KDA-BuB-2012
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Sozialethische Betrachtung<br />
Schuldenuhr<br />
Vermögensuhr<br />
Schulden pro Kopf<br />
Vermögen pro Kopf<br />
Aktueller Zuwachs pro Sekunde<br />
Aktueller Zuwachs (Sek. in Euro)<br />
Schulden und Vermögen in Deutschland (25. Juni <strong>2012</strong>, 12.51 Uhr). Stand: 2011, genutzte Daten: Staatsverschuldung:<br />
1,7 Billionen €, Startzuwachs: 2279 €/ Sekunde, Bevölkerung: 81,8 Mio. fix; Offizielle Werte Volksvermögen von 2010,<br />
4,88 Billionen Bruttogeldvermögen( und 8 Billionen in Sachwerten), 4,7% zu 2009 als Wachstumsvariable für 2011 übernommen).<br />
krise entstanden sind. Nicht zuletzt durch<br />
die Fortschritte in der elektronischen<br />
Datenübertragung, den ohnehin überwiegend<br />
über Computer abgewickelten Börsenhandel<br />
und die Tatsache, dass weltweit<br />
praktisch alle Finanztransaktionen<br />
über wenige Clearingstellen laufen, wäre<br />
heute auch die vollständige Erfassung<br />
aller Finanztransaktionen und damit die<br />
Erhebung einer Finanztransaktionssteuer<br />
technisch kein Problem mehr.<br />
Als Bundeskanzlerin Angela Merkel im<br />
Dezember letzten Jahres in einer Regierungserklärung<br />
die kurz zuvor getroffenen<br />
Beschlüsse des Europäischen Rates zur<br />
Überwindung der Euro-Schuldenkrise erläuterte,<br />
stellte sie zuversichtlich fest,<br />
dass mit dem beschlossenen Maßnahmenpaket<br />
die Voraussetzungen geschaffen<br />
seien, dass Europa gestärkt aus der<br />
Krise hervorgehen könnte. Entscheidend<br />
ist dabei, dass die Bundeskanzlerin darauf<br />
abstellte, dass Europa gestärkt aus<br />
der Finanz- und Schuldenkrise hervor<br />
gehen würde – nicht allein der Euro. Es<br />
geht bei der sogenannten Rettung des<br />
Euro um weit mehr als nur um Geld.<br />
Die Rettungs- und Konsolidierungsmaßnahmen<br />
im Euroraum, die die drohende<br />
Insolvenz hochverschuldeter Staaten<br />
abwenden sollten, dienten zunächst<br />
hauptsächlich dem Schutz der (als systemrelevant<br />
betrachteten) Banken vor Zahlungsausfällen.<br />
Für die nationalen Haushalte<br />
insbesondere der südeuropäischen<br />
Länder brachten sie trotz massiver Ausgabensenkungen<br />
durch Personalabbau<br />
und Einschnitte in fast allen Bereichen<br />
öffentlicher Aufgabenerfüllung keine<br />
nachhaltige Sanierung. Dazu müssen<br />
zwingend steuerpolitische Maßnahmen<br />
einbezogen werden. Die Finanztransaktionssteuer<br />
kann bestimmt nicht alle<br />
Probleme lösen. Sie könnte aber ein gewichtiger<br />
Stein im Gesamtpaket sein.<br />
Eine moderate Besteuerung von Privatvermögen,<br />
die in der Eurozone etwa das<br />
Fünffache der Staatsschulden beträgt,<br />
eine Harmonisierung der Unternehmensbesteuerung<br />
und die Einführung einer<br />
Finanztransaktionssteuer, wie sie z. B.<br />
Christian Felber* vorschlägt, können,<br />
zusammen mit einer unterstützenden<br />
Geldpolitik, die die Länder unabhängiger<br />
von Spekulationen auf den Finanzmärk<br />
ten macht, zu einer langfristigen<br />
Konso lidierung der Haushalte beitragen.<br />
Länder, die bisher nicht über eine effi ziente<br />
Steuerverwaltung verfügen, müssen dabei<br />
unterstützt werden, die institutionellen<br />
Vor aussetzungen dafür zu schaffen. Gemeinsam<br />
müssen die europäischen Länder<br />
ebenfalls für die Um setzung der erweiterten<br />
Zinsrichtlinie in Europa und die<br />
Schließung von Steuer oasen eintreten.<br />
Werden diese steuerpolitischen Maßnahmen<br />
ergänzt durch weitere Reformen<br />
im Bereich der Finanzaufsicht und -regulierung,<br />
könnte dies nicht nur zu einer langfristigen<br />
Sicherung des Euro beitragen,<br />
sondern vor allem dazu führen, dass die<br />
Menschen Europa nicht primär mit Schulden,<br />
Belastungen und gegenseitigen Vorwürfen<br />
und Misstrauen verbinden, sondern<br />
als ein Zukunftsmodell, das für alle Menschen<br />
auf diesem Kontinent persönliche,<br />
kulturelle und wirtschaftliche Ent wicklungsmöglichkeiten<br />
bietet. Dies wiederum<br />
wäre eine Voraussetzung für eine überzeugte,<br />
breite Zustimmung zu einer demokratischen,<br />
friedlichen Ent wicklung in<br />
Europa und einer Bestätigung gemeinsamer<br />
Werte. Es könnte Europa als Ganzes<br />
dauerhaft stärken und den zweifellos vorhandenen<br />
Reichtum zum Segen für Arme<br />
und Reiche werden lassen.<br />
Dr. Brigitte Bertelmann<br />
Dipl. Volkswirtin, Zentrum Gesellschaftliche<br />
Verantwortung der EKHN<br />
* Christian Felber: Retten wir den Euro, Deuticke im Paul Zsolny Verlag, Wien <strong>2012</strong>.<br />
Sozialpolitischer Buß- und Bettag <strong>2012</strong><br />
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