Grußwort des Schirmherrn - Schüler-Symphonie-Orchester Stuttgart
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Komponisten & Werke<br />
Anton Webern (1883 – 1945)<br />
Sechs <strong>Orchester</strong>stücke op. 6<br />
Arnold Schönberg gilt zusammen mit seinen <strong>Schüler</strong>n Anton<br />
Webern und Alban Berg zu Beginn <strong>des</strong> 20. Jh. als Wegbereiter<br />
der Musik zur Atonalität, zur »Moderne«. Webern atonale<br />
Sechs <strong>Orchester</strong>stücke entstanden 1909 unmittelbar nach<br />
Schönbergs Fünf <strong>Orchester</strong>stücken op. 16.<br />
Die <strong>Orchester</strong>stücke op. 6 werden zur als »aphoristisch«<br />
bezeichneten Phase (1908-14) gerechnet. Webern beschreibt<br />
seine aphoristischen Intentionen (in Auszügen) folgendermaßen:<br />
»Weg vom Pathos! Weg von den 24pfündigen Dauermusiken;<br />
von den gebauten und konstruierten Türmen, Felsen<br />
und sonstigen gigantischem Kram. Meine Musik muss kurz<br />
sein. Knapp! in zwei Noten: nicht bauen, sondern 'ausdrücken'!<br />
[...] Sie soll Ausdruck der Empfindung sein, so wie die Empfindung<br />
wirklich ist, die uns mit unserem Bewusstsein in Verbindung bringt.« ... »meine kleine<br />
Sachen ... sind Extrakte! Extrakte <strong>des</strong> Lebens. Das Leben der Seele und <strong>des</strong> zufalligen Tages, in<br />
2-3 Seiten eingedampft, vom Überflüssigen befreit wie das Rind im Liebig-Tigel!«<br />
Webern äußerte sich zu seinem Werk in einem Brief an Arnold Schönberg vom 13. Januar<br />
1913, wenige Wochen vor der Uraufführung: »Das erste Stück will meine Stimmung ausdrücken,<br />
als ich noch in Wien war, bereits das Unglück ahnend, aber doch noch immer hoffend,<br />
die Mutter noch lebend anzutreffen.« Zum 2. Satz: »Es war ein schöner Tag, eine Minute lang<br />
glaubte ich ganz sicher, es sei nichts geschehen. Erst auf der Fahrt nach Kärnten, es war der<br />
nämliche Tag, am Nachmittag, erfuhr ich die Tatsache. [...] Das 3. Stück ist der Eindruck <strong>des</strong><br />
Duftes der Eriken, die ich an einer für mich sehr bedeutungsvollen Stelle im Walde pflückte<br />
und auf die Bahre legte. [...] Das vierte Stück habe ich nachträglich 'marcia funèbre' überschrieben.<br />
Noch heute verstehe ich nicht meine Empfindung, als ich hinter dem Sarge zum<br />
Friedhof gieng. Ich weiß nur, dass ich den ganzen Weg hoch aufgerichtet gieng, vielleicht um<br />
in weitem Umkreis alles niedrige zurückzubannen...« Zum 5. Satz: »Der Abend nach dem<br />
Begräbnis war wunderbar. Ich gieng mit meiner Frau nochmals hinunter am Friedhof und<br />
ordnete dort die Kränze und Blumen am Grabhügel. Ich hatte immer das Gefühl einer körperlichen<br />
Nähe meiner Mutter, ich sah sie freundlich lächeln, es war auf Augenblicke eine<br />
selige Empfindung.« Zum 6. Satz: »Zwei Sommer darauf war ich endlich andauernd wieder auf<br />
unserem Besitz, damals als ich Ende <strong>des</strong> Sommers diese Stücke schrieb. Ich war täglich gegen<br />
Abend am Grabe. Oft schon in tiefer Dämmerung.« (zitiert nach: H. und R. Moldenhauer,<br />
Anton Webern, S. 112)<br />
Frank Kleinheins<br />
Projekt 2011 <strong>Schüler</strong>-<strong>Symphonie</strong>-<strong>Orchester</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />
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