Rockstar

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RCKSTR MAG. # 130 | DEZ. 2015 / JAN. 2016 rckstr.ch
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Nitro Circus Live
Im Barbie-Mobil durch die Lüfte
Am 9. Februar gastiert der auf MTV zum Kult gewordene Nitro Circus erstmals im
Zürcher Hallenstadion. An der Spitze der scheinbar furchtlosen Stuntfahrer reitet
der mit seinen 32 Jahren bereits zur Action-Sport-Legende aufgestiegene Travis
Pastrana, mit dem wir uns über die Show unterhalten haben. (arse)
Travis, du führst den Nitro Circus an –
bist du also so was wie ein Zirkus-
Direktor?
Sozusagen, ich sorge dafür, dass alles
läuft, gehe da rein und gebe einfach alles.
Das ist die Sache mit Action-Shows, du
musst dich ständig weiterentwickeln, du
musst immer dein Bestes geben. Die
Menschen erwarten das von uns und wir
haben vor, ihnen genau das zu geben.
Warum sollte man eure Show
besuchen, wenn man kein
klassischer Sportfan ist?
Ich denke, der kleinste Teil
unseres Publikums ist wegen
des Sports da, die meisten
sehen das Ganze eher
als Rock-Spektakel
– es ist einfach
ein Anlass, bei
dem sich jeder
willkommen
fühlen soll. Man
ist mit ganzem
Herzen dabei
und fühlt mit
den Ridern
mit, auch,
weil man nie
ganz sicher
sein kann,
dass alles gut
ausgeht.
Wie stellt ihr das
Programm jeweils
zusammen?
Ich finde, dass jede
Show besser und anders
ist als die zuvor, da wir immer neue
Tricks austesten. Wir haben jedoch ein
Rahmenprogramm, das mehr oder weniger
gleich bleibt – aber je nach Land oder
Publikum passiert etwas Ungeplantes.
Zum Beispiel in Japan: Wir haben diesen
bestimmten Stunt, der für gewöhnlich
ganz gut ankommt, bei dem das Publikum
Partei für das eine Team ergreift
und mitunter richtig ausfällig wird. In
Japan aber haben sie beide Teams gleich
laut angefeuert, weil sie höflich sein
wollten; das ist echt noch nie passiert.
Gehen euch nie die Ideen aus?
Im Gegenteil, wir arbeiten mit den
verrücktesten Menschen auf der ganzen
Welt zusammen. Die schwerste Aufgabe
ist für mich jeweils, dem Ganzen eine
relativ gesunde Grenze zu setzten. Es
gibt Leute in meinem Team, die mit
Barbie-Autos und Rollstühlen über 60
Meter hohe Rampen jagen wollen – und
ich bin das Arschloch, das dann ab und
zu sagen muss: „Jaaa…weisst du, lieber
nicht.“ Wenn dir einer der Rider in nem
Rollstuhl stirbt, ist das einfach echt
nicht cool. Darum frage ich jeweils: „Bist
du wirklich sicher, dass du das in einem
Walmart-Spielzeug für 20 Dollar durchziehen
kannst?“ Das Publikum will eine
gute Zeit haben mit uns – es will niemandem
beim Sterben zusehen müssen.
Was war deine bisher abgedrehteste
Stunt-Idee?
Etwas vom Verrücktesten, das ich
gemacht habe, war der FMX-Double-
Backflip bei den X Games [2006, Travis
war damals erst 17] – da dachte ich
„Es ist schwer,
Grenzen zu setzen.“
Travis Pastrana | Kollektiv-Kopf
wirklich, dass ich sterben würde. Ich bin
ihn aber gestanden und jeder der 5'000
Zuschauer im Stadion und wahrscheinlich
Hunderttausende zuhause haben
frenetisch gejubelt. Es fühlte sich so an,
als ob die ganze Welt das mit mir
zusammen erlebt; als Athlet kriegst du
selten so eine Chance.
Wirst du heute noch nervös vor den
Auftritten?
Das Ding mit Action-Stunts ist, dass du
schnell lebenswichtige Entscheidungen
treffen musst, was viele nicht können.
Wenn du 20 Meter in der Luft bist,
kommt der Moment, wo du entscheiden
musst, wann du abspringst – das alleine
macht den Unterschied zwischen
Knöchel- und Genickbruch. Vor der
Show werde ich nicht nervös, sondern
nehme vielmehr eine bestimmte
Geisteshaltung ein und entscheide, ob es
mir das Risiko wert ist.
è Live: 9.2. Hallenstadion (Zürich); Tix
gibt's bei Ticketcorner.