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Die UN-Behindertenrechtskonvention aus frauenspezifischer Sicht

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gig vom Partner auf das Kind zu reagieren und<br />

eigene <strong>Sicht</strong>weisen von Erziehung zu leben. Zudem<br />

wird die eigenständige Beziehung zum Kind gefördert,<br />

wenn der schwerbehinderte Elternteil mit<br />

Unterstützung eigene Aktivitäten mit dem Kind<br />

durchführen kann.<br />

Während körperbehinderte und blinde Mütter oft<br />

nur während der ersten Lebensjahre des Kindes<br />

Elternassistenz benötigen, sind gehörlose Mütter<br />

zur Kommunikation mit der hörenden Außenwelt<br />

immer dann auf Gebärdensprachdolmetscher angewiesen,<br />

wenn medizinische, schulische oder<br />

behördliche Angelegenheiten zu regeln sind. Nach<br />

§ 17 SGB I haben gehörlose Menschen zwar seit Juli<br />

2001 in allen Sozialleistungsbereichen Anspruch auf<br />

kostenlose Gebärdensprachdolmetschung. <strong>Die</strong>se<br />

Regelung bezieht sich aber lediglich auf den Kontakt<br />

mit der Frauenärztin, dem Kinderarzt, dem<br />

Jugend- oder Sozialamt und schließt Kindergarten<br />

und Schule nicht mit ein.<br />

Wenn keine Möglichkeit zur Finanzierung von erforderlicher<br />

Assistenz oder notwendigen technischen<br />

Hilfen besteht, müssen behinderte Mütter auf diese<br />

Formen der Unterstützung möglicherweise ganz<br />

verzichten. <strong>Die</strong>s kann jedoch extrem ungünstige<br />

Auswirkungen auf die physische und psychische<br />

Situation von Müttern mit Behinderung und somit<br />

auf die gesamte Familie zur Folge haben. Im Jahr<br />

2006 erstellte Zinsmeister im Auftrag des Netz-<br />

werks behinderter Frauen Berlin e.V. ein Rechtsgutachten<br />

mit dem Titel: „Staatliche Unterstützung<br />

behinderter Mütter und Väter bei der Erfüllung<br />

ihres Erziehungsauftrages“. Sie zeigt die dringende<br />

Notwendigkeit auf, bisherige rechtliche Regelungen<br />

zu ergänzen, um behinderte Eltern „sichtbar“ zu<br />

machen, ihre gesetzlichen Leistungsansprüche zu<br />

klären, eine bessere Harmonisierung der Leistungen<br />

des Kinder- und Jugendhilferechts mit<br />

den Leistungen des Sozialhilfeträgers zu erreichen<br />

und die Zusammenarbeit zwischen der<br />

Behinderten- und der Jugendhilfe zu verbessern.<br />

(vgl. Zinsmeister 2006)<br />

/- 0 9 -<br />

Zusammenfassung<br />

Nur wenige der im Alltag auftretenden Probleme<br />

hängen k<strong>aus</strong>al mit der Behinderung der Mütter<br />

zusammen. Der weit<strong>aus</strong> größere Teil beruht auf<br />

Umweltbarrieren und unzureichenden Rahmenbedingungen.<br />

Verbesserungen auf rechtlicher<br />

Ebene, die Schaffung eines Rechtsanspruchs auf<br />

Elternassistenz bzw. die Begleitung einer Mutterschaft<br />

sowie eine barrierefreie Gestaltung der<br />

Umwelt könnten dazu beitragen, dass Mütter mit<br />

unterschiedlichen Beeinträchtigungen ihre Kinder<br />

ohne zusätzliche große Kraftanstrengungen aufziehen<br />

und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen<br />

können.<br />

Behinderung und Mutterschaft sind gut mitein-<br />

ander vereinbar, wenn die notwendigen Rahmen-<br />

bedingungen und Unterstützungsmöglichkeiten<br />

vorhanden sind!<br />

Literatur<br />

Behrendt, M.: <strong>Die</strong> Situation von körperbehinderten<br />

Eltern. Eine empirische Untersuchung auf der Basis von<br />

Gesprächen. Hamburg. 1998<br />

Breucker-Bittner, H. & Müller, R.: Leben auf dem Trapez.<br />

Erziehungshilfen für gehörlose Eltern, 2. Auflage. Her<strong>aus</strong>gegeben<br />

und verlegt vom Bundesverband der Sozialarbeiterinnen/Sozialpädagoginnen<br />

für Hörgeschädigte<br />

e.V. (BvSH e.V.). Reinsberg. 2004<br />

Blochberger, K.: Behinderte Eltern – Immer noch ein<br />

Tabu oder bereits ein Trend? <strong>Die</strong> Realität zwischen<br />

Bewunderung und Grenzüberschreitung. o.O. 2005.<br />

http://assista.org/files/Blochberger.pdf<br />

Hermes, G. (Hrsg): Krücken, Babys und Barrieren. Zur<br />

Situation behinderter Eltern in der Bundesrepublik.<br />

Kassel. 1998<br />

Hermes, G.: Behinderung und Elternschaft leben – kein<br />

Widerspruch. Eine Studie zum Unterstützungsbedarf<br />

körper- und sinnesbehinderter Eltern in Deutschland.<br />

Neu-Ulm. 2004<br />

Pixa-Kettner, U., Bargfrede, S. & Blanken, I.: „Dann waren<br />

sie sauer auf mich, daß ich das Kind haben wollte...“ Eine<br />

Untersuchung zur Lebenssituation geistigbehinderter<br />

Menschen mit Kindern in der BRD. Bayreuth. 1996<br />

Pixa-Kettner, U.: Elternschaft von Menschen mit geistiger<br />

Behinderung, Ergebnisse einer empirischen Nach-<br />

folgestudie und mögliche Schlussfolgerungen. Vortrag<br />

Kassel 12.10.2007<br />

Fachtag „Dann waren sie sauer auf mich…“:<br />

www.awo-potsdam.de<br />

Zinsmeister, J.: Staatliche Unterstützung behinderter<br />

Mütter und Väter bei der Erfüllung ihres Erziehungs-<br />

auftrages. Rechtsgutachten im Auftrag des Netzwerks<br />

behinderter Frauen Berlin e.V.. Nürnberg/Köln. 2006<br />

Leitartikel

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