Creativ Marketing - Das Leben Geniessen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ERICH LIESSMANN<br />
wurde 1948 in Frankfurt-Sachsenhausen geboren. Nach dem Abitur fing er<br />
an, Musik zu studieren, um als Komponist und Texter für Schlager, später<br />
auch als Musikproduzent zu arbeiten. Erich Liessmann bekam zwei Echos –<br />
2014 als erfolgreichster Musikproduzent. Vor zehn Jahren nahm er Helene<br />
Fischer unter Vertrag und hat seitdem ihre Songs geschrieben, komponiert<br />
und produziert. Er lebt im Taunus und er ist seit 46 Jahren verheiratet. <strong>Das</strong><br />
Paar hat zwei Söhne und zwei Enkeltöchter.<br />
29<br />
Der Franzose war Danyel Gerard und das Lied „Butterfly, my Butterfly, jeder<br />
Tag mit dir war schön“ war die Vorlage für einen Nummer-1-Hit, für eine<br />
goldene Schallplatte und für eine neue Wohnzimmergarnitur. Der erste<br />
große Erfolg brachte die Wende. Johann Michel, Chef des Musikverlages<br />
„Melodie der Welt“ hat an mich geglaubt und mich gefördert. Er wollte<br />
mir jeden vorstellen, der in der Branche Rang und Namen hat und das hat<br />
er dann auch getan. Ich habe für sie komponiert und getextet und auch<br />
selbst produziert, im eigenen Tonstudio. In der „Schlagerfirma Liessmann“<br />
hat meine Frau von Anfang an mitgearbeitet, hatte die gesamte Büroarbeit<br />
unter sich und kümmerte sich um das Organisatorische. Es hat viele Vorteile,<br />
als Paar zusammenzuarbeiten, wir hatten ja immer das gleiche Thema. Und<br />
wenn wieder einmal ein Urlaub ausfallen musste, waren wir uns einig, dass<br />
es auch eine Wanderung am Tegernsee mit dem Familienhund tut. Nicht<br />
ganz das, was man sich unter einem Produzenten-Lifestyle vorstellt: Keine<br />
Palmen, keine Südsee. keine Skandale. Und so gut wie keine Auftritte auf<br />
dem roten Teppich.<br />
Mit Mitte Fünfzig wollten Sie aus dem Musikgeschäft aussteigen?<br />
Ja, ich wollte mir mehr Zeit nehmen, für mich, meine Familie, für<br />
Konzertbesuche und Wanderungen. Dann aber habe ich ein Demoband<br />
gehört, auf dem eine junge Frau „Power of Love“ sang. Die Frau war 20 und<br />
hieß Jelena Petrowna Fischer. Die wollte ich unbedingt vorher noch kennen<br />
lernen. Der Rest ist Geschichte. Ich wurde ihr Produzent, produzierte mit<br />
ihr acht Alben und wurde damit zu einem der Hauptdarsteller in einem der<br />
vielleicht letzten großen Schlagermärchen in Zeiten von Spotify und Online-<br />
Streams. Heute ist es schwer, noch richtige Aufbauarbeit mit Künstlern zu<br />
machen. Die Leute haben nur noch eine sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne,<br />
dazu kommt, dass es kaum noch Sendungen im Fernsehen gibt, in denen<br />
man Newcomer präsentieren kann.<br />
Ihre Frau sagte, Sie wollen jetzt etwas kürzer treten?<br />
Ja, ich habe meine Tätigkeit für Helene Fischer „eingeschränkt“. Ich werde<br />
nicht mehr alle Lieder schreiben und produzieren, Nicht, weil mir nichts<br />
mehr einfällt – selbst nach rund 2.000 Liedern habe ich immer noch<br />
tausend Ideen im Kopf. Meine beste Arbeitszeit ist der Vormittag, nach dem<br />
Frühstück. Dann sitze ich am Klavier und es fließt nur so. Inspirationen gibt<br />
mir das <strong>Leben</strong>, vor allem das eigene. Für meine Frau habe ich den Song<br />
„Du lässt mich sein, so wie ich bin“ geschrieben, mein Helene-Fischer-<br />
Lieblingslied. Aber ich möchte jetzt endlich mehr Zeit haben, für Urlaube, für<br />
das Wandern, für Wagner und Bach und fürs Kochen, eine meiner anderen<br />
Leidenschaften.<br />
Eine letzte Frage – gibt es eigentlich ein Patentrezept für DEN<br />
Erfolgsschlager?<br />
Na ja, der Text sollte nicht gerade problembeladen sein. Aber den<br />
„Deutschen Schlager“ insgesamt als banal zu bezeichnen und<br />
englischsprachige Musik anspruchsvoller finden? <strong>Das</strong> ist ein großer Irrtum.<br />
Es gibt wahnsinnig viele „schlichte“ englische Songs, die man nur deshalb<br />
toll findet, weil man sie nicht versteht oder auch gar nicht verstehen will,<br />
sondern bloß das Gesamtwerk am Ohr vorbeirauschen lässt.