DESIGN IM FILM - Juliane Zielonka

und wovon hängt ab, wie l ange ein film l äuft?
Das wird, nach Vorlage der Wochenend-Einspielergebnisse,
jeden Montag zwischen Kinobetreiber und Verleih im De-
tail ausgehandelt und muss in Relation zu den geplanten
Neustarts entschieden werden.
wieviel kino-neustarts gibt es denn in etwa pro jahr?
In Deutschland sind das aktuell circa 400 Filme, in Frank-
reich rund 560, in England 450, in Japan 650 und in USA
530 Filme.
Der deutsche Kino-Markt ist nach dem US-Markt der zweit-
wichtigste umsatzstarke Markt. Die US-Filme dominieren
den Markt mit 72% des Umsatzes.
stichwort: ausl ändischer film. was ist unter gestal-
tungsgesichtspunkten zu berücksichtigen, wenn ein
ausl ändischer film in deutschl and vermarktet wer-
den soll?
Es gibt ein paar Standards, die auf jeden Fall beachtet wer-
den müssen. Dazu gehört die vorgegebene Reihenfolge bei
Abbildung und Nennung der Darsteller und die genaue
Einhaltung von Typografie und Schriftgrößen auf allen
Werbemitteln. Der Verleih darf das Key Visual ändern – er-
fahrungsgemäß muss eine solche Änderung aber mit den
Hauptdarstellern abgesprochen werden.
Interessant beim Marketing-Mix im Ausland ist übrigens,
dass es beispielsweise in Frankreich keine TV-Werbung für
Kinofilme gibt (zum Schutz der inländischen Produkti-
onen). Dadurch kommt dem Filmplakat eine ganz besondere
Bedeutung und Aufwertung zu – es muss den Film tragen.
warum werden in deutschl and immer noch so viele
filmtitel in die deutsche spr ache adaptiert? das er-
gebnis ist oft sehr verfremdend und nicht ger ade ein
verbaler anmacher.
Deutschland hat im europäischen Vergleich immer noch
einen niedrigen Anteil an Originalfassungen. Dies gilt für
die Titeladaption wie für die Sprache – synchronisiert wird
hier am meisten. Bei der Vermarktung wird natürlich auf
Massentauglichkeit gesetzt; das ist der Grund für den Ti-
teltransfer in die jeweilige Landessprache. Doch auch in
Deutschland geht der Trend immer mehr zum Originaltitel.
sie kennen die enge zusammenarbeit mit designern und
agentur-kreativen. was schätzen sie beim kreativen
gegenüber am meisten, wenn es um die entwicklung ei-
ner filmk ampagne geht?
Die kreative Leistung des Gestalters ist unentbehrlich. Weil
eine Geschichte tausendmal anders erzählt werden kann,
schätze ich es sehr, wenn ein Designer einen Film versteht
und mit der Visualisierung eine verkaufsfördernde Span-
nung entwickelt.
Filmplakate haben eine ganz eigene, charakteristische For-
malästhetik, die von den Designern eingesetzt wird, um
„Film“ zu suggerieren. Da die Vorlaufzeiten oft knapp sind,
ist die Zusammenarbeit mit den Kreativen meistens sehr
intensiv.
bitte geben sie uns zum abschluss einen blick in die zu-
kunft des kinomarktes. müssen wir den kinosessel bald
gegen die heimatliche couch tauschen?
Es ist kein Geheimnis, dass die Kinoumsätze in den letzten
zwei Jahren zugunsten der DVD-Verkäufe um 13 Prozent zu-
rückgegangen sind. DVDs erscheinen in immer kürzeren
Zeitfenstern – aktuell drei bis vier Monate nach Kinostart.
Doch: die Bekanntheit für den Film schafft immer noch der
Kinoerfolg und inhaltlich anspruchsvollere Filme stoßen
im Kino auf größere Resonanz als im DVD-Geschäft. Das
sind doch beruhigende Aussichten.
Das Gespräch führte Susanne M. Thiesbürger
X AVIER CHOTARD
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ist seit 2006 als freier Marketingberater
für die Filmindustrie tätig.
Als Marketingleiter bei Kinowelt, Solo
Film Verleih und 3L Filmverleih hat
er in den vergangenen dreizehn Jahren
rund 160 Filme bei ihrem Kinostart
professionell begleitet.
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© Lennart Schmiedel