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De:Bug 180

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<strong>180</strong> — 7<br />

v.l.iUZS:<br />

Cashmere<br />

Cat, NVIE<br />

Motho, Ryan<br />

Hemsworth,<br />

Bear//Face,<br />

Carling Ruse<br />

Ich hätte ewig so weiterrecherchieren<br />

können. Stundenlang klickte ich mich<br />

durch Sounds und Tracks, schaute<br />

mir Youtube-Clips mit Sehnsucht<br />

versprühenden Sepia-Tumblr-<br />

Standbildern an. Die Musik spült mir auf<br />

angenehme Weise das Hirn durch. Dann<br />

und wann erkannte ich wieder ein Zitat und<br />

fühlte mich an damals erinnert. Die Musik<br />

ist durch die Bank ein seltsames Gemisch<br />

aus Ironie und Ernsthaftigkeit. Mal<br />

kitschig, dann wieder cool, halbgar und<br />

doch auf Hochglanz poliert. Ich weiß nicht,<br />

was ich davon halten soll. Auf Seite 26 in<br />

diesem Heft zählt Diedrich Diederichsen<br />

die wichtigen Pop-Musik-Fragen auf. Eine<br />

fand ich besonders schön: "Was wollen<br />

die?" Das ist eine sehr gute Frage. Ich<br />

glaube nämlich: nichts. Was soll man auch<br />

schon groß wollen, wenn man in seinem<br />

Kinderzimmer unterm Dach der elterlichen<br />

Doppelhaushälfte hockt und genug Geld<br />

für ein anständiges Setup hat. Diese<br />

Mittzwanziger mit einem Hang zum Hype<br />

und einer Schwäche für das schnelllebige<br />

Treiben auf Musikblogs wollen<br />

einfach nur ein bisschen musikalische<br />

Vergangenheitsbewältigung betreiben und<br />

dabei eine gute Zeit haben. Und Pop ist ja<br />

auch schon immer gegen etwas gewesen<br />

oder hat seine Stimme erhoben. Aber in<br />

den herunter gepitchten Beischlafslogans<br />

und den dekontextualisierten Drums von<br />

damals steckt eigentlich nichts mehr.<br />

Kein Statement, nichts. Und auch der<br />

Hochglanzmusik von Cashmere Cat ist<br />

alles egal. "Wahnsinn, was auf 4 Minuten<br />

alles möglich ist!", hatte ich mir notiert.<br />

Aber mit ein bisschen Abstand klingt<br />

das alles auch nur nach bis unters Dach<br />

vollgestopfter Angeberei. "Für mich ist<br />

nichts mehr ein guilty pleasure", hatte<br />

Ryan Hemsworth mir gesagt. "Alles<br />

ist akzeptabel, alles ist möglich." Es<br />

herrscht die komplette Egalheit, die<br />

vollkommene Gleichgültigkeit, ein einziges<br />

riesiges Einerlei, dass sich konstant<br />

weiterentwickelt und in zwei Jahren<br />

vielleicht schon wieder komplett anders<br />

klingt und die alten Ideen über Bord<br />

geworfen hat. Vielleicht ist es das, was die<br />

anderen in der Redaktion an dieser Musik<br />

stört - und das kann ich auch irgendwie<br />

verstehen. Spaß macht mir die Musik<br />

trotzdem.

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