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Viva Canarias Nr 97

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RECHTSTIPP<br />

RECHTSTIPP<br />

RECHTSTIPP NR. 89<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

wir nutzen heute erneut die Gelegenheit,<br />

regelmäßig über verschiedene<br />

Rechtsthemen zu berichten, die für Sie<br />

als deutschsprachige Residenten bzw.<br />

Touristen von Interesse sein könnten.<br />

In unserem Artikel werden wir versuchen,<br />

Ihnen nützliche, verständliche<br />

und korrekte Informationen vorzustellen.<br />

Unser heutiges Thema:<br />

facebook<br />

(soziale medien)<br />

Soziale Netzwerke (sog. „Social Media“,<br />

wie z. B. Facebook, Youtube,<br />

Twitter, Google+, LinkedIn, Instagram<br />

oder Pinterest sind in der heutigen<br />

Gesellschaft nicht mehr wegzudenken.<br />

Diese sozialen Netzwerke unterhalten<br />

uns, sie stellen uns Informationen über<br />

Themen, die uns besonders interessieren,<br />

zur Verfügung, sie halten den<br />

Kontakt zu Freunden, Geschäftspartnern<br />

bzw. Menschen mit ähnlichen Interessen<br />

aufrecht, sie helfen uns neue<br />

Freunde, einen Job, ein Restaurant,<br />

gebrauchte Gegenstände oder auch<br />

eine neue Liebe zu finden. Mit dem<br />

Facebook-Konto kann man sich sogar<br />

bequem bei anderen Webseiten<br />

anmelden. Viele Nutzer entwickeln<br />

inzwischen auch eine gewisse Abhängigkeit...<br />

Wie jede menschliche Erfindung sind<br />

also soziale Netzwerke allerdings mit<br />

Vorsicht und Verstand zu genießen.<br />

Heute berichte ich darüber, wie man<br />

sich in den sozialen Netzwerken verhalten<br />

sollte – aus Sicht einer Person, die<br />

gerne diese Netze benutzt (siehe meine<br />

Facebook-Seite „facebook.com/<br />

kanzlei.perezalonso“, oder die von mir<br />

verwaltete Facebookseite „Abogados<br />

y Juristas de la Isla de Gran Canaria“,<br />

mit mehr als 800 Mitgliedern), sich jedoch<br />

gleichzeitig deren Gefahren bewusst<br />

ist.<br />

1. Wer darf sich bei Facebook<br />

anmelden? Muss man volljährig<br />

sein? Muss man seinen<br />

richtigen Namen angeben?<br />

Jeder Mensch, der mindestens 14 Jahre<br />

alt ist und nicht wegen einer sexuellen<br />

Straftat verurteilt wurde, kann<br />

ein Facebook-Konto anlegen. Laut<br />

den AGBs sind die Konten streng persönlich,<br />

d.h. die Konten dürfen nicht<br />

übertragen und die Zugangsdaten<br />

sollten geheim gehalten werden. Aus<br />

Haftungsgründen ist es also theoretisch<br />

nicht zugelassen, die Zugangsdaten<br />

dritten Personen mitzuteilen<br />

oder eine Facebook-Seite zusammen<br />

mit einer anderen Person zu benutzen.<br />

Man darf sich nur mit dem richtigen<br />

Namen registrieren. Bei Facebook ist<br />

es nicht erlaubt, ein Konto unter einem<br />

anderen bzw. einem falschen Namen<br />

anzumelden. Städter sind häufiger als<br />

Menschen aus ländlichen Gegenden<br />

vertreten. Unter den sozialen Netzen<br />

ist die im Jahr 2004 von Mark Zuckerberg<br />

gegründete bei weitem die<br />

größte und hat einen Wert von ca. 200<br />

Milliarden Dollar als Gesellschaft. (Facebook<br />

Inc.)<br />

2. wieso ist die teilnahme an<br />

facebook kostenlos?<br />

In der Regel ist die Anmeldung bei Facebook<br />

oder bei den anderen sozialen<br />

Netzwerken kostenlos. Der Grund dafür<br />

ist, dass Facebook mit seinen Nutzern<br />

Geld verdient. Es wird geschätzt,<br />

dass jeder Nutzer für Facebook durchschnittlich<br />

ca. 150 US-Dollar wert ist.<br />

Wie so schön gesagt wird: Wenn wir<br />

für eine Dienstleistung nicht zahlen,<br />

dann ist es sicherlich deshalb, weil wir<br />

selbst zur Ware geworden sind. Ob<br />

wir es wollen oder nicht, viele unserer<br />

Daten werden bei Facebook gesammelt<br />

und anschließend in den USA<br />

gespeichert – und zwar unter den dort<br />

geltenden Gesetzesvorschriften, die<br />

längst nicht so streng sind wie die europäischen<br />

Datenschutzgesetze. Facebook<br />

sammelt im Laufe der Jahre eine<br />

erhebliche Anzahl von persönlichen<br />

Daten über unser Profil: Wer wir sind,<br />

wo wir wohnen, unsere Kontaktdaten,<br />

unsere Vorlieben und Interessen usw.<br />

Hierdurch kann Facebook uns personalisierte<br />

Werbung schicken (mit Bannern<br />

oder den sogenannten „sponsored<br />

stories“) oder eventuell sogar mit<br />

unseren Daten handeln.<br />

3. welchen gesetzen unterliegt<br />

die aktivität von facebook?<br />

Bei Facebook gelten die allgemeinen<br />

Geschäftsbedingungen, die hier abzurufen<br />

sind: www.facebook.com/legal/<br />

terms/update<br />

Die Anmeldung und anschließende<br />

Nutzung von Facebook bedeutet,<br />

dass man sich diesen Vorschriften unterwirft.<br />

Das heißt jedoch nicht, dass<br />

die Facebook-Aktivität nicht auch in<br />

dem Staatsgebiet jedes einzelnen<br />

Landes geregelt wird. Vorschriften, die<br />

gegen die nationalen Bestimmungen<br />

verstoßen, sind null und nichtig.<br />

Ein Beispiel hierfür ist, dass angegeben<br />

wird, dass das Prozessieren gegen<br />

Facebook nur in den USA erlaubt ist.<br />

Auch wenn wir nicht zahlen, so sind wir<br />

„Kunden“ von Facebook. Das heißt,<br />

dass die nationalen Verbraucherschutzgesetze<br />

Anwendung finden. Bei<br />

der Anmeldung verpflichtet sich jeder<br />

Nutzer ferner, die nationalen Gesetze<br />

einzuhalten (z.B. die Gesetze über Copyright<br />

und strafrechtliche Gesetze).<br />

Obwohl die Facebook-AGBs angeben,<br />

dass die kalifornischen Gesetze und<br />

die dortige Gerichtsbarkeit gelten,<br />

können die einheimischen Gesetze<br />

trotzdem etwas anderes vorschreiben.<br />

4. Was darf ich auf Facebook<br />

veröffentlichen und Was ist<br />

verboten?<br />

Facebook hat bestimmte Vorschriften,<br />

die man einhalten muss, damit man<br />

nicht rausgeworfen wird: Rassistische,<br />

menschenfeindliche und pornografische<br />

Bilder dürfen in keinem Fall veröffentlicht<br />

werden. In manchen Fällen<br />

gibt es Zweifel, wie zum Beispiel als<br />

ein Franzose das Bild „Der Ursprung<br />

der Welt“ (L’Origine du Monde, siehe<br />

Wikipedia) auf Facebook teilte. Das<br />

Bild ist zwar ein echtes Kunstwerk,<br />

stellte aber mit großem Detail die Geschlechtsorgane<br />

einer Frau dar.<br />

Ein Gericht gab an Ende dem Facebook-User<br />

Recht. Ferner ist folgendes<br />

bei Facebook verboten: Viren hochladen,<br />

„virale Werbung“ posten, Alkoholwerbung<br />

und Werbung für sexuelle<br />

Dienstleistungen. Sollte man nicht<br />

zugelassene Inhalte veröffentlichen,<br />

kann Facebook das Konto bzw. die untersagten<br />

Veröffentlichungen löschen.<br />

5. gehört alles was ich auf<br />

facebook veröffentliche danach<br />

facebook?<br />

In den Facebook-AGBs steht tatsächlich,<br />

dass der Nutzer Facebook<br />

Ireland Limited ein nicht exklusives<br />

und kostenloses Nutzungsrecht der<br />

Bilder und Posts einräumt. Wenn<br />

man das nicht akzeptiert, dann soll<br />

man entweder nichts posten oder<br />

sich abmelden. Auf der eigenen<br />

Facebook-Seite etwas dagegen zu<br />

posten hilft nicht. Dieses Nutzungsrecht<br />

erlischt, wenn man sein Facebook-Konto<br />

oder den Post löscht<br />

- es sei denn er wurde von anderen<br />

Nutzern auf ihren Seiten geteilt.<br />

6. Bei Facebook kann man<br />

sich jederzeit (endgültig<br />

oder provisorisch) abmelden<br />

und auch verlangen, dass die eigenen<br />

Daten gelöscht werden. Ihre von anderen<br />

Facebook-Nutzern geteilten Daten<br />

bleiben jedoch gespeichert. Im Falle<br />

des Todes eines Facebook-Nutzers<br />

kann jeder, der ihn kennt, den Verstorbenen<br />

„blockieren” und dabei angeben,<br />

dass diese Person verstorben ist.<br />

Die Angehörigen des Verstorbenen<br />

können das Konto ebenfalls löschen<br />

oder beantragen, dass das Konto als<br />

„Erinnerungskonto“ weiter existiert.<br />

Hierfür muss man Facebook eine Sterbeurkunde<br />

und andere Unterlagen mit<br />

einem Formular zuschicken. Somit wird<br />

der Nachrichtenservice abgemeldet<br />

und der Verstorbene wird niemandem<br />

mehr als „möglicher Facebook-<br />

Freund“ vorgeschlagen.<br />

7. straftaten auf facebook<br />

Im Internet gelten die Gesetze genauso<br />

wie in der „wirklichen” Welt. Auch<br />

Facebook wird immer wieder dazu<br />

benutzt Straftaten zu begehen. Oft<br />

werden Facebook–Konten übernommen<br />

oder es werden neue Facebook-<br />

Konten mit einem falschen Namen<br />

eröffnet, um jemand zu schaden oder<br />

um sich als eine andere Person auszugeben.<br />

Dabei werden häufig Daten<br />

von echten Personen verwendet, die<br />

diese auf ihren wirklichen Facebook-<br />

Profilen veröffentlicht haben. Somit<br />

wird das Profil „geklont“. Oft werden<br />

Facebook-Seiten für Beleidigungen,<br />

Bedrohungen, Erpressungen, Rufmord,<br />

usw. benutzt. Ex-Freunde eröffnen<br />

manchmal falsche Facebook-<br />

Seite von ihren Exfreundinnen, um sie<br />

als „Schlampen“ darzustellen – und<br />

eifersüchtige „Freundinnen“ tun dies<br />

genauso… Das kommt öfter vor als<br />

man sich vorstellen kann und es stellt<br />

natürlich eine strafbare Handlung dar.<br />

Sollten Sie ein Opfer dieser Straftaten<br />

werden, tun Sie folgendes: a) Machen<br />

Sie eine gedruckte Kopie dieser FB-<br />

Seite (in schwerwiegenden Fällen,<br />

wenn möglich, mit der Hilfe eines Notars,<br />

der alles bestätigt); b) melden Sie<br />

es bei Facebook, damit Facebook den<br />

„falschen“ Account bzw. Post löscht<br />

(die angezeigte Person erfährt nicht,<br />

dass Sie ihn angezeigt haben); gehen<br />

Sie zur Polizei (am besten mit einem<br />

Anwalt), um Strafanzeige zu erstatten.<br />

Informationen, die auf FB erscheinen,<br />

können auch in Gerichtsverfahren als<br />

Beweismittel verwendet werden; das<br />

passiert zum Beispiel oft in Strafprozessen,<br />

Scheidungsprozessen oder in<br />

Prozessen über das Sorgerecht von<br />

Kindern.<br />

8. Einige Empfehlungen für<br />

mehr Sicherheit (und mehr<br />

SpaSS) in den sozialen Netzen:<br />

a) Ändern Sie Ihre Zugangsdaten ab<br />

und zu und halten Sie diese Informationen<br />

geheim; wählen Sie einen sicheren<br />

Zugangscode;<br />

b) teilen Sie ab und zu interessante Informationen<br />

mit den anderen Usern,<br />

seien Sie nicht nur ein langweiliger<br />

Zuschauer, aber übertreiben Sie auch<br />

nicht;<br />

c) überlegen Sie sich jedoch gut, was<br />

Sie veröffentlichen und für wen Ihr<br />

Account und Ihre Veröffentlichungen<br />

sichtbar sein sollen;<br />

d) veröffentlichen Sie keine Bilder Ihrer<br />

Kinder, Ihres Autos oder Ihrer Wohnung;<br />

teilen Sie keine Bilder Ihres Partners<br />

oder Ihrer Freunde ohne deren<br />

Genehmigung;<br />

e) veröffentlichen Sie keine Inhalte, deren<br />

Rechte Sie nicht besitzen (z.B. Copyright-geschützte<br />

Fotos oder Texte);<br />

f) wenn Sie eine Straftat begehen, zum<br />

Beispiel wenn Sie Ihre Schwiegermutter<br />

ermorden, veröffentlichen Sie das<br />

nicht auf Facebook (wie das ein Mexikaner<br />

2014 tat);<br />

g) veröffentlichen Sie nichts, was Ihre<br />

jetzigen oder zukünftigen Feinde gerne<br />

nutzen würden, zeigen Sie sich nicht<br />

(halb)nackt, betrunken oder unter Drogen;<br />

h) beachten Sie, dass ein potenzieller<br />

zukünftiger Arbeitgeber Ihre Facebook-Seite<br />

prüfen könnte, bevor er<br />

entscheidet, ob er sie einstellt oder<br />

nicht;<br />

i) sollten Sie krankgemeldet sein, benutzen<br />

Sie lieber kein FB, oder zumindest<br />

sollten Sie kein Bild von sich selbst<br />

am Strand oder beim Fahrradfahren<br />

auf der Strandpromenade veröffentlichen;<br />

| 34 viva canarias nr. <strong>97</strong> · 8. 4. 2016 viva canarias nr. <strong>97</strong> · 8. 4. 2016 35 |

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