GESUNDE FÜHRUNG
Studie-MIndful-Leadership
Studie-MIndful-Leadership
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ZENTRUM FORT- UND WEITERBILDUNG<br />
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong><br />
Begleitstudie zur Mindful Leadership Konferenz<br />
am 8./9. April 2016 an der Universität Witten/Herdecke<br />
Dr. Hannah Möltner<br />
Dipl.-oec. Sebastian Benkhofer<br />
Prof. Dr. Marcel Hülsbeck
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
Impressum<br />
Verantwortlich:<br />
Zentrum Fort- und Weiterbildung (ZFW)<br />
Universität Witten/Herdecke<br />
Prof. Dr. Marcel Hülsbeck, Sebastian Benkhofer<br />
Alfred-Herrhausen-Straße 50<br />
58448 Witten<br />
Gestaltung: Sichtflug Medien GbR, Witten<br />
Fotos: www.fotolia.com<br />
Danksagung<br />
Wir möchten uns bei Prof. Dr. Gabriele Elke, Dr. Franziska Franke, Dr. Stefan Güntert und Prof.<br />
Dr. Thomas Rigotti für die Bereitstellung der Fragebogenskalen bedanken. Außerdem danken<br />
wir Petra Haumann, Marie Brämer und Gabriel Dolderer für die Unterstützung in der Umsetzung<br />
der vorliegenden Studie und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Studie für ihr<br />
Mitwirken.<br />
2
INHALTSVERZEICHNIS<br />
INHALT<br />
DIE STUDIE IM ÜBERBLICK....................................................................................................... 5<br />
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?......................... 6<br />
1 EIN<strong>FÜHRUNG</strong>.......................................................................................................................... 6<br />
2 FORSCHUNGSSTAND............................................................................................................. 7<br />
2.1 Begriffsannäherung | Was ist gesunde Führung?....................................................... 7<br />
2.2 Abgrenzung des Begriffs | Was ist der Unterschied zwischen<br />
gesunder Führung und anderen Führungsformen?.................................................... 8<br />
2.3 Voraussetzungen gesunder Führung | Wie kommt es zu gesunder Führung?........... 9<br />
3 METHODE UND ERGEBNISSE...............................................................................................10<br />
3.1 Stichprobenbeschreibung............................................................................................10<br />
3.2 Begriffsbestimmung gesunder Führung.....................................................................12<br />
3.3 Gesunde Führung in Selbst- und Mitarbeiterführung................................................14<br />
3.4 Voraussetzungen gesunder Führung..........................................................................15<br />
4 FAZIT..................................................................................................................................... 20<br />
5 LITERATUR........................................................................................................................... 22<br />
6 ANHANG................................................................................................................................ 24<br />
7 KONTAKT.............................................................................................................................. 27<br />
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<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
WER SICH NICHT SELBST<br />
ZU FÜHREN VERSTEHT, KANN<br />
AUCH ANDERE NICHT FÜHREN.<br />
Alfred Herrhausen<br />
– Gründungsmitglied der Universität Witten/Herdecke<br />
4
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
DIE STUDIE IM ÜBERBLICK<br />
Im Umfeld des Megatrends Achtsamkeit wächst aktuell die Suche nach einer neuen Haltung<br />
in Führungsfragen. Eine vorläufige Antwort bietet die gesunde Führung, die Wohlbefinden und<br />
Widerstandskraft stärkt oder zumindest nicht beeinträchtigt und zugleich Hochleistungen ermöglichen<br />
soll. Gesunde Führung ist demnach in ihrer Wirkung gesund für Mensch und Unternehmen<br />
– ungeklärt ist jedoch, unter welchen Bedingungen gesunde Führung entsteht und<br />
inwiefern sie bereits jetzt einen festen Bestandteil des gelebten Führungsalltages bildet.<br />
Die vorliegende Studie gibt Aufschluss über den Status quo der Forschung zu gesunder Führung<br />
(Kapitel 2):<br />
»»<br />
Gesunde Führung zeigt sich demnach in der personalen, direkten Führung und beinhaltet<br />
sowohl den Bereich der Selbstführung als auch den der Mitarbeiterführung durch<br />
Führungskräfte.<br />
»»<br />
Gesunde Führung zeichnet sich durch gesundheitsförderliches Führungsverhalten,<br />
gesundheitsbezogene Achtsamkeit und einen hohen Stellenwert aus, der Gesundheit im<br />
Arbeitskontext eingeräumt wird.<br />
Darüber hinaus werden die Ergebnisse einer eigens durchgeführten Führungskräftebefragung<br />
vorgestellt (Kapitel 3):<br />
»»<br />
Gesunde Führung wird bereits jetzt im Führungsalltag praktiziert, wobei Führungskräfte<br />
in der Mitarbeiterführung besser abschneiden als in der Selbstführung.<br />
»»<br />
Führungskräfte betonen die Ganzheitlichkeit gesunder Führung. Das bedeutet, gesunde<br />
Führung auch auf der Unternehmensebene zu verorten - neben mitarbeiterorientierten<br />
Verhaltensweisen (Wertschätzung, Kommunikation) und selbstbezogener Führung<br />
(Selbstführung, Achtsamkeit).<br />
»»<br />
Voraussetzungen gesunder Führung können sowohl auf der Seite der Unternehmen als<br />
auch durch Führungskräfte geschaffen werden:<br />
»»<br />
Organisationale Unterstützung und eine positive Gesundheitskultur bilden dabei zentrale<br />
Bedingungen auf der Seite der Unternehmen, um gesunde Führung zu fördern.<br />
»»<br />
Achtsamkeit sowie intrinsische Motivation sind individuelle Charakteristika der<br />
Führungskräfte, die gesunde Führung ermöglichen.<br />
Zusammenfassend zeigt die Studie damit, dass Ansatzpunkte zur Entwicklung und Förderung<br />
gesunder Führung sowohl auf der Ebene der Führungskräfte selbst als auch auf der Unternehmensebene<br />
bestehen. Ein ganzheitliches Verständnis gesunder Führung bedarf somit einer<br />
Unternehmensperspektive, die Gesundheit als dynamischen Prozess und nicht als Zustand<br />
begreift.<br />
5
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND,<br />
MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
1 EIN<strong>FÜHRUNG</strong><br />
Im Umfeld des Megatrends Achtsamkeit (Horx, 2016) entsteht aktuell eine Fülle neuer Ideen<br />
zu einem bewussteren Umgang mit sich selbst und anderen in allen Lebensbereichen. Damit<br />
ist die Achtsamkeitsbewegung ihren Wurzeln aus dem therapeutischen Kontext längst entwachsen<br />
und erobert die Unternehmenswelt bis in die obersten Führungsebenen (Weinguny,<br />
2015). In der Konsequenz bedeutet das auch, dass nach einer neuen Haltung in Führungsfragen<br />
gesucht wird. Eine vorläufige Antwort bietet die gesunde Führung, die Wohlbefinden und Widerstandskraft<br />
stärken oder zumindest nicht beeinträchtigen soll. Zudem verspricht gesunde<br />
Führung Hochleistungen in Unternehmen zu erzeugen (Kowalevski & Bruch, 2015). Gesunde<br />
Führung ist demnach in ihrer Wirkung gesund für Mensch und Unternehmen – ungeklärt ist<br />
jedoch, unter welchen Bedingungen gesunde Führung entsteht und inwiefern sie bereits jetzt<br />
einen festen Bestandteil des gelebten Führungsalltages bildet.<br />
Die vorliegende Studie beleuchtet den aktuellen Forschungsstand zu gesunder Führung. Dabei<br />
wird zunächst dargestellt, was gesunde Führung auszeichnet (2.1), was sie von anderen Führungsformen<br />
unterscheidet (2.2) und unter welchen Voraussetzungen sie entsteht (2.3). Darauf<br />
aufbauend werden die Ergebnisse einer Befragung unter Führungskräften vorgestellt (3.1).<br />
Die Befragung gibt Auskunft darüber, was Führungskräfte unter gesunder Führung verstehen<br />
(3.2), inwiefern sie selber gesunde Führung in der Selbst- und Mitarbeiter * führung anwenden<br />
(3.3) und welche individuellen Charakteristika und unternehmensbezogene Bedingungen sie<br />
darin fördern (3.4). Abschließend werden die Ergebnisse im Fazit integriert und Ansatzpunkte<br />
zur Entwicklung und Stärkung gesunder Führung abgeleitet (4.).<br />
* Aus Gründen der besseren Lesbarkeit werden im Folgenden abwechselnd Formulierungen für das weibliche oder männliche<br />
Geschlecht verwendet. Dabei sind jeweils beide Geschlechter gemeint.<br />
6
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
2 FORSCHUNGSSTAND<br />
2.1 Begriffsannäherung | Was ist gesunde Führung?<br />
Unter gesunder Führung wird zumeist das direkte Führungsverhalten verstanden und weniger<br />
allgemeine Steuerungsfunktionen der strukturellen Führung. Somit fokussiert die gesunde<br />
Führung auf personale Führung, die durch Führungskräfte praktiziert und gelebt wird – oder<br />
eben auch nicht. Dabei zielt gesunde Führung nicht allein auf Mitarbeiterführung ab: Gesunde<br />
Führung beginnt bei der eigenen Person in Form der Selbstführung. Franke und Kollegen (2011;<br />
2014) identifizieren mehrere Facetten gesunder Selbst- und Mitarbeiterinnenführung, die gemeinsam<br />
gesundheitsförderliche Führung beschreiben:<br />
»»<br />
Gesundheitsförderliches Führungsverhalten beinhaltet Verhaltensweisen, die darauf<br />
abzielen die Arbeitsbedingungen, -organisation und -zeiten für die Mitarbeiter und die<br />
eigene Person so zu gestalten, dass Überforderung und Dauerstress vermieden werden.<br />
»»<br />
Gesundheitsbezogene Achtsamkeit bezieht sich auf die Aufmerksamkeit gegenüber<br />
gesundheitsrelevanten Signalen und damit auf das Erkennen von z. B. Stress und Überlastung.<br />
»»<br />
Der Stellenwert von Gesundheit beschreibt die Wichtigkeit, die Gesundheit im Arbeitsfeld<br />
gegenüber anderen Werten, wie z. B. Leistung oder wirtschaftlicher Effizienz,<br />
einnimmt.<br />
Die Verbindung von gesunder Selbst- und Mitarbeiterführung wirkt demnach über zwei Wege,<br />
nämlich direkt und indirekt (Franke, Ducki, & Felfe, 2015):<br />
»»<br />
Auf dem direkten, unmittelbaren Weg bewirkt gesunde Führung bei Führungskräften<br />
selbst, ebenso wie bei ihren Mitarbeiterinnen, eine Verringerung von Belastungen und<br />
eine Stärkung von Ressourcen.<br />
»»<br />
Auf dem indirekten, mittelbaren Weg sorgt gesunde Führung z. B. für Rollenklarheit, Entwicklungsmöglichkeiten<br />
und Sinnvermittlung. Darüber hinaus fungieren Führungskräfte<br />
als Vorbilder, die mit gesundem Führungsverhalten zur Nachahmung einladen.<br />
Während im Umfeld des Megatrends Achtsamkeit (Horx, 2016) auch die gesunde Führung ein<br />
intensives Interesse erzeugt, befindet sich die Forschung in diesem Bereich noch in den Anfängen.<br />
Erste Studien zeigen aber bereits positive Zusammenhänge zwischen gesunder Führung<br />
und der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter (Gurt, Schwennen, & Elke, 2011). Darüber hinaus<br />
finden sich positive Effekte auf den Gesundheitszustand der Beschäftigten sowie ein starker<br />
Zusammenhang zwischen der auf die eigene Person gerichteten Selbstführung und der auf<br />
andere gerichteten Mitarbeiterinnenführung (Franke & Felfe, 2011; Franke et al., 2014).<br />
Ergänzend zeigen Überblicksarbeiten und Metaanalysen, dass Führungsverhalten generell sowohl<br />
als Stressor als auch als Ressource wirksam werden kann. Birgit Schyns und Jan Schilling<br />
(2013) integrierten die Ergebnisse aus 57 Studien zu negativen Effekten, die insbesondere<br />
dann auftreten, wenn Führungskräfte destruktives Führungsverhalten an den Tag legen. In diesen<br />
Fällen reagieren die Mitarbeiter zum einen selbst mit destruktiven Verhaltensweisen. Zum<br />
anderen schlägt sich destruktives Führungsverhalten in beeinträchtigtem Wohlbefinden und<br />
7
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
verringerter Leistung der Mitarbeiterinnen nieder. Positive Effekte zeigen sich demgegenüber<br />
bei mitarbeiterorientiertem, unterstützendem und transformationalem Führungsverhalten. Die<br />
Forschergruppe um Jaana Kuoppala (2008) fasste die Ergebnisse aus 27 Forschungsarbeiten<br />
zusammen, die einen positiven Zusammenhang zum Wohlbefinden und einen negativen zu<br />
krankheitsbedingten Fehlzeiten aufzeigen. Vergleichbare Effekte finden sich in einem Übersichtsartikel<br />
über 49 Studien (Skakon, Nielsen, Borg, & Guzman, 2010), in dem darüber hinaus<br />
über verringerten Stress bei den Beschäftigten berichtet wird. Insgesamt zeigt die aktuelle<br />
Studienlage also, dass das Führungsverhalten Einfluss auf Wohlbefinden und Leistung sowie<br />
Stress und Fehlzeiten nimmt und sich darüber auch in den Unternehmensergebnissen und<br />
somit der Performance auswirkt.<br />
2.2 Abgrenzung des Begriffs | Was ist der Unterschied zwischen gesunder Führung und<br />
anderen Führungsformen?<br />
In der Vergangenheit wurden verschiedene Ausprägungen von Führungsverhalten (z. B. destruktives<br />
gegenüber mitarbeiterorientiertem, unterstützendem, transformationalem) hinsichtlich<br />
des Einflusses auf die Mitarbeitergesundheit untersucht. Neben den bereits berichteten<br />
positiven und negativen Effekten (vgl. Kapitel 2.1) unterscheidet die Forschung insbesondere<br />
verschiedene Führungsstile und deren spezifische Wirkung. Sabine Gregersen und Kollegen<br />
(2011) fassen den Stand der Forschung aus 42 Publikationen zusammen und kommen zu dem<br />
Schluss, dass „vor allem eine transformationale und eine mitarbeiterorientierte Führung …<br />
demnach gesundheitsförderlich [sind]“ (Gregersen et al., 2011, S. 3).<br />
»»<br />
Transformationale Führung erweitert den Führungsbegriff über eine reine Austauschbeziehung<br />
zwischen Mitarbeiterin und Führungskraft (transaktionale Führung) und stellt<br />
die Vermittlung der Sinnhaftigkeit und der übergeordneten Ziele des Arbeitskontexts in<br />
den Mittelpunkt der Aufgabe (Bass, 1991). Dazu wird eine Kombination verschiedener<br />
Strategien verwendet, die den idealisierten Einfluss durch Charisma, inspirierende Motivation,<br />
intellektuelle Anregung und individualisierte Behandlung umfassen (Nerdinger,<br />
Blickle, & Schaper, 2014).<br />
»»<br />
Mitarbeiterorientierte Führung ergänzt die aufgabenbezogene Organisation und Strukturierung<br />
(aufgabenbezogene Führung) um die mitarbeiterbezogene Perspektive (Stogdill<br />
& Coons, 1957). Das Führungsverhalten ist hierbei durch eine wertschätzende Haltung<br />
gekennzeichnet, bei der Führungskräfte den Mitarbeitern als gleichwertige Partner<br />
begegnen (Nerdinger et al., 2014).<br />
Obwohl also transformationale und mitarbeiterorientierte Führung auch gesundheitsförderlich<br />
sind (Gregersen et al., 2011), kritisieren die Forscher die fehlende Spezifität dieser Führungskonzepte<br />
im Hinblick auf Gesundheit. Den spezifischen Fokus auf die Gesundheitsförderlichkeit<br />
von Führung kann letztendlich nur ein entsprechend spezifisches Führungskonzept abbilden<br />
(Franke & Felfe, 2011; Gregersen et al., 2011; Jiménez, Winkler, & Dunkl, 2016). Mit diesem<br />
Fokus unterscheidet sich das Konzept gesundheitsförderlicher Führung von den anderen<br />
Führungskonzepten, indem es gesundheitsspezifisch und ganzheitlich drei Facetten gesundheitsförderlicher<br />
Führung (gesundheitsförderliches Führungsverhalten, gesundheitsbezogene<br />
Achtsamkeit, Stellenwert von Gesundheit; vgl. Kapitel 2.1) erfasst. Darüber hinaus verweist<br />
gesundheitsförderliche Führung explizit auf die Vorbildwirkung von Führungskräften, die nur<br />
bei Übereinstimmung in der Selbst- und Mitarbeiterführung möglich ist.<br />
8
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
Im direkten Vergleich der verschiedenen Führungskonzepte zeigt sich, dass die gesundheitsförderliche<br />
Wirkung transformationaler Führung durch gesundheitsförderliche Führung vermittelt<br />
wird (Franke et al., 2014; Vincent, 2012). Es ist also der Überlappungsbereich von transformationaler<br />
Führung mit gesundheitsförderlicher Führung, die erstere ebenfalls gesundheitswirksam<br />
werden lässt. Darüber hinaus bildet gesunde Führung aber eben weitere Facetten ab, die<br />
andere Führungskonzepte unbeleuchtet lassen.<br />
2.3 Voraussetzungen gesunder Führung | Wie kommt es zu gesunder Führung?<br />
Während zur Wirksamkeit gesunder Führung inzwischen einige Studien vorliegen, ist über die<br />
Voraussetzungen dieser Art der Führung noch wenig bekannt. Eine erste Annäherung an die<br />
Frage nach den Bedingungen, unter welchen gesunde Führung entsteht, nahmen Andrea Eriksson<br />
und Kolleginnen (2011) vor. In einer Interviewstudie befragten die Autoren 20 Expertinnen<br />
zu den Voraussetzungen gesunder Führung. Die Auswertungen zeigen, dass diese in zwei Bereichen<br />
verortet werden, nämlich in unternehmensbezogenen Bedingungen und individuellen<br />
Charakteristika. Bei den unternehmensbezogenen Bedingungen werden das Vorhandensein<br />
von Ressourcen und Unterstützung, eine förderliche Unternehmenskultur und strukturelle<br />
Merkmale, wie z. B. eine kleine Abteilungsgröße genannt. Die individuellen Voraussetzungen<br />
gesunder Führung betreffen insbesondere Kompetenzen und Einstellungen der Führungskräfte,<br />
wie z. B. Wissen über gesundheitsförderliche Führung und die motivationale Bereitschaft dazu.<br />
Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Studie untersucht, inwiefern gesunde Führung<br />
von unternehmensbezogenen Bedingungen und individuellen Charakteristika abhängt<br />
(vgl. Tabelle 1).<br />
Voraussetzungen gesunder Führung<br />
Unternehmensbezogene Bedingungen<br />
Die Gesundheitskultur beschreibt, inwiefern Gesundheitsförderung<br />
und Arbeitssicherheit als feste Bestandteile in der Unternehmenskultur<br />
verankert sind und gelebt werden (Elke, 2002).<br />
Organisationale Unterstützung zeigt sich darin, inwiefern sich die<br />
Beschäftigten wertgeschätzt und in ihren Interessen vom eigenen<br />
Unternehmen wahrgenommen fühlen (Rhoades & Eisenberger, 2002).<br />
Individuelle Charakteristika<br />
Gesundheitskultur<br />
Organisationale<br />
Unterstützung<br />
Führungsmotivation<br />
Achtsamkeit<br />
Die Führungsmotivation beschreibt, ob eine Führungsrolle aus Freude<br />
und Interesse an der Tätigkeit (intrinsische Motivation) oder aus<br />
instrumentellen, z. B. finanziellen Gründen (extrinsische Motivation)<br />
wahrgenommen wird (Gagné et al., 2014).<br />
Achtsamkeit ist durch eine spezifische Form der Aufmerksamkeitslenkung<br />
gekennzeichnet, die auf den gegenwärtigen Moment gerichtet<br />
ist und eine nicht wertende Haltung beinhaltet (Brown & Ryan, 2003;<br />
Kabat-Zinn & Kappen, 2013; Michalak, Heidenreich, & Williams, 2012).<br />
Tabelle 1<br />
Unternehmensbezogene Bedingungen und individuelle Charakteristika als Voraussetzungen gesunder<br />
Führung<br />
9
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
3 METHODE UND ERGEBNISSE<br />
Die Daten wurden über eine Onlinebefragung im März 2016 erhoben. Alle Bereiche (gesundheitsförderliche<br />
Führung, Achtsamkeit, intrinsische und extrinsische Motivation, Gesundheitskultur<br />
und organisationale Unterstützung) wurden mit Fragebogeninstrumenten erfasst, die<br />
bereits in der Forschung eingesetzt und überprüft wurden. Eine Übersicht findet sich im Anhang.<br />
Die geschlossenen Fragen des Fragebogens wurden mit Item- und Skalenanalysen sowie Korrelationsanalysen<br />
untersucht (Bortz, 2005; Bühner, 2006). Außerdem wurden die Führungskräfte<br />
mit einer offenen Frage („Was ist gesunde Führung?“) nach ihren Konzepten und Vorstellungen<br />
über gesunde Führung befragt. Die offene Frage wurde nach dem Vorgehen der<br />
induktiven Inhaltsanalyse (Mayring, 2010) ausgewertet.<br />
3.1 Stichprobenbeschreibung<br />
An der Befragung nahmen 211 Führungskräfte teil. Der Anteil weiblicher Führungskräfte betrug<br />
46 Prozent und der Anteil männlicher Führungskräfte 54 Prozent. Die Befragten sind durchschnittlich<br />
44 Jahre alt und seit 11 Jahren in ihrem Unternehmen aktiv. 17 Prozent sind Eigentümer,<br />
33 Prozent sind auf der oberen Führungsebene, 32 Prozent auf der mittleren Führungsebene<br />
und 18 Prozent auf der unteren Führungsebene verortet (vgl. Tabelle 2).<br />
Stichprobenbeschreibung<br />
Geschlecht:<br />
46% weiblich, 54% männlich<br />
Alter:<br />
Ø 44,3 Jahre<br />
Beschäftigungsdauer:<br />
Ø 11,0 Jahre<br />
Führungsebene:<br />
Eigentümer<br />
Obere Führungsebene<br />
Mittlere Führungsebene<br />
Untere Führungsebene<br />
16,7% (davon 48% weiblich, 52% männlich)<br />
33,3% (davon 38% weiblich, 62% männlich)<br />
31,7% (davon 52% weiblich, 48% männlich)<br />
18,3% (davon 52% weiblich, 48% männlich)<br />
Tabelle 2<br />
Charakteristika der Befragten<br />
Die Unternehmen gehören den unterschiedlichsten Branchen an (vgl. Abbildung 1) und variieren<br />
in der Mitarbeiteranzahl (vgl. Abbildung 2). Unter den Befragten sind 22 Prozent in<br />
Familienunternehmen tätig.<br />
10
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
Branchenzugehörigkeit<br />
7%<br />
6%<br />
15%<br />
5% 4% unternehmensnahe Dienstleistungen<br />
Gesundheits- und Sozialwesen<br />
32%<br />
andere Wirtschaftszweige<br />
verarbeitendes Gewerbe, Industrie<br />
Wissenschaft und öffentliche Verwaltung<br />
Bau, Energie, Logistik<br />
Kultur und Medien<br />
31%<br />
Abbildung 1<br />
Branchenzugehörigkeit der Befragten<br />
Mitarbeiteranzahl<br />
30%<br />
14%<br />
14%<br />
12%<br />
< 10<br />
10 bis 50<br />
51 bis 250<br />
251 bis 2.000<br />
> 2.000<br />
30%<br />
Abbildung 2<br />
Anteile der Unternehmen nach Mitarbeiteranzahl<br />
11
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
Abbildung 3<br />
Wortwolke zu gesunder Führung. Erstellt mit woordle.net<br />
3.2 Begriffsbestimmung gesunder Führung<br />
Die Vielfalt der Antworten auf die Frage danach, was gesunde Führung ist, zeigt die Wortwolke<br />
in Abbildung 3: Die Größe der Begriffe spiegelt hierbei wider, wie häufig ein Wort genannt wurde.<br />
„Mitarbeiter“ und „Führung“ wurden demnach in den Antworten am häufigsten erwähnt.<br />
Die Ergebnisse der inhaltsanalytischen Auswertungen zeigen außerdem, dass die befragten<br />
Führungskräfte gesunde Führung insbesondere mit Wertschätzung, Selbstführung, Kommunikation<br />
und Ganzheitlichkeit in Verbindung bringen (vgl. Abbildung 4).<br />
Was ist gesunde Führung?<br />
Wertschätzung<br />
44<br />
Selbstführung<br />
Kommunikation<br />
39<br />
39<br />
Ganzheitlichkeit<br />
37<br />
Achtsamkeit<br />
30<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Abbildung 4<br />
Anzahl der Nennungen der jeweiligen Antwortkategorien auf die Frage „Was ist gesunde Führung?“<br />
12
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
»»<br />
Wertschätzung zeigt sich laut den Beschreibungen in einem respektvollen Umgang,<br />
Rücksichtnahme, Anerkennung und Interesse.<br />
»»<br />
Selbstführung wird mit Selbstfürsorge, Selbstmanagement, Selbstreflexion und Selbstverantwortung<br />
umschrieben und auch mit der eigenen Vorbildwirkung in Verbindung<br />
gesetzt.<br />
»»<br />
Kommunikation spiegelt sich darin, Rückmeldung zu geben und zu nehmen, kritikfähig<br />
und konstruktiv zu agieren sowie Transparenz herzustellen.<br />
»»<br />
Ganzheitlichkeit wird mit der umfassenden Beachtung von Mitarbeiterinteressen und<br />
Unternehmenszielen sowie der gesellschaftlichen Einbettung charakterisiert.<br />
»»<br />
Achtsamkeit wird von den Befragten mit Aufmerksamkeit und Bewusstsein durch ein<br />
wachsames Beobachten und Wahrnehmen der eigenen Person sowie der Umgebung<br />
beschrieben.<br />
Die Beschreibungen gehen damit über Konzepte der gesundheitsförderlichen bzw. gesundheitsorientierten<br />
Führung (Franke & Felfe, 2011; Vincent, 2012) hinaus und verbinden mitarbeiterorientierte<br />
Führung und Selbstführung mit der Gesamtperspektive des eigenen Unternehmens.<br />
MIT SICH UND ANDEREN<br />
AUFMERKSAM UND WACHSAM<br />
UMZUGEHEN UND DIE EIGENE<br />
WIRKSAMKEIT ZU REFLEKTIEREN.<br />
Teilnehmer / Teilnehmerin der Studie zur Frage<br />
„Was ist gesunde Führung?“<br />
13
EIN <strong>FÜHRUNG</strong>SSTIL, DER SOWOHL DIE<br />
(PHYSISCHE UND PSYCHOSOZIALE) GESUNDHEIT<br />
DER <strong>FÜHRUNG</strong>SKRAFT ALS AUCH DIE DER<br />
GEFÜHRTEN MITARBEITER IM BLICK HAT.<br />
Teilnehmer / Teilnehmerin der Studie zur Frage „Was ist gesunde Führung?“<br />
3.3 Gesunde Führung in Selbst- und Mitarbeiterführung<br />
Insgesamt zeigt sich, dass die befragten Führungskräfte gesundheitsförderliche Führung in<br />
der Tendenz bereits praktizieren (vgl. Abbildung 5). Unterschiede werden in der Ausprägung<br />
der Mitarbeiterführung gegenüber der Selbstführung sichtbar: Die befragten Führungskräfte<br />
geben an, dass sie eine stärkere Ausprägung gesundheitsförderlicher Führung in der Mitarbeiterführung<br />
(4,0) als in der Selbstführung (3,5) zeigen.<br />
Vergleich zwischen Selbst- und Mitarbeiterführung<br />
Mitarbeiterführung (MF)<br />
Selbstführung (SF)<br />
MF: Führungsverhalten<br />
SF: Führungsverhalten<br />
3,5<br />
3,6<br />
4,0<br />
3,9<br />
MF: Achtsamkeit<br />
SF: Achtsamkeit<br />
MF: Stellenwert von Gesundheit<br />
SF: Stellenwert von Gesundheit<br />
3,2<br />
3,7<br />
3,8<br />
4,4<br />
1 2 3 4 5<br />
Abbildung 5<br />
Vergleich der Selbst- und Mitarbeiterführung insgesamt und in den Teilbereichen gesundheitsförderlicher<br />
Führung (1 = „trifft gar nicht zu“, 5 = „trifft voll zu“)<br />
14
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
Genauer betrachtet, weisen die Teilbereiche gesundheitsförderlicher Führung weitere Unterschiede<br />
auf. Das gesundheitsförderliche Führungsverhalten und der Stellenwert, der der Gesundheit<br />
zugesprochen wird, ist jeweils in der Mitarbeiterführung (mit Werten von 3,9 bzw.<br />
4,4) stärker ausgeprägt als in der Selbstführung (3,6 bzw. 3,2). Diese Ergebnisse stehen in<br />
Übereinstimmung mit der Grundtendenz, dass gesundheitsförderliche Führung stärker in der<br />
Mitarbeiter- als in der Selbstführung verankert ist. Einzig die gesundheitsbezogene Achtsamkeit<br />
ist in der Selbstführung (mit einem Wert von 3,8) geringfügig stärker ausgeprägt als in der<br />
Mitarbeiterführung (3,7). Dieser Unterschied ist jedoch statistisch nicht signifikant, während<br />
alle anderen Unterschiede im t-Test signifikant sind.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass im Bereich der gesundheitsförderlichen Selbstführung noch Verbesserungspotentiale<br />
bestehen. Besonders der Stellenwert, den Führungskräfte ihrer eigenen<br />
Gesundheit beimessen, ist als (zu) gering einzustufen.<br />
Es können keine Unterschiede in der gesundheitsförderlichen Führung in Abhängigkeit von<br />
Geschlecht, Führungsebene, Unternehmensgröße oder Branche festgestellt werden.<br />
3.4 Voraussetzungen gesunder Führung<br />
Abbildung 6 veranschaulicht, welche Voraussetzungen für gesundheitsförderliche Selbst- bzw.<br />
Mitarbeiterführung relevant sind.<br />
Unter den unternehmensbezogenen Bedingungen zeigt sich ein Zusammenhang zwischen<br />
»»<br />
einer positiven Gesundheitskultur und sowohl der gesundheitsförderlichen Selbst- als<br />
auch der Mitarbeiterführung;<br />
»»<br />
organisationaler Unterstützung und gesundheitsförderlicher Selbstführung.<br />
Unter den individuellen Charakteristika besteht eine Verbindung zwischen<br />
»»<br />
extrinsischer sowie intrinsischer Motivation und gesundheitsförderlicher Mitarbeiterführung,<br />
wobei intrinsische Motivation eine positive Verbindung und extrinsische Motivation<br />
eine negative Verbindung aufweist;<br />
»»<br />
Achtsamkeit und sowohl gesundheitsförderlicher Selbst- als auch Mitarbeiterführung.<br />
Eine positive Gesundheitskultur und Achtsamkeit erweisen sich also als wirksame Voraussetzungen<br />
für beide Formen gesundheitsförderlicher Führung. Darüber hinaus treten hier die<br />
stärksten Zusammenhänge auf (Korrelationswerte zwischen .21 und .36). Organisationale<br />
Unterstützung und die Führungsmotivation sind demgegenüber jeweils nur in einem Bereich<br />
(entweder Selbstführung oder Mitarbeiterführung) und in geringerem Ausmaß relevant.<br />
15
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
Unternehmensbezogene<br />
Bedingungen<br />
Gesundheitskultur<br />
Organisationale<br />
Unterstützung<br />
.23**<br />
.30***<br />
.21**<br />
Selbstführung<br />
Führungsmotivation<br />
Extrinsische<br />
Motivation<br />
Intrinsische<br />
Motivation<br />
Achtsamkeit<br />
Individuelle<br />
Charakteristika<br />
.36***<br />
-.17*<br />
.25**<br />
.16*<br />
Mitarbeiterführung<br />
Anmerkungen:<br />
p = Irrtumswahrscheinlichkeit,<br />
* p ≤ .10; ** p ≤ .05; *** p ≤ .001.<br />
Die Zahlen auf den Pfeilen geben<br />
den Korrelationskoeffizienten an, der<br />
Werte zwischen -1 (perfekt negativer<br />
Zusammenhang) und. +1 (perfekt<br />
positiver Zusammenhang) annehmen<br />
kann. Bei 0 besteht kein Zusammenhang.<br />
Abbildung 6<br />
Korrelationen zwischen unternehmensbezogenen Bedingungen sowie individuellen Charakteristika und<br />
Selbst- bzw. Mitarbeiterführung.<br />
Die Befragten wurden in vier Gruppen eingeteilt, die sich in der Ausprägung gesundheitsförderlicher<br />
Selbst- bzw. Mitarbeiterführung unterscheiden. Die vier Gruppen bilden dabei Führungskräfte,<br />
die (1) überdurchschnittliche Werte sowohl in der Selbst- als auch Mitarbeiterführung<br />
zeigen (SF + & MF +); (2) überdurchschnittliche Werte in der Selbstführung und unterdurchschnittliche<br />
Werte in der Mitarbeiterführung (SF + & MF -); (3) unterdurchschnittliche Werte in<br />
der Selbstführung und überdurchschnittliche Werte in der Mitarbeiterführung (SF- & MF+) und<br />
(4) unterdurchschnittliche Werte sowohl in der Selbst- als auch der Mitarbeiterführung (SF - &<br />
MF -) aufweisen. Die unterschiedlichen Ausprägungen der Voraussetzungen gesunder Führung<br />
in diesen vier Gruppen finden sich in den Abbildungen 7 bis 10.<br />
16
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
Gesundheitskultur<br />
SF + & MF +<br />
3,5<br />
SF + & MF -<br />
SF - & MF +<br />
3,3<br />
3,3<br />
SF - & MF -<br />
2,8<br />
1 2<br />
3 4 5<br />
Abbildung 7<br />
Mittelwerte der Gesundheitskultur (1 = „trifft gar nicht zu“, 5 = „trifft voll zu“) in den vier Gruppen<br />
SF +: überdurchschnittliche Werte in der Selbstführung; SF -: unterdurchschnittliche Werte in der Selbstführung;<br />
MF +: überdurchschnittliche Werte in der Mitarbeiterführung; MF-: unterdurchschnittliche Werte<br />
in der Mitarbeiterführung<br />
Führungskräfte, die überdurchschnittliche Werte sowohl in der gesundheitsförderlichen<br />
Selbst- als auch der Mitarbeiterführung aufweisen, sind in Unternehmen tätig, die die höchsten<br />
Werte einer positiven Gesundheitskultur zeigen (3,5; vgl. Abbildung 7). In den anderen Gruppen<br />
sind diese Werte mit 3,3 und 2,8 geringer ausgeprägt.<br />
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> BEFINDET<br />
SICH IM SPANNUNGSFELD VON<br />
UNTERNEHMENS<strong>FÜHRUNG</strong> UND<br />
MITARBEITER<strong>FÜHRUNG</strong>, D. H. MAN<br />
MUSS DIESEN VERSCHIEDENEN<br />
INTERESSENSGRUPPEN GERECHT<br />
WERDEN UND DABEI ACHTSAM SEIN.<br />
Teilnehmer / Teilnehmerin der Studie zur Frage „Was ist gesunde Führung?“<br />
17
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
Organisationale Unterstützung<br />
SF + & MF +<br />
3,6<br />
SF + & MF -<br />
3,4<br />
SF - & MF +<br />
2,9<br />
SF - & MF -<br />
3,3<br />
1 2 3 4<br />
5<br />
Abbildung 8<br />
Mittelwerte der organisationalen Unterstützung (1 = „trifft gar nicht zu“, 5 = „trifft voll zu“) in den vier Gruppen.<br />
SF +: überdurchschnittliche Werte in der Selbstführung; SF -: unterdurchschnittliche Werte in der<br />
Selbstführung; MF +: überdurchschnittliche Werte in der Mitarbeiterführung; MF-: unterdurchschnittliche<br />
Werte in der Mitarbeiterführung<br />
Die organisationale Unterstützung zeigt ebenfalls den höchsten Wert in der Gruppe der Führungskräfte,<br />
die sowohl eine überdurchschnittliche Selbst- als auch Mitarbeiterführung an den<br />
Tag legen (3,6; vgl. Abbildung 8). Auch hier sind in den anderen Gruppen geringere Werte der<br />
organisationalen Unterstützung zu finden, wobei auffällt, dass der geringste Wert (2,9) in der<br />
Gruppe mit unterdurchschnittlicher Selbstführung und überdurchschnittlicher Mitarbeiterführung<br />
auftritt. In der Tendenz scheint die organisationale Unterstützung also besonders relevant<br />
für die gesundheitsförderliche Selbstführung und weniger relevant für die Mitarbeiterführung<br />
zu sein.<br />
Führungsmotivation<br />
SF + & MF +<br />
2,4<br />
4,5<br />
SF + & MF -<br />
2,5<br />
4,1<br />
SF - & MF +<br />
1,9<br />
4,6<br />
SF - & MF -<br />
2,4<br />
4,3<br />
1 2 3 4 5<br />
intrinsische Motivation extrinsische Motivation<br />
Abbildung 9<br />
Mittelwerte der Führungsmotivation (1 = „stimme gar nicht zu“, 5 = „stimme voll zu“) in den vier Gruppen.<br />
SF +: überdurchschnittliche Werte in der Selbstführung; SF -: unterdurchschnittliche Werte in der Selbstführung;<br />
MF +: überdurchschnittliche Werte in der Mitarbeiterführung; MF-: unterdurchschnittliche Werte<br />
in der Mitarbeiterführung<br />
18
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
In der Führungsmotivation zeigt sich ein heterogeneres Bild: Die Gruppe der Führungskräfte<br />
mit unterdurchschnittlicher Selbstführung und überdurchschnittlicher Mitarbeiterführung ist<br />
sowohl durch den höchsten Wert in der intrinsischen Motivation (4,6; vgl. Abbildung 9) als<br />
auch den geringsten Wert in der extrinsischen Motivation (1,9) charakterisiert. Die intrinsische<br />
Motivation ist in der überdurchschnittlichen Gruppe (4,5) annährend gleich hoch ausgeprägt.<br />
Darüber hinaus ist der geringste Wert der intrinsischen Motivation (4,1) in der Gruppe<br />
der Führungskräfte zu finden, die überdurchschnittlich in der Selbstführung und unterdurchschnittlich<br />
in der Mitarbeiterführung abschneidet. Demgegenüber zeigen sich in den Gruppen<br />
keine bedeutsamen Unterschiede in der extrinsischen Motivation. Insgesamt scheint damit die<br />
intrinsische Motivation insbesondere in den Gruppen mit überdurchschnittlich ausgeprägter<br />
Mitarbeiterführung relevant zu sein.<br />
Achtsamkeit<br />
SF + & MF +<br />
3,1<br />
SF + & MF -<br />
2,9<br />
SF - & MF +<br />
2,8<br />
SF - & MF -<br />
2,7<br />
1 2 3 4<br />
Abbildung 10<br />
Mittelwerte der Achtsamkeit (1 = „selten“, 4 = „fast immer“) in den vier Gruppen.<br />
SF +: überdurchschnittliche Werte in der Selbstführung; SF -: unterdurchschnittliche Werte in der Selbstführung;<br />
MF +: überdurchschnittliche Werte in der Mitarbeiterführung; MF-: unterdurchschnittliche Werte<br />
in der Mitarbeiterführung<br />
Achtsamkeit hat in der Gruppe der überdurchschnittlichen Führungskräfte die stärkste Ausprägung<br />
(3,1; vgl. Abbildung 10) und die geringste in der Gruppe der unterdurchschnittlichen<br />
Führungskräfte (2,7). Im Mittelfeld befinden sich die beiden Gruppen, in denen jeweils die gesundheitsförderliche<br />
Mitarbeiterführung oder die gesundheitsförderliche Selbstführung unterdurchschnittlich<br />
ausgeprägt ist.<br />
Insgesamt sind also eine positive Gesundheitskultur des Unternehmens und die individuelle Achtsamkeit<br />
der Führungskraft bedeutsame Voraussetzungen für sowohl die gesundheitsförderliche<br />
Selbst- als auch Mitarbeiterführung. Demgegenüber sind die organisationale Unterstützung und<br />
die Führungsmotivation jeweils nur in einem Bereich (entweder in der Selbstführung oder der<br />
Mitarbeiterführung) relevant.<br />
19
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
4 FAZIT<br />
Die vorliegende Studie liefert eine Bestandsaufnahme dessen, was gesunde Führung auszeichnet,<br />
inwiefern sie in aktuellen Führungspraktiken bereits gelebt wird und welche Voraussetzungen<br />
geschaffen werden können, damit sich gesunde Führung entfalten kann. Zusammenfassend<br />
gibt die Studie damit Aufschluss über den aktuellen Stand der Forschung:<br />
»»<br />
Gesunde Führung zeigt sich demnach in der personalen, direkten Führung und beinhaltet<br />
sowohl den Bereich der Selbstführung als auch den der Mitarbeiterführung durch<br />
Führungskräfte.<br />
»»<br />
Gesunde Führung zeichnet sich durch gesundheitsförderliches Führungsverhalten,<br />
gesundheitsbezogene Achtsamkeit und einen hohen Stellenwert, der Gesundheit im<br />
Arbeitskontext eingeräumt wird, aus.<br />
Darüber hinaus wurden die Ergebnisse einer eigens durchgeführten Führungskräftebefragung<br />
vorgestellt:<br />
»»<br />
Gesunde Führung wird bereits jetzt im Führungsalltag praktiziert, wobei Führungskräfte<br />
in der Mitarbeiterführung besser abschneiden als in der Selbstführung.<br />
»»<br />
Führungskräfte betonen die Ganzheitlichkeit gesunder Führung. Das bedeutet, gesunde<br />
Führung auch auf der Unternehmensebene zu verorten - neben mitarbeiterorientierten<br />
Verhaltensweisen (Wertschätzung, Kommunikation) und selbstbezogener Führung<br />
(Selbstführung, Achtsamkeit).<br />
»»<br />
Voraussetzungen gesunder Führung können sowohl auf der Seite der Unternehmen als<br />
auch durch Führungskräfte geschaffen werden:<br />
»»<br />
Organisationale Unterstützung und eine positive Gesundheitskultur bilden dabei zentrale<br />
Bedingungen auf der Seite der Unternehmen, um gesunde Führung zu fördern.<br />
»»<br />
Achtsamkeit sowie intrinsische Motivation sind individuelle Charakteristika der<br />
Führungskräfte, die gesunde Führung ermöglichen.<br />
20
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
Damit wird eine Reihe von Ansatzpunkten für die Entwicklung und Förderung gesunder Führung<br />
aufgezeigt:<br />
1. Eine positive Gesundheitskultur hängt gleichermaßen mit gesundheitsförderlicher Selbstals<br />
auch Mitarbeiterführung zusammen. Diese zu entwickeln ist allerdings ein längerfristiges<br />
Unterfangen, da Unternehmenskultur auf Werten, Überzeugungen und Annahmen<br />
basiert, die in einer Organisation geteilt werden (Schein, 2010). Diese sind das Ergebnis<br />
von Lernerfahrungen, die in einer Organisation im Laufe der Zeit gesammelt wurden. Neue<br />
Lernerfahrungen im Sinne einer Gesundheitskultur können dann entstehen, wenn die strategische<br />
Ausrichtung von Unternehmen und das operative Geschehen Gesundheitsförderlichkeit<br />
als relevanten Faktor integrieren.<br />
2. Auch Achtsamkeit zeigt einen positiven Zusammenhang zu sowohl der gesundheitsförderlichen<br />
Selbst- als auch der Mitarbeiterförderung. Zur Stärkung dieser spezifischen<br />
Aufmerksamkeitslenkung haben sich Trainings als effektiv erwiesen (vgl. z. B. Feicht et<br />
al., 2013; Leroy, Anseel, Dimitrova, & Sels, 2013) und bieten Unternehmen und ihren Führungskräften<br />
einen gangbaren Weg zur eher kurzfristigen Umsetzung.<br />
3. Auf der Seite der gesundheitsförderlichen Selbstführung scheint außerdem die organisationale<br />
Unterstützung eine Rolle zu spielen. Inwiefern Führungskräfte organisationale Unterstützung<br />
erleben, hängt wesentlich davon ab, ob Unternehmenspraktiken unbürokratisch<br />
gestaltet sind und die Möglichkeit besteht Prozesse und Praktiken mitzugestalten (Rhoades<br />
& Eisenberger, 2002).<br />
4. Auf der Seite der gesundheitsförderlichen Mitarbeiterführung sind förderliche Effekte<br />
intrinsischer Motivation und nachteilige Effekte extrinsischer Motivation beobachtbar. Ob<br />
eine Führungskraft intrinsisch oder extrinsisch motiviert ist Führungsverantwortung zu<br />
übernehmen, kann durch geeignete Personalauswahl festgestellt werden. Zudem bietet<br />
auch hier die Gestaltung autonomieförderlicher und unterstützender Organisationspraktiken<br />
einen weiteren Ansatzpunkt (Gagné & Deci, 2005).<br />
Darüber hinaus weisen die Antworten auf die Frage „Was ist gesunde Führung?“ darauf hin,<br />
dass Führungskräfte diese nicht allein in ihrem eigenen Einflussfeld verortet sehen. Ein ganzheitliches<br />
Verständnis gesunder Führung bedarf somit einer Unternehmensperspektive, die<br />
Gesundheit als dynamischen Prozess und nicht als Zustand begreift (Quick, MacIk-Frey, &<br />
Cooper, 2007). Auf dem Weg zum gesunden Unternehmen bietet gesunde Führung somit einen<br />
ersten Ansatzpunkt, der aber auch auf eine weitergehende Verankerung im Unternehmenszweck<br />
und den Unternehmenszielen verweist.<br />
21
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
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22
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
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(22.03.2016)<br />
23
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
6 ANHANG<br />
Überblick zu den Bereichen des eingesetzten Fragenbogens<br />
Bereich<br />
Beispielitem<br />
Gesundheitsförderliche Führung (Franke et al., 2015), Selbst- & Mitarbeiterführung,<br />
Cronbachs Alpha = .79-.81<br />
Gesundheitsförderliches<br />
Führungsverhalten<br />
Gesundheitsbezogene Achtsamkeit<br />
Stellenwert der Gesundheit<br />
„Ich sorge durch Verbesserungen im Bereich Arbeitsbedingungen<br />
dafür, dass die Belastungen meiner Mitarbeiter reduziert<br />
werden“ (Mitarbeiterführung),<br />
„Ich versuche, meine Belastungen zu reduzieren, indem ich<br />
meine Arbeitsbedingungen optimiere“ (Selbstführung)<br />
„Ich merke es meinen Mitarbeitern an, wenn sie gesundheitlich<br />
an ihre Grenzen stoßen“ (Mitarbeiterführung)<br />
„Ich merke, wenn ich gesundheitlich an meine Grenzen stoße“<br />
(Selbstführung)<br />
„Die Gesundheit meiner Mitarbeiter ist mir sehr wichtig“ (Mitarbeiterführung),<br />
„Meine Gesundheit hat für mich erste Priorität“ (Selbstführung)<br />
Cognitive and Affective Mindfulness Scale-Revised (Feldman, Hayes, Kumar, Greeson, &<br />
Laurenceau, 2007), Cronbachs Alpha = .75<br />
Achtsamkeit<br />
„Ich kann meine Aufmerksamkeit auf das richten, was momentan<br />
geschieht“<br />
Multidimensional Work Motivation Scale (Gagné et al., 2014; Güntert, 2016), Cronbachs<br />
Alpha = .81 - .89<br />
Führungsmotivation<br />
intrinsische<br />
extrinsische<br />
„Ich strenge mich bei meiner Arbeit an, weil…“<br />
„…ich Spaß an der Arbeit habe“<br />
„…andere mich nur dann finanziell belohnen, wenn ich mich<br />
anstrenge“<br />
Gesundheitskultur (Elke, 2002), Cronbachs Alpha = .83<br />
Gesundheitskultur<br />
„Wenn es um Sicherheit und Gesundheit geht, kann ich mich auf<br />
mein/e (Team) Kollegen verlassen“<br />
Perceived Organizational Support (Rhoades & Eisenberger, 2002; Rigotti, Mohr, Clinton,<br />
& Guest, 2010), Cronbachs Alpha = .82<br />
Organisationale Unterstützung<br />
„Meine Organisation nimmt große Rücksicht auf meine Ziele und<br />
Werte“<br />
24
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
DIE HÖCHSTE ZUKUNFTSMÖGLICHKEIT<br />
WAHRZUNEHMEN UND AUS DIESER<br />
HERAUS ZU HANDELN, IST DIE ESSENZ<br />
VON <strong>FÜHRUNG</strong>. VORAUSSETZUNG IST<br />
DIE FÄHIGKEIT, DEN INNEREN ORT,<br />
DAS HEISST DIE STRUKTUR DER<br />
AUFMERKSAMKEIT, VON DER AUS<br />
GEHANDELT WIRD, ZU VERÄNDERN.<br />
Claus Otto Scharmer – Alumnus der Universität Witten/Herdecke<br />
25
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
DER WICHTIGSTE ERFOLGSFAKTOR<br />
EINES UNTERNEHMENS IST NICHT<br />
DAS KAPITAL ODER DIE ARBEIT,<br />
SONDERN DIE <strong>FÜHRUNG</strong>.<br />
Reinhard Mohn - Gründungsmitglied der Universität Witten/Herdecke<br />
26
<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
7 KONTAKT<br />
Dr. Hannah Möltner<br />
Beraterin & Lehrbeauftragte<br />
Email: hannah.moeltner@rub.de<br />
Telefon: 0163 603 2868<br />
www.iop-bochum.de<br />
Dipl.-oec. Sebastian Benkhofer<br />
Leiter Zentrum Fort- und Weiterbildung,<br />
Campus Relations und Veranstaltungsmanagement<br />
Universität Witten/Herdecke<br />
Email: sebastian.benkhofer@uni-wh.de<br />
Telefon: 02302 926 754<br />
www.zentrum-weiterbildung.de<br />
Prof. Dr. Marcel Hülsbeck<br />
Inhaber Lehrstuhl für Personal und Organisation<br />
insbesondere in Familienunternehmen<br />
WIFU – Wittener Institut für Familienunternehmen<br />
Universität Witten/Herdecke<br />
E-Mail: marcel.huelsbeck@uni-wh.de<br />
Telefon: 02302 926 513<br />
www.wifu.de<br />
Zentrum Fort- und Weiterbildung (ZFW)<br />
Das Zentrum Fort- und Weiterbildung (ZFW) der Universität Witten/Herdecke steht für praxisorientierte<br />
und theoriebasierte Bildungsangebote in den Bereichen Führung, Management<br />
und Unternehmertum, Pflege, Humanmedizin und Zahnheilkunde. Das Ziel ist es, allen Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern Programme mit einem hohen Nutzen für die beruflichen Herausforderungen<br />
anzubieten. Dieses Ziel wird erreicht, indem die Fort- und Weiterbildungen in<br />
Kooperation mit den drei Fakultäten der Universität konzipiert und durchführt werden. Darüber<br />
hinaus werden die Programme im engen Kontakt mit den jeweiligen Zielgruppen entwickelt, so<br />
dass ein starker Bezug zur Berufspraxis sichergestellt ist.<br />
Universität Witten/Herdecke (UW/H)<br />
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in<br />
der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.300 Studierenden in<br />
den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen<br />
Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung<br />
und Persönlichkeitsentwicklung.<br />
Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.<br />
27
Universität Witten/Herdecke<br />
Zentrum Fort- und Weiterbildung<br />
Alfred-Herrhausen-Str. 50<br />
58448 Witten<br />
Germany<br />
Tel.: +49 2302 926 754<br />
Fax: +49 2302 926 44 915<br />
www.zentrum-weiterbildung.de<br />
www.facebook.com/zfwuwh<br />
© 2016 | Zentrum Fort- und Weiterbildung