DAS HOLLÄNDISCHE DORF - Elfriede Langeloh | Porzellan
DAS HOLLÄNDISCHE DORF - Elfriede Langeloh | Porzellan
DAS HOLLÄNDISCHE DORF - Elfriede Langeloh | Porzellan
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
10<br />
Aus dem 18. Jahrhundert sind bis heute lediglich<br />
fünf verschiedene Ensemble bekannt geworden<br />
1. Graf Brühl<br />
Im Inventar der Brühl‘schen Konditorei vom 1.10.1753 unter dem Cap. 27 „An<br />
Gebäuden, Häusern und dergleichen“ (Berling 1900 Anhang 1, Kunze-Köllensperger 2000<br />
AK Schwanenservice S.234) waren insgesamt 93 Objekte, darunter nur drei Palais aufgeführt,<br />
von denen noch 62 im Nachlass Brühls vorhanden waren:<br />
4 Kirchen 3 Palais<br />
51 Stadthäuser 13 Bauernhäuser<br />
5 Scheunen 13 Ställe<br />
3 Taubenhäuser 1 Mühle<br />
2. Sir Charles Hanbury-Williams<br />
Das Tafelservice des Sir Charles Hanbury-Williams ist unter dem Namen<br />
Northumberland-Service bekannt (T. H. Clarke in Keramos 1975/70 S. 9 – 92).<br />
Von dem dazugehörigen Dessertservice für 30 Personen sind bislang keine Stücke<br />
bekannt geworden; man kennt nur seinen Umfang: 355 Geschirre und 174 Figuren.<br />
Hintergrund dieses überragenden Geschenks an den britischen Botschafter war<br />
wohl seine Vermittlerrolle bei einer englischen Anleihe über den enormen Betrag<br />
von £ 500.000,- für August III. (Fragile Diplomacy S. 289).<br />
In einem Brief an Lady Caroline Fox 1 , der Ehefrau des befreundeten Politikers<br />
Henry Fox – später der erste Lord Holland – erwähnt Sir Charles unter den<br />
„Figures to adorn the Middle of the desert service“ an erster Stelle.<br />
6 Bauernhäuser<br />
4 Scheunen<br />
4 Ställe<br />
1 Kirche<br />
Es haben sich drei Listen über den Bestand des Services erhalten, die den Brief<br />
bestätigen. (Kunze-Köllensperger, 2000, S. 121; Fragile Diplomacy S. 287 f und Anh. N. 43 S. 347)<br />
3. Landgraf Friedrich II. von Hessen<br />
Marlies Wienert hat 1990 in der Antiquitätenzeitung (Nr. 6 S.178) einen Auszug aus<br />
dem ersten Inventar der Fürstlichen <strong>Porzellan</strong>galerie in Kassel veröffentlicht (vor<br />
1 Ihr Portrait findet sich auf einer Meissner Tabatiere wieder. (Beaucamp-Markowsky, Nr. 117)<br />
dem 31.7.1786), der den Bestand des Holländischen Dorfes aus Meissner <strong>Porzellan</strong><br />
in Besitz des Kassler Hofes erstmals aufzeigt:<br />
„Ein Dorf worinnen:<br />
~ Drey Stück – 1 Hauß nebst Zwey/Flügeln – Meißner Porzell:<br />
staffiert – ersteres h. 11 Z. (26 cm) letztere/h. 7 Z. (17 cm)<br />
Bei dem ersteren scheint es sich – auch auf Grund der Größenangaben – um<br />
das Palais mit dem Wappen Friedrichs II. zu handeln, das sich heute in der<br />
Slg. Baron Kempski befindet, bei den letzteren um zwei kleinere Stadthäuser.<br />
~ 1 Kirche<br />
~ 9 Bauernhäuser des gleichen Grundtyps, dessen Variationen mit verschiedenen<br />
Attributen genau beschrieben werden (mit oder ohne Backofen, Taubenschlag<br />
oder Tauben)<br />
~ 1 Stall“<br />
Das Ensemble umfasste also 14 Objekte, zu dem sich drei Kassler Häuser gesellten.<br />
4. Madame Pompadour<br />
besaß alleine in dem Chateau de Saint-Quen sechs <strong>Porzellan</strong>häuser.<br />
(Maureen Cassidy Geiger, Arnhold Kat. Nr. 61 Fn 3)<br />
5. Charles d´Albert Duc de Luynes de Chevreuse<br />
Der Herzog bestellte 1749/50 über den dänischen Gesandten Herrn von<br />
Bernstorff vier Häuser, zu denen er die entsprechenden Wachsmodelle beifügte.<br />
„Es handelte sich um:<br />
1) ein klein mit Stroh gedecktes Bauernaus<br />
2) ein anderes Bauernhaus<br />
3) eine Windmühle<br />
4) einen flachen Grund, 5 Zoll lang, 7 Zoll breit, worauf ein Schäfer sich stehend an<br />
den Stamm eines Baumes anlehnt. Er hat seinen Hund bei sich, der nicht liegen muß.<br />
Ein wenig zur linken des Schäfers sind sechs Schafe, zwei liegend, zwei grasend und die<br />
zwei anderen sehen sich um und fressen nicht. Der Fond des Plateau muß eine Wiese<br />
vorstellen.“<br />
(s. Kunze-Köllensperger, 1996 S. 40; Berling, 1900 S. 72)<br />
Von dem Herzog stammt übrigens (Bd. 10 seiner 1862 erschienen Memoiren) die umfangreichste<br />
Beschreibung des großen Kändlerschen Spiegels, der als Geschenk<br />
August III. an den Dauphin und seine Tochter die Dauphine von Kändler selbst<br />
überbracht wurde und leider verloren ging (Fragile Diplomacy, S. 331 ff.).<br />
11