INSIDER Osnabrück // Oktober 2016 // No. 399

DER INSIDER AUTOTEST
VON UND MIT TIMM HAGEMANN
„Es kommt nicht nur aufs Äußere an – aber schick ist sie schon“
Alfa Romeo Giulia
Einmal kurz durchatmen, dann
die Augen auf. Da steht sie,
Giulia, zu der Romeo nun endlich
wieder gefunden hat. Rassig,
wohlproportioniert und mit unwiderstehlichem
Hüftschwung
erregt sie vornehmlich Männerherzen.
Nicht ausgeschlossen,
dass auch die eine oder andere
Osnabrücker Lady Gefallen an
ihr findet. Ob sie auch mein Herz
erobern wird? Doch der Reihe
nach: Alfa hat in der beeindruckend
kurzen Entwicklungszeit
von nur drei Jahren nach langer
Abstinenz wieder eine Mittelklasse-Limousine
auf die Räder
gestellt. Und sie ist das erste
Auto mit Hinterradantrieb, nachdem
der „Alfa 75“ Mitte der achtziger
Jahre dieses Antriebskonzept
zumindest bei dieser italienischen
Sportwagenmarke zum
Auslaufmodell gemacht hatte.
Grund genug, einmal beim Autohaus
Haarlammert in Hasbergen
vorbeizuschauen, um die rassige
italienische Schönheit auszuführen.
Alfa Romeo und Haarlammert
– auch das ist eine noch
Ausreichend Platz gibt’s auch für die Mitfahrer auf der Rückbank
sehr frische Beziehung, die aber
bereits jetzt (neben Jeep, Dodge,
Chrysler und KIA) sehr gut zu
funktionieren scheint.
(Nicht nur) Design
können die Italiener
Exakt 4,63 Meter lang ist die fein
gezeichnete Karosserie, der Airsplit-Lufteinlass
vorn betont den
klassischen Alfa-Kühlergrill, die
schlanken Scheinwerfer passen
perfekt dazu. Die Silhouette
ist kraftvoll, Leichtmetallräder
sind Standard und das geneigte
Heck macht durchaus etwas
her. Im Innenraum herrscht vorne
Großzügigkeit, hinten ist es
nicht ganz so komfortabel. Doch
die Türen sind weit zu öffnen,
so fällt das Ein- und Aussteigen
leicht. 480 Liter Gepäck passen
in den Kofferraum, die Rücksitzlehnen
lassen sich zum Durchladen
von sperrigem Transportgut
umklappen. Das Cockpit ist
klassisch gehalten. Zwei analoge
Rundinstrumente bilden das
Zentrum, alle wichtigen Bedienungselemente
einschließlich
einer Start-Stopp-Taste sind im
Lenkrad integriert. Der Moni-
tor ist mit knapp 17 Zentimetern
Bildschirmdiagonale zwar nicht
der größte seiner Klasse, reicht
aber völlig aus.
Schaltwippen optional,
Konnektivität folgt
Kaum zu übersehen sind dagegen
die Schaltwippen am Lenkrad
meines Testfahrzeugs, mit
denen sich die acht Übersetzungen
des Automatikgetriebes sequenziell
anwählen lassen. Alle
Giulia-Versionen sind mit dem
Fahrdynamik-Programm DNA
ausgestattet. Zur neutralen Einstellung
gesellt sich die Dynamik-Stufe,
die das Ansprechverhalten
des Motors und die
Lenkkräfte beeinflusst und den
Wagen spürbar straffer auf die
Straße bringt. Die Wahl des
Öko-Modus aktiviert die „Segelfunktion“
des Automatikgetriebes.
Später soll außerdem eine
adaptive Fahrwerksregelung folgen.
Jetzt schon an Bord sind
die gängigen Assistenzsysteme
mit Notbremsfunktion, Fußgängererkennung,
Spurhalte-Assistent
sowie eine automatische
Geschwindigkeitsregelung.
dass der Alfa ein Kurvenmuffel
ist. Mit der leichtgängigen und
gleichzeitig hochpräzisen Servolenkung
wieselt der Italiener
flink durchs Osnabrücker Land,
bis das Stabilitätsprogramm
zum Einsatz kommt.
Alfa setzt auf Diesel
Die Motorenpalette der Giulia
bietet dieselseitig einen 2,2-Liter-Selbstzünder,
der in zwei
Leistungsstufen angeboten
wird. Er ist der erste von den
Italienern gefertigte Vollaluminium-Selbstzünder
und liefert
als Basisversion 100 kW/136 PS
ab 34.100 Euro. Vorläufiger Spitzendiesel
ist der 132 kW/180 PS
und 450 Nm Drehmoment leistende
Vierzylinder, mit dem der
Wagen ab 37.400 Euro kostet.
Es folgen in Kürze noch zwei
Geht es noch schöner? Das Giulia-Cockpit ist modern und übersichtlich
Vierzylinder-Turbobenziner mit
zwei Liter Hubraum und 147
kW/200 PS sowie 205 kW/280
PS. Außerdem die Allrad-angetriebene
Veloce-Version, die unter
anderem als Diesel-Variante
mit 154 kW/210 PS angeboten
werden soll.
Giulia Quadrifoglio
als Spitzenmodell
Eine Sonderstellung wird der
mit einem V6 mit 2,9 Liter Hubraum
und 375 kW/510 PS Giulia
Quadrifoglio einnehmen! Mit
einer Motorhaube und einem
Dach aus Carbon, Kotflügeln
vorn und allen vier Türen aus
Aluminium kommt sie auf 1.580
Kilogramm und 2,93 PS/kg Leistungsgewicht.
Der Motor ist eine
Neuentwicklung und kein Ableger
des Dreiliter-Triebwerks der
Schwestermarke Maserati. 600
Nm Drehmoment ist er zu leisten
im stande und beschleunigt
in wahnsinnigen 3,9 Sekunden
von 0 auf 100 km/h. Maximal
sind gar 307 km/h möglich. Während
der Quadrifoglio auf einem
Rundkurs ebenso gut wie auf öffentlichen
Straßen aufgehoben
ist, geben die übrigen Giulia-Diesel
im Alltag eine kaum schlechtere
Figur ab.
Fazit:
Alfa kann definitiv nicht nur Design – das beweist Giulia eindrucksvoll!
Längst vorbei sind die Zeiten, in denen Technik und Verarbeitung der
Italiener von der Konkurrenz belächelt wurden. Heutzutage spielt man
auf allen Ebenen in der ersten Liga und hat sich mit Giulia eindrucksvoll
bei den „Mittelklasse Limousinen“ zurückgemeldet. Wer es gern sportlich
mag oder wem Golf und Astra schlicht zu langweilig sind, der ist
mit Giulietta gut bedient.
Das Heck des neuen Alfa präsentiert sich ebenso sportlich
Neugewonnene
Agilität
Doch was ist eigentlich mit dem
Fahrgefühl? Ich meine: Giulia ist
in vielen Disziplinen um Welten
besser als ihr Vorgänger 159. Das
Fahrwerk macht wirklich Freude
und vermittelt eine hohe Agilität,
ohne den Wagen hart erscheinen
zu lassen. Unschöne Dinge
wie kurze Bodenwellen oder Kanaldeckel
bügelt das Testfahrzeug
trotz 17-Zoll-Felgen sehr relaxed
aus. Was nicht bedeutet,
Technische Daten:
Modell: Alfa Romeo Giulia
Basis-Preis: 33.100,- Euro
Benzinverbrauch: 4,2 l/100km
kombiniert (5,3 Stadtverkehr,
3,5 Autobahn)
Motorleistung: 100 kW bei
4.000 U/min
Anhängelast: 1.600 kg
Motorisierung: 2,1 l 4-Zylinder
Diesel
Fahrzeuggewicht: 1.449 kg
Beschleunigung 0-100 km/h:
9 Sekunden
INSIDER 10-2016
Anzeigensonderteil Automobil
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