choaxa – die handgeschöpfte - Imageservice Werbeagentur
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PORTRAIT | GRAVEUR KÖRNER<br />
GESTOCHEN<br />
SCHARF<br />
GRAVEUR KLAUS KÖRNER<br />
Mitten in der pulsierenden Stuttgarter<br />
Innenstadt lässt ein Mann <strong>die</strong> Herzen von<br />
Fußballern, Leichtathleten und Sportlern<br />
aller Art, aber auch von Brautpaaren höher<br />
schlagen. Klaus Körner graviert in der<br />
Landeshauptstadt seit 45 Jahren insbesondere<br />
Trauringe und andere Schmuckstücke,<br />
Medaillen und Trophäen. Eigentlich hat er<br />
zwischen einem Paar Trauringen und einer<br />
Armreifgravur überhaupt keine Zeit für ein<br />
Gespräch. In seiner kleinen, urigen Werkstatt<br />
in Stuttgart Mitte überraschen wir ihn,<br />
als er tief gebeugt über ein Schmuckstück<br />
an seiner Werkbank sitzt.<br />
Seine Werkstatt ist im Vergleich zu seiner<br />
ausgezeichneten Reputation viel zu klein<br />
und wirkt fast winzig durch <strong>die</strong> vielen<br />
Gegenstände, <strong>die</strong> jede Wand und Ablage<br />
bedecken: von gravierten Medaillen und<br />
Kupferstichen bis hin zu signierten Fotos<br />
und Postern. Die vielen liebgewonnenen<br />
Erinnerungsstücke lassen seine Werkstatt<br />
wie ein museumsähnliches Sammelsurium<br />
wirken. Neben seinem Arbeitsplatz steht<br />
ein Radio, das vergnügt deutschen Schlager<br />
spielt.<br />
Trotz seines straff en Zeitplans, den der Graveur<br />
auf einem von Hand geschriebenen<br />
Stundenplan wie wir ihn aus der Schulzeit<br />
kennen festhält, gerät der leidenschaftli-<br />
che Handwerker glücklicherweise doch<br />
ins Plaudern und erzählt uns, wie er für<br />
<strong>die</strong> Langstreckenläuferin Paula Radcliff e<br />
im Jahre 2002 eine Glasmedaille gravierte.<br />
Eine solche Medaille graviert Klaus Körner<br />
innerhalb von 12 oder 13 Minuten. „Von<br />
Hand bin ich schneller als eine Maschine.<br />
Bis <strong>die</strong> Medaille eingespannt ist, bin ich<br />
schon fertig.“, erklärt er. Bevor er beginnt,<br />
<strong>die</strong> Gravur ins Metall zu gravieren, fertigt er<br />
fein säuberlich eine Zeichnung auf dem Gegenstand<br />
an. Danach verwendet er entweder<br />
einen Stichel oder einen Fräser, je nach Material<br />
und Motiv. Als der Graveur berichtet,<br />
wie er <strong>die</strong> Athletin Paula Radcliff e später in<br />
München persönlich kennenlernen durfte,<br />
leuchtet sein Gesicht auf und man hat das<br />
Gefühl, dass ihm <strong>die</strong> Erinnerung Tränen in<br />
<strong>die</strong> Augen treibt.<br />
Während seiner gesamten Karriere als<br />
Graveurmeister habe er bereits 140 Weltmeister<br />
persönlich kennengelernt. Einen<br />
Höhepunkt seiner berufl ichen Laufbahn<br />
erreichte Klaus Körner im Jahre ’86, als <strong>die</strong><br />
Europameisterschaften in Stuttgart stattfanden.<br />
Bis dahin war für ihn das gravieren<br />
von Glas nur eine Nebenbeschäftigung,<br />
doch für <strong>die</strong>sen Anlass ließ der Meister<br />
sein Hobby zum Beruf werden. So verzierte<br />
er unter anderem für <strong>die</strong> Leichtathletin<br />
Heike Drechsler, <strong>die</strong> Europameisterin im<br />
200-Meter-Sprint und Weitsprung wurde,<br />
<strong>die</strong> Medaillen. Der Graveur ist zweifelsohne<br />
ein schwäbisches Unikat und ein absoluter<br />
Meister seines Fachs, der sich keine Fehler<br />
erlaubt. Da verwundert es auch nicht, als er<br />
in der nächsten Geschichte erzählt, wie er<br />
für <strong>die</strong> Queen in England ein Tablett für ein<br />
Mokka-Geschirr gravierte. Damals habe er<br />
noch viele Aufträge über Staatsministerien<br />
erhalten, was heutzutage so gut wie nicht<br />
mehr vorkommt.<br />
Heute ist defi nitiv der Sport das Hauptgeschäft<br />
Körners. In einer weiteren Anekdote<br />
erzählt er, wie er den Oberbürgermeister<br />
Manfred Rommel 2006 bei der Fußball-<br />
Weltmeisterschaft im Stadion traf und ihm<br />
kurz vor Spielbeginn live vorführte, wie gut<br />
er dessen Unterschrift als Faksimile fertigen<br />
konnte. Selbstverständlich muss Körner<br />
Unterschriften, <strong>die</strong> er gravieren will, so<br />
gut beherrschen, dass <strong>die</strong> Gravur nachher<br />
perfekt im Metall sitzt. Als der Stuttgarter<br />
Fußballverein im Jahre 2007 im Endspiel<br />
um <strong>die</strong> deutsche Meisterschaft war, fertigte<br />
er vor dem Spiel einen Teller mit allen Unterschriften<br />
der Spieler an. Zwischen den<br />
beiden Worten „deutscher Meister“ ließ er<br />
noch etwas Platz, um nach dem Spiel „vize“<br />
noch einfügen zu können, falls der VfB<br />
doch verlieren sollte.<br />
Auch heute, mit über 75 Jahren, arbeitet<br />
der Meistergraveur Klaus Körner sicher und<br />
fehlerfrei und denkt noch nicht ans Aufhören.<br />
So graviert er auch an <strong>die</strong>sem Tag immer<br />
noch leidenschaftlich Schmuckstücke,<br />
Edelmetallbestecke, Liebhaberstücke, Sammelobjekte,<br />
Erb- und Erinngerungsstücke<br />
und Uhren.<br />
Wir bedanken uns herzlich bei Herrn<br />
Körner für das Gespräch und den Einblick<br />
in sein Arbeiten.<br />
HOCHKONZENTRIERT<br />
Klaus Körner beim Gravieren eines Serviettenrings<br />
in seiner Werkstatt.<br />
30 en detail AUSGABE | 2012 31