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Chronik des Martin Geirhalder<br />
Martin (*1541), Sohn von Veit (*1515-20) war ab 1580 Mitglied des Stadtrats und von 1610<br />
bis zu seinem Tod 1617 Bürgermeister Kaufbeurens. Er ist der Verfasser der ältesten Chronik<br />
der Stadt. Seine Aufzeichnungen bieten somit einen interessanten Einblick in das Leben des<br />
16. Jahrhunderts in Kaufbeuren und sind gleichzeitig eine wertvolle Quelle für die Stadt- und<br />
Familiengeschichte. Der erste Eintrag des Tagebuches stammt vom Tag seiner Hochzeit am 7.<br />
Mai 1565:<br />
„Anno 1565 den 7. Tag May hab ich hochzeit gehapt Gott der almechtig geb sein gettlich segen<br />
dar zu. Amen (…)“<br />
Der mit Abstand größte Eintrag stammt vom 6. August 1583. Hier schreibt Martin auf 10 Seiten<br />
die Kaufbeurer Stadtgeschichte ab dem Jahr 842 n.Chr. nieder. Die Chronik bietet somit auch<br />
die älteste Dokumentation der Kaufbeurer Frühgeschichte. Seine damalige Quelle ist<br />
unbekannt.<br />
Er führte bis 1613 Bericht über seine Familie (Geburten Todesfälle), Geschehnisse in<br />
Kaufbeuren (Ratswahlen, Brände, Naturkatastrophen, Todesfälle, Verbrechen, Hinrichtungen,<br />
Theater (comedi)) und Preise diverser Güter, vor allem Getreidepreise:<br />
„(…) Zu dieser zeit hat dz koren golten wie volgt: Ein mezen kern um 60 k, der roggen per 40 k,<br />
die gersten per 36 k, der haber per 15, ein maß wein der beste 11k.“ (1589)<br />
Martin lebte während der Reformationszeit. Die reformierten Bürger Kaufbeurens nutzen die<br />
katholische Martinskirche bis diese 1604 den Katholiken durch eine kaiserliche Kommission<br />
zur Alleinnutzung zugesprochen und die Dreifaltigkeitskirche erbaut wurde. Der Antrag auf<br />
Alleinnutzung ist zuvor abgelehnt worden.<br />
„Ano 88 den ersten Septembris hat kayser Ruodolf der ander aus Estereich ein comision alhie<br />
gehen Kaufbeuren abgeferdigt und die gesandten gwest erstlich der herzog von Bairn, der<br />
ander Marquart bischoff zu Augspurg, auch Johans Ilsung von Coneberg zu Lindaw kayserl.<br />
Maiestet rath und des reichs pfenigmeister, und ist ir werben gwest von ir mayestet dß die<br />
Evanelisten oder die Lutherischen solen den Catholischen aus sant Martins kirchen, ist aber nit<br />
bewilligt worden.“<br />
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