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Vals ist sein Garten

A great writing today in the Schweizer Illustrierte​ about my work. Thanks for the interview with the SI Grüne.

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GRUEN INTERVIEW<br />

Interview: Barbara Halter<br />

Fotos: Lukas Lienhard<br />

Mit einer flachen Schale in<br />

der Hand geht Chefkoch Sven<br />

Wassmer durch den Wald –<br />

«meinen <strong>Garten</strong>» nennt der<br />

29-Jährige das <strong>Vals</strong>ertal. Überall<br />

erspäht er geniessbare<br />

Pflänzchen. Die Brunnenkresse<br />

zieht er samt Wurzeln aus dem<br />

Boden, zerrieben schmeckt<br />

sie ähnlich wie Wasabi. Sauerklee<br />

pflückt er gleich kiloweise.<br />

Drei- bis viermal in der Woche<br />

sind er und <strong>sein</strong>e Köche morgens<br />

mit Sammeln beschäftigt.<br />

Die gefundenen Wildkräuter,<br />

Pilze und Beeren sind ein<br />

wichtiger Bestandteil <strong>sein</strong>er<br />

Küche im Restaurant Silver,<br />

das zum Hotel und Thermalbad<br />

7132 in <strong>Vals</strong> gehört.<br />

GRUEN: Sven Wassmer,<br />

bei wem haben Sie gelernt,<br />

welche Pflanzen aus dem<br />

Wald man essen kann?<br />

Vieles habe ich mir selbst<br />

beigebracht, mit Büchern und<br />

durch Kollegen, die ähnlich<br />

ticken wie ich. Geweckt wurde<br />

diese Leidenschaft während<br />

meiner Zeit in London, als<br />

ich bei Nuno Mendes kochte.<br />

Das Sammeln<br />

von Wildkräutern<br />

lernte Sven<br />

Wassmer in London<br />

kennen. Aus<br />

dem Sauerklee<br />

entsteht Glace.<br />

Wir haben dort in Parks<br />

und an den Flüssen Kräuter<br />

für die Küche gesammelt.<br />

Ihr Credo in der Küche<br />

lautet «strickt saisonal».<br />

Was bedeutet das konkret?<br />

Ich arbeite eng mit einem<br />

Gemüsebauern zusammen<br />

und richte mich nach der<br />

Natur. Im «Silver» verteilen<br />

wir keine Karte, der Gast<br />

DER GRUEN-FOOTPRINT<br />

Wie ökologisch <strong>ist</strong> Sven Wassmer unterwegs?<br />

1 Auto und Motorrad 47<br />

2 Öffentlicher Verkehr, Elektro-/Erdgas-Fahrzeuge 10<br />

3 Treibstoff privater Verkehr 0<br />

4 Private Flugreisen 0<br />

5 Auslastung des Autos 11<br />

6 Kompensation von Flugreisen 6<br />

7 Anzahl motorisierte Fahrzeuge 6<br />

Total Punkte 80<br />

80 Punkte = Ui, ui … Die vielen Flugreisen (zuletzt <strong>sein</strong>e Hochzeitsreise<br />

nach Asien) wirken sich schlecht aufs Resultat aus!<br />

Dafür <strong>ist</strong> Sven Wassmer in <strong>Vals</strong> umweltfreundlich<br />

unterwegs: Zur Arbeit geht er zu Fuss.<br />

Der GRUEN-Footprint wurde vom WWF Schweiz für<br />

SI GRUEN entwickelt. Der Test soll für den Alltag sensibilisieren<br />

und Spass bereiten. Berechnen Sie Ihren eigenen Footprint<br />

auf den Seiten 12 und 13.<br />

entscheidet bloss, ob er neun<br />

oder zwölf Gänge möchte.<br />

Das gibt mir die Freiheit, genau<br />

das zu kochen, was Saison <strong>ist</strong>.<br />

Wenn keine Kräuter im Wald<br />

wachsen, dann gibt es auch<br />

keine Kräuter in der Küche.<br />

Im Winter beispielsweise<br />

kommt bei mir fast nie etwas<br />

Grünes auf den Teller. Dafür<br />

koche ich handgetauchte<br />

Jakobsmuscheln aus Norwegen<br />

oder einen mit der Angel gefan<br />

genen Kabeljau. Fische aus<br />

Schleppnetzen kaufe ich nicht.<br />

Das <strong>ist</strong> nicht nachhaltig und<br />

somit für mich nicht vertretbar.<br />

Wäre es nicht ökologischer,<br />

nur Fisch aus der Umgebung<br />

zu beziehen?<br />

Nur weil etwas aus der Region<br />

kommt, bedeutet das noch<br />

lange nicht, dass es umweltfreundlicher<br />

<strong>ist</strong>. Eine Fischzucht<br />

braucht me<strong>ist</strong> viel<br />

Energie. Ich habe das Glück,<br />

mit der Alpenfischzucht in<br />

Cumbel einen Lieferanten<br />

zu haben, der in der Nähe<br />

<strong>ist</strong> und ökologisch produziert.<br />

Wieso verzichten Sie nicht<br />

ganz auf Jokobsmuscheln<br />

oder Königskrabben? Geht<br />

das wegen der Gäste nicht?<br />

Ich möchte nicht darauf verzichten!<br />

Nach den Gästen<br />

richte ich mich nicht. Mit<br />

meinem Menü erzähle ich<br />

eine Geschichte, und gewisse<br />

Meeresfrüchte sind – wenn<br />

sie Saison haben – ein Bestandteil<br />

davon. Im Vordergrund<br />

stehen aber die Produkte aus<br />

dem <strong>Vals</strong>ertal.<br />

Der eine oder andere Gast<br />

wird trotzdem reklamieren –<br />

vor allem wegen der konsequenten<br />

Saisonalität. Oder<br />

nicht?<br />

Es gibt tatsächlich Gäste – vor<br />

allem im Winter, wenn es viel<br />

Kohlgemüse und eingemachte<br />

Sachen gibt –, die finden, ein<br />

paar Tomaten auf dem Teller<br />

täten gut … Ich sehe mich<br />

auch als Erzieher und erkläre<br />

dann, wieso der Winter die<br />

völlig falsche Zeit für Tomaten<br />

<strong>ist</strong>. Vielfach macht es klick.<br />

Aber ich akzeptiere auch,<br />

dass einigen Gästen meine Art,<br />

zu kochen, nicht gefällt.<br />

Gibt es Lebensmittel, die<br />

Sie aus ethischen Gründen<br />

nicht verarbeiten?<br />

Ich habe praktisch keine<br />

Gänseleber auf der Karte und<br />

wenn, dann nur ungestopfte.<br />

Thunfisch gibt es gar nie,<br />

der <strong>ist</strong> für mich tabu. Mein<br />

Fleisch kommt nur aus <strong>Vals</strong><br />

und von Bauern, die ich<br />

kenne. Ich brauche den Bezug<br />

zum Tier. Ich will es auf der<br />

Weide sehen, es zum Metzger<br />

begleiten und selber ausei nandernehmen.<br />

In der Spitzengastronomie<br />

gibt es immer noch wenig<br />

vegetarische Restaurants.<br />

Wieso eigentlich?<br />

Vielleicht fehlt es den Köchen<br />

einfach an Kreativität und Mut,<br />

etwas Neues auszuprobieren.<br />

Ich liebe Gemüse. In meinem<br />

«Tasting Menu» hat es immer<br />

mindestens zwei vegetarische<br />

Gerichte. Wer sich als Vege tarier<br />

anmeldet, bekommt natürlich<br />

alle Gänge ohne Fleisch<br />

und Fischprodukte. Was ich<br />

nicht anbiete, <strong>ist</strong> ein veganes<br />

Menü. Ich habe das schon<br />

gemacht, aber es verfälscht<br />

meine Geschichte. Die <strong>Vals</strong>er<br />

Sahne, die Alpenbutter oder<br />

die Milch gehören dazu.<br />

„Ich sehe mich auch<br />

als Erzieher und<br />

erkläre den Gästen,<br />

wieso der Winter die<br />

völlig falsche Zeit<br />

für Tomaten <strong>ist</strong>.“<br />

Diesen Frühling<br />

hat Sven Wassmer<br />

geheiratet. Seine<br />

Frau Amanda<br />

Bulgin <strong>ist</strong> Sommelière<br />

im «Silver»,<br />

das zum Hotel<br />

7132 gehört.<br />

50<br />

Sven Wassmer www.svenwassmer.com www.twitter.com/svenwassmer Das Restaurant Silver www.7132.com Produzenten, die Sven Wassmer beliefern www.sennereivals.ch (Milchprodukte) www.hofpadanatsch.ch (Schottische Hochlandrinder) www.lumare.ch (Seesaibling)<br />

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