DAS HOLLÄNDISCHE DORF - Elfriede Langeloh | Porzellan
DAS HOLLÄNDISCHE DORF - Elfriede Langeloh | Porzellan
DAS HOLLÄNDISCHE DORF - Elfriede Langeloh | Porzellan
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<strong>DAS</strong> H O L LÄND I SCHE DOR F
PALAIS UND<br />
HERRENHÄUSER<br />
LUSTSCHLÖSSER UND<br />
GARTENSCHLÖSSER<br />
BAUERNHÄUSER,<br />
SCHEUNEN UND<br />
STÄLLE<br />
<strong>DAS</strong> <strong>HOLLÄNDISCHE</strong><br />
<strong>DORF</strong><br />
DES GRAFEN BRÜHL
4<br />
5
6<br />
Palais und Herrenhäuser<br />
Lustschlösser und Gartenschlösser<br />
Bauernhäuser, Scheunen und Ställe<br />
Das holländische Dorf<br />
des Grafen Brühl<br />
Die Idee und das Konzept der <strong>Porzellan</strong>häuser für die Desserttafel geht wohl direkt<br />
auf den Grafen Brühl zurück. Kändler berichtet erstmals im November 1737<br />
davon und gibt eine gute Vorstellung von der als Gesamtkunstwerk konzipierten<br />
Komposition:<br />
„Ein Modell oder deutlichen Entwurf von einem Completen Confectaufsatz, welches<br />
Ihro Hoch Gräfl. Excellenz der Herr Graf von Brühl zu sehen verlanget, aus Thon poussiret,<br />
aber nicht völlig hat dürffen ausgearbeitet werden. Die Tafel stellet vor einen wohl<br />
aus gebutzten Garten, in welchem ein zierliches Lust Hauß in gestalt eines Nagel Wercks<br />
(Holzhaus), welches alles durchbrochen oben herum sind viele Figürlein befindl. Durch<br />
die Confect Körbe werden die Rabatten vor gestellet in guter Ordnung. Übrigens ist der<br />
Garten mit Figürlein als Statuen, kleinen Brust Bildern, Blumen Töpffen und Orangen<br />
Bäumen gezieret. Darbey ist noch ein Häußlein befindlich, welches gleichsam wie mit<br />
Trat vergüttert ist Worinnen sich allerhand Arten Vögel befinden“.<br />
(Ulrich Pietsch, Arbeitsberichte Johann Joachim Kaendler, Leipzig 2002, S.50 Nr. 6)<br />
Die Holländischen Dörfer in <strong>Porzellan</strong>, wie sie in Meissen genannt werden (Kunze-<br />
Köllensperger, 2000, S. 121), sind aus dem Geist- und dem Lebensgefühl der sogenannten<br />
„Wirtschaften“ bei den Dresdner Schlossfesten geboren. Dabei hatten die<br />
kurfürstlichen Gäste im volkstümlichen Habit als Bauern, Schankwirte, Handwerker<br />
o. ä. zu erscheinen.<br />
Solche Landschaften mit Architekturen von z. T. historischen Gebäuden als Tafelzier<br />
hatten eine lange Tradition bei den Schauessen; es war jedoch eine Sensation,<br />
als Brühl erstmals den gesamten Konfektaufsatz mit Rabatten und Gärten, Spalieren,<br />
Nischen, Grotten, Vasen und Skulpturen aus kostbarstem <strong>Porzellan</strong> erschaffen<br />
ließ.<br />
Die erste Beschreibung eines bei Tafel verwendeten Gartendesserts aus <strong>Porzellan</strong><br />
stammt von Anfang 1747 (Bursche, Tafelzier des Barock, S. 53):<br />
„Der Premier Minister, Graf von Brühl, in seiner vortreflichen Bilder-Galerie denen<br />
fremden Ministers und vielen andern Stands-Personen eine ungemein prächtige Abendmahlzeit<br />
gab. Ohne die Haupt-Tafel von 160 Couverts hatte man noch verschiedene<br />
andere zubereitet, die mit gleicher Pracht bedienet wurden. Der Aufsatz zum Nach-<br />
Tische setzte durch seine Neuigkeit jedermann in Verwunderung. Er stellte die kostbarsten<br />
Gärten vor, deren Cabinets und Bild-Säulen alle von Porcellan waren.“<br />
7
Der Englische Botschafter am Hof August III., Sir Charles Hanburry-Williams,<br />
der 1748 von diesem zwei der schönsten und bedeutendsten Meissner Service,<br />
darunter das Dessertservice mit Holländischem Dorf (s.u.) zum Geschenk erhielt,<br />
schrieb ebenso begeistert nach London über die Brühl‘sche Tafel:<br />
„ I was once at a Dinner where we sat down at one table two hundred and six People.<br />
When the Desert was set on, I thougt it was the most wonderful thing I ever beheld.<br />
I fancy’d myselfd either in a Garden or at an Opera, But I could not imagine that I was<br />
at Dinner.“ (Honey, 1954, S. 109)<br />
Der Initiator Brühl hat von Anfang an darauf geachtet, dass die <strong>Porzellan</strong>häuser<br />
eines solchen Dessertsaufsatzes nicht in das allgemeine Verkaufsprogramm einbezogen<br />
wurden, sondern als Geschenke des Königs und Kurfürsten dienten oder<br />
aber spezielle Aufträge hoher Würdenträger waren; daher sind die <strong>Porzellan</strong>häuser<br />
heute so selten.<br />
8 9
10<br />
Aus dem 18. Jahrhundert sind bis heute lediglich<br />
fünf verschiedene Ensemble bekannt geworden<br />
1. Graf Brühl<br />
Im Inventar der Brühl‘schen Konditorei vom 1.10.1753 unter dem Cap. 27 „An<br />
Gebäuden, Häusern und dergleichen“ (Berling 1900 Anhang 1, Kunze-Köllensperger 2000<br />
AK Schwanenservice S.234) waren insgesamt 93 Objekte, darunter nur drei Palais aufgeführt,<br />
von denen noch 62 im Nachlass Brühls vorhanden waren:<br />
4 Kirchen 3 Palais<br />
51 Stadthäuser 13 Bauernhäuser<br />
5 Scheunen 13 Ställe<br />
3 Taubenhäuser 1 Mühle<br />
2. Sir Charles Hanbury-Williams<br />
Das Tafelservice des Sir Charles Hanbury-Williams ist unter dem Namen<br />
Northumberland-Service bekannt (T. H. Clarke in Keramos 1975/70 S. 9 – 92).<br />
Von dem dazugehörigen Dessertservice für 30 Personen sind bislang keine Stücke<br />
bekannt geworden; man kennt nur seinen Umfang: 355 Geschirre und 174 Figuren.<br />
Hintergrund dieses überragenden Geschenks an den britischen Botschafter war<br />
wohl seine Vermittlerrolle bei einer englischen Anleihe über den enormen Betrag<br />
von £ 500.000,- für August III. (Fragile Diplomacy S. 289).<br />
In einem Brief an Lady Caroline Fox 1 , der Ehefrau des befreundeten Politikers<br />
Henry Fox – später der erste Lord Holland – erwähnt Sir Charles unter den<br />
„Figures to adorn the Middle of the desert service“ an erster Stelle.<br />
6 Bauernhäuser<br />
4 Scheunen<br />
4 Ställe<br />
1 Kirche<br />
Es haben sich drei Listen über den Bestand des Services erhalten, die den Brief<br />
bestätigen. (Kunze-Köllensperger, 2000, S. 121; Fragile Diplomacy S. 287 f und Anh. N. 43 S. 347)<br />
3. Landgraf Friedrich II. von Hessen<br />
Marlies Wienert hat 1990 in der Antiquitätenzeitung (Nr. 6 S.178) einen Auszug aus<br />
dem ersten Inventar der Fürstlichen <strong>Porzellan</strong>galerie in Kassel veröffentlicht (vor<br />
1 Ihr Portrait findet sich auf einer Meissner Tabatiere wieder. (Beaucamp-Markowsky, Nr. 117)<br />
dem 31.7.1786), der den Bestand des Holländischen Dorfes aus Meissner <strong>Porzellan</strong><br />
in Besitz des Kassler Hofes erstmals aufzeigt:<br />
„Ein Dorf worinnen:<br />
~ Drey Stück – 1 Hauß nebst Zwey/Flügeln – Meißner Porzell:<br />
staffiert – ersteres h. 11 Z. (26 cm) letztere/h. 7 Z. (17 cm)<br />
Bei dem ersteren scheint es sich – auch auf Grund der Größenangaben – um<br />
das Palais mit dem Wappen Friedrichs II. zu handeln, das sich heute in der<br />
Slg. Baron Kempski befindet, bei den letzteren um zwei kleinere Stadthäuser.<br />
~ 1 Kirche<br />
~ 9 Bauernhäuser des gleichen Grundtyps, dessen Variationen mit verschiedenen<br />
Attributen genau beschrieben werden (mit oder ohne Backofen, Taubenschlag<br />
oder Tauben)<br />
~ 1 Stall“<br />
Das Ensemble umfasste also 14 Objekte, zu dem sich drei Kassler Häuser gesellten.<br />
4. Madame Pompadour<br />
besaß alleine in dem Chateau de Saint-Quen sechs <strong>Porzellan</strong>häuser.<br />
(Maureen Cassidy Geiger, Arnhold Kat. Nr. 61 Fn 3)<br />
5. Charles d´Albert Duc de Luynes de Chevreuse<br />
Der Herzog bestellte 1749/50 über den dänischen Gesandten Herrn von<br />
Bernstorff vier Häuser, zu denen er die entsprechenden Wachsmodelle beifügte.<br />
„Es handelte sich um:<br />
1) ein klein mit Stroh gedecktes Bauernaus<br />
2) ein anderes Bauernhaus<br />
3) eine Windmühle<br />
4) einen flachen Grund, 5 Zoll lang, 7 Zoll breit, worauf ein Schäfer sich stehend an<br />
den Stamm eines Baumes anlehnt. Er hat seinen Hund bei sich, der nicht liegen muß.<br />
Ein wenig zur linken des Schäfers sind sechs Schafe, zwei liegend, zwei grasend und die<br />
zwei anderen sehen sich um und fressen nicht. Der Fond des Plateau muß eine Wiese<br />
vorstellen.“<br />
(s. Kunze-Köllensperger, 1996 S. 40; Berling, 1900 S. 72)<br />
Von dem Herzog stammt übrigens (Bd. 10 seiner 1862 erschienen Memoiren) die umfangreichste<br />
Beschreibung des großen Kändlerschen Spiegels, der als Geschenk<br />
August III. an den Dauphin und seine Tochter die Dauphine von Kändler selbst<br />
überbracht wurde und leider verloren ging (Fragile Diplomacy, S. 331 ff.).<br />
11
12<br />
Die heutigen Sammlungen<br />
So selten das Holländische Dorf in den Quellen des 18. Jhds. zu finden ist,<br />
so selten sind heute Ensembles von <strong>Porzellan</strong>häusern.<br />
Es sind nur drei Sammlungen bekannt.<br />
1. Baron Kempski<br />
Der von Frau Kunze-Köllensperger 2008 herausgegebene Katalog bearbeitet die<br />
umfangreichste Sammlung von insgesamt 16 Objekten des Holländischen Dorfes:<br />
1 Palais (Herrenhaus) 1 Scheune<br />
1 Kirche 1 Taubenhaus<br />
2 Fachwerkhäuser 1 Hühnerstall<br />
8 Bauernhäuser 1 Schafsstall<br />
2. Slg. Ludwig in Bamberg<br />
Die in 14 Jahren aufgebaute Sammlung besteht aus:<br />
1 Palais<br />
2 Stadthäusern<br />
1 Fachwerkhaus<br />
2 Bauernhäusern<br />
1 Scheune<br />
Die Sammlung ist veröffentlicht in:<br />
~ Ludwigslust „Die Sammlung Peter und Irene Ludwig“, Nürnberg 1993<br />
~ Glanz des Barock, Slg. Ludwig in Bamberg, Bamberg 1995<br />
~ Goldchinesen und indianische Blumen, Die Sammlung in Ludwig Bamberg, 2010<br />
3. Schweizer Privatsammlung<br />
Die Sammlung ist vor über 60 Jahren als erste Spezialsammlung aufgebaut und<br />
von Siegfried Ducret bereits 1946 teilweise veröffentlicht worden.<br />
(Les architectures en porcelaine de Saxe au XVIII siècle in PRO ARTE Nr. 56, Dez. 1946 S. 358 – 362)<br />
Sie besteht aus:<br />
1 Palais<br />
2 Fachwerkhäusern<br />
2 Bauernhäusern<br />
1 Scheune<br />
2 Ställe<br />
8 Objekte<br />
Literatur<br />
Siegfried Ducret: Pro arte Nr. 56/Dez.1946 „Les architectures en porcelaine de Saxe au 18. Siècle“<br />
S. 358 – 362 Fig.1<br />
Melitta Kunze-Köllensperger: Idylle in <strong>Porzellan</strong> – Kostbare Tischdekorationen aus Meissen, Leipzig 1996<br />
~ Katalog Der Sammlung Ritter Kempski von Rakoszyn – Meissner <strong>Porzellan</strong> des 18.Jahrhunderts,<br />
Privatdruck Düsseldorf 2008<br />
Ausstellungskatalog Schwanenservice, Meissner <strong>Porzellan</strong> für Heinrich Graf von Brühl, Dresden 2000<br />
~ Melitta Kunze-Köllensperger, Miniaturarchitekturen für die Brühl‘sche Desserttafel ebd. S. 119 – 137<br />
~ sowie die Katalogbearbeitung Nr. 159 – 165<br />
Otto Walcha: Ein <strong>Porzellan</strong>haus und sein Vorbild, Keramos 13 /1961 S. 54 – 56<br />
Frau Dr. Melitta Kunze-Köllensperger kommt das Verdienst zu, dieses Meissner Spezialgebiet aufbauend auf<br />
der Sammlung Kempski als erste wissenschaftlich erforscht und erschlossen zu haben.<br />
13
14<br />
Meissen Palais<br />
H 26, 0 cm<br />
B 12, 5 cm<br />
T 15, 0 cm<br />
~ Schwertermarke mit Marcolinistern und Beizeichen um 1775<br />
Das Palais oder auch Herrenhaus ist das Vorzeigemodell unter allen Häusern<br />
Meissens und bildet den Mittelpunkt der Desserttafel mit Holländischem Dorf.<br />
Das Palais geht auf eine Bestellung des Grafen Brühl (1743) zurück. Entwurf und<br />
Konzeption stammen von Kaendler unter Mitwirkung von Reinicke und Ehder,<br />
wie sich aus deren Arbeitsberichten von Mai und Juni 1743 ergibt:<br />
Arbeitsbericht Kaendler, Juni 1743:<br />
„Des gleichen ein Lust-Schlößgen ebenfalls zur Conditorey gehörig Corrigiert und zum<br />
abformen befördert.“<br />
Arbeitsbericht Reinicke, Juni 1743:<br />
„1 Lust-Palais 12 Zoll hoch, 8 Zoll Breit, 10 Zoll lang und 3 Geschoß hoch mit gebrochenem<br />
Ziegel-Dach, vorn und hinten mit egalen Fronten und Altar, auf allen 4 Seiten<br />
mit Fenstern, zu Sr.H.R.Gr. des (etc.) Grafen v. Brühl Exc. Conditorey gehörig, in Thon<br />
bossirt.kg“<br />
Artbeitsbericht Ehder, Mai 1743:<br />
„1 Vasgen auf ein Lust Häusgen zu der Graf Brühl’schen Conditorey von Thon neu<br />
bossirt“ (zitiert nach Kunze-Köllensperger Katalog Kempski S. 36)<br />
Das Inventar der Konditorei des Grafen Brühl führt 1753 lediglich drei Palais auf<br />
(siehe oben). Das zeigt, welch eine Herausforderung es war, die Palais gut aus dem<br />
<strong>Porzellan</strong>-Brand heraus zu bekommen.<br />
Otto Walcha, der bekannte Archivar der <strong>Porzellan</strong>manufaktur Meissen (1957–<br />
1968), hat 1961 (nach einem Besuch in Zürich bei Ducret), als er das Palais erstmals<br />
sah, dessen Vorbild in der Umgebung der Dresdner Frauenkirche (Jüdenhof<br />
5) gefunden.<br />
Es gehörte zu den architektonischen Kostbarkeiten dieses Viertels des Dresdner<br />
Barocks und war 1716 von dem damaligen Oberlandbaumeister Matthäus Daniel<br />
Pöppelmann, dem Schöpfer des Dresdner Zwinger, für den Goldschmied Georg<br />
Christoph Dinglinger, dem Bruder des Hofjuweliers, erbaut worden. Das sogenannte<br />
Dinglingerhaus ist im Krieg zerbombt worden. Walcha hat seine Entdeckung<br />
1961 in Keramos veröffentlicht und die technisch bedingten Unterschiede<br />
zwischen dem <strong>Porzellan</strong>haus und dem Original aufgezeigt.<br />
Kaendler hebt die Vorbildfunktion des Dinglinger‘schen Hauses dadurch deutlich<br />
hervor, dass er (bei zwei Ausformungen) auf das Dach einen großen Goldpokal als<br />
Zunftzeichen gesetzt hat, ähnlich demjenigen, den der Goldschmied aus der Serie<br />
der Großen Handwerker wie eine Trophäe in seiner Linken hält.<br />
15
Ausformungen des Modells sind sehr selten. Bis heute sind lediglich drei<br />
Palais bekannt geworden.<br />
Sammlungen Kempski und Ludwig, sowie dieses Exemplar.<br />
Frau Kunze-Köllensberger (1996 S.27) erwähnt beiläufig ein viertes allerdings unveröffentlichtes<br />
Herrenhaus.<br />
Unser Palais ist erstmals 1946 von Siegfried Ducret veröffentlicht worden.<br />
KLAPPER<br />
AUSSEN<br />
Literatur<br />
Siegfried Ducret: Pro arte Nr. 56/Dez.1946 „Les architectures en porcelaine de Saxe au 18. Siècle“<br />
S. 358 Fig.1<br />
Otto Walcha: Ein <strong>Porzellan</strong>haus und sein Vorbild, Keramos 13 /1961 S.54 – 56<br />
(hier wird auch das Dinglinger Haus gezeigt)<br />
O. Walcha: Dresdner Kunstblätter.Heft Nr.1/1989 S. 28 ff.<br />
Weitere Ausformungen<br />
Slg. Baron Kempski<br />
Slg. Ludwig<br />
KLAPPER<br />
INNENSEITE
16<br />
Bauernhaus mit Backofen,<br />
Hundehütte rechts der Tür und Taubenschlag,<br />
rotes, strohgedecktes Fachwerkhaus<br />
mit abgedecktem Kamin<br />
H 14, 0 cm<br />
B 13, 0 cm<br />
T 13, 0 cm<br />
~ Meissen, Modell von 1743 von Kändler und Ehder<br />
~ Schwertermarke mit Punkt um 1765<br />
~ Ausformung 1765<br />
Laut den Ehder‘schen Arbeitsberichten wurde die Serie der ländlichen Architekturen<br />
für den Grafen Brühl im Oktober 1743 mit dem Bauernhaus eröffnet:<br />
„1 Bauern Hauß mit einem Back Ofen und eine Hunde Hütte zur Graf Brühl‘schen<br />
Conditorey neu bossiert“. (Kunze-Köllensperger, 2000, S. 216 f.)<br />
Im Inventar der Brühl‘schen Bäckerei werden wie oben gezeigt 13 Bauernhäuser<br />
aufgeführt. Das Dessertservice für Sir Charles Hanbury-Williams umfasste sechs.<br />
Die Fachwerkhäuser sind sehr selten. Seit 1990, als das Haus in die Sammlung<br />
Kempski kam, ist kein entsprechendes Haus mehr auf den Markt gekommen<br />
und davor muss man bis in die Zeit vor den 1. Weltkrieg zurückgehen.<br />
Literatur<br />
Siegfried Ducret: Pro arte Nr.56/Dez.1946 „Les architecture en porcelaine de Saxe au 18. siècle“<br />
Fig. 5 S. 361<br />
Weitere Ausformungen (Doppelzählungen möglich)<br />
Slg. Baron Kempski<br />
~ Kat. 2009 Nr. 8 u. 9<br />
~ Fischer Heilbronn, 31.3.1990 Nr. 2<br />
~ Marlies Wiener, Antiquitätenzeitung Nr. 9/1990 Titel u. S. 178<br />
~ Melitta Kunze-Köllensperger, „Idylle in <strong>Porzellan</strong>“ Nr. 1<br />
~ Kat. Schwanenservice Nr. 159<br />
Slg. Ludwig<br />
~ Kat Bamberg 1995 Nr. 178 f.<br />
~ Kat. Ludwigslust, Nürnberg, 1993 Nr. 156 f.<br />
~ Kat. Bamberg 2010 Nr. 90 f.<br />
Slg. Baron Schweingel, Dresden<br />
~ 1.376. Lepke, 22.3.1904 Nr. 104 T. IV.<br />
Slg. Baron Gerhardt, Budapest<br />
~ 1623. Lepke, 7.11.1911 Nr. 237 T. 37<br />
17
18<br />
Graues Fachwerkhaus mit vorspringendem Dach,<br />
Hundehütte mit Hund, kleiner Anbau links,<br />
Taubenschlag auf der Rechten,<br />
Dachgeschossfenster auf der linken Schmalseite,<br />
Bauer im Hauseingang<br />
H 14, 8 cm<br />
B 13, 0 cm<br />
T 10, 0 cm<br />
~ Meissen, Modell um 1750<br />
~ Kleine Schwertermarke über dem Boden der Eingangstür<br />
~ Ähnlich rechteckiger Grundriss wie das rote Fachwerkhaus<br />
Sehr seltenes Exemplar, das in der Slg. Kempski fehlt.<br />
Es ist nur ein Vergleichsmodell in der Eremitage Petersburg bekannt.<br />
Kunze-Köllensperger (1996 S.40) vermutet, das dieses Modell auf die Bestellung des<br />
Duc de Luynes von 1749/50 (s. o.) zurückgeht.<br />
Das Haus ist publiziert<br />
Siegfried Ducret: Pro arte Nr.56/Dez.1946 „Les architecture en porcelaine de Saxe au 18. siècle“<br />
S. 361 Abb. 4<br />
Melitta Kunze-Köllensperger: 1996 Abb. 20, S. 34 Text S. 40<br />
Die Petersburger Ausformung<br />
K. Butler: Meissner <strong>Porzellan</strong>plastik des 18. Jahrhunderts: die Sammlung der Eremitage<br />
Petersburg 1977 Nr. 148<br />
19
Braunes Bauernhaus aus Stein mit Strohdach<br />
und Bauer in der halboffenen Tür,<br />
auf dem Natursockel ein liegendes Schaf,<br />
Huhn und krähender Hahn<br />
H 14, 5 cm<br />
B 14, 4 cm<br />
T 11, 5 cm<br />
~ Modell von Ehder 1743<br />
~ Blaumarke Schwerter um 1750<br />
Arbeitsbericht 1743 von Ehder:<br />
„1 Hauß zu einem Aufsatz zu Confecturen aufgestellt“<br />
(zitiert nach Maureen Cassidy Geiger, Arnhold Collection, Nr. 61)<br />
Es gibt verschiedene Variationen. Unserem Haus am ähnlichsten ist das mit Schaf<br />
und Huhn in der Slg. Kempski (Nr.17), das ehemals aus der Slg. Babara Rockefeller<br />
stammt.<br />
Literatur<br />
Siegfried Ducret: Pro arte Nr.56/Dez.1946 „Les architecture en porcelaine de Saxe au 18. siècle“<br />
Fig.3 S. 360<br />
Weitere Ausformungen u.a.<br />
Baron Kempski, Kat. Nr. 13 u. 14<br />
~ Hugo Morley Fletcher, Meissen 1971, S. 78<br />
~ Sotheby´s 10.7.1973 Nr. 120<br />
~ Fischer Heilbronn 31.3.1990 Nr. 3<br />
Slg. Ludwig Kat. 1993 Nr. 156e, 1995 Nr. 178e, 2010 Nr. 90e<br />
Slg. Arnhold Nr. 61 weiß<br />
20 21
Haus mit Seilwinde auf Sockel,<br />
aus Steinquadern mit Schindeldach,<br />
großes Fenster über der geschlossenen Haustür<br />
mit einer Frauengestalt,<br />
darüber eine Dachluke mit Seilwinde<br />
H 14, 0 cm<br />
B 15, 2 cm<br />
T 13, 0 cm<br />
~ Meissner Modell von Kändler unter Mitarbeit von Ehder 1741<br />
~ Blaumarke Schwerter um 1745<br />
Arbeitsbericht Kaendler, März 1741:<br />
„Vor den Herren Ober Land Bau Meister Knöffeln ein durchbrochenes Garten Hauß<br />
aus dem gröpsten Poussiret und angelegt, solches aber hernach dem bildhauer Ödern<br />
folgendes zu verfertigen gegeben.“<br />
Arbeitsbericht Ehder, April 1741:<br />
„In Thon bossirt: Ein Lusthaus mit Zierrathen, Architectur, Gatterwerk und einem<br />
Baum.“ (s. Kat.Kempski S. 32)<br />
Johann Christoph Knöffel (1686 – 1752), seit 1734 Sächsischer Oberlandbaumeister<br />
und seit 1748 „Sur Intendant derer sämtlicher Königlicher Gebäude“, hat<br />
vielleicht durch seine Bestellung Einfluß auf die Kändler´schen Kleinarchitekturen<br />
genommen.<br />
Literatur<br />
Siegfried Ducret: Pro arte Nr.56/Dez.1946 „Les architecture en porcelaine de Saxe au 18. siècle“<br />
Fig. 3 S. 360 Abb2<br />
Weitere Ausformungen u.a.<br />
Slg. Salz 26.3.1929 Nr. 28 T. 8<br />
Slg. Dr. Wiederkehr, Zürich<br />
~ Christie’s 21.2.2005 Ex Torée<br />
Slg. Kempski Kat. 2008 Nr. 18, 19<br />
~ Kunze-Köllensperger 1996 Nr. 16, 17<br />
Slg.-Kempski Nr. 20<br />
Slg. Marianne und Michael Sabée<br />
~ Sotheby’s N.Y. 10.11.2006 Nr. 214<br />
~ Slg. ROY P. MOTTA HEDEM USA<br />
~ Sotheby’s N.Y. 22.10.1974 Nr. 436<br />
Slg. Ludwig<br />
~ Ludwigslust Nr. 156b<br />
~ Glanz des Barock Nr. 173b<br />
~ Goldchinesen und Indianische Blumen 2010 Nr. 90b<br />
22 23
Fachwerkscheune mit Tauben und<br />
strohgedecktem Satteldach<br />
H 9, 8 cm<br />
B 11, 5 cm<br />
T 6, 5 cm<br />
~ Meissen Modell von Ehder, 1743<br />
~ Schwertermarke mit Punkt um 1765<br />
Arbeitsbericht Ehder vom November 1743:<br />
„Eine Bauernscheune worauf Tauben sitzen zur Graf Brühl´schen Conditorey neu<br />
bossirt“<br />
Der Ursprungsentwurf stammt wahrscheinlich von Kändler.<br />
Auch die Scheunen waren Teil des Holländischen Dorfes für die Desserttafel des<br />
Grafen Brühl. In dessen Conditorey befanden sich laut dem Inventarium von 1753<br />
insgesamt fünf Scheunen; zum Dessertservice von Sir Charles Hanbury-Williams<br />
zählten vier Scheunen, während im Inventar der Fürstlichen <strong>Porzellan</strong>gallerie zu<br />
Kassel eine Scheune verzeichnet ist.<br />
Heute sind insgesamt neben unserem nur drei weitere Exemplare<br />
bekannt.<br />
Slg. Kempski Kat. 2008 Nr. 10<br />
~ Kunze-Köllensperger 1996 Nr. 3<br />
~ Kat. Schwanenservice Nr. 162<br />
Slg. Ludwig<br />
~ Kat. Ludwigslust Nr. 156g<br />
~ Der Glanz des Barock Nr. 178g<br />
~ Goldchinesen und Indianische Blumen 2010 Nr. 90g<br />
Unveröffentlichte Privatsammlung (nach Kunze-Köllensperger, 1996)<br />
24 25
Zwei (sockellose) Ställe<br />
mit strohbedecktem Pultdach<br />
Stall mit Tür<br />
H 8, 5 cm<br />
B 10, 5 cm<br />
T 6, 0 cm<br />
~ ohne Schwertermarke<br />
~ Meissen um 1745<br />
Das Modell stammt wohl von Ehder 1743, wenngleich dem kein Arbeitsbericht<br />
zugeordnet werden kann.<br />
In den o.g. Inventarlisten des Grafen Brühl (13), des Landgrafen von Hessen (2),<br />
bei Sir Charles Hanbury-Williams (4) werden insgesamt 19 Ställe aufgeführt.<br />
Sehr seltenes Modell.<br />
Neben unseren beiden Exemplaren sind heute nur noch drei weitere<br />
Ställe bekannt.<br />
Slg. Kempski Nr. 11 mit feuervergoldeter Goldbronzemontierung<br />
~ Kunze-Köllensperger 1996 Nr. 4 und Titel<br />
~ Sotheby´s 8.7.1969 Nr. 112<br />
~ Sotheby´s 10.7.1973 Nr. 127<br />
Maximilian Museum Augsburg<br />
~ Rückert 1966 T. 188 Nr. 797<br />
Stall ohne Tür<br />
H 8, 6 cm<br />
B 10, 5 cm<br />
T 5, 5 cm<br />
Unveröffentlichte Privatsammlung (nach Kunze-Köllensperger, 1996)<br />
Im Katalog der Schwanenserviceausstellung 2000 Abb. 85 S. 121 wird eine Rohausformung gezeigt.<br />
26 27
30<br />
<strong>Elfriede</strong> <strong>Langeloh</strong><br />
<strong>Porzellan</strong>e und Fayencen des 18. Jahrhunderts<br />
Friedel Kirsch<br />
Am Michelsgrund 14<br />
69469 Weinheim<br />
Deutschland<br />
langeloh.porcelain@web.de<br />
Telefon 0049 (0) 6201 6 73 35<br />
Telefax 0049 (0) 6201 18 28 62<br />
Gestaltung<br />
DMK, Mannheim<br />
www.dreimeinerkollegen.de<br />
Fotografie<br />
Andreas Friedrich, Karlsruhe<br />
www.fredmcfar.com<br />
Druck<br />
Colordruck, Leimen<br />
Auflage (Oktober 2010)<br />
300 Stück