Hermann Baisch 12.7.1846 Dresden – 18.5.1894 Karlsruhe Auf der ...
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<strong>Hermann</strong> <strong>Baisch</strong><br />
<strong>12.7.1846</strong> <strong>Dresden</strong> <strong>–</strong> <strong>18.5.1894</strong> <strong>Karlsruhe</strong><br />
<strong>Auf</strong> <strong>der</strong> Alm, 1893, Öl / Leinwand, 101 x 73 cm<br />
Bez.: u. r. : <strong>Hermann</strong> <strong>Baisch</strong> / 1893<br />
Vita<br />
Sohn und Schüler des Lithographen Wilhelm Heinrich Gottlieb <strong>Baisch</strong><br />
Unterricht an <strong>der</strong> Stuttgarter Kunstschule<br />
1868 Reise nach Paris<br />
1869-81 Wohnsitz in München; zeitweise Unterricht bei Adolf Lier<br />
seit 1873 Studienreisen nach Holland<br />
1881-94 Professor an <strong>der</strong> Akademie in <strong>Karlsruhe</strong><br />
1886 Mitglied <strong>der</strong> Berliner Akademie<br />
1888 Ehrenmitglied <strong>der</strong> Berliner und Münchner Akademie<br />
<strong>Hermann</strong> <strong>Baisch</strong> zählte im letzten Viertel des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts zu den bedeutendsten<br />
Freilichtmalern in Deutschland. Der Parisaufenthalt des gebürtigen Dresdners im Jahr<br />
1868 und sein Studium bei Lier in München hatten sein starkes Interesse an<br />
wechselnden Licht- und Lufterscheinungen geweckt. Gezielt bediente er sich <strong>der</strong><br />
„Macht des Lichtes“, um einfachsten Bildgegenständen Bedeutung zu verleihen.<br />
Bevorzugtes Bildmotiv blieb in seinem gesamten Oeuvre das Tierstück, das er ab 1881<br />
auch in <strong>der</strong> neu gegründeten Tiermalerei-Klasse an <strong>der</strong> <strong>Karlsruhe</strong>r Akademie lehrte.<br />
Das hochformatige Gemälde <strong>Auf</strong> <strong>der</strong> Alm gibt eine Kuhherde wie<strong>der</strong>, die sich in einer<br />
schroffen, Hochalpenlandschaft behauptet. Gleißendes Tageslicht fällt auf eine<br />
Almhütte im Bildmittelgrund, die von den kraftvollen Rin<strong>der</strong>n durch einen Lattenzaun<br />
abgegrenzt ist. Am Horizont sind schneebedeckte Berggipfel zu erkennen. Die<br />
Farbigkeit, die sich primär aus Braun- und Grüntönen aufbaut, wirkt unterkühlt und trägt<br />
zu einem starren, monumentalen Bildcharakter bei. Im Gegensatz zu <strong>der</strong> Unbewegtheit<br />
und Monumentalität <strong>der</strong> Szene steht die zügige Malweise, <strong>der</strong>en sich <strong>der</strong> Künstler ab<br />
den 1880er Jahren bediente.<br />
1
Tina Blau<br />
15.11.1845 Wien <strong>–</strong> 31.10.1916 Wien<br />
Apriltag im Prater, 1889, Öl / Leinwand, 75,4 x 94,8 cm<br />
Bez.: u. r. T. Blau [Nachname unterstrichen] / Wien Prater April 1889<br />
Vita<br />
1859-65 Zeichenunterricht bei den Landschaftsmalern Antal Hanély und August<br />
Schaeffer in Wien<br />
1866 Unterricht in <strong>der</strong> Malschule des Porträtmalers Joseph Matthäus Aigner;<br />
Einfluß des Landschaftsmalers Julius E. Mařák<br />
1869-1873 Schülerin des Historienmalers Wilhelm Lindenschmit d.J. in München.<br />
Nachhaltig beeinflusst von <strong>der</strong> Landschaftsmalerei Eduard Schleichs d.Ä.<br />
und Adolf Liers<br />
1873/74 <strong>Auf</strong>enthalt in <strong>der</strong> Malerkolonie in Szolnok/Ungarn; dort Einfluss August v.<br />
Pettenkofens<br />
1874 Rückkehr nach Wien, wo sie das Atelier mit dem Landschaftsmaler Emil<br />
Jakob Schindler teilt<br />
1883 Heirat mit dem Maler Heinrich Lang<br />
1884 Hochzeitsreise durch Griechenland, die Türkei und den Vor<strong>der</strong>en Orient<br />
anschließend Rückkehr nach München<br />
1889-93 Leiterin des Landschafts- und Stillebenkurses an <strong>der</strong> Damenakademie des<br />
Münchner Künstlerinnenvereins<br />
1890 Erste Einzelausstellung im Münchner Kunstverein, die anschließend<br />
in mehreren Städten Deutschlands gezeigt wird<br />
1898-1915 Rückkehr nach Wien; Lehrerin an <strong>der</strong> von ihr mitbegründeten<br />
„Kunstschule für Frauen und Mädchen“<br />
Tina Blau zählt neben Jacob Emil Schindler und Eugen Jettel zu den bedeutendsten<br />
Impressionisten Österreichs. Die Wienerin hatte 1869-73 bei Wilhelm Lindenschmidt d.<br />
J. an <strong>der</strong> Münchner Akademie studiert und sich nachhaltig von den Werken Eduard<br />
Schleichs d.Ä. und Adolf Liers beeindruckt gezeigt. Von 1874-79 stand sie im intensiven<br />
Austausch mit ihrem Lehrer und Atelierkollegen Jacob Emil Schindler. 1879 unternahm<br />
sie eine Romreise. Die hellen, klaren, satten Farben, die sie 1879 an den italienischen<br />
Fresken fasziniert hatten, wandelten ihre Palette. i Lichtdurchflutete Landschaften, vor<br />
allem des Wiener Praters, in dem sie seit 1877 ein Atelier führte, ii wurden zu ihrem<br />
bevorzugten Thema. Ihr Hauptwerk Frühling im Prater, das noch 1882 im Wiener<br />
Künstlerhaus wegen seiner befremdenden Helligkeit abgelehnt worden war, erhielt im<br />
Jahr darauf die „Mention honorable“ des Pariser Salons. iii<br />
1889 entstand das Gemälde Apriltag im Prater. Blau, die seit 1884 zusammen mit ihrem<br />
Gatten Heinrich Lang in München lebte, malte es wohl auf einem ihrer zahlreichen<br />
2
Kurzbesuche in <strong>der</strong> österreichischen Hauptstadt. Überliefert ist, dass sie vor Ort in <strong>der</strong><br />
Natur arbeitete, indem sie „ihre Bil<strong>der</strong> und Malutensilien, nebst einem riesigen<br />
Regenschirm auf einem eigens von ihr konstruierten son<strong>der</strong>baren Wagerl selbst von<br />
einem Malplätzchen zum an<strong>der</strong>en“ schob. iv<br />
Die Landschaft fasst Blau als ein Gefüge verschiedener farbiger Elemente auf, die in<br />
sich selbständig sind. v Einzelne staffageartige Figuren finden sich unter großen, alten<br />
Bäumen, <strong>der</strong>en Schatten ein scharfkantiges Muster auf die Erde zeichnen. Frisches<br />
Gras und austreibende Äste zeigen das Frühjahr an, das die Malerin als Übergangszeit<br />
beson<strong>der</strong>s schätzte. vi<br />
3
Carl Ebert<br />
13.10.1821 Stuttgart <strong>–</strong> 1.3.1885 München<br />
Landschaft, um 1870, Öl / Leinwand, 58,2 x 72,6 cm<br />
Bez.: u. r. : C. Ebert.<br />
Vita<br />
ca. 1835-45 Unterricht an <strong>der</strong> Stuttgarter Kunstschule bei Gottlob Friedrich<br />
Steinkopf und Johann Friedrich Dieterich<br />
1842 erster <strong>Auf</strong>enthalt in München; Reise ins Gebirge zusammen mit Carl<br />
Rottmann<br />
ab 1848 Wohnsitz in München<br />
1851 Reise zur Weltausstellung nach Paris zusammen mit Christian<br />
Morgenstern, Eduard Schleich d.Ä. und Carl Spitzweg<br />
1853 <strong>Auf</strong>enthalt auf <strong>der</strong> Fraueninsel im Chiemsee<br />
1858 Reise nach Rom zusammen mit Lenbach und den Brü<strong>der</strong>n Piloty<br />
1864 <strong>Auf</strong>enthalt in Meran und Eberfing<br />
1866 u. 70 Reisen nach Holland; letztere zusammen mit Dietrich Langko<br />
1867 <strong>Auf</strong>enthalt in Polling; Reise zur Weltausstellung nach Paris<br />
1881 Verleihung des Ritterkreuzes <strong>der</strong> 2. Klasse des Württembergischen<br />
Kronenordens<br />
Das Thema Ernte beschäftigte Carl Ebert während seiner gesamten Schaffenszeit.<br />
Schon aus dem Jahr 1846 ist eine Bleistiftzeichnung mit dem Titel Ernte bekannt, die<br />
sich aber noch primär dem Figurenstudium widmete. vii In den 1860er Jahren liegt das<br />
Hauptgewicht auf <strong>der</strong> Landschaftsdarstellung, in die die Figuren eingebunden werden.<br />
Erntelandschaften vom Starnberger See, mit denen die Landschaft <strong>der</strong> Pfalzgalerie<br />
verwandt ist, treten verstärkt in den Jahren 1868-70 auf.<br />
Das Gemälde <strong>der</strong> Benzinosammlung gewinnt seinen beson<strong>der</strong>en Reiz durch seine<br />
differenzierte Malweise. Sie wird von <strong>der</strong> linken unteren Bildecke, an <strong>der</strong> die<br />
Untermalung sichtbar ist, nach rechts oben immer detailreicher. <strong>Auf</strong> einem grob<br />
angelegten Getreidefeld im Vor<strong>der</strong>grund, das von altmeisterlich ausgeführten hohen<br />
Bäumen hinterfangen wird, sieht man Schnitter und Garbenbin<strong>der</strong>innen arbeiten. Ein<br />
Hohlweg, auf dem eine Bäuerin geht, führt in die Bildtiefe zu einem Gehöft. Dahinter<br />
öffnet sich <strong>der</strong> Blick auf den Horizont. viii<br />
Carl Ebert, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Stuttgarter Kunstschule ausgebildet worden war, konzentrierte<br />
sich ab 1846 ganz auf die Landschaftsmalerei und ländliche Sujets. ix Konsequent setzte<br />
er sich mit <strong>der</strong> Freilichtmalerei auseinan<strong>der</strong> und verarbeitete französische Einflüsse, die<br />
er seit seiner ersten Paris-Reise 1851 interessiert aufnahm. Ein Nekrolog auf den 1885<br />
verstorbenen Maler in <strong>der</strong> Leipziger Illustrirten Zeitung rühmt, dass er „sein redlich Teil<br />
an <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> jetzt so glänzenden Stellung <strong>der</strong> süddeutschen Kunststadt<br />
(München) mitgearbeitet hat und daß er unter den wenigen, denen früher schon<br />
koloristische Bestrebungen vorschwebten, sicherlich einer <strong>der</strong> Pioniere war ... .“ x<br />
4
Adolf Heinrich Lier<br />
21.5.1826 Herrnhut bei <strong>Dresden</strong> <strong>–</strong> 30.9.1882 Wahren bei Brixen<br />
Abend im Walde, 1881, Öl / Leinwand, 40 x 65,9 cm<br />
signiert unten rechts: ALier. [A und L ligiert]<br />
Vita<br />
1844 Architekturstudium an <strong>der</strong> Bauschule in <strong>Dresden</strong><br />
1846/47 Unterricht bei Gottfried Semper<br />
1847 Reise nach Venedig<br />
1848 tätig am Bau des heutigen Museums <strong>der</strong> Kulturen in Basel<br />
1849 Unterricht bei Richard Zimmermann und Johann Baptist Berdellé; danach<br />
Konzentration auf die Landschaftsmalerei an <strong>der</strong> Münchner Akademie<br />
1861 Reise nach Paris<br />
1864 <strong>Auf</strong>enthalt in Paris; Kontakt zu den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> „Schule von Barbizon“<br />
1864/65 <strong>Auf</strong>enthalt in Isle-Adam zusammen mit Dupré; danach Reise nach<br />
England<br />
1868 Ernennung zum Ehrenmitglied <strong>der</strong> Kunstakademie in <strong>Dresden</strong><br />
1869-73 Leitung einer Schule für Landschaftsmalerei in München<br />
1873 Reise nach Holland<br />
1876 Teilnahme an <strong>der</strong> Pariser Weltausstellung<br />
1881 Ernennung zum Königlichen Professor <strong>der</strong> Münchner Akademie<br />
Adolf Lier zählt zu den bedeutendsten Vertreter <strong>der</strong> Münchner Landschaftsmalerei.<br />
Beeinflusst durch die „Schule von Barbizon“, mit <strong>der</strong>en Werken er sich bei seinem<br />
Frankreichaufenthalten intensiv auseinan<strong>der</strong>gesetzt hatte, „verän<strong>der</strong>te Lier die<br />
realistische Stimmungslandschaft [in Deutschland] zu einem Naturlyrismus <strong>–</strong> zur<br />
Paysage intime“. xi Schriftlich hielt er fest: „... überall, wo ich ging und stand, gingen mir<br />
die Meisterwerke <strong>der</strong> großen französischen Landschafter Dupré, Daubigny, Corot und<br />
Rousseau nach. Sie drängten sich mir mit ihrer wun<strong>der</strong>baren Einfachheit immer wie<strong>der</strong><br />
von neuem auf und es wurde mit klar, daß die wirkliche Poesie <strong>der</strong> Landschaftsmalerei<br />
in <strong>der</strong> schönen, einfachen Natur selber liege und nie durch künstliche Mittel<br />
herbeigezaubert werden kann.“ xii<br />
Das Gemälde Abend im Walde, das zum Spätwerk Liers zählt, gibt eine Naturstimmung<br />
im Freisinger Moor wie<strong>der</strong>. xiii In maltechnischer Hinsicht sind verschiedene<br />
Arbeitsphasen deutlich zu unterscheiden: Über braune, dünn aufgetragene<br />
Pinsestriche, die die Grundierung an einigen Stellen durchscheinen lassen, setzt Lier in<br />
<strong>der</strong> Vegetationszone ein flockiges, dunkles Grün, das sich immer mehr verdichtet und<br />
nur vom pastosen Abendrot gesteigert wird.<br />
5
Baumgruppen stehen silhouettenhaft, vor dem hellen, rötlich verfärbten Himmel, <strong>der</strong><br />
sich in einem sumpfigen Weiher spiegelt. Am Ufer haben sich drei Rehe versammelt,<br />
die in die Natur eingebunden sind. Dies entspricht Liers Tendenz, immer mehr auf<br />
Staffage zu verzichten, um Einheitlichkeit zu erreichen. Er löste sich damit <strong>–</strong> bereits ab<br />
den späten 1850er Jahren <strong>–</strong> von seinem Lehrer Richard Zimmermann. Liers Mutter<br />
bemerkte 1859 anlässlich einer Ausstellung in <strong>Dresden</strong>: „für das Publikum war zu wenig<br />
darauf“ xiv . Dennoch wurden Liers Bil<strong>der</strong> sehr geschätzt. Über Schule die für<br />
Lanschaftsmalerei, die <strong>der</strong> Künstler von 1869-73 führte, wirkten sie stilbildend.<br />
6
Karl Millner<br />
25.3.1825 Mindelheim <strong>–</strong> 19.5.1895 München<br />
Der Hechtsee bei Oberaudorf, 1867, Öl / Leinwand, 89 x 128,4 cm<br />
signiert und datiert unten rechts: fc. Carl Millner. 1867.<br />
Vita<br />
1851 Malunterricht in München<br />
1852 Reise nach Innsbruck<br />
1853 Reise nach Nie<strong>der</strong>bayern. Kontakt zum Kreis um Eduard Schleich d.Ä.<br />
1853/54 Wohnsitz bei dem Vedutenmaler Wilhelm Gail in München<br />
1856 Reise in die Schweiz, in die Lombardei und nach Sardinien<br />
1857 Reisen nach Tirol und Berlin<br />
1858 fester Wohnsitz in München. Unterricht bei Julius Lange in München<br />
Hochgebirgslandschaften waren das Spezialgebiet Carl Millners, dem sich <strong>der</strong> Künstler<br />
seit Beginn <strong>der</strong> 1850er Jahre verstärkt zugewandt hatte.<br />
Das Gemälde Hechtsee bei Oberaudorf stellt den österreichischen, bei Kufstein<br />
gelegenen See vor dem Panorama des Kaisergebirges mit dem schneebedeckten<br />
„Wilden Kaiser“ dar. Durch das glühende Abendrot erstrahlt die Felsformation in<br />
heroischer Schönheit und wirft ihr Licht, gespiegelt im Wasser, bis in den verschatteten<br />
Vor<strong>der</strong>grund. Staffagefiguren, wie Fischer in einem Boot und eine Hirtin, die eine Kuh<br />
und eine Ziege einen schmalen Weg entlangtreibt, nehmen sich in <strong>der</strong> majestätischen<br />
Umwelt klein und unbedeutend aus.<br />
Sowohl die Motivwahl als auch die Farbgestaltung des Gemäldes erinnern an Werke<br />
des bedeutenden klassizistischen Landschaftsmalers Carl Rottmann. Der Lehrer Julius<br />
Langes hatte bereits in den späten 1820er Jahren Gebirgsseen in einer gesteigerten<br />
Lichtsituation wie<strong>der</strong>gegeben <strong>–</strong> so auch den Hintersee mit dem „Hohen Göll“ im<br />
Berchtesgadener Land, den Millner um 1850 ebenfalls als Bildthema wählte. xv In <strong>der</strong><br />
detailreichen Bildauffassung mit Staffagefiguren stehen die Arbeiten Millners allerdings<br />
den heroischen Landschaften Joseph Anton Kochs näher.<br />
7
Johann Nepomuk Ott<br />
14.1.1804 München <strong>–</strong> 28.2.1870 München<br />
Ansicht <strong>der</strong> Bucht von Neapel, 1831, Öl / Leinwand. 56,3 x 75,7cm<br />
Bez. u. l.: J.N.Ott 1831.<br />
Vita<br />
1818-24 Unterricht in Historienmalerei, dann in Landschaftsmalerei bei Wilhelm<br />
Kobell an <strong>der</strong> Akademie in München<br />
Studienreisen durch Bayern und Tirol<br />
1832/33 Reise nach Italien mit Unterstützung des Bayerischen Königs<br />
Das Gemälde Ansicht <strong>der</strong> Bucht von Neapel ist in das Jahr 1831 datiert. Es beweist,<br />
dass sich <strong>der</strong> ausgebildete Landschaftsmaler Johann Nepomuk Ott schon vor seiner<br />
großen Italienreise im Jahr 1832/33, mit <strong>der</strong> italienischen Küste künstlerisch<br />
auseinan<strong>der</strong>gesetzt hatte. xvi Italienische Landschaften waren zu dieser Zeit in München<br />
- nicht zuletzt durch den Italienzyklus <strong>der</strong> Hofgartenarkaden, den Carl Rottmann im<br />
<strong>Auf</strong>trag des bayerischen Königs 1830-33 ausgeführt hatte - ein aktuelles, gefragtes<br />
Bildthema.<br />
Ott zeigt sich insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> feierlichen, ruhigen Abendstimmung von Rottmann<br />
beeinflußt. Das warme, orangefarbene Licht <strong>der</strong> untergehenden Sonne gleitet über die<br />
Bucht von Neapel und wirft lange Schatten. Der Betrachter blickt von erhöhtem<br />
Standpunkt aus über einige bäuerliche Staffagefiguren in mediterraner Vegetation<br />
hinweg auf die Stadt, die sich an den Fuß eines Hügels schmiegt. In <strong>der</strong> Ferne ragt <strong>der</strong><br />
markante Vesuv auf, aus dessen Krater eine leichte Rauchwolke aufsteigt. Die<br />
klassische Bildkompostion mit dem Festland links und dem sich weit öffnenden Meer<br />
rechts, zeigt eine Verwandtschaft zu Rottmanns Gemälde Blick über Genua, das bereits<br />
1826 entstanden war. xvii<br />
In den 1850er Jahren malte Ott eine zweite Fassung <strong>der</strong> Ansicht <strong>der</strong> Bucht von Neapel.<br />
Sie entspricht dem Bild <strong>der</strong> Benzinosammlung im Format. Abweichend sind nur wenige<br />
Details und die vom Abendlicht hervorgerufene Stimmung. xviii<br />
8
Johann Heinrich Roos<br />
1631 <strong>–</strong> 1685<br />
Italienische Landschaft 1685<br />
In <strong>der</strong> Nähe von Otterberg geboren, um 1640 Übersiedelung nach Amsterdam<br />
1647 Lehre bei Guilliam Dujardin, Historienmaler,<br />
Cornelis de Bie, Landschaftsmaler und Barend Graat, Porträtist.<br />
1651 Rückkehr nach Deutschland<br />
1654 Landgraf Ernst von Hessen<br />
1658/59 Übersiedelung nach Heidelberg<br />
1664 Hofmaler des Kurfürsten Carl Ludwig von <strong>der</strong> Pfalz<br />
1667 Übersiedelung nach Frankfurt/Main<br />
9
Johann Wilhelm Schirmer<br />
5.9.1807 Jülich <strong>–</strong> 11.9.1863 <strong>Karlsruhe</strong><br />
Park-Studie, 1849, Öl / Papier / Pappe, 68,5 x 51,4 cm<br />
rückseitig datiert und bezeichnet unten rechts [mit Bleistift]: Kassel 1849<br />
Vita<br />
1825 Studium an <strong>der</strong> Akademie in Düsseldorf<br />
1827 Gründung des „Landschaftlichen Komponiervereins“ zusammen mit Carl<br />
Friedrich Lessing<br />
1831 Leiter <strong>der</strong> neu gegründeten Klasse für Landschaftsmalerei an <strong>der</strong><br />
Akademie in Düsseldorf<br />
1836 Reise in die Normandie zusammen mit Wilhelm v. Schadow und Felix<br />
Mendelssohn-Bartholdy<br />
1839 Ernennung zum Professor <strong>der</strong> Düsseldorfer Akademie<br />
1839-40 Reise nach Italien<br />
1854 im <strong>Auf</strong>trag des Prinzregenten und späteren Großherzogs Friedrich I. von<br />
Baden <strong>Auf</strong>bau einer Kunstschule in <strong>Karlsruhe</strong><br />
1855 Ernennung zum Direktor <strong>der</strong> Kunstschule; Verleihung des Ritterkreuzes<br />
des Ordens vom Zähringer Löwen<br />
Der Baum ist das zentrale Motiv in <strong>der</strong> Landschaftsmalerei von Schirmer. In <strong>der</strong><br />
Parkstudie, die 1849 in Kassel entstand, akzentuierte er den Gegensatz von flachem,<br />
kurz geschnittenem Rasen im Vor<strong>der</strong>grund und steil aufragenden hohen Bäumen<br />
dahinter. Diese nehmen zwei Viertel <strong>der</strong> Bildhöhe in Anspruch und versperren durch ihr<br />
kleinteiliges, mit raschen Pinselstrichen ausgeführtes, dichtes Laub den Blick in die<br />
Raumtiefe. Aus dem Vor<strong>der</strong>grund führt ein Weg direkt auf den Wald zu, <strong>der</strong> dann in<br />
eine Parallele zur Baumreihe einbiegt.<br />
Schirmer verstand es, „das gleichsam atmende Leben <strong>der</strong> Natur“ einzufangen, wie es<br />
ein stadtmü<strong>der</strong> Mensch erlebt. 1 Das Grün <strong>der</strong> Blätter, auf denen sich das Sonnenlicht<br />
bricht, bietet dem Auge Erholung. Die Bäume spenden kühlenden Schatten. Im<br />
Gegensatz zu seinen großformatigen Kompositionen klassischen Zuschnitts, die den<br />
Einfluss von Claude Lorrain und Nicolas Poussin zeigen, wählte Schirmer für seine<br />
zahlreichen, vor Ort entstandenen Studien häufig einen eng gefassten<br />
Landschaftsausschnitt, <strong>der</strong> ohne Staffage auskommt.<br />
In <strong>der</strong> Kunstgeschichte gilt Johann Wilhelm Schirmer als Vermittler zwischen Romantik<br />
und Naturalismus. Großen Einfluss erlangte er als erster Direktor <strong>der</strong> 1854 neu<br />
gegründeten <strong>Karlsruhe</strong>r Akademie. <strong>Auf</strong>grund seines Engagements wurde hier schon<br />
früh beson<strong>der</strong>er Wert auf die Landschaftsmalerei gelegt.<br />
1 Börsch-Supan 1988, S. 425.<br />
10
Josef Wenglein<br />
5.10.1845 München <strong>–</strong> 18.1.1919 Bad Tölz<br />
Landschaft, um 1890, Öl / Holz, 19,7 x 25,2 cm<br />
Bez. u. r.: [eingeritzt]: J.Wenglein<br />
Vita<br />
1866-70 Unterricht bei Johann Gottfried Steffan an <strong>der</strong> Akademie in München<br />
1870-73 Unterricht in <strong>der</strong> Münchner Malschule von Adolf Heinrich Lier<br />
1883 Ernennung zum Professor <strong>der</strong> Münchner Akademie<br />
1886 Ehrenmitglied <strong>der</strong> Münchner Akademie<br />
Josef Wenglein zählt Ende des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts zu den bedeutenden Vertretern <strong>der</strong><br />
Münchner Landschaftsmalerei. Ausgebildet wurde er sowohl an <strong>der</strong> Münchner<br />
Akademie bei Johann Gottfried Steffan als auch in <strong>der</strong> Malschule von Adolf Lier.<br />
Kontakte zu Eduard Schleich d.Ä. entwickelten sich vor allem über dessen Sohn Eduard<br />
Schleich d.J., <strong>der</strong> ein Schüler von Wenglein wurde.<br />
Die um 1890 entstandene Landschaft, zeigt vor allem den Einfluss von Eduard Schleich<br />
d.Ä. Im Gegensatz zum Malstil von <strong>Hermann</strong> <strong>Baisch</strong>, <strong>der</strong> ein Schulkollege Wengleins im<br />
Atelier von Lier war, wird auf dem Gemälde die „Kratztechnik“ eingesetzt. Vor allem<br />
zahlreiche Gräser <strong>der</strong> ausschnitthaft wie<strong>der</strong>gegebenen Moorlandschaft sind in die<br />
Malschicht eingetieft. Die rauhe Oberflächenstruktur <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Nähe betrachteten,<br />
kahlen Birke und auch einige Büsche werden durch pastos gesetzte Farbe<br />
wie<strong>der</strong>gegeben, während im Himmel und Hintergrund, kurze breite Pinselstriche einzeln<br />
nebeneinan<strong>der</strong>gesetzt sind. Die Stimmung des Gemäldes entspricht einem trüben,<br />
wolkenverhangenen Tag im Spätherbst. Grautöne, zu denen etwas Braun tritt,<br />
bestimmen den Eindruck.<br />
i Vgl. Natter 1996, S. 167.<br />
ii Natter 1996, S. 57.<br />
iii Natter 1996, S. 167.<br />
iv Jechl, Isa: Es war in Wien. Manuskript. o.O., o.J. Zitiert nach Natter 1996, S. 174.<br />
v Vgl. Natter 1996, S. 55.<br />
vi Vgl. Natter 1996, S. 56.<br />
vii Staatsgalerie Stuttgart, Inv.Nr. 4084.<br />
viii Das Gemälde ist aufgrund gleichlauten<strong>der</strong> Masse und Signatur eventuell mit <strong>der</strong> Landschaft identisch,<br />
die 1885 aus dem Nachlass des Künstlers versteigert wurde (Ebert 1885, S. 4, Nr. 57).<br />
ix Bühler 1971, S. 16.<br />
x Nekrolog in Leipziger Illustrirte Zeitung, Nr. 220, 16.1.1886, zitiert nach Bühler 1971, S. 45.<br />
xi<br />
Wichmann 1996, S. 73.<br />
xii<br />
Zitiert nach Mennacher 1928, S. 14.<br />
xiii<br />
Im Werkverzeichnis unter dem Titel Abend am Waldteich (Mennacher 1928, S. 130, Nr. 537).<br />
xiv<br />
Brief <strong>der</strong> Mutter Adolf Liers vom 23.11.1859. Zitiert nach Mennacher 1928, S. 8.<br />
xv<br />
Vgl. Boetticher, Bd. 1,1, 1898, S. 60, Nr. 1.<br />
xvi<br />
Bericht KV, 1871, S. 53.<br />
xvii<br />
Carl Rottmann, Blick über Genua, 1826. Kurpfälzisches Museum Heidelberg, Öl/L, 52,7 x 78,3 cm.<br />
xviii<br />
Kunstauktionen Hugo Ruef, München 30.6.1999. <strong>Auf</strong>ruf-Nr. 1147 <strong>der</strong> 482. Auktion.<br />
11
Weiter Bil<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Ausstellung<br />
19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
Heinrich Bürkel 1802 <strong>–</strong> 1869<br />
Winterlandschaft mit rastenden Jägern, 1851, Öl/Leinwand<br />
Heinrich Jakob Fried 1802 <strong>–</strong> 1870<br />
Blick auf die Madenburg, 1831, Öl/Leinwand<br />
Johann Christian von Mannlich 1741 <strong>–</strong> 1822<br />
Kirche am See, 1821, Öl/Leinwand<br />
20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
Lovis Corinth 1858 <strong>–</strong> 1925<br />
Walchsee bei Mondschein, 1920, Öl/Leinwand<br />
Hans Purrmann 1880 <strong>–</strong> 1966<br />
Bodenseelandschaft mit badenden Jungen, 1922/23, Öl/Leinwand<br />
Max Slevogt 1868 <strong>–</strong> 1932<br />
Verschneiter Waldweg am Trifels mit Schlitten, 1917, Öl/Leinwand<br />
Max Slevogt 1868 <strong>–</strong> 1932<br />
Winterlandschaft bei Neukastel, 1927, Öl/Leinwand<br />
Expressionismus<br />
Ernst Ludwig Kirchner 1880 <strong>–</strong> 1938<br />
Frühlingslandschaft, 1909, Öl/Leinwand<br />
Erich Heckel 1883 <strong>–</strong> 1970<br />
Nordküste <strong>der</strong> Flensburger Außenförde, 1914, Öl/Leinwand<br />
Max Pechstein 1881 <strong>–</strong> 1955<br />
Am Jadebusen, 1910, Öl/Leinwand<br />
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