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Rez. Okkup.Grlds

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1 36 <strong>Rez</strong>ensionen<br />

land nur dann schlüssig zu erklären sind, wenn sie<br />

im Kontext der strategischen, manchmal sogar nur<br />

der operativen Uberlegungen der Alliierten und der<br />

deutschen Fuhrung sowie des Gesamtkriegsverlaufs<br />

gesehen werden.<br />

Auffällig ist, dass der Band, der den Titel >Die<br />

<strong>Okkup</strong>ation Griechenlands,..( trägt, keinen Beilrag<br />

zut Wlrtschaftspolitik der <strong>Okkup</strong>anten und<br />

deren Reflexion im heutigen Griechenland und im<br />

Geschichtsbild Deutschlands enthält. Das ist umso<br />

erstaunlicher, als die ungeheure ökonomische<br />

Ausbeutung durch das gemeinsame Agieren von<br />

Wehrmacht und deutscher Großwirtschaft maßgebliche<br />

Ursache für die im Herbst 1941 einsetzende<br />

Hungerkatastrophe mit mehreren 100.000 Toten<br />

war. Dieses traumatische Ereignis forderte mehr<br />

Opfer als alle terroristischen Aktionen der Besatzer<br />

zusammen, einschließlich der Vernichtunq der qriechischen<br />

Juden.<br />

Ausfuhrlich und mit neuen Forschungsergebnissen<br />

belegt wird in dem Band dargestellt, wie sich<br />

seit Kriegsende - in Griechenland erst ab 1949<br />

nach dem von der griechischen Oberschicht unter<br />

Fuhrung zunächst der deutschen Eroberer und<br />

nach deren Abzug der Briten und US-Amerikaner<br />

zur physischen Ausschaltung der Hauptkräfte des<br />

antifaschistischen Widerstands gefuhrten Bürgerkrieg<br />

- die unterschiedlichen Sichtweisen auf die<br />

<strong>Okkup</strong>ation, den Widerstand und die Kollaboration<br />

entwickelt haben und wie diese im Kontext<br />

der internationalen Systemauseinandersetzung<br />

sowie der innergriechischen Klassenkämpfe als Geschichtspolitik<br />

zur Unterdruckung der linken Kräfte,<br />

der reaktionären Herrschaft und des politischen<br />

Handelns eingesetzt wurden.<br />

Wenn in dem Band über die Geschichtsforschung<br />

und das Geschichtsbild der Deutschen zur<br />

<strong>Okkup</strong>ation Griechenlands geschrieben wird, dann<br />

ist für die Zeit bis 1990 in den meisten Beitragen<br />

ausschließlich die alte BRD qemeint. Eine Ausnahme<br />

bildet der wohltuend'ooy.ktiu. Vortrag des Historikers<br />

und Journalisten Eberhard Rondholz (187ff.).<br />

Er gibt einen knappen Uberblick über die in der<br />

DDR schon seit Beginn der 1950er Jahre erfolgte<br />

beachtliche Forschungs- und Publikationstätigkeit<br />

zur Besetzung Griechenlands. In der BRD dagegen<br />

waren wissenschaftliche Arbeiten zu diesem Thema<br />

selbst im universitären Bereich lange Zeit tabu<br />

wie in einigen Beiträgen des Bandes eingeräumt<br />

wird. Viele Ordinarien mit häufig tiefbrauner Vergangenheit<br />

hatten aus einsichtigen personlichen<br />

Gründen an dieser Forschungsarbeit kein Interesse<br />

und befanden sich damit in Ubereinstimmung mit<br />

der regierungsamtlich gestützten, weitverbreiteten<br />

Absicht, das Bild von der >sauberen Wehrmacht<<br />

aufrecht zu erhalten und Entschädigungsanspruche<br />

abzuwehren. Die von Rondholz skizzierte Forschung<br />

hatte im Zusammenhang mit der umfangreichen<br />

Unterstützung der Flüchtlinge des griechischen Bürgerkrieges<br />

erheblichen Einfluss auf das Geschichtsbild<br />

eines beachtlichen Teils der DDR-Bevölkerung.<br />

So war der Name von Manolis Glezos >jedem<br />

Schulkind< geläufig. Es ist unverständlich, wenn die<br />

Herausgeberinnen in ihrer als Zusammenfassung<br />

und Ergänzung der Beiträge die Forschung in der<br />

DDR lediglich in eineinhalb Sätzen erwähnen und<br />

diese lediglich als als >Ansätze< zeitgeschichtlicher<br />

Forschung gewertet werden (19). Diese Linie setzt<br />

sich.in den meisten Beiträgen fort. Entgegen jedem<br />

wissenschaftlichem Brauch werden keine Arbeiten<br />

von Historikern aus der DDR genannt. Selbst der<br />

noch mit Unterstutzung der Staatlichen Archiwerwaltung<br />

der DDR erarbeitete Dokumentenband,<br />

der 1992 in Athen erschienen ist und zum ersten<br />

Male (etwa 200) Nazi-Dokumente zur <strong>Okkup</strong>ation<br />

Griechenlands in griechischer Sprache enthält, wird<br />

in keinem Beitrag erwähnT<br />

Die Herausgeberinnen und der Historiker Hagen<br />

Fleischer, Emeritus der Athener Universität, beklagen<br />

in dem Band, dass sich das Deutschlandbild<br />

der Griechen in den letzten Jahren zunehmend<br />

verdustert hätte. Eine Trendwende wird in dem Besuch<br />

des Bundesoräsidenten im März 2014 in dem<br />

von der Wehrmacht geschundenen Dorf Lyngeadis<br />

gesehen. Zum ersten Male seien die Untaten der<br />

Besatzer >offiziell benannt< worden (26 und 51).<br />

Fleischer und die Herausgeberinnen meinen, nun<br />

seien >fundierte Kenntnisvermittlungen und ...<br />

Aussöhnung< möglich. Sie hängen der illusionären<br />

'Vorstellung an, durch >Aufarbeitungtragfähigen<br />

und dauerhaften Geschichtsbewusstsein

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