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Glareana_36_1987_#2

Ernst Emsheimer Ein ungewöhnlicher Modus der Tonhöhenveränderung Georg F. Senn Salzburger Klaviere Georg F. Senn Ruckers-Cembalo restauriert

Ernst Emsheimer
Ein ungewöhnlicher Modus der Tonhöhenveränderung

Georg F. Senn
Salzburger Klaviere

Georg F. Senn
Ruckers-Cembalo restauriert

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1<br />

Editorial<br />

vor einigen Wochen erreichte uns der Vorwurf eines im Aus·land wohnenden<br />

Mitgliedes, die GLAREANA beziehe sich allzu sehr auf<br />

organologische Nachrichten aus der Schweiz und angrenzenden Gebieten.<br />

Natürlich haben wir diese durchaus berechtigte Kritik als<br />

Anregung, als Aufforderung , unser Mitteilungsblatt vielseitiger zu<br />

gestalten , aufgefasst . Wir glauben , unsern Mitgliedern ein<br />

Heft unter den Christbaum legen zu dürfen , das allen etwas<br />

bringt .<br />

Oie Freunde alter Tasteninstrumente kommen in den Berichten unseres<br />

Vizepräsidenten Georg F . Senn auf die Rechnung . Ueber "Fragen<br />

des Instrumentalbaus• l:iefern der Rapport von Veronika Gutmann ,<br />

und die Buchbesprechung von Brigitte Bachmann neue Informationen .<br />

Volksmusikinstrumente kommen in allerlei Rezensionen zum Zug . Als<br />

Juwel der vorliegenden Nummer dürfte aber Ernst Emsheimers Aufsatz<br />

• Ein ungewöhnlicher Modus der Tonhöhenveränderung" ge lten.<br />

Dieses Referat fand an der 9 . internationalen Arbeitstagung der<br />

Study group on Folk Musical I nstruments des ICTM i n Orta unter den<br />

Kollegen grosse Beachtung ,<br />

so dass \vir Prof. Dr . Dr . h .c. Emsheimer<br />

zu hohem Dank für diesen Vorabdruck verpflichtet sind .<br />

Wenn sich ein slowakischer Instrumentenkundler,<br />

V'<br />

Ivan Macak ,<br />

bemüht , eine amerikanische Publikation über die "Oance Drum" eines<br />

Indianerstammes zu rezensieren , hat das gute Gründe : Or . Ma~~k erforschte<br />

selber Indianerinstrumente in ·Kanada und ist daher einer<br />

der we nigen , der Thomas Vennuns Buch würdigen kann .<br />

Um unsere kleine Zeitschrift, die mittlerweile Ost und West<br />

und auch Nordeuropa umspannt, noch internationaler zu gestalten ,<br />

sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen . Wenn Sie selber keine Beiträge<br />

verfassen möchten, ist der Redaktorin auch mit Hinweisen gedient.<br />

Der Vorstand der GEFAM und die Mitarbeiter der GLAREANA wünschen<br />

allen Kollegen und Freunden eine heitere Festzeit und alles<br />

Gute im neuen Jahr.<br />

Brigitte Bachmann-Geiser


2!~-~~E~~~~~-~~E-Y~E~!~~~~~!!~~i~~~E<br />

Dr.phil . Veronika Gutmann, Thannerstrasse 55, 4065- Basel<br />

Georg F. Senn , Bündtenweg 62, 4102 -<br />

Siegfried Brenn , Mühlebachstrasse 174, 8008 -<br />

Hannes Paul Scherrer, Suntenwiesenweg 4 , 8803 -<br />

2<br />

Binningen, Vizepräsident<br />

Zürich, Sekretär<br />

Rüschlikon, Kassier<br />

Dr .phil . Dr igitte Bachmann-Geiser , Sonnenbergrain 6 , 3013 - Bern ,<br />

Redaktor in<br />

Paul Hess, Schönbühlring 9, 6005 -<br />

Luzern, Bibliothekar<br />

Andre Eichenberger, Witikonerstrase 342 , 8053- Zürich<br />

Preise für die Nachbestellung von GLAREANA-Jahrgängen und Einzelheften<br />

sowie für Inserate<br />

Der Vorstand hat am 18. Februar 1984 in seiner Sitzung die folgenden<br />

Preise für Nachbestellun gen von Jahrgängen und Einzelheften der<br />

GLAREANA beschlossen :<br />

1 . Jahrgänge bis und mit 1971: Zu den Bedingungen und den üblichen<br />

Kopiergebühren der Zentralbibliothek Luzern;<br />

2. Jahrgänge 1972 bis und mit 1981: Pro Jahrgang: SFr. 20.-- für<br />

Mitglieder ; SFr . 30 .-- für Nichtmitglieder ;<br />

3. Einzelhefte ab 1983: SFr. 10.-- für Mitglieder; SFr. 15.-- für<br />

Nichtmitglieder .<br />

(1982 ist keine GLAREANA erschienen.)<br />

Zu allen Preisen kommen Porto und eventuell auch Verpackungsspesen<br />

hinzu . Bestellungen sind an Herrn Paul Hess , c/o Zentralbibliothek<br />

Luzern, Sempacherstr. 10 , CH-600 2 Luzern, zu richten.<br />

Mitgl ieder haben ferner die Möglichkeit , gratis ein Kleini nserat<br />

in der GLAREANA zu veröffentlichen: Max. zwei Zeilen (a 60 Anschläge)<br />

+Adresse. (Nichtmitglieder sind davon ausgeschlossen.)<br />

Grosse Inserate (bis max. 1 Seite) stehen Mitgliedern und Nichtmitgliedern<br />

offen und kosten SFr . 100.--, zuzüglich Cliche (falls e·rwünscht).<br />

Inseratenwünsche sind an Frau Dr. Brigitte ßachmann-Geiser<br />

, Sonnenbergrain 6, 3013 Bern, zu richten . Sie werden nach den<br />

Gegebenheiten jeweils im nächsten oder übernächsten Hef t berücksichtigt.<br />

Veronika Cutmann


3<br />

Jahresbericht<br />

Der vorstand führte am 19 . März <strong>1987</strong> in Zürich eine Sitzung durch .<br />

Wesentlichste Aufgaben waren dabei die Vorbesprechung der Generalversammlung<br />

sowie das Traktandum 6 der Generalversammlung, die<br />

" lebenslängliche" Mi tgliedschaft .<br />

Im Jahre 1986 sind zwei Hefte GLAREANA erschienen, deren Inhalt<br />

und Texte wiederum sorgfältig von Brigitte Bachmann betreut und<br />

allenfalls auch bereinigL wurden . Dafür sei ihr an dieser<br />

Stelle herzlich gedankt. Wir sind stets froh über Beiträge<br />

aus dem Kreise unserer Mitglieder oder über Hinweise auf eine die<br />

Gesellschaft interessierende Sache , doch wir möchten uns um eine<br />

gewisse Linie bemühen. Daher sind nicht immer alle eingehenden<br />

Beiträge gleichermassen für eine Publikation geeignet . In<br />

diesem Falle nehmen wir uns die Freiheit, diese Beiträge mit der<br />

Bitte um gewisse Aenderungen an den Autor zurückzusenden oder<br />

selbst die redaktionelle Hand anzulegen . Wir hoffen , dass Sie diesen<br />

redaktarischen Massnahmen Verständnis entgegenbringen<br />

können und danken Ihnen dafür .<br />

Die Präsidentin führte zeitweise rege Korrespondenz zu Instrumentenfragen<br />

, die sehr häufig mit ihrer Beschäftigung am Basler<br />

Museum in einem Zusammenhang stand und dadurch speditiv erledigt<br />

werden konnte .<br />

Die Vorbereitung der Generalversammlung im Wallis nahm über<br />

Gebühr viel Zeit , Telefonate und Schreibarbeit in Anspruch . Es<br />

werden in Zukunft wohl eher wieder eintägige Treffen stattfinden ,<br />

die jeweils von einem Mitglied vor Ort betreut werden können .<br />

Schliesslich sei an dieser Stelle all en Mitarbeitern gedankt , die<br />

sich um die Gesellschaft bemühen . Dass dies offenbar auf fruchtbaren<br />

Boden fällt, zeigen uns unsere stetig wachsenden Mitglieder ­<br />

zahlen : per 3l. Aug . l987: 157 (1986 zum gleichen Zeitpunkt: 153) .<br />

Dr. Veronika Gutmann


4<br />

G E F A M<br />

Zürich<br />

1 . Postcheck ·<br />

Einnahmen<br />

Ausgaben<br />

Saldo aus 1985<br />

Fr . 5299.79<br />

+ Fr . 641 5 . 95<br />

- Fr . 10414 . 95<br />

Saldo<br />

2. Kasse Saldo aus 1985<br />

Einnahmen<br />

Ausgaben<br />

Fr . 93 . 15<br />

+Fr . 1414 . 75<br />

- Fr. 1448.25<br />

Fr. 1300 . 79<br />

Saldo<br />

Fr : 59.65<br />

3 . SKA Saldo aus 1985<br />

Einnahmen<br />

Ausgaben<br />

Saldo " Saldo<br />

Fr .<br />

+ Fr .<br />

- Fr.<br />

1199 . 50<br />

8439 . 65<br />

1837 . 20<br />

Fr . 7801.95<br />

Vermögensstand per 3l. Dez . l986<br />

Total<br />

Fr. 9162.39<br />

Bilanz: Vermögen am 1.1.1986<br />

Vermögen am 31.12.1986<br />

Vorschlag<br />

abzüglich transitorische<br />

Beträge für GLAREANA II/86<br />

Fr. 6592 . 44<br />

Fr. 9162.39<br />

Fr. 2569 . 95<br />

Fr . 1150.05<br />

effektiver Vermögenszuwachs 1986<br />

Fr. 1419.90<br />

Die Richtigkeit der vorstehenden Rechnung bestätigt<br />

Rüsch1ikon , den 10 . Januar <strong>1987</strong><br />

Der Kassier<br />

- sig . -<br />

Hannes Paul Scherrer<br />

Uebersicht : Mitgliederbeiträge rd .<br />

Verkauf/Inserate<br />

Zinsen<br />

GLAREANA (3)<br />

Porti/Papier etc .<br />

GV<br />

ergibt Vorschlag<br />

5370 .-<br />

100 . -<br />

1 70 . -<br />

2900 . -<br />

1030. -<br />

290 . -<br />

total Fr . 5640. -<br />

total Fr . 4220.-<br />

Fr. 1 420. -


- --<br />

5<br />

~E~!~~~!!_deE-~~~~E~~~!!~~~~~-~~~~Eal~~E~~~!~~~-~~E-~EFAM<br />

~~~~-2~!~~~E_!982_~~-~E~~~-~~!~!-~!~!~-!~~ri~2:~~!!~E<br />

Die Präsidentin ,<br />

Frau Dr. Gutmann, begrüsst herzlich die Anwesenden<br />

. Sie teilt mit , dass sich folgende Mitglieder brieflich oder<br />

telephonisch entschuldigt haben: Fr. Dr . Bachmann, die Herren<br />

R. Bachofen , s . Brenn , ·w. Burger, A. Caluori , P. Christoffel,<br />

P. Hess, Dr . H. Kawinski , A. Keller, W. Kern , A.H. König, F . Lutz ,<br />

K. Mangold, Dr.H.Moeck , P . Reichlin , Prof.A.Reichling, E.H . Tarr,<br />

B. Wolf. Leider sind heute nur 7 Mitglieder und 5 Gäste anwesend .<br />

Die Traktandenliste wird genehmigt .<br />

1 . Protokoll der 34. ordentlichen Generalversammlung vom 9 . 11.87:<br />

Es wird genehmigt und bestens verdankt.<br />

2 . Jahresbericht :<br />

Die Präside ntin gibt darin einen Ueberblick über die Tätigkeit<br />

des Vorstandes und des Vereins im abgelaufenen Jahr .<br />

(siehe sep . Bericht)<br />

3 . Kassenbericht :<br />

Der Kassier berichtet über den Stand der Kasse per Ende 1986.<br />

Das Vermögen per 1. Januar 1986 betrug<br />

Die Einnahmen stellten sich auf rd.<br />

Die Ausgaben beliefen sich auf rd.<br />

Der genaue Vermögenszuwachs betrug<br />

Fr . 6 592 . 44<br />

Fr. 5 640 . -­<br />

Fr. 4 220. -­<br />

Fr . 1 419 . 90<br />

Von den Ausgaben wurden jedoch Fr. 1 150. 05 von der Post nicht<br />

mehr rechtzeitig belastet , sodass sie als transitorische Beträge<br />

bezeichnet werden mussten . Der vorhandene Vermögensbestand<br />

beträgt per 31 . Dezember 1986 Fr. 9 162.39.<br />

Die Zahlungsmoral unserer Mitglieder ist im Jahre <strong>1987</strong><br />

erfreulich gut, sind doch bis Ende September bereits fast 80%<br />

der Jahresbeiträge eingegangen .<br />

4. Revisorenbericht :<br />

Der vom Revisor, Herrn Dr . Kawinski , am 5 . Mai <strong>1987</strong> verfasste<br />

Revisorenbericht wird verlesen . Daraufhin wird die Rechnung für<br />

1986 unter bester Verdankung an den Kassier abgenommen .<br />

5 . Lebenslängliche Mitgliedschaft:<br />

Da unser Verein j 'etzt nicht auf zusätzliche Geldmittel angewiesen<br />

ist, wird die Notwendigkeit der Einführung eines lebenslänglichen<br />

einmaligen Mitgliederbeitrages nicht eingesehen und<br />

der Vorschlag bis auf weiteres abgelehnt .<br />

6. Vorschl äge für die Generalversammlung 1988:<br />

Es wird angeregt, das Trompeten-Museum Säekingen zu besuchen .<br />

Die GV soll Ende Oktober/Anfangs November 1988 stattfinden.<br />

7. Anregungen:<br />

keine.


Di e Präsidentin schliesst die Versammlung , worauf sich alle<br />

Teilnehmer zum gemeinsamen Nachtessen und anderntags auf die hochinteressante<br />

und von schönstem Wetter begleitete Orgelexkursion<br />

ins Oberwallis begeben .<br />

Der Protokollführer:<br />

-sig.-<br />

Ilannes Paul Scherrer<br />

Rüschlikon , den 15 . Oktober <strong>1987</strong><br />

Q~~Or~el~~kur~io~_i ns Q~~~~! l is_!~~.~hme n<br />

de!_~~~-~ene r~lv~E~amml u~~<br />

Wie schon im Heft l ( <strong>1987</strong>) beschrieben, konzentrierte sich der<br />

musikalische Teil der Generalversammlung auf die Orgellandschaft<br />

im Goms (Oberwallis) . Bei schönstem Herbstwetter führte ein eigener<br />

Bus das kleine, aber interessierte Grüppchen nach Reckingen<br />

und Münster . Hans J . Füglister , Orgelbauer in Gr imisuat s . Sion,<br />

und Fran9ois Seydoux , Organist der Freiburger Kathedrale,<br />

boten uns ein exklusives Programm, das sich auf die beiden Orgeln<br />

in Reckingen und Münster beschränkte. So war jeweils genügend Zeit,<br />

um auf die Geschichte der Instrumente und der Restaurierung einzugehen<br />

und d i e Register einzeln vorzustellen .<br />

In Reckingen steht eine prunkvolle Barockkirche mit seiner ebenso<br />

fein gearbeiteten Orgel aus der Zeit um 1745. Sie wurde 1975 restauriert.<br />

Die Orgel in Münster zeigt hingegen ein Beispiel eines<br />

schönen Renaissance-Instruments , das um 1680 entstanden ist .<br />

Fran9ois Seydoux stellte für jede Orgel ein eigenes, dem Instrument<br />

angepasstes Programm zusammen, so dass wir in beiden Kirchen<br />

i n den Genuss eines j e halbstündigen Ko nzerts kamen . Es würde zu<br />

weit führen , hier auf alle Register und deren Eigenschaften einzugehen<br />

. So sei an dieser Stelle allen Interessierten der Besuch<br />

eines der in den Sommermonaten in diesen Kirchen veranstaltettlen<br />

Orgelkonzerte bestens empfohlen.<br />

Dr . Veronika Gutmann


T<br />

7<br />

Ein ungewöhnlicher Modus d e r T~~~~henverä~~~2<br />

Wie allgemein bekannt , können Tonhöhenveränderungen an Blasinstrumenten<br />

unterschiedlich gewonnen werden, so durch Ueberblasen ,<br />

durch Einschneiden oder Bohrung von Grifflöchern , durch die<br />

schwingenden Lippen des Bläsers selbst usw . In den folgenden<br />

Ausführungen soll ein Modus der Tonhöhenveränderung vorgestellt<br />

werden , der recht ungewöhnlich und m.w. bisher noch nicht<br />

belegt worden ist .<br />

Als Norm we r de zunächst einleitend ein Klanggerät beschrieben , das<br />

Oskar Elschek als Rohrbandzunge bezeichnet und damit zutreffend<br />

die besondere Eigenheit dieses Sondertypus aufgezeigt hat 1 Es<br />

besteht aus einem in Saft stehenden , frischen und hohlen Pflanzenstenge!<br />

. Er wird derart von der jeweiligen Pflanze abgeschnitten,<br />

dass das ein~<br />

Stenge! ,<br />

Ende durch einen Nodus verschlossen ist. Längs dem<br />

also in longitudinaler Richtung wird mit einer scharfen<br />

Schneide , me ist mit einem Taschenmesser , ein schmaler Spalt e i n­<br />

geschnitte n. Infolge Eigenelastizität<br />

schliesst sich nach Ausführung<br />

des Schnittes der Spalt sogleich von sel bst ,<br />

sodass er mit<br />

dem blossen Auge kaum noch wahrzunehmen ist . Der Spieler nimmt das<br />

offene Ende des Stengels in den Mund und bläst in es hinein , was<br />

eine angemessen kräftige Anblasstärke verlangt . Durch den beim Anblasen<br />

entstehenden intensiven Luftdruck und vermöge der Elastizität<br />

des vetegabilen Materials öffnet und schliesst sich der Spalt<br />

in rascher periodischer Folge .<br />

ähnlich ,<br />

Seine Schnittränder wirken dabei<br />

we nn auch nicht exakt wie die me nschlichen Stimmbänder<br />

als Gegenschlagzungen . Allerdings muss dahin gestellt ble iben , ob<br />

die schwingenden Schnittränder an diesem Klanggerät ausschliesslich<br />

als Gegenschlag- oder nicht auch als Aufschlagzungen bzw. in<br />

einer Kombination von beiden wirksam sind. Letzterenfalls<br />

hätten wir an einem elementaren Klanggerät gleichsam das Urbild<br />

einer Vereinigung von beiden<br />

so gegensätzlichen Rohrblattprinzipien<br />

vor uns . Experimentelle Untersuchungen mögen darüber<br />

noch Aufschluss erteilen. Doch wie dem auch sei , so erfordert die<br />

Füh rung des Schnittes einige Behutsamkeit, sofern das Gerät sp-ielbar<br />

werden soll . Falls der Spalt zu schmal oder zu lang ausfällt ,<br />

spricht das Gerät nur schwer oder trotz Aufbietung grösster Lungenkraft<br />

überhaupt nicht an . Gerät der Schnitt zu weit, wird die


--<br />

8_<br />

Schwingungsfähigkeit des Spaltes derart reduziert, dass e ine<br />

Klange rzeugung nicht zustandekommen kann. Die Lebensdauer des Gerätes<br />

ist kurz. Der Stengel trocknet rasch aus und wird hart. De m­<br />

zufolge büsst der Spalt seine Flexibilität ein , und das Gerät ist<br />

untauglich geworden. Kinder, die es heute zumeist anblasen, pflegen<br />

es dann kurzerhand wegzuwerfen, um es gegebenenfalls mit einem<br />

anderen frischen Pflanzeostengel erneut zu reproduzieren .<br />

Das Vorkommen dieses primitiven und so unansehnlichen Klanggerätes ,<br />

das verhältnismässig leicht herzustel l en ist, lässtsich b isher in<br />

der Türkei 2 , in Ungarn 3 , der Schweiz 4 , der Slowakei 5 , in Polen 6 ,<br />

Estland 7 , bei den Syrjänen (Komi) und Wotjaken (Udmurt) in NordostrusslandS<br />

sowie i n Fenno- Skandinavien 9 nachweisen.<br />

Ebenso wie viele andere Kinder klanggeräte dürfte es sich sicher<br />

darüber hinaus auch in anderen Ländern in und ausserhalb Europas<br />

nachweisen lassen ,<br />

in denen es sich einstweilen noch der Aufmerksamkeit<br />

entzogen hat . Füg.en wir diesen Belegen noch diejenigen aus<br />

Afrika , Asien und der Südsee hinzu , die Curt Sachs 10 zitiert hat ,<br />

so i st es mehr als wahrscheinlich ,<br />

dass auch dieses Klanggerät<br />

ebenso wie viele andere, die aus vegetabilen Material bestehen,<br />

als Archetypus angesprochen \~erden<br />

darf , d . h . also als einen Typus,<br />

der polygenetisch in dem natürlichen Lebensraum der Menschen jederzeit<br />

und allenthalben entstande n sein kann , hier und da angeblasen<br />

wurde und auch jetzt noch immer angeblasen wird .<br />

In Schweden begegnet es in mehreren Landschaften und wird vorzugsweise<br />

~i~~~f!~E~E~ (= Bärenklaupfeife) genannt, abgeleitet von<br />

~iö rnf !~ka (~~E~~!~um~ibir~~~~)1 einer Pflanzenart , die den umbelliferen<br />

Gewächsen angehört und deren hohler Stenge! sich ganz vortrefflich<br />

zur Ve rfertigung des Klangge rätes eigne t 11 . Ein Informant<br />

aus Dalarna teilt i n einem Notat mit, dass es " in älteren<br />

Zeiten", d . h .<br />

in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts vor<br />

allem während der Heuernte geblasen wurde und dass es nicht ungewöhnlich<br />

sei, auch jetzt noch (1937) seinen Klang zu vernehmen,<br />

der ihn an die Heuernte erinnere 12 . Als Länge des Rohres gibt er<br />

200-300 mm an , als diejenige des Spaltes 50 mm . Man habe es aber<br />

mit den Massen nicht so genau genommen . Um den Spalt in den Stenge!<br />

einzuschneiden, hätte man sich anstatt des Taschenmessers auch<br />

der fein geschliffenen Schneide einer Sensenspitze bedient . Nach-


9<br />

träglieh zu versuchen, den Schnitt auszubessern, könne nicht gut<br />

gelingen . Der Klang, den er zutreffend mit demjenigen einer Klarinette<br />

vergleicht, habe mehr als einen Kilometer weit getragen 13 .<br />

Tonhöhenveränderungen an diesem Klanggerät können in gewissen<br />

Grenzen vorgenommen werden, indem der Spieler einen leichten Druck<br />

mit einem seiner Finger auf den Spalt ausführt oder ihn teilweise<br />

abdeckt, was eine Erhöhung des Klanges bewirkt 14 Eine andere Möglichkeit<br />

ist , zwei Spalte unterschiedlicher Länge in Längsrichtung<br />

in das Rohr einzuschneiden 14 a. Leider ist nicht angegeben,<br />

ob beide g l eichzeitig oder einer derselben mit dem Finger abgedeckt<br />

wird. Eine weitere Möglichkeit schliesslich ist, Grifflöcher<br />

in das Rohr einzuschneiden . Solchenfalls muss allerdings das Gerät<br />

nicht am offenen, sondern an dem durch den Nodus verschlossenen<br />

Ende dermassen in den Mund genommen werden ,<br />

dass sich der ganze<br />

Spalt in dies.em befindet und ohne Beeinträchtigung durch Lippen<br />

und Zunge unbehindert in der Mundhöhle schwingen kann. Durch Koppelung<br />

wird dabei die im hohlen Stenge! eingeschlossene Luftsäule<br />

entsprechend ihrer jeweils wirksamen Mensur in Vibration versetzt .<br />

Analoge Geräte lassen sich bei den Eskimos (Inuit} mit 4 bis 5 15 ,<br />

bei den Lappen (Samen} mit 3 bis 6 16 und in Nordnorwegen mit 4<br />

Grifflöchern 17 nachweisen . Reidar Sevlg ist daher geneigtzu vermuten,<br />

dass hier eine Sonderform vorliegt, die zirkumpolaren Ethnien<br />

einschliesslich Nordnorwegen eigen ist . Dem steht jedoch entgegen ,<br />

dass auch<br />

in anderen Gebieten analoge Klanggeräte begegnen, so<br />

z.B. in Ungarn mit 6 bis 7 Grifflöchern und in der Türkei mit<br />

einem 19 .<br />

Völlig anders verhält es sich mit einer Abart des soeben besprochenen<br />

Klanggerätes. Zum ersten Mal hat 1950 der schwedische<br />

Archöologe Andreas Oldeberg die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt 20 .<br />

Anstatt aus dem Stenge! umbelliferer Gewächse wird das Gerät aus<br />

denjenigen weisser Taubnesseln


10<br />

mit den volksmusikalischen Traditionen seiner Heimat , freundlicherweise<br />

zur Verfügung gestellt. Ihre Längenmasse betragen 285<br />

und 340 mm. Die Klangerzeugung ist identisch mit der zuletzt besprochenen<br />

, d . h . der unterhalb des Nodus befindliche Spalt wird<br />

ganz in den Mund genommen und angeblasen . Sein besonderes Wesensmerkmal<br />

und unike Eigenart besteht jedoch darin, dass nicht etwa<br />

Grifflöcher in den Stenge ! eingeschnitten werden . Vielmehr werden<br />

an seinem unteren Ende bis zu 20 Einschnitte in Querrichtung in<br />

einem Abstand von ca. 20 mm ausgeführt, d . h . Schnitte, die den<br />

Stenge! nicht völlig durchschneiden. Sie dringen nur so tief in<br />

i hn ein , dass er in einzelne Teilabschnitte zerlegt wird. Dieselben<br />

bleiben somit an ihrer unteren Längsseite beweglich miteinander<br />

verbunden und von ihr zusammengehalten . Beim Blasen fasst der<br />

Spieler den untersten Teilabschnitt mit seiner einen Hand etwas<br />

schräg nach oben . Indem er diesen kontinuierlich hebt oder senkt,<br />

wird die im Stenge! eingeschlossene schwingende Luftsäule<br />

jeweils verkürzt oder verlängert mit der Folge, dass unterschiedliche<br />

Tonhöhen , d . h. Melodien gewonnen werden. Eine Begrenzung im<br />

Spiel liegt allerdings insofern vor, als grössere Melodiesprünge<br />

nicht ausgeführt werden können . Der Intervallabstand zwischen weiter<br />

auseinanderliegenden Tönen kann nur mit Glissandos überbrückt<br />

werden . Die Melodik besteht infolgedessen aus stufenweisen Fortschreitungen<br />

in etwa Sekundenabstand . Hingegen erbietet der Vollzug<br />

rascher Läufe und Triller keinerlei Schwierigkeiten. Sie<br />

lassen sich völlig mühelos und distinkt realisieren , da es<br />

hierzu infolge der Spielhaltung nur kleiner und leichter<br />

Bewegungen mit der Hand bedarf . In dieser Hinsicht sind sie Blasinstrumenten<br />

mit Grifflöchern durchaus überlegen, bei denen das<br />

Abdecken der Grifflöcher mit der Hand oft eine artifizielle und<br />

schwierige Synchronisierung der Finger verlangt . Ein Klangbeispiel ,<br />

das Ake Egevad eingespielt und mir überlassen hat , soll sinnfällig<br />

zeigen, wie derart auf diesem Klanggerät Melodien mit Glissandos<br />

und Trillern in einem Tonumfang bis zu ca . zwei Oktaven anstandslos<br />

geblasen werden können .<br />

Es sei zugegeben, dass hier ein singulärer Fall vorliegt.<br />

Doch eben weil dieser so u ngewöhnlich e Modus der Tonveränderung in<br />

der organologischen Fachliteratur m.W. kein Gegenstück aufzuweisen


hat und somit i n seiner individuellen Eigenart von allen uns bekannten<br />

Normen abweicht, dürfte er wohl einiges Interesse beanspruchen<br />

.<br />

Anmerkungen<br />

1 E1sche k 1983, 118.<br />

2 Picken 1975, 348 .<br />

3 Sarosi 1967, 81 .<br />

4 Bachmann-Geiser 1981, 69 f .<br />

5 Elschek 1983, 118.<br />

6 Moszinski 1939, 1241, Fig . 275 .<br />

7 zitiert nach Leisiö 1983, 4<strong>36</strong> .<br />

8 ~istalev 1980, 22 ; 1984, 42 ff .<br />

9 Wessman 1929, 18 (Schwedisch-Finnland) ;<br />

Sevlg 1973~ 28 ff . (Norwegen) ;<br />

Leisiö 1983, 4<strong>36</strong> f. (Finnland) .<br />

10 Sachs 1929, 94 f ., 1 09 .<br />

1 1 Notatein Etnologiska undersökningar vid Nordiska museet (NM EU).<br />

12 NM EU 10522, V: 229 , 22338 , VI : 3 f . (Fräs Andersson,<br />

Kirchspiel Boda).<br />

13 Auch in Finnland und bei den permischen Völkern wurde<br />

das Klangerät vorzugsweise zur Zeit der Heuernte angeblasen .<br />

Mitunter wurden zwei oder mehrere Rohre von unterschiedlicher<br />

Länge gleichzeitig in den Mund genommen und geblasen . Dies<br />

dürfte allerdings eine erhebliche , ja fast unme nschliche Anblasstärke<br />

erfordert haben .<br />

14 Sev&g 1973, 30 .<br />

14a ~istalev 1984, 43<br />

15 Zitiert nach Sevag 1973, 29 . Es ist freilich etwas fragl ich ,<br />

ob hier tatsächlich ein analoges Kl a nggerät vorl iegt .<br />

In dem Buch von I ngstad , auf das s ich Reidas Sevag bezieht ,<br />

sind allerdings Material und Grifflochanzahl angegeben , nicht<br />

aber das Prinzip der Klangerzeugung.<br />

16 Emsheimer 1964, 62 ff .<br />

17 Sev~g 1973, 29 .<br />

18 S~rosi 1967, 81 .<br />

19 Picken 1975, 348 .<br />

20 Oldeberg 1950, <strong>36</strong> , 41 (Fig . 31) .


_12<br />

Literatur<br />

Bachmann-Geiser , 8 .: Die Volksmusikinstrumente der Schweiz .<br />

In : Handbuch der europäischen Volksmusiki.nstrumente ,<br />

I , 4 Leipzig 1981.<br />

V<br />

Cistalev , P . I .: Muzykal'nye instrumenty permskich narodov<br />

(Die Mus i kinstrumente der permischen Völker). Syktyvkar 1980 .<br />

ders . : Komi narodn ye muzykal'nye instrumenty<br />

(Die Volksinstrumente der Komi) . Syktyvkar 1984.<br />

Elschek, 0 . : Die Volksmusikinstrumente der Tschechoslowakei.<br />

In: Handbuch der europäischen Volksmusikinstrumente,<br />

I , 2 . Leipzig 1983 .<br />

Emsheimer , E . : A Lapp Musical Instrument .<br />

In : Studia ethnomusicologica eurasiatica.<br />

Stockholm 1964 .<br />

Leisiö , T. : Suomen ja Karjalan vanhakantaise t torvija<br />

pillisoittimet . Kaustinen 1983 .<br />

Moszinski , K. : Kultura ludova sXowian ,<br />

I , 2 . Krak6w 1939 .<br />

Oldeberg, A.: Vallhorn , herdepipor och l urar .<br />

In : Värmland förr och nu 48 , 1950 .<br />

Picken , L.: Folk Musical Instruments of Turkey. London 1975.<br />

Sachs , C. : Geist und Werden der Musikinstrumente . 8erlin 1929 .<br />

S~rosi , 8 . : Die Vol ksmusikinstrumente Ungarns .<br />

In : Handbuch der europäischen Volksmusi kinstrumente ,<br />

I , l . Lei pzig 1967 .<br />

Sev~g , R. : Det g j allar og det l aet . Osl o 1973 .<br />

Weeman , V. E . V.: 8arnens musik.<br />

In : Studier och oppsatser tillägnade Otto. Andersson .<br />

Abo 1929.<br />

Ernst Emsheimer<br />

Der langjährige Direktor des Musikmuseets in Stockhol m ( heute :<br />

Staatens Musik saml ingar) , Prof.Dr . Dr . h . c . Ernst Emsheimer , hiel t<br />

ein Referat unter dem Titel "Ein ungewöhnlicher Modus der<br />

Tonhöhenveränderung" a n der 9 . internationalen Arbeitstagung der<br />

Study Group on Folk Musical Instrument s des International Council<br />

for Traditional Music im September 1986 in Orta-S.Giul io , Italien .<br />

Wir danken dem Autor und dem Herausgeber des Kongressberichtes ,<br />

Prof . Dr . Erich Stockmann , 8erl in , für die Erlaubnis zum Vorabdruck .


13<br />

'I<br />

. (<br />

I I'<br />

) I'<br />

I<br />

I<br />

-,.; ,. .<br />

I nternat ionales Seminar über chi nesische Musikinstrumente<br />

Unter dem Titel "International Seminar on Chinese Mus i c " lädt d i e<br />

School of Music Kingston Polytechnic in Kingston upon Thame s ,<br />

Engl and vom 11.-15. April 1988 zu 18 Vor träge n e in . Anme ldungen<br />

sind bis zum 1. März bei der School of Music ,<br />

Kingston Polytechnic<br />

Kingston Hill<br />

Kinston upon Thames<br />

Surrey KT2 7LB<br />

England mögli ch , wo auch die Un terlagen für dieses grosszügig subventionierte<br />

Seminar zu beziehen sind.


14<br />

~~E~~~!-~~~-~~~e~~~~~-:!E~2~~-~~~-!~~~E~~~~!~~~~~~:-~~<br />

~!~~~~~~~E2L~!E!-~~-!~~L!~~-~~~~~~E_ l9~2<br />

Seit sieben Jahren findet alljährlich im Herbst ein Symposium zu<br />

"Fragen des Musikinstrumentenbaus" statt, das von Eitelfriedeich<br />

Thom und unter der Mitarbeit des Leipziger Instrumentenmuseums in<br />

der Kultur- und Forschungsstätte Michael stein bei Blankenburg/Harz<br />

(DDR) organisiert wird. Das 8. Symposium vom 13 . /14 . November <strong>1987</strong><br />

war den Instrumenten Clavichord, Cembalo und Orgelpositiv<br />

gewidmet . Referenten aus beiden Teilen Deutschlands , aus Dänemark ,<br />

Oesterreich und der Schweiz sowie Hörer aus denselben Ländern und<br />

aus der CSSR , Polen und Ungarn erlebten anregende Vorträge , Diskussionen<br />

und Konzerte . Einige Instrumentenbauer aus der BRD ( Neupert<br />

aus Samberg und Scheer aus Jestetten) und aus der DDR (Ammer<br />

aus Eisenach und ~ Eule aus Bautzen I stellten Instrumente aus, die<br />

im Verlauf der Tagung alle vorgeführt oder im Konzert gespielt<br />

wurden . Dass die politische n Grenzen in diesem Bereich leider<br />

grosse Informationslücken bewi rken , wurde einem dabei wieder ein ­<br />

mal schmerzlich bewusst; umsernehr gilt es , unsere Möglichkeiten<br />

und die daraus erwachsenden Vorteile zu schätzen : - und es sollte<br />

zu unseren Aufgaben gehören, unsere Erkenntnisse im Instrumentenbau<br />

und in der Restaurierung sowie Informationen über unsere Instrumentenbestände<br />

weiterzugeben .<br />

Unter den zahlreichen Referaten , die in einer Publikation* I zugänglich<br />

sein werden, seien einige besonders hervorgehoben :<br />

I n der Sektion "Orgelpositiv" berichtete Jürgen-Peter Schindler<br />

(Sülzbach-Rosenberg) über seine Forschungserge bnisse zu zwei Nürnberger<br />

Orgelmachern im frühen 17.Jh ., Stephan Kuntz und Nikolaus<br />

Manderscheidt . (Dessen Sohn Sebald Manderscheidt erbaute ein Orger<br />

positiv, das in Freiburg i . Ue . aufbewahrt wird, und das wir an<br />

unserer Jahr esver sa~mlung<br />

1984 hören konnten . ) Ebenfalls zu Orgelfrage<br />

n referierten Jürgen Eppelsheim, Kle me ns Schnorr (beide<br />

München ) , die Unterzeichnende und Ole Olesen (Kopenhagen), der ein<br />

Inventar !!leE Orgeln Dänemarks erstellt hatte . (Diese Unterlagen<br />

sind im Instrumentenmuseum in Kopenhagen deponiert; Fragen<br />

dazu sind a n das Mu seum zu richten . )<br />

..<br />

In der zeitlich parallel geführten Sektion "Clavichord, Cembalo",<br />

die ich leider aus organisatorischen Gründen nicht mitverfolgen


15<br />

konnte , sprachen Stefan Gschwendtner (Wien) über einen Clavichordtypus<br />

der späten Österreichischen Orgelbautradition , Dieter<br />

Krickeberg (Nürnbergl zum 16-Fuss im Deutschen Cembalobau<br />

des 18 . Jh . und Michael Bchrens ( Blankenburg) zur Geschichte des<br />

Klavierbaus im Vorharzgebiet zwischen 1690 und 1770 .<br />

Ein weiterer Frage nkomplex beschäftigt e sich mit "Untersuchungsmeth<br />

oden". Dabe i boten die Vorträge von Jobst Fricke und Bram<br />

Gätjen (beide Köln I hochinteressan te Ei nblicke in die physikalische<br />

Untersuchung und Darstellung von Schwingungsvorgängen "steifer<br />

" und "weicher" Saiten beim Cembalo . Hubert Henkel (Leipzig)<br />

stellte Untersuchungen zu zwei frühen Clavichorden in der Leipziger<br />

Sammlung vor (Katalog , Nr . 2 und 3) und belegte anhand von<br />

(einleuchtenden) Indizien , dass diese im Deutschen Raum entstanden<br />

sein müssen (Nürnberg? , Frankfurt?) , und dass sie möglicherweise<br />

aus derselben Werkstatt stammen .<br />

Vor alle m i m Proble mkreis "Restaurierung und Nachbau" zeigte sich<br />

die grosse Diskrepanz i n den untersch i edlichen Möglichkeiten , die<br />

sich dem E~~~!~~ch~ Musiker bieten . Während er hierzulande fast<br />

schon selbstverständlich aus verschiedenen Type n auswählen kann,<br />

muss sein Kollege andernorts froh sein , wenn ihm überhaupt ein<br />

Kielinstrument zur Verfügung steht , aus dem dann das bestmögliche<br />

herauszuholen ist. Fragen der eigentlichen Restaurierung gingen in<br />

diesen Problemerörterungen weitgehend unter .<br />

Fachlich, sachl ich und nicht zuletzt auch menschlich waren die Be ­<br />

gegnung , der Informationsaustausch und der äussere Rahmen des ehemaligen<br />

Zisterzie nserkloste rs ein besonderes Erlebnis für all e<br />

Teilnehmer .<br />

Veronika Gutmann<br />

*) Die Publikationen sind über den Buchhandel oder direkt in<br />

Blankenburg/Harz (Kultur- und Forschungsstätte Michaelstein ,<br />

DDR-~720 Blankenburg): . Beihefte zu den Studien zu r Aufführungspraxls<br />

und Interpretatlon vo n Instrumentalmusik des 18 . Jh .


16<br />

Ta2~~~~~Fachgrupee<br />

" Musikinstrumente" der ADR in Salzb~<br />

Es war besonders erfreulich und anregend, dass anlässlich der besprochenen<br />

Ausstellung in Sa 1 zburg eine 3-tägige ,<br />

inter nationale<br />

Arbeitstagung in den Räumen des Museums Carolino Augusteum<br />

stattfinden konnte . Die Fachgruppe "Musikinstrumente" der Arbeitsgemeinschaft<br />

der Restauratoren fand sich mit 21 Mi t gliedern<br />

zusammen , um Rest aurierungsfragen an Saitenklavieren zu erörtern.<br />

Die Ausstellung bot den idealen Rahmen -<br />

und Gesprächsstoff genug<br />

- und die gastfreundliche Aufnahme durch die Museumsverantwortlichen<br />

Frau Dr . Chr . Svoboda und Kurt Birsak trug viel zur konstruktiven<br />

Qualität der Tagung bei .<br />

Anhand von . Referaten über ein italienisches Cembalo des 16. Jahrhunderts<br />

, gehalten von Eszter Fontana, sowie über die Restaurierung,<br />

oder besser Konservierung , eines Clavichordes von 1732 im<br />

Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (Refere nt: Alexander<br />

Pilipczuck) kamen allgerneine Restaurierungs- und Dokumentations­<br />

Probleme zur Sprache .<br />

Auch Kurt Wittrnayer wusste Interessantes zu<br />

berichten über die Restaurierungsarbeiten, die er an mehreren Instrumenten<br />

der Salzburger Sammlung durchgeführt hat.<br />

Einen Schwerpunkt der Tagung bildeten Referate zu Fragen der Besaitung<br />

:<br />

Alfons Huber stellte die Entwicklung der Saitendrahtfabrikation<br />

und deren Einfluss auf den Klavierbau in Wien zwischen<br />

1780 und 1880 dar und versuchte aufgrund von aufgefundenen<br />

Saitenfühl-Lehren und erhaltenen Original- Saitenbezügen , die oft<br />

r~tselhaften Sai tennurnmern , welch e in vielen Instrumenten jener<br />

Zeit zu finden sind, zu entschlüsseln . Edward E . Swenson aus USA<br />

berichtete über die Restaurierung des guterhaltenen Graf-Flügels<br />

Nr. 1594 in der Smithsonian Institution, Washington, D.C. '<br />

wo die Original-Besaitung mit klanglich sehr gutem Ergebnis erhalten<br />

werden konnte . Ausserdern ze1gte er Resultate aus mechanischen<br />

Versuchen mit diverse n<br />

Saitendrähten verschiedener Härtegrade<br />

,<br />

teils aus Instrumenten des 19 . Jahrhunderts. Metallurgische<br />

Gesichtspunkte konnten nur gestreift werden.<br />

weites Feld , und es ist noch höchst unklar<br />

Dies ist ein sehr<br />

und voller Rätsel , was<br />

für chemische Prozesse zusammen mit der Alterung, bezw. mit langjähriger<br />

Dehnung , i n Saitendrähten ablauf en . Stefan Gschwendtners<br />

Uebcrlegungen zur Auswertung vorgefundener "originaler", bezw .


1~<br />

alter Saitenbezüge schliesslich machten klar, mit we lcher Umsicht<br />

e ben auch dieser Teilbereich einer Instrumenten-Restaurierung behandelt<br />

werden muss. Dass die Dokumentation möglichst vieler Details<br />

eines zu konservierenden oder zu r estaurierende n Objektes<br />

erstes Gebot sei , kam hier e inmal mehr deutlich zum Ausdruck .<br />

Ei ne will komme ne Atempause bot der nachmittägliche Besu c h der<br />

Sammlung des Pianisten Jörg Demus in dessen abe nte ue r l ich , p i ttoresk<br />

- verschnörkel t e n Besitzung hoch über dem Attersee .<br />

In kleineren Gruppen befasste man sich schliesslich noch mit einzelnen<br />

Instrumenten des Salzburger Museums , welche besondere Probleme<br />

, Fragen oder gar Rätsel aufgeben, mit dem Ziel , in gemeinsamem<br />

Gedankenaustausch zwar nicht Lösungen, aber doch ein<br />

sinnvolles Verhalten diesen besonderen Instrumenten gegenüber vorzuschlagen<br />

. F~age n, wie "Spielbarmachen, ja oder nein ?", ode r<br />

"Wie könnte man dem Originalzustand einer später veränderten Mechanik<br />

wieder n ä her komme n ? ", konnten hier im Verein durchgesproch<br />

e n werden . Dies war eine wichtige Erfahrung. Der Restaurator<br />

sollte sich in vieldeutigen Problemen nicht allein, isoliert bewegen<br />

müssen oder wollen . Es hat sich deutlich gezeigt , dass die<br />

Gesprächsbereitschaft, die Bereitschaft zum Austausch von Erfahrungen<br />

und Informationen in dieser Arbeitsgemeinschaft sehr gross<br />

ist, und dass der Graben zwischen Museums- und freiberuflichen<br />

Restauratoren , der durch die unterschiedlichen Arbeitsbedingungen<br />

und Anforderungen natürlicherwe ise besteht , durchaus von beiden<br />

Seiten her ü berb rückt werden kann .<br />

Georg F. Senn


-- ----<br />

18<br />

Sa lzburge!:__!_!avieE:_~<br />

Unter diesem Titel fand vom 22 . Sept . bis 22 . Nov . 87 im Salzburger<br />

Museum Carolino Augusteuro eine Sonderausstellung sLatt ,<br />

i n we lcher der gesamte Bestand von 35 besaiteten Tasteninstrumenten<br />

des Museums gezeigt wu rde . Da die Mehrzahl dieser InstrumenLe<br />

normalerweise nicht ausgestellt ist, war diese Ausstellung von besonderer<br />

Bedeutung . Entsprechend sorgfältig wurde sie denn auch<br />

vorbereitet, durchgeführt und vor allem anhand eines beispielhaften<br />

Kataloges dokumentiert . Unter der Leitung des für die Musikinstrumente<br />

des Museums zuständigen Konservators Kurt Birsak<br />

ist hier Beachtliches geleistet worden .<br />

Zu dieser Sammlung von Klavierinstrumenten lesen wir in der Einleitung<br />

des Kataloges folge nde Erläuterung: Es handelt sich um<br />

(Zitat) "eine Sammlung, die aus dem Wunsch entstanden ist, die<br />

Dokumente lokaler Kulturgeschichte zu bewahren. Ihr Motiv ist von<br />

vornherein, die kulturell e Vergangenheit in den verschiedensten<br />

Facetten zu spiegeln , und die Wertschätzung ihr-er Objekte steigt<br />

mit dem Traditionsreichtum. Das Ideal einer solchen Sammlung<br />

ist die möglichst getreue Darstellung eines Lebensbereiches . Sie<br />

sammelt keine Gegenstände , sondern Dokumente."<br />

Somit ist hier nicht eine Sammlung zu erwarten , welche bestrebt<br />

ist, Tasteninstrumente in möglichst grosser Vielzahl und kompletter<br />

Darstellung der verschiedenen Bautypen aufzunehmen.<br />

Vielmehr l ässt sich zu den meisten I nstrumenten eine direkte Verbindung<br />

zum Kultur- und Traditionskreis der allernächsten Umgebung<br />

herstellen, was dieser Ausstellung denn auch eine einzigartige<br />

Geschlossenheit zu geben vermag.<br />

Oie gen a nn ten Verbindungen beziehen sich zum einen auf prominente<br />

Vorbesitzer der Instrumente und zum a ndern auf Salzburger Instrumentenbauer<br />

.<br />

Von den berühmte n, vormaligen Instrumentenbesitzern seien z . B. genannt<br />

Pranz xave r Gruber (1787-1863) , KomponisL des WeihnachLsliedes<br />

"Stille Nacht, heilige Nacht" , der als Lehrer , Kantor und<br />

Organist u . a . in Oberndorf und liallein , in nächster Umgebung von<br />

Salzburg gelebt und gewirkt hat.<br />

Johann Michael Ha ydn , seit 1763 "liofmusicus und Concertmeister" in<br />

der fürstbischöflichen Hofkapelle Salzburg spielte auf einem


_19<br />

Hammerklavier von Johann Schmiel. und der Salzburger Fürst-Erzbischof<br />

Hieronymus Graf von Colloredo selbst besass e in Tafe lklavier<br />

von Christian Baumann, we lches vermut lich auch von Mozart gespie lt<br />

wurde . Schliesslich sei noch der Besitzer eines bundfreien Clavichordes<br />

erwähnt, Joseph von Berchtold zu Sonnenburg, der Mann von<br />

Mozarts Schwester "Nannerl".<br />

von Salzburger Instrumentenbauern finden wir vor allem Hamme rklav<br />

iere , so z.B. e inen interessanten Pedal-Hammerflügel, einen Pyramidenflügel<br />

und z\~ei weitere Hammerflüge l von Johann Schmid,<br />

welcher, aus der Steinsehen Schule stammend, wohl der bedeutendste<br />

Klaviermacher in Salzburg zwischen 1786 und 1804 gewesen ist. Von<br />

seinem Sohn Joseph sind hier ein kleines Tafelklavier mit<br />

schiebbarer Klaviatur , sowie e in Hammerflügel zu sehen (beide<br />

I nstrumente von ca . 1815) . Johann Dumel und Ludwig Mooser sind<br />

zwei weitere Salzburger Klaviermacher gewesen , welche in der Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts h ier gewirkt haben.<br />

Alle diese Angaben finden sich in sehr detaillierter For m in dem<br />

ausführ liehen Katalog , der, als Führer durch die Ausstellung gedacht<br />

, eine ganze Fülle von I nformationen vermit t elt. Eingehe nd<br />

werden die verschiedenen Gattungen der besaiteten Tasteninstrumente<br />

dargestellt (Clavichord, Kielklavier , Hammerklavier). Dem Verzeichnis<br />

der Instrumente ist eine Vorbemerkung mit Erläute rung zur<br />

Systematik und mit grundlegenden Gedanken , sowie ein Glossar<br />

vorangestellt, das de m Laie n und Instrume ntenliebhaber besonders<br />

willkommen sein wird.<br />

Im e igentlichen Katalog der Instrumente, welcher in die drei<br />

Gattungs-Abschnitte gegliedertist, wird jedes einzelne Klavi er mit<br />

allen wünschbaren Daten dokumentiert . Auch Mensurdiagramme<br />

sind beigefügt und vermitteln dem Ke nner wichtige vergleichsmöglichkeiten<br />

. I m Bildteil werden sämtliche InsLrume nte in Farbtafeln<br />

und Schwarzweiss-Fotografien dargestellt .<br />

Als Ergänzung zum Katalog wird auf zwei für das Museum besonders<br />

wichtige Punkt.e speziell eingegangen : "Mozart-Klaviere im Museum<br />

Carolino Augusteum" und "Der Salzburger Klavierbauer Johann<br />

Schmid", unter diesen Titeln wird einigen Instrume nten bezw. dere n<br />

Erbauer eine eingehende Betrachtung gewidmet. Ein ausführliches<br />

Literaturverzeichnis beschliesst den Katalog.


20<br />

Im Anhang finden sich schliesslich drei Aufsätze, welche auf einzelne<br />

Instrumente eingehen. Autoren sind Maribel Meisel (The pedal<br />

pianos by Johann Schmid), Peter Kukelka (Der Kielflügel B 13/4 -<br />

Versuch · einer Funktionsdeutung) und Alfons Huber (Dokumentation<br />

über die Restaurierung eines Clavichordes von Chr. Fr i edr .<br />

Schmahl). Am Ende dieses ungewöhnlich reichhaltigen und richtungweisenden<br />

Kataloges ist noch ein Bauplan des Joh. Schmid-Flügels<br />

von 1 794 eingeheftet . Er ist von Robert Brown nach sorgfältiger<br />

Zerlegung des Instrumentes angefertigt worden. Dieser Hammerflügel<br />

im demontierten und geöffneten Zustand ausgestellt, gab einen besonders<br />

eindrücklichen Einblick in die Konstruktionsweise von<br />

Flügeln aus jener Zeit.<br />

Der beschriebene Katalog unterstreicht in eindrücklicher Art und<br />

Weise die Bedeutung der Salzburger Sammlung besaiteter Klavierinstrumente.<br />

Es ~ bleibt nur zu hoffen, dass dies bald an zuständiger<br />

Stelle erkannt wird, so dass die Instrumente auch in würdigem Rahmen<br />

ständig ausgestellt und öffentlich zugänglich gemacht werden<br />

können .<br />

Georg F. Senn<br />

Titel des Kataloges: SALZBURGER KLAVIERE<br />

Verzeichnis und Entwicklungsgeschichtliche<br />

Un tersuchungen zu den Saitenklavieren im<br />

Salzburger Museum Carolino Augusteum .<br />

Sonderdruck aus der Jahresschrift Bd . 34/1988<br />

des Salzburger Museums Carolino Augusteuro


21<br />

Rucke rs-Cembalo restauriert<br />

---------------------------<br />

Das prächtige Cembalo, signiert "Johannes Ruckers me fecit Antwerpiae"<br />

, auf ein e r Taste datiert mit 1632, we lches sich seit<br />

Jahrzehnten im Musee d 'Art et d ' Histoire in Ne u enburg be f indet ,<br />

ist im Verlaufe dieses Jahres im Atelier von Nagel, Paris , sorgfältig<br />

restauriert worden .<br />

Das Instrument ist 1745 von einem noch unbekannten Pariser<br />

Meister umgebaut ,<br />

ravaliert, worden und zeigt sich in pracht vollstem<br />

Louis-XV-Stil.<br />

Nach jahrelangem Hin und Her wu rde die Restaurierung schliesslich<br />

dank der Finanzierung des Neuenburger Rotary-Club möglich .<br />

Am 22 . November fand ein eindrückliches Einweihungskonzert<br />

in den Hallen des Museums statt . Gustav Leonhardt spielte unter<br />

anderem Werk e<br />

von Louis und Fran


22<br />

~~~~!~or~ano!ogica<br />

Festschrift für John -~~nr~n<br />

der Meer z~~-~~~~eburtsta~<br />

Am<br />

9. Februar 1985 feierte unser Mitglied John H. van der Meer<br />

seinen 65. Geburtstag. In einer kle ine n Feierstunde wurden<br />

ihm damals 30 Aufsätze von Fachkollegen aus 14 Ländern in Manuskriptform<br />

überreicht, die nun - gut zwei Jahre später - gedruckt<br />

vorliegen . Sie sind bei Hans Schneider in Tutzing<br />

(BRD) erschienen<br />

; den Druck betreute unser Mitglied Friedemann Hellwig, der<br />

auch am inhaltlichen Konzept der Festschrift massgeblich beteiligt<br />

war. Die Beiträge vermitteln ein sehr reiches Bild der gegenwärtigen<br />

Situation der Musikinstrumentenkunde, indem sich der Bogen<br />

von instrumententechnologischen und instrumentenhistorischen<br />

Untersuchungen über musikwissen schaf tl iche und auf führungspr ak tisehe<br />

Forschungen bis hin zu<br />

•<br />

schaftliehen Skizzen spannt .<br />

kulturgeschichtlichen und gesell-<br />

Wir geben im folge nden die einzelnen Titel wieder ; in der nächste n<br />

GLAR EANA wird eine ausführliche Besprechung des i n jeder Hinsicht<br />

umfangreichen, gewichtigen und kostbaren Bandes erscheinen .<br />

Vero nika Gutmann<br />

Brigitte Bachmann-Geiser, Die Bläser der "Bandella Tremonese" .<br />

Robert L. Barclay, Preliminary studies on trumpet making techniques<br />

in 17th and 18th centruy Nürnberg .<br />

Josiane Bran- Ricci , Un aspect<br />

Salomon et<br />

du Musee<br />

de Paris.<br />

Gerhard Doderer,<br />

Ernst Emsheimer ,<br />

de la lutherie fran


Vinicio Gai ,<br />

23<br />

La denominazione corno omnitonico nella nomenclatura<br />

organologica italiana.<br />

Ferdinand Joseph de Hen, La harpe de Samudragupta.<br />

Herbert Heyde , Zum Florentiner Cembalobau um 1700 Bemerkungen<br />

zu MS-68 und MS-70 des Händel -Hauses Halle .<br />

Ellen Hickmann, Oie Darstellung alexandrinischer Musikinstrumente<br />

und die spätantike Terminologie : eine Gegenüberstellung<br />

.<br />

Alfons Huber, Deckelstützen und Schalldeckel in Hammerklaviere n .<br />

Gunther Joppig, Zur Entwicklung des deutschen Fagotts.<br />

Peter Andreas Kjeldsberg , "An Indispensable Instrument" - a look<br />

a t the sources of piano history in<br />

Norway .<br />

Dieter<br />

Krickeberg und Horst<br />

mittel- und<br />

Christian Lambour,<br />

Rase, Beiträge zur Kenntnis des<br />

norddeutschen Cembalobaus um 1770.<br />

"Wenn es Ihnen v ielleicht gefällig wäre, Herr<br />

Mendelssohn ?" Felix Mendelssohn Bartholdy -<br />

der Pianist.<br />

Jeannine Lambrechts-Douillez, The history of harpsichord making<br />

in Antwerpen i n the 18th century .<br />

Laurence Libin, The Eisenbrandt family pedigree.<br />

Ivan Ma~~k, Zur Entstehung der Fujara.<br />

Karel Moe ns , Der frühe Geigenbau in Süddeutschland.<br />

Mette Müller, Areund a mouth-organ ,<br />

Kunstkammer.<br />

Manfred Hermann Schmid,<br />

the khaen i n the Royal Danish<br />

Der Violone in der italienischen Instrume<br />

ntalmusik des 17 . Jahrhunderts.<br />

Martin Skowroneck , Praktische Ueberlegungen und Beobachtungen<br />

zur Frage der Saitenstärken von frühen<br />

Hammerflügeln .<br />

Gerhard Stradner , Die Instrumente der Wiener Schrammeln .<br />

Luigi Ferdinando Tagliavini ,<br />

Considerazioni sugli ambiti delle<br />

tastiere degli organi italiani.<br />

Fritz Thomas , Ein rätselhaftes Musikinstrument des 19 . Jahrhunderts.<br />

Karl Ventzke, Zur Biographie von Georg Ki nsky 1882 - 1951.<br />

Bettina Wackernagel, Musikinstrumente in Neapler Krippen.<br />

Peter Williams , How did the organ become a church instrument ?<br />

A sequel of further questions.


24<br />

~~~!~~~~~!~~~~~!~-~~~~~!-~~~~~!~<br />

Vom Monochord zum Hackbrett.<br />

----------------------------<br />

Zytglogge Werkbuch , Bern <strong>1987</strong>, 155 S.<br />

90 Fotos, 175 Zeichnungen, 45 Notenbeispiele , Masstabellen,<br />

Instrumenten- Baupläne, Bibliographie, Diskographie.<br />

~~~E~!~!.~!!~<br />

Schweiz: Zytglogge Verlag Bern, Eigerweg 16, 3073 Gümligen<br />

Deutschland: Brockhaus , Kommissionsgeschäft,<br />

am Wallgraben 127, D-7000 Stuttgart 80<br />

Oesterreich: Verlagsauslieferung Karl Winter OHG,<br />

Landesgerichtsstrasse 20, A-1010 Wien<br />

Der Autor sammelte das Material zu dieser nützlichen und schönen<br />

Broschüre als Werklehrer , Kursleiter und Saiteninstrumentenmacher.<br />

Alle Anleitungen basieren daher auf empirischen Erfahrungen<br />

und dienen weniger Fachleuten als viel mehr Amateuren , die<br />

mit Holz umgehen können, als Anweisungen zum Bau einfacher Saiteninstrumente<br />

. In leicht fasslicher Sprache erläutert Martin Kessel -<br />

ring vorerst<br />

Verständnis<br />

sind .<br />

Die<br />

musiktheoretische Grundlagen, wie sie zum bessern<br />

der Zupfinstrumente und des Hackbretts unerlässlich<br />

fol gende bebilderte Liste der Saiteninstrumente<br />

ist zwar alles andere als vollständig, aber Anspruch auf Lückenlosigkeit<br />

wird ausdrücklich nicht erhoben und zudem kündet der<br />

Autor bereits eine Fortse tzung seines ersten Instrumentenbaubuches<br />

unter dem Titel "Vom Scheitholt zur Gitarre" an. Auch wenn<br />

Martin Kesselrings Werkbuch da und dort den Gedanken aufkommen<br />

liess, der uns etwa bei der Lektüre von Kochbüchern grosser Köche<br />

verfolgt, nämlich das e ine oder andere Rezept sei für den Laien<br />

zu oberflächlich notiert, um mit garantiertem Erfolg nachvollzogen<br />

werden zu können, wirkt der neue Lehrgang überaus anregend .<br />

Wir lasen zum Beispie~<br />

das Kapitel über "Griffbrett und Mensur"<br />

mit Buch- Tabellen für temperierte und reine Stimmungen mit<br />

Gewinn und staunten über das Basic- Programm für Heimcompute~<br />

das die Berechnung der Bundabstände erleichtert .<br />

Der erfahrene Werklehrer vermittelt eine Vielzahl wertvoller praktischer<br />

Hinweise. So empfiehlt er zum<br />

Beispiel, Stahlsaiten am<br />

Meter zu kaufen und in einem Plasticsäcklein aufzubewahren , damit


25<br />

sie sich nicht abwickeln. Neben allgemeinen Ratschlägen zur Holzwahl<br />

, stell t der Autor all seine Erfahrungen in der Lagerung freizügig<br />

zur Verfügung .<br />

obwohl kein einziger Aufsatz aus den acht , seit 1969 in Stockholm<br />

ersch ienenen Bänden "Studia i nstrumenterum musicae popularis" in<br />

der Bibliographie erwähnt wird und auch der Band 5 im "Handbuch<br />

der europäischen Volksmusikinstrumente" , Zmaga Kumers "Die Volksmusikinstrumente<br />

in Slowenien", Ljubljana 1986, und das hervorragende<br />

Buch " Oe hommel" (Scheitholtl vo n Huberi: Boone , Brüssel<br />

1976, fehlen , darf Martin Kesselrings als hilfreiches , vielseitiges<br />

und schön gestaltetes Instrumentenbaubuch bezeichnet werden,<br />

das zum Bau von volkstümlichen Saiteninstrumenten animiert<br />

und zum Experimentieren ermutigt.<br />

B. B. -G.<br />

zu einer neuen Schallplatte mit Zithermusik<br />

Schallplatten mit Konzertzithernmusik s ind in Bayern und Oesterreich<br />

leicht greifbar . Wer schweizerische Gebirgszithern wie<br />

Schwyzer- und Glarner-Zither sowie Krienser und Toggenburger Halszithern<br />

hören möchte , halte sich an die Platten "Die Zithern der<br />

Schweiz " (EL 12208) und " Die Volksmusikinstrumente in der Schweiz "<br />

(Claves 8012/13 l . Seit kurzem liegt nun als Schallplatte aus dem<br />

Kornhaus Burgdorf eine Dokumentation einiger Salonzithern unter<br />

dem Titel "Hie umenang" (ZYT 260) vor , die den Volksmusikfreund so<br />

d irekt anspricht wie den Organologen .<br />

Am Anfang dieser schönen und interessanten Platte steht die<br />

Sammeltätigkeit von Lorenz Mühlemann, einem seit seiner Seminarzeit<br />

an Saiteninstrumenten interessierten Lehrer aus Oberthal<br />

( Kt . Bernl, und von Paolo Imola, einem gelernten Landwirt italienischer<br />

Abstammung, mittlerweile Hackbrettbauer und -spieler in<br />

Burgistein (Kt . Bern) . Aus Neugierde an ihren Sammelobjekten ,<br />

a l lerlei Zithern , die sich in 70er Jahren noch günstig erwerben<br />

liessen , lernten die Musikanten ihre Instrume n te a utodidakt<br />

spielen .<br />

Neben den 19 Stücken , die Lorenz Mühlemann und Paolo Imola<br />

zusamme n mit Hansjürg Hutzli und dem Konzertzitherspieler Willi<br />

Knörzer auf die Platte eingespielt haben , entzückt ein 15-seitiges<br />

reich bebildertes Begleitheft des Herz jedes Organologen . B. B. TG ..


26<br />

!homas Vennun, Jr.: The Ojibwa~~~ Drum.<br />

Its History a nd Construction. Smithsonian Folklife Studies 2 ,<br />

SmithsonTän l nstit~!ion Pre~~~~~sfi!~gton~~~~~L~.320 , Fig.l07<br />

Even yet they're triyng to sing,<br />

but they've lost their way<br />

Auch jetzt versuchen sie zu singen ,<br />

aber sie haben den Weg verloren .. .<br />

Oie klassischen Arbeiten über die Musik der amerikanischen<br />

Indianer vom Ende des 19. und Anfang 20. Jahrhunderts haben für<br />

die Ethnomusikologie bedeutende Impulse gebracht , die zum ausführlichen<br />

Studium der Struktur von musikalischen Aeusserungen führten.<br />

Die Arbeit von Themas Vennum Jr. bringt entgegengesetzte Ansätze .<br />

Anstatt der Analyse von Details betont sie den Bedarf des Erreichens<br />

vom Ganzen. Sie bemüht sich um die komplexe Einführung des<br />

erforschten Objektes zu anderen Erscheinungen. Sie weist auf die<br />

Bindungen , die es in den ganzen Komple x von Kul tur einreiht . Diesem<br />

Ziel hat der Autor auch die Art von Verarbeitung der Pakten<br />

unterordnet .<br />

Durch zahlreiche direkte Aussagen hat er die blosse<br />

Beschreibung ergänzt und auf diese Weise Zusammenhänge aufgedeckt ,<br />

die die Reduktion eines Sinnes auf deskriptivem Niveau nicht erlaubt<br />

. Das ausdruokvolle Bestreben, dance drum als Komplex zu ­<br />

verstehen , nämlich in historischer , gesellschaftlicher, konstruktiver<br />

und hauptsächlich geistiger Beziehung , ist der grösste Beitrag<br />

dieser Arbeit -<br />

und gerade durch dieses komplexe Verstehen<br />

des Themas kann sie auf die weitere Forschung inspirativ wirken .<br />

Das Buch von Themas Vennum hat drei Teile. Im ersten der Geschichte<br />

gewidmeten konstatiert der Autor, dass die ~~~~~-~f~~ ein relativ<br />

junges Instrument ist . Ihre Geschichte hängt unmittelbar mit<br />

dem Kontak t von Indianern mit den weissen Ansiedlern zusammen .<br />

Nachdem die Oj ibwa 1854 auf den grössten Teil ihres Landes verzichtet<br />

und sich in Reservaten niedergelassen hatten, änderte sich<br />

der Lebenstil dieses Indianerstammes grundsätzlich .<br />

Und in diesem Prozess zahlreicher geistiger und ökonomischer Veränderungen<br />

entstand die ~~~ce_~f~!!!· Dieses Instrument ist organisch<br />

mit der Substanz der früheren Tradition verbunden und bezeugt<br />

die grosse Lebensfähigkeit der indianischen Kultur durch<br />

eine schöpferische Art auf neue Impulse zu reagieren ,<br />

welche so


27<br />

drastisch ihre Tradition unterbrochen haben. Bei der Beschreibung<br />

von diesem Prozess der Veränderungen bringt der Autor viele wertvolle<br />

historische Angaben über die Formation verschiedener Zerernonien<br />

und besonders wertvoll sind die Bemerkungen, die zu dem<br />

Verständnis ihrer Substanz führen.<br />

Im zweiten der Konstruktion der Trommel gewidmeten Teil beschreibt<br />

der Autor ausführlich die Verfertigung des Rahmens und der Membrane<br />

des Instrumen tes ,<br />

unentbehrliche Zubehör -<br />

verschiedene Typen von Dekorationen und das<br />

das heisst Pfeife , die Beine der Trommel,<br />

die Schlegel und die Decke für die Trommel. Ausser der ausführlichen<br />

Beschreibung von einzelnen Elementen, bringt e r wieder historische<br />

Angaben über i hr Vorkommen .<br />

Der letzte Teil bildet eine umfangreiche Beilage der ältesten au-<br />

"<br />

thentischen Beschreibung von Ritualen ab, beschreibt die Reparatur<br />

einer ~~~~~-~~~~,<br />

~~~~~!t_~!~~~~~~~~l<br />

zum Film.<br />

die Struktur von Trommel-Gesellschaften (Dr~~<br />

und die Transkription von begleitenden Texten<br />

Zum Schluss muss man andeuten, dass das Konzept vorn ganzen Projekt<br />

- die Forschung der Ausdrücke von traditioneller Kultur mit der<br />

Fi lmaufzeichnung zu binden -<br />

ist ausserordentlich wertvoll, mehrere<br />

bedeutende Charakteristiken traditioneller Aeusserungen<br />

nehmen wir nämlich nicht zur Kenntnis, wir können nicht einmal<br />

nach ihnen fragen, aber wir können sie auf den Film aufzeichnen<br />

zwar nur im Hintergrund von dem, was wir verfolgen . Der grosse<br />

Vorzug des Films ist seine Anschaulichkeit. Der Autor der<br />

Publikation !!!~ _ _2i~bw~ _ _Q~nc~_E.:_urn<br />

suchte im gleichnamigen Film<br />

Wege, seine in Feldforschungen erworbenen Erkenntnisse im<br />

Film zu veranschaulichen .<br />

In diesem Sinne darf das Konzept der<br />

~~it!!~onia!!__!~!.~!.~~~-~tu~~~~ nicht hoch genug geschätzt werden.<br />

Die Erforschung der traditionellen Impulse wird von den Mitarbeitern<br />

der Smithsonian Institution in Washington D.C. nicht<br />

als eine isol ierte Kabinettarbeit verstanden, sondern sie<br />

bemühen sich zielbewusst, auch aktiv auf das Leben der erforscht en<br />

Kulturen zu wirken, sie bemühen sich, die charakteristischen<br />

Eigenschaften der untergehenden Traditionen zurückzubringen, die<br />

so wichtig für die Erhaltung der Identität eines Volkes sind.<br />

Das ist eine sehr gute Absicht. Wir wissen ,<br />

dass der Druck von


28<br />

Nivelisation der Zivilisationprozesse negativ auf die Ueberl ieferung<br />

der meisten Kulturen wirkt . Wir merken gleichzeitig,<br />

dass es notwendig ist, sich auf die Wurzeln eigener Traditionen<br />

zu besinnen und daran anzuknüpfen , was auch für die Charakterbildung<br />

des Menschen unserer Zeit wichtig ist . Das Werk von Thomas<br />

Vennum Jr . können wir in diesem Sinne als Beitrag zur Lösung<br />

ernster Probleme unserer Zeit betrachten.<br />

Jeweils am ersten Sonntag des Monats von 10.30 - ca. 11. 30 Uhr<br />

im Kreuzgang . Eintritt frei . Platzzahl beschränkt.<br />

3 . Januar<br />

7. Februar<br />

6 . März<br />

10 . April<br />

Raum 46<br />

1 . Mai<br />

5. Juni<br />

3 . Juli<br />

7. 1l.ugust<br />

4. September<br />

2. Oktober<br />

6. November<br />

4. Dezember<br />

Turmmusik aus der Barockzeit<br />

~ ( "Gottfried Reiche" - Bläserensemble)<br />

Die virtuose Musik des 17. Jahrhunderts<br />

(Mitglieder der Camerata Musicale Basel)<br />

Bruno Hoffmann und die Glasharfe<br />

(Bruno Hoffmann , Stuttgart)<br />

Stücke aus Orgelschulen des 17 .-19. Jahrhunderts<br />

(Margrit Früh , Frauenfeld)<br />

"Der Maie isch komme "<br />

(Der Belcanto- Chor ßallwil LU singt<br />

Mai- und Liebeslieder)<br />

Musik in Venedig - vom Madrigal zur Sonate<br />

(Ensemble "Mensa Sonora", Lugano)<br />

(französisch kommentiert)<br />

Musiker am Hofe der Margarete von Oesterreich<br />

(1480-1530)<br />

(Kammermusikklasse Marthe Gmünder,<br />

Musikakademie Zürich)<br />

"Musig vo Lüt ungerwägs"<br />

(Häxebäse, Bern)<br />

Kammermusik aus Schuberts Zeit<br />

(Ensemble "Forte-Piano" , Zürich)<br />

Bilder aus dem Leben Johannas der Wahnsinnigen<br />

(1479-1555)<br />

(Fistulatores Werdenbergienses)<br />

Canzoni popolari<br />

(Coro Alpestre Poschiavino)<br />

Tanzbodenklänge aus der Vor- Ländlerzeit<br />

(Tritonus Diabolus)<br />

Programmänderungen vorbehalten


29<br />

Andreas Gme lin: Stras senmus ike r<br />

-------------------------------<br />

In Bern hat die Strassenmusik , die vormals a l s eine diskriminierte<br />

kulturell e Ausdrucksform galt ,<br />

den Status einer legalen Kunstform erlangt .<br />

dank einer liberalen Gesetzgebung<br />

Neben südamerikanischen, zwar in Europa ansässigen Gruppen fal len<br />

besonders an Donnerstagen zum Abendverkauf ein Troubadour , . der<br />

allerlei Kunstlieder zur Gitarre singt , ein schlichter Schwyzerörgeler<br />

aus Meikirch mit einem erstaunlich authentischen Repertoire<br />

und etwas seltener ein Panflötenspieler auf .<br />

Wir begegneten ihm in der Elfenau , jenem märchenhaften Erholungsgebiet<br />

der Berner im Süden der Stadt . Mitten im Grünen überraschte<br />

der<br />

hochaufgeschossene blonde Musikant mit einem barocken Präludium.<br />

Der warme schl anke Ton , das eben rechte Tempo und<br />

die woh l<br />

eingesetzten Verzieru ngen gefielen uns so sehr , dass wir<br />

uns zu andern Spaz i ergängern<br />

ins Gras setzten, einem schnellen<br />

Satz und einer Sarabande au s Vivaldis "Pastor fido " zuhörten u nd<br />

uns selbst von rumänischer Pseudofolklore hinreissen l iessen .<br />

Gern stand der "Pan der Elfenau" nach seiner Serenade Red<br />

und Antwort : er heisse Andreas Gme l in und v1ohne in Bern . Die Literaturhistoriker<br />

unter unsern Lesern erinnern sich viel leicht daran,<br />

dass Goethe seinerzeit einen Apotheker Gmelin in Tübingen<br />

qesuchte und tatsächlich bestätigte der junge Mann seine ursprüngl<br />

ich württembergische Herkunft . Er berichtete, wi e er die Rudolf­<br />

Steiner-Schul e besucht , eine Lehre als Geigenbauer und eine Berufsausbildung<br />

am Konservatorium Bern angefangen aber nicht abgeschlossen<br />

habe . Für sein Instrument , die Panflöte, gebe es<br />

in der Schweiz keine Unterrichtsmöglichkeiten . Daher reist<br />

Andreas Gme l in mit dem Geld, das er als Strassenmusiker und Panflötenbauer<br />

verdient , so oft als möglich , mindestens jeden Monat<br />

einmal , nach Bukarest , um sich bei einem rumänischen Panflötenmeister<br />

schulen zu lassen .<br />

Der talentierte und wo<br />

er h i nkommt a uch erfol greiche Schweizer<br />

Panflötenspieler verfolgt aber auch musikethnologi sche Ziele . Auf<br />

den Spuren von Hugo Zemp , Musee de l ' Homme , Paris , besuch te Gmeli n<br />

die "Are ' are" ,<br />

einen melanesischen Stamm der Salomon inseln , und<br />

brachte eine informati ve Bilddokumentation über d i e<br />

Herstell ung<br />

der Panflöte nach Hause . Mit einem grossen Stipendiu~ der


30_<br />

Stadt und des Kantons Bern ist der junge Musiker , der mit seinem<br />

Panflötenspiel die Welt erobert und Zugang zu versteckten Völkerstämmen<br />

findet , nun unterwegs zu den wichtigsten Zentren der<br />

Panflötenkultur . Ausser europäischen Ländern will Andreas<br />

Gmelin in Bolivien und Peru Halt machen, möchte aber via I ndien<br />

bis China kommen.<br />

Wem der Werdegang dieses Weltenbummlers und Wandermusikanten unseriös<br />

oder doch wenigstens nicht nach Fug und Recht erscheint ,<br />

möge ·sich an der Polygonstrasse 7 , 3014 Bern von den fein<br />

gearbeiteten Instrumenten aus Gmelins Hand überzeugen und beim Anhören<br />

der Kassette "Panflöte und Orge l" mit Stücken aus der<br />

rumänischen Tradition, aber auch mit vertrauter Musik von<br />

G . F . Händel , A. Vivaldi , J . B. Loeillet und G . Martini mit<br />

uns einig gehen , dass Andreas Gmelin ein Meister auf der Panflöte<br />

und ein sehr guter Musiker ist. B. B. -G .<br />

Literatur :<br />

Daniel de Coppet und Hugo<br />

nelanesien et sa musique .<br />

Mit zahlreiche n Abbildungen ,<br />

Schallplatte.<br />

Zemp, "Are ' are . Un peupl e<br />

Editions du s e uil 1978."<br />

Notenbeispielen und einer<br />

Ne ue Bücher<br />

Stephen J . Weston , §~~~~!-~~2he~_:_2~~~~!~~~~~~-l~~!821:~~!~~~l ·<br />

Erschienen bei Edinburgh University Collection<br />

Historical Musical Instruments , 1986.<br />

ISBN 0 907635 13 X<br />

!:!~~~~~~~-~~-~~~-~~~~~it~~!!-:!~~-~!~~E.!c Clarinet:, 9th - 30th<br />

August 1986 . Erschienen bei Edinburgh University Collection of<br />

Historie Musical Instruments , 1986.<br />

ISBN 0 907635 14 8<br />

Catherine Gray & Arnold Myers , ~~~~~-~~-~he_~~!!~~~~~~ ·<br />

Erschienen bei Edinburgh University<br />

Collection fo Historie Musical<br />

Instruments , <strong>1987</strong> .<br />

ISBN 0 907635 15 6<br />

Friedemann Hellwig, Pavel Kurfürst , Ivan Macak,<br />

~~ntE_~~~~~~-~~-~~~_§~~~l-~!-!E.~dition~!-~~~~~~!_!nstr~~ent~-~~<br />

Museums .<br />

Publi shed by the Slovak National Museum under the Ausp ices of the<br />

I nte rnational Committee for Museums and Collections of Musical I n ­<br />

struments of t he International Council of Museums , Bratislava <strong>1987</strong>,


31<br />

~~~fet~~-E~~~~e 19~2<br />

Prof .Dr . Ernst Emsheimer<br />

s - 11451 Stockholm<br />

Kaspar Sehneeberger<br />

8405 Winterthur<br />

Neue Adressen<br />

or . Marianne Bröcker<br />

Obere Seelgasse 5a<br />

D-8600 Bamberg<br />

Marco Comiotto<br />

Freie Str . 14<br />

8032 Zürich<br />

Jörg Ewald Dähler<br />

Meiental 22A<br />

3083 Trirostein<br />

Jörg Gobeli<br />

Wabernstr . 47<br />

3007 Bern<br />

Dr . Gunther Joppig<br />

Pflegerbäckstr. 26<br />

D- 8018 Gr afing bei München<br />

Andreas Schlegel<br />

Plattenstr . 33<br />

5737 Menziker<br />

Chri stian Schönholzer<br />

Johannisstr . 5<br />

8404 Winterthur<br />

Hansjürgen Wie he<br />

Mark tstr . 10<br />

D- 2 811 Bücken<br />

Dr . Veronika Gutmann<br />

Thannerstr . 55<br />

4054 Basel<br />

ab 1.2 . 1988:<br />

Oberwilerstr . 122<br />

4054 Basel<br />

Richtigstellun~<br />

Gesellschaft der Orgelfreunde<br />

c/o Prof . Alfred Reichling<br />

Nikolaus-Fey-Str . 17 (nicht F~ey)<br />

D-9700 Würzburg<br />

Monika Dossena<br />

Mozartstr. 2<br />

6004 Luzern<br />

E: <strong>1987</strong><br />

Hans J. Füglistcr<br />

orgelbau<br />

1961 Grimisuat s . Sion<br />

E : 198 7<br />

I : Orgel


32<br />

Anton Holenweger<br />

Adligenswilerstr . 90<br />

6006 Luzern<br />

E: <strong>1987</strong><br />

I : Hausorgeln, Mech. Musikinstr.,<br />

Clavichord, TafelKlavier<br />

Dipl.-Ing. Winfried Schmitz<br />

Rotdornweg 16<br />

D-5013 Elsdor f<br />

E: <strong>1987</strong><br />

I: Holz- und Metallblasinstr.<br />

Urs Schweizer<br />

Spiezbergstr . 35<br />

3700 Spiez<br />

E: l987<br />

I : Tasteninstr . , Volksmusikinstr .<br />

Dr . Ing . Cornel Suboni<br />

Str . Iosif Vulcan 20<br />

R-1900 Timisoara<br />

E: <strong>1987</strong><br />

I : Streichinstr .<br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Editorial<br />

Adressen der Vorstandsmitglieder<br />

V. Gutmann : Jahresbericht 1986<br />

H. P . Scherrer : Jahresrech nung 1986<br />

H.P. Scherrer : Protokoll der Generalversammlung <strong>1987</strong> 5<br />

v . Gutmann: Die Orgelexkursion <strong>1987</strong> 6<br />

E. Emsheimer: Ein ungewöhnlicher Modus der Tonhöhenveränderung 7<br />

B. Bachmann : Internationales Seminar über chinesische<br />

Musikinstrumente 13<br />

V . Gutmann: Bericht zum Symposium " Fragen des Instrumentenbaus"<br />

in Blankenburg/Harz 14<br />

G.F. Senn: Tagung der Fachgruppe "Musikinstrumente" der<br />

ADR in Salzbrug 16<br />

G. F. Senn: Salzburger Klaviere 18<br />

G. F . Senn: Ruckers-Cembalo restauriert 21<br />

B. Bachmann: Mitteilung über einen neuen Gitarren-Typus 21<br />

V. Gutmann: Studia organologica . Festschrift für<br />

J . H. van der Meer 22<br />

B. Bachmann: Martin Kesselring, Saiteninstrumente selbst<br />

gebaut 24<br />

B. Bachmann : Zu einer neuen Schallplatte mit Zithermusik 25<br />

J . Macak: Thomas Vennun , Jr.: The Oj i bwa Dance Drum 26<br />

Die kleinen Sonntags-Matineen im Schweizerischen<br />

Landesmuseum, Zürich 28<br />

B. Bachmann : Andreas Gmelin , Strassenmusiker 29<br />

Neue Bücher 30<br />

Adressänderungen 31<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4

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