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Theorie zum Histidase- Versuch

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<strong>Histidase</strong> Enzymkinetik<br />

- 1 -<br />

<strong>Theorie</strong> <strong>zum</strong> <strong>Histidase</strong>- <strong>Versuch</strong><br />

1.)Charakterisierung der <strong>Histidase</strong><br />

Die <strong>Histidase</strong> hat ein Molekulargewicht von 210- 220 kDa je nach biologischer Herkunft.<br />

<strong>Histidase</strong> aus Pseudomonas putida ist ein Homotetramer mit einem Molekulargewicht von<br />

216kDa. Jede Untereinheit weist 509 Aminosäuren mit einem Molekulargewicht von 54 kDa<br />

auf( Beweise dazu wurden durch SDS- und Disk- Gelelektrophorese erbracht).<br />

Die einzelnen Untereinheiten sind für sich enzymatisch nicht aktiv.<br />

<strong>Histidase</strong> weist vier essentielle SH- Gruppen auf, die an der Enzymkatalyse beteiligt sind.<br />

Diese SH- Gruppen sind leicht oxidierbar und nur in ihrer reduzierten Form katalytisch<br />

wirksam.<br />

Durch reduzierende Verbindungen wie z.B. Mercaptoethanol, Glutathion oder<br />

Natriumthioglycolat kann eine Gruppenaktivierung erzielt werden. Die Aufgabe dieser SH-<br />

Gruppen besteht vermutlich in der Bindung des Substratmoleküls im aktiven Zentrum des<br />

Enzyms.<br />

Die <strong>Histidase</strong> verfügt über einen Metall- Cofaktor, der wahrscheinlich ebenfalls bei der<br />

Bindung des Substratmoleküls während der Enzymkatalyse beteiligt ist. Bei diesen Metall-<br />

Cofaktor handelt es sich vermutlich um Mangan.<br />

Die Substratspezifität der <strong>Histidase</strong> ist sehr hoch. <strong>Histidase</strong> reagiert ausschließlich mit L-<br />

Histidin, nicht aber mit D- Histidin. Ihr pH- Optimum liegt bei pH 8,5- 9,5.<br />

Die <strong>Histidase</strong> ist sehr hitzestabil, sie kann bis zu einer Temperatur von 80°C erhitzt werden,<br />

ohne dass daraus ein nennenswerter Aktivitätsverlust resultieren würde. Diese Eigenschaft<br />

macht man sich bei der <strong>Histidase</strong>- Isolierung zunutze.<br />

Früher vermutete man als prosthetische Gruppe im aktiven Zentrum der <strong>Histidase</strong> das<br />

sogenannte Dehydroalanin. Dehydroalanin ist eine chemisch stark modifizierte Aminosäure,<br />

welche in 2 isomeren Formen vorliegen kann.<br />

N<br />

H 2<br />

CH 2<br />

O<br />

OH<br />

Imin- Enamin-<br />

Tautomerie<br />

Erst durch Aufklärung der Kristallstruktur konnte im aktiven Zentrum der <strong>Histidase</strong> die<br />

prosthetische Gruppe, das sog. MIO- System nachgewiesen werden. MIO ist die Abkürzung<br />

für 4- Methyliden-imidazol-5-on. MIO wird durch zwei aufeinanderfolgende H2O-<br />

Eliminierungsschritte aus dem Tripeptid Ala-Ser-Gly ( Alanin- Serin- Glycin) in den<br />

Positionen 142-144 auf der Aminosäuresequenz gebildet.<br />

HN<br />

CH 3<br />

O<br />

OH


MIO- Bildung:<br />

H<br />

N<br />

142<br />

N<br />

O<br />

142<br />

H +<br />

H<br />

NH<br />

142<br />

<strong>Histidase</strong> Enzymkinetik<br />

N<br />

H<br />

N<br />

H<br />

HO<br />

N<br />

H<br />

143<br />

143<br />

143<br />

N<br />

N<br />

OH<br />

- 2 -<br />

MIO konnte bis jetzt nur noch in der Phenylalanin- Ammoniak- Lyase (PAL) nachgewiesen<br />

werden.<br />

2.)Physiologische Bedeutung der <strong>Histidase</strong><br />

OH<br />

OH<br />

H<br />

N<br />

144<br />

O<br />

H 2O<br />

144<br />

O<br />

O<br />

144<br />

O<br />

O<br />

H<br />

N<br />

NH<br />

N<br />

H<br />

H 2O<br />

Die <strong>Histidase</strong> katalysiert die Eingangsreaktion im Hauptabbauweg des Histidins, nämlich die<br />

nicht – oxidative Desaminierung von L- Histidin zu trans-Urocaninsäure.<br />

Bei dieser Reaktion wird NH3 unter Ausbildung einer Doppelbindung eliminiert.<br />

Die <strong>Histidase</strong> ist demnach auch eine Ammoniak- Lyase.<br />

N<br />

Ala- Ser- Gly-<br />

N<br />

H<br />

H SiHRe<br />

H 2N<br />

L- Histidin<br />

H<br />

O<br />

COOH<br />

<strong>Histidase</strong><br />

-NH 3<br />

NH<br />

142<br />

N<br />

143<br />

N<br />

CH 2<br />

144<br />

O<br />

O<br />

NH<br />

MIO = 4- Methyliden- imidazol- 5- on<br />

N<br />

N<br />

H<br />

H<br />

H<br />

trans-Urocaninsäure<br />

COOH


Mechanismus der <strong>Histidase</strong>- Reaktion:<br />

N<br />

NH<br />

142<br />

N<br />

<strong>Histidase</strong> Enzymkinetik<br />

N<br />

NH<br />

142<br />

N<br />

143<br />

MIO<br />

N<br />

CH 2<br />

NH<br />

144<br />

O<br />

H Si<br />

L- Histidin<br />

143<br />

N<br />

CH 2<br />

NH<br />

NH<br />

+<br />

3<br />

144<br />

H<br />

O<br />

H Re<br />

H<br />

H<br />

N<br />

O<br />

H<br />

trans- Urocaninsäure<br />

COO -<br />

H<br />

N<br />

O<br />

COO -<br />

- 3 -<br />

1,4-Michael-<br />

Addition<br />

Desaminierung<br />

- NH 3<br />

NH<br />

142<br />

N<br />

H<br />

N<br />

143<br />

N<br />

CH 2<br />

NH<br />

142<br />

+ NH<br />

N<br />

H<br />

N<br />

143<br />

144<br />

N<br />

CH 2<br />

O -<br />

H Si<br />

NH<br />

+<br />

3<br />

NH<br />

H<br />

N<br />

O<br />

H Re<br />

144<br />

O -<br />

H<br />

H<br />

NH<br />

+<br />

3<br />

- B<br />

COO -<br />

Regeneration<br />

H<br />

N<br />

O<br />

H<br />

BH<br />

COO -


Histidin- Stoffwechsel:<br />

<strong>Histidase</strong> Enzymkinetik<br />

NH<br />

Histidin- Ammoniak- Lyase<br />

= <strong>Histidase</strong><br />

NH<br />

Urocaninsäuredehydratase<br />

= Urocanase<br />

Imidazolonpropionase<br />

Glutaminsäureformiminotransferase<br />

O<br />

H 2N<br />

NH<br />

NH<br />

H<br />

N<br />

N<br />

COOH<br />

N<br />

NH 3<br />

N<br />

H 2O<br />

COOH<br />

THF<br />

H 2O<br />

- 4 -<br />

COOH<br />

NH 2<br />

COOH<br />

COOH<br />

COOH<br />

5- Formimino- THF<br />

COOH<br />

L- Histidin<br />

trans-Urocaninsäure<br />

HO<br />

NH<br />

N<br />

COOH<br />

4- Imidazolon-5-propionsäure<br />

N- Formiminoglutaminsäure<br />

L- Glutaminsäure


<strong>Histidase</strong> Enzymkinetik<br />

- 5 -<br />

Der oxidative Abbau des Histidins zu Glutaminsäure stellt den Hauptabbauweg dieser<br />

Aminosäure dar. Glutaminsäure ist nicht nur das Hauptabbauprodukt im Histidinstoffwechsel<br />

sondern auch im Katabolismus der Aminosäuren Arginin, Prolin und Glutamin.<br />

Die Glutaminsäure nimmt somit eine zentrale Stellung im Stoffwechsel dieser Aminosäuren<br />

ein. Zusammen mit NAD + wird sie zur entsprechenden Iminosäure dehydriert und<br />

anschließend durch eine oxidative Desaminierung in α- Ketoglutarat überführt.<br />

Diese 2- Oxosäure kann durch eine oxidative Decarboxylierung in Succinyl- CoA übergehen.<br />

Damit wäre der Anschluss an den Endabbau aller Nährstoffe im Tricarbonsäure- Cyclus<br />

gefunden.<br />

Zu einem geringen Teil kann Histidin auch durch Transaminierung ( zu α- Keto- β-<br />

imidazolpropionsäure) und durch Decarboxylierung ( Histamin ) katabolisiert werden.<br />

3.) Generelle Abbauwege von Aminosäuren<br />

1. nicht- oxidative Desaminierung<br />

2. oxidative Desaminierung<br />

3. Umwandlung der Seitenkette unter Erhalt der α- Amino- carbonsäure- Gruppierung. Es<br />

entsteht hierbei stets Glycin.<br />

4. Decarboxylierung von Aminosäuren unter Entstehung der entsprechenden biogenen<br />

Aminen<br />

5. Transaminierung von Aminosäuren. Als Aminogruppen- Akzeptoren fungieren hierbei 2-<br />

Oxosäuren wie z.B. Oxalacetat oder α- Ketoglutarat.<br />

Bei den Reaktionsweisen 3,4,5 handelt es sich um Pyridoxalphosphat- abhängige Reaktionen.<br />

Pyridoxalphosphat ist ein Derivat von Vitamin B6.<br />

4.)Induktion der Enzymsynthese auf der Genebene<br />

Werden Bakterienzellen der Gattung Pseudomonas in einem Nährmedium angezogen, das L-<br />

Histidin als einzige Kohlenstoff- und Stickstoff- Quelle enthält, so müssen diese<br />

chemotrophen Bakterien den gesamten Energiebedarf für ihren Stoffwechsel aus dem<br />

L- Histidinkatabolismus beziehen.<br />

Hierzu werden die am Histidinabbau beteiligten Enzyme verstärkt syntetisiert, so daß deren<br />

Gehalt in der Zelle bis <strong>zum</strong> 1000- fachen des Normalwertes ansteigen kann. Solche Enzyme,<br />

die bei Bedarf verstärkt gebildet werden, nennt man induzierbare Enzyme.<br />

Die Induktion der Enzymsynthese erfolgt dabei durch Stoffwechselmetabolite oder wie auch<br />

in diesem Fall durch das Substrat (L- Histidin ) selbst.<br />

Die Regulation der Enzyminduktion vollzieht sich auf der Genebene.


<strong>Histidase</strong> Enzymkinetik<br />

- 6 -<br />

Der Regulationsmechanismus hierbei kann u.a. mit Hilfe des Jacob- Monod- Modells anhand<br />

des Lactose- (lac)- Operons von Escherichia coli erklärt werden ( siehe hierzu Lehrbücher zur<br />

Genetik oder Mikrobiologie).<br />

Die Induzierbarkeit der Synthese bestimmter Enzyme kann natürlich auch bei deren<br />

Isolierung aus einem Zellrohextrakt ausgenutzt werden.<br />

4.) Stereospezifität der <strong>Histidase</strong>- Reaktion<br />

Setzt man L- Histidin in Anwesenheit von D2O mit <strong>Histidase</strong> um, so entsteht trans-<br />

Urocaninsäure. Da aber die Reaktion reversibel ist, wird Histidin zu einem geringen<br />

Prozentsatz wieder zurückgebildet. Anstelle des abgespaltenen Protons wird nun aber<br />

Deuterium (aus dem Lösungsmittel) eingebaut (direkt nachweisbar mittels NMR-<br />

Spektroskopie).<br />

Die Tatsache, dass nur eines der beiden H- Atome am β- C- Atom des Histidins durch<br />

Deuterium ersetzt wird, weist darauf hin, dass bei der Eliminierungsreaktion durch die<br />

<strong>Histidase</strong> nur ein bestimmtes der beiden H- Atome eliminiert wird.<br />

Die Reaktion verläuft demnach stereospezifisch d.h. das Enzym kann die beiden H- Atome<br />

des Histidins am β- C- Atom voneinander unterscheiden.<br />

Wäre dies nicht der Fall, so wären beide H- Atome am β- C- Atom durch Deuterium ersetzt.<br />

Diese beiden H- Atome sind zueinander diastereotop. Diastereotope Gruppen können generell<br />

durch Enzyme unterschieden werden. Die durch die <strong>Histidase</strong> katalysierte Eliminierung<br />

verläuft antiperiplanar.<br />

N<br />

N<br />

H<br />

H SiHRe<br />

H 2N<br />

L- Histidin<br />

H<br />

COOH<br />

<strong>Histidase</strong><br />

-NH 3<br />

N<br />

N<br />

N<br />

H<br />

H<br />

H<br />

trans-Urocaninsäure<br />

N<br />

H<br />

H SiD<br />

H 2N<br />

+D 2O<br />

+NH 3<br />

H<br />

COOH<br />

COOH


<strong>Histidase</strong> Enzymkinetik<br />

- 7 -<br />

4.) <strong>Histidase</strong> ( Histidin Ammoniak- Lyase)<br />

Zur Bestimmung der Gesamtaktivität der <strong>Histidase</strong> aus Pseudomonas Putida ( welche in<br />

Escherichia coli überexprimiert wurde), wird ihre Eigenschaft L- Histidin zu trans-<br />

Urocaninsäure umzusetzen, ausgenutzt.<br />

Über die Bestimmung der Proteinkonzentration nach Warburg kann dann die spezifische<br />

Aktivität berechnet werden.<br />

Anschließend wird mit dieser <strong>Histidase</strong> eine Inhibitionskinetik- zur Bestimmung des Ki-<br />

Wertes von L- Cystein- erstellt.<br />

Zuletzt soll noch der molare Extinktionskoeffizient einer ausgegebenen trans- Urocaninsäure<br />

spektrometrisch ermittelt werden.<br />

N<br />

N<br />

H<br />

H SiHRe<br />

H 2N<br />

L- Histidin<br />

H<br />

COOH<br />

<strong>Histidase</strong><br />

-NH 3<br />

N<br />

N<br />

H<br />

H<br />

H<br />

trans-Urocaninsäure<br />

COOH


<strong>Histidase</strong> Enzymkinetik<br />

- 8 -<br />

Reagenzien für den gesamten <strong>Versuch</strong>steil <strong>Histidase</strong>:<br />

1.) 10 mM Tris- HCL- Puffer pH = 7,2<br />

Die erforderliche Menge für 200 ml dieses Puffers wird in ein geeignetes Gefäß eingewogen,<br />

in H2O bidest. gelöst und mit HCL oder NaOH der pH- Wert eingestellt.<br />

M Tris- HCL= 121,14g/mol<br />

2.) 0,1M Pyrophosphatpuffer 10 µM ZnCL2 pH = 9,3<br />

Die erforderliche Menge an Na4P2O7 * 10 H2O und ZnCL2 für 200ml Puffer wird in ein<br />

geeignetes Gefäß eingewogen, in H2O bidest. gelöst und mit H3PO4 oder NaOH der pH- Wert<br />

eingestellt. In Anbetracht der geringen Menge an ZnCL2 ist es sinnvoll eine 10 mM<br />

Stammlösung herzustellen und die erforderliche Menge durch Verdünnung <strong>zum</strong> Puffer<br />

hinzuzufügen.<br />

M Na4P2O7 * 10 H2O = 446,06g/mol<br />

M ZnCL2 = 136,29g/mol<br />

3.) 0,1M DTT, 10 ml<br />

Berechnete Menge in ein 15 ml Falcon- Tube einwiegen und in 10 ml H2O bidest. lösen.<br />

MDTT = 154,20g/mol<br />

4.) 0,5M L- Histidin, 10 ml<br />

Berechnete Menge an L- Histidin- Monohydrochlorid- Monohydrat in ein 15 ml Falcon- Tube<br />

einwiegen und in 10 ml H2O bidest. lösen.<br />

ML- Histidin- Monohydrat = 209,63 g/mol<br />

5.) 50 mM Kaliumphosphatpuffer pH = 7,4 ; 1000 ml<br />

In ein geeignetes Gefäß werden 6,98g K2HPO4 und 1,35g KH2PO4 eingewogen und in<br />

1 Liter H2O bidest. gelöst, Mit H3PO4 oder KOH wird der pH- Wert gegebenenfalls auf 7,4<br />

korrigiert.<br />

6.) 20 mM L- Cystein, 10 ml<br />

Berechnete Menge an L- Cystein in ein 15 ml Falcon- Tube einwiegen und in 10 ml H2O<br />

bidest. lösen.<br />

ML- Cystein = 121,16g/mol


Durchführung:<br />

<strong>Histidase</strong> Enzymkinetik<br />

- 9 -<br />

4.1. Isolierung der <strong>Histidase</strong> aus Escherichia coli:<br />

E.coli- <strong>Histidase</strong>- Zellen aus 125 ml Anzucht werden in ca. 30 ml (soviel, dass das<br />

Ultraschallaufschlußgefäß bis ca. 1 cm unter den Rand gefüllt ist) 10 mM Tris- HCL<br />

pH 7,2 auf Eis resuspendiert, in ein Ultraschall- Aufschlußgefäß überführt und<br />

5- 10 min bei 65- 70 % Leistung mit Ultraschall aufgeschlossen (solange, bis die Lösung klar<br />

ist). Das Aufschlußgefäß wird dabei immer mit Eis gekühlt.<br />

Danach wird die aufgeschlossene Proteinsuspension in einen gekühlten Metall-<br />

Zentrifugenbecher umgefüllt und 40 min bei 4°C und 18000 rpm abzentrifugiert, um<br />

Zellrückstände zu entfernen<br />

( Sorvall- Zentrifuge, Rotor SS 34 ).<br />

Die überstehende, noch trübe Lösung des Rohextraktes wird in einen 100 ml Rundkolben<br />

überführt und pro 10ml Volumen mit 100 µl 0,1 M MgSO4, 100 µl 0,5 M L- Histidin und<br />

100 µl 0,1 M DTT versetzt. Der Rohextrakt wird im Ölbad unter Rühren 15 min bei 80°C<br />

erhitzt<br />

Unter diesen rigorosen Bedingungen denaturieren nahezu alle Enzyme außer der <strong>Histidase</strong>,<br />

welche nach erneuter Zentrifugation bei 4°C, 18000 rpm und 30 min Dauer im Überstand<br />

bleibt.<br />

Das Volumen des Überstandes (ml) wird bestimmt und die Enzymlösung kaltgestellt,<br />

während die <strong>Histidase</strong>- Gesamtaktivität bestimmt wird.<br />

4.2. Bestimmung der Proteinkonzentration nach Warburg<br />

Zu bestimmende Proteinproben werden gegen eine Referenzküvette mit Puffer bei 260 nm<br />

und 280 nm gemessen. Zuvor muss bei diesen Wellenlängen der Nullabgleich mit Puffer<br />

durchgeführt werden.<br />

Die Proteinkonzentration wird wie folgt berechnet:<br />

Proteinkonzentration (mg/ml) = 1,5 x A280 – 0,75 x A260 x Verdünnungsfaktor<br />

Puffer für die Messung der <strong>Histidase</strong>- Konzentration: 10 mM Tris- HCL pH 7,2<br />

Die Menge an <strong>Histidase</strong>- Lösung sollte so gewählt sein, so dass ungefähr eine Absorption im<br />

Bereich von E = 0,2 bis E = 1 gemessen wird.


<strong>Histidase</strong> Enzymkinetik<br />

- 10 -<br />

4.3. Test der <strong>Histidase</strong>- Gesamtaktivität<br />

Testmedium:<br />

In eine 1ml Quarzküvette werden folgende Lösungen einpipettiert:<br />

865µl 0,1M Pyrophoshatpuffer 10 µM ZnCL2 pH = 9,3<br />

15µl 0,1M DTT<br />

50µl <strong>Histidase</strong>lösung<br />

Den Testansatz 5 min bei 25°C inkubieren lassen, Nullabgleich am Spektrometer<br />

durchführen. Anschließend erfolgt der Reaktionsstart durch Zugabe von 70µl 0,5M<br />

Histidinlösung.<br />

Die Messung wird bei 277nm , 25°C, in 1cm Quarzküvetten (1 ml Volumen) durchgeführt.<br />

Die Menge an <strong>Histidase</strong> soll so gewählt werden, so dass eine 5- minütige Messung im<br />

Absorptionsbereich von E = 0 bis E = 3 möglich ist.<br />

Berechnung der <strong>Histidase</strong>- Gesamtaktivität:<br />

Definition einer internationalen enzymatischen Einheit (IU).<br />

Wellenlänge und pH- Wert hier speziell für <strong>Histidase</strong>:<br />

1 IU = Umsatz von einem µmol Substrat pro Minute<br />

bei 25°C, 277nm und pH 9,3<br />

Die Berechnung basiert auf der Messung der zeitlichen Änderung der optischen Dichte des<br />

Testmediums, unter Berücksichtigung des molaren Extinktionskoeffizienten von<br />

Urocaninsäure bei 277nm und pH 7,4 (ε = 18,8 ml* µmol -1 * cm -1 ).


<strong>Histidase</strong> Enzymkinetik<br />

- 11 -<br />

Die Formel für die Berechnung der IU basiert auf dem Lambert- Beer- Gesetz:<br />

I<br />

log<br />

I<br />

* c<br />

d<br />

dt<br />

0<br />

=<br />

Ε = ε<br />

Ε = ε<br />

mit c<br />

=<br />

dn<br />

mit<br />

dt<br />

Ε<br />

* l<br />

*<br />

n<br />

V<br />

d<br />

dt<br />

→<br />

c * 1<br />

d<br />

dt<br />

= IU →<br />

Ε = ε *<br />

d<br />

dt<br />

dn<br />

Vdt<br />

Ε = ε *<br />

1*<br />

* 1,<br />

IU<br />

V<br />

wenn<br />

V zeitlich kons<br />

tan t<br />

Weil die Änderung von E nicht nach unendlich kleinen Zeitabschnitten bestimmt wird, kann d<br />

durch ∆ ersetzt werden. Wird außerdem nicht die gesamte Enzymlösung, sondern nur ein<br />

kleiner Teil und der noch in Verdünnung für die Messung verwendet wurde, muß ein<br />

Verdünnungsfaktor berücksichtigt werden.<br />

Aus dem Lambert- Beer- Gesetz ergibt sich dann folgende Formel für die Berechnung der<br />

enzymatischen Einheiten ( International Units):<br />

IU<br />

∆Ε*<br />

Vk<br />

* V<br />

∆t<br />

* ε * l * v<br />

= Die Einheit der IU ist [ µmol/ min].<br />

In diesen Formeln bedeuten die Variablen:<br />

I0 = Lichtintensität bestimmter Wellenlänge nach 0cm<br />

I = Lichtintensität bestimmter Wellenlänge nach 1cm<br />

n = Molzahl [ mol ]<br />

E = Adsorption oder optische Dichte<br />

ε = molarer Extinktionskoeffizient [ml * µmol -1 * cm -1 ]<br />

l = Lichtweg ( Küvettenbreite) [1cm]<br />

c = Konzentration [mol* l -1 ]<br />

V = gesamtes Volumen der Enzymlösung [ml]<br />

Vk = Volumen in der Küvette befindlichen Lösung [ml]<br />

v = zur Messung verwendetes Volumen der Enzymlösung [ml]<br />

t = Zeit [min]


<strong>Histidase</strong> Enzymkinetik<br />

- 12 -<br />

4.4. Bestimmung der spezifischen Aktivität der <strong>Histidase</strong><br />

Aus der ermittelten Proteinkonzentration aus 4.2. und der Gesamtaktivität der <strong>Histidase</strong> aus<br />

4.3. kann nun bequem die spezifischen Aktivität der <strong>Histidase</strong> in IU/mg berechnet werden.<br />

4.5. <strong>Histidase</strong>/Inhibitionskinetik<br />

Bestimmung des Ki-Wertes von L- Cystein:<br />

Der Ki-Wert wird mit Hilfe des Lineweaver- Burk- Diagrammes ermittelt. Das Diagramm<br />

wird mit Hilfe von bekannten L- Histidinkonzentrationen (L- Histidinlösung 1-5) erstellt. Die<br />

Menge an <strong>Histidase</strong> sollte so gewählt werden, dass ca. 0,500 ∆E pro min erreicht werden. Die<br />

Konzentrationen der L- Histidin- Lösungen (verdünnt aus der 0,5 M Stammlösung) sollen<br />

1.) 5mM,<br />

2.) 8mM,<br />

3.)10mM,<br />

4.) 15mM und<br />

5.) 35mM<br />

in der Küvette betragen.<br />

Küvettenbestückung für jeden der 5 Ansätze (UV, 277 nm, 1 ml Quarzküvetten) ohne<br />

Inhibitor:<br />

<strong>Histidase</strong> z.B.10 µl<br />

0,1M Pyrophosphat-Puffer pH 9,3/10µM 923 µl bzw. mehr <strong>zum</strong> Auffüllen auf 1ml<br />

ZnCl2<br />

Küvettenvolumen<br />

0,1 M DTT 17 µl<br />

Zur Reduktion der Disulfidbrücken wird das Enzym 5 min inkubiert. Nach Ablauf der<br />

5 min wird ein Nullabgleich durchgeführt. Dann wird durch Zugabe von L- Histidinlösung<br />

der Konzentrationen 1-5 die Reaktion gestartet.


<strong>Histidase</strong> Enzymkinetik<br />

- 13 -<br />

Küvettenbestückung für jeden der 5 Ansätze (UV, 277 nm, Quarzküvette) mit 0,8 mM bzw.<br />

0,1 mM L-Cystein in der Küvette:<br />

<strong>Histidase</strong> z.B. 10 µl<br />

0,1M Pyrophosphat-Puffer pH 9,3/10µM 873 µl bzw. mehr <strong>zum</strong> Auffüllen auf 1ml<br />

ZnCl2<br />

Küvettenvolumen<br />

0,1 M DTT 17 µl<br />

Zur Reduktion der Disulfidbrücken wird das Enzym 5 min inkubiert. Dann wird durch<br />

gleichzeitige Zugabe von L-Histidinlösung der Konzentrationen 1-5 und 0,8 mM bzw. 0,1<br />

mM L-Cystein ( Konzentration in der Küvette) die Reaktion gestartet.<br />

4.6. Bestimmung des molaren Extinktionskoeffizienten<br />

von trans- Urocaninsäure<br />

Zur Bestimmung des molaren Extinktionskoeffizienten werden ca. 170 mg ( genauen Wert<br />

notieren ) trans- Urocaninsäure in einem 500 ml Meßkolben in 500 ml<br />

50 mM Kaliumphosphatpuffer pH 7,4 gelöst. Dabei ist äußerst genau zu arbeiten, außerdem<br />

sollte darauf geachtet werden, dass die trans- Urocaninsäure vollständig in Lösung ist!<br />

Mit dem 50 mM Kaliumphosphatpuffer pH 7,4 wird bei 277nm ein Nullabgleich<br />

durchgeführt. Anschließend soll die trans- Urocaninsäurelösung in der Küvette so verdünnt<br />

werden, so dass die Extinktion, welche von 3,4mg trans- Urocaninsäure in einem Liter<br />

verursacht wird, in der Küvette gemessen werden kann.<br />

Über die gemessene Extinktion und der in der Küvette vorhandenen Konzentration der trans-<br />

Urocaninsäure in mol/l kann nun bequem über das Lambert- Beersche Gesetz der molare<br />

Extinktionskoeffizient berechnet werden.<br />

E = ε * c* l<br />

l = 1cm<br />

Literaturwert: ε ( 277nm , pH= 7,4) = 18,8ml*µmol -1 *cm -1

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