DAS HOLLÄNDISCHE DORF - Elfriede Langeloh | Porzellan
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Meissen Palais<br />
H 26, 0 cm<br />
B 12, 5 cm<br />
T 15, 0 cm<br />
~ Schwertermarke mit Marcolinistern und Beizeichen um 1775<br />
Das Palais oder auch Herrenhaus ist das Vorzeigemodell unter allen Häusern<br />
Meissens und bildet den Mittelpunkt der Desserttafel mit Holländischem Dorf.<br />
Das Palais geht auf eine Bestellung des Grafen Brühl (1743) zurück. Entwurf und<br />
Konzeption stammen von Kaendler unter Mitwirkung von Reinicke und Ehder,<br />
wie sich aus deren Arbeitsberichten von Mai und Juni 1743 ergibt:<br />
Arbeitsbericht Kaendler, Juni 1743:<br />
„Des gleichen ein Lust-Schlößgen ebenfalls zur Conditorey gehörig Corrigiert und zum<br />
abformen befördert.“<br />
Arbeitsbericht Reinicke, Juni 1743:<br />
„1 Lust-Palais 12 Zoll hoch, 8 Zoll Breit, 10 Zoll lang und 3 Geschoß hoch mit gebrochenem<br />
Ziegel-Dach, vorn und hinten mit egalen Fronten und Altar, auf allen 4 Seiten<br />
mit Fenstern, zu Sr.H.R.Gr. des (etc.) Grafen v. Brühl Exc. Conditorey gehörig, in Thon<br />
bossirt.kg“<br />
Artbeitsbericht Ehder, Mai 1743:<br />
„1 Vasgen auf ein Lust Häusgen zu der Graf Brühl’schen Conditorey von Thon neu<br />
bossirt“ (zitiert nach Kunze-Köllensperger Katalog Kempski S. 36)<br />
Das Inventar der Konditorei des Grafen Brühl führt 1753 lediglich drei Palais auf<br />
(siehe oben). Das zeigt, welch eine Herausforderung es war, die Palais gut aus dem<br />
<strong>Porzellan</strong>-Brand heraus zu bekommen.<br />
Otto Walcha, der bekannte Archivar der <strong>Porzellan</strong>manufaktur Meissen (1957–<br />
1968), hat 1961 (nach einem Besuch in Zürich bei Ducret), als er das Palais erstmals<br />
sah, dessen Vorbild in der Umgebung der Dresdner Frauenkirche (Jüdenhof<br />
5) gefunden.<br />
Es gehörte zu den architektonischen Kostbarkeiten dieses Viertels des Dresdner<br />
Barocks und war 1716 von dem damaligen Oberlandbaumeister Matthäus Daniel<br />
Pöppelmann, dem Schöpfer des Dresdner Zwinger, für den Goldschmied Georg<br />
Christoph Dinglinger, dem Bruder des Hofjuweliers, erbaut worden. Das sogenannte<br />
Dinglingerhaus ist im Krieg zerbombt worden. Walcha hat seine Entdeckung<br />
1961 in Keramos veröffentlicht und die technisch bedingten Unterschiede<br />
zwischen dem <strong>Porzellan</strong>haus und dem Original aufgezeigt.<br />
Kaendler hebt die Vorbildfunktion des Dinglinger‘schen Hauses dadurch deutlich<br />
hervor, dass er (bei zwei Ausformungen) auf das Dach einen großen Goldpokal als<br />
Zunftzeichen gesetzt hat, ähnlich demjenigen, den der Goldschmied aus der Serie<br />
der Großen Handwerker wie eine Trophäe in seiner Linken hält.<br />
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