Christian Thomas Kohl.doc. pdf
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der Dinge und das Fehlen eines eigenen Seins bezeichnet, hat nicht den<br />
Rang eines Grundbegriffs für alles. Sunyata ist ein eingeschränkter, nur<br />
für eine spezielle Fragestellung brauchbarer Begriff. Er bezieht sich auf<br />
die spezielle Fragestellung nach einem eigenen Sein oder nach etwas<br />
Absolutem, was in der Geschichte der Philosophie auch mit dem Begriff<br />
Substanz bezeichnet wurde. Es ist extrem voreilig, einfach bedenkenlos<br />
zu verallgemeinern und es ist eine unzulässige und unhaltbare<br />
Verallgemeinerung, die philosophische Idee der fehlenden Substanz der<br />
Dinge aufzublasen und nun alles als nichts zu erklären. Der Begriff<br />
Sunyata kann nicht auf die Existenz der Dinge ausgedehnt werden. Mit<br />
dieser Idee kann man nicht das Dasein in seiner einfachen<br />
Tatsächlichkeit in Abrede stellen. Das ist nicht nur ein<br />
Übersetzungsfehler, sondern ein kolossaler philosophischer Fehlschlag,<br />
der die Philosophie Nagarjunas zu einem Aberglauben macht und zu einer<br />
zurückgebliebenen Schwärmerei, durch die wir das Vertrauen in den<br />
gesunden Menschenverstand, in jedes systematische philosophische<br />
Denken und in unsere sinnliche Wahrnehmung verlieren würden, wenn wir<br />
solch einer unhaltbaren und plumpen Verallgemeinerung Glauben<br />
schenken. Wir müssten jede moderne und traditionelle Philosophie<br />
aufgeben und zum mythologischen Denken der Frühzeit als Vorstufe zum<br />
rationalen Denken zurückkehren, um von dem Aberglauben an die<br />
Nichtexistenz der Dinge überzeugt zu sein.<br />
Das mythologische Denken in der Frühgeschichte der Menschheit<br />
lieferte eine vorstellbare Weltdeutung, die weder belegt noch begründet<br />
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