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Zur dynamischen Stabilität von Eisenbahnstrecken ... - Gepro Dresden

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WISSEN | SCHOTTEROBERBAU AUF WEICHSCHICHTEN<br />

<strong>Zur</strong> <strong>dynamischen</strong> <strong>Stabilität</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Eisenbahnstrecken</strong> mit Schotteroberbau<br />

auf Weichschichten<br />

Im Rahmen des Vorhabens „<strong>Eisenbahnstrecken</strong> mit Schottergleisen auf Weichschichten“ wurde<br />

ein Algorithmus zum Erkennen und Bewerten <strong>von</strong> schwingungsempfi ndlichen Untergrundbereichen,<br />

zur rechnerischen Bewertung der <strong>dynamischen</strong> <strong>Stabilität</strong> sowie zur Auswahl<br />

bautechnischer Maßnahmen entwickelt und an mehreren ausgeführten Bauvorhaben erprobt.<br />

><br />

Das System Eisenbahngleis mit<br />

Schiene, Schwelle und Schotterbett<br />

weist zum einen eine günstige fl ächige Verteilung<br />

der Radsatzlasten <strong>von</strong> Eisenbahnfahrzeugen<br />

auf den Untergrund auf und<br />

stellt zum anderen – bei niedrigen Geschwindigkeiten<br />

– geringe Anforderungen an Setzungsbegrenzungen<br />

auf Grund der nahezu<br />

uneingeschränkten Nachregulierbarkeit der<br />

Gleislage durch vergleichsweise einfaches<br />

Nachstopfen. Deshalb wurden in der Vergangenheit<br />

auch heute noch genutzte verkehrstechnisch<br />

wichtige <strong>Eisenbahnstrecken</strong> ohne<br />

wesentliche Ertüchtigungsmaßnahmen im<br />

Untergrund sowohl auf Dämmen als auch<br />

bei geringer Überdeckung über Weichschichten<br />

geführt.<br />

Für die heutigen zunehmenden Anforderungen<br />

an die Nutzung solcher bestehenden<br />

Strecken mit höheren Belastungen und<br />

höheren Geschwindigkeiten ergeben sich<br />

wegen der wenig tragfähigen Böden im Untergrund<br />

mit geringer Scherfestigkeit und<br />

großer Verformbarkeit Einschränkungen.<br />

Dies betrifft insbesondere Untergründe und<br />

Erdbauwerke mit verlagerungsempfi ndlichen<br />

gleichförmigen Sanden, feinkörnigen Böden<br />

ohne ausreichende Scherfestigkeit und mit<br />

hoher Verformbarkeit sowie Weichschichten<br />

mit organischen Anteilen im Unterbau und<br />

Untergrund.<br />

Es können zusätzliche plastische Verformungen<br />

des Untergrundes auf Grund höherer statischer<br />

und dynamischer Beanspruchungen<br />

auftreten. Diese zusätzlichen plastischen<br />

Verformungen können zu zusätzlichen Setzungen<br />

und damit kurzfristig auftretenden<br />

Geislagestörungen führen.<br />

Daneben können Entfestigungen des Schotterbetts<br />

(„Schotterfl ießen“) auftreten, die<br />

sich als Abfl achungen der Schotterböschungen<br />

und Freilegen der Schwellenköpfe be-<br />

46 ETR | SEPTEMBER 2011 | NR. 9<br />

merkbar machen. Dies kann zu einer Reduzierung<br />

des Querverschiebewiderstandes<br />

führen. Die verstärkten <strong>dynamischen</strong> Beanspruchungen<br />

können sich auch in Verlusten<br />

der Trennstabilität zwischen Schotter und<br />

Untergrund mit Ausbildung <strong>von</strong> Mischzonen<br />

und Bildung <strong>von</strong> tiefreichenden Schottersäcken<br />

bemerkbar machen.<br />

In Einzelfällen kann bei sehr ungünstigen Untergrundbedingungen<br />

auch ein Aufschwingen<br />

des Gesamtsystems Fahrzeug-Fahrweg<br />

entstehen, wenn die Geschwindigkeit des<br />

Fahrzeugs in den Bereich der Oberfl ächenwellengeschwindigkeit<br />

bzw. der Rayleighwellengeschwindigkeit<br />

des Unterbaus und Untergrundes<br />

gerät.<br />

1. PROBLEMSTELLUNG<br />

<strong>Zur</strong> Bewertung der <strong>dynamischen</strong> <strong>Stabilität</strong><br />

<strong>von</strong> Schottergleisen auf Weichschichten<br />

lagen bisher keine abgesicherten rechnerischen<br />

Verfahren vor. Dies betrifft sowohl das<br />

Berechnungsmodell als auch die Festlegung<br />

<strong>von</strong> Grenzwerten der Gebrauchstauglichkeit.<br />

Ersatzweise wurden und werden die Bewertungen<br />

auf Basis <strong>von</strong> quasistatischen Tragfähigkeitsuntersuchungen<br />

oder Setzungsberechnungen<br />

durchgeführt. Dies führt in<br />

vielen Fällen zu erheblichen bautechnischen<br />

Verbesserungsmaßnahmen, deren Notwendigkeit<br />

aus Sicht der Dynamik nur schwer<br />

begründbar war.<br />

Die zunehmenden Ausbauprogramme für<br />

das bestehende Streckennetz der Deutschen<br />

Bahn des vergangenen Jahrzehnts begründeten<br />

die Einrichtung eines Forschungs-und<br />

Entwicklungsvorhabens der DB Netz mit dem<br />

Auftrag, ein geeignetes rechnerisches Verfahren<br />

zur Bewertung der <strong>dynamischen</strong> <strong>Stabilität</strong><br />

<strong>von</strong> Schottergleisen auf Weichschich-<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Vogel<br />

Fachingenieur Erd- und Grundbau<br />

DB Netz AG, I.NVT 42, Büro München<br />

wolfgang.vogel@deutschebahn.com<br />

Prof. Dr.-Ing. Klaus Lieberenz<br />

Professor an der HTW <strong>Dresden</strong><br />

im Ruhestand<br />

klaus.lieberenz@kabelmail.de<br />

Prof. Dr.-Ing. Thomas Neidhart<br />

Professor, Lehrgebiete Geotechnik +<br />

Bahnbau an der Hochschule<br />

Regensburg<br />

thomas.neidhart@hs-regensburg.de<br />

Dipl.-Ing. Dirk Wegener<br />

Projektingenieur der GEPRO Ingenieurgesellschaft<br />

für Geotechnik, Verkehrs-<br />

und Tiefbau und Umweltschutz<br />

GmbH, <strong>Dresden</strong><br />

dirk.wegener@gepro-dresden.de<br />

ten zu entwickeln. Das Vorhaben wurde<br />

unter Leitung des Erstautors dieses Beitrags<br />

<strong>von</strong> den Koautoren im Zeitraum zwischen<br />

2004 und 2010 durchgeführt. Das Vorhaben<br />

beinhaltete theoretische bodendynamische<br />

Ableitungen, umfassende numerische Parameterstudien<br />

und praktische Auswertungen<br />

<strong>von</strong> Labor- und Feldversuchen sowie Schwingungsmessungen,Langzeitverformungsmessungen<br />

und Auswertung <strong>von</strong> Gleislagemessungen<br />

auf Versuchsstrecken.<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse dieses<br />

Forschungs- und Entwicklungs-Vorhabens<br />

(FE-Vorhabens) vorgestellt.


2. ERGEBNISSE DES FE-VORHABENS<br />

In dem FE-Vorhaben wurde ein Algorithmus<br />

erarbeitet, der vom Erkennen und Bewerten<br />

<strong>von</strong> schwingungsempfi ndlichen Untergrundbereichen<br />

über die Berechnung der <strong>dynamischen</strong><br />

<strong>Stabilität</strong> bis zum Vorschlag <strong>von</strong><br />

bautechnischen Maßnahmen alle Lösungsschritte<br />

in logischer Reihenfolge anbietet.<br />

Die Ergebnisse sind als Planungshilfen aufbereitet<br />

worden und stehen für eine Anwendung<br />

durch Gutachter und Planer zunächst<br />

als Technische Mitteilung der DB Netz AG zur<br />

Verfügung. Sie sollen auch in die einschlägige<br />

Richtlinie Ril 836 aufgenommen werden.<br />

Die wesentlichen Ergebnisse des Vorhabens<br />

beziehen sich auf eine qualitative Bewertung,<br />

auf rechnerische Untersuchungen und<br />

auf bautechnische Empfehlungen, die im Folgenden<br />

kurz beschrieben werden.<br />

> Für eine „Qualitative Bewertung“ wurde<br />

eine Verfahrensweise in 4 Stufen zur Abschätzung<br />

der <strong>dynamischen</strong> Anfälligkeit<br />

entwickelt, bei der<br />

– der Zustand der Strecke mit Nutzungseinschränkungen,<br />

– die vorgesehenen Nutzungsänderungen,<br />

– die Charakteristik der Weichschicht<br />

und<br />

– das Verhältnis Überdeckung zu<br />

Mächtigkeit der Weichschicht<br />

zusammenfassend untersucht werden.<br />

Im Ergebnis kann zwischen „dynamisch<br />

unkritisch“ ohne weiteren<br />

Untersuchungsbedarf und „dynamisch<br />

möglicherweise kritisch bis dynamisch<br />

kritisch“, mit der Notwendigkeit vertiefender<br />

Untersuchungen, unterschieden<br />

werden.<br />

> Für die „Rechnerische Untersuchung“<br />

wurde ein Nachweisverfahren zur <strong>dynamischen</strong><br />

<strong>Stabilität</strong> entwickelt, das <strong>von</strong><br />

der <strong>dynamischen</strong> Lastein- und -abtragung<br />

im System Fahrzeug/Fahrweg und<br />

der Wechselwirkung Fahrzeug/Fahrweg<br />

mit Oberbau, Unterbau und Untergrund<br />

ausgeht.<br />

> In umfangreicher Grundlagenarbeit waren<br />

für Anwendungen bei Schottergleisen<br />

auf Weichschichten dabei insbesondere<br />

zu bearbeiten:<br />

1. Festlegungen zu den Einwirkungen<br />

mit <strong>dynamischen</strong> Lasten als Summe<br />

nieder- und zusätzlicher hochfrequenter<br />

Einwirkungen unter Berücksichtigung<br />

maßgebender Lastenzüge,<br />

der Fahrgeschwindigkeit und<br />

typischer Abstände sowie Unebenheiten<br />

zwischen Rad und Schiene;<br />

2. Berücksichtigung der Elastizitäten<br />

und Dämpfungen bei der Lastabtragung<br />

im System Fahrzeug/Fahrweg<br />

mit Oberbau, Unterbau und Untergrund;<br />

BILD 1: Arbeitsschritte zur rechnerischen Untersuchung der <strong>dynamischen</strong><br />

<strong>Stabilität</strong> (Quelle aller Bilder: Autoren)<br />

3. Auswahl und Erfassung relevanter<br />

bodendynamischer Kennwerte wie<br />

Steifemodul, Schubmodul, Querdehnzahl,<br />

Dichte und Dämpfungsgrad;<br />

4. Entwicklung und Strukturierung <strong>von</strong><br />

gleis- und boden<strong>dynamischen</strong> Berechnungen<br />

mittels Substrukturtechnik<br />

einschließlich Iteration. Dabei<br />

wird die Wellenausbreitung im Boden<br />

mittels 2D-FEM im Querschnitt<br />

modelliert und die Ausbreitung der<br />

Schwingungen in der 3. Dimension<br />

über eine entsprechende Lastverteilung<br />

in der Bahnlängsrichtung analog<br />

dem Konusmodell erfasst.<br />

5. Nachweis der <strong>dynamischen</strong> <strong>Stabilität</strong><br />

im Vergleich einwirkender Scherdehnungen<br />

mit Scherdehnungsgrenzen<br />

nach einem Verfahren [19], wie es<br />

für Feste Fahrbahnen des Hochgeschwindigkeitsverkehrs<br />

erstmals<br />

bei der Deutschen Bahn bei Bau der<br />

Neubaustrecke Nürnberg-Ingolstadt<br />

entwickelt wurde. Die Scherdehnung<br />

kann unter bestimmten Voraussetzungen<br />

auch vereinfachend aus dem<br />

Quotient <strong>von</strong> effektiver Schwinggeschwindigkeit<br />

und Scherwellengeschwindigkeit<br />

ermittelt werden.<br />

Zusätzlich muss ein ausreichender<br />

Abstand vom Resonanzfall nachgewiesen<br />

werden.<br />

Für die rechnerische Untersuchung hat<br />

sich eine Bearbeitung in der Abfolge nach<br />

Bild 1 als zielführend erwiesen.<br />

Das für Schotteroberbau entwickelte<br />

rechnerische Verfahren kann mit geeigneten<br />

Modifi kationen auch für andere<br />

Untergrund- und Unterbaubedingungen<br />

und andere Oberbauarten (z. B. Feste<br />

Fahrbahn) weiterentwickelt werden.<br />

> Die Ableitung <strong>von</strong> „Bautechnischen<br />

Maßnahmen“ wurde <strong>von</strong> Anfang an als<br />

Bestandteil der Forschungsarbeit angesehen.<br />

Die Herausarbeitung der Gebrauchstauglichkeit<br />

mit der Begrenzung<br />

<strong>von</strong> Setzungen und Verformungen als<br />

maßgebendes Problem machte einen<br />

erweiterten Ansatz für Maßnahmen zur<br />

Erstellung eines sicheren und gebrauchstauglichen<br />

Fahrweges möglich. Somit<br />

wird neben den bekannten Verfahren zur<br />

Erhöhung der Widerstände im Baugrund<br />

durch tiefgründige Ertüchtigung auch alternativ<br />

die Verminderung der Einwirkungen<br />

durch elastische Elemente im Oberbau<br />

und die Kombination beider Effekte<br />

durch gleisnahe geokunststoffbewehrte<br />

Tragsysteme möglich. Letztere bedürfen<br />

allerdings noch für eine abgesicherte Anwendung<br />

einer weiteren wissenschaftlichen<br />

Bewertung.<br />

Auf die Notwendigkeit der üblichen statischen<br />

Setzungsnachweise ergänzend zu den<br />

Nachweisen der <strong>dynamischen</strong> <strong>Stabilität</strong> bei<br />

Bodenaustauschmaßnahmen bzw. Einbau<br />

<strong>von</strong> Schutzschichten wird an dieser Stelle in<br />

Ergänzung zu Bild 1 hingewiesen.<br />

Im Folgenden werden ausgewählte neue Herangehensweisen<br />

und Ergebnisse erläutert.<br />

3. BODENDYNAMIK –<br />

GRUNDLAGEN UND KENNWERTE<br />

Neben den erforderlichen Aufschlüssen für<br />

die konventionellen Erkundungen sind zur<br />

ETR | SEPTEMBER 2011 | NR. 9<br />

»<br />

47


WISSEN | SCHOTTEROBERBAU AUF WEICHSCHICHTEN<br />

Ermittlung der boden<strong>dynamischen</strong> Kennwerte<br />

ergänzende direkte oder indirekte Aufschlüsse<br />

in und neben der Trasse erforderlich.<br />

Für die labortechnischen Untersuchungen<br />

sind aus allen relevanten Bodenschichten<br />

ungestörte Proben der Güteklasse 1 nach DIN<br />

4021 zu entnehmen, um daran die Scherfestigkeits-<br />

und Steifi gkeitsparameter, die<br />

Dichten und Wassergehalte und daraus die<br />

Porenanteile bzw. Porenzahlen zu ermitteln.<br />

Bei sehr weichen und/oder organischen<br />

Böden sind die Proben vor Ermittlung der<br />

Scherfestigkeits- und Steifi gkeitsparameter<br />

eindimensional (1D) zu konsolidieren.<br />

Insbesondere bei organischen Böden sind<br />

aufgrund der Bodenbeschaffenheit zur Ermittlung<br />

der effektiven Scherparameter (�‘,<br />

c‘) nach der 1D-Konsolidation drainierte Versuche<br />

(Typ D) auszuführen. Führen eventuell<br />

erforderliche Baumaßnahmen zur Belastung<br />

der Weichschichten, müssen auch die undrainierten<br />

Scherparameter (� u , c u ) ermittelt<br />

werden, wobei insbesondere für organische<br />

Böden häufi g � u > 0° ist.<br />

Für qualifi zierte rechnerische Untersuchungen<br />

sind neben den genannten statischen<br />

bodenmechanischen Kennwerten zusätzlich<br />

Kenntnisse zu den boden<strong>dynamischen</strong> Eigenschaften<br />

der Schichten erforderlich.<br />

Für die boden<strong>dynamischen</strong> Berechnungen<br />

mit FE-Methoden werden Steifemodul,<br />

Schubmodul und Dämpfungsgrad für die<br />

bei Eisenbahnfahrwegen systemspezifi sch<br />

vergleichsweise sehr niedrigen Dehnungsniveaus<br />

sowie Informationen über deren Veränderung<br />

während der Scherbeanspruchung<br />

benötigt. Für diese niedrigen Dehnungsniveaus<br />

ist die labortechnische Ermittlung der<br />

Ausgangsgrößen der Steife- und Schubmodule<br />

aus technischen Gründen aufwändig<br />

und dennoch häufi g fehlerbehaftet.<br />

Es wird daher nach den Erfahrungen aus bisherigen<br />

Untersuchungen dringend empfohlen,<br />

die Parameter über die Ausbreitungsgeschwindigkeiten<br />

der Druckwelle (c p ) und der<br />

Scherwelle (c s ) durch Feldversuche in situ<br />

nach den folgenden Gleichungen zu bestimmen:<br />

Steifemodul E s,0 = � · c p ² [MPa] (1)<br />

Schubmodul G 0 = � · c s ² [MPa] (2)<br />

Der Index „0“ kennzeichnet in den Gleichungen<br />

(1) bis (2) den Bereich niedriger Scherdehnungen<br />

� (unterhalb der linearen Scherdehnungsgrenze<br />

� tl nach [11]).<br />

Mit der Feuchtdichte � des Bodens bzw. der<br />

einzelnen Bodenschichten sowie c p und c s<br />

können nach den Gleichungen (1) und (2) der<br />

Steifemodul E s,0 und der Schubmodul G 0 berechnet<br />

werden.<br />

Aus den boden<strong>dynamischen</strong> Erkundungen<br />

kann ebenfalls der Dämpfungsgrad D 0 der<br />

einzelnen Bodenschichten ermittelt werden.<br />

Zumeist reicht es jedoch aus, eine Mindestdämpfung<br />

D 0,min anzusetzen, da die Material-<br />

48 ETR | SEPTEMBER 2011 | NR. 9<br />

dämpfung gegenüber der Energieabstrahlung<br />

durch Wellenausbreitung in den Untergrund<br />

eine untergeordnete Rolle spielt. Angaben zu<br />

bodenartabhängigen Materialdämpfungen<br />

fi nden sich in [4], [5] und [6].<br />

Für mineralische Böden mit Glühverlusten,<br />

V gl � 5 % bei bindigen bzw. V gl � 3 % bei<br />

nichtbindigen Böden, dürfen die empirischen<br />

Beziehungen zur Abschätzung der Steifi gkeits-<br />

und Dämpfungsparameter nach [4]<br />

verwendet werden. Eine Überprüfung der<br />

abgeschätzten Kennwerte mittels boden<strong>dynamischen</strong><br />

Erkundungsverfahren wird empfohlen.<br />

Für organische Böden und Böden mit organischen<br />

Beimengungen ist der Einsatz<br />

bodendynamischer Erkundungsverfahren<br />

zur Ermittlung <strong>von</strong> E s,0 und G 0 grundsätzlich<br />

erforderlich. Bodendynamische Erkundungsverfahren<br />

sind in der Regel<br />

> in der Trasse, z. B. in Gleisachse oder im<br />

Bereich der Dammkrone, zur Ermittlung<br />

der Parameter des Unterbaus und des<br />

Dammkörpers sowie des vorbelasteten<br />

Untergrundes und<br />

> neben der Trasse zur Ermittlung des nicht<br />

bzw. kaum vorbelasteten Untergrundes<br />

durchzuführen.<br />

Als geeignete bodendynamische Erkundungsverfahren<br />

kommen in der Trasse im<br />

Wesentlichen bohrlochgestützte Verfahren<br />

und Sondierverfahren in Frage, da bei<br />

Weichschichten unter Dämmen häufi g steifere<br />

Schichten (Dammkörper) über weicheren<br />

Schichten liegen und keine horizontale Geländeoberfl<br />

äche vorhanden ist.<br />

Außerhalb der Trasse können auch Oberfl ächenverfahren<br />

eingesetzt werden, wenn die<br />

vorher genannten Bedingungen erfüllt werden.<br />

Bei organischen Weichschichten sind<br />

außerhalb der Trasse bevorzugt bohrlochgestützte<br />

Verfahren oder Sondierverfahren und<br />

Oberfl ächenverfahren einzusetzen.<br />

Hinweise für die Anwendung der einzelnen<br />

Verfahren fi nden sich in [4] und besonderes<br />

in [7].<br />

4. EINWIRKUNGEN UND<br />

GLEISDYNAMISCHE BERECHNUNGEN<br />

Die Festlegung der Einwirkungen beinhaltet<br />

einerseits die Bestimmung der maßgebenden<br />

Lastbilder aus dem Betriebsprogramm und<br />

nach DIN FB 101, Anhang F, und andererseits<br />

die Ermittlung der tatsächlichen zeitabhängigen<br />

Belastung im Zeit- und Frequenzbereich.<br />

Die tatsächliche Belastung ergibt sich<br />

aus der Superposition <strong>von</strong> quasi statischer<br />

(niederfrequenter) und zusätzlicher dynamischer<br />

(höherfrequenter) Einwirkung.<br />

Da die Auswirkungen der Belastung und<br />

Geschwindigkeit auf die Beanspruchungen<br />

nicht eindeutig beschreibbar sind, sind ver-<br />

schiedene Zugarten mit unterschiedlichen<br />

Geschwindigkeiten zu betrachten. Nach<br />

bisherigen Untersuchungen waren bei Regelverkehr<br />

mit Achslasten � 225 kN gemäß<br />

DIN FB 101, Anhang F folgende Lastenzüge in<br />

Abhängigkeit der Streckenkategorie bemessungsrelevant:<br />

> R 80/G 50 Typ 1 mit 80 km/h (Lokgezogener<br />

Reisezug mit 6-achsiger<br />

Lok),<br />

> G 120/R 120 Typ 7 mit 120 km/h (Lokgezogener<br />

Güterzug mit<br />

4-achsigen Wagen),<br />

> P 160/M 160 Typ 1 mit 160 km/h (Lokgezogener<br />

Reisezug mit 6-achsiger<br />

Lok) und<br />

> P 230/M 230 Typ 3 mit 230 km/h<br />

(ICE 1 mit Triebköpfen<br />

und Mittelwagen) oder<br />

Typ 1 mit 200 km/h (Lokgezogener<br />

Reisezug mit 6-achsiger<br />

Lok).<br />

Niederfrequente Einwirkungen infolge Radsatzlasten<br />

mit entsprechenden Wagen-, Radsatz-<br />

und Drehgestellabständen sollen nach<br />

dem mechanischen Modell des dynamisch<br />

belasteten Fahrwegs, z. B. nach Fryba [13], unter<br />

Berücksichtigung des Verhältnisses <strong>von</strong><br />

v Zug /c R berechnet werden.<br />

Hochfrequente Einwirkungen treten durch<br />

zusätzliche dynamische Beanspruchungen<br />

infolge <strong>von</strong> Unebenheiten zwischen Fahrzeug<br />

und Fahrweg auf. Diese können mit dem vereinfachten<br />

Frequenzbereichsverfahren nach<br />

Knothe [14] ermittelt werden. In die Berechnung<br />

sind elastische Elemente im Oberbau<br />

als Feder und Dämpfer zu implementieren.<br />

Die höherfrequenten Einwirkungen sollten<br />

dabei über eine Radumlaufabzeichnung [15]<br />

in Anlehnung an EUROBALT2 erfasst werden.<br />

Bei Zuggeschwindigkeiten bis 160 km/h<br />

können die hochfrequenten Einwirkungen<br />

durch entsprechende Erhöhungsfaktoren auf<br />

die resultierenden Vertikalspannungs-Zeit-<br />

Verläufe der niederfrequenten Einwirkungen<br />

berücksichtigt werden.<br />

Aus der Superposition <strong>von</strong> niederfrequenter<br />

und hochfrequenter Beanspruchung erhält<br />

man im Ergebnis der gleis<strong>dynamischen</strong> Berechnungen<br />

den Vertikalspannungs-Zeit-<br />

Verlauf in der Ebene Schwellenunterkante<br />

bzw. OK Schotter. Dabei wird <strong>von</strong> einer Verteilungslänge<br />

in Bahnlängsrichtung in der<br />

Größe der zweifachen elastischen Länge L<br />

ausgegangen.<br />

Die weitere Lastverteilung in Bahnlängsrichtung<br />

für die Ermittlung der für die 2D-<br />

FE-Berechnung notwendigen Vertikalspannungs-Zeit-Verläufe<br />

in größerer Tiefe kann<br />

unter Berücksichtigung einer kegelförmigen<br />

Lastausbreitung mit einem Lastausbreitungswinkel<br />

<strong>von</strong> 60° gegen die Horizontale<br />

nach dem in Bild 2 dargestellten Modell erfolgen.


5. GLEIS- UND BODENDYNAMISCHE<br />

BERECHNUNGEN<br />

5.1. GRUNDSÄTZE<br />

Grundsätzlich ist es möglich, Oberbau, Unterbau<br />

und Untergrund komplett 3D zu<br />

modellieren [20], [21], [22], [23] wobei der<br />

Modellierungs- und Rechenaufwand bei 3D<br />

stark ansteigt, wenn die Wellenausbreitung<br />

im geschichteten Untergrund mit erfasst<br />

werden soll. Letzteres ist jedoch bei <strong>Eisenbahnstrecken</strong><br />

auf Weichschichten mit u. a.<br />

ausgeprägten Steifi gkeitsunterschieden in<br />

den Schichten notwendig.<br />

Als pragmatische Vorgehensweise zur Modellierung<br />

des <strong>dynamischen</strong> Verhaltens des<br />

Gesamtsystems Fahrzeug-Oberbau-Unterbau-Untergrund<br />

erfolgt die Zerlegung in<br />

Substrukturen <strong>von</strong> „oben nach unten“. Als<br />

Schnittstelle wird dabei die Schwellensohle<br />

gewählt:<br />

> Mit einem ersten Berechnungsmodell<br />

werden Fahrzeug und Gleis betrachtet,<br />

wobei der Oberbau und Untergrund mittels<br />

Feder und Dämpfer modelliert werden,<br />

die aus einem Konusmodell nach<br />

[24] hergeleitet werden (gleisdynamische<br />

Berechnungen). Die gleisdynamische<br />

Berechnung liefert nach dem in Bild 2<br />

dargestelltem Modell die Vertikalspannungs-Zeit-Verläufe<br />

als Eingabe für die<br />

dynamische 2D-FE-Berechnung.<br />

> In einem 2-ten Berechnungsmodell wird<br />

der Input <strong>von</strong> oben (Beanspruchungen in<br />

der Ebene der Schwellensohlen) als Einwirkung<br />

angesetzt, um die Wellenausbreitung<br />

im Untergrund mittels 2D-FEM<br />

zu modellieren. <strong>Zur</strong> Berücksichtigung der<br />

Lastausbreitung in Streckenachse werden<br />

die Lasten gemittelt und zusätzlich<br />

in Streckenachse tiefenabhängig verteilt<br />

(bodendynamische Berechnungen).<br />

> Wie bei jeder Substrukturtechnik ist auch<br />

hier ein iteratives Vorgehen erforderlich:<br />

Nach jedem Berechnungsgang ist zu<br />

überprüfen, ob der Input an den Schnittstellen<br />

angepasst werden muss und dies<br />

ggf. Rückwirkung auf die Berechnung<br />

und die Ergebnisse der Struktur hat, die<br />

den Input lieferte.<br />

Konkret müssen die resultierenden Verformungen<br />

der <strong>dynamischen</strong> FE-Berechnungen<br />

in der Ebene UK Schwelle mit den resultierenden<br />

Verformungen der gleis<strong>dynamischen</strong><br />

Berechnungen übereinstimmen. Dazu ist<br />

eine iterative Berechnung unter vorheriger<br />

Annahme des Bettungsmoduls für die gleisdynamische<br />

Berechnung notwendig.<br />

5.2. BODENDYNAMISCHE<br />

BERECHNUNGEN<br />

Die boden<strong>dynamischen</strong> FE-Berechnungen<br />

BILD 2: Lastverteilung in Streckenachse<br />

können für zeitabhängige Belastungen an einem<br />

ebenen Modell (2D-FE-Berechnung) z. B.<br />

mit dem Programm „PLAXIS“ im Zeitbereich<br />

durchgeführt werden. Die Vorgehensweise<br />

unterteilt sich in folgende Schritte:<br />

1. Festlegung der Bodenkennwerte für eine<br />

dynamische FE-Berechnung mit linear<br />

elastischem Stoffgesetz und scherdehnungsabhängig<br />

angepassten Steifi gkeiten:<br />

– Dichte �,<br />

– Dynamischer Schubmodul G in Abhängigkeit<br />

<strong>von</strong> der Scherdehnung �<br />

(iterativ),<br />

– Querdehnzahl � oder dynamischer<br />

Steifemodul E S ,<br />

– Dämpfungsgrad D.<br />

2. Dynamische 2D-FE-Berechnung,<br />

(Ergebnis sind u. a. Verformungs-,<br />

Schwinggeschwindigkeits- und Scherdehnungs-Zeit-Verläufe<br />

für konkrete<br />

Lastbilder.)<br />

3. Überprüfung des Bettungsmoduls k der<br />

gleis<strong>dynamischen</strong> Berechnung durch<br />

Vergleich der Verformungs-Zeit-Verläufe<br />

in der Ebene UK Schwelle zwischen FEM<br />

und gleisdynamischer Berechnung. Ggf.<br />

erneute Berechnung des 2. Schrittes.<br />

In [9] und [10] liegen für 2 Bauvorhaben mit<br />

mehreren Teilbereichen organischer Böden<br />

gleis- und bodendynamische Berechnungen<br />

sowie rechnerische Nachweise zur <strong>dynamischen</strong><br />

<strong>Stabilität</strong> vor.<br />

Folgende Mindestanforderungen sind an die<br />

<strong>dynamischen</strong> FE-Berechnungen zu stellen:<br />

> Der Zeitschritt �t muss ausreichend<br />

klein sein, um die Achsabstände der Wagen<br />

und den Schwellenabstand erfassen<br />

zu können; er sollte zwischen 1/5 und 1/10<br />

des sich aus der kleinsten charakteristischen<br />

Länge (zumeist des Schwellenabstandes)<br />

ergebenden Zeitintervalls sein.<br />

In der Regel sollte �t = 0,002 s für Zuggeschwindigkeiten<br />

v � 160 km/h betragen.<br />

> Die Abstände (= Elementlängen L e ) der<br />

einzelnen Verformungspunkte des FE-<br />

Netzes müssen so klein gewählt werden,<br />

dass die für die FE-Berechnungen<br />

wichtigen Wellenlängen erfasst werden<br />

können. Dazu muss der kleinste Abstand<br />

zwischen 2 beliebigen Elementknoten l c<br />

kleiner als das Produkt aus der charakteristischen<br />

Wellengeschwindigkeit c c<br />

und dem Zeitintervall �t sein [26]. So ergibt<br />

sich beispielsweise für c c � 100 m/s<br />

und �t = 0,001 s ein maximaler Abstand<br />

der einzelnen Verformungspunkte <strong>von</strong><br />

l c � 0,10 m.<br />

> Die Größe des FE-Netzes muss ausreichend<br />

groß gewählt werden, so dass Refl<br />

ektionen <strong>von</strong> den Rändern die Berechnungsergebnisse<br />

nicht beeinfl ussen. Es<br />

wird empfohlen, absorbierende Ränder<br />

zu verwenden.<br />

Bodendynamische FE-Berechnungen im Frequenzbereich<br />

sind ebenfalls möglich. Die<br />

Mindestanforderungen gelten analog.<br />

6. NACHWEISE DER DYNAMISCHEN<br />

STABILITÄT<br />

Der Nachweis der <strong>dynamischen</strong> <strong>Stabilität</strong> erfolgt<br />

durch den Vergleich der vorhandenen<br />

Scherdehnungsamplitude � mit der zulässigen<br />

Scherdehnungsgrenze �* tv<br />

� � �* tv , (3)<br />

da das Scherdehnungsniveau einen wesentlichen<br />

Einfl uss auf die dynamische Steifi gkeit<br />

und das Verformungsverhalten (Langzeitsetzungen)<br />

hat. Als Scherdehnungsgrenze<br />

kann bei Schotteroberbau die volumetrische<br />

Scherdehnungsgrenze � tv = �* tv verwendet<br />

werden, unterhalb der nur ein gering nichtlineares<br />

Materialverhalten und keine für<br />

die Gleislage kritische Akkumulation <strong>von</strong><br />

bleibenden Verformungen und kein schädlicher<br />

Anstieg des Porenwasserdruckes mit<br />

Abnahme der effektiven Spannungen und<br />

ETR | SEPTEMBER 2011 | NR. 9<br />

»<br />

49


WISSEN | SCHOTTEROBERBAU AUF WEICHSCHICHTEN<br />

damit der Scherfestigkeit eintritt. Es kann<br />

auch da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass bis<br />

zu dieser Grenze Setzungsberechnungen mit<br />

quasistatischen Ansätzen zu zutreffenden<br />

Ergebnissen führen und ein Schotterfl ießen<br />

nicht auftritt.<br />

Die Scherdehnungsamplitude � darf nach [17]<br />

und [19] vereinfacht aus dem Quotienten der<br />

effektiven Schwinggeschwindigkeit nach [18]<br />

und der Scherwellengeschwindigkeit<br />

� � � � F,max / cS (4)<br />

ermittelt werden, wenn in (3) �* für I = 0<br />

tv P<br />

gewählt wird. (4) kann als Abschätzung für<br />

den oberfl ächennahen Fernbereich mit entsprechend<br />

großem Abstand <strong>von</strong> der Lasteintragung<br />

angewendet werden. Bei realisierten<br />

Bauvorhaben hat sich nach derzeitigem<br />

Kenntnisstand die Verwendung <strong>von</strong> (4) in<br />

Verbindung mit der Nachweisführung nach<br />

(3) bewährt.<br />

Grundsätzlich sollten die Nachweise mit der<br />

direkt in der FE-Berechnung ermittelten invarianten,<br />

effektiven Scherdehnung entsprechend<br />

[16] und [18] mit<br />

�� � � (5)<br />

F tv<br />

geführt werden. Bei Nachweisführung gemäß<br />

(5) darf für mineralische Böden bis zu<br />

einer Plastizitätszahl <strong>von</strong> I = 50 als Scherdeh-<br />

P<br />

nungsgrenze � nach [12] verwendet werden.<br />

tv<br />

Damit ergibt sich für einen Boden mit I = 0 P<br />

eine Scherdehnungsgrenze � = 8 · 10 tv -5 und<br />

für ausgeprägt plastische Tone und Schluffe<br />

mit IP = 50 % erhält man � = 6 · 10 tv -4 .<br />

Die Scherdehnungsgrenzen wurden stichpunktartig<br />

durch Laborversuche an bautechnisch<br />

umgesetzten Projekten überprüft.<br />

Für organische Böden und Böden mit organischen<br />

Beimengungen sollte � wie G(�)<br />

tv<br />

BILD 3: Baugrundschichtung und Ergebnisse der Downhole-Messungen (in Gleisachse) und der refraktionsseismischen<br />

Messungen (ca. 20 m neben GA)<br />

50 ETR | SEPTEMBER 2011 | NR. 9<br />

aufgrund der großen Schwankungsbreite<br />

und noch geringen Erfahrungen mit diesen<br />

Böden vorzugsweise mit Ergebnissen <strong>von</strong><br />

boden<strong>dynamischen</strong> Laboruntersuchungen<br />

abgesichert werden. In begründeten Ausnahmefällen<br />

kann nach derzeitigem Kenntnisstand<br />

für organische Böden und Böden mit<br />

organischen Beimengungen � = 8 · 10 tv -5 wie<br />

für mineralische Böden mit I = 0 auf der si-<br />

P<br />

cheren Seite liegend abgeschätzt werden.<br />

Bei sehr weichem Untergrund mit geringer<br />

Rayleighwellengeschwindigkeit c und hoher<br />

R<br />

Zuggeschwindigkeit v können auch bei ho-<br />

Zug<br />

her Scherdehnungsgrenze � im Extremfall<br />

tv<br />

Resonanzeffekte auftreten und sich im Boden<br />

ein Machscher Kegel ausbilden. Dies trat<br />

z. B. bei Hochgeschwindigkeitsfahrten bei ca.<br />

200 km/h in Ledsgård in Schweden [20] auf.<br />

Um beim Schotteroberbau einerseits ausreichend<br />

weit unterhalb des Resonanzfalls zu<br />

liegen und andererseits keine signifi kanten<br />

Vergrößerungsfaktoren für die Beanspruchung<br />

zu erhalten, ist<br />

� = v / c � 0,50 (6)<br />

Zug R<br />

einzuhalten.<br />

Die Rayleighwellengeschwindigkeit c errech-<br />

R<br />

net sich dabei nach folgender Beziehung:<br />

0,87 + 1,12 �m c � ·<br />

R 1 + � �� m<br />

Gm �<br />

(7)<br />

m<br />

mit dem mittleren Schubmodul G , der mitt-<br />

m<br />

leren Dichte � und der mittleren Querdehn-<br />

m<br />

zahl � nach dem Konusmodell [24] und [25].<br />

m<br />

Im Ergebnis der Nachweise sind bautechnische<br />

Maßnahmen zur Anpassung der Tragfähigkeit<br />

und Gebrauchstauglichkeit der Erdbauwerke<br />

bestehender <strong>Eisenbahnstrecken</strong> an<br />

die geplante höhere Streckenbelastung bzw.<br />

Streckenkategorie abzuleiten.<br />

Die bisher überwiegend angewandten tiefgründigen<br />

erdbautechnischen Maßnahmen<br />

im Unterbau und Untergrund können zukünftig<br />

noch konsequenter mit Maßnahmen<br />

im Gleis bzw. in Gleisnähe optimiert werden.<br />

Gleisnahe bewehrte oder verfestigte Tragsysteme<br />

verteilen und vergleichmäßigen mögliche<br />

Setzungen auf für die Gleislage und den<br />

Fahrkomfort größere Längen und reduzieren<br />

damit die <strong>dynamischen</strong> Beanspruchungen<br />

unterhalb dieser Tragsysteme. Elastische Elemente<br />

im Oberbau reduzieren als Feder- und<br />

Dämpfungselemente die quasistatischen und<br />

insbesondere <strong>dynamischen</strong> Einwirkungen.<br />

7. VERIFIKATION DER ERGEBNISSE<br />

Wesentliche erste praxisorientierte Anregungen<br />

zur Entwicklung des beschriebenen Berechnungsverfahrens<br />

ergaben sich aus Untersuchungen,<br />

die ab dem Jahr 2001 für die ABS<br />

Hamburg-Berlin durchgeführt wurden. Dort<br />

erfolgte der Nachweis der <strong>dynamischen</strong> <strong>Stabilität</strong><br />

[27] sowie die Verifi zierung eines 2D- und<br />

3D-FE-Berechnungsmodells mit Schwingbeschleunigungsmessungen,<br />

aus denen bis zu<br />

einer Tiefe <strong>von</strong> 5,0 m unter SO der Verlauf der<br />

Schwinggeschwindigkeiten und elastischen<br />

Verformungen im Zeit- und Frequenzbereich<br />

ermittelt werden konnte [28].<br />

Das im Rahmen des FE-Projektes „Weichschichten“<br />

[1] entwickelte Nachweisverfahren<br />

wurde inzwischen an ca. 50 Moorbereichen<br />

auf 10 verschiedenen Bahnstrecken<br />

der DB AG mit Streckengeschwindigkeiten<br />

<strong>von</strong> 120 bis 230 km/h getestet, alternative<br />

bautechnische Maßnahmen erprobt sowie<br />

teilweise bereits Messprogramme zum Nachweis<br />

des Ertüchtigungserfolges realisiert:


Bahnstrecke Berlin – Hamburg (VDE 8.1,<br />

2. Ausbaustufe auf v e = 230 km/h). Hier<br />

wurde im Bereich Neustadt/Dosse bei<br />

einem zersetzten Torf bzw. organischen<br />

Sand HZ/OH alternativ zu dem ursprünglich<br />

vorgesehenem Bodenaustausch eine<br />

gleisnahe Ertüchtigung mit zweifach<br />

geokunststoffbewehrter Tragschicht<br />

ausgeführt [29].<br />

> Bahnstrecke Angermünde – Rossow (DB-<br />

Grenze), v e = 160 km/h. Hier konnte in 14<br />

Moorbereichen die ursprünglich vorgesehene<br />

tiefgründige Ertüchtigung mit<br />

Bodenaustausch auf einer Gesamtlänge<br />

<strong>von</strong> 3700 m durch alternative tiefgründige<br />

Ertüchtigungsverfahren auf lediglich<br />

1270 m Länge (Rüttelstopfsäulen, geokunststoffbewehrte<br />

Erdkörper über Fertigmörtelstopfsäulen<br />

oder Bodenaustausch),<br />

oberfl ächennahe Dammertüchtigung bis<br />

2,50 m unter SO auf 550 m Länge sowie<br />

Einbau eines zweifach geokunststoffbewehrten<br />

Tragschichtsystemes auf 1525 m<br />

Länge optimiert werden [9].<br />

> Bahnstrecke Saarbrücken – Ludwigshafen<br />

(ABS 23, POS Nord), v e = 200 km/h.<br />

Hier erfolgte alternativ zur ursprünglich<br />

vorgesehenen tiefgründigen Untergrundertüchtigung<br />

mit FMI-Verfahren<br />

eine gleisnahe Ertüchtigung durch den<br />

gleisgebundenen Einbau eines zweifach<br />

geokunststoffbewehrten Tragschichtsystems<br />

[10].<br />

> Bahnstrecke Augsburg – München (ABS<br />

29/1), v e = 230 km/h. Hier erfolgten in<br />

mehreren Moorbereichen (bei Mering,<br />

Haspelmoor und Rotem Moor) optimierte<br />

Ertüchtigungslösungen mit Säulen-<br />

Geogitter-Polster-Bauweise, Rüttelstopfsäulen<br />

sowie geogitterbewehrter<br />

Tragschicht.<br />

> Rosenheim – Freilassing (DB-Grenze), v e =<br />

130 km/h. Hier wurde an mehreren Moorstellen<br />

im Streckenabschnitt Prien-Übersee<br />

eine gleisnahe Ertüchtigung durch<br />

den gleisgebundenen Einbau einer geogitterbewehrten<br />

Tragschicht ausgeführt.<br />

> Ulm – Friedrichshafen (Moorstelle Einsingen),<br />

v e = 160 km/h [30].<br />

> Berlin – <strong>Dresden</strong> (Moorstelle Elsterwerda-<br />

Hohenleipisch), v e = 160 km/h.<br />

> Berlin – Cottbus (Moorstellen Bestensee,<br />

Groß Köris, Teurow), v e = 160 km/h. Hier<br />

erfolgten an mehreren Moorstellen eine<br />

gleisnahe Ertüchtigung durch den Einbau<br />

einer geogitterbewehrten Tragschicht<br />

oder eine Ertüchtigung mit Rüttelstopfsäulen<br />

alternativ zur ursprünglich geplanten<br />

Ertüchtigungslösung mit FMI-<br />

Verfahren oder geokunststoffbewehrten<br />

Erdkörpern über Fertigmörtelstopfsäulen.<br />

> Rostock – Berlin (Moorstellen im Bereich<br />

Nassenheide – Löwenberg), v e = 160 km/h<br />

[31] und Moorstellen im Bereich Waren –<br />

Lalendorf, v e = 160 km/h,<br />

> Oldenburg – Wilhelmshafen (mehrere<br />

Moorstellen im Bereich Weser-Jade-Port),<br />

v e = 120 km/h, [32].<br />

8. ANWENDUNGSBEISPIEL<br />

PRIEN-ÜBERSEE<br />

Im Folgenden wird exemplarisch anhand des<br />

Bauvorhabens Prien-Übersee auf der Bahnstrecke<br />

Rosenheim – Freilassing (DB-Grenze)<br />

innerhalb der stark befahrenen Städteverbindung<br />

zwischen München und Salzburg<br />

der Nachweis der <strong>dynamischen</strong> <strong>Stabilität</strong><br />

einschließlich der erforderlichen Baugrunduntersuchungen<br />

sowie der Nachweis des<br />

Ertüchtigungserfolges durch Schwingungsmessungen<br />

und Langzeitverformungsmessungen<br />

nach erfolgter Ertüchtigung gezeigt.<br />

Die in dem Streckenabschnitt anstehenden<br />

tiefreichenden Weichschichten führten zu<br />

deutlich erhöhten Instandhaltungsaufwändungen<br />

und Langsamfahrstellen. Aus baubetrieblichen,<br />

technologischen und vor allem<br />

bauzeitlichen Zwängen schied eine vollständige<br />

Ertüchtigung des Unterbaus aus. Offen<br />

blieb die Frage, ob mit oberfl ächennahen<br />

Verbesserungen auch eine Verbesserung des<br />

Gleistragverhaltens ohne Langsamfahrstellen<br />

erreicht werden kann. <strong>Zur</strong> Klärung wurde das<br />

beschriebene Berechnungsverfahren eingesetzt.<br />

8.1. GEOMETRIE, BAUGRUNDVER-<br />

HÄLTNISSE UND BODENKENNWERTE<br />

Die Bahnstrecke wird in diesem Bereich auf<br />

einem niedrigen Damm geführt, der sich auf<br />

nacheiszeitlich entstandenen Seesedimenten<br />

aus Torf HN-HZ und Seeton TM befi ndet.<br />

Exemplarisch ist in Bild 3 einer <strong>von</strong> 6 Messund<br />

Berechnungsquerschnitten mit den Ergebnissen<br />

der geophysikalischen Untersuchungen<br />

dargestellt.<br />

Die Messquerschnitte unterscheiden sich<br />

hinsichtlich Torfmächtigkeit und Überdeckung,<br />

wobei die Unterschiede zwischen<br />

den einzelnen Messstellen geringer als zwischen<br />

den Ergebnissen in Gleisachse und<br />

am Dammfuß sind. In Tabelle 1 sind exemplarisch<br />

die Ergebnisse für den Torf in allen<br />

Messstellen zusammengestellt.<br />

Neben geophysikalischen Feldversuchen der<br />

Geophysik und Geotechnik Leipzig GmbH,<br />

wurden auch Klassifi zierungsversuche (Dichte,<br />

Wassergehalt, Glühverlust, Konsistenzgrenzen)<br />

sowie für den Torf und den Seeton<br />

Resonant-Column-Versuche am Fachgebiet<br />

Grundbau und Bodenmechanik an der TU<br />

Berlin zur Bestimmung der Abnahme des<br />

Schubmoduls mit zunehmender Scherdehnungsamplitude<br />

und zur Ermittlung der<br />

Scherdehnungsgrenze � durchgeführt.<br />

tv<br />

Exemplarisch ist in Bild 4 die Abnahme des<br />

Schubmoduls mit zunehmender Scherdehnungsamplitude<br />

für einen Torf HN-HZ dargestellt.<br />

»<br />

MIT EBA-ZULASSUNG<br />

SICKERLEITUNGSROHR<br />

RAUDRIL RAIL PP<br />

Für die Entwässerung im Gleis- und<br />

Tunnelbau. Maximale Sicherheit im<br />

Untergrund.<br />

- EBA-Zulassung für das SN16-Rohr-<br />

system, somit Einbau im inneren<br />

Lastbereich ohne ZIE möglich<br />

- Entsprechend DBS 918064, gemäß<br />

HPQ der DB AG<br />

- Einsetzbar unter besonders hohen sta-<br />

tischen und <strong>dynamischen</strong> Belastungen<br />

- Unempfindlich durch hohe Schlagzähig-<br />

keit und Steifigkeit selbst bei rauen<br />

Baustellenbedingungen unter 0 °C<br />

- Reinigung mit Kettenschleuder nach Be-<br />

treiber- und Herstellervorgaben möglich<br />

- Hochdruckspülbar bis 340 bar gemäß<br />

DIN V19517<br />

REHAU AG + Co<br />

Ytterbium<br />

91058 Erlangen<br />

Tel.: 09131 92-5583<br />

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ETR | SEPTEMBER 2011 | NR. 9<br />

51


WISSEN | SCHOTTEROBERBAU AUF WEICHSCHICHTEN<br />

BILD 4: Abnahme <strong>von</strong> G(�) und Zunahme <strong>von</strong> � v (�) mit � für den Torf (HN)<br />

(Quelle: TU Berlin)<br />

Ausgehend <strong>von</strong> den Ergebnissen der Labor-<br />

und Feldversuche wurden die boden<strong>dynamischen</strong><br />

Kennwerte (Dichten, Scher- und<br />

Kompressionswellengeschwindigkeiten<br />

bzw. die Grundwerte der Schubmodule G 0<br />

und Querdehnzahlen) für die Berechnung<br />

abgeleitet. Exemplarisch sind da<strong>von</strong> in Bild<br />

5 die Scherwellengeschwindigkeiten c s0 für<br />

die einzelnen Bodenschichten zusammengestellt.<br />

8.2. BERECHNUNGSMODELL UND<br />

BODENDYNAMISCHE BERECHNUNGEN<br />

<strong>Zur</strong> Verifi kation des Berechnungsmodells<br />

und zum Vergleich mit den Ergebnissen der<br />

Schwingungsmessungen erfolgten dynamische<br />

FE-Berechnungen nach dem rechnerischen<br />

Untersuchungs- und Nachweis-<br />

TABELLE 1: Bodendynamische Kennwerte und Spannungen für den Torf HN-HZ<br />

Bezeichnung<br />

HN-HZ<br />

u. Damm<br />

HN-HZ<br />

n. Damm<br />

Tiefe u.<br />

GOK [m]<br />

3,0 - 6,0<br />

Ø 4,0<br />

0,0 - 5,0<br />

Ø 1,5<br />

w<br />

[%]<br />

200 - 500<br />

Ø 350<br />

400 - 700<br />

Ø 550<br />

52 ETR | SEPTEMBER 2011 | NR. 9<br />

v Gl<br />

[%]<br />

70 -90<br />

Ø 80<br />

85 - 95<br />

Ø 90<br />

verfahren zur Beurteilung der <strong>dynamischen</strong><br />

<strong>Stabilität</strong> [2].<br />

Als niederfrequente Einwirkung wird entsprechend<br />

den aufgezeichneten Zugüberfahrten<br />

bei den Schwingungsmessungen ein<br />

ICE (Railjet 60) bestehend aus einer Elektrolok<br />

der BR 182 (ÖBB 1116) und Reisezugwagen<br />

mit einer Zuggeschwindigkeit <strong>von</strong> 130 km/h<br />

angesetzt.<br />

Die hochfrequenten Einwirkungen werden<br />

entsprechend dem gleis<strong>dynamischen</strong> Modell<br />

nach Knothe [14] unter Verwendung der<br />

Rundlaufabzeichnungen eines speziell präparierten<br />

unrunden ICE-Rades [15] berücksichtigt.<br />

Diese Vorgehensweise ist ausführlich<br />

in [2] dargestellt.<br />

In Bild 5 ist das FE-Modell exemplarisch für<br />

den Berechnungsquerschnitt nach Bild 3 dargestellt.<br />

�<br />

[g/cm³]<br />

1,00 - 1,05<br />

Ø 1,03<br />

0,97 - 1,03<br />

Ø 1,00<br />

� d<br />

[g/cm³]<br />

0,17 - 0,35<br />

Ø 0,23<br />

0,12 - 0,20<br />

Ø 0,15<br />

e<br />

[-]<br />

3,9 - 7,8<br />

Ø 6,0<br />

6,8 - 11,5<br />

Ø 9,2<br />

�‘ v<br />

[kN/m²]<br />

50 - 65<br />

Ø 58<br />

5,0 - 21<br />

Ø 13<br />

Aufgrund der höheren mittleren Spannung<br />

(�’ 0 = �’ x + �’ y + �’ z )/3 ist die Steifi gkeit bzw.<br />

der Grundwert des Schubmoduls G 0 und damit<br />

auch die Scherwellengeschwindigkeit c s0<br />

einer Bodenschicht unter dem Damm höher<br />

als neben dem Damm, z. B. für den Torf<br />

HN: unter dem Damm c s0 = 90 m/s und neben<br />

dem Damm c s0 = 70 m/s. Es ist deshalb<br />

eine Unterteilung der einzelnen Schichten<br />

in mehrere Teilbereiche entsprechend Bild 5<br />

erforderlich.<br />

8.3. VERGLEICH MIT<br />

SCHWINGUNGSMESSUNGEN<br />

Es wurden sowohl vor als auch nach erfolgter<br />

Ertüchtigung Schwingungsmessungen sowie<br />

gleisdynamische und FE-Berechnungen geführt.<br />

Die Messungen und Berechnungen vor<br />

der Ertüchtigung dienten zur Beurteilung des<br />

boden<strong>dynamischen</strong> Verhaltens im vorhandenen<br />

Zustand sowie zur Prognose für den Zustand<br />

nach der Ertüchtigung.<br />

Mit den Schwingungsmessungen nach der<br />

Ertüchtigung konnte eine Verifi zierung sowie<br />

der Nachweis der Verbesserungswirkung gegenüber<br />

dem Zustand vor der Ertüchtigung<br />

gezeigt werden, siehe Bild 6.<br />

Beim Vergleich <strong>von</strong> Bild 6 oben und Bild 6 unten<br />

ist zu sehen, dass es bei den Messergebnissen<br />

und bei den Berechnungsergebnissen<br />

sowohl zu einer deutlichen Reduzierung als<br />

auch zu einer geringeren Streuung der effektiven<br />

Schwinggeschwindigkeiten nach der<br />

Ertüchtigung (Bild 6 unten) gegenüber vor<br />

der Ertüchtigung (Bild 6 oben) kam.<br />

So betrugen z. B. die effektiven Schwinggeschwindigkeiten<br />

in der Ebene UK Schwelle<br />

bzw. OK Schotter vor der Ertüchtigung messtechnisch<br />

15 – 33 mm/s, im Mittel 24 mm/s<br />

und rechnerisch ca. 28 mm/s. Nach der Er-<br />

�‘ 0<br />

[kN/m²]<br />

37 -48<br />

Ø 42<br />

4,0 - 15<br />

Ø 10<br />

BILD 5: FE-<br />

Modell für den<br />

Berechnungsquerschnitt<br />

nach<br />

Bild 3 mit Baugrundschichtung<br />

c s<br />

[m/s]<br />

80 - 120<br />

Ø 100<br />

50 - 90<br />

Ø 70<br />

G 0<br />

[MN/m²]<br />

6,4 -15,1<br />

Ø 10,3<br />

2,4 - 8,3<br />

Ø 4,9


tüchtigung wurden hingegen nur Schwinggeschwindigkeiten<br />

<strong>von</strong> 12 – 22 mm/s – im<br />

Mittel 17 mm/s – gemessen und ca. 22 mm/s<br />

berechnet.<br />

8.4. LANGZEITVERFORMUNGEN UND<br />

GLEISLAGE<br />

Zum Nachweis des Ertüchtigungserfolges erfolgten<br />

Auswertungen der Gleismessschriebe<br />

sowie an 3 ausgewählten Messquerschnitten<br />

Langzeitverformungsmessungen mittels Inklinometer,<br />

bei denen jeweils der Kopfpunkt<br />

gegenüber einem außerhalb des Bahndammes<br />

befi ndlichen Fixpunkt eingemessen<br />

wurde.<br />

In Bild 7 ist zu sehen, dass die größten Setzungen<br />

im Bereich der Außenschiene auftreten<br />

und bei der 1. Folgemessung ca. 8 mm und<br />

bei der 2. Folgemessung ca. 12 mm betrugen.<br />

Die Setzungen treten dabei relativ einheitlich<br />

in Bahnlängsrichtung auf und die Setzungsgeschwindigkeiten<br />

nehmen ab (�s = 8 mm<br />

in den ersten 5 Monaten, �s = 4 mm in den<br />

folgenden 6 Monaten).<br />

Die Gleismessschriebe zeigen für den gesamten<br />

ertüchtigten Bereich des Gleises<br />

Übersee – Prien, km 37,400 bis km 29,726,<br />

insgesamt eine ausreichend gute Gleislage.<br />

Der SR 100 -Wert und der SR A -Wert werden stets<br />

eingehalten. Zumeist liegen die Messwerte<br />

unter 50 % des SR A -Wertes.<br />

Ausnahmen bilden lediglich die Bereiche um<br />

die Überleitstelle (Üst) Rottau, die bei dem<br />

Belastungsstopfgang ausgespart wurde sowie<br />

lokal ein Bereich bei einer EÜ, die jedoch<br />

nicht auf Auffälligkeiten im Unterbau und<br />

Untergrund, sondern auf die Örtlichkeit zur<br />

EÜ zurückzuführen sind.<br />

8.5. WERTUNG DES BAUVORHABENS<br />

PRIEN-ÜBERSEE<br />

Mit den vorgesehenen oberfl ächennahen Verbesserungsmaßnahmen<br />

konnte eine deutliche<br />

Verbesserung der <strong>dynamischen</strong> <strong>Stabilität</strong><br />

erzielt und sowohl messtechnisch als<br />

auch rechnerisch nachgewiesen werden. Eine<br />

vollständige dynamische <strong>Stabilität</strong> entsprechend<br />

dem Kriterium � < � tv nach Abschnitt<br />

6 dieses Artikels wurde allerdings bei der<br />

Prognoseberechnung vor der Ertüchtigung<br />

nicht erreicht. Es konnte mit den Messungen<br />

und Berechnungen aber gezeigt werden,<br />

dass das Verhältnis der Zuggeschwindigkeit<br />

zur Rayleighwellengeschwindigkeit � = v Zug /<br />

c R < 0,50 und damit nach Gleichung (6) eine<br />

Resonanzgefahr, also die Ausbildung <strong>von</strong><br />

kritischen Zuständen mit Sicherheit ausgeschlossen<br />

werden kann.<br />

Im Vergleich zu vollständig dynamisch stabil<br />

verbesserten Gleisen muss deshalb zwar<br />

mit einem noch erhöhten, jedoch gegenüber<br />

dem bisherigen Zustand deutlich reduzierten<br />

Instandhaltungsaufwand gerechnet werden.<br />

BILD 6: Vergleich der effektiven Schwinggeschwindigkeiten der Berechnungsergebnisse<br />

mit den Messergebnissen infolge ICE-Wagen für Berechnungsquerschnitt<br />

nach Bild 2. oben: vor der Ertüchtigung, unten: nach der Ertüchtigung<br />

9. SCHLUSSBEMERKUNGEN<br />

Die bisherigen Anwendungen des im Rahmen<br />

des FE-Pojektes entwickelten Berechnungsverfahrens<br />

bestätigen, dass damit<br />

zutreffende Ergebnisse erzielt werden<br />

können, die als Grundlage für Bewertun-<br />

gen und auch als Nachweise geeignet sind.<br />

Naturgemäß ergeben sich besondere Anforderungen<br />

bei der zutreffenden Ermittlung<br />

der Bodenparameter, die bei den Berechnungen<br />

angesetzt werden. Hierzu ist geotechnische<br />

Erfahrung, unterstützt durch Variationsrechnungen<br />

mit oberen und unteren<br />

ETR | SEPTEMBER 2011 | NR. 9<br />

»<br />

53


WISSEN | SCHOTTEROBERBAU AUF WEICHSCHICHTEN<br />

charakteristischen Kennwerten, erforderlich.<br />

Das Verfahren soll durch weitere Auswertungen<br />

fortentwickelt und abgesichert werden.<br />

Dies betrifft insbesondere die Absicherung<br />

der Berechnungsansätze mit 3-dimensionalen<br />

Berechnungen, die Absicherung der<br />

Scherdehnungsgrenzen, die Kalibrierung mit<br />

relevanten Instandhaltungsdaten sowie die<br />

weitere Verbesserung des Erfahrungsstandes<br />

und die weitere Absicherung der Wirksamkeit<br />

<strong>von</strong> Ertüchtigungsverfahren (siehe [33]). <<br />

Literatur<br />

[1] Vogel, W. (Projektleiter), Ingenieurgemeinschaft GEPRO<br />

/ Prof. Lieberenz / Prof. Neidhart: Erarbeitung <strong>von</strong> Kriterien<br />

zur Beurteilung der Notwendigkeit <strong>von</strong> Ertüchtigungen<br />

bei <strong>Eisenbahnstrecken</strong> auf Weichschichten,<br />

Abschlussbericht, 06.12.2010. (unveröffentlicht).<br />

[2] Vogel, W. (Projektleiter), Ingenieurgemeinschaft GEPRO<br />

/ Prof. Lieberenz / Prof. Neidhart: Rechnerisches Untersuchungs-<br />

und Nachweisverfahren zur Beurteilung der<br />

<strong>dynamischen</strong> <strong>Stabilität</strong>, Stand 14.12.2010, unveröffentlicht,<br />

erscheint voraussichtlich 2011 als TM.<br />

[3] Vogel, W.; Lieberenz, K.: Gebrauchstauglichkeit <strong>von</strong><br />

Bahnstrecken auf weichen Untergrund, Eisenbahningenieur,<br />

59 (2008) Heft 9, S. 28 – 36.<br />

[4] DGGT e. V.: Empfehlungen des Arbeitskreises AK 1.4<br />

„Baugrunddynamik“, Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für<br />

Geotechnik e. V., Essen (2002). Hinweis: Überarbeitete<br />

Neuaufl age mit wesentlichen Ergänzungen, erscheint<br />

voraussichtlich 2012.<br />

[5] Vrettos, C.: Bodendynamik, In: Witt, K. J. (Hrsg.), Grundbau-Taschenbuch,<br />

7. Aufl age Teil 1 (2008); Verlag Ernst &<br />

Sohn Berlin, Kapitel 1.8, S. 451 – 500.<br />

[6] Wegener, D.: Bodendynamische Eigenschaften weicher<br />

organischer Böden, Ohde-Kolloquium, <strong>Dresden</strong> (2009).<br />

[7] DGZfP und DGGT e. V.: Merkblatt zur seismischen Baugrunderkundung;<br />

(in Vorbereitung).<br />

[8] Neidhart, T.; Herle, I.; Wegener, D.; Vogel, W.: Dynamische<br />

Beanspruchung weicher Böden unter Eisenbahnverkehr;<br />

Tagungsband zur 30. Baugrundtagung in Dortmund,<br />

DGGT, Essen (2008), S. 311 – 318.<br />

[9] Wegener, D.; Weisemann, U.; Neidhart, T.; Neumann, G.:<br />

Ertüchtigung <strong>von</strong> <strong>Eisenbahnstrecken</strong> auf Weichschichten,<br />

Eisenbahningenieur, 59 (2008) Heft 12, S. 34 – 42.<br />

[10] Fischer, R.; Kipper, R.; Moede, M.; Mortag, M; Wegener,<br />

D.: Untergrundertüchtigung eines Streckenabschnittes<br />

über Weichschicht, Eisenbahningenieur, 60 (2009) Heft<br />

6, S. 29 – 36.<br />

[11] Vucetic, M.: Cyclic threshold shear strains in soils, ASCE,<br />

Journal of Geotechnical Engineering, 120 (1994) Heft 12,<br />

S. 2208 – 2228.<br />

54 ETR | SEPTEMBER 2011 | NR. 9<br />

[12] Hsu, C. C.; Vucetic, M.: Volumetric Thresold Shear Strain<br />

for Cyclic Settlement, ASCE, Journal of Geotechnical<br />

and Geoenvironmental Engineering, 130 (2004) Heft 1,<br />

S. 58 – 70.<br />

[13] Fryba, L.: Vibrations of Solids and Structures under Moving<br />

Loads, 3. Aufl age, Telford Verlag London (1999).<br />

[14] Knothe, K.: Gleisdynamik, Verlag Ernst & Sohn Verlag für<br />

Architektur und technische Wissenschaften (2001).<br />

[15] imb-dynamik: Model Wheel Unevennesses Calculations,<br />

Follow-Up Calculation and Prognosis; imb-dynamik -Aktennotiz<br />

N11223AC of 21 Dec. 1998, unveröffentlicht.<br />

[16] Wegener, D.; Herle, I.: <strong>Zur</strong> Ermittlung <strong>von</strong> Scherdehnungen<br />

unterhalb <strong>von</strong> dynamisch belasteten Flächen, Geotechnik,<br />

33 (2010) Heft 1, S. 12 – 18.<br />

[17] DIN 45672-1: Schwingungsmessungen in der Umgebung<br />

<strong>von</strong> Schienenverkehrswegen – Messverfahren, Deutsches<br />

Institut für Normung, (2009-12).<br />

[18] DIN 45672-2: Schwingungsmessungen in der Umgebung<br />

<strong>von</strong> Schienenverkehrswegen - Auswerteverfahren, Deutsches<br />

Institut für Normung, (1995-07).<br />

[19] Hu, Y.; Gartung, E.; Prühs, H.; Müllner, B.: Bewertung der<br />

<strong>dynamischen</strong> <strong>Stabilität</strong> <strong>von</strong> Erdbauwerken unter Eisenbahnverkehr,<br />

Geotechnik, 26 (2003), Heft 1, S. 42 – 56.<br />

[20] Holm, G.; Andréasson, B.; Bengtsson, P.-E.; Bodare, A.;<br />

Eriksson, H.: Mitigation of Track and Ground Vibrations<br />

by High Speed Trains at Ledsgård, Sweden, Report 10,<br />

(2002), Swedish Deep Stabilization Research Centre, Linköping.<br />

[21] Savidis, S.; Hirschauer, R.; Bode, C.; Bergmann, S.: Dynamische<br />

Wechselwirkung zwischen Schienenfahrwegen<br />

und dem geschichteten Untergrund unter Berücksichtigung<br />

<strong>von</strong> Nichlinearitäten; Tagungsband zur 30. Baugrundtagung<br />

in Hannover, DGGT, Essen (2000), S. 285<br />

- 294.<br />

[22] Savidis, S.; Schepers, W.: Dynamische Beanspruchung<br />

des Untergrundes bei einer Baugrundverbesserungsmaßnahme<br />

infolge Verkehrsbelastung, In: Raithel, M.;<br />

Rudolph, M. (Hrsg.): Festschrift zum 60. Geburtstag <strong>von</strong><br />

Prof. Dr.-Ing. H.-G. Kempfert, Schriftenreihe Geotechnik<br />

Universität Kassel, Heft 18 (2005), S. 73 – 82.<br />

[23] SUPERTRACK – Sustained Performance of Railway Tracks;<br />

Final Report, Dec. 2005, NGI, G1RD-CT-2002-00777.<br />

[24] Wolf, J.P.: Foundation Vibration Analysis using Simple<br />

Physical Models, Prentice Hall, Englewood Cliffs (1994).<br />

[25] Adam, D.; Kopf, F.: Dynamische Effekte durch bewegte<br />

Lasten auf Fahrwegen, Bauingenieur, 78 (2003), S. 1 – 12.<br />

[26] Neidhart, T.: Lösung dreidimensionaler linearer Probleme<br />

der Bodendynamik mit der Randelementmethode,<br />

Veröffentlichungen des Instituts für Bodenmechanik<br />

und Felsmechanik der Universität Fridericiana in Karlsruhe,<br />

Heft 131 (1994).<br />

[27] Lieberenz, K.; Müller-Boruttau, F.H.; Weisemann, U.: Sicherung<br />

der <strong>dynamischen</strong> <strong>Stabilität</strong> <strong>von</strong> Unterbau/Untergrund<br />

– Herangehensweise und Lösungswege an der<br />

ABS Hamburg – Berlin, Eisenbahningenieur, 54 (2003)<br />

Heft 2, S. 14 – 24.<br />

[28] Lieberenz, K.; Wegener D.; Müller-Boruttau, F. H.: Dynamische<br />

<strong>Stabilität</strong> der Fahrbahn, Edition ETR, ABS Hamburg<br />

- Berlin, Eurailpress (2005).<br />

BILD 7: Ergebnisse<br />

der Inklinometermessungen<br />

für den Messquerschnitt<br />

nach Bild 3<br />

[29] Lieberenz, K.; Wegener, D., Weisemann, U.: Bewehrte<br />

Tragschichten über Weichschichten - Erste Erfahrungen<br />

aus Praxiseinsätzen, Fachtagung Kunststoffe in der Geotechnik<br />

(KGEO), München (2009).<br />

[30] Kempfert, H.-G., Krist, O., Raithel, M.: Fahrweggründungen<br />

– Nachweise und Untersuchungen zur <strong>dynamischen</strong><br />

<strong>Stabilität</strong>, ETR 59 (2010), Heft 07+08, S. 469 – 472.<br />

[31] Tost, S.; Vogt, L.; Neidhart, T.; Einnatz, G.: ABS Rostock<br />

- Berlin: Bandbreite geotechnischer Untersuchungen<br />

und Beurteilungen bei schwierigen Untergrundverhältnissen,<br />

8. Tiefbaufachtagung des VDEI, 03.-04.02.2011 in<br />

<strong>Dresden</strong>.<br />

[32] Richter, T.; Appel, S.: Anwendung der Planungshilfe am<br />

Beispiel der Ausbaustrecke Oldenburg – Wilhelmshaven,<br />

8. Tiefbaufachtagung des VDEI, 03.-04.02.2011 in <strong>Dresden</strong>.<br />

[33] Vogel, W.; Lieberenz, K.; Neidhart, T.; Wegener, D.: Bewertung<br />

<strong>von</strong> Weichschichten unter Gleisen - Entwicklung<br />

einer Planungshilfe, 8. Tiefbaufachtagung des VDEI, 03.-<br />

04.02.2011 in <strong>Dresden</strong>.<br />

SUMMARY<br />

Dynamic stability of ballasted railway<br />

tracks on soft strata<br />

This report deals with an algorithm that was<br />

developed as part of an R&D programme under<br />

a title that translates as “ballasted railway<br />

tracks on soft strata”. The algorithm is used for<br />

recognising and evaluating substructure zones<br />

that are sensitive to vibrations, for computing<br />

dynamic stability and for selecting engineering<br />

measures. It has already been tried out at<br />

several construction sites.<br />

Experience to date in applying the computation<br />

method has confi rmed that it is capable of<br />

producing pertinent results, which can be used<br />

as inputs for evaluations and which are also<br />

suitable as documentary records.

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