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Glareana_35_1986_#2

W. Röhm Die Instrumentenmacherfamilie Hetsch aus Bad Urach in Württemberg Arnold Myers The Macaulay Collection of Musical Instruments, Edinburgh

W. Röhm
Die Instrumentenmacherfamilie Hetsch aus Bad Urach in Württemberg

Arnold Myers
The Macaulay Collection of Musical Instruments, Edinburgh

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Glare ana, <strong>35</strong>, <strong>1986</strong> \~ 'J ~ Nummer 2<br />

GIARl:ANA<br />

Nachrichten der Gesellschaft der Freunde alter Musikinstrumcnrc<br />

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1<br />

Editorial<br />

Liebe Kollegen und Freunde,<br />

ich darf Ihnen die zweite GLAREANA dieses Jahres mit vielen guten<br />

Nachrichten und Beiträgen unter den Christbaum legen .<br />

In der vorliegenden Nummer finden Sie nach dem Jahresbericht der<br />

Präsidentin den Rapport über eine überaus geglückte Jahresver ­<br />

sammlung.<br />

Dass uns e in Aussenstehender, Herr Walter Röhm aus Bad Urach<br />

(Württemberg), mit einem exklusiven Aufsatz über die "Instrumentenmacherfamilie<br />

Hetsch" beliefert hat , betrachten wir als einen<br />

Glücksfall. Wir bitten denn auch , dem folgenden Aufruf und auch<br />

der Bitte von Veronika Gutmann Beachtung zu schenken.<br />

Die Freunde von Zupfinstrumenten wird der Artikel von Arnold<br />

Myers aus Edinburgh zusagen , während sich die Pianisten unter<br />

Ihnen für Peter Andreas Kjeldsbergs Klavierbuch aus Norwegen interessieren<br />

dürften . Dass zudem die Liebhaber von Harfen , Bassgeige~<br />

Horn und Orgel mit kleineren Berichten und Hinweisen auf die Rechnung<br />

kommen , bezeugt unsere Absicht , allen Leser,n der GLAREANA<br />

etwas zu bieten. Mit diesem Ziel sollen auch Volksmusikinstrumente,<br />

wie sie im Bericht unseres Mitglieds Beat Wolf über das " Schweizerische<br />

Bordun- Treffen" und in der Rezension dreier Kassetten mit<br />

Einspielungen italienischer Volksmusikinstrumente zum Zug<br />

kommen, berücksichtigt werden .<br />

Dass sich der Vorstand der Gefam bemüht , die Adressen der<br />

Mitglieder ä jour zu halte n, bestätigen Ihnen die Korrekturen zur<br />

Adressenliste vom letzten August.<br />

Erstmals können wir auch rechtzeitig auf Veranstaltungen , nämlich<br />

auf die Sonntags- Matineen im Schweizerischen Landesmuseum in<br />

Zürich , hinweisen . Be i einem derartigen Angebot , das wir f ü r Sie<br />

aus Freude an der Sache und selbstverständlich ehrenamt lich zusammensuchen<br />

, dürfen wir auch eine Gegenleistung, nämlich<br />

die korrekte Begl eichung der Jahresrechnung , erwarten .<br />

Dieses Makel kann die gute Laune der Redaktorin über das ausgezeichnete<br />

Abstimmungsresultat, das Kornhaus Burgdorf betreffend ,<br />

natürlich nicht trüben !<br />

Und nun : singet und seid froh !<br />

Dr . Brigitte Bachmann-Geiser


2<br />

Aufruf<br />

Da wir im Basler Museum ein unsigniertes und zwei signierte Instrumente<br />

(1 Tafelklavier , 2 Spinette) von Johann Jacob Brosy<br />

(1748 in Basel - nach 1815) stehen habe n, und ich eine Arbeit über<br />

den Vater Peter Fr i edr ich und Sohn J . J . Brosy vorbereite, die im<br />

" Basler Jahrbuch für historische Musikpraxis" erscheinen soll,<br />

wäre ich sehr dankbar für Hinweise auf we itere ~!:.!!~.!.~~~~-~~~!:.<br />

~~ch~ew~~~~~~-!nS ~E.~~~~~~~ Dass dabei äusserste Diskretion zugesichert<br />

ist, betrachte ich als selbstverständlich . Ziel der Arbeit<br />

möchte sein , das Leben und Werk der beiden in Basel im 18 . Jh.<br />

sehr wichtigen und aktiven Orgel- und Tasteninstrumentenmacher<br />

darzustellen , und dazu gehört eine möglichst vollständige Liste<br />

der erhaltenen Instrumente . Als Arbeitsgrundlage dient die von<br />

Otto Rindlisbacher veröffentlichte Liste .<br />

Für Ihre Mitarbeit und Hinweise bin ich Ihnen sehr zu Dank verpflichtet,<br />

und ich hoffe , dass auf diesem Wege noch einige Instrumente<br />

zum Vorschein kommen werden .<br />

Bitte richten Sie allfäl lige Hinweise an folgende Adresse :<br />

Frau Dr . Veronika Gutmann<br />

Sammlung alter Musikinstrumente<br />

Leonhardstrasse 8<br />

4051 Basel<br />

~!~~~E.~~~~~-~~E.~~E.~!~~~~mi!~l!~~~E<br />

Dr.phil. Veronika Gu tmann, Thannerstrasse 55 , 4065 -<br />

Georg F . Senn , Bündtenweg 62 , 4102 -<br />

Siegfried Brenn , Mühlebachstrasse 174 , 8053 -<br />

Hannes Paul Scherrer , Suntenwiesenweg 4, 8803 -<br />

Basel<br />

Binningen , Vizepräsident<br />

Zürich, Sekretär<br />

Rüschlikon, Kassier<br />

Dr . phil . Brigitte Bachmann-Geiser , Sonnenbergrain 6 , 3013- Bern ,<br />

Redaktor in<br />

Paul Hess , Schönbühlring 9 , 6005 -<br />

Luzern , Bibliothekar<br />

Andre Eichenberger , Witikonerstrase 342 , 8053 -<br />

Zürich


Jahresbericht<br />

---------<br />

Im Berichtsjahr fand eine Vorstandssitzung in Bern statt (20 . 3. 86) .<br />

Haupttraktandum waren die Vorbereitungen, der Zeitablauf der<br />

Generalversammlung vom 9 . November <strong>1986</strong> sowie ein erstes Bereinigen<br />

des Mitgliederstandes bzw . der zahlenden Mitglieder .<br />

Im Jahre 1985 sind zwei Hefte GLAREANA erschienen . Für die nicht<br />

immer ganz einfache Redaktionsarbeit sei an dieser Stelle Frau<br />

Dr . Brigitte Bachmann sehr herzlich für ihre Bemühungen um ein abwechslungsreiches<br />

und informatives Heft gedankt . Es sei hier<br />

aber auch jenen Mitgliedern der grosse Dank dafür ausgesprochen ,<br />

dass sie uns mit Berichten und Informationen beehren und diese<br />

unserer Gesellschaft zur Verfügung stellen . Gleichzeitig mag<br />

dies auch ein Aufruf an jene Mitglieder sein , die bisher eher zurückhaltend<br />

waren mit Beiträgen : Wenn Sie etwas für unsere Gesellschaft<br />

Informatives und Interessantes mitteilen können , bitte TUN<br />

Sie es ;<br />

3<br />

wir sind alle auf einen gegenseitige n Gedankenaustausch<br />

angewiesen , und nur so kann unsere Gesellschaft lebendig sein !<br />

Mit der Einladung an die Generalversammlung <strong>1986</strong> konnte des<br />

redigierte Mitgliederverzeichnis verschickt werden . Der Versand<br />

hat gezeigt ,<br />

dass noch immer nicht alle Adressänderungen aufgenommen<br />

worden sind . BITTE melden Sie uns diese Aenderungen ,<br />

damit unsere Adressenliste ä jour sein kann . Dies erleichtert den<br />

Versand und das Auffinden unserer Mitglieder . Besten Dank für Ihr<br />

Verständnis .<br />

Der Mitgliederstand beträg t<br />

(gegenüber 14 6 per Ende August 19 85)<br />

Gesellschaften l .<br />

per 31. Oktober <strong>1986</strong> 153 Mitglieder<br />

(inklusive Bibliotheken und<br />

Veronl.i


4<br />

1i~-~~~ ~::.~!~~::.~am~!~~-~~~-2~-~~~~~e~E_!2~~-i~-~~~~!<br />

Der Einladung , mit der Generalversamml ung einen Besuch in<br />

der neu eingerichteten Sammlung alter Musikinstrumente in Basel zu<br />

verbinden , waren zahl reiche Mitglieder von auswärts gefolgt .<br />

Man hörte interessierte Gespräche und ich hatte mit andern<br />

das Glück , unter fachkundiger Führung über die Tonwe l t auch das<br />

Innere eines gebundenen und bundfreien Cl avichords or i entiert zu<br />

werden . Eine Sammlung , die bei einem weiteren Aufenthalt in Basel<br />

wieder einen Besuch verdient .<br />

Um 11 Uhr traf man sich im Wirtshaus " Zum Paradies" und die Präsidentin<br />

, Frau Dr . Gutmann ~E.~f!_nete_~i~-.Q~~E.f: l v~E.~~~~!un9: gernäss<br />

Traktanden l iste . In der Präsenzl iste haben sich eingetragen :<br />

Frau Dr. B . Bachmann-Geiser , Hr . M. Brönnimann , Hr . w. Burger ,<br />

Hr. P . Christoffel , Hr. B. Fl eig , Frau Dr . V. Gutmann , P . Hess ,<br />

Hr . A. Keller': Hr . A. H. König , Hr . F . Ledergerber , Hr . K.<br />

Mangold, Hr . Dr . H. P . Oechslin , Hr . H. P . Scherrer , Hr . Chr . Schönholzer<br />

, Hr . G . F . Senn , Hr . M. Voellmy . -Als Gäste konnten begrüsst<br />

werden : Hr . Bachmann , Frau Burger , Frau Dossena , Frau Kell er ,<br />

Hr . und Frau Raguse , Frau Voellmy . - Mitglieder , die oft dabei<br />

waren , mussten sich e ntschul digen : Hr . w. Pilnik , Hr . A. Schl egel,<br />

Hr . J . Kabel t , Dr . H. Kawinski , Hr . E. Tarr , Hr . w. Kern,<br />

Hr . R. Schär , Prof . Dr . W. M. Meier , Prof . Dr . E . Hickmann , Hr .<br />

A. Cal uori , Hr . S . Bren n , Hr . und Frau Re i chl in , Hr . F . Seydoux,<br />

Hr . Chr. Patt.<br />

Das Protokoll der 33 . Jahresversammlun g , mitgeteil t i n GLAREA NA 34,<br />

1985, H. 2 , S . 5-6 , wird genehmigt . Die Präsidentin dankt<br />

------------<br />

in ihrem Jahresberich t Frau Dr . Bach mann für die nicht immer<br />

leichte Redaktionsarbeit . Der Mitgliederbestand weist mit<br />

153 Personen und I nstituten eine erfreuliche Zunahme aus .<br />

Der Jahresbericht wird von der Versammlun g einstimmi g genehmigt .<br />

Der neue Kassier , Hannes Paul Scherrer , übernahm auf Neuj a h r <strong>1986</strong><br />

die revidier te Kasse und erläuterte die ~!:~E.~E.~~~~~~~ · Die<br />

Jahresrechnun g wird i n der nächsten GLAREANA abgedruckt . Die<br />

schlechte Zahlungsmoral gibt erneut An l ass zur Diskussion , 10 Prozent<br />

der Bei träge 1 985 fehlen noch u nd 15 Prozent der <strong>1986</strong>-er Beiträge<br />

. Die zweite Mahnung sol l als Nach nahme verschick t werden .<br />

vier nicht mehr Mitglied bleiben will,<br />

kann sich so ausdr ückl ich<br />

äusser n und erhäl t die GLAREANA n icht mehr . Der Vorschlag einer


5<br />

Mitgliedschaft auf Lebenszeit mit einmaligem Beitrag sol l<br />

noch diskutiert werden . Bei Gesellschaften soll te vermehrt Tauschschriftenverkehr<br />

als Gegengabe für die GLAREANA vereinbart werden .<br />

Mit der Kassenübergabe hat der Revisor , Hr . Dr . Kaw i nski ,<br />

d i e Rechnung kontrolliert . so kann die Jahresrechnung 1985 von<br />

der Versammlung genehmigt werden . Dem ehemal igen Kassier ,<br />

Dr . Eichenberger wird seine Arbeit bestens veredankt .<br />

Al s ~!!.!:.~9.!:!!!.9._i~E.-~~~-~~!!.~!:.~!.~~!.~~~~!.!:!!!.9._.! 2.~2 ist der schriftliche<br />

Vorschlag für den Besuch des Trompetenmuseums in Bad Säekingen<br />

eingegangen . Der Vorschl ag, die Orgellandschaft des Oberwallis z u<br />

besuchen , wird von einer Mehrzahl der Anwesenden seh r begrüsst ,<br />

wobei ein Datum vor Mitte Oktober zu wählen i st. Es fäl l t<br />

die Anregun g einer Exkursion nach München, nicht als GV sondern<br />

a l s geführte _, Besichtigung. Besuche a l s Gesel l schaft werden<br />

besonders reizvoll , wenn man Instrumente hören kann . Damit nicht<br />

die Präsidentin alles organisieren muss , kann jedes Mitglied s i ch<br />

aufraffen und etwas untdernehmen .<br />

Unter ~~E.~~ berichtet Frau Dr . Bachmann über das Projekt Kornhaus<br />

Burgdorf , für das ein Konzept ausgearbeitet wurde und wo die<br />

GEFAM zur Partnerschaft eingeladen ist. Wenn der Volk sentscheid<br />

gefal len i st und die Reali sierung beginnt , ist unsere Gesel lschaft<br />

angesprochen Ideen und Wünsche einzubringen .<br />

Es werden Prospekte verteilt , das neue Buch " Vom Trommeln<br />

und Pfeiffen " wird vorgel egt , die musikhistorische Tagung<br />

in Ha nnnover wird genannt . Um 11 . 45 kann die Präsi dentin die<br />

Ge neralversammlung mit dem Dank für die Mitarbeit des Vorstandes<br />

und der Anwesenden sch liessen .<br />

~~~!_Un9_~Ur~~-~~~~ammlun9_~~~toE_~~~he!__!~st~!!_~!!.~~!:!~en~~<br />

~!:_~~!-~~!:!~~l~E.-~!!_-~~~-~E_Ot!~!!.9.~!!.<br />

Nach dem Mittagessen i n Basel führte ein Bus die Teilnehmer<br />

und Gäste der Jahresversammlung nach Bad Krotzingen . I m ehemaligen<br />

Festsaal des Schl osses empfing Hr. Rolf Junghanns die Besucher mit<br />

einem Extrakonzert . Als Spezialist für die Aufführungspraxis alter<br />

Musik auf historischen Instrumenten stellte er die Samml ung<br />

in Wort und Ton mit eindrücklichen Kl angbeispiel en vor . Dan k<br />

der me i sterhaften Spielwei se erlebte man die Wi ederbelebung<br />

des Kl anges vergangener Zeiten. Eindrücklich war die Führung von


6<br />

Instrument zu Instrument , das jedes einwandfrei spielbar i st. Die<br />

Instrumente sind wirklich in den guten Händen von Kennern<br />

alter Musik und Freunden alter Musikinstrumente . Auf allen wichti ­<br />

gen Typen von Klavierinstrumenten aus vier Jahrhunderten erklang<br />

die Musik wie sie ursprünglich geschrieben wurde: Orgelpositiv ,<br />

Regal , Spinett, Spinettino, Virginal , Cembalo, Clavichord, Tangentenflügel<br />

, Tafelklavier und Hammerflügel.<br />

zum Abschluss des Rundganges durch die weite ren Räume der<br />

Sammlung war gar e in Aperitif angeboten. Mancher Besucher erwarb<br />

sich vom reichen Schallplatten- Angebot alter Musik ein Andenken .<br />

Für diesen gehaltvollen Nachmittag in Bad Krotzingen gilt<br />

den Organisatoren und besonders Herr Rolf Jungbanns und seinen<br />

Mitarbeitern hoher Dank.<br />

Luzern , 10 . 12 . <strong>1986</strong><br />

Der Protokollführer : Paul Hess<br />

Der Ausstellungs-Katalog<br />

"Musikinstrumente der Schweiz, 1685 - 1985"<br />

steht in einigen Exemplaren für SFr . 15 . - zur Verfügung bei :<br />

Musikwissenschaftliches Seminar<br />

der Universität Zürich<br />

Florhofgasse 8<br />

8001 Zürich


7<br />

Die I nstrumentenmacherfamilie Hetsch aus Bad Urach in Württemberg<br />

Im "Württembergischen Gewerbe-Adressbuch" aus dem Jahre 1823 findet<br />

sich im Verzeichnis der Instrumentenmacher folgender Eintrag :<br />

"Urach - Carl Hetsch , welcher folgende musikalische Blas-Instrumente<br />

verfertigt , als: Clarinette von allen Gattungen , Flöten von<br />

der grössten bis kleinslen Gattung , mit oder ohne Neben-Mittelstücke<br />

, von 1 bis 6 Klappen , auch mit C . Fuss , Fagotte , Piccolo ,<br />

Oboe , Flageolettes und Cornets.". Dieser Hinweis auf einen<br />

auch in seiner Heimatstadt Bad Urach vergessenen Instrumentenmacher<br />

war Anlass, in den /\kten des Stadtarchivs von Bad Urach<br />

nach Spuren zu suchen.<br />

Urach , das sich seit der staatlichen Anerkennung als Heilbad<br />

im Jahre 1983 Bad Urach nennen darf , liegt in der Schwäbischen Alb<br />

ca . 50 Km . südl~ich der Lande_shauptstadt Stuttgart. Bad Urach ist<br />

eine geschichtsträchtige Stadt . Sie war im 15. Jahrhundert<br />

Residenz eines Teils der Grafschaft Württemberg. In dieser Zeit<br />

hat die Altstadt mit den vielen bemerkenswerten Fachwerkbauten ,<br />

mit der spätgotischen Stiftskirche, dem Residenzschloss , dem<br />

Spi Lalbezirk und dem Mark tplaLz ihr Gesicht bekommen. Im Jahre<br />

1970 wurden in 770 m Tiefe hyperthermale { 60• C) und stark mineralisierte<br />

Quellen entdeckt. Heute ist Bad Urach ein bekannter<br />

Luftkurort und ein gut besuchtes Heilbad für die Behandlung von<br />

Schäden am Bewegungs- und Stützapparat so1~ie Herz- und Kreislauf­<br />

Erkrankungen .<br />

Die Hetsch lassen sich in Bad Urach seit 1747 nachweisen . Der<br />

llautboist in herzoglichen Diensten Jacob Danie l HeLsch heiratete<br />

damals die Uracher Bürgerstochter Regine Dorothee Manz . Als dann<br />

1749 der Stadtzinkenist Carl Adelshofer , der ein VetLer von Hetsch<br />

war, seinen Dienst nicht mehr ausüben konnte, vereinbarte er mit<br />

Hetsch die Nachfolge. Die Verwaltung der Stadt stimmte zu . Am<br />

15. Oktober 1749 wurde Jacob Daniel Hetsch als Stadtzinkenist von<br />

Urach beeidigt.<br />

Jacob Daniel Hetsch ist 1722 vermutlich in Stuttgart als Sohn des<br />

dorligen Stadtzinkenisten Ca spar lleinr ich Hetsch geboren . Er starb<br />

am 01 . Dezember 1803 in Urach . Sein Gr:ossvater Johann Paul Hetsch<br />

Mi tglied einer bekannten Musikerfamilie, war Mitte des 17 . Jahr-


8<br />

hunderts aus Nördlingen (heute Bayern) nach Stuttgart gekommen .<br />

Die Familie Hetsch stell te über 3 Generationen hinweg in Urach den<br />

Stadt- und Amtszinke nisten: Jacob Daniel Hetsch ( 1722-01 . 1 2 . 1803),<br />

Jacob Friedrich Hetsch (05 . 08 . 1753- 30 . 04 .1822) und Franz Carl<br />

Friedrich Hetsch (12 . 12 . 1792-23 . 03.1852) . Mitglieder der "Uracher<br />

Linie" der Hetsch waren aber nicht nur in ihrer Heimatstadt<br />

als tüchtige Musikanten tätig . Sie besetzten die Stadtzinkenistenstellen<br />

u . a . in Heidenheim/Brenz sowie Tübingen und waren , wie<br />

ihre Stuttgarter Verwandten , Mitglieder des berühmten Stuttgarter<br />

~loforchester .<br />

Betrachtet man ausserdem noch die andern Hetsch-Linien , etwa die<br />

von Nördlingen, Stuttgart oder Biberach, dann stellt man fest ,<br />

dass die Hetsch vom 17 . bis weit ins 19 . Jahrhundert hinein eine<br />

ganz bedeutende Rolle im musikalischen Leben des süddeutschen<br />

Raumes gespielt haben .<br />

Der wohl bekannteste Hetsch ist der Komponist und Mannheimer<br />

Musikdirektor Ludwig (Louis) Carl Friedrich Hetsch (1806-1872) ,<br />

dessen Vater ChrisLian David (1771-1852) aus Urach stammt . Er war<br />

zuerst im Stuttgarter Hoforchester und dann als Stadtzinkenist in<br />

Tübingen tätig .<br />

Ein Sohn des Uracher Stadtzinkenisten Jacob Daniel Hetsch , Carl<br />

Friedrich Hetsch (* 07 . 01 . 1769 in Urach) , erlernte das Dreherhandwerk<br />

und blieb in seiner Geburtsstadt Urach ansässig .<br />

Die Amtstadt Urach mit ihren rund 2' 700 Einwohnern war damals<br />

eine Stadt des Handels und des Handwerkers . Der Handel , insbesondere<br />

der Leinwandhandel , ging noch verhältnismässig gut. Weniger<br />

gut ging es dagegen den meisten Handwerkern. Der Grund : die Stadt<br />

war mit Handwerkern all er Art übersetzt. Auch der grosse Kundenkreis<br />

im Umland konnte die produzier>ten Waren nicht mehr aufnehmen<br />

. Viele Handwerker mussten sich deshalb ausserhalb ihres erlernten<br />

Berufs betätigen oder zumindest sich nach Nebeneinnahmen,<br />

meist durch Ausübung einer berufsfremden Arbeit, umsehen .<br />

Sicher hatte auch der junge Dreher Carl Friedrich Hetsch im traditionell<br />

en Bereich seiner Handwerks nicht genug Aufträge . Er<br />

sah sich deshalb nach einem zusätzlichen Produktionszweig um . Was<br />

lag für den Spross einer t-1usikerfamilie, der zudem noch ein her-


9<br />

vorragender Musiker war , näher , als sich in der Reparatur und der<br />

Herstellung von Holzblasinstrumenten zu versuchen . Er scheint darin<br />

auch schnell erfol greich gewesen zu sein , denn schon ab 1790<br />

wird er allgemein als "musikalischer Instrumentendreher " bezeichnet<br />

.<br />

Von seiner Hand sind in verschiedenen Sammlungen Instrume nte erhalten<br />

. Ja , einige erklingen heute noch in Konzertsälen . Sie zeugen<br />

davon , dass der Uracher Instrumentenmacher sowohl über<br />

ein solides handwerkliches Können verfügte , als auch ein profundes<br />

Wissen über den damaligen Stand des Instr umentenbaus hatte .<br />

Wo er sich letzteres envorben hat , konnte noch nicht abschliessend<br />

gekl ärt werden . Spuren führen nach Wien , wo sich Hetsch längere<br />

~eit aufgehalten hat .<br />

Instrume n te aus"der Werkstatt von Carl Friedrich Hetsch haben sich<br />

u . a. in folgenden Sammlungen erhalten: Germanisches Nationalmuseum<br />

Nürnberg ( 1 gerader Zink , Inv . Nr . MIR 34) , Sammlung Wi l li Burger<br />

Zürich (1 Querflöte) , Schweizerisches Landesmuseum, Zürich, (1<br />

Querflöte , Inv . Nr . LM 12031) , Stadtmuseum Bad Urach (1 Querflöte ,<br />

1 Klarinette) .<br />

Die meisten Instrumente dürften in der Zeit zwischen 1790 ~nd 1825<br />

entstanden sein , denn nach 1925, Hetsch i st nun 56 Jahre alt ,<br />

scheint seine Arbeitskraft zu schwinden . Dies geht insbesondere<br />

aus einem Schreiben vom März 1829 an den Stadtrat von Urach her ­<br />

vor , in dem er sich um die freigewordene Stell e eines Hausmeisters<br />

bewirbt . Er schreibt dort u . a. : "Es ist wohl allgemein bekannt,<br />

dass ich mir stets alle Mühe gegeben habe , auf eine ehrliche Art<br />

mich und me ine Familie durchzubringen . Das herannahende Alter , das<br />

abnehmende Gesicht erlaubt mir nun aber nicht mehr , meine Profession<br />

so zu betreiben , dass ich davon leben könnte . Wenn<br />

ich gleich auch so viel gearbeitet habe , als in meinen Kräften<br />

stand und wenn ich so sparsam gelebt habe, als man von einem<br />

soliden Hausvater envarten kann , so habe ich doch nicht so viel<br />

Glück gehabt , dass ich mir hätte ein Vermögen erwerben können , das<br />

mich im Alter vor Mangel schützen könnte."<br />

Verheiratet war Carl Friedrich Hetsch seit 21. 10. 1790 mit Johanna<br />

Dorothea Deumler (10.01.1773- 27 . 05 . 1843), der Tochter des Johann


10<br />

Friedrich Deumler, Obermeister des Becken-<br />

und Müllerhandwerks sowie<br />

constanzischer Kastendiener aus Schorndorf . Aus der Ehe<br />

ginge n drei Kinde r hervor , eine Tochter und zwei Söhne . Der<br />

älteste Sohn , der wie sein Vater auf d e n Name n Carl Friedrich<br />

getauft wurde , sch lug die Beamtenlaufbahn ein . Der jüngere Sohn ,<br />

Christian Friedrich, geboren am 14 . 05 . 1798 in Urach , wurde wie<br />

sein Vater Instrumentenmacher in Urach .<br />

Auch seine Instrumente zeugen von hervorragenden handwerklichen<br />

Fertigkeiten. Er scheint praktisch d ie Modelle seines Vaters<br />

weiterzubaue n , verharrt also i n der Technik des ausge he nde n<br />

18 . Jahrhunderts . Dies verwundert zuerst , zumal we nn man bedenk t ,<br />

dass Hetsch zumindest durch die Familienbeziehungen nach Tübingen,<br />

Stuttgart und in andere Städte Süddeutschlands von der Fortentwicklung<br />

im Holzblasinstrumentenbau unterrichtet sein musste.<br />

Der Grund ka nn vielleicht aus folgendem Hinweis i m Gewerbe­<br />

Cataster der Stadt Urach aus dem Jahre 1830 herausgel esen werden :<br />

Jletsch war immer ein kränklicher Mann , der keine grossen Anstrengungen<br />

, also sicher auch keine Reisen , auf sich ne hme n konnte .<br />

Auch von Christian Friedrich Hetsch haben sich in Sammlungen eine<br />

ganze Anzahl von Flöten und Klarinetten erhalten , so u.a . im<br />

Historischen Museum Basel ( 1 Querflöte , Inv . Nr . 1978 . 317) ,<br />

in der Musikhistorischen Sammlung Schloss Lautlingen , Albstadt/<br />

Wür ttembe rg (1 Kladnet te) und im Stadtmuseum Bad Urach (1 Klarinette)<br />

.<br />

Verheiratet war Christian Friedrich Helsch seit 10 . 04 . 1828<br />

mit Elisabeth Friederike Roller , Tochter des Gold- und Silberarbeiters<br />

Rudolf Jacob Roller aus Winnenden . Die Ehe blieb kinderlos<br />

.<br />

Seine Frau brachte e in bescheidenes Vermöge n mit i n die Ehe . Auch<br />

beruflich scheint Christian Friedrich Hetsch nicht erfolglos<br />

gewesen<br />

zu sein ,<br />

trotzdem er nicht gerade die modernsten Instrumente<br />

baute . Er konnte sich in seiner Vaterstadt ein Baus kaufen und<br />

einige GrundsLücke , ja, seine Erben konnten sich sogar über<br />

eine r e cht a!;lsehnliche Anzahl Wectpapiere freuen . Der stets kränkliche<br />

He t sch starb am 02 . August 1880, im 83 . Lebensjahr , in seinec<br />

Heimatstadt.


11<br />

Seine Werkstatteinrichtunge n, die noch vorhandene n fertigen Instrumente<br />

{10 Flöten , 3 K~ arinetten , 3 Piccolo) und seine persönlichen<br />

Instrumente {Hetsch war wie sein Vater ein tüchtiger Musiker<br />

und jahrze hntelang in der Kirchenmusik ehrenamtlich tätig)<br />

wurden im August 1880 im "Schwäbi schen Merkur" zum Verkauf ausgeschrie<br />

b en.<br />

Die Uracher Linie der Musiker - und Instrumentenmacherfamilie ist<br />

i m r-:anness tamm ausgestorben . An die "musikalische n Instrumentendreher<br />

" Carl Friedrich und Ch r istian Frie drich Hetsch werden<br />

nach Eröffnung des n e uen Bad Uracher Stadtmuseums voraussichtlich<br />

i m Sommer 1988 Instrumente erinnern , die in den letzten Jahren<br />

erworbe n werden konnte n . Zugle ich soll aber auch eine Dokumentation<br />

entstehen , die u.a. die noch vorhandenen Hetsch-Instrumente<br />

erfasse n soll. J ür Hinwe ise auf Instrume nte und die Instrume nte n­<br />

macher Hetsch ist der Verfasser dankbar. Seine Anschrift :<br />

Walter Röhm , Mörikestrasse 10, D-7432 Bad Urach .<br />

Walter Röhm<br />

Brandstempel<br />

Carl Friedrich Hetsch (1769 - 1843)<br />

Brandstempel<br />

Christian Friedrich Hetsch (179B - lBBO)


12<br />

The Macaulay Collection of Musical I nstruments , Edinburgh<br />

The University of Edinburgh has been given a magnificent collection<br />

of musical instruments by Anne Macaulay. They are now on display<br />

at the Edinburgh University Collection of Historie Musical<br />

Instruments , Reid Concert Hall , Bristo Square*. The first instalment<br />

of Mr s Macaulay ' s collection was given in 1977 and the balance<br />

recently .<br />

Anne Macaulay was born in Fife , worked in the paper making industry<br />

and trained as an aeroplane pilot before marr iage . She was<br />

fascinated by the sounds of the lute and the guitar as a child,<br />

and this led to her passionale interest in plucked string instruments<br />

and their history. For several years she promoted concerts<br />

in Edinburgh , attracting the world's finest guitarists and lutenists.<br />

Over a period of years she has built up her collection of<br />

instruments , and now she is writing a far - reaching account of the<br />

history of s tringed instruments back to Apol1o ' s 1yre of ancient<br />

civi1isation and ear1ier.<br />

This gift of 51 instrumenls places the University of Edinburgh in<br />

an unrivalled position for students , makers and performers<br />

of the historica1 guitar who wish to learn from contact with the<br />

finest examp1es from every period. Already , in recent years , severa1<br />

copies have been made from these historical instruments for<br />

use in the performance of early music on appropriate instruments .<br />

(179)<br />

( 778)<br />

(305)<br />

(300)<br />

(1596)<br />

{301)<br />

(303)<br />

(1583)<br />

(304)<br />

(1584)<br />

(310)<br />

(309)<br />

Epinette des Vosges (Lambert) c . 1750<br />

Barred zither (Grunert) 20th century<br />

Lute {Passauro) 1967<br />

Arch-1ute {Harz) 1665<br />

Chitarrone, 17th century<br />

Mandore, 18th century<br />

Neapo1itan mando1in , 18th century<br />

Neapo1itan mando1in, 1894<br />

Neapo1itan mandolin, 19th century<br />

Cittern , 18th cen tury<br />

Eng1ish guitar {Hintz) c . 1760<br />

English guitar (Gibson) 1772


13<br />

(307)<br />

( 281)<br />

(279)<br />

(284)<br />

(1597)<br />

(2471)<br />

(280)<br />

(290)<br />

(770)<br />

(282)<br />

(286)<br />

(766)<br />

(296)<br />

(283)<br />

(285)<br />

(293)<br />

(289)<br />

(298)<br />

(294)<br />

(769)<br />

(297)<br />

(768)<br />

(288)<br />

(291)<br />

(1598)<br />

(767)<br />

(302)<br />

(299)<br />

(272)<br />

(1582)<br />

(1581)<br />

(753)<br />

(752)<br />

(<strong>35</strong>3)<br />

(754)<br />

( 232)<br />

( 507)<br />

(276)<br />

Arch cittern (Buckinger) c . 1800<br />

Guitar, 1ate 16th century<br />

Guitar (Se11as) c. 1620<br />

Guitar , c. 1630<br />

Guitar, ear1y 17th century<br />

Guitar , 18th century<br />

Guitar (Voboam) c. 1700<br />

Guitar (Fabricatore) c . 1805<br />

Guitar (Fabricatore) 1822<br />

Guitar (Pages) 1813<br />

Guitar (Lacote) c. 1840<br />

Guitar , mid 19th century<br />

Guitar (Soriot) mid 19th century<br />

Guitar (B1aise 1e Jeune) ear1y 19th century<br />

Guitar "(Dubois) early 19th century<br />

Guitar (Panormo) 1831<br />

Guitar (Guiot) mid 19th century<br />

Child ' s guitar, ear1y 19th century<br />

Guitar (Gerard) c . 1820<br />

Guitar , 1850<br />

Guitar , mid or 1ate 19th century<br />

Guitar (Martin) 1ate 19th century<br />

Guitar (Benedid) 19th century<br />

Guitar (Martin) late 19th century<br />

Flamenco guitar (Ramirez)<br />

Bass guitar (Lacote) mid 19th century<br />

Lute guitar<br />

Ukele1e , 1945<br />

Banjo, converted from cittern<br />

Banjo uke1e1e<br />

Dital harp (Light) early 19th century<br />

~ - size vio1in (Duchene) ca . 1790<br />

\-size violin (Zimmermann) c. 1880 and (757) bow<br />

Lira , Rhodes, c . 1965 and bow<br />

Walking- stick vio1in and bow<br />

Ocarina (Meissen) late 19th century<br />

Flute (Blackman) c. 1855<br />

Melodeon , c . 1900


(392) Rag-dun , Tibet<br />

also (2489) Child's guitar (Guiot) 1838, remaining on loan.<br />

14<br />

Further information from Arnold Myers , Curator ,<br />

Edinburgh University<br />

Collection of Historie Musical Instruments<br />

Reid Concert Hall , Bristo Square , Edinburgh EH8 9AG<br />

Telephone 031 -<br />

441 3133 (home)<br />

* The Collection in t h e Reid Concert Hall , BrisLo Square , where<br />

over 1 , 000 musical instrumen ts and related itoms are on disp lay<br />

is open every Wednesday from 3 pm to 5 pm and every Saturday<br />

from 10 am to 1 pm .<br />

Arnold Myers<br />

~~Eosium~~istoris2he HaE~e n. Grundlagenforschung<br />

Vom 27 . bis 31. Oktober <strong>1986</strong> tagten in Basel Wissenschaftler,<br />

Musiker und Instrumentenbauer , die sich mit historischen Harfen<br />

befassen . Organisiert von der Schola Cantorum Basiliensis und<br />

von Heidrun Rosenzweig koordiniert, fanden Vorträge , Demonstrationen<br />

und Konzerte statt, in deren Rahmen einfache diatonisch e und<br />

zwei- und dreireihige chromatische Harfen in ihrem jeweiligen<br />

hisLorischen Kontext erklungen und erörtert worden sind . Fragen<br />

zur Spieltechn i k, zur Rolle der Harfe i n den verschiedenen Ländern<br />

oder als Instrument für den Generalbass sowie die erhaltenen<br />

Instrumente in den Museen waren Gegenstand der Vorträge . Dass das<br />

Interess e an d i esen Fragen gross ist , zeigte die internationa le<br />

Zusammensetzung der Teilnehmer , die · aus Italien, Frankreich,<br />

Deutschland, Niederlande , England, Spanien, Schweiz und den USA<br />

angereis t sind .<br />

..<br />

Veronika Gutmann


15<br />

18~_!~teE nat i~~~!es~~rn=~Y~~~~~um_Q~tm~ld~~=~2~2~ 86<br />

Ta~~~NatuE~2E~~-~~~~~-~&<br />

Professor Michael Höltzel, selbst international bekannter Horn­<br />

Solist und Pädagoge , stellte e in Programm zusammen , das all e<br />

am Horn Interessierten voll befriedigen konnte . Aus einem fast<br />

überdotierten Angebot konnte ma n sich selbst die Rosinen auswähl<br />

e n. Für die Liebhaber alter Musikinstrumente war der Tag des<br />

Naturhorns ein unvergessliches Erl ebnis.<br />

Den Auftakt machte Kur t Janetzkys Vortrag " Kritische Gedanken<br />

über der Hörer + Hornisten Wege und Umwege im Streben nach<br />

künstlerischer Erfüllung" . Seine Gedanken boten eine reiche<br />

Fülle von Informationen und Erfahrungen e ines lange n Lebens,<br />

'welches dem Horn gewidmet ist. Auch Peter Damm , Solohornist der<br />

Staatskapelle Dresden und Nationalpreisträger der DDR , sprach kompetent<br />

als heutiger Praktiker über das Thema "Was ist e ige n tlich<br />

das Corno da Caccia ?" . Für eine kleine Sensation sorgte Instrumentenmacher<br />

Meister Friedbert Syhre aus Leipzig, er präsentierte<br />

als Weltpremiere einen exakten Nachbau des zirk ulär gewundenen I n­<br />

struments , mit we lchem der l egendäre Trompeter Bachs , Gottfr ied<br />

Reiche, auf einem Gemälde der Zeit abgebildet ist.<br />

Nach einer Autobusfahrt durch eine von herbstlicher Sonne durchfluteten<br />

Bilderbuch- Landschaft wurden zwei Konzerte in historischen<br />

Schl össern geboten.<br />

Im grossen , geschmackvoll restaurierten Saal des Schlosses<br />

Wöbel blies in der Matinee der holländische Hornist Ab Koster die<br />

berühmte Sonate für Klavier und Horn von Ludwig van Beethoven<br />

(op . 17, F-Dur) . Ein zahlreiches sachverständiges Publikum<br />

beklatschte seine exzellen t e Leistung auf dem sehr heiklen<br />

Inventionshorn . Nach zwei Vorträgen von Knut Hasslemann (F . Gallay<br />

und F . Danzi) brachte Hermann Jeurissen als Hirte kos tümiert , mit<br />

einem nachgebauten Hirtenhorn (sieht aus wie ein kleines schmales<br />

~ Alphornleine heitere Note ins Spiel. (Sinfonia pastorale für Hi r ­<br />

tenhorn und StreicherG-Dur von Leopold Mozart . )<br />

~ Die charmante Amerikanerin Jean Rife begeisterte nachher mit einem<br />

differenzierten , warmen Hornton (Quintett Es- Dur für Horn ,<br />

Violi ne , 2 Violen u nd Violoncello KV 407 von ~volfgang Amadeus<br />

Mozart).


16<br />

-<br />

Am späten Nachmittag folgte das zweite Konzert im überfüllten<br />

Kaisersaal des Schlosses Corvey .<br />

Alle Solisten wurden nun von dem Concert Köln (Ensemble für<br />

alte Musik auf historischen Instrumenten) begleitet. Dieses Orehester<br />

mit dem originalen Barock-Klang er l edigte seine Aufgabe<br />

bravourös<br />

(ein spezielles Lob für die makellos spielenden drei<br />

Oboisten).<br />

Nach dem Brandenburgischen Konzert Nr . l F-Dur von J . S. Bach mit<br />

zwei Hörnern (Jan Schroeder + Kur t Hanselmann), interpretierte<br />

Daniel Bourge aus Frankreich das viel gespielte Hornkonzert<br />

in D-Dur KV 412 von W.A. Mozart. Dabei wurde es einem klar, dass<br />

bei einem Bl echbläser nie ein e<br />

perfekte Aufführung garantiert<br />

werden kann. "Tagesform" , Temperatur u. s . w. spielen da en tscheidend<br />

mit, erschwerend kommt hier noch das ungemein tückische Instrument<br />

dazu, wb die Naturtöne so eng beieinander liegen .<br />

Absoluter Höhepunkt war aber der englische Hornist Michael<br />

Thompson ,<br />

Professor an der Royal Academy of Music in London . Mit<br />

seinem subtilen , prachtvollen<br />

neue Massstäbe . Im langsame n<br />

Rosetti musste man<br />

Hornspiel<br />

wundeschön beseelt klang sein Naturhorn.<br />

setzte<br />

Satz des Konzertes<br />

er<br />

von<br />

bestimmt<br />

Antonio<br />

zeitweise unwillkürlich den Atem anhalten, so<br />

Anschliessend erklangen noch Kompositionen von Josef Haydn<br />

(Hornkonzert Nr. 2 D-Our mit Solist Andrew Joy, sowie die Sinfonie<br />

Nr. 3 G-Dur) .<br />

Al le Darbietungen bewiesen einmal mehr ,<br />

dass der edle Ton des­<br />

Naturhornes unvergleichlich ist, für diesen Klang und die technischen<br />

Möglichkeiten hatten ja die Meister des 17 . -19 . Jahrhunderts<br />

komponiert!<br />

Als ernster Ausklang dieses sehr befrachteten Tages wurde in der<br />

Stadtkirche von Detmold noch das "Rügheimer Requiem" von Michael<br />

Höltzel gespielt. Dieses zum Gedenken an den verstorbenen<br />

Hornisten<br />

R. Merewether komponierte Stück wurde von den Detmolder Hor ­<br />

nisten auf Parforcehörnern in D (mit Stimmloch) rein und überzeugend<br />

geblasen.<br />

Ernst W. Buser


17<br />

Orgeln in Solothurn<br />

So lautet die Ueberschrift der diesjährigen Sommerausstellung des<br />

Historischen Museums Solothurn auf Schloss Blumenstein . Vordergründiger<br />

Anlass zur Eröffnung am 24 . Juni <strong>1986</strong> war die Uebergabe<br />

einer frisch restaurierten Orgel an das Museum. Es handelt<br />

sich dabei um die älteste erhaltene Solothurner Orgel aus dem Jahre<br />

1696. Sie ist e in Werk des Orgelbauers Johann Christoph Albrecht<br />

aus Waldshut und war ursprünglich im Solothurner Kloster Nominis<br />

Jesu. Auf recht verschlungenen Pfaden , welche nicht restlos<br />

geklärt werden konnten , kam· sie schliesslich ins Museum . Meister<br />

Albrecht konnten bis jetzt nur noch drei andere Werke nachgewiesen<br />

werden : 1692 Chororgel Stiftskirche Seromünster, 1709/10 Chororgel<br />

Klosterkirche Rheinau , 1719/21 Gnadenkirche Rottweil , heute evang .<br />

Kirche Buchen~erg<br />

(Schwarzwald) . Wie oft bei süddeutschen Positiven<br />

fehlt die 8 ' - Lage . Als Prospektregister ist eine Quinte 1 l /3 ' vorhanden<br />

. Domorganist Bruno Eberhard von Solothurn spielte Orgel ­<br />

musik aus der Zeit der Entstehung dieser kostbaren Kleinorgel .<br />

Gleichzeitig wurde die Ausstellung eröffnet. Ein Raum zeigt<br />

sämtliche heutigen Solothurner Orgeln, welche sich gewissermassen<br />

zur Begrüssung des zurückgekehrten Instrumentes , welches von Orgel ­<br />

bau Kuhn in Männedorf restauriert worden ist, zusammengefunden<br />

haben . Im übrigen werden Teile der letztjährigen grossen Berner<br />

Orgelausstellung gezeigt .<br />

Friedrich Jakob<br />

!!~!~~E~~!~-=-~~~!~~!!~ch~E-~~E~~~~E<br />

»<br />

Im Rahmen der "Landshuter Hofmusiktage " (27 . 6 .-6.7. <strong>1986</strong>1 fand am<br />

30 . Juni und l. Juli gleichzeitig ein Workshop , eine Fachtagung<br />

zur Erforschung der Kleinorgeln statt. Ziel war es , die kaum erforschte<br />

Geschichte dieser Instrumente zu erhellen . Dabei kamen<br />

organologische wie auch funktionelle Probleme zur Sprache . Die<br />

Referate werden in einem der nächsten Bände der "Innsbrucker Beiträge<br />

zur Musikwissenschaft" (hrsg . Walter Salmen) veröffentlicht<br />

werden . Unter den Referenten fanden sich nicht weniger als vier<br />

Mitglieder unserer Gesellschaft : Friedrich Jakob, Markus Spielmann<br />

Gerhard Stradner und Veronika Gutmann . Durch Vorführungen verschiedener<br />

neuer, nach historischen Vorbildern gebauten Kleinorgeln<br />

erhielt die Tagung einen engen Bezug zur Praxis . v. Gutmann


Das schweizerische Bordun-Treffen<br />

------<br />

Eine Fortsetzung der Folk-Festivals.<br />

Als anfangs der 70-er Jahre Folkfestivals in allen Regionen der<br />

Schweiz organisiert wurden , schien die Folk-Bewegu~g eine harmlose<br />

Sache der Jungen, Umkomplizierten zu sein; Jeans , Sandalen,<br />

Schlafsäcke und Gitarren belebten das Bild. Doch in dieser<br />

Folk-Bewegung hat sich vieles abgespielt, \vas eine tiefere Bedeutung<br />

i n sich birgt. Das Folk-Festival auf der Lenzburg (1972<br />

1980) darf als repräsentativstes dieser Art betrachtet werden . Am<br />

Beispiel Lenzburg lässt sich l eicht ein Tendenzwechsel ablesen ,<br />

1<br />

wie er für die ganze "Folk-Szene" in der Schweiz typisch \va r<br />

Dabei hat das nachstehend Gesagte auch für das Geschehen<br />

in den zahlreichen "Folk-Clubs" jener Zeit seine Gültigkei~ .<br />

Standen in den .Anfängen vor allem amerikanische Bluegrass-<br />

Country- Music sowie englische Songs im Vordergrund , so gewann<br />

die irische Musik an grosser Beliebtheit, gespielt von<br />

18<br />

bis<br />

und<br />

bald<br />

irischen<br />

Gästen , nachgeahmt von zahlreichen einheimischen Gruppen .<br />

Mit hiesigem Schaffen trugen einige Liedermacher zum Programm bei,<br />

wobei politische Texte nicht nur Freunde fanden. In späteren Jahren<br />

hörte man kaum noch Amerikanisches . Traditionelles aus Irland, England,<br />

der Bretagne , aus Frankreich und auch aus Italien stand jetzt<br />

im Vordergrund .<br />

Bei aller Beliebtheit dieser packenden , ausländischen Musik begann<br />

nun ein Suchen : auch bei uns in der Schweiz musste es doch<br />

ursprüngliches Volksmusi kgut geben , nur - das merkte man bald - es<br />

war tief verschüttet . Vielleicht drängt sich an dieser Stelle eine<br />

Anmerkung auf :<br />

Ländlermusik wurde schon bald in die Festivalprogramme<br />

aufgenommen , doch die Begeisterung hielt sich in Grenzen ,<br />

denn aus ihr war wenig Ursprüngliches herauszuspüren, mochte sie<br />

noch so lüpfig gespielt sein . Ihre Tradition reicht bestenfalls<br />

100 Jahre zurück und lässt die Frage nach dem "davor" noch<br />

brennender werden .<br />

Daher ist der Begriff "Alte Schweizer Volksmusik<br />

"' deutlich von der viel jüngeren Ländler- Musik abzugrenzen .<br />

Der englische Ausdruck "Folk" verliert spätestens mit dem um<br />

1980 einsetzenden Folkfestival- Sterben praktisch endgültig seine<br />

Berechtigung im schweizerischen Musikschaffen .<br />

Gruppen aus Deutschland hatten das gleiche Problem , alte Volksmusik


19<br />

zuerst ausgraben zu müssen , aber sie hatten früher als wir<br />

begonnen, daran zu arbeiten und brachten schon erste Beispiele auf<br />

die Lenzburg 2 Altes Schweizer Liedgut war zwar noch relativ<br />

leicht aufzutreiben, die Röseligarten-Sammlung feierte fröhlich Urstände<br />

. Instrumentalmusik , Tanzmusik war schwieriger greifbar und<br />

so war dem Geiger Markus ·Hafner , der mit seiner "Huusmusig<br />

Jercmias" a l s erster mitreissende , alte Tänzli auf die Le n z burger<br />

Bühnen brach te , grosser Er folg besch ieden . Er schöpfte mit<br />

viel Gespür aus a l ten Aufzeichnungen (z . B. von Hanns in der Gand)<br />

und zeigte klar , dass auch unsere Volksmusik eine lebhafte Vergangenheit<br />

hatte . Um Hafner herum entstanden etliche Gruppen , die<br />

so geartete Musik zum Teil auch mit alten Instrumenten wieder belebten.<br />

Die Resultate der Forschungen von Brigitte Geiser (z . B. Das<br />

Hackbrett in der Schweiz , u . a . ) fanden dabei grosse Beachtung .<br />

Die Wiederentdeckung alter Instrumente für den Gebrauch in<br />

der Volksmusik bil dete den Ausgangspunkt für eine erneute Beschäftigung<br />

mit der ausländischen Volks musik . Das Interesse a n Borduninstrumenten<br />

wie Sackpfeife, Drehl eier und Scheitholz führte<br />

eine kleine Gruppe von Musikanten zunächst nach Zentralfrankrei ch ,<br />

wo gerade diese Instrumente einen sehr bestimmenden Platz in der<br />

lebenden Folklore innehaben : zum internationalen Borduntreffen in<br />

St . Chartier (Dep . Indre)<br />

3<br />

Dort wurden Bau- und Spieltechniken<br />

kennengelernt und auf den mitgebrachten Instrumenten ausprobiert<br />

und geübt . Auch in Frankfurt a . M. gab es ein jährliches, internationales<br />

Bordun-Treffen .<br />

Die Besinnung darauf , dass diese Bor duninstrumente auch i n der<br />

Schweiz b i s ins 18 . Jh . gespielt wurden , war Anlass genug , nun ein<br />

Schweizerisches Bordun-Treffen ins Leben zu rufen . Erstmals<br />

begegneten sich am ersten Septemberwochenende 1980 rund 100 Musikanten<br />

, Instrumentenbauer und auch Volkstänzer in Greyerz . Die<br />

Teilnehmer kamen aus der deutschen und der welschen Schweiz , wenige<br />

auch aus Deutschland und Frankreich . Die Instrumentenbauer präsentierten<br />

ihre Arbeiten an ihren Ständen . Es wurde diskutiert, getanzt<br />

und natürl ich gespielt ; vorwiegend französisches Repertoire<br />

erklang . Es wurden aber auch schon zarte Versuche unternommen , die<br />

Borduninstru mente in die Schweizer Volksmusik einzubauen 4 . So erklang<br />

z . B. der Freiburger " Ranz des vaches " " Lioba , lioba" auf


Drehleiern und Sackpfeife . (Im Kanton Freiburg soll noch um<br />

1800 der Ranz des Vaches auf einer Sackpfeife gespielt worden<br />

sein 5 und Jean- Jacques Rousseau vermerkt unter seiner Aufzeichnung<br />

20<br />

eines Ranz des Vaches "Cornemuse• 6 !)<br />

Das Schweizerische Bordun-Treffen wurde zur Institution für<br />

einen kleinen Spezialistenkreis, man traf sich 1981, ' 82 und<br />

' 83 in St . Ursanne , 1984 und ' 85 auf Sch loss Spiez . Zum harten Kern<br />

stiessen auch andere Musikanten ,<br />

die sich, (nachdem die Lenzburg­<br />

Tradition 1980 abgebrochen war) unter den Bordunfreunden wohl fühl ­<br />

ten und zugleich den Kreis der gespielten Musik ausweiteten . Zur<br />

grossen Freude spielte auch M. Hafner mit seiner Formation "Häxebäse•<br />

mit alter Schweizer Tanzmusik auf, Christian Schwander<br />

trug mit seinen schön gebauten Hackbrettern klangliche Bereicherung<br />

und heimisches Musikgut in das Geschehen und so war es Zeit , dem<br />

Treffen <strong>1986</strong><br />

Titel aufzusetzen :<br />

(in der Kulturmühle Lützelflüh) einen umfassenden<br />

Aus dem Bordun-Treffen ist nun ein "Musik anten-Treffen '" geworden .<br />

Der Anlass läuft ohne festes Programm ab . Die Teilnehmer aus der<br />

ganzen Schweiz bestimmen spontan das Geschehen, wer Lust dazu hat,<br />

spielt auf , tanzt . Der Rahmen ist gemütlich , ungezwungen . Die Gelegenheit<br />

, über die eigene Musikgruppe hinaus mit andern zusammenzuspielen<br />

wird dankbar wahrgenommen .<br />

Gefahr ,<br />

Die Bordun-szene hat damit die<br />

ins Getto der Kuriosität abzugleiten , gut überwunden . Zur<br />

Zeit laufen die Gespräche für eine Wiederholung des Musikanten­<br />

Treffens für 19 8 7 .<br />

Folkszene , Bordun treffen , Musikantentreffen - dies alles hat u nter<br />

anderem die Such e<br />

der wir ,<br />

nach der Alten Schweizer Vol ksmusik belebt , von<br />

wie beim Entstehen eines Puzzles , erste Umrisse erkennen<br />

können . Vieles muss noch geleistet werden . Es gilt noch viele alte<br />

Quellen auszuschöpfen , ich denke hier z . B. an Lautentabulaturen aus<br />

dem 16 . Jh . , die bis dahin immerhin einen Appenzeller-Tanz 7 und<br />

einen Simmentaler-Tanz 8 hergegeben haben ; ich denke an die<br />

grosse Fülle von Volksschauspielen der I nnerschweiz , die uns weitere<br />

Mosaiksteinehen liefern können u . s . w.<br />

wird weitergeforsch t .<br />

über die Sackpfeife in der Schweiz geplan t .<br />

Auch nach Instrumenten<br />

So ist beispiel s weise ein umfassendes Buc h<br />

Beat Wolf


21<br />

Fussnoten :<br />

1 . Das Thema wird im Aufsatz von Urs Hostettler "Ueber die schweizerische<br />

Folkbewegung" ( in : Schweizer Volkskunde , 71, 1981 ,<br />

S . 73-77) ausführlicher behandel t .<br />

2 . Z . B. die Gruppe "Linnenzworch" aus Stuttgart .<br />

3. Jährliches Treffen seit 19 76 .<br />

4 . Ad-hoc-Formation " R6schti" um K.Ed . Schlittler .<br />

5 . Siehe auch : Hans Rindlisbacher " Dudel säcke- Sackpfeifen-B6cke­<br />

B66ggen-Pauken " in : Schweiz. Archiv für Volkskunde 1977 , Heft<br />

1-2, S . 20- 41 , besonders s . 31, 32 .<br />

6 . Jean- Jacques Rousseau : Dictionnaire de musique , 1768.<br />

7 . "Appenzell er tan tz ich staig uff einen Fygenbaum" Anonymus , Samedaner<br />

Lautentabulatur 1563 , Fundort : Fundazium Planta .<br />

8. " Ein schweizer Tanz der Siebentaler genandt" von Utban Weiss ,<br />

1556, im Lautenbuch von Wolf Heckel , 1562, Strassbourg .<br />

Italienische Volksmusikinstrumente<br />

Ausschliesslich zu wissenschaftlichen oder pädagogischen Zwecken<br />

gaben die ital ienischen Mus i kethnologen Roberto Leydi , Febo Guizzi<br />

und Diego Carpitella anlässlich der Arbeitstagung der " Study Group<br />

on Folk musical instruments" des ICTM (International Council for<br />

traditional music) drei instrumentenkundlieh bedeutungsvolle<br />

Kassetten heraus .<br />

Unter dem Titel "Strumenti musicali popolari italiani" dokumentieren<br />

78 auch musikalisch interessante Stücke die italienischen<br />

Volksmusikinstrumente , gruppiert nach der Systematik von Sachs­<br />

J-Iornbostel .<br />

Dank einer beneidenswert grossen u n d tüchtigen Crew von über<br />

dreissig Musikethnologen war es den Herausgebern möglich ,


in einer beispielshaften Organisation , Aufnahmen aus ganz<br />

Italien und zwar vom Piemont bis Sizilien zusammenzutragen .<br />

Dem zwar billig hergestellten , aber aufschlussreichen , mil Zeichnungen,<br />

Notenbeispielen und Karten ergänzten Kommentar lässt sich<br />

entnehmen, dass die Hälfte der Aufnahmen zwischen 1973 und<br />

1983 entstanden. Sie spiegeln die exemplarischen Feldforschungen<br />

22<br />

der italienischen Kollegen aus den letzten Jahren .<br />

Die vorliegende Anthologie lässt sich mit ganz verschiedenen Ohren<br />

hören .<br />

Einmal ist diese authentische Volksmusik ganz einfach ein<br />

variationsreicher Ohrenschmaus .<br />

Dann kann sich der systematisch<br />

interessierte Organeloge in die zahlreichen Klangnuancen zum Beispiel<br />

aller Sackpfeifentypen hineinhören ( 39- 4 7) . Aber auch<br />

der Vol kskundler kommt auf die Rechnung ,<br />

sind doch viele Stücke<br />

als Begleitmusik. von Volksbräuchen aufgenommen worden wie<br />

zum Beispiel das Muschelhorn aus Salerno zum Jahresbeginn<br />

(48) , Klapperbrett, Posaune und grosse Trommel zur Karfreitagsprozession<br />

, aufgenommen in Catanzaro (Calabrien) (17a) , sardische und<br />

sizilianische Prozessionsmusiken auf Pfeife und Trommel oder auf<br />

Längspfeifen (29 , 33) , Pasnachtsmusik aus Ivrea (Torino) (34).<br />

allerlei Musik zur Weihnachtszeit wie zum Beispiel die wandernden<br />

Musikanten aus der Lombardei (52) , Musik am Fasnachtstanz<br />

in Bagolino bei Brescia ( 62) , die in der Besetzung und im Repertoire<br />

a~ die Appenzeller Streichmusik erinnert , dann der Tanz ums<br />

Bett der Braut aus der italo-albanischen Gemeinde Pallagorio<br />

(Calabrien) (l) oder die "Tarantella na r~tina "<br />

Stück volkstümliche ~usik -Medizin<br />

aus der Puglia , ein<br />

(65). Eine Tarantella, auf "ciaramella"<br />

und Sackpfeife interpretiert, wurde 1917 in New York auf ­<br />

genommen und weitet den Blick auf die gerade für die Volksmusik so<br />

interessante Emigrantenkultur (75-77) . Dass Roberto Leydi und Febo<br />

Guizzi<br />

ihr territorial riesiges Forschungsfeld aber auch mit<br />

Volksmusik aus Grenzgebieten (z . B . 37 , eine venezianisch-istrische<br />

Furlana aus Kroatien oder 53 ,<br />

die Bandella Tremonese aus dem<br />

schweizerischen Mendrisiotto) bestücken , beweist , wie umfassend<br />

sie ihre Aufgabe definieren .<br />

Man darf nur hoffen, die exemplarische Arbeit werde auf dauerhaftere<br />

Tonträger (z . B. Langspielplatten) gepresst und von einem Album<br />

mit Uebersetzungen auf Englisch begleitet .<br />

Brigitte Bachmann-Geiser


23<br />

~2~~E~~~~~~~~~~f u~~~!2~<br />

Bericht über die Fachtagung 1984 in Innsbruck .<br />

Hrsg. Walter Salmen . Innsbruck <strong>1986</strong><br />

zum zehnjährigen Bestehen des Wiener Kon~rabassarchivs, das Alfrcd<br />

Planyavsky aufbaute , trafen sich im August 1984 in Innsbruck Ex ­<br />

perten zu einer viertägigen Diskussion der Instrumente in der Bassund<br />

Subbasslage .<br />

Der Direktor des Instituts für Musikwissenschaft<br />

der Universität Insbruck und Leiter der Tagung , Walter Salmen ,<br />

konnte die siebzehn Referate bereits vor kurzem herausgeben, 1veil<br />

alle Mitarbeiter druckbereite Typoskripte eingereicht hatten. Durch<br />

diese zusätzliche Leistung liegen die Forschungsresultate der Fachtagung<br />

"Kontrabass und Bassfunktion" auch für diejenigen , die nicht<br />

persönlich dabei sein konnten , rechtzeitig vor .<br />

In seiner treffl ichen Einleitung steckt der Herausgeber das<br />

weite Feld von der "viola grande" in Italien vor vierhundert<br />

Jahren über den "violone grosso" bei Bach bis zum "Oregon Bass" in<br />

in den USA vor .<br />

Alfred Planyavsky schildert in seinem grundsätzlichen Referat, wie<br />

der Kontrabass bis 1984 zwar durch kein anderes Instrument ersetzt<br />

worden ,<br />

dennoch aber von der Forschung miserabel behandelt<br />

worden sei. Erst die Gründung der " International Society of<br />

Bassists" 1966 und einige Dissertationen hätten die Forschung ins<br />

Rollen gebracht. Der Erfolg von Planyavskys "Geschichte des Kontrabasses",<br />

Tutzing 1970 ; 2/1 984 , veranlasste das Bundesministerium<br />

für Unterricht und Kunst in Wien, das "Wiener Kontrabassarchiv"<br />

finanziell zu unterstützen .<br />

Seit 1971 konnten in 22 Archiv-Konzerten<br />

ausschliesslich Originalkompositionen für Kontrabass aufgeführt<br />

werden . 1984 organisierte der Archiv-Leiter Otto Biba eine<br />

Ausstellung zum Thema " 500 Jahre Kontrabass I 10 Jahre Wiener<br />

Kontrabassarchiv" . Von Interesse dürfte sein , dass Noten , Schriften<br />

und 130 Schallplatten auch ausgeliehen werden . Der Bassgeigen-Spezialist<br />

äussert sich auch über die umstrittene Herkunft der Bassgeige<br />

aus der Gross-Geige , der Gambe , und über ihre Verwendung im<br />

Renaissance-Orchester .<br />

Manfred Hermann Schmid aus München gelingt es i n seinem Beitrag<br />

" Instrumentennamen und Stimmlagenbezeichnunge n vom 16 . - 18.<br />

Jahrhundert" Ordnung und Klarheit in die schier unentwirrbare


24<br />

Verwirrung der Begriffe zu bringen.<br />

Karel Moens aus Brlissel widmet sich als e iner der ersten den spezifisch<br />

e n Baumerkmalen des frühen Kon trabasses.<br />

Gerhard Stradner aus Wien wies mit seinem Referat " Streichbassgrössen<br />

ausserhalb der Norm" nach, dass heute als Kindercelli angesehene<br />

alte Instrumente eigentlich "Violoncelli piccoli" und<br />

somit höher gestimmt wären. Ebenfalls Streichbässe , die als Zwischengrössen<br />

gelten , dlirf t en Nachfahren von Renaissanceinstrumenten<br />

darstellen .<br />

Harre Schmidt aus Duisburg lieferL einen " Beitrag zur Geschichte<br />

der Bassettinstrumente" und weist mit aller Deutlichkeit nach , dass<br />

die Violinfamilie in ihrer Frühzeit ein eigenes 16-Fuss-Instrument<br />

gehabt hat , das aber in Vergessenheit geraten sei .<br />

Seine "Erfahrungen beim Kopieren<br />

trägt Horst Grlinert aus Penzberg bei .<br />

alter<br />

Violoneinstrumente"<br />

Jiri Sehnal aus BrUnn schildert , wie dank dem erzbischöflichen Archivar<br />

, Dr . Antonin Breitenbacher, die 196 Nummern umfassende<br />

Musikaliensammlung aus dem 17 . Jahrhundert in Kremsier geretteL<br />

werden konnte .<br />

Die Bass-Philosophie "Von des Basses Grundgewalt" von Walter<br />

Kolneder habe ich gerne und mit Gewinn gelesen . Auf Grund<br />

seiner Erfahrungen mit der Orgel in der Pariser Notre -Dame - Kirch~<br />

ein Instrument , dem Hermann und Boisseau zwischen 1963 und<br />

1965 die endgültige Form mit 8 ' 000 (!) Pfeifen gaben , tut der Musikeloge<br />

aus Karlsruhe seinen Unwillen mit Wörtern wie " Gigantomanie ~<br />

"Ticffliegerangriff", "Klangbrei" und "Plenokrach" kund und empfiehlt<br />

, bei Orgelkonzerten im vollbesetzten Kirchenraum möchte ein<br />

Klangexperte seine Erfahrungen dem Organisten mitteilen. Es sei<br />

aber auch Vorsicht bei der Verwendung von 16- oder 32-Fuss<br />

im Orgelpedal geboten .<br />

Die Titel der übrigen Beiträge : llerbert Seifert "Der Violone in<br />

Wien im 17 . Jahrhundert" , Adolf Meier "Der Wiener Kontrabass und<br />

seine Spiel technik i n der Zeit der Wienerklassik" , llubert Unverricht<br />

"Die Beteiligung des Kon trabasses in der Triosonate und<br />

Kammermusik von 1720 - 1770", Fricdrich Wilhelm Riedel "Streich-


25<br />

quartett und - quintett mit Kontrabass", Wolfgang Sawodny "Das<br />

Klavierqui n tett mit Kontrabass", Jeff Bradetich "The Double Bass in<br />

USA", Michael Nagy "Der Serpent", Markus Spielmann "Der Basszink",<br />

Rainer Gstrein "Die Bassgeige i n der usuelle n Musik Oesterreichs im<br />

19 . Jahrhundert", mögen bei unsern Lesern Lust auf diese bemerkenswerte<br />

Lektüre erwecken.<br />

Brigitte Bachmann-Geiser<br />

E~.!:~~~~=-~~~-~i~ ld~~~.E2.:_~;!;~!!~_.!.-~~E9.~-=-~!-~~~~~~~.E!;!;2L!!!~!E~~~!!!:.<br />

~~.E!~~~!f~!~-f~E!~2_!§~~~~=2QQl=06Q=Q_Q~!2-!~~2-<br />

~~e ite n~_i_f~.Ebt~fe!!!~~/W_~~~~!du!!9.~~<br />

In seinem Büchlein "Das Klavier in Norwegen - ein unentbehrliches<br />

Instrument" zeichnet Peter llndreas Kj eldsberg eine Geschichte des<br />

Instrumentes am Nordrand Europas , und zwar weniger die des grossen<br />

Konzertflüge l s . I m Vordergrund steh t das einfach e Klavier der<br />

Hausmusik . Virtuosen wie Edward Grieg , Hans Skramstad und der<br />

Chopinschüler Thomas Tellefsen und dere n Konzertprogramme finden<br />

hauptsächlich als Vorbilder und Inspirationsquellen für die norwegischen<br />

Amateurmusiker Beachtung . Vor dem Repertoir e stehl aber<br />

das Instrument selbst . Nach einer kurzen Einführung über Vorgänger<br />

und Baupr i nzipien des Klaviers kommt der Autor zu den ersten<br />

Impor t e ure n und e inheimischen Klavierbauern , die ihr Ha ndwerk<br />

meist in Kopenhagen oder Ha rnburg l e rnte n . Als Quellen dafür<br />

dienen ihm deren Anzeigen in den Programmen der städtischen Musik-


26<br />

vereine von Trondheim, Bergen und Oslo , bzw . Christiania und die<br />

Geschäftspapiere der Gebrüder Hals , der renommiertesten Klavierbauer<br />

im Lande . Dort finden sich auch die Namen der Auftraggeber ,<br />

an denen die explosive Entwicklung der Käuferschicht abzulesen<br />

ist . I n der zweiten Hälfte des 19 . Jahrhunderts inserieren in<br />

Norwegen 21 Klavierbauer, 1899 fertigen die Gebrüder Hals 507 Klaviere,<br />

nicht nur für städtische Kunden . Klavierstimmer werden in<br />

e n t l egen e Teil e des dünn besiedel ten Landes " auC Tournee" geschickt<br />

, dort gewinnt aber das billige , leichter instand zu<br />

haltende Harmonium mehr und mehr die Oberhand .<br />

Das Repertoire der Pianisten ersieh t Kj e l dsberg aus den Verzeichnissen<br />

der Leihbibliotheken . Neben Salonmusik finden sich da zeitgenössische<br />

Klaviermusik von Liszt und Czerny und Transkriptionen<br />

von Opern und Sinfonien, oft die einzige Möglichkeit , solch e Werke<br />

kennenzulernen . Wurde auf diese Weise europäische Musiktradition<br />

verbreite t , s o machte das Kla v ier auch i n den Städten die reiche<br />

Volksmusik des Landes zugänglich . Ludvig Mathias Lindemann veröffentlichte<br />

seine Sammlung "Aeldre og nye norske fjeldmelodier"<br />

a ls Klavierb e arbeitung , und fas t alle norwegischen Komponisten<br />

übertrugen im wachseneo Nationalgefühl Lieder und Tänze auf das<br />

Klavier , am e indrucksvollsten G~ieg die Sattler (Tänze ) op . 72 .<br />

Die letzten Kapitel s childern den Niedergang des norwegischen Klavierbaus<br />

durch Phonographen, Radios und billige I mporte . Ab<br />

1925 führen die Gebr . Hals nur noc h Reparature n aus und die<br />

wenigen verbleibenden Hersteller stellen auf die modischen Pianettos<br />

um . Seit 1981 scheint die Geschichte des Klavierbaus<br />

in Norwegen abgeschlossen . Den Be darf an neuen Instrumenten dekken<br />

die Importe aus Europa und Fernost .<br />

Kj c l dsbergs Text gewährt interessante Einblicke i n das Musiklebe n<br />

Norwegens, besonders das des 19 . Jahrhunderts . Er ist l eicht verständlich<br />

geschrieben und wird sehr gut durch die zahlreichen Abb<br />

i l dungen einheimischer I nstrume nte , meist aus d e m Rin gve Museum,<br />

Trondheim, ergänzt . Jedem, der sich nur etwas i n einer der skandinavischen<br />

Sprachen auskennt, wird die Lektüre kaum Problembe bereiten<br />

.<br />

Hans-Hinrich Thedeus


27<br />

Klaus-Pete~ B~enne~ . Musikinst~umente aus den Beständen des Musikwissenschaftlichen<br />

Semina~s de~ Geo~g - August Unive~sität Göttingen.<br />

Katalog zu de ~ in de~ Göttinger Niede~lassung der Bank für<br />

Gemeinwirtschaft AG stattfindenden Ausstellung.<br />

Herausgegeben von Ma~ti n Staehelin . Göttingen 1 986 .<br />

Zmaga Kumer , Die Volksmusikinstrumente in Slowenien .<br />

Handbuch der europäischen Volksmusikinstrumente .<br />

Herausgegeben von Ernst Emsheimer und Erich Stockmann .<br />

Serie I , Band 5 YU ISBN 86 - 7131 - 001 - 9 Ljublijana <strong>1986</strong>.<br />

G. Duthale~ . B. Bachmann-Geiser , u . Ramseyer , Chr . Kreienbühl ,<br />

Vom Trommeln und Pfeifen .<br />

Edition Riannon AG , Münsterplatz 8 , 4051 Basel .<br />

Un concerto alla maniera italiana .<br />

J . S . Bach und J .G . Walther mit i hren Beziehungen zu Ital ien .<br />

Annerös Hulliger an de~<br />

zu Mettau .<br />

Jubila 51009 .<br />

Hauser-Orgel der Pfarrkirche St . Remigius<br />

Franz Schubert , Winterreise.<br />

Ernst Haefliger Tenor , Jörg Ewald Dähler, Hamme~flügel .<br />

Claves D 8008/9 .<br />

Musiche Ve neziane per voce e strume nti .<br />

(Laute , Teorbe, Chitarra alla spagnola, viola da gamba , Cembalo ,<br />

Positiv)<br />

Tercsa Berganza , Mezzosopran<br />

Claves D 8206<br />

W. A. Mozart , Klarinettenquintett KV 581 .<br />

Divertimento Salzburg auf Originalinstrumenten .<br />

Claves D 8007 .<br />

Ludwig van Beethoven , Opus 16 auf Originalinstrumenten.<br />

Das Mozart- Trio , das Salzburger klassische Bläserspiel .<br />

Claves D 805 .


28<br />

Musique populaire suisse . Collection Constantin Br~ iloiu .<br />

Aufnahmen aus den Jahren 1927 - 1951.<br />

Archives internationales de musique populaire du<br />

Musee d ' ethnographie de la Ville de Geneve .<br />

Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde . VDE 30 - 477/478 .<br />

Emmentaler Hausorgel - Geige - Hackbrett .<br />

Traditionelle Stücke aus dem Toggenburg , dem Ernmental<br />

und dem Simmental.<br />

Herausgegeben vom Verein Freunde des Kornhauses Burgdorf ,<br />

Postfach, 3400 Burgdorf . ZYT 94.<br />

~~~~~g~!!


send im Bergschulhaus und nachher im Ackerhus in Ebnat für dessen<br />

ganze Lebenszeit seine Haushälterin . Mit ihrer eigenen echten und<br />

lebendigen Beziehung zum Toggenburger Kulturgut wurde sie zur Mitträgeein<br />

dieser Werte neben und zusammen mit ihrem Hausherrn . Auf<br />

den Zeitpunkt seines Todes im"Jahre 1963 hin übertrug Albert Edelmann<br />

die Be treuung seiner gesamten Sammlung als Stiftung im<br />

Jlcimatmuseum Ackerhus l e be nslänglich seiner getreuen und kundige n<br />

Ida Bl eiker . Nur sie ke nnt die vie l e n zugehörigen reizvollen Geschichten<br />

und spie l t in künstlerischer Weise die allen Hausorge ln.<br />

Nunmehr seit über 20 Jahren lebt sie voll und ganz dieser<br />

auf ihre Persönlichkeil geschriebenen und sie erfüllenden Aufgabe<br />

und ist als Hüterio dieser Toggenburger Kulturwerte weit über die<br />

Grenzen ihrer Heimat hinaus bekannt geworden. Ida Bleikers lebendige<br />

Beziehung zur Toggenburger Kultur findet den schönsten<br />

Ausdruck in ~er Pflege der heimatlichen Vols kmusik, insbesondere<br />

mit der Halszither . Anhand vorliegender Besch reibunge n darf gesagt<br />

we rden , dass dieses echt toggenburgische Hausinstrument von<br />

Jda Bleikees Lehrer und Hausherr wie de r e ntdeckt und z um Klingen<br />

gebrach t wurde. Gewiss hat dabei Ida Bleider mit i h rem urtümlichen<br />

Talent schon damals mitgewirkt , und nunmehr hat sie mit ihrer<br />

Halszithergruppe bis heule Gefolgschaft geschaffen und gefunden ,<br />

zur Pflege dieser Tradition . Damit verbunden sind auch das<br />

zugehörige Volkslied und der Volkstanz , deren Pflege mit Verbreitung<br />

über den Kanton hinaus verdienstvoll an der Persönlichkeit<br />

von Ida Ble iker hangen . I hr Lebenswerk ist die Pflege reicher<br />

toggenburgischer Volkskultur , von der manches ohne sie untergegangen<br />

wäre .<br />

Die St. Gallische Kulturstiftung freut sich , Ida Bleiker für ihr<br />

verdienstvolles Wirken eine Anerke nnung aussprechen zu dürfen , und<br />

wünscht ihr über ihr jetziges 81. Lebensjahr hinaus alle guten<br />

Kräfte für weitere Tätigkeit . "<br />

29<br />

Die Burgdorfer Stimmbürger haben mit 71 Prozent<br />

aller Stimmen<br />

einen Beitrag von 3 ,6 Millionen Schweizerfranken für die Umfunktionierung<br />

des ehemaligen Ko rnhauses zu einem Museum und Institut<br />

für Volksmusik und Musikinstrumente gutge hc i ssen und überlasse n<br />

auch das zweihundert Jahre alte Gebäude selber der Stiftung Kornhaus<br />

Burgdorf .


30<br />

Pr~


31<br />

~~EE~~!~E~~-~~E-~~E~~~~~!is!~-~~~_1!~~~~u s!_!2~~<br />

or . Friedhelm Brusniak<br />

Universität Augsburg<br />

Abt . Musikwissenschaft<br />

Schillstr . 100<br />

D - 8900 Augsburg<br />

E . 1983<br />

Prof . Dr . El l e n Hickmann<br />

Li ster Meile 7<br />

D - 3000 Hannover l<br />

E . 1983<br />

Urs Kl auser<br />

Oberdorfstrasse 29<br />

9055 Bühler<br />

E . 1984<br />

1. Schwei zer s"ackpfeifen , hist . Holzblasinstr .<br />

Franz Ledergerber<br />

Instrumente nbau<br />

Dorfstr . 28<br />

3274 Bühl bei Aarberg<br />

E . 1981<br />

I. Kontrabass<br />

Prof . Dr . Walter M. Meier<br />

Römerstrasse 25<br />

8400 Winterthur<br />

E . 1981<br />

I. Histor . Glasinstrumente<br />

Werner Pilnik<br />

Sonnengartenstrasse 10<br />

8125 Zollikerberg<br />

E . 1975<br />

I . Zupfinstrumente ; Russland, Balkan , Asien<br />

Robert Schär<br />

Geigenbauer<br />

Nonnenweg 12<br />

4055 Base l<br />

E . 1984<br />

I . Histor . Böge n , barocke Streichinstrume nte<br />

St and per 30 . Nove mber <strong>1986</strong>


32<br />

I nha l t<br />

Seit e<br />

Editorial 1<br />

Adressen der Vorstandmitglieder und Aufruf 2<br />

Jahresbericht der Präsidentin 3<br />

Paul Hess: Protokoll und Bericht der 39 . Generalversammlung 4<br />

w. Röhm : Die Instrumentenmacherfamilie Hetsch aus Bad Urach<br />

in Württemberg 7<br />

A. Myers: The Macaulay Collection of Musical Instruments ,<br />

Edinburgh 12<br />

V. Gutmann: Symposium: H~storische Harfen 14<br />

E . \v . Buser : 18 . Internationales l!orn-Symposlum Detmold <strong>1986</strong> 15<br />

F . Jakob : Orgeln in Solothurn 17<br />

v . Gutmann : Kleinorgeln - musikalischer Workshop in<br />

Landshut 17<br />

B. Wolf: Das sch~eizerische Bordun-Treffen 18<br />

B. Bachmann-Geiser: Italienische Volksmusikinstrumente 21<br />

B. Bachmann-Geiser: Konlrabass und Bassfunktion .<br />

Bericht über die Fachtagung 1984 in Innsbruck 23<br />

H. H. Thedeus: P . A. Kjeldsberg, Piano i Norge, Oslo, 1985 25<br />

Bei der Redaktion eingegangene Bücher und Schallplatten 27<br />

Mitteilungen 28<br />

Die Sonntags-Matinee n im Schweizerischen Landesmuseum, Zürich 30<br />

Korrekturen zur Adressliste 31

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