Christian Thomas Kohl.doc. pdf
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folgendermaßen verstanden: „Nicht aufgrund einer Leerheit sind die<br />
Wesen und Gegebenheiten leer, sondern sie sind leer, weil sie nicht sind“<br />
( Etienne Lamotte, Der Mahayana-Buddhismus, in: Heinz Becher &<br />
Richard Gombrich, Die Welt des Buddhismus, München 2002, S. 93).<br />
Dadurch wollen uns zwei einflussreiche Gelehrte und mit ihnen zahlreiche<br />
indologisch geschulte Sprachwissenschaftler überzeugen, in den<br />
philosophischen Arbeiten Nagarjunas ginge es um den Begriff des Nichts,<br />
um die Nichtexistenz und Unwirklichkeit der Dinge, sie würden im<br />
buchstäblichen Sinn Leere und Abwesenheit von Inhalt illustrieren.<br />
Gewiss, der Begriff ‚Sunyata‘ steht im Zentrum der Philosophie<br />
Nagarjunas, mit dem eng umgrenzten Geltungsbereich, sich von der<br />
Vorstellung von einem eigenen Sein oder von etwas Absolutem zu lösen.<br />
Dieser beschränkte Geltungsbereich wird durch das<br />
Interpretationsmuster von Schmithausen und Lamotte über die Maßen<br />
ausgedehnt. Nach ihrer Interpretation soll von Nagarjunas Philosophie<br />
nicht nur die Vorstellung von einem ideellen Sein, von einer ideellen<br />
Essenz der Dinge, sondern auch die ganze materielle Existenz der Dinge<br />
bestritten werden.<br />
„Die Neigung zu übertriebenen Behauptungen ist schon immer eines der<br />
Grundlaster der Wissenschaft gewesen, und so hat man denn zahlreichen,<br />
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