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RECHTSTIPP<br />
RECHTSTIPP<br />
RECHTSTIPP NR. 89<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
wir nutzen heute erneut die Gelegenheit,<br />
regelmäßig über verschiedene<br />
Rechtsthemen zu berichten, die für Sie<br />
als deutschsprachige Residenten bzw.<br />
Touristen von Interesse sein könnten.<br />
In unserem Artikel werden wir versuchen,<br />
Ihnen nützliche, verständliche<br />
und korrekte Informationen vorzustellen.<br />
Unser heutiges Thema:<br />
facebook<br />
(soziale medien)<br />
Soziale Netzwerke (sog. „Social Media“,<br />
wie z. B. Facebook, Youtube,<br />
Twitter, Google+, LinkedIn, Instagram<br />
oder Pinterest sind in der heutigen<br />
Gesellschaft nicht mehr wegzudenken.<br />
Diese sozialen Netzwerke unterhalten<br />
uns, sie stellen uns Informationen über<br />
Themen, die uns besonders interessieren,<br />
zur Verfügung, sie halten den<br />
Kontakt zu Freunden, Geschäftspartnern<br />
bzw. Menschen mit ähnlichen Interessen<br />
aufrecht, sie helfen uns neue<br />
Freunde, einen Job, ein Restaurant,<br />
gebrauchte Gegenstände oder auch<br />
eine neue Liebe zu finden. Mit dem<br />
Facebook-Konto kann man sich sogar<br />
bequem bei anderen Webseiten<br />
anmelden. Viele Nutzer entwickeln<br />
inzwischen auch eine gewisse Abhängigkeit...<br />
Wie jede menschliche Erfindung sind<br />
also soziale Netzwerke allerdings mit<br />
Vorsicht und Verstand zu genießen.<br />
Heute berichte ich darüber, wie man<br />
sich in den sozialen Netzwerken verhalten<br />
sollte – aus Sicht einer Person, die<br />
gerne diese Netze benutzt (siehe meine<br />
Facebook-Seite „facebook.com/<br />
kanzlei.perezalonso“, oder die von mir<br />
verwaltete Facebookseite „Abogados<br />
y Juristas de la Isla de Gran Canaria“,<br />
mit mehr als 800 Mitgliedern), sich jedoch<br />
gleichzeitig deren Gefahren bewusst<br />
ist.<br />
1. Wer darf sich bei Facebook<br />
anmelden? Muss man volljährig<br />
sein? Muss man seinen<br />
richtigen Namen angeben?<br />
Jeder Mensch, der mindestens 14 Jahre<br />
alt ist und nicht wegen einer sexuellen<br />
Straftat verurteilt wurde, kann<br />
ein Facebook-Konto anlegen. Laut<br />
den AGBs sind die Konten streng persönlich,<br />
d.h. die Konten dürfen nicht<br />
übertragen und die Zugangsdaten<br />
sollten geheim gehalten werden. Aus<br />
Haftungsgründen ist es also theoretisch<br />
nicht zugelassen, die Zugangsdaten<br />
dritten Personen mitzuteilen<br />
oder eine Facebook-Seite zusammen<br />
mit einer anderen Person zu benutzen.<br />
Man darf sich nur mit dem richtigen<br />
Namen registrieren. Bei Facebook ist<br />
es nicht erlaubt, ein Konto unter einem<br />
anderen bzw. einem falschen Namen<br />
anzumelden. Städter sind häufiger als<br />
Menschen aus ländlichen Gegenden<br />
vertreten. Unter den sozialen Netzen<br />
ist die im Jahr 2004 von Mark Zuckerberg<br />
gegründete bei weitem die<br />
größte und hat einen Wert von ca. 200<br />
Milliarden Dollar als Gesellschaft. (Facebook<br />
Inc.)<br />
2. wieso ist die teilnahme an<br />
facebook kostenlos?<br />
In der Regel ist die Anmeldung bei Facebook<br />
oder bei den anderen sozialen<br />
Netzwerken kostenlos. Der Grund dafür<br />
ist, dass Facebook mit seinen Nutzern<br />
Geld verdient. Es wird geschätzt,<br />
dass jeder Nutzer für Facebook durchschnittlich<br />
ca. 150 US-Dollar wert ist.<br />
Wie so schön gesagt wird: Wenn wir<br />
für eine Dienstleistung nicht zahlen,<br />
dann ist es sicherlich deshalb, weil wir<br />
selbst zur Ware geworden sind. Ob<br />
wir es wollen oder nicht, viele unserer<br />
Daten werden bei Facebook gesammelt<br />
und anschließend in den USA<br />
gespeichert – und zwar unter den dort<br />
geltenden Gesetzesvorschriften, die<br />
längst nicht so streng sind wie die europäischen<br />
Datenschutzgesetze. Facebook<br />
sammelt im Laufe der Jahre eine<br />
erhebliche Anzahl von persönlichen<br />
Daten über unser Profil: Wer wir sind,<br />
wo wir wohnen, unsere Kontaktdaten,<br />
unsere Vorlieben und Interessen usw.<br />
Hierdurch kann Facebook uns personalisierte<br />
Werbung schicken (mit Bannern<br />
oder den sogenannten „sponsored<br />
stories“) oder eventuell sogar mit<br />
unseren Daten handeln.<br />
3. welchen gesetzen unterliegt<br />
die aktivität von facebook?<br />
Bei Facebook gelten die allgemeinen<br />
Geschäftsbedingungen, die hier abzurufen<br />
sind: www.facebook.com/legal/<br />
terms/update<br />
Die Anmeldung und anschließende<br />
Nutzung von Facebook bedeutet,<br />
dass man sich diesen Vorschriften unterwirft.<br />
Das heißt jedoch nicht, dass<br />
die Facebook-Aktivität nicht auch in<br />
dem Staatsgebiet jedes einzelnen<br />
Landes geregelt wird. Vorschriften, die<br />
gegen die nationalen Bestimmungen<br />
verstoßen, sind null und nichtig.<br />
Ein Beispiel hierfür ist, dass angegeben<br />
wird, dass das Prozessieren gegen<br />
Facebook nur in den USA erlaubt ist.<br />
Auch wenn wir nicht zahlen, so sind wir<br />
„Kunden“ von Facebook. Das heißt,<br />
dass die nationalen Verbraucherschutzgesetze<br />
Anwendung finden. Bei<br />
der Anmeldung verpflichtet sich jeder<br />
Nutzer ferner, die nationalen Gesetze<br />
einzuhalten (z.B. die Gesetze über Copyright<br />
und strafrechtliche Gesetze).<br />
Obwohl die Facebook-AGBs angeben,<br />
dass die kalifornischen Gesetze und<br />
die dortige Gerichtsbarkeit gelten,<br />
können die einheimischen Gesetze<br />
trotzdem etwas anderes vorschreiben.<br />
4. Was darf ich auf Facebook<br />
veröffentlichen und Was ist<br />
verboten?<br />
Facebook hat bestimmte Vorschriften,<br />
die man einhalten muss, damit man<br />
nicht rausgeworfen wird: Rassistische,<br />
menschenfeindliche und pornografische<br />
Bilder dürfen in keinem Fall veröffentlicht<br />
werden. In manchen Fällen<br />
gibt es Zweifel, wie zum Beispiel als<br />
ein Franzose das Bild „Der Ursprung<br />
der Welt“ (L’Origine du Monde, siehe<br />
Wikipedia) auf Facebook teilte. Das<br />
Bild ist zwar ein echtes Kunstwerk,<br />
stellte aber mit großem Detail die Geschlechtsorgane<br />
einer Frau dar.<br />
Ein Gericht gab an Ende dem Facebook-User<br />
Recht. Ferner ist folgendes<br />
bei Facebook verboten: Viren hochladen,<br />
„virale Werbung“ posten, Alkoholwerbung<br />
und Werbung für sexuelle<br />
Dienstleistungen. Sollte man nicht<br />
zugelassene Inhalte veröffentlichen,<br />
kann Facebook das Konto bzw. die untersagten<br />
Veröffentlichungen löschen.<br />
5. gehört alles was ich auf<br />
facebook veröffentliche danach<br />
facebook?<br />
In den Facebook-AGBs steht tatsächlich,<br />
dass der Nutzer Facebook<br />
Ireland Limited ein nicht exklusives<br />
und kostenloses Nutzungsrecht der<br />
Bilder und Posts einräumt. Wenn<br />
man das nicht akzeptiert, dann soll<br />
man entweder nichts posten oder<br />
sich abmelden. Auf der eigenen<br />
Facebook-Seite etwas dagegen zu<br />
posten hilft nicht. Dieses Nutzungsrecht<br />
erlischt, wenn man sein Facebook-Konto<br />
oder den Post löscht<br />
- es sei denn er wurde von anderen<br />
Nutzern auf ihren Seiten geteilt.<br />
6. Bei Facebook kann man<br />
sich jederzeit (endgültig<br />
oder provisorisch) abmelden<br />
und auch verlangen, dass die eigenen<br />
Daten gelöscht werden. Ihre von anderen<br />
Facebook-Nutzern geteilten Daten<br />
bleiben jedoch gespeichert. Im Falle<br />
des Todes eines Facebook-Nutzers<br />
kann jeder, der ihn kennt, den Verstorbenen<br />
„blockieren” und dabei angeben,<br />
dass diese Person verstorben ist.<br />
Die Angehörigen des Verstorbenen<br />
können das Konto ebenfalls löschen<br />
oder beantragen, dass das Konto als<br />
„Erinnerungskonto“ weiter existiert.<br />
Hierfür muss man Facebook eine Sterbeurkunde<br />
und andere Unterlagen mit<br />
einem Formular zuschicken. Somit wird<br />
der Nachrichtenservice abgemeldet<br />
und der Verstorbene wird niemandem<br />
mehr als „möglicher Facebook-<br />
Freund“ vorgeschlagen.<br />
7. straftaten auf facebook<br />
Im Internet gelten die Gesetze genauso<br />
wie in der „wirklichen” Welt. Auch<br />
Facebook wird immer wieder dazu<br />
benutzt Straftaten zu begehen. Oft<br />
werden Facebook–Konten übernommen<br />
oder es werden neue Facebook-<br />
Konten mit einem falschen Namen<br />
eröffnet, um jemand zu schaden oder<br />
um sich als eine andere Person auszugeben.<br />
Dabei werden häufig Daten<br />
von echten Personen verwendet, die<br />
diese auf ihren wirklichen Facebook-<br />
Profilen veröffentlicht haben. Somit<br />
wird das Profil „geklont“. Oft werden<br />
Facebook-Seiten für Beleidigungen,<br />
Bedrohungen, Erpressungen, Rufmord,<br />
usw. benutzt. Ex-Freunde eröffnen<br />
manchmal falsche Facebook-<br />
Seite von ihren Exfreundinnen, um sie<br />
als „Schlampen“ darzustellen – und<br />
eifersüchtige „Freundinnen“ tun dies<br />
genauso… Das kommt öfter vor als<br />
man sich vorstellen kann und es stellt<br />
natürlich eine strafbare Handlung dar.<br />
Sollten Sie ein Opfer dieser Straftaten<br />
werden, tun Sie folgendes: a) Machen<br />
Sie eine gedruckte Kopie dieser FB-<br />
Seite (in schwerwiegenden Fällen,<br />
wenn möglich, mit der Hilfe eines Notars,<br />
der alles bestätigt); b) melden Sie<br />
es bei Facebook, damit Facebook den<br />
„falschen“ Account bzw. Post löscht<br />
(die angezeigte Person erfährt nicht,<br />
dass Sie ihn angezeigt haben); gehen<br />
Sie zur Polizei (am besten mit einem<br />
Anwalt), um Strafanzeige zu erstatten.<br />
Informationen, die auf FB erscheinen,<br />
können auch in Gerichtsverfahren als<br />
Beweismittel verwendet werden; das<br />
passiert zum Beispiel oft in Strafprozessen,<br />
Scheidungsprozessen oder in<br />
Prozessen über das Sorgerecht von<br />
Kindern.<br />
8. Einige Empfehlungen für<br />
mehr Sicherheit (und mehr<br />
SpaSS) in den sozialen Netzen:<br />
a) Ändern Sie Ihre Zugangsdaten ab<br />
und zu und halten Sie diese Informationen<br />
geheim; wählen Sie einen sicheren<br />
Zugangscode;<br />
b) teilen Sie ab und zu interessante Informationen<br />
mit den anderen Usern,<br />
seien Sie nicht nur ein langweiliger<br />
Zuschauer, aber übertreiben Sie auch<br />
nicht;<br />
c) überlegen Sie sich jedoch gut, was<br />
Sie veröffentlichen und für wen Ihr<br />
Account und Ihre Veröffentlichungen<br />
sichtbar sein sollen;<br />
d) veröffentlichen Sie keine Bilder Ihrer<br />
Kinder, Ihres Autos oder Ihrer Wohnung;<br />
teilen Sie keine Bilder Ihres Partners<br />
oder Ihrer Freunde ohne deren<br />
Genehmigung;<br />
e) veröffentlichen Sie keine Inhalte, deren<br />
Rechte Sie nicht besitzen (z.B. Copyright-geschützte<br />
Fotos oder Texte);<br />
f) wenn Sie eine Straftat begehen, zum<br />
Beispiel wenn Sie Ihre Schwiegermutter<br />
ermorden, veröffentlichen Sie das<br />
nicht auf Facebook (wie das ein Mexikaner<br />
2014 tat);<br />
g) veröffentlichen Sie nichts, was Ihre<br />
jetzigen oder zukünftigen Feinde gerne<br />
nutzen würden, zeigen Sie sich nicht<br />
(halb)nackt, betrunken oder unter Drogen;<br />
h) beachten Sie, dass ein potenzieller<br />
zukünftiger Arbeitgeber Ihre Facebook-Seite<br />
prüfen könnte, bevor er<br />
entscheidet, ob er sie einstellt oder<br />
nicht;<br />
i) sollten Sie krankgemeldet sein, benutzen<br />
Sie lieber kein FB, oder zumindest<br />
sollten Sie kein Bild von sich selbst<br />
am Strand oder beim Fahrradfahren<br />
auf der Strandpromenade veröffentlichen;<br />
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