Klage gegen Kohleschlammtransporte
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SZ 17.08.2010, /SZR/SBM-Lok<br />
Völklingen fordert Umwelt-Prüfung<br />
Stadt klagt vor Gericht <strong>gegen</strong> geplante <strong>Kohleschlammtransporte</strong><br />
Die Pläne des französischen Energieunternehmens Snet, Kohleschlamm aus Petite Rosselle<br />
über Velsen zum Kraftwerk Carling zu bringen, beschäftigen das Verwaltungsgericht des<br />
Saarlandes. Die Stadt Völklingen klagt da<strong>gegen</strong>.<br />
Von SZ-Redakteurin<br />
Doris Döpke<br />
Völklingen. „Das Verfahren läuft, wir tauschen schon Schriftsätze aus“, antwortet Christina<br />
Hennrich (Foto: bub) auf die SZ-Frage, was sich denn tut in der Frage der geplanten<br />
<strong>Kohleschlammtransporte</strong> vom lothringischen Petite Rosselle über eine Forststraße und die<br />
Landstraße 163 nach Velsen zur dortigen Bahnverladestation. Das grenzüberschreitende Vorhaben<br />
hatte Protest geweckt, im Saarbrücker Westen wie auch in Völklingen. Und während es die Stadt<br />
Saarbrücken bei einer Resolution des Bezirksrats West und einem Brief der Oberbürgermeisterin<br />
ans Umweltministerium bewenden ließ, haben die Völklinger ihrem Protest formalen Charakter<br />
gegeben: Im Mai beschloss der Stadtrat, die Genehmigungen für die Transporte vor dem<br />
Verwaltungsgericht anzufechten.<br />
Hennrich ist als Leiterin des Rathaus-Fachbereichs Bürgerdienste zuständig für die Betreuung der<br />
kommunalen <strong>Klage</strong>. Die Stadt, so berichtet sie, führt zwei Argumentationslinien ins juristische<br />
Gefecht <strong>gegen</strong> das Kohleschlammtransport-Projekt. Erstens wendet sie sich da<strong>gegen</strong>, dass der<br />
Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) dem französischen Energieunternehmen Snet erlaubt hat, eine<br />
vom Schlammweiher St. Charles in Petite Rosselle kommende Trasse durch den Wald an die L 163<br />
anzuschließen: „Das hätte man nicht erlauben müssen“, sagt sie. Eben dadurch würden Völklinger<br />
Belange berührt, auch wenn die Anschlussstelle selbst nicht auf Völklinger Bann liegt. Denn man<br />
müsse fürchten, dass sich Verkehr verlagere auf die Ludweilerstraße in Geislautern. Dort plane die<br />
Stadt gerade Lärmschutz (siehe „Hintergrund“), was mit zusätzlichem Verkehr aber nicht<br />
funktioniere; die Stadt werde in ihrer Planungshoheit verletzt. Zweitens bezweifelt die Stadt<br />
Völklingen die Rechtmäßigkeit der Genehmigungen insgesamt. Die Saarbrücker GIU, die sich im<br />
Auftrag der Snet um das Verfahren auf deutscher Seite kümmert, hat drei getrennte Genehmigungen<br />
beantragt und auch erwirkt: beim Saarforst für die Waldtrasse, beim Landesamt für Umwelt- und<br />
Arbeitsschutz (LUA) für Natur-Eingriffe im Schafbachtal und beim LfS für den Straßen-Transport<br />
bis Velsen. Normalerweise, sagt Hennrich, würde solch ein Verfahren aber zusammengefasst<br />
betrachtet, und dann müsse auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung her, bei rein nationalen<br />
Projekten völlig selbstverständlich. Hier sei es jedoch anders gelaufen. Denn es handele sich um ein<br />
grenzüberschreitendes Vorhaben. Und dafür gebe es bisher keine klaren Verfahrensregeln.<br />
Völklingen fordere nun, dass hier die üblichen deutschen Regeln angewendet würden. Übrigens<br />
auch für die beantragte Kohleschlamm-Zwischenlagerung an der Bahnverladestelle bei Velsen.<br />
Saarbrücken hat auf eine <strong>Klage</strong> verzichtet. „Wir sehen keine rechtliche Handhabe für die Stadt“,
sagte Pressesprecher Thomas Blug auf SZ-Anfrage.<br />
Hintergrund<br />
Die Ludweilerstraße in Geislautern zählt zu den Völklinger Straßen mit der größten<br />
Verkehrsbelastung. Die Stadt Völklingen ist in ihrem Lärmaktionsplan zu dem Schluss gekommen,<br />
dass dort Maßnahmen zum Schutz der Anlieger nötig seien. Wie die Stadtpressestelle jetzt mitteilt,<br />
hat der Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) dazu eine Verkehrsuntersuchung der Ludweilerstraße in<br />
Auftrag gegeben. Das Ergebnis soll im September im Stadtrat vorgestellt werden.<br />
Die geplanten <strong>Kohleschlammtransporte</strong> über die Landstraße 163 hatten im Stadtrat die Sorge<br />
geweckt, es werde Verkehrs-Verlagerungen von dort nach Geislautern geben. Pkw-Fahrer, so die<br />
Befürchtung, würden eine andere Route wählen, wenn sie auf der Velsen-Strecke mit zusätzlichen<br />
Lkw-Fahrten rechnen müssten. Je 60 Lkw-Fahrten pro Tag und Richtung sind für die<br />
Schlammtransporte kalkuliert. red/dd<br />
Bildunterschrift<br />
Christina HennrichAuf dem ehemaligen Kohlelager bei Velsen soll französischer<br />
Kohleschlamm zwischengelagert und auf die Bahn verladen werden. Foto: Becker & Bredel