21.10.2016 Aufrufe

NAGELFLUH Herbst/Winterausgab 2016 - Das Naturpark-Magazin

Themen der Herbst/Winter-Ausgabe sind u.a.: Natur aus der Vogelperspektive: Der Bildband "Einfach Oben" zeigt einen besonderen Blickwinkel, Spurensuche im Winterwald: Wer schleicht und hoppelt da durch den Wald, Meister Lampe trägt Schneeschuhe: Tierisches Porträt über einen scheuen Gesellen im weißen Frack / Weitere Informationen auch auf www.nagelfluh-magazin.de

Themen der Herbst/Winter-Ausgabe sind u.a.: Natur aus der Vogelperspektive: Der Bildband "Einfach Oben" zeigt einen besonderen Blickwinkel, Spurensuche im Winterwald: Wer schleicht und hoppelt da durch den Wald, Meister Lampe trägt Schneeschuhe: Tierisches Porträt über einen scheuen Gesellen im weißen Frack / Weitere Informationen auch auf www.nagelfluh-magazin.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

<strong>Herbst</strong>/Winter <strong>2016</strong>/17<br />

<strong>Das</strong> <strong>Naturpark</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

SPURENSUCHE IM SCHNEE<br />

Die <strong>Naturpark</strong>schüler aus Hittisau kommen im<br />

Winterwald Fuchs, Hase und Reh auf die Spur<br />

BEWEGENDE NATUR<br />

Der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette als touristische<br />

Naturerlebnisregion – ein neues Projekt entsteht<br />

DER WALD IST KEIN HOLZACKER<br />

Neben der Alpwirtschaft prägt die Forstwirtschaft das<br />

Landschaftsbild des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette<br />

AUF WEISSEN SOHLEN<br />

Selten bekommt man ihn zu Gesicht: Der Alpen -<br />

schneehase ist ein heimlicher <strong>Naturpark</strong>bewohner


2 <strong>NAGELFLUH</strong>


EDITORIAL<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette befindet sich<br />

in einer spannenden Phase. Seit Carina<br />

Niedermair im Team ist und sich vorwiegend<br />

um die Entwicklung im Vorderwald kümmert,<br />

ist einiges in Gang gekommen. Dies zeigt sich<br />

unter anderem darin, dass <strong>2016</strong> erstmals zwei<br />

Junior Ranger Ausbildungen im Vorderwald<br />

stattgefunden haben, an denen Kindern aus<br />

fast allen Vorarlberger Gemeinden im <strong>Naturpark</strong><br />

teilgenommen haben. Am 13. Oktober<br />

konnten wir zudem den Startschuss für die<br />

<strong>Naturpark</strong>schule Hittisau geben, die erste<br />

Naturvielfalterschule Vorarlbergs. Die bisherigen<br />

Partnerschulen in Immenstadt und Fischen<br />

haben somit nun österreichische Gesellscha<br />

bekommen und es hat auch schon ein erster<br />

grenzüberschreitender Erfahrungsaustausch<br />

begonnen. Auch beim ema Besucherlenkung<br />

und Aulärung kommen wir Stück für<br />

Stück voran. Wichtige Rückmeldungen haben<br />

wir beim 1. <strong>Naturpark</strong>fachforum zum ema<br />

am 29. September im Gunzesrieder Tal bekommen.<br />

Wir konnten unseren Ansatz gemeinsam<br />

mit zahlreichen Fachleuten und Betroffenen<br />

diskutieren und haben dabei deutlichen Rückenwind<br />

gespürt. Wir sind mit unserem Konzept<br />

»Dein Freiraum. Mein Lebensraum. Verantwortungsvoll<br />

in der Natur unterwegs.« auf<br />

dem richtigen Weg. Die enge Verbindung zu<br />

»Respektiere deine Grenzen« ermöglicht uns<br />

eine nahezu durchgängige grenzüberschreitende<br />

Umsetzung von Besucherlenkungsmaßnahmen,<br />

wie das Aufstellen von Informationstafeln<br />

oder Lenkungsschildern. Es zeigt sich zunehmend,<br />

dass ein gutes Miteinander von Mensch<br />

und Natur mit etwas gutem Willen ohne weiteres<br />

möglich ist. Bei beiden oben beschriebenen<br />

emen werden uns künig drei neue <strong>Naturpark</strong><br />

Ranger unterstützen. Ab Januar 2017<br />

werden sie Sportler und Erholungssuchende<br />

draußen beraten, Gästen und Einheimischen<br />

wertvolle Tipps für besondere Naturerlebnisse<br />

geben und uns bei der Umweltbildung unterstützen.<br />

Dank eines INTERREG-Projekts und<br />

der Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums<br />

für Umwelt und Verbraucherschutz<br />

können wir uns nun personell entscheidend<br />

verstärken, zumindest für drei Jahre. <strong>Das</strong> Projekt<br />

soll insgesamt dazu dienen, dass wir uns<br />

noch besser als Region positionieren können,<br />

die hochwertige Naturerlebnisse als wichtiges<br />

Standbein des touristischen Angebots anbietet.<br />

Wir wollen dadurch einen Mosaikstein setzen,<br />

damit sich die Tourismusregion <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette und dadurch sowohl das Allgäu<br />

als auch den Bregenzerwald zukunsfähig aufstellt.<br />

In den kommenden Ausgaben werden<br />

wir immer wieder über die Fortschritte in diesem<br />

Projekt berichten.<br />

Bis dahin wünsche ich ihnen einen schönen,<br />

schneereichen Winter, mit vielen spannenden<br />

Erlebnissen draußen.<br />

Ihr<br />

Rolf Eberhardt<br />

Geschäsführer <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette e.V.<br />

Mit einer Größe von<br />

405 km² ist die Nagelfluhkette<br />

im alpen weiten<br />

Vergleich ein Schutz -<br />

gebiet mittlerer Größe.<br />

Während im Bregenzerwald<br />

jeweils die gesamten<br />

Flächen der beteiligten<br />

acht Gemeinden im<br />

<strong>Naturpark</strong> liegen, gehören<br />

von den sieben Allgäuer<br />

Gemeinden in der<br />

Regel die dünn besiedelten<br />

Berggebiete dazu.<br />

Innerhalb der <strong>Naturpark</strong>grenzen<br />

leben etwa<br />

13.000 Menschen, was zu<br />

einer, im dicht besiedelten<br />

Europa, sehr geringen<br />

Siedlungsdichte von<br />

33 Einwohnern je km²<br />

führt. Ein besonderes<br />

Merkmal ist der sorgsame<br />

Umgang der Bewohner<br />

mit ihrer Heimat.<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

3


INHALT & IMPRESSUM<br />

Themen<br />

dieser<br />

Ausgabe<br />

BEWEGENDE NATUR - GESCHÜTZTE LEBENSVIELFALT<br />

Grenzüberschreitende Erlebnisvernetzung. Wie geht das? 5<br />

SPURENSUCHE IM WINTERWALD<br />

Wer schleicht und hoppelt da durch den Wald? 6<br />

WALD: ERHOLUNGSRAUM. LEBENSRAUM. HOLZACKER?<br />

Wie geht man sorgsam mit unseren Wäldern um? 10<br />

KNORRIGE ZEITHÜTER<br />

Die Juwelen des <strong>Naturpark</strong>s – Teil 9 12<br />

NATUR AUS DER VOGELPERSPEKTIVE<br />

Der Bildband »Einfach Oben« zeigt einen besonderen Blickwinkel 14<br />

GRÜNER LEUCHTTURM FÜR DAS ALLGÄU<br />

<strong>Das</strong> Grüne Zentrum in Immenstadt vernetzt und verbindet 16<br />

STEINREICHE – PARTNER IM NATURPARK<br />

Hochwertige Outdoorartikel im Gewinnspiel zu gewinnen 18<br />

HOCHSEILTANZ MIT PANORAMABLICK<br />

Eine Familie erkundet den Alpsee Skytrail 24<br />

MEISTER LAMPE TRÄGT SCHNEESCHUHE<br />

Tierisches Porträt über einen scheuen Gesellen im weißen Frack 26<br />

DER WEISSE SEE IM KÄRNTER LAND<br />

Panorama – Der <strong>Naturpark</strong> Weissensee 28<br />

Neues aus dem <strong>Naturpark</strong> – Kurzmeldungen 19<br />

Kinderseite 30<br />

14<br />

12<br />

Fotos: Adi Geisegger, Thomas Gretler<br />

Titelfotos: Viola Elgaß, Dominik Ultes, Volker Wille<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette e.V.<br />

Seestraße 10, D-87509 Immenstadt,<br />

Tel. +49(0)8323/9988750<br />

info@naturpark-nagelfluhkette.eu<br />

www.naturpark-nagelfluh.eu<br />

Verlag und Herstellung:<br />

Verlag HEPHAISTOS,<br />

EDITION ALLGÄU<br />

Lachener Weg 2,<br />

D-87509 Immenstadt-Werdenstein<br />

Tel. +49(0)8379/728616,<br />

Fax +49(0)8379/728018<br />

nagelfluh@heimat-allgaeu.info,<br />

www.nagelfluh-magazin.de<br />

Redaktion: Viola Elgaß (v.i.S.d.P.),<br />

Tel. +49(0)8379/728616,<br />

viola.elgass@heimat-allgaeu.info<br />

Gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung<br />

des Verfassers, nicht aber des Verlages dar.<br />

Layout:<br />

Bianca Elgaß,<br />

Ramona Klein,<br />

Dominik Ultes<br />

Anzeigen: Sven Abend, Katharina Böttger<br />

Tel. +49(0)8379/728616;<br />

gültige Anzeigenpreisliste: 1/2014<br />

Bankverbindung Verlag:<br />

Deutschland:<br />

Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu eG,<br />

IBAN: DE97733699200007126999,<br />

BIC: GENODEF1SFO<br />

Österreich:<br />

Raiffeisenzentralkasse Innsbruck,<br />

IBAN: AT223600000000643361,<br />

BIC: RZTIAT22<br />

4 <strong>NAGELFLUH</strong>


Bewegende Natur<br />

– geschützte Lebensvielfalt<br />

Die Europäische Union fördert ein neues Projekt des <strong>Naturpark</strong>s<br />

Der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette hat sich zum Ziel gesetzt, weitere Schritte zu gehen, um sich touristisch als<br />

Naturerlebnisregion zu positionieren. <strong>Das</strong> Angebot »Bewegende Natur – Geschützte Lebensvielfalt« soll die<br />

besonderen Naturerlebnisangebote in Form verschiedener thematischer Ebenen zusammenführen.<br />

Die außergewöhnlichen Qualitäten der<br />

Natur- und Kulturlandscha des <strong>Naturpark</strong>s<br />

werden an konkreten Orten (diese sind<br />

teils schon vorhanden oder werden im Rahmen<br />

des Projekts neu in Wert gesetzt) und entlang<br />

von qualitativ hochwertigen Verbindungswegen<br />

(dies können Wander- oder Radwege sein) erlebbar.<br />

Bestehende Wanderwegekonzepte wie<br />

die Wandertrilogie Allgäu, werden einbezogen.<br />

Die Vielfalt der Naturerlebnisangebote soll in<br />

folgende emenbereiche unterteilt werden:<br />

Fachkräe in den Infostellen und alle touristisch<br />

aktiven Leistungsträger der Region. Hierzu wird<br />

vom <strong>Naturpark</strong> ein Fortbildungsprogramm entwickelt,<br />

das allen Leistungsträgern angeboten<br />

werden soll.<br />

Ein weiterer wichtiger Projektbestandteil wird<br />

der Auau und die Durchführung eines <strong>Naturpark</strong>-Partnerprogramms,<br />

zum Beispiel für Gastgeber,<br />

Gastronomen oder Produzenten von<br />

regionalen Lebensmitteln sein. Hierzu sollen<br />

eigens Kriterien ausgearbeitet und deren Umsetzung<br />

eng mit bestehenden Labels, wie der<br />

Marke Allgäu beziehungsweise Bregenzerwald,<br />

abgestimmt werden.<br />

<strong>Das</strong> Projekt startet nun im <strong>Herbst</strong> <strong>2016</strong> und<br />

läu zunächst 3 Jahre. Es wird von der Europäischen<br />

Union im Rahmen von INTERREG Bayern-Österreich<br />

sowie vom Bayerischen Staatsministerium<br />

für Umwelt und Verbraucherschutz<br />

unterstützt.<br />

re<br />

- »Alp- und Bauernland«<br />

- »Wald- und Baumland«<br />

- »Bäche, Flüsse und Seenland«<br />

- »Sternenpark«<br />

- »Wie es begann«<br />

- »Lebensvielfalt«<br />

- »Enkeltauglichkeit«<br />

Die jeweiligen Erlebnisorte innerhalb der<br />

Kategorien werden gemeinsam als grenzüberschreitendes<br />

Gesamtangebot der <strong>Naturpark</strong> -<br />

region dargestellt und aufgezeigt, wie diese miteinander<br />

verbunden werden können. Hierbei<br />

werden jeweils die »sanen« und qualitativ<br />

hochwertigen Verbindungslinien ausgewählt.<br />

Dies sind die (Qualitäts-)Wanderwege, Radbeziehungsweise<br />

E-Bike-Wege oder bestehende<br />

Buslinien. Als weitere Ebene ist die spezielle<br />

Auswahl barrierearmer Erlebnisorte und Verbindungslinien<br />

vorgesehen.<br />

So entstehen grenzüberschreitende Erlebnisnetze,<br />

die in ihrer Vielfalt die ganze Bandbreite<br />

einer hochwertigen Natur- und Kulturlandscha<br />

abdecken und so für jede Interessenslage<br />

entsprechend Inhalte bereitstellen. Sie bauen ein<br />

breites, familientaugliches Naturerlebnisangebot<br />

auf, das alle Schwierigkeitsgrade bereitstellt.<br />

Vermittler des Angebots sind die im Rahmen<br />

des Projekts neu eingestellten Ranger, die begleitenden<br />

Medien (Kurzvideos, Printmedien), die<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

5


Spurensuche<br />

im Winterwald<br />

Schneeschuhwandern an sich ist eine stille, gemäßigte Aktivität. Wenn aber<br />

dreißig Paar Schneeschuhe gleichzeitig über die weiße Schneedecke marschieren,<br />

dann knirscht es ganz schön laut im Sibratsgfäller Wald. Die zweite und vierte<br />

Klasse der Volksschule Hittisau hat sich im vergangenen Schuljahr auf winterliche<br />

Spurensuche begeben. Entdeckt haben sie Füchse, Feldhasen, Marder …<br />

und manche die pure Freude am Draußen sein in der Natur.<br />

6 <strong>NAGELFLUH</strong>


Links: Eine Feldhasenspur entdeckten die <strong>Naturpark</strong>schüler<br />

gleich zu Beginn des Ausfluges. Bei<br />

manchen Trittsiegeln mussten Wolfgang Zeller und<br />

Carola Bauer (oben) genau hinschauen. Kreuzte<br />

hier ein Eichhörnchen den Weg?<br />

Luca: »Wir fanden im Wald viele<br />

Spuren von Hasen, Füchsen, Rehen<br />

und Eichhörnchen. Sogar Fraßspuren<br />

konnten wir entdecken.«<br />

Linke Seite: <strong>Naturpark</strong>führerin Carola wertet mit den<br />

Kindern eine Schneespur aus. Darunter: Während<br />

der Mittagspause auf einer Lichtung waren Toben<br />

und Schneeschuh-Wettrennen erlaubt<br />

Markus entdeckt die erste Spur: »Ein Feldhase!« Die Aufregung ist<br />

groß. So groß, dass die Abdrücke, die wohl gestern auf der<br />

Schneedecke hinterlassen wurden, um ein Haar unter einem Paar<br />

Schneeschuhe verschwunden wären. Nur mit viel Geschubse kommt allmählich<br />

eine passable Reihe entlang der Spur zustande. »Sehr gut«, lobt<br />

Carola Bauer schließlich den Fund. »Und woran erkennt ihr, dass hier<br />

ein Feldhase entlang gehoppelt ist?« »An den Hinterpfoten!«, ist eine<br />

Mädchenstimme unter einer roten Mütze aus der hinteren Reihe auszumachen.<br />

»Und?« »Die setzt er beim Hoppeln vor die Vorderpfoten!« Der<br />

roten Mütze kann man nichts vormachen.<br />

»Sie hat Recht«, stimmt Wolfgang Zeller zu. »Der Feldhase bewegt<br />

sich nämlich so vorwärts.« Er steckt die Skistöcke als »Vorderpfoten« vor<br />

sich in den Schnee, stützt sich auf sie und macht einen Satz nach vorn.<br />

Die Abdrücke seiner Schneeschuhe liegen nun vor denen der Skistöcke.<br />

Gelächter bei den Schulkindern – fünf Sekunden später probieren sie es<br />

selber aus und hinterlassen fröhlich ihre (Schneeschuh)hasenspuren.<br />

So kann ein Schultag aussehen. Die <strong>Naturpark</strong>führer Carola Bauer und<br />

Wolfgang Zeller begleiteten die Kinder mit ihren Klassenlehrerinnen auf<br />

ihrer Entdeckungstour durch den Wald oberhalb von Sibratsgfäll. Die<br />

Mission: Tierspuren entschlüsseln und ihren Lebensraum kennenlernen.<br />

Die Volksschule Hittisau befindet sich zum Zeitpunkt des Ausflugs,<br />

im Februar <strong>2016</strong>, in der Pilotphase zur »<strong>Naturpark</strong>schule«. Zum Erscheinungstermin<br />

dieses <strong>Magazin</strong>s ist sie es offiziell. <strong>Das</strong> Projekt »<strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette macht Schule« wurde ins Leben gerufen, um die Wertschätzung<br />

der Natur von Kindesbeinen an zu fördern. »Der <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette soll ein wichtiger Teil des Schulalltags und Familienlebens<br />

werden«, beschreiben die <strong>Naturpark</strong>führer das Ziel des Konzepts. Zukünige<br />

Generationen sollen ihre Heimat kennen und sich aktiv für den<br />

Schutz von Lebensräumen und Wildtieren einsetzen.<br />

Theorie und Praxis verknüpft<br />

Eine Woche zuvor war Carola Bauer in der Volksschule zu Besuch. In<br />

der <strong>Naturpark</strong>-Schulstunde zeigte sie den Schülern unter anderem verschiedene<br />

Tierspuren, beziehungsweise »Trittsiegel« und zu welchem<br />

Zwei- oder Vierbeiner sie jeweils gehören. »Auf Tafel und Papier ist das<br />

einfach«, weiß die <strong>Naturpark</strong>führerin. Die erlernte eorie sollen die<br />

Hittisauer Schulkinder heute in freier Natur in die Praxis umsetzen.<br />

Lehrthemen und Exkursionen werden zunächst an jeder künigen<br />

<strong>Naturpark</strong>schule ausprobiert, ehe sie in den Lehrplan übergehen.<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

7


Markus: »<strong>Das</strong> Schneeschuhlaufen war super,<br />

mit denen kommt man überall hin!«<br />

Die Kinder bildeten eine Reihe, um das Wild wenig zu<br />

stören. Unten: Schneeschuhe anziehen ist nicht einfach.<br />

Der Hasensprung macht darin umso mehr Spaß. Und: Ein<br />

seltener Fund – der Schneeschuhkäfer!<br />

Die erste Hürde galt es gleich zu Anfang zu überwinden. So praktisch<br />

das Schneeschuhwerk auf einer Winterwanderung ist, so unpraktisch ist<br />

es am Fuß zu befestigen. Nicht nur Felix mühte sich mit Schnallen und<br />

Schnürung ab, ehe es endlich losgehen konnte. Danach konnte es losgehen.<br />

In Absprache mit dem Waldaufseher haben sich die <strong>Naturpark</strong>führer eine<br />

Tour ausgesucht, bei der die Wildtiere nicht gestört werden.<br />

Zeller ist mitunter ehrenamtlicher Naturschutzwächter in einem Gebiet<br />

bei Balderschwang. Dort kennt er sich aus wie kaum ein Zweiter und berät<br />

die Naturschutzbehörden über die zu schützenden Tiere und Pflanzen:<br />

»Dazu muss ich aber selbst erst wissen, welche Tiere hier leben.« <strong>Das</strong> Spurenlesen<br />

ist die Basis. Dies umfasst nicht nur das Erkennen von Trittsiegeln.<br />

Von ihrer <strong>Naturpark</strong>-Unterrichtsstunde wissen die Schüler, nach<br />

was sie Ausschau halten können: Fellreste und Haare, Überbleibsel von<br />

Futter und Fraßspuren können Erkennungszeichen für bestimmte Tierarten<br />

sein. Auch Fressen, das den Verdauungsvorgang bereits hinter sich<br />

hat. Sophia kennt das Fachwort: »Losung.« Ein feineres Wort für Tierkot.<br />

Krimi im Schnee<br />

»Was stinkt denn hier so?«, will ein Schüler auf dem Weg wissen und<br />

weist damit unabsichtlich auf ein weiteres Indiz hin. »Es ist die Paarungszeit,<br />

genauer gesagt Ranzzeit der Füchse«, klärt Zeller die naserümpfen-<br />

Sophia-Maria: »Wolfgang zeigte uns, wie<br />

man mit Skistöcken und Schneeschuhen<br />

den Hasensprung macht. <strong>Das</strong> war lustig.«<br />

8


Nicht nur Trittsiegel sind ein Indiz für bestimmte<br />

Tierarten. Auch ihre »Häufchen« können sie<br />

ver raten. Doch keine Sorge: Wolfgang Zeller hält<br />

hier nur eine Nachbildung aus Plastik in der Hand<br />

Kathrin: »<strong>Das</strong> war ein<br />

toller Tag im Winterwald!«<br />

den Schüler auf. »Der Fuchs markiert sein Revier, um Rivalen abzuschrecken.«<br />

Mehreren Blicken sieht man an, dass die Kinder die Abschreckung<br />

bei diesem doch recht durchdringenden Du gut nachvollziehen können.<br />

»Seht mal«, deutet der Tierexperte an einer anderen Stelle auf den<br />

Boden. »Da haben wir ihn.« Eine Fährte von kleinen Fuchspfoten hat<br />

sich in den Schnee gegraben. Direkt daneben entdecken die Schüler eine<br />

weitere solche Spur. Wie ein Schneekrimi lässt sich das weitere Geschehen<br />

ablesen: Sobald die Spuren sich kreuzen, werden sie mal undeutlicher,<br />

mal tiefer. Vereinzelte Haare verteilen sich über den weißen Boden.<br />

»Da sind zwei Männchen aneinander geraten«, vermutet Zeller.<br />

Eine ähnliche Begegnung hat er schon einmal im Schnee »ablesen«<br />

können: »Damals trafen eine Fuchs- und eine Hasenspur aufeinander.<br />

Der Hase war aber überhaupt nicht damit einverstanden, als Mahlzeit<br />

zu enden. Es kam zu einer Rauferei.« Zeller entdeckte sogar eine Blutspur.<br />

Allerdings… »Vom Fuchs. Der hat sich eine blutige Nase geholt.<br />

Wenn ein Hase mit seinen Hinterläufen kräig ausschlägt, kann er ganz<br />

schön austeilen. Der Fuchs hat schließlich blutend das Weite gesucht.«<br />

An der sich entfernenden Hasenspur war keine Verletzung zu erkennen.<br />

»Der ist vermutlich unbehelligt seines Weges gehoppelt.« Die Schüler<br />

staunen – nicht zum ersten Mal heute, denn die <strong>Naturpark</strong>führer haben<br />

so manche interessante Geschichte zu erzählen.<br />

Kinderaugen sehen viel<br />

Ihr Weg führt die Schüler immer tiefer in den Wald. Dabei entdeckten<br />

sie zahlreiche weitere Spuren – obwohl er gerade im Winter manchmal<br />

trist und verlassen scheint, ist im Wald eben immer etwas los. Die jungen<br />

Schneeschuhdetektive kommen Dachsen, Mardern, Eichhörnchen,<br />

Rehen und Feldhasen auf die Spur. Selten braucht es einen extra Hinweis<br />

oder Tipp von den <strong>Naturpark</strong>führern. »Ihr habt gut zugehorcht bei der<br />

Carola«, meint Zeller anerkennend. »Einen unverrückbaren Zeitplan gibt<br />

es bei solchen Ausflügen nicht«, lächelt Carola Bauer. »Der wäre kaum<br />

einzuhalten, weil die Kinder alle paar Meter etwas Neues entdecken.«<br />

Wie aufs Stichwort zup eine behandschuhte Hand die <strong>Naturpark</strong>führerin<br />

am Ärmel. »Carola, schau mal!« Michelle hat neben einer Spur ein<br />

langes, braunes Haar entdeckt. Schnell wird es als eines vom Reh identifiziert.<br />

Stolz präsentiert sie ihren Mitschülern den Fund.<br />

Nach der Pause auf einer Lichtung, auf der im Gegensatz zum Forst<br />

im Schnee getobt werden darf, wird es schließlich Zeit, den Winterwald<br />

zu verlassen. Nur widerwillig schlüpfen die Kinder aus den Schneeschuhen.<br />

Die Aussicht, dass bald öer solche Exkursionen auf dem Stundenplan<br />

stehen sollen, tröstet. Michelle hat da ganz genaue Vorstellungen:<br />

»Einmal die Woche <strong>Naturpark</strong>schule – das wäre perfekt!« Viola Elgaß<br />

<strong>Das</strong> Konzept <strong>Naturpark</strong>schule<br />

<strong>Naturpark</strong>schulen wurden bereits in verschiedenen <strong>Naturpark</strong>en in<br />

Deutschland und Österreich entwickelt und umgesetzt. Eine Vernetzung<br />

zwischen Land-, Alp-, Forstwirtscha, Kultureinrichtungen, Naturschutz,<br />

Schulen und <strong>Naturpark</strong> ist dabei unabdingbar. In der Grundschule<br />

Königsegg in Immenstadt wird das seit 2015 erfolgreich umgesetzt. Seitdem<br />

folgten die Volks-/Grundschule in Hittisau und Fischen. Planungen<br />

für <strong>Naturpark</strong>schulen in Oberstaufen, Lingenau und Sibratsgfäll laufen.<br />

»Verantwortungsvoll in der Natur unterwegs«<br />

<strong>Das</strong> ist das Motto der Besucherlenkungskamapgne »Dein Freiraum.<br />

Mein Lebensraum.«, die in den Stundenplan der <strong>Naturpark</strong>schulen eingeknüp<br />

ist. Der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette eignet sich wie kaum eine<br />

andere Bergregion für Ski- und Schneeschuhtouren. Wer sich im Winter<br />

an folgende Verhaltensregeln hält, trägt viel dazu bei, dass einem Mit -<br />

einander von Mensch und Tier nichts im Wege steht:<br />

Regel 1: Bleib auf den Wegen und folge den markierten Routen!<br />

Regel 2: Respektiere die Schutzgebiete!<br />

Regel 3: Bitte meide die Dämmerungsstunden!<br />

Info: www.freiraum-lebensraum.info<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

9


Wald.<br />

Erholungsraum.<br />

Lebensraum.<br />

Holzacker?<br />

Dort, wo Bäume genug Wärme, Wasser und Licht vorfinden, bilden<br />

sie Wälder. Dieser Naturraum dient den Menschen seit jeher als<br />

Quelle für ein wichtiges Gut: Holz. Neben der Alpwirtscha prägt<br />

die Forstwirtscha das Landschasbild des <strong>Naturpark</strong>s – standortgerecht<br />

und behutsam.<br />

Die Holzwirtscha hat in der Region des<br />

<strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette eine lange<br />

Tradition. Die verarbeitenden Betriebe haben<br />

eine hohe Kompetenz erworben, die sie auch<br />

auf überregionalen Märkten konkurrenzfähig<br />

machen. Insbesondere im Vorderwald hat die<br />

Architektur mit Holz zu zahlreichen, weithin<br />

beachteten Bauwerken geführt.<br />

In den vergangenen hundert Jahren hat die<br />

Forstwirtscha vor allem im Allgäuer Teil des<br />

<strong>Naturpark</strong>s die Fichte stark bevorzugt. Sie galt<br />

lange als Brotbaum der Bauern. Viel Wald lag<br />

damals in bäuerlicher Hand, es herrschte großer<br />

Holzbedarf für die Eisenverhüttung – dies<br />

führte auf weiten Flächen zu einer »Verfich-<br />

tung« des natürlichen Bergmischwaldes. Im<br />

Gegensatz zu Mischbeständen sind diese sogenannten<br />

»Monokulturen« sehr anfällig für<br />

Sturmschäden und Borkenkäferbefall.<br />

»Damit der Wald seine Schutzfunktion in<br />

steilen Hanglagen auch in Zeiten des Klimawandels<br />

erfüllen kann, strebt der Forstbetrieb<br />

Sonthofen die Rückkehr zum naturnahen<br />

Mischwald an«, schildert Karl Kleiter. Seit 25<br />

Jahren ist er Leiter des Forstbetriebs (ehemals<br />

Forstamt) Sonthofen, der sich mit 40 weiteren<br />

Forstbetrieben zu den Bayerischen Staatsforsten<br />

zusammensetzt. Im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette,<br />

so Kleiter, liegen etwa 5.000 Hektar<br />

Staatsforstfläche, davon 3.700 Hektar Wald, der<br />

vom Forstbetrieb Sonthofen bewirtschaet<br />

wird. <strong>Das</strong> macht elf Prozent der <strong>Naturpark</strong>-Gesamtfläche<br />

aus und den Forstbetrieb zu einem<br />

wichtigen forstwirtschalichen Partner im Allgäu.<br />

Auf der gegenüberliegenden Seite der Grenze<br />

bietet sich ein Kontrastprogramm: 6.000<br />

Eigentümer teilen sich den Großteil des Vor-<br />

arlberger Waldes. Großbetriebe wie in den östlichen<br />

Bundesländern Österreichs sind selten.<br />

Hier überwiegen, vor allem bedingt durch viele<br />

Erbteilungen, kleine »Waldparzellen«. Aufgrund<br />

ihrer geringen Fläche ist die Bewirtschaung<br />

nicht einfach. Peter Feuersinger vom<br />

Bereich Forst im Verwaltungsbezirk Bregenz<br />

sieht gerade darin einen Vorteil: »Viele Parzellen<br />

führen zu hoher Biodiversität, weil sich die<br />

Ziele der Eigentümer häufig ändern.« <strong>Das</strong><br />

mache die Arbeit zwar nicht leichter – »aber<br />

abwechslungsreich«.<br />

Plenterwälder in Vorarlberg<br />

Vorarlberg ist mit einer Waldfläche von rund<br />

97.000 Hektar etwa zu einem Drittel mit Wald<br />

bedeckt. Trotz jahrhundertelanger vielfältiger<br />

Nutzung sind Vorarlbergs Wälder nach wie vor<br />

relativ naturnah aufgebaut. <strong>Das</strong> liegt an der vielerorts<br />

praktizierten Plenterwaldwirtscha,<br />

also der gezielten Entnahme der jeweils stärksten<br />

Stämme. Sie sorgt für eine stetige Verjüngung<br />

des Waldes. »Wenn man nur wenige<br />

Bäume aus dem Wald herausnimmt, kommt<br />

auch wenig Licht zum Boden. Wir brauchen<br />

daher Baumarten, die mit wenig davon auskommen.<br />

Zentral ist hier die Weißtanne.«<br />

Die Weißtanne ist in der Region ein urtypischer<br />

Baum. Eigentlich – auch sie ist in den<br />

letzten hundert Jahren immer seltener geworden.<br />

Im Raum Vorarlberg sieht Feuersinger<br />

(v.l.n.r.) Hubert Heinl und Karl Kleiter vom Forstbetrieb Sonthofen und Peter Feuersinger vom Verwaltungs -<br />

bezirk Bregenz, Bereich Forst, haben die Wälder im <strong>Naturpark</strong> im Blick


den Grund hierfür in der hohen Wilddichte:<br />

»Die Weißtanne schmeckt – im Gegensatz zur<br />

Fichte – dem Reh besonders gut. Der hohe Verbiss<br />

führte zu einem Rückgang der Baumart.«<br />

Auch auf der Allgäuer Seite soll die Weißtanne<br />

wieder wachsen: »Nach der langen<br />

Durststrecke wollen wir die Weißtanne wieder<br />

verbreitet in unseren Wäldern ansiedeln.«, betont<br />

Hubert Heinl. Als Revierleiter ist er für<br />

den Staatswald der Allgäuer <strong>Naturpark</strong>gemeinden<br />

Balderschwang, Blaichach und Obermaiselstein<br />

zuständig. Die Weißtanne gehört seiner<br />

Meinung nach zurück in den Allgäuer<br />

Wald: »Die Verjüngung muss über die Tanne<br />

laufen, will man Stabilität, Wasserschutzfunktion<br />

und weitere Anforderungen an den Bestand<br />

in Zukun gewährleisten.« Kein leichtes<br />

Unterfangen. »Neben der Gefahr durch Verbiss<br />

kommen sogenannte Schlagschäden durch<br />

junge Hirsche hinzu. Wir ziehen einen jungen<br />

Baum auf eine Höhe von eineinhalb Metern<br />

heran – da kommt der Hirsch, schabt sein Geweih<br />

an dem jungen Baum und macht alles zunichte«,<br />

beschreibt Karl Kleiter das Problem.<br />

Zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre könne es<br />

dauern, bis die Weißtanne »aus der Gefahrenzone«<br />

sei. Die Vorgaben in den Wäldern vom<br />

Forstbetrieb Sonthofen sind klar geregelt:<br />

»Wald vor Wild. Unser Wald soll wachsen«, so<br />

Heinl. Die Ansicht vertritt auch Peter Feuersinger:<br />

»Wildbestände müssen ökologisch statt<br />

jagdwirtschalich sein.«<br />

Eichelhäher als Mitarbeiter<br />

Eine besondere Methode der Naturverjüngung<br />

haben die Vorarlberger in Bolgenach bei<br />

Hittisau betrieben. Mit der Hittisauer Mittelschule<br />

wurde der dortige Schutzwald mit<br />

neuen Bäumen verjüngt. »Im Hinblick auf den<br />

Klimawandel wollten wir Eichen in den Wald<br />

einbringen«, so Feuersinger. Diese Baumart sei<br />

besonders klimatolerant. »Zum Verpflanzen<br />

Fotos: Thomas Gretler, Viola Elgaß, Volker Wille<br />

Ökologische und ökonomische Einflüsse führten zu<br />

einem Rückgang der Weißtanne<br />

haben wir uns dann den billigsten Mitarbeiter<br />

gesucht: den Eichelhäher.« Der Vogel ist dafür<br />

bekannt, dass er Eicheln versteckt und danach<br />

vergisst, wo er sie vergraben hat. Die, die er vergisst,<br />

können im Erdboden keimen. Die Schüler<br />

sammelten säckeweise Eicheln und bauten<br />

hölzerne Tabletts, auf denen sie die Nussfrüchte<br />

appetitlich präsentierten. Dem kostenlosen<br />

Büffet konnten die Vögel nicht lange widerstehen:<br />

»Nach ein paar Tagen waren alle Eicheln<br />

weg. Die Aktion wollten wir natürlich im<br />

nächsten Jahr wiederholen. Um überprüfen zu<br />

können, wie weit der Häher ‚streut‘, haben wir<br />

amerikanische Roteicheln und Kastanie aus<br />

dem Supermarkt untergemischt. Diese Baumarten<br />

sollten uns zeigen: An diesem Punkt war<br />

ein Eichelhäher im Aurag des Schutzwaldprojektes<br />

unterwegs.« Hier wurde der fügsame<br />

Mitarbeiter auf einmal bockig. »Keine einzige<br />

Kastanie und Roteichel haben sie genommen.<br />

Die heimischen Eicheln haben sie rausgefressen,<br />

den Rest liegen gelassen«, schmunzelt Feuersinger.<br />

Der Eichelhäher lässt sich bei seiner<br />

Arbeit eben ungern auf die Federn schauen.<br />

Neben dem offensichtlichen brachte diese<br />

erfolgreiche Aktion einen weiteren Effekt: »Die<br />

Schüler waren begeistert. Und begeisterte Kinder<br />

sind hervorragende Multiplikatoren«, so<br />

Feuersinger. »Die Umweltbildung liegt uns<br />

allen am Herzen«, stimmt Karl Kleiter zu.<br />

Dank den Bayerischen Staatsforsten haben die<br />

Junior Ranger einen Umweltbildungsstützpunkt<br />

im Herzen des <strong>Naturpark</strong>s: Im Jahr 2014<br />

übergab der Forstbetrieb Sonthofen die Grafenälpe<br />

im Ostertal bei Gunzesried an den <strong>Naturpark</strong><br />

Nagelfluhkette, wo regelmäßig Junior<br />

Ranger Camps stattfinden. »Jeder Grundschüler<br />

sollte einmal im Wald gewesen sein«, findet<br />

Hubert Heinl. Die Junior Ranger Ausbildungen<br />

sind da ein wichtiger Faktor. Sehr erfreulich<br />

finden alle drei, dass in diesem Jahr auch erstmals<br />

Junior Ranger von Allgäuer und Vorarlberger<br />

Seite gemeinsam ausgebildet wurden.<br />

Der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette kennt eben<br />

keine Grenzen. Und auch, wenn die Methoden<br />

auf beiden Seiten manchmal unterschiedlich<br />

sind: »Wir alle wollen einen naturnahen, gesunden<br />

Wald«, so Heinl. »Wir Förster leben ja<br />

mit, nicht von dem Wald.«<br />

Schutzwald<br />

An unbeweideten Bergflanken wächst dichter<br />

Wald. Ein gesunder Bergwald besteht in den<br />

höheren Lagen zum großen Teil aus Fichte, in<br />

tieferen Lagen bildet sich ein artenreicher<br />

Mischwald aus Weißtanne, Rotbuche, wieder<br />

Fichte und manchmal auch Esche und Bergahorn.<br />

Dieses tief verwurzelte Mosaik aus<br />

unterschiedlichen Baumarten stabilisiert die<br />

steilen Hänge, speichert Wasser und schützt<br />

vor Erosion. Der sogenannte »Schutzwald«<br />

verhindert den Abgang von Lawinen und<br />

Muren und sorgt so vielerorts dafür, dass die<br />

Menschen im Tal sicher wohnen können.<br />

Anzeigen<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

11


JUWELEN DES NATURPARKS<br />

Knorrige<br />

Zeithüter<br />

Alte Bäume sind etwas Faszinierendes. Könnten sie sprechen,<br />

würden sie manche Geschichte erzählen: Von Bubenstreichen, die<br />

in ihrem Schatten ausgeheckt wurden und frechem Jungvieh, das<br />

sich an ihrer Rinde zwischen den Hörnern gekratzt hat. Doch auch<br />

so können Bäume uns viel über die Vergangenheit mitteilen.<br />

Die ältesten Bäume im <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette blicken ins Tal<br />

hinunter. In großer Zahl wachsen sie auf Alpweiden und entlang<br />

der Bergwege. Dort stehen sie nicht nur wegen des Charakters, den sie<br />

ihrem Umfeld verleihen. Seit Jahrhunderten werden sie von Älplern und<br />

deren Vieh genutzt: Mächtige Blätterkronen spenden im heißen Bergsommer<br />

Schatten für diejenigen, die im Gebirge unterwegs sind. Bei<br />

Regen und Schnee ziehen sich Tiere o unter die natürlichen Dächer zurück.<br />

Und wenn die linke Flanke juckt, hat sich das Vieh seit jeher gern<br />

an der Rinde der hölzernen Freunde Erleichterung verscha. Früher<br />

wurde mancherorts sogar das herabgefallene Laub der Bäume als Futter<br />

oder Einstreu für den Stall verwendet.<br />

Der älteste Baum der Welt ist über 9000 Jahre alt<br />

<strong>Das</strong>s manche der betagten Baumriesen auf Nagelfluhfelsen wachsen,<br />

zum Beispiel die alte Eberesche entlang des Weges zur Unteren Lauch -<br />

alpe bei Oberstaufen-Steibis, ist bemerkenswert: Insbesondere die ersten<br />

Jahre müssen für den jungen Baum sehr karg gewesen sein. Immerhin<br />

war sie auf dem felsigen Untergrund vor Verbiss geschützt.<br />

So bahnten sich ihre Wurzeln entlang der felsigen Kerben einen Weg<br />

tief ins Erdreich. Heute ist die Eberesche, deren hohes Alter sich nicht<br />

exakt bestimmen lässt, ein imposanter Anblick, wie sie da königlich auf<br />

ihrem Felsen thront.<br />

Einen zunächst recht unscheinbaren Anblick bietet dagegen die alte<br />

Eibe bei Balderschwang. Ihre verwitterten, knorrigen Äste streckt sie nur<br />

wenige Meter in den Himmel. Im <strong>Herbst</strong> jedoch, wenn sie weit gefächert<br />

ihre dunkelroten Früchte ausbildet, erleuchtet sie geradezu ihre Umgebung.<br />

<strong>Das</strong> tat sie wohl schon, als Kolumbus Amerika entdeckte, und<br />

noch viel früher. Ihr Alter wird auf 1000, wenn nicht sogar 2000 Jahre<br />

geschätzt. Damit könnte sie der älteste Baum Deutschlands sein.<br />

Bäume können je nach Standort ein Alter von mehreren hundert<br />

Jahren erreichen. Mancherorts sogar tausende: Als ältester Baum der<br />

Welt gilt eine fast 9560 Jahre alte Fichte im schwedischen Nationalpark<br />

Fuluället. Die Bewohner tauen den Baum »Old Tjikko«.<br />

12 <strong>NAGELFLUH</strong>


Linke Seite: Bergulme im Alpgebiet<br />

der Unteren Lauchalpe in Steibis.<br />

Oben: Die alte Eibe bei Balderschwang<br />

könnte der älteste Baum<br />

Deutschlands sein. Im <strong>Herbst</strong> wachsen<br />

ihr leuchtend rote Früchte<br />

Rechts: Die Rotbuche bei der Oberstiegalpe<br />

auf 1170 Höhenmetern hat<br />

sich ebenfalls auf einem Nagelfluhfelsen<br />

niedergelassen<br />

Fotos: <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette / Thomas Gretler<br />

<strong>Das</strong> Alter eines Baumes können Fachleute relativ genau bestimmen.<br />

Eine bekannte Methode ist das Auswerten der sogenannten »Jahresringe«:<br />

Wächst der Baum unter schwankenden klimatischen Bedingungen<br />

(beispielsweise bedingt durch den Wechsel der Jahreszeiten), färbt sich<br />

der äußere Rand des stetig wachsenden Stamms. So entstehen verschiedenfarbige<br />

Ringe. Anhand dieser können Forscher nicht nur das Alter<br />

und die Wuchsbedingungen des Baumes in den einzelnen Jahren<br />

bestimmen – sie können sogar das Klima einer Region tausende Jahre<br />

zurückverfolgen.<br />

Von alten Bäumen kann der Mensch lernen<br />

Auch aus dem Wuchsvorgang von Bäumen haben Wissenschaler<br />

ihren Nutzen gezogen. So bemerkte der Karlsruher Biomechaniker Claus<br />

Mattheck, dass Bäume ihre Wuchsform im Laufe der Jahre physisch<br />

»optimieren«, um Brüche zu vermeiden. Diese Methoden übernahmen<br />

später Konstrukteure, um stabilere Maschinen zu bauen. Viola Elgaß<br />

Die ersten Jahre auf dem felsigen<br />

Untergrund müssen karg gewesen<br />

sein. Dafür ließ das Vieh die damals<br />

junge Eberesche nahe der Unteren<br />

Lauchalpe in Ruhe wachsen<br />

Auf den Spuren alter Bäume<br />

Auf der Nordseite des Hochgrats bei Steibis gibt es ungewöhnlich viele<br />

alte Bäume. Der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette und Oberstaufen Tourismus<br />

haben daher eine Wanderkarte mit Beschreibungen zu acht besonders<br />

beachtenswerten Bäumen herausgebracht. Der Flyer »Auf den Spuren<br />

alter Bäume« liegt kostenlos in der Gästeinfo Oberstaufen oder kann auf<br />

www.oberstaufen.de heruntergeladen werden.<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

13


Natur aus der<br />

Vogelperspektive<br />

Man muss den Blickwinkel ändern – dann kann man in etwas<br />

Altem und Vertrautem etwas Neues entdecken. <strong>Das</strong> beweist auf<br />

eindrucksvolle Weise der Bildband von Adi Geisegger, in dem er uns<br />

das Allgäu aus einer bisher nie dagewesenen Perspektive präsentiert.<br />

Auf seinen Erkundungsflügen entstanden Aufnahmen von den hintersten<br />

Tälern des Allgäus, doch auch bekannte Orte, Seen und<br />

Berge wurden von Adi Geisegger auf Bildern festgehalten. Die Schönheit<br />

der Natur in unserer Region ist bereits vom Boden aus unbestreitbar,<br />

doch aus der Lu zeigt sie sich in vollem Glanz. Wir sehen Wolken und<br />

Nebelschwaden, die nur manchmal einen Blick auf die darunterliegenden<br />

Landschaen preisgeben. Der Bildband zeigt das Allgäu aus einem<br />

ganz neuen Blickwinkel und eröffnet uns damit eine Welt, die sonst den<br />

Vögeln vorbehalten ist.<br />

cs<br />

Info: Am 27. Oktober um 19 Uhr hält Adi Geisegger im Union Film -<br />

theater in Immenstadt einen Vortrag zu seinem Buch (Eintritt 12 Euro)<br />

»Einfach Oben – <strong>Das</strong> Allgäu aus<br />

der Vogelperspektive«,<br />

erschienen in der Edition Allgäu,<br />

144 Seiten mit über<br />

100 Landschasaufnahmen,<br />

ISBN 978-3-95805-022-8,<br />

Preis 29,80 Euro, zu beziehen<br />

im Buchhandel oder beim Verlag:<br />

Tel. +49 8379 728616,<br />

info@heimat-allgaeu.info,<br />

www.heimat-allgaeu.info<br />

14 <strong>NAGELFLUH</strong>


Nagelfluhkette im Abendlicht.<br />

Adi Geisegger – Vielflieger, Fotograf, Kameramann, Autor<br />

<strong>Das</strong> Fotografieren entdeckte Adi Geisegger, geboren am 24. Oktober<br />

1975 in Hall in Tirol, in seiner Kindheit. Seine ersten Luaufnahmen<br />

entstanden im Alter von 14 Jahren. Die Kamera befestigte er damals<br />

an Fesseldrachen und mit einer selbst gebastelten Auslösevorrichtung<br />

schoss er seine ersten Lubilder. Vor über 20 Jahren beschloss er, das<br />

Gleitschirmfliegen zu erlernen. Die Möglichkeiten, mit diesem Flug -<br />

gerät die Landscha von oben festzuhalten, ließ ihn nicht mehr los. Als<br />

er vor acht Jahren ins Allgäu zog, entdeckte er die neue Landscha<br />

zuerst aus der Vogelperspektive. Sie auf diese Art zu erkunden und in<br />

Bildern festzuhalten, wurde zu seiner Leidenscha. Gleichzeitig sollen<br />

seine Aufnahmen uns daran erinnern, wie wichtig es ist, die Natur für<br />

unsere Zukun zu erhalten.<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

15


<strong>Das</strong> Grüne Zentrum in<br />

Immenstadt bietet<br />

verschiedenen Organisationen<br />

und Ämtern der Forst- und<br />

Landwirtschaft ein<br />

gemeinsames Dach<br />

Grüner Leuchtturm<br />

für das Allgäu<br />

In Immenstadt öffnet das Grüne Zentrum seine hölzernen Pforten: Zehn staatliche und<br />

nichtstaatliche Einrichtungen aus Alp-, Land-, Holz- und Forstwirtscha vernetzen sich<br />

in dem Gebäude unter einem Dach und arbeiten auf kurzen Wegen zusammen. Gemeinsam<br />

sollen sie unter anderem die naturräumliche Entwicklung des Oberallgäus vorantreiben.<br />

<strong>Das</strong> dreigeschossige Gebäude mit einer Fassade<br />

aus heimischem Fichtenholz ist<br />

gemäß Dr. Ulrich Sauter, Vorsitzender des Vereins<br />

Grünes Zentrum Immenstadt e.V., »die<br />

beste Werbung für Holzbau und für das Allgäu!«<br />

Energetisch ist das Gebäude auf dem neuesten<br />

Stand und so im Allgäu wohl einmalig. Für<br />

ein ausgeglichenes Klima sorgt nicht nur das<br />

Holz, sondern auch die dreistöckige Lehmwand<br />

im Innenhof des Gebäudes, die fast wie eine<br />

Lunge funktioniert.<br />

In dem imposanten Gebäude vereinen sich<br />

verschiedenste Einrichtungen und Organisationen,<br />

die für die nachhaltige Entwicklung des<br />

Oberallgäus o eng zusammenarbeiten müssen.<br />

Im Grünen Zentrum geschieht dies nun auf kürzesten<br />

Wegen – von Tür zu Tür. Auch Besucher<br />

können ihre Anliegen und Anträge direkt vor<br />

Ort bearbeiten lassen.<br />

Bei der Einweihungsfeier des Zentrums am<br />

neuen Immenstädter Kreisel in der Kemptener<br />

Straße nannte Oberallgäuer Landrat Anton<br />

Klotz die Einrichtung ein »Paradebeispiel für die<br />

Wertschöpfungskette Wald – Land – Holz Allgäu«.<br />

Mit 405.000 Euro hat sich der Landkreis<br />

am Grünen Zentrum beteiligt und so den Bau<br />

maßgeblich ermöglicht.<br />

Ministerialdirigent Hubert Bittlmayer, Amtschef<br />

des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung,<br />

Landwirtscha und Forsten, sieht in<br />

der effizienten Verwaltung mit »geballter Kompetenz<br />

und passenden Dienstleistungsangeboten<br />

an einem zentralen Ort« das richtige strategische<br />

Konzept für die Weiterentwicklung einer<br />

Region. <strong>Das</strong> Grüne Zentrum Immenstadt sei ein<br />

Leuchtturmprojekt in diesem Bereich.<br />

Bei der feierlichen Eröffnung blieben die<br />

Schweißtropfen unerwähnt, die Ulrich Sauter<br />

und die treibenden Kräe im Oberallgäu vergossen<br />

haben, bis die zuständigen Ministerien<br />

in München sich zur Baugenehmigung und<br />

Finanzierung durchgerungen hatten.<br />

Gleich am Tag nach der offiziellen Einweihungsfeier<br />

öffnete das Grüne Zentrum seine<br />

Türen für die Öffentlichkeit. Die Mitarbeiter informierten<br />

die Bürger vor Ort über ihr Aufgaben-<br />

und Leistungsspektrum: So stellten die<br />

Lehrer der Allgäuer Alpwirtschasakademie<br />

und die Teilzeit-Hauswirtschasschule ihre Ausbildungsmöglichkeiten<br />

vor. Angehende Hauswirtschaerinnen<br />

präsentierten ihr erlernbares<br />

Können anhand einer reich gedeckten Tafel. <strong>Das</strong><br />

Amt für Ernährung, Landwirtscha und Forsten<br />

stand für Gespräche bereit. Regelmäßig fan-<br />

den auch Führungen zum Konzept des Hauses<br />

durch die Architekten Philip Leube und Andreas<br />

Franz von »f64architekten« Einblicke in die<br />

Arbeit der Fachstelle für Schutzwaldmanagement<br />

waren möglich, und die Projekte »Natura<br />

2000«, »FFH« und die Bergwaldoffensive wurden<br />

vorgestellt. Die Forstbetriebsgemeinscha<br />

Oberallgäu, bisher in Sonthofen ansässig, stellte<br />

ihre Dienstleistungen rund um den Wald und<br />

Forst vor. <strong>Das</strong> Holzforum Allgäu ging diesen<br />

Weg weiter und informierte über das Netzwerk<br />

Wald und Holz im Allgäu. Mithilfe einer sogenannten<br />

»Brennstofforgel« verglich das Holzforum<br />

tabellarisch die Mengen verschiedener<br />

Brennstoffe, die dem Energieinhalt von einem<br />

Liter Heizöl entsprechen.<br />

Fast unbemerkt ist eine weitere wichtige Organisation<br />

ins Grüne Zentrum eingezogen: Die<br />

Regionalentwikcklung Oberallgäu – früher auch<br />

»Leader« genannt. Sie war seit ihrer Gründung<br />

im Rathaus in Altusried untergebracht und ist<br />

nun auch im Zentrum zu finden.<br />

Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger informierten<br />

sich am Tag der Offenen Tür vor Ort.<br />

Man darf gespannt sein, welche »Leuchtturmprojekte«<br />

im Grünen Zentrum zukünig gemeinschalich<br />

angegangen werden.<br />

16<br />

<strong>NAGELFLUH</strong>


Anzeigen<br />

Fotos: Thomas Niehörster<br />

Die symbolische Übergabe des hölzernen Schlüssels fand bei der feierlichen<br />

Einweihung des Grünen Zentrums im Sommer statt<br />

Vor Ort im Grünen Zentrum<br />

Allgäuholz Markenverband e.V.<br />

www.waldbesitzer.net/allgaeuholz<br />

Alpwirtschalicher Verein im Allgäu e.V.<br />

www.alpwirtscha.de<br />

Amt für Ernährung, Landwirtscha und Forsten Kempten Allgäu<br />

www.aelf-ke.bayern.de<br />

Bayerischer Bauernverband<br />

www.bayerischerbauernverband.de<br />

Forstbetriebsgemeinscha Oberallgäu e.V.<br />

www.g-oa.de<br />

Holzforum Allgäu e.V.<br />

www.holzforum-allgaeu.de<br />

Maschinenring Oberallgäu e.V.<br />

www.mr-oa.de<br />

Öko-Modellregion Oberallgäu Kempten<br />

www.oekomodellregionen.bayern<br />

Regionalentwicklung Oberallgäu e.V.<br />

www.regionalentwicklung-oberallgaeu.de<br />

Zweckverband Landwirtschas- und<br />

Alpwirtschasschule Immenstadt<br />

www.aelf-ke.bayern.de<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

17


Steinreiche<br />

Partner des <strong>Naturpark</strong>s<br />

Sie entstanden vor Millionen von Jahren:<br />

die Steinreiche der Alpen. Die Nagelfluhkette ist<br />

eines davon. Die Ziege als begabte Kletterkünstlerin<br />

ist das Leitbild des Allgäuer Unternehmens<br />

Beide lieben es, in der Natur unterwegs zu sein, dort Kra zu tanken und Neues zu entdecken.<br />

<strong>Das</strong> machen sie am liebsten dort, wo alpine Abenteuer warten: im Reich der Steine.<br />

Für die Fotografin Susanne Weimann und die Werbetexterin Susanne Di Pillo steht schnell fest,<br />

dass sie ihre Begeisterung für die Bergwelt mit anderen teilen möchten.<br />

Im Januar 2015 ist es soweit. In Lindenberg<br />

gründen sie mit »Steinreiche« ein Unternehmen,<br />

das Outdoor-Artikel für Menschen entwickelt,<br />

die sich gerne im Freien aualten. Die<br />

erste Edition widmen sie der Nagelfluhkette.<br />

»Was lag näher, dazu den gleichnamigen <strong>Naturpark</strong><br />

als Partner zu gewinnen?«, beschreibt<br />

Susanne Di Pillo die weiteren Überlegungen.<br />

Carina Niedermair, <strong>Naturpark</strong>-Managerin<br />

im Vorarlberger Raum, ist selbst begeisterte<br />

Nutzerin der Steinreiche-Produkte und befürwortet<br />

die Partnerscha: »Nachhaltige Lebensweise<br />

endet nicht bei Lebensmitteln. Wo es<br />

möglich ist, sollten wir auch bei anderen Gütern<br />

bewusst konsumieren und unser Freizeitverhalten<br />

entsprechend gestalten. Deshalb unterstützen<br />

wir die Produktlinie Steinreiche –<br />

Edition Nagelfluhkette.«<br />

Um einen Beitrag zu Schutz und Erhalt des<br />

<strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette zu leisten, überweisen<br />

die Steinreiche-Gründerinnen einen Euro<br />

pro verkaues T-Shirt an die einzigartige Kulturlandscha.<br />

Die Produkte des Allgäuer Unternehmens<br />

orientieren sich in punkto Nachhaltigkeit an<br />

der Gebirgswelt, die auf ihnen verewigt wird.<br />

Wichtig ist das Zusammenspiel von Qualität,<br />

Ökonomie, Ökologie und sozialer Gerechtigkeit:<br />

»Unsere Philosophie ist, Verantwortung<br />

für Mensch und Natur zu übernehmen. <strong>Das</strong><br />

beginnt bei der Wahl zertifizierter Partner und<br />

endet bei der Verwendung ressourcenschonender<br />

Materialien«, beschreiben Weimann und<br />

Di Pillo. Zum sich kontinuierlich weiterentwickelnden<br />

Sortiment zählen bisher T-Shirts aus<br />

Bio-Baumwolle, Mützen, Glas trinkflaschen in<br />

verschiedenen Größen sowie ein multifunktionales<br />

Taschenmesser in Schweizer Machart. Die<br />

Produkte sind auch im AlpSeeHaus erhältlich.<br />

Fragt man die beiden Unternehmerinnen,<br />

wie sie sich ihre geschäliche Zukun vorstellen,<br />

lächeln sie. »Wir wollen zwar wachsen,<br />

aber nicht um jeden Preis. Denn was für unsere<br />

Produkte gilt, gilt natürlich auch für uns. Wir<br />

orientieren uns nicht an abstrakten Planzahlen,<br />

sondern an unseren Werten«, erklärt Susanne<br />

Weimann. Mit einigen exklusiven Vertriebsstellen<br />

im Westallgäu decken sie die bisherige<br />

Nachfrage. Für weitere Verkaufsstellen sind sie<br />

offen: »Unsere Partner suchen wir gezielt aus.<br />

Wer sich eine Kooperation mit uns vorstellen<br />

kann, der darf sich gerne bei uns melden.<br />

Wir prüfen jedes Angebot sorgfältig und fair«,<br />

so Susanne Di Pillo.<br />

Gewinnspiel<br />

Fotos: Susanne Weimann<br />

Susanne Weimann und Susanne Di Pillo<br />

legen bei ihren Outdoor-Produkten Wert auf<br />

eine nachhaltige Produktion. Damit passen<br />

sie perfekt zum <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

Machen Sie mit beim Gewinnspiel und gewinnen Sie<br />

ein hochwertiges Steinreiche-Produkt aus der Edition<br />

Nagelfluhkette. Schauen Sie dazu einfach auf<br />

www.steinreiche.com und beantworten Sie folgende<br />

Frage:<br />

Aus welcher Holzart ist der Holzverschluss<br />

der Glas trinkflaschen gefertigt?<br />

Schicken Sie die Antwort bis spätestens zum<br />

31.12.<strong>2016</strong> per E-Mail an: info@steinreiche.com<br />

Diese Preise erwarten Sie:<br />

1. Preis: Ein Taschenmesser mit 13 Funktionen<br />

2. Preis: Eine Glastrinkflasche mit 0,5 L Fassungs -<br />

vermögen<br />

3. Preis: Ein T-Shirt aus Bio-Baumwolle<br />

18 <strong>NAGELFLUH</strong>


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Links: Für (angehende) <strong>Naturpark</strong>führer finden<br />

regelmäßig Aus- und Weiterbildungen statt. Oft<br />

führt die Schulung nach draußen ins Gelände<br />

<strong>Naturpark</strong>führer erfolgreich ausgebildet<br />

Den Abschluss der Aus- und Weiterbildung für<br />

die <strong>Naturpark</strong>führer der Nagelfluhkette im<br />

Sommer stellte ein Besuch im Lecknertal dar,<br />

wo Rosemarie Zöhrer die vielfältigen Lebensräume<br />

der Gebirgslage thematisierte. Am Vortag<br />

war die buntgemischte und wie immer<br />

hochmotivierte Truppe mit Anja Naumann in<br />

den Birkachmooren unterwegs.<br />

Selbst die gut ausgebildeten Moor-Guides von<br />

Krumbach konnten hier ihr Wissen erweitern:<br />

Die Birkachmoore weisen eine große Band-<br />

breite unterschiedlicher Moortypen auf, die,<br />

wie im Alpenraum üblich, keine großen Flächen<br />

bilden, sondern ein kleinstrukturiertes<br />

Mosaik verschiedener Nieder-, Übergangsund<br />

Hochmoore mit unterschiedlicher Vegetation.<br />

Highlights waren neben den vielen spezialisierten<br />

Pflanzen wie Mehlprimel, verschiedenen<br />

Orchideen und den Fleischfressern Sonnentau<br />

und Fettkraut, 16 gefundene Libellenarten.<br />

Sogar die seltene Alpen-Mosaikjungfer<br />

schwirrte vorbei.<br />

Foto: Alexander Feurle<br />

Im Lecknertal, der letzten Ausbildungsstation,<br />

lassen sich dagegen hervorragend die Zusammenhänge<br />

zwischen Geologie, Vegetation,<br />

Alpbewirtschaung und der hohen Artenvielfalt<br />

im <strong>Naturpark</strong> darstellen. Von den drei im<br />

<strong>Naturpark</strong> vorkommenden geologischen Einheiten<br />

ist die Molasse am ausgeprägtesten.<br />

Dabei handelt es sich um Wechsellagerungen<br />

zwischen harten Felsbänken aus Nagelfluh und<br />

feinen Sand- und Mergelschichten. Durch die<br />

anhaltende Erosion der Sand- und Mergelschichten<br />

konnten sich im <strong>Naturpark</strong> fruchtbare<br />

Täler und flache Bereiche mit einer Humusauflage<br />

von stellenweise ein bis zwei Metern<br />

Mächtigkeit bilden, die ideale Bedingungen<br />

für die Alpwirtscha bieten.<br />

Nagelfluhblöcke auf den Südhängen des Tals<br />

sowie die entsprechende, extensive Bewirtschaung<br />

begünstigen wiederum den seltenen<br />

Apollofalter, über den Carola Bauer informierte.<br />

Nachdem der größte Wissensdurst der Teilnehmer<br />

gestillt war, fand der Tag sein Ende im<br />

gemütlichen Alpgasthof Höfle.<br />

cn<br />

Anzeige<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

19


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Natur haut- (und kuschel)nah erlebt<br />

Im September fand auf dem Platz hinter der<br />

Juppenwerkstatt in Riefensberg das feierliche<br />

Abschlussfest der Junior Ranger statt. Zum ersten<br />

Mal wurden die jungen Naturforscher<br />

dabei grenzüberschreitend ausgebildet.<br />

Wolfgang Zeller, der als <strong>Naturpark</strong>führer bereits<br />

seit Jahren Junior Ranger ausbildet, freute<br />

sich beim Abschlussfest über diesen neuen<br />

Wegpunkt: »Der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

kennt keine Grenzen – die Natur selbst ohnehin<br />

nicht. Bei der Ausbildung der Junior Ran-<br />

Die Naturerlebnisschau<br />

Inatura brachte verschiedene<br />

ausgestopfte<br />

Tierarten zum Anschauen<br />

und Anfassen mit.<br />

Besucherliebling war der<br />

Wolf. Unten: Stolz nimmt<br />

eine Junior Rangerin<br />

ihre Urkunde entgegen<br />

ger sollte sie ebenfalls keine Rolle spielen.«Es<br />

sei toll, dass dies heuer möglich gemacht<br />

wurde.<br />

Fast 70 Kinder aus den <strong>Naturpark</strong>gemeinden<br />

im Vorderwald und Allgäu ließen sich <strong>2016</strong> in<br />

fünf Sommercamps zu Junior Rangern der<br />

Nagelfluhkette ausbilden. Begleitet von <strong>Naturpark</strong>führern<br />

und Umweltpädagogen erforschten<br />

die Kinder Wälder, Gewässer und Moore.<br />

Per Fernglas erkundeten sie den Lebensraum<br />

des Steinadlers, auf der Höllritzer Alpe erfuhren<br />

sie viel über das Leben der Älpler. Nach<br />

diesen Camps ist der Einsatz für die Natur<br />

jedoch nicht zu Ende: Bei monatlich stattfindenden<br />

Treffen pflanzen die »Junior Ranger<br />

Aktivgruppen« Bäume oder entbuschen Moore.<br />

Beim Abschlussfest erhielten die jungen Ranger<br />

ihre Urkunde und gaben das erlernte Wissen<br />

über den <strong>Naturpark</strong> mit seinen Tieren,<br />

Pflanzen und Lebensräumen an den Erlebnisständen<br />

des <strong>Naturpark</strong>s und der Inatura an<br />

ihre Eltern weiter.<br />

ve<br />

Info: Mehr zum Junior Ranger Programm<br />

des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette unter<br />

www.nagelfluhkette.info/erfahren/junior-ranger<br />

Fotos: Viola Elgaß<br />

Anzeigen<br />

20 <strong>NAGELFLUH</strong>


Schüler unterrichten Schüler<br />

Im Frühjahr ist zwischen dem Bundesoberstufenrealgymnasium<br />

(BORG) Egg und dem<br />

<strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette eine besondere Zusammenarbeit<br />

entstanden. Dabei schlüpfen<br />

Schülerinnen und Schüler der naturwissenschalich-<br />

und umweltorientierten höheren<br />

Schule in die Rolle der Lehrer, um Kinder in<br />

Kleingruppen draußen in der Natur zu unterrichten.<br />

Erfolgreich im Einsatz waren die Schüler<br />

bereits an den Volksschulen Sibrats gfäll und<br />

Lingenau, wo sie, einmal bei strömendem<br />

Regen, einmal bei strahlendem Sonnenschein,<br />

mit den Kindern ein Fließgewässer untersuch-<br />

ten. Alle Beteiligten waren mit großem Einsatz<br />

dabei. So Jelena, Schülerin des BORG Eggs:<br />

»Die Kinder und wir waren begeistert!« Von<br />

ihren Erfahrungen berichteten vier Schüler des<br />

BORG Egg auf youTurn-Kongressen der internationalen<br />

Alpenschutzkommission CIPRA in<br />

Liechtenstein und Frankreich. Im alpenweiten<br />

»youTurn«-Projekt geht es um Jugendpartizipation<br />

in der eigenen Gemeinde. cn<br />

Wenn man anderen etwas beibringt,<br />

kann man selbst noch viel dabei lernen<br />

Foto: Alexander Feurle<br />

Natur genießen und Energie tanken<br />

Unterwegs in tiefverschneiten Wiesen und Wäldern<br />

im knirschenden Schnee in glitzernden<br />

Schneekristallen – dieses besondere Erlebnis<br />

bieten Schneeschuhwanderungen oder das<br />

immer beliebtere Orack-Cruising (Langlauftouren<br />

abseits der Loipe) durch die <strong>Naturpark</strong>region.<br />

Ingrid Fink-Nöckler, Bewegungscoach,<br />

Langlauflehrerin und <strong>Naturpark</strong>führerin, kennt<br />

die schönsten Strecken im Bregenzerwald. Eine<br />

weitere Möglichkeit des »Naturerlebens« ist die<br />

naturverträgliche Mondscheintour. Nächster<br />

Termin: 11. Januar 2017 um 20 Uhr.<br />

Weitere Angebote aus den<br />

<strong>Naturpark</strong>gemeinden<br />

Hittisau<br />

Termine: 12.01.17, 11.02.17, 12.03.17<br />

Treffpunkt: Dorrunnen Hittisau jeweils<br />

um 20 Uhr (Preis pro Person: 20 Euro)<br />

Anmeldung: Helga Rädler, +43 664 579 3566<br />

Bolsterlang<br />

Termine: jeden Mittwoch (21.12.16 bis<br />

15.03.17) von 14 bis 16 Uhr und am 24. und<br />

31.12.16 von 10.30 bis 12.30 Uhr<br />

Preis pro Person: 17 Euro<br />

Anmeldung: Gästeinformation Bolsterlang,<br />

Tel. +49 8326 8314<br />

Immenstadt<br />

Termine: 29.12.16, 5.01.17, 2.03.17<br />

Anmeldung: Alpsee Immenstadt Tourismus<br />

GmbH, +49 8323 9988711<br />

Obermaiselstein<br />

Termine: jeden Mittwoch vom 28.12 bis<br />

05.04.17 (Treffpunkt Skischulbüro) und jeden<br />

Donnerstag vom 22.12 bis 20.04.17 (Treffpunkt<br />

Haus des Gastes).<br />

Anmeldung: Gästeinfo, Tel. +49 8326 277<br />

Foto: Ingrid Fink-Nöckler<br />

Info: Anfragen und Buchungen unter: Langlauf-Biathlon-Schule<br />

im Nordic Sport Park,<br />

Sulzberg, Tel. +43 664 5323102,<br />

innovationnordic@gmx.net,<br />

www.langlaufschule-bregenzerwald.at<br />

Schneeschuhtouren und Kurse durch tiefverschneite<br />

Wälder und Felder bietet <strong>Naturpark</strong>führerin Ingrid<br />

Fink-Nöckler auf Nachfrage an<br />

»Konflikte mit Erholungsnutzung in Großschutzgebieten?«<br />

Großschutzgebiete sind Vorbildlandschaen<br />

für den Schutz von Natur und Landscha<br />

sowie für eine nachhaltige Erholungsnutzung.<br />

Um beiden emenfeldern gerecht zu werden,<br />

lohnt es sich in Großschutzgebieten besonders,<br />

über Strategien der Besucherlenkung nachzudenken.<br />

<strong>Das</strong> Bundesamt für Naturschutz (BfN) veranstaltete<br />

vor diesem Hintergrund vom 5. bis 8.<br />

September eine Tagung auf der Insel Vilm<br />

(Rügen) um Konfliktfelder zu thematisieren und<br />

sich über Lösungsansätze und Strategien auszu-<br />

tauschen. Neben Großschutzgebieten, wie dem<br />

Nationalpark Berchtesgaden oder dem Schweizerischen<br />

Nationalpark waren auch verschiedene<br />

<strong>Naturpark</strong>e wie die Nordeifel vertreten. Bestandteile<br />

der Tagung waren Vorträge über Strategien<br />

zur Kommunikation oder zur Lenkung<br />

von verschiedenen Interessensgruppen. So<br />

wurde beispielsweise das neue Kletterkonzept<br />

aus dem Nationalpark Berchtesgaden vorgestellt.<br />

Um das Besucherlenkungsprojekt »Dein<br />

Freiraum. Mein Lebensraum. Verantwortungsvoll<br />

in der Natur unterwegs.« als »Best Practice«<br />

vorzustellen, wurde auch der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette<br />

sowie die Bayerischen Staatsforsten,<br />

Forstamt Sonthofen, eingeladen.<br />

Ein Fazit der Tagung war, dass Besucherlenkung<br />

immer nur mit den Menschen vor Ort und mit<br />

viel Kommunikation und Transparenz gelingen<br />

kann. Besonders gelobt wurde die Herangehensweise<br />

im Allgäuer Projekt »Dein Freiraum. Mein<br />

Lebensraum.« Der Einbezug von allen landschasrelevanten<br />

Akteuren von Anfang an<br />

wurde dabei besonders positiv hervorgehoben<br />

und als ein Schlüssel zum Erfolg bezeichnet. sh<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

21


NEUES AUS DEM NATURPARK<br />

Wer traut sich in die Bärenhöhle?<br />

Die neue Abenteuer Alpe in der Alpsee Bergwelt<br />

zwischen Immenstadt und Oberstaufen<br />

hat seit vergangenem Sommer geöffnet. In<br />

verschiedenen Spielbereichen können Kinder<br />

herumtoben, klettern, schaukeln, rutschen<br />

und mehr. Neben der bekletterbaren Bärenhöhle<br />

sind die vor Ort lebenden Alpakas,<br />

Lamas, Schafe und Zwergziegen große Besucherlieblinge.<br />

Geführte Alpakatouren sollen<br />

zukünftig stattfinden. Doch auch in der kalten<br />

Jahreszeit wird es um die Alpsee Bergwelt<br />

nicht langweilig. Deutschlands längste Ganzjahresrodelbahn<br />

»Alpsee Coaster« ermöglicht<br />

unabhängig von der Wetterlage eine rasante<br />

Fahrt ins Tal und bei entsprechender Schneelage<br />

werden die beiden Naturrodelbahnen<br />

ebenfalls in Betrieb sein.<br />

In sechs verschiedenen<br />

Spielbereichen können<br />

die jungen Besucher der<br />

Abenteuer Alpe toben,<br />

schaukeln und klettern<br />

Info: Tagesaktuelle Informationen zum<br />

Betriebsstatus, Öffnungszeiten und Ticketpreise<br />

gibt es unter www.alpsee-bergwelt.de und<br />

www.abenteuer-alpe.de<br />

Foto: Viola Elgaß<br />

Anzeigen<br />

Anzeigenschluss für die Frühjahr/Sommer-Ausgabe<br />

von <strong>NAGELFLUH</strong> ist der 6. März 2017<br />

Kontakt: Sven Abend, Tel. 49 (0)8379/728616<br />

22 <strong>NAGELFLUH</strong>


Hündle und Imberg machen sich winterfest<br />

Foto: J. Waffenschmidt/Hündle-Imberg<br />

Die zwei Wintersportgebiete rund um die Imberg-<br />

und die Hündlebahn lassen auch im<br />

kommenden Winter keine Wünsche offen.<br />

Wanderer können auf gut präparierten Wegen<br />

möglich. Man muss sich nur an die Routenempfehlungen<br />

halten und die Schutzgebiete respektieren.<br />

Diese Routenempfehlungen sowie<br />

die Lage von Wald-Wild-Schongebieten sind<br />

auf den Alpenvereinskarten ebenso zu finden<br />

wie in unserem Portal www.freiraum-lebensraum.info.<br />

Nun ist sie auch in der neuesten Aufdie<br />

verschneite Bergwelt erkunden, Sonnenterassen<br />

laden zum Verweilen ein. <strong>Das</strong> Skigebiet<br />

am Hündle mit rund 19 Pistenkilometern bietet<br />

mit vier Talabfahrten und einer neuen,<br />

blauen Familienabfahrt abwechslungsreiche<br />

Pisten. Am Imberg lässt sich die Landscha<br />

bei einer Pferdekutschenfahrt auf die gemütliche<br />

Art entdecken. Skischulen, Skiservice<br />

und -verleih und mehr runden das Angebot<br />

beider Bahnen ab.<br />

Info: Hündlebahn: Tel. +49 8386 2720,<br />

E-Mail: info@huendle.de, www.huendle.de<br />

Imbergbahn: Tel. +49 8386 8112, E-Mail:<br />

info@imbergbahn.de, www.imbergbahn.de<br />

Im Skikinderland lernen die Kleinen<br />

das Skifahren fast »nebenbei«<br />

Neue Kleeblatt-Freizeitkarte: Naturverträglich unterwegs<br />

Der <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette eignet sich perfekt,<br />

um auf Ski- oder Schneeschuhtour zu<br />

gehen. In den letzten Jahren ist ein Boom um<br />

diese Wintersportarten ausgebrochen. Auch<br />

wenn es am Berg manchmal eng wird, ist ein<br />

Miteinander von Mensch und störempfindlichen<br />

Tierarten, wie dem Birk- oder Auerhuhn,<br />

lage der Freizeitkarte der »Kleeblattgemeinden«<br />

enthalten. Sie deckt das Gebiet der Gemeinden<br />

Balderschwang, Sibratsgfäll, Hittisau und Riefensberg<br />

ab und ist in den Touristinfos zu bekommen.<br />

Eine gute Tourenplanung ist die<br />

wichtigste Grundlage für einen verantwortungsvollen<br />

Umgang mit der Natur. Danke! sh<br />

Anzeigen<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

23


Hochseiltanz<br />

mit Panoramablick<br />

»Da würde ich nicht lang gehen, Amelie!«, rät Lena ihrer kleinen<br />

Schwester ab. Doch die Achtjährige kennt keine Furcht. Trotzig setzt<br />

sie ihren pinken Turnschuh auf das schwankende Seil. Zentimeter<br />

für Zentimeter schiebt sie sich vorwärts – elf Meter über dem Boden.<br />

Wer auf den großen Skytrail darf,<br />

entscheidet die Größentabelle<br />

Amelie und ihre elährige Schwester Lena üben nicht etwa für einen<br />

seiltänzelnden Auritt im Zirkus. Sie testen – mit Klettergurt gesichert<br />

– den im vergangenen Sommer eröffneten »Alpsee Skytrail«. <strong>Das</strong><br />

Gerüst steht im Immenstädter Ortsteil Bühl gleich neben dem AlpSee-<br />

Haus, das unter anderem die Erlebnisausstellung des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette<br />

sowie die Immenstädter Tourismus GmbH beherbergt. Seitdem<br />

haben schon zahlreiche Abenteuerlustige das insgesamt dreizehn Meter<br />

hohe Stahlgerüst ausprobiert.<br />

Darunter auch die vierköpfige Familie Wölfle* aus Sonthofen: Die<br />

Oma, die in Immenstadt wohnt, hat heute Geburtstag. Heute Nachmittag<br />

sind Wölfles zu Kaffee und Kuchen eingeladen. »Vorher wollten wir das<br />

Klettergerüst ausprobieren«, meint Martin Wölfle. »Außer Mama«, wir<br />

Lena ein. Die leidet nämlich unter Höhenangst. Dafür hat Margarethe<br />

Wölfle vom bequemen Liegestuhl neben dem Kiddie-Parcours aus alles<br />

im Blick. »Ich sehe genau, wenn ihr da oben Blödsinn macht«, hat sie<br />

noch scherzha gewarnt, als Mann und Töchter mit Klettergeschirr und<br />

Sicherungsleine »eingeschnürt« wurden.<br />

<strong>Das</strong> Unbehagen in luiger Höhe scheint nicht auf den Nachwuchs<br />

übergesprungen zu sein: Lena und ihre jüngere Schwester kraxeln begeistert<br />

und schwindelfrei über die Kletterelemente und wetteifern, wer<br />

wohl mehr scha. Pflichtbewusst, wie in der Sicherheitseinweisung<br />

durch die Mitarbeiterin vorgegeben, schieben sie dabei ihre Sicherungsleine<br />

vor sich her. Dieses System unterscheidet den Skytrail von einem<br />

Klettergarten – die Sicherung fährt an einem Schienensystem immer mit,<br />

ohne, dass man sich an Ecken umhängen müsste. Ein versehentliches<br />

Aushängen ist damit unmöglich. »Praktisch«, findet Vater Martin.<br />

Zu den insgesamt 42 Hindernissen, die sich auf drei Stockwerke verteilen,<br />

zählen Trittbalken, Seile, Laufwürfel, Netze und sogar eine »Viehweide«,<br />

auf der man sich an zwei Kälbchen vorbeischieben muss. Gleichgewichtssinn<br />

und Reflexe sind dabei gefordert – auf drei, sieben oder elf Me-<br />

24 <strong>NAGELFLUH</strong>


Fotos: Faszinatour<br />

42 Kletterelemente auf 3, 7 und 11 Metern Höhe<br />

beherbergt die ganzjährige Freizeitattraktion am Alpsee<br />

Der »Kiddie-Parcours« in übersichtlicher Höhe ist für<br />

die »Bergeinsteiger« unter 1,30 Meter Körpergröße gedacht<br />

tern Höhe. <strong>Das</strong> Ziel des Alpsee Skytrails ist, dass seine Kletterer gefahrlos<br />

ihre Trittsicherheit und Schwindelfreiheit testen können. Der Ausblick auf<br />

den Alpsee ist ein zusätzlicher Bonus. Der Kletterparcours ist der vorweggenommene<br />

Höhepunkt eines für 2017 geplanten emenwegs, der sich<br />

rund um das richtige Verhalten in Höhenlagen dreht: »Berge für Einsteiger«<br />

lautet das Motto.<br />

An einem Hindernis traut sich Lena schließlich nicht weiter. Die Seile<br />

zum Greifen liegen ihr zu hoch – soweit möchte sie die Arme nicht strecken.<br />

Der Papa macht es vor, aber mit seinen »langen Armen, wie ein Affe«<br />

hat er einen Vorteil, findet Lena. Dem hat der Familienvater nichts entgegenzusetzen.<br />

Lena sucht sich einen anderen Weg – sie hat ja drei Auswahlmöglichkeiten.<br />

Sie entscheidet sich für eine stabile Trittleiter. »Vollkommen<br />

okay«, meint Martin. »Lieber so, als dass sie sich selbst überschätzt.«<br />

Auch das ist der Sinn des Alpsee Skytrails – die eigenen Grenzen erkunden.<br />

»Es ist halb Eins, die Oma wartet!«, ru da Margarethe von unten. So<br />

schnell ist die Zeit verflogen da oben. Nach einigen »Nur noch einmal<br />

zu den Kälbchen« und »Ich will nur gaaaanz kurz noch mal da hoch«<br />

gibt es keinen Aufschub mehr. Die Wölfles kehren auf den Boden zurück<br />

und schälen sich aus dem Sicherheitsgurt. Sie waren wohl nicht zum letzten<br />

Mal hier. Ihren neunten Geburtstag im November will Amelie mit<br />

ihren Freundinnen hier verbringen. Sie könnte Glück haben: Der Alpsee<br />

Skytrail ist je nach Witterung ganzjährig bekletterbar. Auch Papa Martin<br />

wird dann wieder mit von der Partie sein. Der Skytrail bietet eben Kindern<br />

und Erwachsenen den selben Spaßfaktor.<br />

Viola Elgaß<br />

Info: Alpsee Immenstadt Tourismus GmbH, Seestraße 10 ,<br />

D-87509 Immenstadt, Tel. +49 8323 998877,<br />

info@immenstadt-tourist.de, www.alpseeskytrail.de, *Namen geändert<br />

Anzeigen<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

25


Meister Lampe<br />

trägt Schneeschuhe<br />

Der Schneehase ist wie so manche Alpenpflanze ein Relikt der letzen<br />

Eiszeit, als sich die Kältesteppe der Tundra bis an die Alpen erstreckte.<br />

Im winterlichen Gebirge entdeckt man seine typische Schneespur häufig.<br />

Ihn selbst bekommt man aber so gut wie nie zu Gesicht.<br />

26


Foto: Fotolia<br />

Er lebt in unserer Region vornehmlich in Höhenlagen ab 1300 Metern<br />

und ist wie das Alpenschneehuhn eine der Tierarten, die an den extremen<br />

alpinen Lebensraum ausgezeichnet angepasst sind.<br />

»Schneehasen kann man in zwei Typen gliedern: den Felsschneehasen,<br />

der oberhalb der Baumgrenze lebt und den etwas tiefer lebenden Waldschneehasen«,<br />

erläutert Henning Werth. Er ist Gebietsbetreuer der Allgäuer<br />

Hochalpen beim Landesbund für Vogelschutz (LBV). »Die beiden<br />

Typen unterscheiden sich allerdings nur in ihrem Verhalten, ähnlich wie<br />

die Waldamsel und die Stadtamsel, die sich in ihrer Lebensweise überhaupt<br />

nicht mehr ähneln«, fährt der Tierexperte fort. »Der Waldschneehase zum<br />

Beispiel flüchtet bei Gefahr nach oben, der Felsschneehase nach unten.«<br />

Die genauen Bestandszahlen im <strong>Naturpark</strong> liegen im Dunkeln, denn<br />

die scheuen Tiere leben sehr zurückgezogen. Sie kommen jedoch relativ<br />

flächendeckend im Alpenraum vor.<br />

Flauschiger Iglubewohner<br />

Der Schneehase ist für sein Leben im Frost bestens gerüstet. Er kann<br />

Temperaturen bis minus 40 Grad Celsius überleben. Zum Schutz vor extremer<br />

Kälte lässt er sich im Winter einschneien und nutzt den sogenannten<br />

»Iglueffekt«. Aufgrund ihrer guten Tarnung und verborgenen Lebensweise<br />

begegnet man den Tieren auch in den Bergen sehr selten.<br />

Mit seinen großen Füßen, die mit langen steifen Borstenhaaren versehen<br />

sind, und seinen weit spreizbaren Hinterläufen – wie richtige Schneeschuhe<br />

– hat er auch in weichem Schnee noch perfekten Halt und kann<br />

sich flink fortbewegen. Seine hohlen, lugefüllten Haare bieten ausgezeichneten<br />

Kälteschutz.<br />

Im Sommer sehen sich die verwandten Feld- und Schneehasen verhältnismäßig<br />

ähnlich. <strong>Das</strong> Fell ist braun, o mit rötlichbraunen Beimischungen<br />

und helleren und dunkleren Bereichen. Vor dem Beginn des<br />

Winters wechseln die Schneehasen ihr Haarkleid und werden schneeweiß,<br />

die Verwandten im Feld bleiben auch im Winter braun. Die weiße<br />

Farbe bietet eine hervorragende Tarnung im Schnee. Da der Haarwechsel<br />

sich über einen längeren Zeitraum hinzieht, wirkt das Übergangsfell in<br />

dieser Zeit gescheckt.<br />

Der Schneehase steht bei allen größeren Raubtieren der Alpen ganz<br />

oben auf der Speisekarte. Dank seines geringen Gewichts kann er sich<br />

auf der Flucht schnell fortbewegen. Räubern, wie dem Fuchs, fällt die<br />

»Spurarbeit« wesentlich schwerer. Schneehasen sind meist nachts und<br />

in der Dämmerung aktiv. Der Bedrohung durch den Adler, der auf gute<br />

Sichtverhältnisse angewiesen ist, kann er so entgehen. Fuchs und Marder<br />

hingegen lassen sich nicht so einfach hinters Licht führen. Durch gelegentliches<br />

Zurücklaufen in der eigenen Spur und weite Absprünge zur<br />

Seite versucht der Schneehase die Verfolger in die Irre zu führen.<br />

Geschlechtsreif sind die Hasen schon nach einem Jahr. In den Alpen<br />

halten sich die Rammler bereits lange vor der eigentlichen Paarungszeit<br />

im März nahe bei den Häsinnen auf. Kämpfe zwischen den Männchen<br />

sind eher die Ausnahme. Nach einer Tragzeit von sieben Wochen setzen<br />

die Häsinnen zwei bis vier Junge in sogenannte Sassen, kleine Mulden<br />

am Boden. Die Jungen werden getrennt abgelegt und nur nachts gesäugt.<br />

Fressfeinde finden also immer nur einen Junghasen, niemals den gesamten<br />

Wurf. Eine Häsin setzt in der Regel zwei Mal pro Jahr. Wie bei der<br />

Verwandtscha im Feld sind auch die kleinen Schneehasen Nestflüchter.<br />

Sie kommen sehend und bereits mit voll entwickeltem Fell zur Welt. Sie<br />

werden etwa drei Wochen lang gesäugt, aber schon nach zehn Tagen<br />

können sie das erste Grün aufnehmen und folgen der Mutter auf Nahrungssuche.<br />

Der zweite Wurf erfolgt meist gegen Juli.<br />

»Verhängnisvolle Affären?«<br />

Zwar ist der Schneehase gegenwärtig nicht gefährdet. Die Klimaerwärmung<br />

wird aber zu einer Einschränkung seines Lebensraums führen,<br />

die problematisch werden düre. Eine wichtige Rolle spiele dabei die mit<br />

dem Wandel einhergehende Ausbreitung des Feldhasen in höhere Lagen,<br />

so das Ergebnis einer Schweizer Studie. Es drohe eine Vermischung der<br />

Arten. Demnach zögen weibliche Schneehasen unter Umständen einen<br />

Feldhasen-Rammler vor, weil dieser größer sei als sein weißer Konkurrent.<br />

Durch diese »Mischehen« würde der kleinere Bestand der Alpenschneehasen<br />

gefährdet.<br />

Henning Werth steht dieser Studie skeptisch entgegen. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass die Mischlinge unfruchtbar zur Welt kommen, sei<br />

sehr hoch. Eine größere Gefahr sieht er im Klimawandel. Ob der Schneehase<br />

mit den höheren Temperaturen auch in den Alpen zurechtkomme<br />

sei ungewiss: »Ohne Schnee kein Schneehase.«<br />

Viola Elgaß<br />

Anzeige<br />

27


PANORAMA<br />

Der weiße See<br />

im Kärntnerland<br />

In unserer Serie blicken wir regelmäßig über den Tellerrand hinaus in die Schutzgebiete<br />

Europas. Heute führt die Reise ins Kärntnerland: Der malerische Weissensee liegt am Fuße<br />

der Gailtaler Alpen in Österreich. Schon seit dem Mittelalter ist er für seinen Fischreichtum<br />

bekannt. Im Winter gefriert er zur größten beständigen Eisfläche Europas. Vor gut zehn Jahren,<br />

im Jahr 2006, wurde das artenreiche Gebiet um den See zum <strong>Naturpark</strong> erklärt.<br />

Seit 40 Jahren ist der Weissensee Landschasschutzgebiet, seit 2006<br />

nun auch <strong>Naturpark</strong>. Wie es in einer Publikation heißt, haben »sich<br />

weise visionäre Gemeindeväter gegen massiven Widerstand durchgesetzt«<br />

und somit die Naturlandscha erhalten. Seitdem wurden zahlreiche<br />

Maßnahmen unternommen, um den <strong>Naturpark</strong> für Gäste wie Einheimische<br />

gleichermaßen noch (er)lebenswerter zu machen.<br />

Um ein Gefühl für den geschützten Raum zu entwickeln, werden bereits<br />

die Kinder vor Ort im <strong>Naturpark</strong>-Kindergarten und in <strong>Naturpark</strong>-<br />

Schulen an das <strong>Naturpark</strong>konzept herangeführt. Die Regionalentwicklung<br />

setzt neben vielen Projekten darauf, dass die Wege entlang der täglichen<br />

Wertschöpfungskette wie beim Einsatz regionaler Produkte kurz<br />

gehalten werden – wobei nicht wie in vielen anderen <strong>Naturpark</strong>en der<br />

Käse, sondern der frische Fisch aus dem See im Vordergrund steht.<br />

Ein Naturjuwel mit Trinkwasserqualität<br />

Der »Lacus albus«, der weiße See, wurde 1075 zur Gründung des Klosters<br />

Millstadt erstmals urkundlich erwähnt. Besiedlungen fanden jedoch<br />

schon früher statt. 20.000 Jahre früher formten Gletscher das Tal, das<br />

sich heute durch drei große Biotope auszeichnet.<br />

Im Westen ist das Wasser nicht tiefer als sieben Meter. Hier wächst<br />

und gedeiht der Wasserschlauch, eine fleischfressende Unterwasserpflanze,<br />

die sich von Wasserflöhen ernährt. Auf der Ostseite, die an einen<br />

Fjord erinnert, fällt der See an seiner tiefsten Stelle bis auf neunundneunzig<br />

Meter ab. Dieser Tiefenunterschied erlaubt es vielen verschiedenen<br />

Arten, im See zu leben. Insbesondere die Seeforelle und der Seesaibling<br />

bevorzugen die Tiefen des Weissensees. Trotz seiner Höhenlage über 900<br />

Meter hat das Wasser im Sommer gute 25 Grad Celsius. <strong>Das</strong> Wasser des<br />

Weissensees hat Trinkwasserqualität.<br />

Respekt für die Urbewohner<br />

Die Seeufer, größtenteils Feuchtwiesen, beherbergen 35 verschiedene<br />

Orchideenarten. Im Osten des Sees gibt es noch Urwaldbestände und<br />

eine reich entwickelte Alpenflora. Der See ist Rastplatz für Prachttaucher,<br />

Samt- und Löffelenten, Eistaucher, Seidenreiher und – selten für diese<br />

Höhe – die Falkenraubmöwe. Neben dem Steinadler sind auch der<br />

Schlangenadler und der Wespenbussard heimisch. Hinzu kommen Bartund<br />

Gänsegeier.<br />

Um dieser Vielfalt – besonders der Beutegreifer – gerecht zu werden<br />

und ihre Koexistenz mit dem Menschen auf sichere Beine zu stellen,<br />

gründete der Wildtier-Verhaltensforscher Hans Peter Sorger die Vereinigung,<br />

»Respect to Wildlife«. Auf 1400 Metern Höhe, mitten im <strong>Naturpark</strong><br />

Weissensee, liegt sein Basislager – ein Indianertipi, das sowohl Stu-<br />

28 <strong>NAGELFLUH</strong>


Der Weissensee ist aufgrund seiner stark wechselnden Wassertiefe Lebensraum<br />

zahlreicher Fischarten – und ein Eldorado für Angler<br />

Im Winter verwandelt sich der Weissensee in die größte beständige Natureis -<br />

fläche in Europa<br />

Fotos: Stefan Valthe / Weissensee Information<br />

denten als auch die beiden Projektleiter Sorger und die Diplomzoologin<br />

Manuela Siller ganzjährig für die Freilandforschung nutzen.<br />

Sorgers spezielles Augenmerk liegt auf dem Braunbär. Da der <strong>Naturpark</strong><br />

im Zentrum der Kärntner Bärenpopulation liegt, dokumentiert er<br />

diese akribisch und studiert ihr Verhalten in der touristisch erschlossenen<br />

Region. Auch die hier vorkommenden Luchse werden regelmäßig<br />

»belauscht«. Mit modernster Audiotechnik können die Forscher mittlerweile<br />

– besonders zur Paarungszeit – fast jedes Tier an seinen »Ranz-<br />

Lauten« erkennen.<br />

Eisige Meisterschaften<br />

Im der kalten Jahreszeit ist der Weissensee für Wintersportler ein Eldorado:<br />

Im nebelfreien Sonnenhochtal werden rund 55 Kilometer Doppelspur-<br />

und Skatingloipen angelegt. Von Mitte Dezember bis Anfang<br />

März gefriert der Weissensee zur größten beständigen Natureisfläche<br />

Europas. <strong>Das</strong> Eis ist bis zu 40 Zentimeter dick. Hier werden die Niederländischen<br />

Meisterschaen im Eisschnelllauf und mehrere Eisschnelllauriterien<br />

für Profis ausgetragen. Auch sind es vorwiegend Holländer,<br />

die alljährlich im Januar in großer Zahl zum Weissensee reisen und seit<br />

1989 eines der weltgrößten Eissportspektakel mit 3000 aktiven Teilnehmern<br />

veranstalten. Bei den Eisschnelllaufmarathons über 50, 100 und<br />

200 Kilometer rauscht dann eine unüberschaubare Menge an Kufen über<br />

den zugefrorenen See.<br />

omas Niehörster/ve<br />

Info: Weissensee Information, Techendorf 78, A-9762 Weissensee,<br />

Tel. +43 4713 22200, www.weissensee.com<br />

Eine vielfältige Alpenflora und über 30 Orchideenarten wachsen rund um den<br />

See – Vielfalt, die sich zu erhalten lohnt


KURZMELDUNGEN<br />

SPIEL & SPASS<br />

Lach mal wieder!<br />

Ausmalbild<br />

Der Student kommt zu<br />

spät zur Vorlesung. Der Professor<br />

fragt grimmig: »Haben Sie gedient?« Der<br />

Student nickt. Professor: »Was hätte Ihr<br />

Spieß wohl gesagt, wenn Sie zu spät<br />

kommen?« Student: »Guten Morgen,<br />

Herr Leutnant!«<br />

Zwei Murmeltiere haben den Winterschlaf<br />

satt und fahren im <strong>Herbst</strong> in die Wüste. Kaum<br />

angekommen, sagt das eine Murmeltier empört: »<strong>Das</strong> gibt<br />

es ja nicht! Die haben noch einen strengeren Winter als<br />

wir. Im Oktober schon alle Straßen gestreut!«<br />

Vor vielen Jahren war eine Gruppe<br />

amerikanischer Soldaten in Immenstadt stationiert.<br />

An einem freien Tag wollten drei unter ihnen sich<br />

mal einen deutschen Gottesdienst anschauen.<br />

Sie setzten sich also in eine Kirche. Der Pfarrer jedoch sprach<br />

breiten Allgäuer Dialekt und so verstanden sie recht wenig. Während<br />

der unverständlichen Rede stand plötzlich ein Mann auf und die drei<br />

beschlossen, das sei eine gute Gelegenheit, ebenfalls zu gehen. Als<br />

sie sich erhoben, kicherte die ganze Kirche.<br />

»Warum lachen alle?«, fragten sie die Frau, die neben ihnen saß.<br />

Die antwortete grinsend auf Hochdeutsch: »Wir sind gerade<br />

bei der Kindstaufe und der Pfarrer hat den Vater<br />

gebeten, sich zu erheben!«<br />

Ein Spatz zum anderen: »Ich lasse mich<br />

scheiden, mein Mann hat ‘ne Meise!«<br />

Anzeige<br />

30<br />

<strong>NAGELFLUH</strong>


Anzeigen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!