gefallen, und sie habe die Idee, das Erlernen<br />

der speziellen Gesangstechnik in Form <strong>von</strong> Kursen anzubieten,<br />

weiter verfolgt. »Vor fünf bis sechs Jahren<br />

habe ich dann mit Jodelkursen im Allgäu angefangen.<br />

Die Idee war, dass ich mit den Leuten draußen in freier<br />

Natur in einer Gruppe jodele und dies in Form eines<br />

Kurses anbiete.« Dies geschehe bei einer Bergwanderung<br />

zur Alpe Oberberg im Gunzesrieder Tal.<br />

gen.« Überaus wichtiger Bestandteil ihres Angebotes sei<br />

das »Eins-Sein« mit dem Planeten, darum sei es ihr bei<br />

dem Konzept gegangen, führt sie aus.<br />

Natürlich sind die Kursteilnehmer, die sowohl aus<br />

ganz Deutschland, aber auch aus dem Allgäu zu ihr<br />

kommen, zu Beginn noch etwas verkrampft, sich auf<br />

ein so ungewohntes Erlebnis wie das Jodeln in der<br />

Natur vor anderen Menschen einzulassen. Doch auch<br />

dafür hat Loni Kuisle ein Rezept: »Tanzen bricht die<br />

Barriere. Wir wandern in Stationen zur Alpe, und man<br />

braucht mindestens drei Stationen auf dem Kurs, bis<br />

sich die Leute überwinden.«<br />

Bei einem Wechseltanz, den sie die Teilnehmer absolvieren<br />

lasse, müssten sich alle anfassen und um die<br />

Kuhfladen und Steine auf dem Weg herumtanzen.<br />

»Und schon lachen alle und sind lockerer.« Außerdem<br />

erkläre sie dabei die Noten und könne hören, wie die<br />

Mehrstimmigkeit der Gruppe zusammenpasse.<br />

Musikalische Heimat statt Firlefanz<br />

Oben: Loni Kuisle dirigiert eine<br />

Gruppe lernbereiter Jodler in<br />

spe am Berghang, um ihnen<br />

für sie noch unbekannte Klänge<br />

und Melodien beizubringen<br />

68<br />

Tanzen bricht das Eis<br />

»Für mich ist der Platz wichtig, wo man jodelt«, sagt<br />

Loni Kuisle. »Der Platz muss gut sein, Bäume müssen<br />

rauschen, Wasser im Hintergrund fließen, Vögel sin-<br />

An einer Station mit Aussicht auf die Natur geht es danach<br />

darum, jeden sein Bestes geben zu lassen, um<br />

den Planet zu besingen. »Leute, die quasi keinen Bezug<br />

zur Natur haben, singen dann für die Kühe, und<br />

das ist eine so friedliche Atmosphäre«, erläutert Loni<br />

Kuisle. Sie unterstreicht, dass ihre Jodelkurse alles an-<br />

<strong>Alpsommer</strong><br />

&<strong>Viehscheid</strong> <strong>2015</strong>


Fotos: Helene Weinold-Leipold; Kerstin Nagel; Christian Hüller/3Rosen Filmverleih; 2012 Christian Hüller/Fruitmarket Kultur und Medien<br />

Beim Unterricht wird auch gelacht (o.). Beim Anzeigen<br />

der richtigen Töne (ganz o.r.): . Gemeinsames Jodeln<br />

(Mitte r.). Einzelbetreuung für künftige Jodler (r.)<br />

Oben: Loni Kuisle singt die Melo -<br />

die an. Nach dem Vorbild der<br />

Jodellehrerin (u.) wie derholen<br />

die Schüler das Lied<br />

dere als eine Art Firlefanz-Veranstaltung seien. »Diese<br />

Musik sollte man wertschätzen, meine Kurse haben<br />

auch nichts mit Loriot zu tun.« Natürlich kenne sie<br />

auch Loriot und das berühmte »Jodeldiplom«, Humor<br />

müsse ja auch sein, doch bei ihr gebe es kein »Jodeldiplom«.<br />

Sie hebt hervor: »Ich bin so aufgewachsen, dass<br />

mir Musik wichtig ist, und ich weiß, wo meine Wurzeln<br />

sind.« Diese Art <strong>von</strong> Heimat wolle sie weitergeben.<br />

Die Gruppen, die bei Loni Kuisle das Jodeln lernen<br />

wollen, sind bunt gemischt, wie sie weiß: »Es sind auch<br />

immer Allgäuer dabei, dann kommt mal wieder ein<br />

Rudel Kölner, oder die Teilnehmer kommen aus Hamburg<br />

und sagen zu mir: ‚Ich jodele jetzt mit den Wellen’.«<br />

Sie freue es besonders, dass die Menschen in den<br />

Bergen den Klang hören könnten, den sie gemeinsam<br />

erzeugen, und dass sie ihnen zeigen könne, wie sie ihre<br />

Umgebung bewusst wahrnehmen könnten.<br />

Sogar in einem Film wurde Loni Kuisle mittlerweile<br />

portraitiert: Die Dokumentation »Sound of Heimat«<br />

widmete sich neben weiteren modernen deutschen<br />

Volksmusikern auch ihren Kursen. Im Rahmen des<br />

»German Film Festival 2014« lud das Goethe-Institut<br />

die Allgäuerin vergangenes Jahr nach Neuseeland ein,<br />

wo sie in Auckland einen Jodelkurs gab. So erreichte<br />

sie sogar Menschen am anderen Ende der Erde. Loni<br />

Kuisle freut dies sehr, denn sie weiß, dass die Gesangstechnik,<br />

die sie lehrt, international ist: »Es wird auf der<br />

ganzen Welt gejodelt«, sagt sie. • Marius Lechler<br />

Heimatklänge im Film<br />

Die DVD zur Dokumentation »Sound of Heimat« ist im<br />

Fachhandel erhältlich. Im Film bereist der schottischneuseeländische<br />

Musiker Hayden Chisholm<br />

Deutschland und trifft Vertreter deutscher Volksmusik.<br />

Von Flensburg über Klingenthal bis ins Allgäu führt<br />

ihn die Reise und lässt ihn die musikalische Exotik<br />

unserer Heimat entdecken. »Sound of Heimat«,<br />

Deutschland 2011, DVD-Features: Booklet, vier Tracks<br />

zum Mitsingen, Interviews, 90 Minuten, Preis: 15,90<br />

Euro, EAN: 4047179792486, www.soundofheimat.de<br />

Das Heim <strong>von</strong> Loni Kuisle in Bad Oberdorf bei Bad Hindelang<br />

<strong>Alpsommer</strong><br />

&<strong>Viehscheid</strong> <strong>2015</strong><br />

69


Preisrätsel<br />

An dieser Stelle finden Sie<br />

in unserer Printausgabe das Preisrätsel<br />

Das Gewinnspiel ist allen Lesern der Printausgabe vorbehalten.<br />

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir die Fragen nicht in der<br />

ePaper Version zur Verfügung stellen.<br />

Wenn Sie sich jedoch die Chance auf einen der Hauptgewinne<br />

sichern möchten, bestellen Sie jetzt die<br />

<strong>Alpsommer</strong> & <strong>Viehscheid</strong> Printausgabe unter:<br />

EDITION ALLGÄU<br />

Lachener Weg 2,<br />

87509 Immenstadt-Werdenstein<br />

Tel. 08379/728616<br />

Fax 08379/728018<br />

info@heimat-allgaeu.info<br />

oder dirket in unserem Online-Shop www.edition-allgaeu.de<br />

für nur 4,- Euro (zzgl. 1,45 Euro Versand)<br />

Und das gibt’ s zu gewinnen<br />

1. Preis: Zwei Gutscheine der<br />

Genussregion Kleinwalsertal<br />

Einzulösen bei 13 teilnehmenden Genusswirten,<br />

fünf Genusshütten sowie drei Genuss-<br />

Handelspartnern im Wert <strong>von</strong> 120,- Euro. Zur<br />

Verfügung gestellt <strong>von</strong> Kleinwalsertal Tourismus.<br />

2. Preis: Zwei Karten für Maxi<br />

Schafroth mit Drei-Gänge-Menü<br />

Kabarettprogramm »Faszination Bayern« am<br />

28. Dezember um 20 Uhr (Einlass: 19 Uhr) in<br />

der bigBOX Allgäu, Kempten. Menü im Res tau rant<br />

»musics« im bigBOX Hotel (Wert: ca. 94,- Euro).<br />

Zur Verfügung gestellt <strong>von</strong> der bigBOX Allgäu.<br />

3. Preis: Ein Wellness-Paket für zwei<br />

in der Oberstdorf Therme<br />

2x4 Stunden Therme und Sauna, 2x Aromaöl-<br />

Massage (Wert: 116,- Euro). Zur Verfügung<br />

gestellt <strong>von</strong> der Oberstdorf Therme.<br />

4. Preis: 2x2 Tageskarten für den »Allgäu<br />

Skyline Park« in Bad Wörishofen, der »beste<br />

Freizeitpark Bayerns« mit über 60 Attraktionen.<br />

5. - 12. Preis: 5x je ein Buch »Carl Hirnbein<br />

– Der Allgäu-Pionier« aus der EDITION ALLGÄU<br />

sowie 3x je ein Bildband »Allgäu – Wo es am<br />

schönsten ist«<br />

1. Preis<br />

2. Preis<br />

3. Preis 4. Preis<br />

Fotos: Allgäu Skyline Park; bigBOX Hotel; Kleinwalsertal Tourismus eGen/Oliver Farys; Susie Knoll; Photographie Monschau<br />

90

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