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PolisVision - NH Projektstadt

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<strong>PolisVision</strong><br />

MAGAZIN FÜR STADTENTWICKLUNG, FLÄCHEN- UND IMMOBILIEN-MANAGEMENT<br />

Ausgabe 5<br />

Juni 2008<br />

5REGIONALENTWICKLUNG<br />

STÄDTEBAU BAUEN IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />

Interkommunaler<br />

Stadtumbau im<br />

Rheingau<br />

Der Bürger<br />

als Stadtplaner –<br />

dank 3D<br />

Gemeinsam für<br />

den Klimaschutz<br />

Projekte für<br />

„Gemeinschaftliches<br />

Wohnen & Leben“<br />

Kongress:<br />

nachhaltig.STADT.entwickeln


2 I<strong>NH</strong>ALT<br />

EDITORIAL/IMpRESSUM 4–5<br />

STÄDTEBAU 6–11<br />

Regionalentwicklung<br />

Mehr Power im Rheingau 6<br />

Neue Akzente am Main<br />

Interkommunaler Stadtumbau für Rüsselsheim,<br />

Raunheim und Kelsterbach 7<br />

3D macht´s möglich:<br />

Die Bevölkerung als Stadtplaner<br />

Ein hessisches Pilotprojekt der Bürgerbeteiligung 8–9<br />

EU-Förderung<br />

Lahn-Dill-Bergland wird zum „LEADER“ 10<br />

Kassel punktet mit erstem BID<br />

Die „Untere Königsstraße“ im Wandel 11<br />

pROjEKTENTWICKLUNG/BAU 12–17<br />

Wohnen für Behinderte:<br />

Aktiv am Leben teilhaben 12 –13<br />

Start frei für neue Projekte<br />

Stadtnah und urban wohnen in Oberursel,<br />

Wiesbaden und Frankfurt 14<br />

Zündende Ideen für ein ‚neues’ Rüsselsheim<br />

Erste Entwürfe für die Umgestaltung der Innenstadt 15<br />

„Europa” – mitten in Frankfurt<br />

Vier attraktive Wohngebäude bereichern<br />

das künftige Europaviertel 15<br />

Gemeinsam geht´s besser …<br />

… ob in Immenhausen, Frankfurt,<br />

Dreieich-Buchschlag oder Lahntal-Sterzhausen 16 –17<br />

10<br />

06<br />

16


24<br />

18<br />

27<br />

IMMOBILIENWIRTSCHAFT 18–19<br />

Kooperation für den Klimaschutz<br />

Aktueller Stand in Politik und Wohnungswirtschaft 18 –19<br />

AKTUELLES 20–25<br />

Quo vadis Frankfurt?<br />

Die „Unternehmerrunde“ des<br />

immobilienmanagers zu Gast 20<br />

Auf zu neuen Ufern …<br />

Geschäftsgebäude der Unternehmensgruppe 21<br />

Kongress nachhaltig. STADT. entwickeln<br />

Die Zukunft der Republik ist die Zukunft der Städte 22–24<br />

„Aktive Kernbereiche“<br />

Neues Förderprogramm für Stadtzentren 25<br />

ADS Gütesiegel 25<br />

Ernst May Preis 25<br />

Gutes kann noch besser werden 26<br />

Wenn der Handwerker nur ein Mal klingeln muss …<br />

… kann das an der elektronischen Handwerker-<br />

kopplung liegen 26<br />

SERVICE 27<br />

Hessentag 2008<br />

in Homberg (Efze) 27<br />

Buchbesprechung<br />

„Stadtpolitik“<br />

Von der „Heimstätte“ zur Wohnstadt 27<br />

3 I<strong>NH</strong>ALT


4 EDITORIAL<br />

Liebe Leserinnen!<br />

Liebe Leser!<br />

„In Gebäuden verbrauchen wir rund 40 Prozent<br />

unserer Energie“, konstatierte Bundesbauminister<br />

Wolfgang Tiefensee, als er Ende<br />

April die neue Energieeinsparverordnung<br />

und ihre wesentlichen Veränderungen vorstellte.<br />

Besonders Wohnungsunternehmen<br />

mit großen Beständen wie die Unternehmensgruppe<br />

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt<br />

müssen im Zuge ihrer anhaltenden Modernisierungsmaßnahmen<br />

und anstehender<br />

Neubau-Projekte zunehmend auf die Aspekte<br />

V. l. n. r.: Dirk Schumacher, Bernhard Spiller (Leitender<br />

Geschäftsführer), prof. Thomas Dilger, Ernst Hubert von Michaelis.<br />

Energie und CO²-Emissionen eingehen.<br />

Wie das Thema Ressourcen und Klimaschutz<br />

fundiert – und in Kooperation mit versierten<br />

Partnern aus der Wissenschaft – behandelt<br />

werden kann, veranschaulichen ein Artikel<br />

sowie Interviews auf den Seiten 18 und 19<br />

dieses Magazins.<br />

Ganz im Sinne der vielfältigen Kompetenzfelder<br />

unseres Hauses finden Sie auf den übrigen<br />

Seiten eine breite Palette an Berichten –<br />

IMpRESSUM<br />

Herausgeber<br />

Unternehmensgruppe<br />

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt<br />

Unternehmenskommunikation<br />

Schaumainkai 47<br />

60596 Frankfurt am Main<br />

Tel.: 069 6069-0<br />

Fax: 069 6069-300<br />

E-Mail: post@naheimst.de<br />

www.naheimst.de<br />


unter anderem: Regionalentwicklung im<br />

Rheingau, interkommunaler Stadtumbau<br />

in Raunheim, Rüsselsheim und Kelsterbach,<br />

soziale Stadt in Neu-Isenburg, BID<br />

in Kassel, Europaviertel Frankfurt, gemeinschaftliches<br />

Wohnen in Nordhessen und im<br />

Rhein-Main-Gebiet. Aktuelle Nachrichten,<br />

Ergebnisse interessanter Kongresse und Fachveranstaltungen<br />

sowie lesenswerte Buchempfehlungen<br />

hat die Redaktion ebenfalls für<br />

Sie aufbereitet.<br />

Redaktion<br />

hd...s agentur für presse- und<br />

öffentlichkeitsarbeit, Wiesbaden/Berlin<br />

Heike D. Schmitt, Petra von Schenck,<br />

Anja Theby-Brandt, Hedda Werner,<br />

Julia Kilian<br />

Unternehmenskommunikation<br />

Jens Duffner, Heiko Schimmelpfeng<br />

V. i.S. d.P. Jens Duffner<br />

Wir sagen Danke an alle, die mit ihren<br />

Themen diese Ausgabe des Magazins<br />

bereichert haben und wünschen unseren<br />

Lesern viel Spaß bei der Lektüre!<br />

Herzliche Grüße<br />

Geschäftsführung der<br />

Unternehmensgruppe<br />

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt<br />

Bernhard Spiller Prof. Thomas Dilger<br />

Ernst Hubert von Michaelis<br />

Layout und Gestaltung<br />

Liebchen+Liebchen<br />

Visuelle Unternehmenskommunikation GmbH,<br />

Frankfurt am Main<br />

Fotos<br />

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt<br />

High Image, Wiesbaden<br />

Dirk Schumacher<br />

Druck<br />

Druckhaus Becker<br />

Ober-Ramstadt<br />

5 IMpRESSUM


6 STÄDTEBAU<br />

Über den eigenen Kirchturm und<br />

Parteigrenzen hinweg will der<br />

Rheingau zusammenwachsen<br />

und im Verbund neue Potenziale<br />

erschließen. Sieben Rheingauer<br />

Kommunen wurden 2006 in das<br />

Förderprogramm „Stadtumbau<br />

in Hessen“ aufgenommen.<br />

Interkommunaler Stadtumbau:<br />

Mehr Power im Rheingau<br />

In einer öffentlichen Ausschrei-<br />

bung setzte sich die Unter -<br />

nehmensgruppe Nassauische<br />

Heimstätte/Wohnstadt 2007<br />

mit ihrer Marke <strong>NH</strong> ProjektStadt<br />

als Träger für den interkommu-<br />

nalen Stadtumbau im Rheingau<br />

durch. Das Ziel aller Beteiligten:<br />

Die Region zu stärken und<br />

damit im bundesweiten und<br />

europäischen Wettbewerb neu<br />

zu positionieren!<br />

Lorch, Rüdesheim, Geisenheim, Oestrich-<br />

Winkel, Kiedrich, Eltville und Walluf haben<br />

in den nächsten Jahren gemeinsam viel<br />

vor: Sie sollen ein neues Gesicht erhalten!<br />

In Zusammenarbeit mit der Wiesbadener<br />

Planergruppe HTWW und unter aktiver<br />

Beteiligung der Kommunen entwickelt und<br />

gestaltet die <strong>NH</strong> ProjektStadt die Region<br />

Rheingau städtebaulich neu. Mit dieser<br />

Aufgabe avanciert sie in der Summe zum<br />

größten Dienstleister innerhalb des Städtebauförderprogramms<br />

in Hessen.<br />

Das Programm „Stadtumbau in Hessen“<br />

ist die Antwort auf den demographischen<br />

und wirtschaftlichen Wandel. Es fördert<br />

interkommunale Kooperationen, von denen<br />

der Rheingau mit sieben Kommunen die<br />

zweitgrößte in Hessen bildet. Das Land geht<br />

davon aus, dass die Umsetzung der Projekte<br />

in Zukunft vermehrt durch einen Verbund<br />

der öffentlichen Hände mit der Privatwirtschaft<br />

erfolgt. Mit dem Stadtumbau soll eine<br />

C Mit im programm: Revitalisierung von Brachflächen<br />

entsprechende Anschubfinanzierung<br />

ge leistet werden. Mit zunehmender Reife<br />

des Projekts wird von einer steigenden<br />

Förderung ausgegangen. Der „Fahrplan“<br />

sieht zwei Abschnitte vor: Die Erarbeitung<br />

des Städtebaulichen Entwicklungskonzepts<br />

(SEK). Als „Eintrittskarte“ liefert es die konzeptionelle<br />

Grundlage und grenzt einzelne<br />

Stadtumbaugebiete ab. Und: Die Durchführung<br />

und Förderung von Maßnahmen<br />

in diesen Gebieten – wie bspw. Ordnungs-<br />

(Rückbau, Erschließung, Bodenordnung<br />

u. ä.) und Baumaßnahmen.<br />

Die Areale in den sieben Kommunen stehen<br />

bereits fest. Vorrang haben jene Projekte,<br />

die für den Rheingau als zusammengehörige<br />

Region von übergeordneter Bedeutung sind.<br />

Wirtschaftlich schwächere Kommunen werden<br />

nicht automatisch bevorzugt. Vielmehr<br />

gilt es, dem Verlust von Arbeitsplätzen und<br />

der damit einhergehenden Abwanderung<br />

der Bevölkerung in der Gesamtheit aktiv<br />

zu begegnen.<br />

Die Schwerpunkte der Stadtumbaugebiete<br />

der sieben Kommunen liegen in der Revitalisierung<br />

von Gewerbebrachen sowie der<br />

Aufwertung und Stärkung innerörtlicher<br />

Gebiete. Einzelhandel und Tourismus spielen<br />

eine ganz besondere Rolle.<br />

B Der Rheingau wächst zusammen


Neue Akzente<br />

am Main<br />

Rüsselsheim, Raunheim und Kelsterbach starten mit ihrem interkommunalen Stadtumbau in eine<br />

vielversprechende Zukunft. Schon 2006 wurden sie als Arbeitsgemeinschaft in das Städtebauförderungs-<br />

programm „Stadtumbau in Hessen” aufgenommen. Die <strong>NH</strong> ProjektStadt, Marke der Unternehmensgruppe<br />

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt, erarbeitet seit November 2007 ein interkommunales Stadtum bau-<br />

konzept für alle drei Städte, zwei kommunale Integrierte Stadtumbaukonzepte für Raunheim und<br />

Kelsterbach sowie Ergänzungen zum Kommunalen Konzept Rüsselsheim 2020. Außerdem wurde das<br />

Unternehmen mit dem Stadtumbau-Management beauftragt.<br />

Der geplante interkommunale Stadtumbau<br />

soll die drei Kommunen für Wirtschaft und<br />

Bevölkerung attraktiver gestalten und als<br />

Standort stärken. Gemarkungsübergreifend<br />

sollen Probleme des wirtschaftlichen, demographischen<br />

und gesellschaftlichen Strukturwandels<br />

gelöst werden. Die Themenvielfalt<br />

fordert das gesamte Leistungsspektrum<br />

moderner Stadtentwicklung: Wirtschaftsförderung,<br />

Stadtplanung, aktive Integration<br />

von Personen mit Migrationshintergrund.<br />

Ökologie und Soziales haben hierbei den<br />

gleichen Stellenwert. Die drei Kommunen<br />

profitieren besonders von der fachübergreifenden<br />

Querschnittskompetenz der <strong>NH</strong><br />

ProjektStadt. Eine achtköpfige Arbeitsgruppe<br />

aus Architekten, Stadt- und Raumplanern,<br />

Immobilien-Fachwirten, Verwaltungsfachleuten<br />

und Öffentlichkeitsarbeitern wird<br />

das Projekt unter der Leitung von Marion<br />

Schmitz-Stadtfeld, Fachbereichsleiterin Integrierte<br />

Stadt- und Gewerbeflächenentwicklung,<br />

entwickeln und managen.<br />

Die Ermittlung der Grundlagen und die<br />

Analyse der Teilbereiche sind bereits abgeschlossen.<br />

Zudem erfolgte an allen drei<br />

Standorten eine lösungsorientierte Beteiligung<br />

von Experten aus Politik, Verwaltung,<br />

Wirtschaft und Gesellschaft in Form von<br />

Themen-Workshops. Auch die Bürger werden<br />

umfassend eingebunden. Ein vorläufiger<br />

Konzeptentwurf wird im Frühjahr dieses<br />

Jahres zur Verabschiedung vorgelegt. Seine<br />

Bestandteile: verschiedene Szenarien, die<br />

Definition von interkommunalen und<br />

kommunalen Leitbildern sowie die Festlegung<br />

von Stadtumbaugebieten und ausgewählten<br />

Initial-Projekten. Die fertigen<br />

Konzepte mit allen Maßnahmen werden<br />

im Herbst 2008 auf politischer Ebene zur<br />

Verabschiedung präsentiert.<br />

Interkommunaler Stadtumbau schlägt<br />

nicht nur sinnbildlich Brücken<br />

Die drei Städte am Main haben ihre Gemeinsamkeiten<br />

erkannt. Dazu zählen die Lage am<br />

Fluss, die innerörtliche Zerschneidung durch<br />

die Bahnlinie, die Zusammensetzung der<br />

Be völkerungsstruktur. Erschwerend kommen<br />

städtebauliche Auswirkungen des industriellen<br />

Umbruchs hinzu – beste Beispiele: Opel,<br />

Caltex, Enka. Diese Indus triebrachen müssen<br />

im Rahmen der Gewerbe-Entwicklung einer<br />

neuen Nutzung zugeführt werden. Die Voraussetzungen<br />

für eine Kooperation sind gut:<br />

Die Kommunen zeichnen sich aus durch<br />

einen klaren politischen Willen zur freiwilligen<br />

Zusammenarbeit, dem fairen Interessenausgleich<br />

und einer soliden Vertrauensbasis.<br />

Besondere Bedeutung für den interkommunalen<br />

Stadtumbau hat der Main als verbindendes<br />

Sinnbild. Daher soll – als image-<br />

C unattraktive Verbindung Main Raunheim<br />

orientiertes Initial-Projekt – das Flussufer als<br />

städtischer Erlebnisraum mit hoher Lebensqualität<br />

und Freizeitwert besser angebunden<br />

werden. Hier spielt der Lücken schluss des<br />

Mainufer-Radwegs, der bis nach Bayern<br />

führt, eine herausragende Rolle. Mehrere<br />

Brücken – u. a. am Raunheimer Ölhafen –<br />

werden die Verbindung entlang des Stroms<br />

sicherstellen.<br />

Weitere Schwerpunkte, die der interkommunale<br />

Stadtumbau im Visier hat, sind<br />

(Wieder-)Belebung und Stärkung der<br />

Innenstädte, der Umgang mit dem chancenreichen<br />

Thema Flughafennähe sowie<br />

die Entwicklung der zentrumsnahen<br />

Wohnbereiche.<br />

7 STÄDTEBAU


8 STÄDTEBAU<br />

3D macht’s möglich:<br />

Der Bürger als Stadtplaner<br />

Stadtplanung lebt durch das Engagement der Bürger. Wie aber gelingt es den Kommunen, eine möglichst<br />

breite Bevölkerungsschicht zur Mitarbeit zu motivieren? Die Stadt Neu-Isenburg startete mit Hilfe der<br />

<strong>NH</strong> ProjektStadt eine ungewöhnliche Maßnahme ganz im Trend der Zeit: Die Bürger sollen sich in Zukunft<br />

über das Internet vom heimischen Schreibtisch oder von öffentlichen Stationen aus an den Planungen in<br />

ihrem Viertel beteiligen können. Mit Hilfe eines 3-D-Stadtmodells können sie zu jeder Tages- und Nachtzeit<br />

„mitreden“ und sich einbringen. Ein hessisches Pilot-Projekt, das die Bürgerbetei ligung im Rahmen von<br />

Stadtentwicklungsprogrammen geradezu revolutioniert und wichtige Zielgruppen – wie zum Beispiel<br />

Jugendliche – stärker einbezieht.<br />

Mit der bisherigen Form der Bürgerbeteiligung<br />

– zeitaufwendige Workshops mit<br />

Karteikarten und Klebepunkten oder öffentliche<br />

Foren – konnte das Ziel einer regen<br />

Mitarbeit der Bürger oftmals nicht mehr<br />

effektiv erreicht werden. In Stadtentwicklungsprojekten<br />

werden die unterschiedlichsten<br />

Zielgruppen in der Bevölkerung angesprochen:<br />

Senioren, Kinder und Jugendliche,<br />

Menschen mit unterschiedlicher Herkunft,<br />

Berufstätige, Arbeitslose und viele mehr. Das<br />

funktioniert über die unterschiedlichen Methoden<br />

der Bürgerbeteiligung mal mehr, mal<br />

weniger gut. Jugendliche und Familien mit<br />

Migrationshintergrund sind jedoch erfahrungsgemäß<br />

nur sehr schwer für Bürgerbeteiligungsveranstaltungen<br />

zu gewinnen, weil<br />

sie sich oft nicht angesprochen fühlen.<br />

Ein Stadtteil mit Besonderheiten<br />

Im Stadtteil Westend leben etwa 3.000<br />

Menschen – davon fast ein Viertel mit Migrationshintergrund.<br />

In den rund 1.900 Wohnungen<br />

wohnen deutlich weniger Personen<br />

über 65 Jahre als in vergleichbaren anderen<br />

Stadtgebieten. Zahlreiche kinderreiche Familien<br />

und ein höherer Anteil an Bewohnern<br />

unter 30 Jahren prägen das Quartier. Treffpunkt<br />

für die Bewohner ist das ehemalige<br />

Lukaszentrum an der Kurt-Schumacher-<br />

Straße. Zum vielfältigen Angebot gehören<br />

unter anderem ein offener Kinder- und Jugendtreff,<br />

ein ehrenamtlich betriebenes Café,<br />

Hausaufgabenhilfe, Beratungsleistungen der<br />

Arbeiterwohlfahrt, haushaltsnahe Dienstleistungen,<br />

Treffen der anonymen Alkoholiker,<br />

ein Frauen-Gymnastikkurs und viele mehr.<br />

C Soziales projekt: Lukaszentrum mit Sitz des Quartierbüros C Ein wichtiger Bestandteil der Stadtplanung: das Bahnhofsareal<br />

Seit 1. Oktober 2007 ist dort auch das Quartiersmanagement<br />

der Unternehmensgruppe<br />

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt untergebracht.<br />

Ihr Stadtteilbüro soll primär Anlaufpunkt<br />

für Fragen und Anregungen sein, aber<br />

auch ein Versammlungsort für Bewohnergruppen,<br />

Vereine und Bürgerinitiativen.<br />

Stadtplanung in einer neuen<br />

Dimension: 3D<br />

Zu Beginn des Jahres 2005 wurde das<br />

Stadtquartier West für zehn Jahre in das<br />

Bund-Länder-Förderprogramm „Stadtteile<br />

mit besonderem Entwicklungsbedarf – die<br />

Soziale Stadt“ aufgenommen. Mit Hilfe von<br />

Fördermitteln sollen in den nächsten Jahren<br />

zahlreiche städtebauliche investive und soziale<br />

Projekte umgesetzt werden, so z. B. die


Foto: photoDisc<br />

C Der pC macht Stadtplanung auch für jugendliche attraktiv<br />

Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes mit<br />

dem vorgelagerten Waldstück, die Sanierung<br />

einer Kindertagesstätte, die Umgestaltung<br />

von Freiflächen, die Einrichtung von Concierge-Räumen<br />

in einem Hochhaus und vieles<br />

mehr. Bisher hat die Stadt Neu-Isenburg<br />

Fördermittel in Höhe von rd. 1,5 Millionen<br />

Euro erhalten.<br />

Im Auftrag der Stadt Neu-Isenburg erarbeitete<br />

die Unternehmensgruppe Nassauische<br />

Heimstätte/Wohnstadt mit ihrer Marke <strong>NH</strong><br />

ProjektStadt im Jahr 2005/2006 ein Integriertes<br />

Handlungskonzept, das in den nächsten<br />

Jahren schrittweise umgesetzt werden<br />

soll. Ebenso übernahm sie im Oktober 2007<br />

das Projekt- und Quartiersmanagement. Das<br />

erklärte Ziel der Stadt und des Quartiers-<br />

C Treffpunkt im Quartier<br />

managements: Möglichst viele Bürger sollen<br />

sich am Wandel ihres Wohngebiets beteiligen.<br />

Dazu entwickelt die <strong>NH</strong> ProjektStadt in<br />

Zusammenarbeit mit einem externen Partner<br />

derzeit eine computer-gestützte Bürgerbeteiligungsmethode,<br />

die via Internet anwendbar<br />

sein soll. So wurde bereits ein 3-D-Stadtteilmodell<br />

vom Stadtquartier West virtuell<br />

gebaut und in 3-D-Echtzeit überführt. Wer<br />

möchte, kann bereits selbst im Stadtteilmodell<br />

navigieren und virtuell durch das<br />

Quartier laufen. Schon in diesem Stadium<br />

wurden die jungen Bewohner des Viertels auf<br />

kreative Weise mit einbezogen: Im Rahmen<br />

einer Zusammenarbeit mit dem städtischen<br />

Infocafé halfen Jugendliche beim Programmieren<br />

der insgesamt 280 Baukörper.<br />

Neue Dimensionen der Beteiligung<br />

So wird Stadtplanung für alle Beteiligten<br />

spannend: Die Nutzer können das Viertel am<br />

Computer virtuell „begehen“ und nach ihren<br />

Wünschen verändern. Dazu stehen ihnen<br />

programmierbare Gestaltungsmöglichkeiten<br />

zur Verfügung. Sie können entscheiden, wo<br />

zusätzliche Büsche und Bäume angepflanzt,<br />

eine Tischtennisplatte aufgestellt oder eine<br />

Straßenlaterne installiert werden sollte. Auch<br />

„Stadtmobiliar“ wie Bäume, Bänke, Spielgeräte<br />

lassen sich in die Landschaft einfügen.<br />

Darüber hinaus können öffentliche Gebäude,<br />

wie das Stadtteilzentrum, betreten werden.<br />

Komplexe städtebauliche Umgestaltungen<br />

– wie zum Beispiel des Bahnhofsvorplatzes<br />

oder einer Parkanlage – werden so erfahrbar.<br />

Die fertige Planung wird abgespeichert und<br />

fließt direkt in eine Statistik ein. Dadurch<br />

können am Ende eines Beteiligungszeitraums<br />

sowohl die Gestaltungswünsche als auch deren<br />

Häufigkeit effektiv ausgewertet werden.<br />

Wer keinen eigenen Computer besitzt, kann<br />

seine Gestaltungsvorschläge im Stadtteilbüro<br />

der <strong>NH</strong> ProjektStadt in einen PC eingeben.<br />

Die in Hessen erstmals eingesetzte Methode<br />

bietet großes Potential: Sie kann nicht nur<br />

die Bürger- und Politikbeteiligung in der<br />

Sozialen Stadt sondern auch bei vergleichbaren<br />

Stadtentwicklungsprogrammen revolutionieren.<br />

Darüber hinaus ermöglicht sie eine<br />

zeitgleiche Erfolgskontrolle und Evaluation<br />

der Projekte.<br />

9 STÄDTEBAU


10 STÄDTEBAU<br />

Lahn-Dill-Bergland<br />

wird zum „LEADER“<br />

Die <strong>NH</strong> ProjektStadt hat die Fortschreibung des Regionalent-<br />

wicklungskonzeptes Lahn-Dill-Bergland sowie das regionale<br />

Entwicklungskonzept Herrenwald erfolgreich erarbeitet. Beide<br />

Projekte wurden in die neue EU-Förderperiode ELER aufgenommen,<br />

die Region Lahn-Dill-Bergland sogar als LEADER-Fördergebiet<br />

ausgezeichnet. Damit liegt ein eindrucksvolles Konzept vor, das<br />

ein solides Fundament für die Zukunftsfähigkeit der gesamten<br />

Region darstellt.<br />

Seit Frühjahr 2007 ist die <strong>NH</strong> ProjektStadt<br />

im regionalen Entwicklungskonzept Lahn-<br />

Dill-Bergland verantwortlich tätig. Das Interesse<br />

an LEADER (Liaison entre actions de<br />

développement de l’économie rurale), einer<br />

Förderstrategie der Europäischen Union für<br />

den ländlichen Raum, hat in Hessen deutlich<br />

zugenommen. So ist Lahn-Dill-Bergland eine<br />

von insgesamt 20 Regionen, die ein regionales<br />

Entwicklungskonzept erarbeitet haben<br />

und als LEADER-Förderregion in der neuen<br />

EU-Förderperiode ELER von 2007 bis 2013<br />

anerkannt sind. Die vorrangigen Ziele: Verbesserung<br />

der Umwelt und der Landschaft,<br />

Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von<br />

Land- und Forstwirtschaft sowie Steigerung<br />

der Lebensqualität im ländlichen Raum und<br />

Diversifizierung der Wirtschaft.<br />

Lahn-Dill-Bergland und Herrenwald<br />

auf Entwicklungskurs<br />

Acht Kommunen des Landkreises Marburg<br />

Biedenkopf (Angelburg, Bad Endbach,<br />

Biedenkopf, Breidenbach, Dautphetal, Gladenbach,<br />

Lohra, Steffenberg) und elf Kommunen<br />

des Lahn-Dill-Kreises (Bischoffen,<br />

Dietzhölztal, Dillenburg, Ehringshausen,<br />

Eschenburg, Haiger, Herborn, Hohenahr,<br />

Mittenaar, Siegbach, Sinn) bilden Kreisgren-<br />

Wanderung Endbacher platte Schlittschuhfahren Breidenstein<br />

zen übergreifend die Region Lahn-Dill-Bergland.<br />

Traditionell verfügt das Gebiet über<br />

enge Verflechtungen und versteht sich auch<br />

als naturnahe Tourismusregion. Vor diesem<br />

Hintergrund setzen alle Beteiligten insbesondere<br />

auf den Naturpark, die bestehende<br />

Infrastruktur sowie den Ausbau und die<br />

Erweiterung der zertifizierten Wanderwege.<br />

Darüber hinaus soll in Verbindung mit dem<br />

geplanten Geopark Westerwald-Lahn-Taunus<br />

eine Vielzahl von neuen Projekten entstehen.<br />

Weiterer Schwerpunkt ist die Förderung<br />

eines breiten Umweltbewusstseins. Neben<br />

den bisherigen Themen Landwirtschaft und<br />

Tourismus rückt das Lahn-Dill-Bergland so<br />

auch als nachhaltige Wirtschafts-, Energie-<br />

und Kulturregion in den Fokus.<br />

Fotos: Verein Lahn-Dill-Bergland,<br />

Martina Westermann<br />

Herrenwald ist ein kleineres Areal und konnte<br />

bisher auf keine Vorarbeit in der Regionalentwicklung<br />

zurückgreifen. Von daher ist gerade<br />

für diesen Landstrich das Konzept sowie<br />

des sen Aufnahme in das ELER Programm<br />

besonders zu begrüßen. Als natürliches Bindeglied<br />

der beiden Gemeinden Neustadt und<br />

Stadtallendorf stand Herrenwald mit seinem<br />

Namen Pate für das neue Projekt. Damit<br />

wird eines der ehrgeizigen Ziele des erarbeiteten<br />

Konzeptes unterstrichen: das Hervorheben<br />

der eigenen regionalen Identität.<br />

Regionalentwicklung setzt<br />

auf Vernetzung<br />

Potenziale und Chancen für die Regionalentwicklung<br />

sieht Klaus Schotte als verantwortlicher<br />

Projektleiter der <strong>NH</strong> ProjektStadt vor<br />

allem in der Vernetzung unterschiedlicher<br />

Bereiche wie Tourismus, Landwirtschaft,<br />

Wirtschaft, Ausbildung und Energieerzeugung.<br />

Positive Auswirkungen sind ferner durch die<br />

Verknüpfung mit dem Programm „Stadtumbau<br />

in Hessen“ zu erwarten, bei der die Kommunen<br />

im Landkreis Marburg-Biedenkopf<br />

partizipieren. “Durch die enge Verflechtung<br />

und Bündelung der Ressourcen können wertvolle<br />

Synergieeffekte ausgeschöpft werden”,<br />

so Schotte. Besondere Bedeutung komme<br />

dabei der weiteren Verzahnung der jeweiligen<br />

Management-Strukturen zu. Diese soll Garant<br />

sein für die erfolgreiche Umsetzung, Kommunikation<br />

und Vernetzung aller Interessen.<br />

B Workshop mit Regionalmanager<br />

Ernst-Ludwig<br />

Wagner


Kassel punktet mit erstem<br />

Leerstehende Ladengeschäfte, weniger Passanten,<br />

geringerer Umsatz, Billiganbieter – ein bekanntes<br />

Szenario. Ausgewiesen als Business Improvement<br />

District (BID) wird die „Untere Königsstraße“ neue<br />

Akzente in der Stadtentwicklung des nordhessi-<br />

schen Zentrums setzen. Im Moderationsprozess<br />

zwischen privaten Grundstückseigentümern und<br />

den Interessen aus Politik und Verwaltung ist die<br />

<strong>NH</strong> ProjektStadt als erfahrener Partner und Vermitt-<br />

ler gefragt. Im Umsetzungszeitraum ab 2008 wird<br />

sie als Aufgabenträger fungieren. Eine Full Service-<br />

Aufgabe rund um dieses innovative Projekt, das der<br />

Innenstadt wieder mehr Funktionen zuordnet und<br />

neues Leben einhauchen soll.<br />

Im Herzen Kassels gelegen und somit in ausgezeichneter innerstädtischer<br />

Lage, ist die „Untere Königsstraße“ dennoch mit besonderen<br />

Herausforderungen konfrontiert. Die Eigentümerinnen und Eigentümer<br />

nutzen daher die Ausweisung der Einkaufsstraße als Business<br />

Improvement District als einmalige Chance, dieses Quartier durch<br />

Privatinitiative nachhaltig aufzuwerten. Grundlage der mittlerweile<br />

vier laufenden BIDs in Hessen* ist das INGE-Gesetz zur Stärkung<br />

von innerstädtischen Geschäftsquartieren, das am 1. Januar 2006 in<br />

Kraft trat. In der nordhessischen Stadt arbeiten – gemäß dieses Gesetzes<br />

– private Immobilien-Eigentümer und Geschäftsanlieger Hand<br />

in Hand mit der Kommune und dem Büro Heinze und Partner. Als<br />

verantwortlicher Aufgabenträger bündelt die <strong>NH</strong> ProjektStadt vor<br />

Ort die zum Teil recht unterschiedlichen Interessen seitens der Eigentümer,<br />

Gewerbetreibenden, Auftragnehmer, Investoren, städtischer<br />

Betriebe, der IHK und des Einzelhandelsverbandes. Diese vielfältigen<br />

Interessen wurden in einem priorisierten Maßnahmenkatalog für den<br />

gesamten Innovationsbereich bereits zusammengefasst und vorgelegt.<br />

C BID in Kassel: Zukünftig mehr Leben in der Fußgängerzone<br />

C Verschönerung in Aussicht: Kassel City<br />

BID<br />

Übergeordnetes Ziel: Die Zukunftssicherung für Eigentümer und<br />

Geschäftsanlieger. Damit einher geht die Stärkung der innerstädtischen<br />

Lagen mit Schwerpunkt auf gewachsene Einzelhandels- und<br />

Dienstleistungszentren. Parallel sollen die Konkurrenz-Fähigkeit gewahrt,<br />

die Attraktivität der Standorte für Gewerbeanlieger verbessert<br />

und langfristig Immobilienwerte gesichert und gesteigert werden.<br />

Das Besondere an allen Business Improvement Districts ist das hohe<br />

Eigen-Engagement der privaten Immobilien-Eigentümer. Sie haben<br />

mit ihrer Initiative die Möglichkeit, neue Anstöße für die Zukunft<br />

und die Aufwertung ihres Quartiers zu realisieren. Impulse, die über<br />

das hinausgehen, was ihre Stadt momentan zu leisten imstande ist.<br />

Die Eigentümer haben die Zukunft ihres Quartiers in der Hand<br />

Die Ausweisung eines Quartiers als BID bestimmen die Immobilien-<br />

Eigentümer durch Mehrheitsbeschluss selbst. Danach schreibt das<br />

BID-Gesetz eine verbindliche finanzielle Abgabe der Beteiligten vor.<br />

Sie werden vom Aufgabenträger für aufwertende Projekte eingesetzt,<br />

die im Interesse aller Anlieger sind. Dazu gehören gestalterische Maßnahmen<br />

im öffentlichen Raum, Werbeaktivitäten, aber auch kurzfristig<br />

initiierte Verschönerungsaktionen. Das Herausragende ist: Ob<br />

eine Abgabe erhoben wird und wozu die Gelder verwendet werden,<br />

entscheiden die Eigentümer durch ihr Votum selbst! Die Projektkosten<br />

werden per Bescheid auf alle Eigentümer umgelegt, die schließlich<br />

von den wertsteigernden Maßnahmen unmittelbar profitieren. Bemessungsgrundlage<br />

ist der Einheitswert der jeweiligen Immobilien.<br />

Vorgesehen ist allerdings, dass sich auch Gewerbemieter an den BID-<br />

Kosten beteiligen, da sie gleichfalls aus einem aufgewerteten Umfeld<br />

mit höherer Attraktivität für potentielle Käufer ihren Nutzen ziehen.<br />

* Quelle: DIHK/Stand: 4. April 2008<br />

11 STÄDTEBAU


12 pROjEKTENTWICKLUNG/BAU<br />

Aktiv<br />

am<br />

Leben teilhaben<br />

Es gibt kaum ein stärkeres Sinnbild für ein selbstbestimmtes Leben als die „eigenen vier Wände“.<br />

Unsere Wohnung gibt uns einen festen Bezugspunkt, Schutz, Geborgenheit, Intimität. Sie ist Ausdruck<br />

unserer Persönlichkeit. Das gilt besonders auch für Menschen mit Behinderungen. Für sie bedeutet<br />

das eigene Wohnumfeld ein Stück Normalität und die Freiheit, trotz ihres Handicaps aktiv am Leben<br />

teil zu haben. Auf dem Grundstück der Alten Mühle in Bergen-Enkheim geht dieser Wunsch bald auch<br />

für Schwerstmehrfachbehinderte in Erfüllung.<br />

Inmitten des alten Ortskerns von Enkheim<br />

projektiert und errichtet die Unternehmensgruppe<br />

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt<br />

im Auftrag der Frankfurter Lebenshilfe e. V.<br />

ein neues Wohnheim für behinderte Menschen.<br />

Damit wird ein lang gehegtes Anliegen<br />

der inzwischen verstorbenen Lebenshilfe-Gründerin<br />

Christine Heuser endlich<br />

Wirklichkeit. Bereits vor acht Jahren hatte<br />

der Verein das 3.800 Quadratmeter große<br />

Grundstück samt einer 300 Jahre alten Müh-<br />

perfekte Symbiose von alter<br />

Bausubstanz und Neubauten D<br />

le am Berger Hang erworben. Seither wird<br />

das historische Gebäude als Behinderten-<br />

Wohnheim genutzt. Um auch schwerstbehinderten<br />

Menschen ein geborgenes Umfeld<br />

zu ermöglichen, in dem nicht nur auf ihre<br />

Defizite sondern vor allem auf ihre Fähigkeiten<br />

geschaut wird, wünschte sich die Lebenshilfe<br />

mehr Wohnplätze auf dem großzügigen,<br />

grünen Areal. Ebenso sollte es für behinderte<br />

Senioren eine Möglichkeit zum Austausch<br />

und regelmäßige Treffen geben.<br />

Anspruchsvolle Aufgabe:<br />

Alt und Neu harmonisch verbinden<br />

Eine spannende bauliche Herausforderung,<br />

für die die Nassauische Heimstätte im April<br />

2004 die Projektleitung übernahm. Denn:<br />

Es galt nicht nur die Alte Mühle innen komplett<br />

umzugestalten. Auch für den ergänzenden<br />

Neubau musste ein architektonisches<br />

wie funktionales Konzept entwickelt werden,<br />

das sich harmonisch in das bestehende historische<br />

Ambiente mit Denkmalschutzauf


C Hanglage gut gelöst<br />

lagen einfügt. Wichtig war den Initiatoren<br />

eine großzügige, offene Bauweise, die den<br />

Bewohnern des neuen Hauses optimale Bewegungsfreiheit<br />

in ihren Wohngruppen gewährt.<br />

Gleichzeitig gelang es durch intensive<br />

Abstimmungen, u. a. mit dem Vorbeugenden<br />

Brandschutz Frankfurt, hohe Sicherheitsstandards<br />

einzubeziehen. Eine echte Steilvorlage<br />

– im wahrsten Sinne des Wortes – war<br />

für die Planer nicht zuletzt das abschüssige<br />

Hanggrundstück …<br />

Viel platz für 23 neue Bewohner,<br />

Tagesgäste und Senioren<br />

Seit dem ersten Spatenstich am 24. Oktober<br />

2007 wird auf der Baustelle „Alt Enkheim 9“<br />

kräftig Hand angelegt: In gebührendem Abstand<br />

zur Mühle wächst derzeit der Rohbau<br />

für ein modernes Gebäudeensemble. Dieses<br />

schmiegt sich in sanft abfallenden Terrassen<br />

über drei jeweils zweistöckige Wohnebenen<br />

locker an das Hanggrundstück an. Die Arbeiten<br />

sind weit fortgeschritten, so dass das<br />

Fachwerk und moderne Architektur A<br />

Los geht´s! Spatenstich am 24. Oktober 2007 D<br />

„Nicht behindert zu sein ist wahrlich kein Verdienst, sondern ein<br />

Geschenk, das jedem von uns jederzeit genommen werden kann.<br />

Lassen Sie uns die Behinderten und ihre Angehörigen auf ganz<br />

natürliche Weise in unser Leben einbeziehen. Wir wollen ihnen<br />

die Gewissheit geben, dass wir zusammengehören.“<br />

Richard von Weizsäcker, politiker und sechster deutscher Bundespräsident<br />

Richtfest bald stattfinden kann. Im Frühjahr<br />

2009 können dann 23 Bewohner ihr neues<br />

Zuhause beziehen, darunter sind auch drei<br />

Kurzzeitplätze. Alle Wohnungen sind in<br />

sich abgeschlossen. Sie verfügen über einen<br />

eigenen Sanitärbereich, eine Aufwärmküche<br />

sowie einen großzügig gestalteten Wohn-<br />

und Essbereich mit Terrasse. In der unteren<br />

Ebene entsteht eine Tagesstätte für zehn<br />

Personen aus dem Wohnverbund wie auch<br />

der näheren Umgebung, die aufgrund der<br />

Schwere ihrer Behinderung nicht an externen<br />

Angeboten teilnehmen können.<br />

Auch im bestehenden Mühlengebäude wird<br />

Vieles neu: Das Erdgeschoss bietet nach der<br />

Umgestaltung älteren Menschen mit Handicap<br />

eine lebendige Begegnungsstätte. Auf der<br />

1. Etage sind drei Plätze für Betreutes Wohnen<br />

vorgesehen und unter dem Dach belegt<br />

die „Wohnschule“ zwei Appartements – ein<br />

Projekt, das Senioren auf das Betreute Wohnen<br />

vorbereitet.<br />

Volle Unterstützung für den Verein<br />

Nach Fertigstellung verfügt die Frankfurter<br />

Lebenshilfe über insgesamt 1.250 Quadratmeter<br />

Nutzfläche in Bergen-Enkheim.<br />

Die Investitionskosten für das Bauvorhaben<br />

betragen 3,5 Millionen Euro. Breite Unterstützung<br />

findet das Projekt nicht nur durch<br />

die Stadt Frankfurt. Zu den finanziellen<br />

Förderern zählen u. a. auch der Landeswohlfahrtsverband<br />

Hessen (LWV), der Ortsbeirat<br />

16 in Bergen-Enkheim sowie die Leberecht-<br />

Stiftung der Frankfurter Neuen Presse. Für<br />

die künftige Anschaffung von Geschirr hatte<br />

auch die Nassauische Heimstätte eine kleine<br />

Überraschung parat: Aus dem Verkauf ausrangierter<br />

Firmenhandys überreichte Geschäftsführer<br />

Dirk Schumacher anlässlich des<br />

Spatenstichs symbolisch einen Scheck über<br />

1.000 Euro an den Vereinsvorsitzenden der<br />

Lebenshilfe Frank Mußmann.<br />

13 pROjEKTENTWICKLUNG/BAU


14 pROjEKTENTWICKLUNG/BAU<br />

Start frei<br />

Oberursel: Select Living<br />

Extravagantes Wohnen in exquisiter Lage am Rande des Taunus: Bei diesem projekt arbeiten<br />

zwei Bauträger Hand in Hand – das Gemeinnützige Siedlungswerk GmbH Frankfurt/<br />

Main (GSW) und die <strong>NH</strong> projektStadt. An der ‚hohe Mark’ in direkter Waldlage, entstehen<br />

Villen, Doppel- und Gruppenhäuser<br />

sowie Eigentumswohnungen mit zum<br />

Teil beachtlicher Wohnfläche (von 147<br />

bis 196 Quadratmetern). Geheizt wird<br />

energieeffizient mit Erdwärme. Am 10.<br />

September 2007 fand der erste Spatenstich<br />

statt.<br />

Wiesbaden: Künstlerviertel<br />

für neue Projekte<br />

Stadtnahes und urbanes Wohnen kennzeichnen die neuen Engagements der Unterneh-<br />

mensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt in Frankfurt, Wiesbaden und Oberursel.<br />

Moderne Architektur mit viel Grün und Freizeit-Zonen prägt die individuellen Bauvorhaben.<br />

Frankfurt: Goetheblick<br />

Zentrumsnahes Wohnen in der Landeshauptstadt: Auf 28.600<br />

Quadratmetern entstehen bis 2010 in drei Bauabschnitten<br />

91 außergewöhnliche Häuser und 134 Wohnungen. Das<br />

„ESWE-Mobilität plus“-paket als Bonus für alle Hauskäufer<br />

und vielfältige Kunstaktionen verleihen dem projekt eine<br />

besondere Attraktivität. Erster Spatenstich war am 25.<br />

September 2007.<br />

Schon Dichterfürst johann Wolfgang von Goethe begeisterte sich für die Aussicht: Auf dem<br />

Sachsenhäuser Berg plant die Unternehmensgruppe mit ihrer Marke <strong>NH</strong> projektStadt auf<br />

18.545 Quadratmetern Stadtvillen und Eigentumswohnungen mit besonderer architektonischer<br />

Note. Die insgesamt 27 Gebäude zeichnen sich aus durch variantenreiche Grundrisse<br />

und exklusive Ausstattung. Erster Spatenstich: 27. November 2007, Fertigstellung: 2010.


Zündende Ideen für ein<br />

‚neues’ Rüsselsheim<br />

Nicht nur das im Jahr 2011 öffnende Opel-<br />

Forum soll Bewohner und Besucher der<br />

Auto-Stadt begeistern: Auch die Innenstadt<br />

wird einen Mehrwert an Lebensqualität<br />

erhalten, zum Verweilen und Einkaufen<br />

animieren. Dazu zählen die innerstädtischen<br />

Erschließungsbereiche Marktstraße,<br />

Bahnhofstraße, Marktplatz und Mainstraße.<br />

Der Umbau der Frankfurter Straße und<br />

des Friedensplatzes wird zu einem späteren<br />

Zeitpunkt erfolgen, da zur Realisierung die<br />

Erschließung des Opel-Forums gesichert<br />

sein muss. Für die Städtebauförderung in<br />

Rüsselsheim stehen derzeit insgesamt 4,1<br />

Mio. Euro bewilligte Mittel zur Verfügung<br />

– finanziert zu je einem Drittel von Bund,<br />

Land und Stadt.<br />

Das Großprojekt soll 2009 in vier Abschnitten<br />

mit der Umgestaltung der Marktstraße<br />

starten. Rund 100 Eigentümer, Gewerbetreibende<br />

und Bewohner diskutierten<br />

am 19. März 2008 zwei Vorschläge zur<br />

Bodengestaltung und Beleuchtung. Die<br />

abgesetzten Funktionsstreifen sowie wenige<br />

Bäume vor. Bei beiden Versionen sollen<br />

eine lange Bank, Kunst und Wasserspiele<br />

den Gemeindeplatz beleben. Die endgültige<br />

Version wird aktuell entwickelt und dann<br />

den städtischen Gremien vorgestellt. Noch<br />

2008 sollen Ausschreibung und Ver gabe<br />

stattfinden. 2010 steht dann die Verschönerung<br />

der Bahnhofstraße auf der Agenda.<br />

„Europa“ – mitten in Frankfurt<br />

Im Herzen der Mainmetropole<br />

entsteht das neue „Europa-<br />

viertel“ mit einem facetten-<br />

reichen Angebot rund um<br />

Wohnen, Arbeiten und Freizeit.<br />

Teil des Konzeptes: vier<br />

attrak tive Wohngebäude<br />

der Unter nehmensgruppe.<br />

favorisierte Variante 1 sieht einen großformatigen<br />

Plattenbelag in durchgängig grauer<br />

Farbe und die Anpflanzung von Bäumen<br />

vor. Letztere dienen als verbindendes Element<br />

zwischen den sehr unterschiedlichen<br />

Fassaden. Punktuelle Lichtquellen ergänzen<br />

das Konzept. Variante 2 sieht als Andeutung<br />

der einstigen Straßenbreite einen Belag in<br />

Form eines dunklen Bandes, einen farblich<br />

C Entwurf für ein neues Leben in der Rüsselsheimer City<br />

Zentraler geht es kaum: Inmitten der City<br />

und nahe der Messe wird eine rund 90 Hek tar<br />

große Fläche mit einer Länge von etwa 3,5 Kilometern<br />

in ein urbanes Quartier verwandelt.<br />

Das künftige „Europaviertel“ umfasst Büro-<br />

und Wohngebäude sowie Cafés, Galerien,<br />

Freizeitangebote, Einzelhandelsgeschäfte und<br />

soziale Einrichtungen wie beispielsweise eine<br />

Kindertagesstätte. Es besteht aus drei Teilen:<br />

Im westlichen wird die gesamte Angebotsvielfalt<br />

des städtischen Lebens abgebildet.<br />

Das mittlere Areal ist als ruhiges, architektonisch<br />

abwechslungsreiches Wohngebiet<br />

konzipiert. Dieses verfügt zudem über einen<br />

direkten Zugang zum sechs Hektar großen<br />

Europagarten, der mitten im turbulenten<br />

Treiben als grüne Oase dient. Ein Boulevard<br />

– zum Schlendern und Spazieren gehen –<br />

soll die Lebensqualität zusätzlich erhöhen.<br />

Der östliche Bereich nahe der Messe wird<br />

gewerblich genutzt. Im September 2007<br />

erwarb die Nassauische Heimstätte von der<br />

aurelis Real Estate GmbH & Co. KG rund<br />

4.500 Quadratmeter im Nordwesten dieses<br />

Grundstücks – genauer: an der Idsteiner<br />

Straße. Sie wird dieses in Abstimmung mit<br />

dem Grundstücksnachbarn, der GWH Gemeinnützige<br />

Wohnungsgesellschaft Hessen<br />

mbH, bebauen. Vorgesehen ist ein Ensemble<br />

mit insgesamt vier Gebäuden. Rund 6.500<br />

Quadratmeter Wohnfläche, begrünte Dächer<br />

sowie eine Tiefgarage sind in Planung. Besonderheit:<br />

Aus den vorderen Stadthäusern<br />

erschließt sich die Aussicht auf den westlich<br />

angrenzenden Pocketpark. Die Bauarbeiten<br />

beginnen schon im Herbst 2008.<br />

15 pROjEKTENTWICKLUNG/BAU


16 pROjEKTENTWICKLUNG/BAU<br />

Gemeinsam<br />

Obwohl Singularisierung das Schlagwort der heutigen gesellschaftlichen Entwicklung zu sein scheint,<br />

gibt es auch gegenläufige Beispiele. Diese Projekte gemeinschaftlichen Wohnens und Lebens setzen neue<br />

Akzente und sollten Schule machen! Wo immer sich die Möglichkeit ergibt, steht die Unternehmensgruppe<br />

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt den privaten, karikativen und kommunalen Initiatoren als Planer und<br />

Baubetreuer zur Seite.<br />

geht’s besser!<br />

Neue Chancen in altem Gemäuer: Wohn- und pflegeheim<br />

für Behinderte im Engelhardtschen Hof in Immenhausen A<br />

In Immenhausen hat die Philippsstiftung e. V. die Initiative ergriffen.<br />

Sie gab den Anstoß für den Bau einer Behinderten-Einrichtung<br />

für „lebenslanges Wohnen“: Das Wohn- und Pflegeheim soll neues<br />

Zuhause werden für Unfallopfer und neurologisch Erkrankte. Im<br />

Engelhardtschen Hof, einer historischen Hofanlage, die saniert und<br />

durch Neubauten ergänzt wurde, entstehen 30 Wohneinheiten auf<br />

zwei Etagen. Sie sind besonders abgestimmt auf die Belange jüngerer<br />

behinderter Menschen. Parallel werden rund 60 Arbeitsplätze eingerichtet.<br />

Großes Engagement zeigte Bürgermeister Andreas Güttler,<br />

der den Grunderwerb und die Finanzierung entscheidend mit sicherte.<br />

Letztere war besonders entscheidend, drohte doch das Projekt<br />

an den Kosten zunächst zu scheitern. Die Stadt Immenhausen hatte<br />

380.000 Euro investiert, die Philippsstiftung 580.000 Euro. Dank<br />

der Investitionen des Landes Hessen (1,55 Mio. Euro), der Städtebauförderung<br />

(1,2 Mio. Euro), des Landeswohlfahrtsverbandes<br />

(1,1 Mio. Euro) sowie weiteren Sanierungsmitteln und einem Darlehen<br />

von 590.000 Euro aus dem Investitionsfonds B konnte das<br />

Projekt mit seinem über fünf Millionen Euro Finanzierungsbedarf<br />

dennoch realisiert werden. Sozialministerin Silke Lautenschläger<br />

verwies beim 1. Spatenstich auf die soziale Komponente des Projekts:<br />

Die zentrale Lage in einer kleineren überschaubaren Stadt biete den<br />

zukünftigen Bewohnern des Engelhardtschen Hofes die Möglichkeit,<br />

aktiv und eigenbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen<br />

und mit zuarbeiten.


C Senioren nehmen ihre Sache selbst in die Hand –<br />

die „SenSe“ macht’s möglich<br />

Gemeinschaftlich das „3. Lebensalter“ verbringen – das ist das<br />

Leitmotiv von 13 Senioren, die sich im Verein „SenSe – Seniorenselbsthilfe<br />

für gemeinschaftliches Wohnen e. V.“ zusammengeschlossen<br />

haben. Begrenzte finanzielle Mittel und die Aussicht auf einen<br />

fremdbestimmten einsamen Lebensabend hatte die Gruppe im Alter<br />

zwischen 50 und 75 vor geraumer Zeit zusammengeführt. Trotz unterschiedlichsten<br />

beruflichen Hintergrunds einte sie der Gedanke,<br />

ein Leben in Gemeinschaft führen zu wollen. Sie haben es geschafft<br />

und ein beispielhaftes Bauprojekt ins Leben gerufen. Jeder der Singles<br />

verfügt im vierstöckigen Haus in Niederursel zukünftig über eine<br />

Zwei-Zimmer-Wohnung mit Balkon. Moderne Standards wie Fußbodenheizung,<br />

Rollläden, barrierefreie Duschen oder – bei Bedarf<br />

auch Badewannen – sind inbegriffen. Zentraler Dreh- und Angelpunkt<br />

wird ein Gemeinschaftsraum sein, der auch allen anderen<br />

Bewohnern des Quartiers zur Verfügung steht. Bauherr ist die Nassauische<br />

Heimstätte, die im Mai 2008 mit den Bauarbeiten begann.<br />

Initiative „Unter einem Dach“<br />

realisiert ihr Domizil<br />

19 Mitglieder zählt die Initiative „Unter<br />

einem Dach“, die 2009 in ihr neues Zuhause<br />

mit 12 Wohnungen in der Buchwaldstraße<br />

in Dreieich-Buchschlag einziehen wird. Ursprünglich<br />

am Ulmenhof geplant, hat das<br />

Projekt trotz räumlichen Umzugs nichts an<br />

Attraktivität eingebüßt. Wohnen in Gemeinschaft<br />

mit vertretbaren Mieten – das möchte<br />

der Bauherr Nassauische Heimstätte auch<br />

am neuen Standort verwirklichen. Dreieichs<br />

Bürgermeister Dieter Zimmer betonte die<br />

überregionale Bedeutung diese Engagements:<br />

Angesichts der demografischen Entwicklung<br />

setze die Maßnahme Zeichen für den<br />

gesamten Landkreis. Durch die benachbarte<br />

Seniorenwohnanlage August-Wienand-Haus<br />

entstünden zudem Synergieeffekte – von der<br />

Betreuung bis hin zur Freizeit-Gestaltung.<br />

B<br />

Aus alt mach’ neu: ein historischer Hof wird zur<br />

Senioren-Wohnanlage<br />

Ein klassischer hessischer Vierflügelhof hat eine neue und zeitgemäße<br />

Wiederverwendung gefunden: Für insgesamt 3,4 Mio. Euro stilvoll<br />

restauriert und modernisiert ist der Krafts Hof in Lahntal-Sterzhausen<br />

seit Ende 2007 das Domizil von drei Senioren-Hausgemeinschaften<br />

mit jeweils neun Personen. Träger ist der St. Elisabeth-Verein, der von<br />

der Kommune aus einer Reihe möglicher Kandidaten aufgrund der<br />

Erfahrungen mit derartigen Projekten ausgewählt worden war. Der<br />

Hof – ehemals Privatbesitz – sollte zunächst vor dem Verfall gerettet<br />

werden. Die Idee des Seniorenheims entstand dann im Gemeinderat<br />

bei einer eingehenden Analyse der örtlichen Gegebenheiten.<br />

Da man – sprichwörtlich – „keinen alten Baum verpflanzen sollte“,<br />

können Menschen, die in der Region zum Teil ihr ganzes Leben<br />

verbracht haben, hier verbleiben – menschlich und medizinisch gut<br />

versorgt. Teile der historischen Hofreite wurden erneuert, andere<br />

Teile restauriert und modernisiert, die Scheune in enger Abstimmung<br />

mit den Denkmalschützern zum Wohngebäude umgebaut.<br />

<strong>NH</strong>-Geschäftsführer Dirk Schumacher lobte bei der Einweihung die<br />

Senioren-Wohnlage Krafts Hof in ihrer jetzigen Form und Funktion<br />

als ein „Paradebeispiel für die Umnutzung historischer Gebäude, wie<br />

sie in vielen Dörfern noch zu finden sind.“ Vielleicht ein Denkanstoß<br />

für weitere hessische Kommunen? D<br />

17 pROjEKTENTWICKLUNG/BAU


18 IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />

Foto: L+L<br />

Gemeinsam<br />

Auch Deutschland muss den CO2-Ausstoß durch Fahrzeuge,<br />

Haushalte, Gewerbe und Landwirtschaft bis 2020 um mindestens<br />

14 Prozent gegenüber dem Ausstoß von 2005 senken. Das entspricht<br />

72 Millionen Tonnen CO2. Bundesminister Wolfgang Tiefensee<br />

betonte am 29. April 2008 auf der 35. Sitzung der Ministerkonferenz<br />

für Raumordnung: „Der Klimawandel gehört zu den zentralen Herausforderungen<br />

unserer Zeit. Wir müssen rechtzeitig Vorsorge treffen,<br />

dass unser Land auf die prognostizierten Konsequenzen vorbereitet<br />

ist“. Dies soll unter anderem mit einem neuen Raumordnungsgesetz<br />

gelingen, das noch dieses Jahr verabschiedet werden wird. Ziel:<br />

Entwicklungspotentiale von Städten und Regionen sowie die Auswirkungen<br />

des demografischen Wandels mit dem Schutz natürlicher<br />

Ressourcen in Einklang bringen. Damit wird die EU-Richtlinie zur<br />

strategischen Umweltprüfung vollständig umgesetzt.<br />

Energie einsparen?<br />

Wenn schon, denn schon!<br />

Ein Gespräch mit Dr. Andreas Enseling, Dr. rer. Pol.,<br />

Dipl.-Volkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Institut Wohnen und Umwelt GmbH, Darmstadt.<br />

Wo engagiert sich Ihr Institut?<br />

Als Forschungseinrichtung des Landes Hessen und<br />

der Stadt Darmstadt arbeiten wir auf nationaler<br />

Ebene für Ministerien und private Auftraggeber. International sind wir bei<br />

verschiedenen EU-Projekten involviert. Hierzu gehören auch die Projekte<br />

ESAM* und safe@work4homes**, an denen wir gemeinsam mit der Nassauischen<br />

Heimstätte arbeiten.<br />

für den Klimaschutz<br />

Im Januar 2008 verabschiedete die EU ein Klimaschutzpaket, das den Anteil erneuerbarer<br />

Energiequellen am Energieverbrauch auf 20 Prozent erhöht und die Treibhausgas-Emissi-<br />

onen um mindestens 20 Prozent reduzieren soll. Nach Inkrafttreten einer neuen globalen<br />

Klimaschutz-Regelung wird das Reduktionsziel bis 2020 auf 30 Prozent angehoben.<br />

Die Bundesregierung hat das Thema Klimaschutz bereits seit Jahren<br />

auf der Agenda: Am 1. Februar 2002 trat die Energieeinsparverordnung<br />

(EnEV 2002) in Kraft. Im August 2007 beschloss das Kabinett<br />

ein ‚Integriertes Energie- und Klimaprogramm’ mit 29 Eckpunkten<br />

aus Fördermaßnahmen, ökonomischen Instrumenten und ordnungsrechtlichen<br />

Vorgaben. So führte der Bund – unterstützt von der KfW-<br />

Bank – beispielsweise eine CO2-Gebäudesanierungskampagne durch,<br />

mit der 2006 und 2007 bundesweit bereits mehr als 400.000 Wohnungen<br />

umfassend energetisch saniert wurden. Ein Entwurf für eine<br />

neue Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) wird derzeit im Kabinett<br />

beraten: Der Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser soll<br />

um etwa 30 Prozent sinken. Ab 2012 sollen in einem erneuten Schritt<br />

die Höchstwerte bei Neubauten und modernisierten Altbauten nochmals<br />

um bis zu 30 Prozent gesenkt werden!<br />

Wo sehen Sie die besten Möglichkeiten Energie einzusparen?<br />

Im vermieteten Bestand gibt es die größten Potentiale. Wir nehmen an, dass<br />

in Deutschland pro Jahr im Schnitt ein Prozent des Wohnungsbestandes komplett<br />

modernisiert wird. Werden weiterhin Sanierungsmaßnahmen auf Basis<br />

der aktuellen gesetzlichen Vorgaben realisiert, können bis zum Jahr 2020<br />

unter Berücksichtigung von gleichzeitigem Neubau rund acht Prozent CO2<br />

eingespart werden. Bei verschärften Standards und häufiger durchgeführten<br />

Maßnahmen kann die CO2-Einsparung über 35 Prozent betragen. Politische<br />

Vorgaben sind vorhanden – jedoch noch nicht weit reichend genug.<br />

Was raten Sie Eigentümern von älteren Wohnimmobilien – insbesondere aus<br />

den 50er, 60er und 70er-Jahren?<br />

Sie sollten das Kopplungsprinzip nutzen: Wenn eine Sanierungs- oder Modernisierungsmaßnahme<br />

ansteht, ist es aus ökologischer und ökonomischer<br />

Sicht sinnvoll, bei dieser Gelegenheit passende Energiesparmaßnahmen umzusetzen.<br />

Beispielsweise eine stärkere Wärmedämmung als der Gesetzgeber<br />

sie aktuell vorschreibt.


Sonne effektiv<br />

genutzt mit<br />

groß flächiger<br />

Solaranlage<br />

A<br />

pilotprojekt in<br />

Babenhausen:<br />

Effektive Kombination<br />

von Solarthermie<br />

und photovoltaik<br />

sowie Hanf dämmplatten<br />

A<br />

A<br />

Ihre Einschätzung zum Energieausweis?<br />

Es ist gut, dass es einen solchen gibt, da dadurch mehr Transparenz hinsichtlich<br />

der energetischen Qualität von Wohngebäuden geschaffen wird. Bei<br />

größeren Wohngebäuden (ab fünf Einheiten) besteht z. B. eine Wahlfreiheit<br />

zwischen Bedarfsausweis und Verbrauchsausweis. Aus wissenschaftlicher<br />

Sicht bietet der Bedarfsausweis einen höheren Nutzen. Zusammen mit der<br />

Nassauischen Heimstätte arbeiten wir aktuell an einem Verfahren zur kostengünstigen<br />

bedarfsorientierten Bewertung von Wohngebäuden im Rahmen<br />

des Portfoliomanagements.<br />

* (Energy Strategic Asset Management in Social Housing Operators in Europe)<br />

Ziel: Entwicklung eines länderübergreifend einsetzbaren Instruments zur systematischen<br />

Gesamtbeurteilung von Immobilien – inklusive energetischer Aspekte.<br />

** Das von der EU 2007 initiierte Projekt SAVE@Work4Homes zielt auf eine erhebliche<br />

Verringerung des Energieverbrauchs in allen Bautentypen des Bestandes durch eine vielfältige<br />

Unterstützung der Mieter bei der Optimierung ihres energieverbrauchsrelevanten<br />

Verhaltens.<br />

Wie gehen Wohnungsunternehmen mit<br />

dem brisanten Thema Klimaschutz um?<br />

Ein Gespräch mit Dirk Schumacher,<br />

Geschäftsführer der Unternehmensgruppe<br />

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt.<br />

Wie setzt sich der Gebäudebestand<br />

der Unternehmensgruppe zu sammen?<br />

Wir betreuen 8.600 Gebäude mit 63.800<br />

Wohnungen an 167 Standorten. Fast 70 Prozent unseres Wohnungsbestandes<br />

entstand in der Zeit des Wiederaufbaus in den 50er und<br />

60er Jahren.<br />

Wie sahen und sehen die Aktivitäten der Unternehmensgruppe<br />

in Sachen Klimaschutz aus?<br />

Als Ergebnis der Vollmodernisierung unserer Wohnungsbestände aus<br />

den 50er und 60er Jahren, hier geht es vor allem um Maßnahmen zur<br />

Verbesserung des Wärmeschutzes kombiniert mit einer zeitgemäßen<br />

Wärmeversorgung, erreichen wir Niedrigenergiehausstandard beziehungsweise<br />

das Niveau, das die EnEV 2007 für Neubauten fordert.<br />

2008 investieren wir über 79 Millionen Euro in 1.170 Wohnungen. 50,7<br />

Millionen werden für Instandhaltung aufgewendet und 28,5 Millionen<br />

für Modernisierung. In der Kombination werden wir Ausstattungsstandards,<br />

Wohnwert und Energieeffizienz verbessern und damit die langfristige<br />

Vermietbarkeit sichern.<br />

Welche konkreten Projekte befassen sich aktuell<br />

mit dem Kli maschutz?<br />

Derzeit sind wir in einem Forschungsvorhaben aktiv, bei dem die Qualifizierung<br />

der Mieter in Bezug auf die Energieeffizienz untersucht wird.<br />

Individuelle Verbräuche werden zeitnah transparent gemacht. (=safe@<br />

work4homes). Desweiteren haben wir Pilotprojekte zu Solarthermie<br />

und Photovoltaik umgesetzt. Energieeffizienz steht auch bei unseren<br />

Neubau-Aktivitäten ganz oben auf der Agenda: Gerade haben wir unser<br />

erstes KfW-60-Haus im Mietwohnungsbau und mehrere Bauprojekte<br />

mit Passivhaus-Standard realisiert. Kontrollierte Lüftung hat sich im<br />

Neubau zum Pflichtelement entwickelt. Derzeit prüfen wir – ebenfalls<br />

als Pilotprojekt – deren Anwendung bei der Modernisierung.<br />

Welche Rolle spielt für Sie der Energieausweis?<br />

Im Rahmen des Feldversuchs zum Energieausweis der DENA, der deutschen<br />

Energieagentur, waren wir Kooperationspartner des Innungsverbandes<br />

des Schornsteinfegerhandwerks Hessen. Bei Wohnungsunternehmen<br />

mit großen Beständen ist die Erstellung eines Energieausweises<br />

ein Mengen- und damit ein Kostenproblem von erheblichem Umfang.<br />

Wir nutzen daher die Ergebnisse des Forschungsprojektes ESAM, das<br />

wir zurzeit zusammen mit dem IWU durchführen und bei dem mit wenigen<br />

Schlüsseldaten Gebäude-Energieprofile erstellt werden. Aus diesen<br />

lassen sich kostengünstige – und dennoch aussagekräftige – Energiebedarfsausweise<br />

erstellen.<br />

19 IMMOBILIENWIRTSCHAFT


20 AKTUELLES<br />

Fotos: Immobiliemanager<br />

C piotr Bienkowski:<br />

Atisreal Deutschland<br />

C Karl Greiner:<br />

1822 Corpus Immobilienvermittlung<br />

GmbH<br />

C Wolfgang Hild:<br />

Landesbank Hessen/<br />

Thüringen<br />

C Ulrich Höller:<br />

DIC Asset AG<br />

C Robert Menke:<br />

jones Lang LaSalle<br />

C Dieter Ulssperger:<br />

Aurelis Real Estate<br />

GmbH<br />

C jens Dörrie:<br />

AirRail Center Frankfurt<br />

C Michael Knitsatschek:<br />

Rebstock projektgesellschaft<br />

C Oliver Schön:<br />

Colliers Schön &<br />

Lopez Schmitt GmbH<br />

C Christoph Hommerich:<br />

Fraport AG<br />

„Quo vadis<br />

Frankfurt?“<br />

Zehn Frankfurter Immobilien-Experten hatten auf Einladung des Fach-<br />

magazins „immobilienmanager“ im Februar 2008 den Weg in die Un-<br />

ternehmenszentrale der Nassauischen Heimstätte/Wohnstadt gefunden.<br />

Den Main zu Füßen und die Skyline Mainhattans vor Augen, erörterten<br />

sie am runden Tisch unter Moderation von Chefredakteur Christoph<br />

Hardebusch die aktuelle Immobilienmarkt-Situation sowie Zukunfts-<br />

szenarien der Mainmetropole und ihres näheren Umlandes.<br />

Ähnlich breit aufgestellt wie die Runde der<br />

Teilnehmer waren auch die behandelten<br />

Sujets: der Büroimmobilienmarkt unter dem<br />

Einfluss der Bankenkrise, die Hochhäuser im<br />

Zentrum, die steigenden Bevölkerungszahlen<br />

und ihre Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt<br />

sowie der Ausbau des Flughafens als<br />

konkurrierender Bürostandort vor den Toren<br />

der Stadt.<br />

Der Büromarkt kommt unter Druck<br />

Den Büroimmobilienmarkt sahen viele der<br />

Teilnehmer im ersten Halbjahr noch nicht<br />

unter Druck, befürchteten aber in der zweiten<br />

Jahreshälfte eine aufkeimende Baisse.<br />

Mögliche Gründe: ein bisher hohes Investitionsvolumen,<br />

das der Markt erste einmal<br />

verarbeiten müsse und eine restriktivere<br />

Investitionspolitik von Unternehmen und<br />

Banken. Auch die Gewerbesteuer-Diskussion<br />

beeinflusse die Situation erheblich – Umzüge<br />

nach Eschborn hätten dies nachdrücklich an<br />

den Tag gebracht.<br />

Downtown und im Umland: Chancen<br />

für den Wohnungsmarkt<br />

Für den Wohnungsmarkt der Metropole<br />

stünden die Chancen weit besser als noch vor<br />

zwei bis drei Jahren. Der Zuzug in innerstädtische<br />

Areale, die zunehmend an Attraktivität<br />

und Bedeutung gewinnen, belege diesen<br />

Trend. Bestes Beispiel: das Rebstock-Gelände<br />

und das Europaviertel. Nicht nur der Neubau<br />

stehe aber im Vordergrund, sondern<br />

auch ältere Bestände – so Prof. Thomas<br />

Dilger – die den Bedürfnissen einer älter<br />

werdenden Gesellschaft anzupassen seien.<br />

Potentiale sahen<br />

viele der Talkrunden-Teilnehmer<br />

aus<br />

Wohnungs- und Immobilienwirtschaft<br />

auch im Umland:<br />

Städte wie Darmstadt<br />

oder die Hochtaunus-Kommunen<br />

Königstein und<br />

C prof. Thomas Dilger<br />

Kronberg wiesen<br />

durch die guten Verkehrsanbindungen und<br />

kurze Wege ebenfalls hohe Nachfrage auf.<br />

In vielen Städten und Gemeinden rund um<br />

Frankfurt fehlten jedoch immer noch preiswerte<br />

Wohnungen und Eigenheim für junge<br />

Familien. Die Verantwortlichen hätten dies<br />

aber erkannt, die Zahl der Projekte steige.<br />

Der Flughafen im Wettbewerb zur City?<br />

In der Zukunft sieht sich der Airport als<br />

Standort der europäischen Zentralen international<br />

tätiger Unternehmen. Trotz der noch<br />

nötigen Entwicklung des Umfeldes stuft der<br />

Markt Projekte wie AirRail oder Gateway<br />

Gardens als langfristig prosperierend ein.<br />

Spätestens in zwei bis drei Jahren sollen die<br />

Flächen – trotz einer gehobenen Preissituation<br />

– mit erlesener Business-Klientel und<br />

möglicherweise auch Büro-Centern gefüllt<br />

sein. Uneinigkeit bestand in der Frage inwieweit<br />

die klassischen flughafennahen Gewerbegebiete<br />

– wie bspw. Niederrad – dem<br />

neuen Wettbewerb standhalten. Aber auch<br />

weitere periphere Gewerbe-Standorte – wie<br />

Heddernheim – könnten unter der Entwicklung<br />

leiden. Erste Anzeichen seien erkennbar.


Auf zu neuen Ufern …<br />

„Die Überlegungen zum Thema Neubau<br />

sind schon sehr alt. Erste Skizzen zu dieser<br />

Idee gab es schon vor weit über zehn Jahren.<br />

Auch damals schon strebte die Geschäftsleitung<br />

an, selbst zu bauen und nicht zu<br />

mieten, auch um die Werthaltigkeit des<br />

guten Standortes zu sichern“, resümiert Prokurist<br />

Wolfgang Bundschuh, Personalchef,<br />

zuständig für die beiden Baumaßnahmen.<br />

Damals sei der geplante Neubau aber viel<br />

kleiner konzipiert gewesen, erinnert er sich.<br />

Erst vertiefende Gespräche mit dem Stadtplanungsamt<br />

hätten zu einer umfassenderen<br />

Lösung geführt. Im Oktober 2003 fiel der<br />

Startschuss für das mehrteilige Projekt:<br />

Dieses begann mit dem Neubau in der<br />

Hofstraße auf der Rückseite des bisherigen<br />

<strong>NH</strong>-Geschäftsgebäudes am Mainufer. Es<br />

setzte sich 2007 mit dessen umfassender<br />

Moder nisierung und – letztendlich – der<br />

Verbindung der beiden Baukörper zu einer<br />

funktionsfähigen Einheit fort. Rund 10,8<br />

Millionen Euro wurden investiert und rund<br />

250 Arbeitsplätze sowie Konferenz- und<br />

Besprechungsräume geschaffen.<br />

Symbiose von neu und alt<br />

Unter der Leitung des erfahrenen Architekturbüros<br />

Kissler & Effken, Wiesbaden,<br />

entstand ein ansprechender und dennoch<br />

funktional durchdachter Neubau. Wolfgang<br />

Bundschuh: „Alles ist so entworfen und<br />

gebaut, dass wir jederzeit untervermieten<br />

oder gar das ganze Objekt fremd vermieten<br />

könnten. Diese wirtschaftliche Erwägung<br />

erachteten alle Beteiligten in Zeiten instabiler<br />

Konjunktur und einer damit verbundenen<br />

realistischen Zukunftsplanung als sinnvoll.“<br />

Bereits kurz nach Fertigstellung – und auch<br />

heute noch – gäbe es immer wieder Angebote,<br />

das ganze Objekt zu erwerben. „Die Nähe<br />

zum Mainufer, zur City, den Banken, den<br />

Kulturstätten – all dies sind Argumente, die<br />

Interessenten anlocken.“<br />

Das komplett, mit Liebe zum Detail modernisierte<br />

alte Geschäftsgebäude am Mainufer,<br />

direkt neben dem Jüdischen Museum, wurde<br />

durch einen Glaskörper, passend zur modernen<br />

Architektur des Neubaus, mit diesem<br />

verbunden. Im modernisierten Altbau befindet<br />

sich auch der Haupteingang mit Empfang.<br />

„Nach Wegfall der beiden Standorte in<br />

der Steinle- und Wilhelm-Leuschner-Straße<br />

ist für uns vieles einfacher geworden: inhouse<br />

kürzere Wege und Abläufe, bessere Postverteilung<br />

und Kommunikationszonen“, so<br />

Bundschuh. Schließlich habe man überall<br />

die Idee der offenen Büros mit viel Glas umgesetzt<br />

und auf jeder Ebene die Möglichkeit<br />

geschaffen, sich zu treffen um miteinander<br />

zu sprechen.<br />

… könnte das Motto der Unter-<br />

nehmensgruppe lauten – symboli-<br />

siert durch die beiden Firmensitze,<br />

direkt gegenüberliegend, links<br />

und rechts des Mains. Durch Mo-<br />

dernisierung und einen Neubau<br />

reduzierte das Unternehmen seine<br />

ursprünglich vier Büro-Standorte<br />

auf zwei. Ergebnis: Bessere<br />

Logistik, zufriedenere Mitarbeiter,<br />

städtebaulich eine gute Lösung.<br />

Inspirierender Blick ins Grüne<br />

Während der Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen<br />

am alten Gebäude<br />

Untermainkai waren die dort tätigen Mitarbeiter<br />

zunächst im Neubau untergebracht.<br />

Die Renovierungsarbeiten förderten im Altbau<br />

einige Überraschungen zutage, die auch<br />

zum Teil die involvierten Denkmalschützer<br />

freuten: So fanden die Handwerker unter<br />

einer abgehängten Decke wunderschöne,<br />

gut erhaltene Stuckornamente und auch der<br />

Dachboden steht heute – nach statischer<br />

Stabilisierung – als nutzbare Lagerfläche zur<br />

Verfügung.<br />

Ganz besonderes Plus: Viele der Mitarbeiter<br />

blicken auf eine kleine grüne Parkanlage<br />

hinter dem Jüdischen Museum. „Hier hat<br />

die Landschaftsarchitektin Corinna Endreß,<br />

bw&p, Frankfurt/Main, gute Arbeit geleistet,<br />

denn der Blick tut gut und inspiriert“,<br />

betont Bundschuh.<br />

C Wolfgang Bundschuh, prokurist und personalchef <strong>NH</strong><br />

B perfekte Symbiose von klassischem Stil und Moderne<br />

21 AKTUELLES


22 AKTUELLES<br />

Die Zukunft der Republik<br />

Zukunft der<br />

In Zeiten globaler Wirtschaft sowie demografischen und klimatischen Wandels sind Städte und Gemeinden<br />

über die Maßen gefordert. Der Kongress „nachhaltig.STADT.entwickeln – Urbane Perspektiven für Hessen“<br />

setzte sich am 10. und 11. April 2008 mit den Chancen einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Stadtentwick-<br />

lung sowie künftigen Perspektiven der Innenstädte auseinander.<br />

Führende Vertreter aus Politik, Wirtschaft<br />

und Wissenschaft folgten der Einladung des<br />

Hessischen Ministeriums für Wirtschaft,<br />

Verkehr und Landesentwicklung (HMWVL)<br />

sowie der Stadt Frankfurt am Main: Sie<br />

diskutierten gemeinsam in der Unionhalle<br />

Frankfurt unterschiedlichste Aspekte integrierter<br />

und nachhaltiger Stadtentwicklung.<br />

Der kommunale Spagat zwischen Anpassung<br />

an die um sich greifende Globalisierung und<br />

der eigenen städtischen Profilbildung kam<br />

dabei ebenso zur Sprache wie die Auswirkungen<br />

von EU-Kohäsions- und nationaler<br />

Stadtentwicklungspolitik. Erörtert wurden<br />

auch die Möglichkeiten von Urban Governance<br />

Strategien.<br />

Große Aufgaben –<br />

vielfältige Lösungsansätze<br />

Zum Auftakt positionierte Dr. Alois Rhiel,<br />

Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr<br />

und Landesentwicklung, die Stadtentwicklungspolitik<br />

als gemeinsame Aufgabe von<br />

EU, Bund, Ländern und Kommunen. Dabei<br />

stellte er 2008 insgesamt 60 Millionen Euro<br />

an Fördergeldern von Bund und Land in<br />

Aussicht, um hessische Städte und Gemeinden<br />

zu unterstützen. Ebenfalls länderübergreifend<br />

befasste sich Prof. Dr. Edward G.<br />

Krubasik, Mitglied des Rates für nachhaltige<br />

Entwicklung und Honorarprofessor an der<br />

Technischen Universität München, mit<br />

effektiven Klimaschutz-Maßnahmen. Basierend<br />

auf der McKinsey-Studie „Kosten<br />

und Potentiale der Vermeidung von Treibhausgasen<br />

in Deutschland“ im Auftrag des<br />

Bundesverbandes der Deutschen Industrie<br />

e. V. riet er, sich auf die Bereiche Verkehr,<br />

Industrie und Gebäude zu konzentrieren.<br />

Insbesondere bei Immobilien könnten Energie-Einsparungen<br />

schnell, unkompliziert<br />

und kosteneffizient verwirklicht werden.<br />

Getreu dem Motto „die Masse macht’s“ sei es<br />

sinnvoller, erprobte Verfahren jetzt flächendeckend<br />

einzusetzen, anstatt nur vereinzelt<br />

anspruchsvollste Technik in Pilotprojekten<br />

zu nutzen. Dr. Alexander Ferstl, Europäische<br />

Kommission, Generaldirektion Regionalpolitik,<br />

setzte sich mit der Rolle der Städte in der<br />

EU-Kohäsionspolitik auseinander.<br />

D prof. Thomas Dilger D Konzentrierte Zuhörer<br />

„Wir brauchen Initiativen<br />

unserer Gesellschaft“<br />

Prof. Thomas Dilger, Geschäftsführer der<br />

Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt,<br />

stellte in seinem Vortrag:<br />

„Integrierte Stadtentwicklung – Wo bleibt der<br />

Städtebau?“ fest, dass Industrie-, Bahn- und<br />

militärische Brachflächen wertvolles Potential<br />

für den Wohnungsbau der Zukunft bieten.<br />

Dr. Ulrich Hatzfeld, Leiter der Unterabteilung<br />

Stadtentwicklung im Bundesministerium<br />

für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

(BMVBS), erläuterte die nationale Stadtentwicklungspolitik.<br />

Dabei sah er als besondere<br />

Herausforderungen für bestimmte Kommunen<br />

die fortschreitende Globalisierung und<br />

deren Auswirkung auf den Arbeitsmarkt, den<br />

gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie den<br />

demografischen und klimatischen Wandel.<br />

Wichtig für ihn: das Zusammenspiel von<br />

Bund und regionalen Akteuren! Der Bund<br />

wolle eine Plattform bieten und die Diskussionen<br />

in den Städten mit Hintergrund-Material<br />

versehen. Bürger und Lokalpolitiker sollen für<br />

ihre Eigenverantwortung sensibilisiert werden.


ist die<br />

Städte<br />

Nur so entstehe eine „gerechte und sozial<br />

integrierende Stadtgesellschaft.“ Praxisnah<br />

und anschaulich stellten Prof. Dr. Franz Pesch,<br />

Städtebau-Institut der Universität Stuttgart,<br />

und Prof. Peter Zlonicky, Büro für Stadtplanung<br />

und Stadtforschung in München, verschiedene<br />

Strategien europäischer Innenstädte<br />

vor – basierend auf der erneuten Orientierung<br />

zum Zentrum hin. Sabine Süß, Geschäftsführender<br />

Vorstand der Schader-Stiftung,<br />

Darmstadt, riet zum Abschluss ihres Vortrags<br />

„Wohnen in der Innenstadt“ zu einem zuversichtlichen<br />

Blick auf den aktuellen gesellschaftlichen<br />

Wandel. In einer anschließenden<br />

Diskussion wies Rudolf Raabe, Leitender<br />

Ministerialrat des Hessischen Ministeriums<br />

für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung,<br />

auf den Landeswettbewerb „Zusammen<br />

gebaut“ hin, der derzeit vorbereitet wird.<br />

Krönender Abschluss: eine neue Initiative<br />

Als zentralen Punkt der Kongress-Agenda<br />

stellte Raabe das neue städtebauliche Förderprogramm<br />

„Aktive Kernbereiche in Hessen“<br />

vor, das damit offiziell startete. (s. S. 25.) Getreu<br />

dem Motto: „Wir fördern nur dort, wo<br />

wir wirklich gebraucht werden“ würde er es<br />

begrüßen, wenn nur 20 Prozent der Projekte<br />

gefördert und 80 Prozent durch den Markt<br />

geregelt würden. Dabei unterstrich er die<br />

Bedeutung von kommunalem und bürgerlichem<br />

Engagement. Er betonte: „Wir brauchen<br />

diese Initiativen in der Gesellschaft!“<br />

Darüber hinaus sehe auch er „ein riesiges<br />

Potential für Klimaschutz und Energie-<br />

Einsparung in den Wohnungsbeständen.“<br />

D Dr. Alois Rhiel<br />

»<br />

Dr. Helga Jäger (54) leitet ab<br />

Mai 2008 das Städtebaurefe-<br />

rat im Hessischen Ministerium<br />

für Wirtschaft, Verkehr und<br />

Landesentwicklung. Sie tritt<br />

die Nachfolge von Rudolf<br />

Raabe an, der sich Ende April<br />

in den Ruhestand verab-<br />

schiedete.<br />

Dr. Jäger studierte an der TU Berlin Landschafts-<br />

und Regionalplanung und promovierte<br />

1986 als wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

an der Gesamthochschule Kassel. Zu ihren<br />

weiteren beruflichen Stationen gehören eine<br />

dreijährige Tätigkeit in der integrierten ländlichen<br />

Entwicklung in East Sussex, England,<br />

sowie eine mehrjährige Tätigkeit bei der HLT<br />

Forschung Planung Entwicklung. In der hessischen<br />

Landesvertretung in Brüssel leitete sie<br />

das Referat für Wirtschaft, Regionalpolitik und<br />

Mittel- und Osteuropa. Seit zehn Jahren ist sie<br />

wieder in Hessen aktiv – u. a. als Staatsaufsicht<br />

für die HLG und für die Landesförderung<br />

des Regionalparks Rhein-Main.<br />

Sie werden in Kürze Ihre neue position<br />

einnehmen. Worauf freuen Sie sich?<br />

Die neue Aufgabe ist sehr umsetzungsorientiert.<br />

Es erwarten mich zahlreiche konkrete<br />

Projekte mit einem komplexen Überbau. Das<br />

bedeutet für mich: nachhaltiges Agieren mit<br />

langfristigen Konsequenzen. Ich freue mich<br />

darauf, mit möglichst vielen Akteuren im Land<br />

zusammenzuarbeiten. Dabei sind mir sowohl<br />

Städte als auch kleine ländliche Kommunen<br />

wichtig. Im Hinblick auf den Umgang mit<br />

dem demografischen Wandel und die damit<br />

verbundene zurückgehende Auslastung<br />

von Infrastrukturen sind ländliche Gebiete<br />

manchen Städten voraus. Im Sinne eines<br />

‚Urban Governance’ mit Bürgern, Privaten<br />

und freien Trägern zusammenzuarbeiten ist<br />

für alle Betroffenen anspruchsvoller, aber<br />

auch produktiver als die herkömmliche Vorgehensweise.<br />

Sich dabei als Partner gegenseitig<br />

anzuerkennen ist besonders wichtig. Eventuell<br />

vorhandene Vorurteile zwischen Privaten und<br />

öffentlichen Stellen möchte ich getreu der<br />

Devise: „mit denen kann man ja doch arbeiten!“<br />

gern abbauen helfen.<br />

Wo möchten Sie Ihre Schwerpunkte<br />

setzen?<br />

Selbstverständlich möchte ich die bisher<br />

geleistete gute Arbeit weiterführen. Darüber<br />

hinaus bringe ich mit dem Thema Kulturwirtschaft<br />

ein neues Thema ein, das ein wichtiger<br />

Impulsgeber in der Stadtentwicklung sein<br />

kann – in Zusammenarbeit mit dem Hessischen<br />

Ministerium für Wissenschaft und<br />

Kunst. Bereits im vergangenen Jahr haben<br />

wir gemeinsam mit der Schader Stiftung<br />

ein entsprechendes Projekt initiiert: In einer<br />

Workshop-Reihe setzten sich unter anderem<br />

die sechs Kommunen Eschwege, Frankfurt,<br />

Giessen, Hanau, Kassel und Wiesbaden mit<br />

möglichen örtlichen Implikationen der Kulturwirtschaft<br />

auseinander. Das Projekt sowie die<br />

ersten Schritte der Kommunen werden als Teil<br />

des 3. Hessischen Kulturwirtschaftsberichts im<br />

September 2008 in Wiesbaden vorgestellt.<br />

Wo liegen Ihre privaten Interessen?<br />

Ich interessiere mich für<br />

«<br />

Bildende Kunst und<br />

helfe gelegentlich auch bei der Organisation<br />

von Ausstellungen mit.<br />

23 AKTUELLES


24 AKTUELLES<br />

AKTUELLES<br />

Rudolf Raabe (65), bis Mai 2008<br />

Leitender Ministerialrat des Hessischen<br />

Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr<br />

und Landes entwicklung.<br />

» Was würden Sie den hessischen Kommunen<br />

für die kommenden jahre ans Herz<br />

legen? Und: Wo sehen Sie besonderes<br />

potential für die Stadtentwicklung?<br />

Wir haben eine ganze Palette an Förderprogrammen<br />

auf den Weg gebracht – von der<br />

integrierten, nachhaltigen Stadtentwicklung<br />

über das Bund-Länder-Programm „Soziale<br />

Stadt“ bis hin zum ganz neuen Programm<br />

„Aktive Kernbereiche“. Städtebau sollte<br />

nicht nur räumlich und physisch besetzt sein<br />

sondern insbesondere die Menschen mit<br />

einbeziehen. Die Stadt ist für die Menschen<br />

da. Darüber hinaus wollten wir die Entwicklung<br />

nur dort fördern, wo der Markt sie nicht<br />

bestimmen kann. Historisch und kulturell<br />

lagen unsere Schwerpunkte zunächst in der<br />

erhaltenden Erneuerung der historischen<br />

Kernbereiche der hessischen Mittel- und<br />

Kleinstädte, gefolgt von der Umwandlung und<br />

Wiedernutzung von Brachflächen. Zum Ende<br />

meiner Amtszeit befassten wir uns mit den<br />

Innenstädten. Mit dem Förderprogramm „Ab<br />

in die Mitte“ sollen Akteure die Innenstadt<br />

beleben und sie dabei mit neuen Augen sehen.<br />

Aktuell wird der Abschluss der Förderung<br />

„Mein Fazit:<br />

„Soziale Stadt“ vorbereitet. Ich hoffe, dass<br />

wir auch mit diesem Programm Impulse gegeben<br />

haben. Unser strategischer Ansatz ist<br />

– auch bundesweit gesehen – sehr ehrgeizig.<br />

Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt<br />

war in den vergangenen<br />

Jahren ein wichtiger Übersetzer der Programme<br />

im Stadtumbau und hat uns bei vielen<br />

Umsetzungen unterstützt.<br />

Welche projekte zählen Sie zu den<br />

herausragendsten Ihrer Amtszeit?<br />

Ein Ministerium kann unglaublich viel bewirken,<br />

wenn es die richtigen Projekte und<br />

Programme aufstellt. Wir sind als Land der<br />

entscheidende Impulsgeber und definieren<br />

den Rahmen, den die Kommunen in eigenverantwortlicher<br />

Leitung nutzen. Wir waren hoch<br />

zufrieden, als sich 2005 eine Vielzahl von<br />

Kommunen für die interkommunale Kooperation<br />

im Programm Stadtumbau in Hessen<br />

entschied. Das stellt eine völlig neue Struktur<br />

in der kommunalen Politik dar. Bezüglich der<br />

nachhaltigen Stadtentwicklung verstehen wir<br />

uns als Akteure im Hintergrund, die den Kommunen<br />

den Rücken stärken, um gemeinsame<br />

Wir können unsere Ziele besser<br />

verwirklichen, wenn wir alle<br />

kooperieren! Ich glaube, dass<br />

wir das ganz gut geschafft<br />

haben.“<br />

Ziele zu erfüllen. Wir wollen ihnen Lust auf<br />

integrierte Stadtentwicklung machen. Unser<br />

Ziel ist es auch, im Rahmen des „Mehrebenen-Politiknetzwerks“<br />

die Partner des öffentlichen,<br />

investiven bzw. privaten sowie des<br />

zivilgesellschaftlichen Sektors auf kommunaler<br />

und auf Landesebene zusammen zu<br />

bringen. Das, was wir von den Kommunen<br />

verlangen, verlangen die Kommunen zu Recht<br />

auch vom Land. Vor zwei Jahren initiierten<br />

wir daher die Lenkungsgruppe „Nachhaltige<br />

Stadtentwicklung“. Dies ist jedoch kein<br />

Projekt des Wirtschaftsministeriums allein,<br />

sondern eine gemeinsame Veranstaltung der<br />

beteiligten Ressorts, der kommunalen Spitzenverbände<br />

sowie der Verbände der Wirtschaft.<br />

Ebenso des Handels, der Wohnungswirtschaft<br />

der Haus- und Grundbesitzer sowie der<br />

Landes akteure des zivilgesellschaftlichen<br />

Sektors; auch die Wissenschaft ist vertreten.<br />

Mein Fazit: Wir können unsere Ziele besser<br />

verwirklichen, wenn<br />

«<br />

wir alle kooperieren!<br />

Ich glaube, dass wir das ganz gut geschafft<br />

haben – auch mit Unterstützung durch die<br />

HA Hessen Agentur.


Foto: L+L<br />

Ausgezeichneter Partner:<br />

Unternehmensgruppe<br />

mit ADS-Gütesiegel<br />

zertifiziert<br />

„Aktive<br />

Kernbereiche“<br />

Stadt- und Ortsteilzentren neu beleben – unter reger Beteiligung<br />

privater Akteure: Mit dem neuen Städte bau-Förderprogramm<br />

„Aktive Kern be reiche in Hessen“ soll dies für hessische Kommunen<br />

Wirklichkeit werden.<br />

„Das Gesicht unserer Städte<br />

ist das Profil unseres Landes“.<br />

Dieses markante Motto<br />

wählte Rudolf Raabe, Leitender<br />

Ministerialrat im Hessischen Ministerium<br />

für Wirtschaft, Verkehr und<br />

Landesentwicklung, als Titel für das neue<br />

städtebauliche Förderprogramm „Aktive Kernbereiche<br />

in Hessen“. Seine Premiere hatte es auf<br />

dem Kongress „nachhaltig.STADT.entwickeln“. (s. Seite<br />

22–24). Das Programm richtet sich an alle Städte und Gemeinden<br />

in Hessen, die ihre Zentren nachhaltig entwickeln und zukunftsfähig<br />

gestalten wollen. Besonders im Fokus: Impulsprojekte, basierend auf<br />

öffentlich-privaten Partnerschaften. Ungewöhnlich: Die geförderten<br />

Gemeinden können einen Verfügungsfonds einrichten, um ein stärkeres<br />

Engagement der Betroffenen zu wecken und zu unterstützen.<br />

Parallel zur Fach-Veranstaltung ging die eigens eingerichtete Website<br />

(nebenstehend) ans Netz, auf der alle Details zum Programm sowie<br />

ein spezielles Bewerbungsformular zu finden sind. Interessierte Kom-<br />

Wer komplexe Projekte plant, bevorzugt solide Partner. So auch<br />

Kommunen und andere Akteure, die zielstrebig Sanierungs-<br />

und Entwicklungsmaßnahmen angehen. In über 30 Jahren hat<br />

die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt<br />

mehr als 100 derartige Projekte erfolgreich realisiert. Seit 2004<br />

prüft die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sanierungs- und Entwicklungsträger<br />

(ADS) die Zuverlässigkeit, Kompetenz, Seriosität<br />

und Bonität der am Markt tätigen Träger. Ihr Gütesiegel ist<br />

Ersatz für eine staatliche Trägerbestätigung. Ende Januar 2008<br />

erhielt die Unternehmensgruppe für zwei Jahre die begehrte<br />

Auszeichnung.<br />

munen können ihre Bewerbungsunterlagen bis spätestens 15. August<br />

2008 dem Ministerium zusenden. Der Begleitausschuss wird diese<br />

prüfen und eventuelle Kandidaten vorschlagen. Zehn Kommunen<br />

sollen im November 2008 in das Programm als Modellstandorte aufgenommen<br />

werden. Vorgesehene Laufzeit des Programms: acht Jahre.<br />

Nähere Informationen: www.aktive.kernbereiche-hessen.de<br />

Interessierte wenden sich an das Hessische Ministerium für<br />

Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, Referat Städtebau<br />

und Städtebauförderung, Frau Katrin Brandtönnies,<br />

E-Mail: karin.brandtoennies@hmwvl.hessen.de<br />

Rudolf Raabe, stellte in guten<br />

Bildern das neue programm für<br />

kommunale Zentren vor. A<br />

Ernst May<br />

2008<br />

Preis<br />

Bereits seit 1988 – und somit nun zum zehnten Mal – lobt<br />

die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt<br />

den renommierten Ernst May Preis für Studenten der TU<br />

Darmstadt aus. Deren Aufgabe für 2008: Ein städtebauliches<br />

Entwicklungskonzept für die Nachnutzung des ehemaligen<br />

US-Militärgeländes „Roman Way Village“ in Butzbach erarbeiten.<br />

Die Gewinner wirken an einer Forschungs- und Entwicklungsarbeit<br />

der Unternehmensgruppe mit. Der Preis soll die<br />

fachliche und politische Auseinandersetzung im Geiste des sozial<br />

orientierten Wohnungs-, Siedlungs- und Städtebaus fördern.<br />

Er greift damit die Ambitionen auf von Ernst May (1886-1970),<br />

Architekt und Honorarprofessor der TU Darmstadt und fördert<br />

eine zukunftsgerichtete Interpretation seiner Ziele.<br />

25 AKTUELLES


26 AKTUELLES Gutes<br />

kann noch besser werden<br />

Echter Service für Mieter bedeutet, deren Wünsche zu kennen und sie auch zu berücksichtigen.<br />

Regelmäßige Umfragen sind ein wichtiges Instrument. Aktuelles Ergebnis für die Unternehmensgruppe:<br />

Zufriedene Bewohner und neue Impulse für den Alltag.<br />

91 Prozent der <strong>NH</strong>-Mieter würden ihren<br />

Vermieter an Freunde und Bekannte weiterempfehlen.<br />

Auf einer Notenskala von eins<br />

bis fünf erhielt die Unternehmensgruppe die<br />

Gesamtnote Zwei. Abgefragt wurden Kriterien<br />

wie: Zufriedenheit mit dem Vermieter,<br />

der Wohnung, dem Umfeld und dem Wohnhaus,<br />

ferner Wohnungsgröße, Umriss und<br />

Grünflächen. Viele der nachgefragten Details<br />

Service-Qualität, die überzeugt:<br />

Haus- und Siedlungsbetreuer im Einsatz A<br />

Wenn der Handwerker nur ein Mal klingeln muss …<br />

… kann das an der ‚Elektronischen Handwerkerkopplung’ liegen: Das IT-Programm bündelt<br />

alle administrativen Abläufe rund um Instandhaltungs-Arbeiten im Wohnungsbestand.<br />

Ein effektiver Service für Mieter, Handwerker und die Unternehmensgruppe.<br />

Schnell einen Klempner beauftragen? Einfache<br />

Administration und zügige Rechnungsbearbeitung<br />

inklusive? Mit dem neuen, fein<br />

abgestimmten System der Unternehmensgruppe<br />

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt<br />

ist dies kein Problem.<br />

Bereits 2007 startete eine optimierte Version<br />

der schon bei der Wohnstadt erprobten<br />

‚Elektronischen Handwerkerkopplung’<br />

(eHWK): Die Mitarbeiter der Unternehmensgruppe<br />

legen den Auftrag im SAP-<br />

Programm an. Die Daten werden an das<br />

Handwerkerportal übermittelt. Partner –<br />

erhielten sogar eine Eins vor dem Komma.<br />

Deutlich besser als bei der letzten Umfrage<br />

schnitten Gebäudezustand und Sauberkeit<br />

im Umfeld ab. Eine insgesamt erfreuliche<br />

Bewertung gab es auch für das Personal<br />

und die Dienstleistungen der Unternehmensgruppe:<br />

Mehr als 90 Prozent der angesprochenen<br />

Mieter sind mit den Mitarbeitern<br />

zufrieden.<br />

und somit Empfänger – sind lokal ansässige,<br />

mittelständische und überregional tätige große<br />

Handwerksbetriebe, die über das Internet<br />

auf das Portal zugreifen. Jeder Auftrag wird<br />

genau einem Handwerker zugeordnet. Die<br />

Unternehmensgruppe kann dann jederzeit<br />

erkennen, welchen Bearbeitungsstand dieser<br />

Auftrag hat. Der Handwerker gibt die gemäß<br />

Rahmenvertrag durchgeführten Leistungen<br />

ein. Danach erstellt das System auf Basis der<br />

SAP-Daten automatisch eine Rechnung für<br />

die Unternehmensgruppe, eine Kopie kann<br />

er sich ausdrucken und abspeichern.<br />

Die Ergebnisse der Marktforschung 2007<br />

können sich mehr als sehen lassen – übertreffen<br />

sie doch in den meisten Bereichen<br />

die bereits guten Resultate aus 2005. Verantwortlich<br />

für die aktuelle Befragung war das<br />

Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft,<br />

Stadt- und Regionalentwicklung<br />

GmbH der Ruhr-Universität Bochum. Deren<br />

Team telefonierte mit 1.526 Mietern –<br />

1.067 der Nassauischen Heimstätte und 459<br />

der Wohnstadt. Die durch einen Zufallsgenerator<br />

Ermittelten verkörpern repräsentativ<br />

alle Bewohner der insgesamt 64.000 Wohnungen<br />

an 167 Standorten. Sie alle beantworteten<br />

einen mehrseitigen Fragenkatalog<br />

zur Bewertung von Dienstleistungen, etwaigen<br />

Umzugsabsichten und ihrer Zufriedenheit.<br />

Parallel wurden Verbesserungspotentiale<br />

identifiziert. Diese bilden die Grundlage zur<br />

Optimierung und Erweiterung des Service-<br />

Angebotes.<br />

Kleine Aufträge bis 250,- Euro geben die<br />

Mieter via „MieterTÜV“ direkt beim ‚Handwerker-Pool’<br />

in Auftrag. Diese Möglichkeit,<br />

die bei der Nassauischen Heimstätte schon<br />

seit Jahren erfolgreich besteht, kann seit<br />

Januar 2008 von allen Kunden der Unternehmensgruppe<br />

genutzt werden.<br />

Die in die eHWK integrierte Wartungs-<br />

und Versicherungskopplung runden das Gesamtkonzept<br />

ab. Dies ist für die Beteiligten<br />

besonders zeit- und kostensparend: Im Jahr<br />

werden darüber deutlich mehr als 140.000<br />

Aufträge effizient abgewickelt.<br />

Foto: photoDisc


Foto: photoDisc<br />

Stadtpolitik<br />

Hessentag 2008<br />

»Buchbesprechung«<br />

Die Entstehung der Stadt als künstlich geschaffener Lebensraum bildet<br />

die Grundlage der Moderne. Dabei stellen neuere Entwicklungen<br />

dieses Konstrukt immer wieder auf die Probe. Die Stadt soziologen<br />

Hartmut Häußermann, Dieter Läpple und Walter Siebel widmen sich<br />

in „Stadtpolitik“ den Herausforderungen aktueller Stadt entwicklung:<br />

Von Schrumpfungsprozessen und Wanderungs bewegungen über<br />

Einkaufszentren und Gentrifikation als soziale Umstrukturierung hin<br />

zu neuen Aufgaben wie Integration und Erneuerung.<br />

Industrialisierung, Zuwanderung, Mangel an<br />

Wohnraum waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

die großen Herausforderungen für<br />

die Städte. Als Antwort auf die Wohnungsnot<br />

wurde 1920 die „Hessische Heimstätte“<br />

gegründet. Ihr Ziel: Die Bautätigkeit für<br />

einkommensschwache Bevölkerungsgruppen<br />

im Raum Kassel/Waldeck fördern. Helmut<br />

Feußner und Friedhelm Fischer dokumentieren<br />

in „Von der ‚Heimstätte‘ zur WOHN-<br />

STADT. Transformationen eines Unternehmens<br />

zwischen ‚Weimarer Republik‘ und 21.<br />

Jahrhundert“ nicht nur über 85 Jahre Unternehmensentwicklung,<br />

sondern auch ein<br />

Stück Sozialgeschichte. Historischer Kontext<br />

und lokale Aktivitäten werden dabei eng<br />

„Stadtpolitik“, 2007 im Suhrkamp Verlag<br />

erschienen, thematisiert in Theorie und<br />

Geschichte die Auswirkungen von Globalisierung,<br />

sozioökonomischem Strukturwandel,<br />

demographischen Veränderungen und<br />

Wiedervereinigung auf die Stadtplanung in<br />

Deutschland.<br />

Von der „Heimstätte“ zur WOHNSTADT<br />

ISBN 978-3-89958-371-7<br />

kassel university press:<br />

2008, 223 Seiten,<br />

29 Euro<br />

Als Gast auf dem Stand der Hessentagsstadt Homburg/Efze präsentiert<br />

die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt<br />

wohnungswirtschaftliche Aktivitäten und städtebauliche Projekte<br />

dieser Region. Dabei kooperiert sie mit der Hessischen Landesgesellschaft.<br />

Die Unternehmensgruppe ist mit der austragenden<br />

Kommune auch über die Festivitäten hinaus verbunden: Ihr gehören<br />

dort 224 Wohnungen.<br />

Termine: 6. bis 15. Juni 2008,<br />

Ort: Halle 1 der Landesausstellung, Stand 103, Homberg/Efze,<br />

Nähere Informationen entnehmen Sie bitte der Website:<br />

www.hessentag2008.de<br />

▲<br />

ISBN 978-3-518-12512-0,<br />

Edition Suhrkamp SV,<br />

406 Seiten, 14 Euro<br />

verknüpft. Einzelne Bauprojekte sind an Hand vielfältigen Foto-,<br />

Grundriss- und Kartenmaterials detailliert aufbereitet. Das Unternehmen<br />

wird in seinen unterschiedlichen Aufgabenbereichen und Identitäten<br />

– zwischen Wohnungsbaugesellschaft, Stadtentwickler und Unternehmensgruppe<br />

mit der Nassauischen Heimstätte – porträtiert.<br />

Ausgehend von den Anfängen der staatlichen Wohnungsfürsorge und<br />

der Weimarer Republik befassen sich insgesamt sieben Kapitel mit<br />

einem geschichtlichen Abriss der Bau- und Unternehmenshistorie: Von<br />

der Entwicklung der Hessischen Heimstätte im Nationalsozialismus<br />

über Wiederaufbau in der Nachkriegszeit hin zur neuen Herausforderung<br />

des Städtebaus in den 60er/70er Jahren. Wiedervereinigung und<br />

die Abschaffung des Gesetzes zur Gemeinnützigkeit im Wohnungswesen<br />

forderten eine Neuorientierung. Die Autoren präsentieren lebhaft<br />

die Entwicklung der WOHNSTADT: Die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft<br />

als Instrument der Verteilungspolitik wurde zu einem<br />

heute marktwirtschaftlich agierenden Dienstleistungsunternehmen.<br />

27 SERVICE


Unternehmensgruppe<br />

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt<br />

Schaumainkai 47<br />

60596 Frankfurt am Main<br />

Tel. 069 6069-0<br />

Fax 069 6069-300<br />

E-Mail post@naheimst.de<br />

www.naheimst.de<br />

Wolfsschlucht 18<br />

34117 Kassel<br />

Tel. 0561 1001-0<br />

Fax 0561 1001-10200<br />

E-Mail mail@wohnstadt.de<br />

www.wohnstadt.de

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