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Clausewitz-Gesellschaft

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Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

und lesen Medienberichte, wissenschaftliche Ausarbeitungen und Internetbotschaften.<br />

Was diese Auftragserfüllung im Einzelnen bedeutet, möchte ich Ihnen anhand<br />

einiger Zahlen und Beispiele veranschaulichen. 150.000 Meldungen laufen jeden<br />

Monat bei unseren Auswertern ein – Meldungen aus aller Welt und in allen<br />

nur denkbaren Sprachen wie Malaiisch, Urdu, Paschtu oder Dari.<br />

Aus diesen Meldungen erstellt der BND Lagebilder und Analysen, die für die<br />

Bundesregierung, für die Ministerien und für das Parlament zu einer wichtigen<br />

Der BND ist also in erster Linie Dienstleister<br />

für Regierung und Parlament. Er versorgt<br />

die politischen Entscheidungsträger sach- und<br />

zeitgerecht mit verlässlichen Informationen,<br />

die auf anderen Kanälen nicht oder nur<br />

schwer erhältlich sind.<br />

Entscheidungsgrundlage geworden sind.<br />

Tagesaktuell und wenn nötig auch stündlich<br />

übermittelt der BND seine Erkenntnisse,<br />

zum Beispiel zur aktuellen Lageentwicklung<br />

in der Ukraine, in Syrien oder im<br />

Irak. Standardmäßig verteilen wir pro Monat<br />

über 400 Berichte an die verschiedensten<br />

Adressaten. Hinzu kommen ebenfalls pro Monat rund 300 Antworten sowie<br />

Briefings zu ganz konkreten Anfragen der Ministerien.<br />

Der BND ist also in erster Linie Dienstleister für Regierung und Parlament. Er<br />

versorgt die politischen Entscheidungsträger sach- und zeitgerecht mit verlässlichen<br />

Informationen, die auf anderen Kanälen nicht oder nur schwer erhältlich<br />

sind.<br />

Die besonderen historischen Umstände unseres Landes bringen es jedoch mit<br />

sich, dass die Gefahr des Missbrauchs der nachrichtendienstlichen Arbeit in der<br />

Öffentlichkeit gemeinhin als besonders hoch empfunden wird.<br />

Seit jeher muss sich der BND daher kritischen und teilweise auch skeptischen<br />

Nachfragen stellen. Das ist auch richtig so, denn Existenz und Arbeit eines<br />

Nachrichtendienstes dürfen kein Selbstzweck sein. Berechtigter Kritik müssen<br />

wir uns stellen.<br />

Um die Arbeitsweise des BND zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, dass es<br />

in Deutschland eine klare Grenze gibt zwischen der Arbeit der Polizei und der<br />

Arbeit der Nachrichtendienste. Die Nachrichtendienste haben keinerlei polizeiliche<br />

oder Strafverfolgungsbefugnisse – und natürlich auch keine dahingehenden<br />

Weisungsbefugnisse.<br />

Dass der BND nicht jenseits seiner Kompetenzen agiert liegt auch im wohlverstandenen<br />

Eigeninteresse, denn Nachrichtendienste können sich in der Regel<br />

nicht allein gegen eine öffentliche Vorwurfslage zur Wehr setzen – es sei denn,<br />

sie geben geheimhaltungsbedürftige Sachverhalte preis. Aufgrund dieser besonderen<br />

Ausgangssituation ist weltweit kaum ein Nachrichtendienst so umfassend<br />

eingebunden in ein ausgefeiltes System der Aufsicht und Kontrolle wie<br />

der BND.<br />

Über diese Kontrollmechanismen möchte ich Ihnen gern einen kurzen Überblick<br />

geben.<br />

Das Parlamentarische Kontrollgremium ist das maßgebliche Organ der Legislative<br />

zur Überwachung der Arbeit der Regierung mit Blick auf die Nachrichtendienste.<br />

Dort finden turnusmäßig Anhörungen zu einer Reihe von Themen<br />

statt, zu denen die Bundesregierung und der BND Rede und Antwort zu stehen<br />

hat. Diese Sitzungen sind geheim. Das Vertrauensgremium des Deutschen<br />

Bundestages übt dessen Budgethoheit gegenüber den Diensten aus und segnet<br />

in dieser Funktion jährlich den Wirtschaftsplan des BND ab, der ebenfalls<br />

geheim bleiben muss.<br />

Unter besonderen Umständen sind die deutschen Nachrichtendienste befugt,<br />

das verfassungsmäßige Recht auf Wahrung des Post- und Fernmeldegeheimnisses<br />

einzuschränken, beispielsweise durch begründete Abhörmaßnahmen.<br />

Über die Zulässigkeit und Notwendigkeit dieser Maßnahmen entscheidet die<br />

so genannte G-10-Kommission. Auch deren Sitzungen sind geheim.<br />

Neben dieser fachspezifischen Aufsicht unterliegt der BND aber auch den<br />

regulären Kontrollinstanzen des Bundes: dem Bundesrechnungshof und der<br />

Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit. Beide<br />

Instanzen sind in der Ausübung ihrer Tätigkeiten unabhängig.<br />

Der BND ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundeskanzleramtes.<br />

Er untersteht dem Chef des Bundeskanzleramtes, der durch einen<br />

Beauftragten für die Nachrichtendienste des Bundes unterstützt wird. Zum<br />

Zweck der Dienst- und Fachaufsicht verfügt das Bundeskanzleramt über eine<br />

eigene Abteilung. Dem vorgeschaltet sind selbstverständlich auch BND-interne<br />

Kontrollinstanzen. Im internationalen Vergleich ist der BND kapazitätsmäßig<br />

eher eine Mittelmacht. Insgesamt sind weltweit ca. 6.500 Mitarbeiter aus<br />

allen möglichen Fachrichtungen beim BND beschäftigt. Die Mehrheit arbeitet<br />

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